Staatskapitalismus

Interne Debatte in der IKS (III) Die Ursachen für die Aufschwungperiode nach dem Zweiten Weltkrieg

Wir setzen in dieser Nummer der InternationalenRevue die Veröffentlichung unserer internenDebatte über die Erklärung des Wirtschaftsbooms in den 1950er und 60er Jahrenfort. Die Leser und Leserinnen werden sich erinnern, dass diese Debatte ihrenAusgang in einer Kritik an der Broschüre Die Dekadenz des Kapitalismus genommen hat, insbesondere an der Analyse hinsichtlich der Zerstörungen,die der Zweite Weltkrieg angerichtet hatte. Diese Kriegszerstörungen werden inder Broschüre als Ursprung des Marktes des Wiederaufbaus dargestellt, indem sieder kapitalistischen Produktion einen Absatz erlaubt hätten. Eine derPositionen (mit dem Namen Kriegswirtschaftund Staatskapitalismus) bezieht sichin Verteidigung der Broschüre grundsätzlich immer noch „auf die Idee,dass die Prosperität der 50er und 60er Jahre durch die globale Situation derimperialistischen Machtverhältnisse und die Installierung einer permanenten Kriegswirtschaftnach dem Zweiten Weltkrieg bestimmt ist". Zwei andere Positionen, die sichgrundsätzlich in der Kritik an der Analyse der Broschüre Die Dekadenz des Kapitalismus einig waren, vertraten gegensätzliche Positionen betreffend denMechanismus, der den Boom der 50er und 60er Jahre erklären sollte:keynesianische Massnahmen für die eine Position (mit dem Namen keynesianisch-fordistischer Staatskapitalismus); Ausbeutung der letzten ausserkapitalistischen Märkteund Beginn der Flucht nach vorn in die Verschuldung für die andere (mit demNamen Ausserkapitalistische Märkte und Verschuldung).

Die Grundlagen der kapitalistischen Akkumulation

Der These, der wir den Titel AusserkapitalistischeMärkte und Verschuldung gaben, behauptet, wie der Name suggeriert, dassdie Ventile, die es ermöglicht hatten, den für die kapitalistische Akkumulationin den 1950er und 1960er Jahren notwendigen Mehrwert zu realisieren, von denausserkapitalistischen Märkten und dem Kredit gebildet wurden. In dieserPeriode trat die Verschuldung allmählich an die Stelle der verbliebenenausserkapitalistischen Märkte, da diese nicht mehr ausreichten, um all die imKapitalismus produzierten Waren zu absorbieren.

Kriegswirtschaft und Staatskapitalismus

Derhauptsächliche Zweck dieses Artikels ist es, die Grundmauern für eine Analysedes Nachkriegsbooms nach 1945 zu erarbeiten, die in InternationaleRevue Nr. 42 unter dem Titel „Kriegswirtschaft und Staatskapitalismus"skizziert worden ist.[1] Dabeierscheint es uns ebenfalls als sinnvoll, kurz einige der Einwände gegen dieseAnalyse zu überprüfen, die von anderen Teilnehmern der Debatte erhoben wurden.

Wie dieeinleitenden Bemerkungen in Internationale Revue Nr.42 richtig hervorheben, geht die Bedeutung der Debatte weit über die Analysedes Nachkriegsbooms als solchen hinaus und umfasst fundamentalere Aspekte dermarxistischen Kritik an der politischen Ökonomie. Die Debatte sollte zu einembesseren Verständnis der Haupttriebkräfte der kapitalistischen Gesellschaftbeitragen. Diese Triebkräfte bestimmen sowohl die ausserordentliche Dynamik desKapitalismus in seiner Aufstiegsperiode, die ihn von seinen Anfängen in denStadtstaaten Italiens und Flanderns bis zur Schaffung der ersten planetarischenGesellschaft vorwärtstrieben, als auch die enormen zerstörerischen Kräfte desKapitalismus in seiner Dekadenzperiode, die die Menschheit zwei Weltkriegenaussetzte, deren Barbarei Dschingis Khan hätte erblassen lassen, und die heutedie unmittelbare Existenz unserer Spezies bedrohen.

Der G20 Gipfel in London: eine neue kapitalistische Welt ist nicht möglich

„Die erste globale Krise der Menschheit" (Welthandelsorganisation, April 2009)[1]. Die „schlimmste und am stärksten überall gleichzeitig wirkende Rezession in der Menschheitsgeschichte" (OECD, März 2009)[2]! Selbst die großen internationalen Institutionen müssen eingestehen, dass die gegenwärtige Wirtschaftskrise ein bisher noch nie da gewesenes Ausmaß erreicht hat. Um ihr entgegenzuwirken, mobilisiert die herrschende Klasse seit Monaten alle Kräfte. Sie versucht mit allen Mitteln, den Abstieg in die Hölle der Weltwirtschaftskrise zu verhindern. Das Treffen der G20 ist sicherlich das stärkste Symbol dieser internationalen Reaktion[3]. Alle Hoffnungen der Kapitalisten ruhten auf London, wo dieser rettende Gipfel Anfang April stattfand; er sollte die „Wirtschaft wieder ankurbeln und dem Kapitalismus einen moralischen Auftrieb" verleihen. Den Erklärungen der verschiedenen Führer der Welt zufolge war dieser Gipfel ein echter Erfolg. „An diesem Tag hat sich die Welt versammelt, um gegen die Rezession anzukämpfen", erklärte der britische Premierminister Gordon Brown. „Wir haben viel mehr erreicht als erwartet", äußerte bewegt der französische Präsident Nicolas Sarkozy. „Es handelt sich um einen historischen Kompromiss gegenüber einer außergewöhnlichen Krise", meinte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und aus Barack Obamas Sicht war der Gipfel eine „Wende".

Natürlich sieht die Wirklichkeit ganz anders aus.

Interne Debatte in der IKS (II): Die Ursachen für die Aufschwungperiode nach dem Zweiten Weltkrieg

In der Internationalen Revue Nr. 42 begannen wir mit der Veröffentlichung einer Debatte innerhalb der IKS über die grundlegenden Ursachen für die Periode der Nachkriegsprosperität während der 1950-60er Jahre, die sich als außergewöhnlich in der Geschichte des Kapitalