Der heiße Herbst in Italien 1969 (Teil 1) - Eine Episode in dem historischen Wiedererstarken des Klassenkampfes

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Im Allgemeinen verbindet man den „Heißen Herbst in Italien“ , [1] der vor 40 Jahren stattfand, mit einer Reihe von Kämpfen, die Italien von Piemont bis Sizilien erschütterten und die für immer die sozialen und politischen Rahmenbedingungen des Landes umwälzten. Aber es handelte sich nicht um ein spezifisch italienisches Phänomen. Insbesondere in Europa, aber keineswegs nur da entfaltete sich Ende der 1960er Jahre eine Reihe von Kämpfen. Auch das Bewusstsein in der Arbeiterklasse wandelte sich. Beide zusammen ließen deutlich werden, dass sich etwas verändert hatte: die Arbeiterklasse war wieder gesellschaftlich in Erscheinung getreten. Nach den langen Jahren der Konterrevolution, welcher die Arbeiterklasse durch die Niederlage der 1920er Jahre, den Zweiten Weltkrieg und die konterrevolutionären Aktivitäten des Stalinismus unterworfen worden war, nahm sie ihren historischen Kampf gegen die Kapitalistenklasse wieder auf. Der „Französische Mai“ 1968 ”[2], die Streiks in Polen 1970 [3], die Kämpfe in Argentinien von 1969 -1973 [4] bilden zusammen mit dem Heißen Herbst in Italien die wichtigsten Momente dieser neuen Dynamik, die jedes Land erreichte, weil dadurch ein neuer Zeitraum sozialer Konfrontationen eröffnet wurde, welcher ungeachtet seiner Höhen und Tiefen bis heute anhält.

Im Allgemeinen verbindet man den „Heißen Herbst in Italien“ , [1] der vor 40 Jahren stattfand, mit einer Reihe von Kämpfen, die Italien von Piemont bis Sizilien erschütterten und die für immer die sozialen und politischen Rahmenbedingungen des Landes umwälzten. Aber es handelte sich nicht um ein spezifisch italienisches Phänomen. Insbesondere in Europa, aber keineswegs nur da entfaltete sich Ende der 1960er Jahre eine Reihe von Kämpfen. Auch das Bewusstsein in der Arbeiterklasse wandelte sich. Beide zusammen ließen deutlich werden, dass sich etwas verändert hatte: die Arbeiterklasse war wieder gesellschaftlich in Erscheinung getreten. Nach den langen Jahren der Konterrevolution, welcher die Arbeiterklasse durch die Niederlage der 1920er Jahre, den Zweiten Weltkrieg und die konterrevolutionären Aktivitäten des Stalinismus unterworfen worden war, nahm sie ihren historischen Kampf gegen die Kapitalistenklasse wieder auf. Der „Französische Mai“ 1968 ”[2], die Streiks in Polen 1970 [3], die Kämpfe in Argentinien von 1969 -1973 [4] bilden zusammen mit dem Heißen Herbst in Italien die wichtigsten Momente dieser neuen Dynamik, die jedes Land erreichte, weil dadurch ein neuer Zeitraum sozialer Konfrontationen eröffnet wurde, welcher ungeachtet seiner Höhen und Tiefen bis heute anhält.

Was führte zum Heißen Herbst in Italien?

Durch die Erfahrung des Mai 68 in Frankreich „wach gerüttelt“, wurde die italienische Bourgeoisie im Gegensatz zur französischen nicht überrascht, als die Kämpfe 1969 ausbrachen, obgleich dies nicht bedeutete, dass die herrschende Klasse manchmal nicht von den Ereignissen überrollt wurde. Diese Kämpfe brachen nicht aus wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Tatsächlich gab es auf internationaler wie auf nationaler Ebene eine Reihe von Faktoren, welche durch ihr Zusammenwirken eine neue Atmosphäre in der Arbeiterklasse in Italien hervorriefen, insbesondere unter der jungen Generation.

Das internationale Klima

International wurde eine bedeutende Zahl von jungen Leuten durch eine Reihe von Faktoren sensibilisiert. Dazu gehörten insbesondere:

- Der Vietnamkrieg [5], der als ein Kampf zwischen David – Vietnam – und Goliath – den USA erschien. Empört über die furchtbaren Massaker mit Napalm-Einsatz und die Gewalt, die von der amerikanischen Armee gegen die einheimische Bevölkerung angewandt wurde, gingen viele so weit, sich mit dem Widerstand der Vietcong zu identifizieren und das „arme, kleine Vietnam“ gegen den mächtigen US-„Imperialismus“ zu unterstützen[6];

- Der epische Che Guevara [7], der als für die Befreiung der Menschheit kämpfende Held auftritt und nach seiner Ermordung durch die bolivianische Armee und Spezialtrupps der CIA im Oktober 1967, noch mehr verehrt wurde.

- Die Fallen der palästinensischen Guerilla [8], insbesondere George Habaschs FPLP, die auf dem Hintergrund der feindseligen Reaktionen gegenüber dem Sechstagekrieg aufblühten, der 1967 von Israel gegen Ägypten, Syrien und Jordanien geführt und gewonnen wurde.

- Ein internationales Echo des „chinesischen Kommunismus“, der als der Vertreter des wirklichen Kommunismus im Gegensatz zum bürokratisierten „Sowjetkommunismus“ dargestellt wurde. Insbesondere die „Kulturrevolution“ [9], die von Mao Tse-tung zwischen 1966-69 durchgeführt wurde, wurde als ein Kampf um die Rückkehr zum orthodoxen „marxistisch-leninistischen Denken“ präsentiert.

- Einige dieser Aspekte stehen nicht einmal in entferntester Beziehung zum Kampf der Arbeiterklasse mit dem Ziel der Überwindung des Kapitalismus. Der Horror und das Leiden, das die vietnamesische Bevölkerung während des Krieges erleiden musste, waren eine Folge der imperialistischen Interessensgegensätze zwischen den beiden rivalisierenden Blöcken, die damals die Welt unter sich aufgeteilt hatten. Der Widerstand seitens Guerillabewegungen, z.B. der palästinensischen oder Guevara-Bewegungen, waren lediglich ein Moment des Todeskampfes zwischen diesen beiden Blöcken um die Vorherrschaft über andere Gebiete der Erde. Und was den „Kommunismus“ in China betrifft, war dieser ebenso kapitalistisch wie der in der damals bestehenden UdSSR, und die sogenannte „Kulturrevolution“ war nichts anderes als ein Machtkampf zwischen Maos Fraktion und der Deng Tsiaopings und Lia Shaoshis.

- Aber all diese Ereignisse spiegeln das schreckliche Leiden der Menschheit wider, welches unter vielen Leuten eine abgrundtiefe Abscheu der kriegerischen Gewalt und ein Gefühl der Solidarität mit den Opfern dieser Gewalt hervorriefen.

Und der Maoismus, der keinesfalls eine Lösung für die Übel des Kapitalismus brachte und eher eine Falle für den Befreiungskampf der Arbeiterklasse war, verstärkte seinerseits die internationale Herausforderung des "Realsozialismus" in Russland.

- Auf diesem Hintergrund hatte der explosive Ausbruch der Arbeiter- und Studentenkämpfe des „französischen Mai“ solch ein großes internationales Echo, dass diese zu einem Bezugspunkt und einer Ermunterung für die Jugend und die Arbeiter auf der ganzen Welt wurden. Der Mai 68 sollte bald verdeutlichen, dass man nicht nur kämpfen, sondern auch gewinnen kann. Aber der Mai 68, zumindest hinsichtlich der Studentenkämpfe, wurde von anderen Bewegungen vorbereitet, wie die der „Kritischen Universität“ [10] in Deutschland und der Bildung des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund), oder in Holland mit den Provos, oder wiederum in den USA mit der Gründung der Black Panther Party. Es handelte sich um eine Zeit, als nahezu alles, was irgendwo auf der Welt passierte, ein Echo in allen anderen Ländern hatte, weil es überall eine große Aufnahmebereitschaft gab, insbesondere unter der jungen Generation von Arbeitern und Studenten, die zu den Hauptakteuren des „Heißen Herbstes“ werden sollten. Die herrschende Angst und das Nachdenken inspirierten charismatische Persönlichkeiten der Welt des Showbusiness wie Bob Dylan, Joan Baez, Jimmy Hendrix und andere, deren Lieder sowohl die Forderungen der Leute und gesellschaftlich unterdrückter Schichten aufgriffen und unter einer langen historischen Ausbeutung litten (wie die Schwarzen in den USA) wie auch die Schrecken des Krieges anprangerten (wie die des Vietnamkrieges) und somit den Wunsch der Befreiung zum Ausdruck brachten.

Politisierung in Italien

- Wie zuvor in Frankreich ermöglichte auch in Italien die Abschwächung der bleiernen Glocke, als welcher der Stalinismus jahrelang in der Zeit der Konterrevolution gewirkt hatte, eine politische Reifung. Dies stellte den Nährboden für das Auftauchen von verschiedenen Minderheiten dar, die sich auf die Suche nach Klärung begaben. Das Auftauchen einer neuen Generation von Proletariern äußerte sich durch eine größere Kampfbereitschaft, die neue Kampfeigenschaften hervorbrachte und zu Zusammenstößen auf den Straßen führte, die die Arbeiterklasse prägen sollten.

Die Erfahrung der Quaderni Rossi (oder Rote Hefte)

Anfang der 1960er Jahre, noch inmitten der Konterrevolution, versuchten kleine Gruppen von Leuten, die gegenüber dem Stalinismus kritisch eingestellt waren, mit den ihr zur Verfügung stehenden Mittel wieder „bei Null anzufangen“. Damals verfügte die PCI (Italienische Kommunistische Partei), die genau wie die anderen KPs auf der Welt zur Konterrevolution übergewechselt und stalinistisch geworden war, über eine umfangreiche Basis an Mitgliedern und Sympathisanten, was sie zum Teil dem Glorienschein der alten, 1921 von Bordiga gegründeten revolutionären Partei verdankte. Die ca. zwei Jahrzehnte dauernde Herrschaft des Faschismus in Italien und das Verschwinden der „demokratischen“ Parteien haben der PCI mehr als anderen Parteien dabei geholfen, zu vermeiden, als wahrer Klassenfeind des Proletariats von den großen Arbeitermassen entblößt zu werden. Aber schon in den 1950er Jahren und mehr noch in den 1960er Jahren tauchten innerhalb der PCI Minderheiten auf, die zu den echten Klassenpositionen zurückkehren wollten. Man stieß vor allem wieder auf Marx, während Lenin damals weniger gelesen wurde. Auch Rosa Luxemburg wurde entdeckt.

Damals sollte die Erfahrung der Quaderni Rossi, eine innerhalb der PCI aktive Gruppe, zu einem Bezugspunkt werden. Sie war um Raniero Panzieri entstanden und veröffentlichte in der Zeit ihres Bestehens zwischen 1961-66 nur sechs Ausgaben einer Zeitschrift, die aber bei dem theoretischen Nachdenken der Linken in Italien eine gewaltige Rolle spielen sollte. Die Wurzeln der Strömung des Operaismus, auf den wir später näher eingehen werden, sind in dieser Gruppe zu finden. Die beiden Hauptgruppen des Operaismus in Italien, Potere Operaio und Lotta Continua, stammen aus diesem Umfeld. Bei den Quaderni Rossi wurde „Das Kapital“ von Marx „neu gelesen“; man befasste sich mit den „Grundrissen“ und fing an die neue Zusammensetzung der Arbeiterklasse zu untersuchen. „(…) Quaderni Rossi, die Zeitschrift Raniero Panzieris, Vittorio Foas, Mario Trontis und Alberto Asor Rosas, stand zwischen 1961-66 an der Spitze der politischen Intuition, die sich im Mittelpunkt der politischen Linie Lotta Continuas befand. Die Revolution wird nicht aus den Wahlurnen oder den Parteien hervorgehen (…); es geht um die freie Äußerung der Antagonismen zwischen Arbeitern und Ausbeutung; ein Antagonismus, der nicht durch die Betriebsabkommen und die Reformen kanalisiert werden kann, sondern eher aus den Händen der Gewerkschaftsaktivisten und der Ingenieure gerissen werden und auf die Perspektive der Kontrolle der Produktion und der globalen Umwälzung des Systems ausgerichtet sein muss[11].

Panzieri verfolgte das Projekt der Bündelung von verschiedenen, auch voneinander weit entfernten Tendenzen und Standpunkten, obwohl die Bedingungen für solch ein Projekt damals aufgrund der Konterrevolution noch nicht vorhanden waren. So „zog sich Anfang 1962, als gerade die Debatte über die erste Ausgabe der Zeitung begann, die Gruppe der Gewerkschaftsaktivisten zurück. Im Juli 1962 traten auch die ersten „Interventionisten“ (welche später die Zeitung „Gatto Selvaggio – Wildcat, Wilde Katze herausgaben) nach den Ereignissen des Piazza Statuo aus“. [12]

Neben der Erfahrung der Quaderni Rossi ist eine andere, wenn auch weniger wichtige politische Erfahrung in der Region Venedig, Progresso Veneto, erwähnenswert. Eine Persönlichkeit, die später sehr berühmt werden sollte, sollte die Brücke zwischen den beiden bauen – Toni Negri. Er begann seinen politischen Werdegang als Kommunalabgeordneter in Padua. Progresso Veneto, zwischen Dezember 1961 und März 1962 aktiv, war ein Ort, wo der in Venedig geprägte Operaismus entstand mit einer besonderen Verbindung zum Industriegürtel Porto Marghera. Quaderni Rossi und Progresso Veneto arbeiteten eine gewisse Zeit lang symbiotisch zusammen, bis die Gruppe aus Venedig sich im Juni 1963 zwischen Operaisten und Sozialisten, die eher der Partei treu blieben, spaltete.

Aber die wichtigste Spaltung fand 1964 innerhalb von Quaderni Rossi statt. Aus der Ursprungsgruppe traten Mario Troni, Alberto Asor Rosa, Massimo Cacciari, Rita DiLeo und andere aus, um Classe Operaia (Arbeiterklasse) zu gründen. Während Panzieri weiterhin fixiert blieb auf soziologische Untersuchungen, die keinen wirklichen Einfluss auf die Wirklichkeit hatten, zielte Classe Operaia auf eine Präsenz und einen unmittelbaren Einfluss in der Arbeiterklasse, weil man die Zeit dafür reif hielt. „Aus unserer Sicht erschien ihr Wirken als eine intellektuelle Spitzfindigkeit gegenüber dem, was wir als ein dringendes Bedürfnis ansahen, d.h. der Gewerkschaft einzutrichtern, dass diese ihre Rolle erfüllen sollte, und der Partei aufzuzeigen, wie sie die Revolution machen sollte.“ [13]

Ein Teil der Operaisten um Progresso Veneto trat Classe Operaia bei, die nunmehr von Mario Tronti geführt wurden. Zumindest anfangs beteiligten sich Negri, Cacciari und Ferrari Bravo. Aber die neue Zeitschrift stand selbst vor Schwierigkeiten: die Redaktion von Classe Operaia aus Venedig fing langsam an, sich von Rom zu distanzieren. Während die Mitglieder aus Rom sich der Mutterpartei PCI näherten, gründeten die Venezianer Potere Operaio, die anfangs als Beilage zu Classe Operaio als eine Sammlung von Flugblättern erschien. Classe Operaia fing 1965 an zusammenzubrechen; aber die letzte Ausgabe erschien noch im März 1967. Im gleichen Moment wurde Potere Operaio als eine politische Zeitschrift der Arbeiter von Porto Marghera gegründet [14].

Neben Quaderni Rossi und seinen verschiedenen Epigonen bestand in Italien ein dichtes Netz von Initiativen, die Texte verschiedenster Art herausbrachten, manchmal aus spezifisch kulturellen Bereichen wie dem Film oder Literatur, die nach und nach mehr politisches Gewicht und einen militanten Charakter erlangten. Zeitschriften wie Giovane Critica, Quaderni Piacentini, Nuovo Impegno, Quindici, Lavoro Politico sind auch Ausdrücke und Bestandteile dieser Reifung, die zu den Ereignissen der Jahre 1968-69 führten.

Die langjährige politische Arbeit vor dem „Heißen Herbst“ wird also ersichtlich. Zumindest unter einer Minderheit reiften politische Ideen heran und auch – wenn auch noch sehr beschränkt – das Erbe der Klassiker des Marxismus wurde wieder aufgegriffen. Aber man muss unterstreichen, dass die Gruppierungen, die zu den bedeutendsten politischen Strömungen in den 1970er Jahren wurden, noch sehr stark verwurzelt waren in der Politik der alten PCI, und dass sie sich zu einer Zeit vor der großen Explosion der Kämpfe von 1969 und der Studentenkämpfe von 1968 entwickelten. Die stalinistische Partei als Ausgangs- und Referenzpunkt zu nehmen, auch wenn dies negativ in Form einer Kritik an derselben geschah, stellte, wie wir sehen werden, die größte Beschränkung der Erfahrung der operaistischen Gruppen und für die Bewegung der damaligen Zeit dar.

Die „neue“ Arbeiterklasse

Auf gesellschaftlicher Ebene war wahrscheinlich der entscheidende Faktor der Entwicklung der Lage das starke Wachstum der Arbeiterklasse in den Jahren des Wirtschaftswunders auf Kosten vor allem der Landbevölkerung und der peripheren Gebiete des Südens. „Zusammengefasst gesagt, stehen wir vor einer Elite von hoch qualifizierten Arbeitern, die von einer großen Mehrzahl von unqualifizierten Arbeitern umgeben sind, die mit einer hohen Arbeitsgeschwindigkeit arbeiten. Manche Arbeitsschritte dauern nur wenige Sekunden, jeweils unter einer strengen Zeitkontrolle, alles im Akkord und ohne eine Perspektive beruflichen Aufstiegs.“ [15]. Diese neue Generation Arbeiter aus dem Süden war noch nicht mit Fabrikarbeit vertraut und somit nicht ihren Zwängen unterworfen. Viele Beschäftigte waren noch sehr jung und arbeiteten zum ersten Mal. Gewerkschaften kannten sie nicht; vor allem aber hatten sie nicht unter den Niederlagen der vorausgehenden Jahrzehnte, dem Krieg, dem Faschismus, der Repression gelitten, sondern brachten nur Fragen derjenigen auf, die eine neue Welt entdeckten und sie nach ihren Vorstellungen umwandeln wollten. Diese „neue“, junge, unpolitisierte und nicht gewerkschaftlich organisierte Arbeiterklasse, die unbelastet war vom Ballast der Geschichte, sollte die Geschichte des Heißen Herbstes mit prägen.

Die Bewegungen des Juli 1960 und die Zusammenstöße des Piazza Statuto des Juli 1962

Die Arbeiterkämpfe des Heißen Herbst zeichneten sich durch bedeutsame Vorstufen in Form von wichtigen Kämpfen Anfang der 1960er Jahre aus: die Straßenproteste im Juli 1960 und die Zusammenstöße auf dem Piazza Statuto im Juli 1962 in Turin.

Auch wenn diese beiden Episoden zeitlich weit vor 1968-69 liegen, waren sie wichtige Vorbedingungen der späteren Bewegung. Damals machte die Arbeiterklasse zum ersten Mal Erfahrung mit dem Staat.

Die Bewegungen des Juli 1960 fingen mit dem Protest gegen die Abhaltung des Kongresses der Neofaschistischen Partei in Genua an, als sich eine Reihe von Protesten in ganz Italien ausbreitete, die gewalttätig niedergeschlagen wurden. „In San Ferdinando di Puglia waren die Arbeiter zur Durchsetzung ihrer betrieblichen Forderungen in den Streik getreten, wie es auch später in ganz Italien geschah. Die Polizei griff sie gewalttätig und bewaffnet an: drei Arbeiter wurden schwer verletzt. In Licata, in der Gegend um Agrigento, kam es zu einem Generalstreik gegen die Arbeitsbedingungen. Am 5. Juli schossen Polizei und Carabinieri auf den vom Christdemokratischen Bürgermeister Castelli angeführten Protestzug. Der 25jährige Händler Vicenzo Napoli, wurde durch einen Gewehrschuss getötet. (…) Am nächsten Tag bewegte sich ein Protestmarsch auf den örtlichen Heiligenschrein von Porta San Paolo zu, der letzten Bastion der Verteidigung Roms gegen die Nazis; die Teilnehmer wurden heftig verprügelt. (…) Ein neuer Generalstreik brach aus. Darauf hin reagierte die Regierung ganz wütend und ordnete den Schusswaffengebrauch an : in Reggio Emiliale wurden am 7. Juli fünf Menschen erschossen und 22 verletzt. (…) Als erstes starb der 22jährige Lauto Ferioli. Neben ihm stark kurz danach Mario Serri, 40 Jahre, früher Partisan. Sie wurden von zwei Polizisten erschossen, die sich in Bäumen versteckt hatten. (…) Durch Maschinenpistolen starb kurz danach der 30 Jahre alte Emilio Reverber. Während die wütende Stimme eines Kommissars aufgezeichnet wurde, der lauthals schrie „schießt auf die Menge“, wurde Afro Tondelli, 35 Jahre, erschossen. Wie Photos belegen, wurde er kaltblütig durch einen Polizisten erschossen, der sich, um genauer treffen zu können, auf den Boden gekniet hatte.“ 16.

Die Ordnungskräfte gingen wie wir sehen können, rücksichtslos gegen die Armen und Proletarier vor, die ihre Forderungen vortrugen. Zwei Jahre später schlug die Polizei erneut bei den Zusammenstößen auf dem Piazza Statuto in Turin blutig zu, nachdem diese Bewegung durch eine Reihe von rein ökonomischen Forderungen ausgelöst worden war. Die UIL und SIDA, die schon damals deutlich gezeigt hatten, auf wessen Seite sie standen, unterzeichneten in aller Eile mit der Geschäftsleitung von Fiat Verträge, die große Benachteiligungen der Beschäftigten mit sich brachten. „6000-7000 empörte Beschäftigte, versammelten sich, nachdem sie vom Abkommen erfahren hatten, nachmittags auf dem Piazza Statuto gegenüber dem Sitz der UIL. Zwei Tage lang kam es auf dem Platz zu heftigen Zusammenstößen zwischen den Protestierenden und der Polizei. Die Ersten schlugen Schaufenster mit Stöcken und Ketten ein, errichteten primitive Barrikaden und griffen immer wieder die Polizeikräfte an. Diese schlug wiederum gewalttätig zurück; der Platz wurde mit Tränengas ‚überflutet‘, mit Gewehrkolben prügelte man auf die Demonstranten ein. Die Zusammenstöße zogen sich bis spät abends hin, sowohl am Samstag, den 7. Juli wie auch am Montag, den 9. Juli 1962. Die Führer der PCI und der CDIL, darunter Pajetta und Garavini, versuchten vergeblich die Demonstranten dazu zu bewegen, sich zu zerstreuen. Tausend Demonstranten wurden verhaftet und mehrere von ihnen verurteilt. Der größte Teil von ihnen waren junge Arbeiter, die meisten stammten aus dem Süden.“ 17.

Dario Lanzardo (18) hat einen klaren Bericht dieser Tage erstellt, dabei offizielle Zeugenaussagen zu den sinnlosen Gewalttätigkeiten der Polizei und der Carabinieri gesammelt, die sich nicht nur gegen die Demonstranten richteten, sondern auch gegen Personen, die sich zufälligerweise in der Nähe des Piazza Statuto befanden. Wenn man all die Massaker durch die Ordnungskräfte seit dem Ende des Krieges bis zum Heißen Herbst gegen die Proteste der kämpfenden Arbeiter berücksichtigt, kann man deutlich den Unterschied erkennen zwischen der finsteren Zeit der Konterrevolution – während der die Bourgeoisie vollkommen freie Hand hatte, um gegen die Arbeiterklasse vorzugehen, wie sie wollte – und der Phase des Wiedererstarkens der Kämpfe, während der es für die Herrschenden ratsamer war, zunächst die Waffe der ideologischen Verschleierung und die Sabotage durch die Gewerkschaften einzusetzen. Mit dem Heißen Herbst, der als ein Ausdruck des national und international wiedererstarkenden Klassenkampfes angesehen werden kann, änderte sich das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen sowohl im Lande als auch international. Dies und nicht irgendwie eine angebliche Demokratisierung der Institutionen ist der Schlüssel zum Begreifen der neuen historischen Phase, die Anfang der 1960er Jahre einsetzte. Aus dieser Sicht verdeutlicht die Position der PCI zu den Zusammenstößen haargenau die bürgerliche politische Position dieser Partei, die sie seit mindestens vier Jahrzehnten vertrat: „…L’Unità vom 9. Juli bezeichnete die Revolte als „Versuche der Provokation durch Hooligans“ und die Demonstranten als „unkontrollierte und verzweifelte Leute“, als „kleine Gruppe von Unverantwortlichen“, „junge Gangster“ und „Anarchisten, Internationalisten19.

Vom studentischen Herbst zum Heißen Herbst

Vom Heißen Herbst zu sprechen ist eher zu eng betrachtet, wenn man eine historische Episode betrachtet, deren Wurzeln wie eben gesehen lokal und international schon seit Jahren gewachsen waren. Die Bewegung hat ja auch nicht nur eine Jahreszeit gedauert, wie z.B. im französischen Mai 1968, sondern sie dauerte auf hohem Niveau von 1968-1969 mindestens zwei Jahre, mit Ausläufern, die bis Ende 1973 zu spüren waren.

Während dieser beiden Jahre und selbst danach war die proletarische Bewegung zutiefst geprägt von der Explosion der Studentenproteste 1968 in Italien. Deshalb müssen wir auf jede Episode zurückkommen, um deren schrittweise und beeindruckende Entwicklung zu verfolgen, die Reifung des Klassenkampfes, der damals in Italien wieder auf die Bühne der Geschichte trat.

1968 – das Jahr der Studenten

In den Schulen und vor allem den Universitäten waren die Zeichen der sich ändernden historischen Phase auffällig. Der Wirtschaftsboom, der sich in Italien wie auch in anderen Ländern der Welt nach dem 2. Weltkrieg entwickelt hatte, hatte den Lebensstandard der Arbeiterfamilien verbessert und die Beschäftigtenzahl stark ansteigen lassen. Jugendliche aus den weniger begünstigten Sozialschichten erhielten nun Zugang zu den Universitäten, um sich beruflich und kulturell besser zu bilden, was ihnen einen gesellschaftlichen Aufstieg im Vergleich zu ihren Eltern erlaubte. Aber dieser Zustrom von benachteiligten sozialen Schichten in die Universität bewirkte nicht nur eine Umwälzung der sozialen Zusammensetzung der Studentenschaft, sondern sie führte auch zu einer gewissen Abwertung der Universitätsabschlüsse. Denn nunmehr wurden sie nicht mehr ausgebildet, um wie früher eine Führungsrolle zu übernehmen, sondern um sich in den Produktionsprozess – auf industrieller und kommerzieller Ebene – einzugliedern, wo der Spielraum für die Initiative des Einzelnen immer eingeschränkter wurde.

Dieser sozialkulturelle Rahmen liefert zumindest zum Teil eine Erklärung für die Jugendbewegung zu jener Zeit: eine Infragestellung der Dogmenlehren, die von einer Kaste von Universitätsmandarinen mit mittelalterlichen Methoden beherrscht wurde, der Meritokratie, der gesellschaftlichen Zersplitterung, und eine Kritik der als vergreisend angesehenen und auf sich selbst zurückgezogenen Gesellschaft.

Die Studentenproteste fingen schon im Februar 1967 mit der Besetzung des Campana-Palastes in Turin an, wo sich die Bewegung schrittweise auf andere Universitäten ausgedehnt hatte, z.B. die Uni Pisa, die Soziologische Fakultät Trient, die katholische Fakultät Mailand, um schließlich den Süden zu erfassen. Die Bewegung dauerte monatelang fort, bis sie schließlich 1968 explodierte. Damals gab es noch nicht die Gruppen, die später in den 1970er Jahren viel Gehör fanden. Jedoch entstanden damals die verschiedenen Strömungen unterschiedlicher politischer Couleur, die die Grundlage für die Entstehung dieser Gruppen lieferten. Zu den prägendsten gehörte damals die Erfahrung in Pisa, wo eine größere Gruppe von Leuten aktiv war, die eine Zeitung "Il Potere Operaio" veröffentlichte (genannt Pisa, um sie nicht mit der anderen zu verwechseln, die aus Classe Operaia hervorgegangen war). Il Potere Operaia war in Wirklichkeit eine Arbeiterzeitung, da sie als eine Fabrikzeitung bei Olivetti Ivrea veröffentlicht wurde. Die Gruppe aus Pisa, zu denen die später berühmtesten Führer der damaligen Zeit gehörten, hob sich durch ihren Bezug auf die Arbeiterklasse und die Intervention in ihren Reihen hervor. Im Allgemeinen gab es in der ganzen damaligen Studentenbewegung die Tendenz, sich der Arbeiterklasse zuzuwenden und sie zu ihrem Hauptbezugspunkt und zum idealen Partner zu machen, auch wenn dies mit unterschiedlicher Betonung in der Studentenbewegung der damalaigen Zeit geschah. Die Studentenproteste dehnten sich auf die meisten Städte aus. Oft zogen Delegationen von Studenten regelmäßig vor die Fabriken, um dort Flugblätter zu verteilen, und um allgemein ein Bündnis mit der Welt der Arbeit herzustellen, die mehr und mehr als die Welt anerkannt wurde, der man zugehörte. Diese Identifizierung der Studenten als ein Teil der Arbeiterklasse wurde damals gar von einigen Leuten der stärker operaistischen Bewegung theoretisiert.

Die Entwicklung der Arbeiterkämpfe

Wie gesagt war 1968 auch ein Auftakt für wichtige Arbeiterkämpfe in Italien: "Im Frühjahr 1968 flammte in ganz Italien eine Reihe von Kämpfen in den Betrieben auf, die sich alle um Lohnforderungen für alle Beschäftigten drehten, welche die "mageren" Abschlüsse des Jahres 1966 ausgleichen sollten. Zu den ersten Betrieben, die in Bewegung gerieten, gehörten Fiat, wo die Arbeiter in den wichtigsten Kampf seit 14 Jahren eintraten, und Mailand, wo bei Borletti, Ercole Marelli, Magneti Marelli, Philips, Sit SIEMENS, Innocenti, Autelco, Triplex, Brollo, Raimondi, Mezzera, Rhodex, Siae Microelettronica, Seci, Ferrotubli, Elettrocondutture, Autobianchi, AMF, Fachini, Tagliaferri, Termokimik, Minerva, Amsco und zwanzig anderen kleinen Betrieben Kämpfe ausbrachen. (…) Anfangs wurde der Kampf von den alten Aktivisten und den von Außen kommenden Gewerkschaftern geführt, somit eher ziemlich autoritär geleitet, aber nach einem Monat hatten sich junge Arbeiter durchgesetzt, die "die Gewerkschafter und die Mitglieder der CI .[20] hinsichtlich der Art und Weise, wie sie den Kampf führten und hinsichtlich der verschiedenen Schritte heftig kritisierten". Dadurch ändert sich die Form der Mobilisierung qualitativ. Sehr entschlossene Streikposten wurden gebildet, Umzüge innerhalb der Werke abgehalten, um die anderen Beschäftigten zum Streik aufzufordern. Einmal haben diese Arbeiter spontan einen Streik um mehrere Stunden verlängert; dadurch wurden die Gewerkschaften gezwungen, ihn zu unterstützen. Dieser frische Wind, der von der Jugend ausging, ermöglichte eine massive Beteiligung am Kampf. Die Zahl der Streikstunden stieg immer mehr. In ganz Sesto San Giovanni kam es zu immer mehr Demonstrationen. Dabei wurde die Eingangstür des Hauptsitzes der Firma aufgestoßen. Die Streiks gingen weiter, obwohl die Assolombarda als Vorbedingung für den Beginn von Verhandlungen das Ende der Streiks forderte: Alle Arbeiter beteiligten sich am Streik, wogegen kaum ein Angestellter teilnahm." 21

Von da an zog die Bewegung weiter an: "Die Bilanz von 1969 bei Fiat gleicht einer Kriegsberichterstattung: 20 Millionen Streikstunden, der Verlust von 227.000 nichtproduzierten PKW, ein Verkaufsanstieg von 37% an ausländischen PKW." 22

Mit den Kämpfen des Heißen Herbstes ändert sich das Kräfteverhältnis in den Betrieben grundlegend. Die ausgebeuteten und durch die Arbeitsrhythmen, Kontrollen, ständigen Sanktionen gedemütigten Arbeiter gerieten in einen alltäglichen Konflikt mit den Arbeitgebern. Schnell kommt es zu einer Verweigerung der Arbeit, was darauf hinausläuft, sich der Strategie der Betriebe zu unterwerfen, und die eigenen Interessen als Lohnabhängige entschlossen zu verteidigen. Daraus entstand eine neue Streiktaktik, die darauf hinausläuft, durch eine möglichst geringe Zahl von Streikenden einen größtmöglichen Schaden für die Arbeitgeber hervorzurufen. Es kam zu wilden Streiks, an denen sich nur wenige Arbeiter beteiligten, von denen aber der komplette Produktionskreislauf abhing. Indem die Streikenden sich gegenseitig abwechselten, gelang es, Betriebe mit möglichsten geringen Kosten für die Arbeiter zu blockieren.

Ein anderer Ausdruck des geänderten Kräfteverhältnisses zwischen der Arbeiterklasse und den Arbeitgebern war die Erfahrung der Umzüge innerhalb der Betriebe. Anfangs fanden diese Kundgebungen innerhalb der Gänge und der Wege auf dem Fiat-Werksgelände und in anderen Großbetrieben statt, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Später wurden sie zu Mitteln, um die zögernden Beschäftigten, insbesondere die Angestellten, davon zu überzeugen, sich dem Streik anzuschließen. "Die Umzüge innerhalb der Werke zogen immer zu den Karosserieabteilungen, oft zu den Lackierabteilungen. Sobald man hörte, dass irgendeine Abteilung die Arbeit aufgenommen habe, oder dass man nicht-Streikende im Büro 16, dem Frauenbüro, zusammengezogen habe, haben wir uns alle gesammelt und sind dorthin gezogen. Wir haben alle Leute mitgeschleppt. Bei Mirafiori gibt es ganz viele Gänge auf dem Gelände, und an den engen Stellen konnte niemand durch. Bald war dies nicht mehr nötig: sobald man uns sah, verlangsamten die Leute die Bandgeschwindigkeit und schlossen sich uns an." (23)

Was die Vertretung der Arbeiter anging, so war für diesen Zeitraum der Slogan kennzeichnend: "Wir sind alle Delegierte", was darauf hinauslief, jegliche Vermittlung durch Gewerkschaften zu verwerfen und den Arbeitgebern direkt durch den Kampf gegenüberzutreten. Es ist wichtig, zu sehen, wie sich dieser Slogan in allen Kämpfen verbreitete und damals jahrelang den Klassenkampf prägte. Diese Erfahrung war sehr kostbar, insbesondere gegenüber den Zweifeln, die manchmal proletarische Minderheiten äußerten, die einen Kampf außerhalb der Gewerkschaften anfangen wollten, aber nicht wussten, was sie tun sollten, da sie nicht durch den Staat anerkannt wurden.

Das war nicht das Problem der Arbeiter damals im Heißen Herbst: wenn nötig kämpften und streikten sie außerhalb der Gewerkschaften und gegen deren Anweisungen. Aber sie verfolgten nicht immer ein unmittelbares Ziel. In dieser Phase war der Kampf der Arbeiter ein Ausdruck der enormen Kampfbereitschaft, eines lange unterdrückten Willens, den Einschüchterungen der Arbeitgeber entgegenzutreten. Unmittelbare Ziele waren nicht dringend erforderlich, damit dieser Wille sich äußerte; sondern der Wille selbst suchte seinen Ausdruck, schuf ein Kräfteverhältnis und änderte langsam die Geisteshaltung in der Arbeiterklasse. Die Gewerkschaften waren bei all dem nur vorübergehend präsent. In Wirklichkeit waren die Gewerkschaften wie die Herrschenden in diesen Jahren aufgrund des Drucks der Arbeiterkämpfe beiseite gedrängt worden. Sie machten das einzige, was sie machen konnten: Versuchen, an der Spitze der Bewegung zu bleiben, den Kopf über Wasser zu halten, der Bewegung hinterherzulaufen und von ihr nicht zu sehr überrollt zu werden. Übrigens war die heftige Reaktion der Arbeiterklasse auch ein Ausdruck einer mangelnden Verwurzelung der Gewerkschaften in der Arbeiterklasse und damit ihrer Fähigkeit, die Kampfbereitschaft der Arbeiter zu vereiteln oder zu blockieren, während ihnen das heute gelingt. Das hieß aber nicht, dass es damals ein tiefgreifendes Bewusstsein über die arbeiterfeindliche Rolle der Gewerkschaften gab. Die Arbeiter reagierten trotz der Haltung der Gewerkschaften nicht gegen sie, sondern weil es wichtige Schritte vorwärts bei der Bewusstseinsentwicklung gab, wie das Vereinigte Basiskomitee (CUB) aus Mailand zeigte: "Die Gewerkschaften sind "professionelle Verhandler", die mit den sogenannten Arbeiterparteien den Weg der Reformen eingeschlagen haben, d.h. den Weg der globalen und endgültigen Übereinstimmung mit den Arbeitgebern." 24

In den Jahren 1968-69 gab es eine Reihe von Arbeiterkämpfen und Protesten, mit Augenblicken großer Spannung wie in den Kämpfen in Syracusa, die zu den Zusammenstößen von Avola 25, führten oder denen in Battipaglia, die sehr gewalttätige Zusammenstöße auslösten.26. Aber die Zusammenstöße des Corso Traiano in Turin im Juli 1969 stellten sicherlich eine historische Stufe in dieser Dynamik dar. Damals wurde eine wichtige Etappe durchschritten: das Zusammenströmen von Arbeiterbewegung und der Avantgarde der Studenten. Den Studenten, die über mehr Zeit verfügten und mobiler waren, gelang es, einen wichtigen Beitrag beim Kampf der Arbeiterklasse zu leisten, die vor allem mit der jungen Generation an ihrer Spitze sich mehr der Entfremdung bewusst wurde, und den Willen zeigte, die Lohnsklaverei in der Fabrik zu überwinden. Die Verbindung zwischen diesen beiden Welten brachte einen großen Auftrieb für die 1969 stattfindenden Kämpfe, insbesondere für die des Corso Traiano. Wir zitieren ausführlich aus einem Flugblatt einer Arbeiterversammlung in Turin, das am 5. Juli verfasst wurde, weil es nicht nur einen ausgezeichneten Eindruck von dem vermittelt, was damals stattfand, sondern auch von großer politischer Qualität ist. "Der 3. Juli war kein isolierter Augenblick oder eine unkontrollierte Explosion der Revolte. Der Tag war ein Gipfel nach 50 Tagen Kämpfen, wo viele Arbeiter zusammenkamen, den Produktionszyklus vollständig blockierten, und wo nun der höchste Punkt politischer und organisatorischer Autonomie erreicht wurde, womit die Fähigkeit der Gewerkschaften, die Kämpfe zu kontrollieren, zerstört wurde.

Nachdem sie ganz von den Kämpfen beiseite gedrängt worden waren, versuchten die Gewerkschaften den Kampf außerhalb der Fabriken umzulenken, um ihn somit wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, indem sie zu einem 24-stündigen Generalstreik mit Mietboykott aufriefen. Aber erneut konnten die Arbeiter die Initiative behalten. Symbolische Streiks, die zu einem Urlaubstag werden, und sich auf einige Umzüge hier und dazu beschränken, dienen nur den Bürokraten. Der Generalstreik wird dann zu einem Werkzeug der Arbeiter, wenn sie sich vereinigen, um die in den Fabriken geführten Kämpfe auszudehnen. Die Medien weigerten sich über die Ereignisse bei Fiat zu berichten oder verbreiteten darüber Lügen. Der Augenblick war gekommen, dieses Schweigen zu brechen, aus der Isolierung herauszutreten, allen die Erfahrung der Arbeiter der Mirafiori mitzuteilen. Hunderte Arbeiter und Studenten beschlossen in einer Versammlung einen großen Umzug am Tag des Streiks zu organisieren, der von Mirafiori aus starten würde und sich dann in die Wohnviertel der Arbeiter begeben sollte, um zu einem Zusammenschluss der Arbeiter aller Betriebe zu führen. (…) Aber das war den Bossen zu viel. Noch bevor der Umzug sich aufstellte, stürzte sich eine Reihe von Schlägern und Polizisten ohne irgendeine Warnung auf die Menge, schlug auf sie ein, verhaftete Teilnehmer, schoss mit Tränengas (...) Innerhalb kürzester Zeit wehrten sich dagegen nicht nur die Avantgarde der Studenten und Arbeiter, sondern die ganze Arbeiterbevölkerung des Stadtviertels. Barrikaden wurden errichtet, den Angriffen durch die Polizei wurde mit Angriffen gegen die Polizei geantwortet. Stundenlang dauerte die Schlacht, die Polizei war schließlich zum Rückzug gezwungen. (…)

Bei diesem Prozess wurden die Kontrolle und die Vermittlung durch die Gewerkschaften über Bord geworfen. Neben den gesteckten Teilzielen bedeutete der Kampf:

- die Verwerfung der kapitalistischen Arbeitsorganisation,

- die Verwerfung der Verknüpfung der Löhne mit den Produktionserfordernissen der Unternehmer

- die Verwerfung der Ausbeutung in und außerhalb der Betriebe.

Die Streiks, Umzüge und Betriebsversammlungen haben die Spaltungen unter den Arbeitern überwunden und die selbständige Klassenorganisierung vorangetrieben, die sich dabei die Ziele setzte:

- Immer die Initiative in den Betrieben gegenüber den Gewerkschaften zu behalten,

- Erhöhung des Grundlohns für alle um 100 Lira,

- Höhereinstufungen für alle,

- Arbeitszeitverkürzungen.

(…) Der Kampf der Beschäftigten von Fiat hat damit die Ziele der vorangegangenen Jahre noch massiver verdeutlicht, indem die Kämpfe sich auf die großen Arbeiterkonzentrationen in Italien, von Milano bis Porto Marghera, Ivrea bis Valdagno ausdehnten. Diese Ziele waren :

- eine starke Steigerung des Grundlohns für alle,

- Abschaffung der Eingruppierungen,

- Unmittelbare und drastische Kürzung der Arbeitszeit ohne Lohnverlust,

- Unmittelbare und vollständige Gleichstellung zwischen Arbeitern und Angestellten. » 27

Wie schon erwähnt wies dieses Flugblatt eine Reihe von Stärken des Heißen Herbst auf. Zunächst die Idee der Gleichheit, d.h. die Lohnerhöhungen sollten alle erhalten, unabhängig von der Lohngruppe, und keine Verknüpfung mit der Produktivität. Schließlich Verkürzung der Arbeitszeit, mehr Freizeit für die Beschäftigten, um ein wirkliches Leben nach der Arbeit zu haben, um Politik machen zu können usw. Deshalb die Forderung nach Verkürzung der Arbeitszeit und die Verwerfung der Akkordarbeit. Im gleichen Flugblatt wird berichtet, dass die Turiner Arbeiter in einer Vollversammlung nach den Zusammenstößen vom 3. Juli allen Arbeitern in Italien vorgeschlagen haben, eine neue Phase radikalerer Kämpfe einzuleiten, die den Zusammenschluss der Arbeiter anhand der von den Arbeitern selbst formulierten Forderungen vorantreibt und die ganze politische Erfahrung aus den bisherigen Kämpfen zusammenträgt.

Zu diesem Zweck wurde zu einer nationalen Versammlung der Komitees und Arbeiteravantgarden in Turin aufgerufen:

1. Um die verschiedenen Kampferfahrungen anhand der Bedeutung des Kampfes bei Fiat auszuwerten und zusammenzutragen.

2. Die Ziele der neuen Phase von Klassenauseinandersetzungen festzulegen, die ausgehend von den materiellen Bedingungen der Arbeiter, die ganze kapitalistische Gesellschaft erschüttern sollten.

Am 26./27. Juli fand im Palasport Turin eine « nationale Versammlung der Arbeiteravantgarden » statt. Arbeiter aus ganz Italien berichteten über Streiks und Demonstrationen, sprachen über und trugen Forderungen vor wie die Abschaffung der verschiedenen Lohngruppen, die Verkürzung der Arbeitszeit auf 40 Stunden, (absolute und keine relativen) Lohnerhöhungen für alle und Anerkennung der Gleichstellung mit den Angestellten. « Die ganze Industrie Italiens war anwesend : in der Reihenfolge der Wortmeldungen : Mirafiori, die Petrochemie aus Marghera, Dalmine und Nuovo Pignone de Massa, Solvay aus Rossignano, Muggiano aus La Spezzia, Piaggio aus Pontedera, l’Italsider aus Piombino, Saint Gobain aus Pisa, Fatme, Autovox, Sacet und Voxon aus Rom, SNAM, Farmitalia, Sit Siemens, Alfa Romeo und Ercole Marelli aus Mailand, Ducati und Weber aus Bologna, Fiat aus Marina di Pisa, Montedison aus Ferrara, Ignis aus Varese, Necchi aus Pavia, Sir aus Porto Torres, Techniker des italienischen Fernsehens RAI aus Mailand, Galileo Oti aus Florenz, die Einheitsbasiskomitees Pirelli, das Arsenal aus La Spezzia. 28.

Was man nie zuvor gesehen hatte, eine nationale Zusammenkunft der Arbeiteravantgarden aus ganz Italien. Es war ein Moment, wo sich die Arbeiterklasse behaupten konnte, der nur in einer Phase stark ansteigender Kampfbereitschaft wie im Heißen Herbst zustande kommen konnte. Die nachfolgenden Monate, die später als « Heißer Herbst » in die Geschichte eingegangen sind, verliefen nach dem gleichen Schema. Zahlreichen Kampfepisoden, von der es eine sehr interessante Photosammlung auf der Webseite von La Repubblica 29 gibt, folgten einer nach der anderen. Hier ein nicht vollständiger Ausschnitt :

2/09 : Streik der Arbeiter und Angestellten von Pirelli für Produktionsprämien und das Recht auf Gewerkschaftseintritt. Bei Fiat traten die Arbeiter der Abteilung 32 und 33 in Mirafiori entgegen den gewerkschaftlichen Anweisungen in den Kampf.

4/09 : Agnelli, der Fiat-Boss setzte 30.000 Beschäftigte auf die Straße;

5/09 : der Versuch der Gewerkschaftsführung, die kämpferischsten Fiat-Beschäftigten zu isolieren, scheitert. Agnelli wurde dazu gezwungen, die Arbeiter wieder einzustellen.

6/09 : mehr als zwei Millionen Metaller, Bauarbeiter und Beschäftigte der chemischen Industrie traten für neue Tarife in den Kampf.

11/09 : nach dem Abbruch der Metalltarifverhandlungen am 8. September traten eine Million Metaller in ganz Italien in den Streik. In Turin blockierten 100.000 Arbeiter die Produktion bei Fiat.

12/09 : landesweiter Streik der Bauarbeiter, alle Baustellen im Land wurden dichtgemacht. Demo der Metaller in Turin, Mailand, Tarento.

16-17/9 : landesweiter 48-stündiger Streik der Chemiearbeiter, landesweiter Streik in der Zementindustrie und erneuter Streik der Bauarbeiter

22/9 : Demonstration von 6.000 Beschäftigten von Alfa Romeo in Mailand. Metallarbeiterstreik in Turin, Venedig, Modena und Cagliari.

23-24/9 : neuer landesweiter 48-stündiger Streik der Beschäftigten der Zementindustrie

25/9 : Lock-out bei Pirelli, unbegrenzte Aussperrung von 12.000 Arbeitern. Die unmittelbare Reaktion der Beschäftigten war die Blockierung alle Betriebe der Firma.

26/9 : Metaller-Demo in Turin, wo ein Protestzug von 50.000 Arbeitern von Fiat ausgeht. Generalstreik in Mailand und Demonstration Hunderttausender Arbeiter, die Pirelli zur Beendigung der Aussperrung zwingen. Zehntausende Arbeiter protestieren in Florenz und Bari.

29/9 : Demo der Beschäftigten der Metall,- chemischen und Bauindustrie in Porto Marghera, Brescia und Genua ;

30/9 : Bauarbeiterstreik in Roma, Demo von 15.000 Metallern in Livorno,

7/10 : Metallerstreik in der Provinz Mailand, 100.000 Arbeiter strömen in 9 Zügen auf dem Domplatz zusammen ;

8/10 : Landesweiter Generalstreik der Beschäftigten der chemischen Industrie. Streik in der Region Terni. Metallerdemo in Rom, Sestri, Piombino, Marina Pisa und Aquila ;

9/10 : 60.000 Metaller streiken in Genua, Generalstreik in Friol und im Raum Venedig.

10/10 : zum ersten Mal findet eine Vollversammlung in den Betriebshallen der Fiat-Mirafiori-Werke statt. Auch in anderen Betrieben kommt es zu Vollversammlungen und Umzügen. Die Polizei beschießt die Arbeiter von außerhalb der Werkzäune. Streik bei Italsider Bagnoli gegen die Suspendierung von fünf Arbeitern;

16/10 : Beschäftigte der Krankenhäuser, Eisenbahnen, Post, Kommunalverwaltungen und Tagelöhner treten in Tarifstreiks ein. Generalstreiks in Palermo und Matera.

22/10 : in 40 Fabriken in Mailand wird den Arbeitern das Recht auf Abhaltung von Vollversammlungen zugestanden.

8/11 : Tarifabschluss in der Bauindustrie. 13% Lohnerhöhungen für die unteren Lohngruppen, schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit auf 40 Stunden, das Recht auf Abhaltung von Versammlungen auf den Baustellen werden zugestanden;

13/11 : sehr heftige Zusammenstöße zwischen Arbeitern und der Polizei in Turin ;

25/11 : Generalstreik in der chemischen Industrie

28/11 : Hunderttausende Metaller kommen in Rom zu einer sehr kämpferischen und einer der größten Demos in Italien zusammen ;

3/12 : Totalstreik der Karrosserie-Arbeiter bei Fiat, Demos der Kommunalbeschäftigten ;

7/12 : Tarifabschluss in der chemischen Industrie: Lohnerhöhungen von 19.000 Lira pro Monat sind vorgesehen, die 40-Stunden und 5-Tage-Woche, drei Wochen bezahlter Urlaub ;

8/12 : Tarifabschluss in den Betrieben der Metallindustrie, in denen der Staat Miteigentümer ist. Lohnerhöhungen von 65 Lira pro Stunde für alle wurden vereinbart, Gleichstellung von Angestellten und Arbeitern, das Recht auf das Abhalten von Betriebsversammlungen mit einer Gesamtdauer von 10 Stunden pro Jahr während der Arbeitszeit, 40 Stunden Wochenarbeitszeit;

10/12 : Generalstreik der Beschäftigten der Landwirtschaft für einen landesweiten Abschluss ; Hunderttausende demonstrieren in ganz Italien. Beginn eines viertägigen Streiks der Beschäftigten der Ölgesellschaften für einen neuen Tarifabschluss ;

19/12 : landesweiter Streik in der Industrie zur Unterstützung der Metaller. Neuer landesweiter Streik der Landarbeiter ;

23/12 : Tarifabschluss in der Metallindustrie : Lohnerhöhungen von 65 Lira pro Stunde für die Arbeiter, 13.500 Lira pro Monat für die Angestellten, 13. Monatsgehalt, das Recht auf Betriebsversammlungen auf Werksgelände, Anerkennung von Gewerkschaftsvertretern und Kürzung der Arbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche ;

24/12 : nach vier Monaten Kampf wird ein landesweit gültiger Abschluss für die Landarbeiter unterzeichnet; die schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit auf 42 Stunden und 20 Tage Urlaub werden vereinbart 30 .

Diese beeindruckende Reihe von Kämpfen ist nicht nur das Ergebnis eines starken Drucks der Arbeiter, sondern auch des Spielraumes, über den die Gewerkschaften noch verfügen, mittels dessen sie die Kämpfe zerstreuen, die um die Erneuerung der Tarifverträge in verschiedenen Branchen entstanden waren. Den Herrschenden gelang es damals, die an das Tageslicht drängende tiefgreifende Unzufriedenheit einzudämmen.

Diese gewaltige Entwicklung der Kampfbereitschaft, die begleitet war von bedeutsamen Klärungen innerhalb der Arbeiterklasse, stieß später ebenso auf wichtige Hindernisse. Die Herrschenden in Italien wie auch in den anderen Ländern, die sich der erwachenden Klasse entgegenstellten, blieb aber nicht passiv, denn neben dem gewaltsamen Eingreifen der Polizei versuchten sie schrittweise andere Mittel in der Auseinandersetzung mit der Arbeiterklasse einzusetzen. Darauf werden wir im zweiten Teil des Artikels eingehen. Wir werden aufzeigen, dass die Fähigkeit der Herrschenden, die Lage wieder in Griff zu kriegen, sich hauptsächlich auf die Schwächen einer Bewegung der Arbeiter stützte, der es trotz ihrer gewaltigen Kampfbereitschaft noch an Bewusstsein mangelte. Auch ihren revolutionären Minderheiten fehlte es noch an Reife und Klarheit, um ihre Rolle zu erfüllen.

1/11/09 Ezechiele.

[1] Von Juli 1969 an mehrere Monate.

[2] Siehe Internationale Revue Nr. 133 et 134, (engl./franz.Ausgabe) Mai 68 und die revolutionäre Perspektive (I und II), 2008, deutsche Ausgabe siehe deutsche Webseite

[3] Siehe Der Klassenkampf in Osteuropa (1970-1980) International Review Nr.100.

[4] 1969-1973 war das Codoboza, der Streik von Mendoza, und Kampfwelle, die damals das Land erschütterte, der Höhepunkt der sozialen Entwicklung. Ohne ein Aufstandsniveau zu erreichen, bedeutete dieser Kampf das Wiedererwachen des Proletariats in Südamerika. Siehe: Révoltes populaires en Argentine: seule l’affirmation du prolétariat sur son terrain peut faire reculer la bourgeoisie, Revue internationale n°109, 2002, siehe auch die deutsche Webseite dazu.

[5] Siehe Notes sur l'histoire de la politique impérialiste des Etats-Unis depuis la seconde guerre mondiale, 2e partie Revue Internationale n° 114.

[6] «So entstand der Slogan: “Die Universität ist unser Vietnam”; “Die vietnamesische Guerrilla kämpft gegen den amerikanischen Imperialismus, die Studenten machen ihre Revolution gegen die Macht und die akademischen Autoritäten”. Alessandro Silj, Malpaese, Criminalità, corruzione e politica nell’Italia della prima Repubblica 1943-1994, Donzelli editore, Roma 1994, p. 92.

[7] Siehe Che Guevara : mythe et réalité (à propos de courriers d'un lecteur) in Révolution Internationale n° 384 ; Quelques commentaires sur une apologie d'Ernesto "Che" Guevara (à propos d'un livre de Besancenot) in Révolution Internationale n° 388, siehe auch deutsche Webseite hierzu

[8] Siehe Le conflit Juifs / Arabes : La position des internationalistes dans les années trente: Bilan n° 30 et 31 in Revue Internationale n° 110; Notes sur l'histoire des conflits impérialistes au Moyen-Orient, I, II e III parte in Revue Internationale115, 117 e 118; Affrontements Hamas/Fatah : la bourgeoisie palestinienne est aussi sanguinaire que les autres in Révolution Internationale n° 381- siehe auch die deutsche Webseite hierzu

[9] Siehe Le maoïsme, un pur produit de la contre-révolution in Révolution Internationale n° 371 ; Chine 1928-1949: maillon de la guerre impérialiste, I e II parte, in Revue Internationale81 e 84; Cina: il capitalismo di stato, dalle origini alla Rivoluzione Culturale (I e II parte) in Rivoluzione Internazionale n°5 e 6.

[10] Siehe Silvia Casillo, Controcultura e politica nel Sessantotto italiano

[11] Aldo Cazzullo, I ragazzi che volevano fare la rivoluzione. 1968-1978 Storia critica di Lotta continua, p. 13. Sperling e Kupfer Editori.

[12] Luca Barbieri, Il Caso 7 Aprile, cap. III, www.indicius.it

[13] Interview mit Rita Di Leo in L’operaismo degli anni Sessanta. Dai “Quaderni rossi” a “classe operaia” di Giuseppe Trotta e Fabio Milana, edizione DeriveApprodi, www.deriveapprodi.com.

[14] Vedi: Luca Barbieri, Il Caso 7 Aprile, cap. III, www.indicius.it

[15] Emilio Mentasti, La guardia rossa racconta. Storia del Comitato operaio della Magneti Marelli, p.25. Edizioni Colibrì.

[16] Giorgio Frasca Polara, Tambroni e il luglio “caldo” del ‘60, www.libertaegiustizia.it/primopiano/pp_leggi_articolo.php?id=2803&id_tit...

[17] La rivolta operaia di piazza Statuto del 1962 lotteoperaie.splinder.com/post/5219182/La+rivolta+operaia+di+piazza+S.

[18] Dario Lanzardo, La rivolta di piazza Statuto, Torino, luglio 1962, Feltrinelli.

[19] La rivolta operaia di piazza Statuto del 1962 lotteoperaie.splinder.com/post/5219182/La+rivolta+operaia+di+piazza+S.

[20] C.I., die Abkürzung “Interne Kommission”, eine offizielle Stuktur der Arbeitervertreter in den Konflikten in den Betrieben, die in Wirklichkeit ein Ausdruck der Kontrolle der Gewerkschaften über die Arbeiter waren. Sie bestanden bis zum Heißen Herbst, bevor sie dann ersetzt wurden durch die Fabrikräte (CdF).

[21] Emilio Mentasti, La guardia rossa racconta. Storia del Comitato operaio della Magneti Marelli, p.37. Edizioni Colibrì.

[22] Aldo Cazzullo, I ragazzi che volevano fare la rivoluzione. 1968-1978 Storia critica di Lotta continua, p. 75‑76. Sperling e Kupfer Editori.

[23] Aldo Cazzullo, I ragazzi che volevano fare la rivoluzione. 1968-1978 Storia critica di Lotta continua, p. 60. Sperling e Kupfer Editori.

[24] Dokumente der Basiskomitees bei Pirelli (Bicocca), IBM und Sit-Siemens, beschrieben in Alessandro Silj, Mai più senza fucile, Vallecchi, Firenze 1977, pp. 82-84

[25]Im Kampf der Agrararbeiter der Provinz Siracusa am 24. 11.1968, an dem sich auch die Arbeiter Avolas beteiligten, wurden folgende Forderungen erhoben: Lohnerhöhungen, die Abschaffung der Lohnunterschiede, die Einführung eines Gesetzes zur Respektierung der Verträge, die Einrichtung paritätischer Kontrollkommissionen, die 1966 im Kampf errungen, aber nie umgesetzt worden waren. Die Arbeitskräfte blockierten Straßen, bevor sie dann von der Polizei angegriffen wurden. Am 2. Dezember beteiligten sich die Beschäftigten aus Avola an einem Generalstreik. Die Arbeiter fingen nachts mit der Straßenblockade auf der Straße nach Noto an, andere Arbeiter schlossen sich ihnen an. Morgens trafen Mütter mit Kindern ein. Gegen 14.00 h befahl der stellvertretende Polizeichef aus Siracusa, Samperisi, der Abteilung aus Celere und Catania anzugreifen. (…) An jenem Tag feuerten die Celere-Brigaden dreimal; sie feuerten auf die Menge, die meinte, es handele sich um einen Begrüßungsschuss. Die Arbeiter suchten Deckung; einige warfen Steine. Diese Kriegsszene dauerte fast eine halbe Stunde. Am Ende hatte der kommunistische Abgeordnete Piscitello mehr als zwei Kilo Patronenhülsen zusammengetragen. Die Bilanz: zwei getötete Arbeiter, Angelo Sigona und Giuseppe Scibilia, und 48 Verletzte, darunter 5 Schwerverletztei”. (www.attac-italia.org).

[26]Wir zogen auf die Straße mit der üblichen Großzügigkeit der Jugendlichen neben den Arbeiter- und Arbeiterinnen, die gegen die Schließung der Tabak- und Zuckwerke streikten. Die Schließung dieser Betriebe und ihrer Zulieferindustrie bedeutete eine Krise für die ganze Stadt, da ca. die Hälfte der Bevölkerung durch Arbeit in diesen Betrieben die einzige Erwerbsmöglichkeit besaß. Der Generalstreik war die einzig mögliche Konsequenz. Dies fühlte die ganze Stadt, die sich daran beteiligte, darin eingeschlossen auch Studenten. Und obwohl auch viele unter uns nicht aus Battipaglia waren, spürten wir die Wichtigkeit dieser beiden Industriezweige für die Wirtschaft der Stadt. Es gab aber auch einen anderen Grund für den Generalstreik: Er bot die Möglichkeit der Solidarisierung mit den Beschäftigten der Tabakindustrie, die seit 10 Tagen den Betrieb S. Lucia besetzt hielten. Über der Stadt schwebte das Gespenst der Krise. Dies war schon zu spüren gewesen bei der Schließung von Zuckerfabriken, und erschien als eine echte Bedrohung für Tausende Arbeiter, die ihre Arbeit verlieren würden. (…) Schnell entstanden Momente der Spannung, und wie das oft geschieht, wurden sie in wirkliche Bewegung umgewandelt. Battigalia wurde zum Schauplatz gewalttätiger Zusammenstöße. Barrikaden wurden errichtet, alle Ausgangsstraßen blockiert und der Bahnhof besetzt. Die Polizei schoss erneut, und was zu einem großen Solidaritätstag mit denen werden sollte, die um ihren Arbeitsplatz kämpften, wurde zu einem Tag des Volksaufstand. Die Bilanz: zwei Tote, Hunderte Verletzte, Dutzende Autos angezündet (dazu gehörten Polizeifahrzeuge und private PKWs) und nicht zu ermittelnde Schäden. (…) Um die Kontrolle über eine wütende und verletzte Stadt wieder herzustellen, benötigten die Polizeikräfte ungefähr 20 Stunden." (Augenzeugenbericht in dem blog massimo.delmese.net/2189/9-aprile-1969-9-aprile-2009-a-40-anni-dai-moti-di-battipaglia/).

[27] www.nelvento.net/archivio/68/operai/traiano02.htm

[28] Aldo Cazzullo, I ragazzi che volevano fare la rivoluzione. 1968-1978 Storia critica di Lotta continua, p. 67. Sperling e Kupfer Editori.

[29] https://static.repubblica.it/milano/autunnocaldo/

[30] von der Webseite www.pmli.it/storiaautunnocaldo.htm.

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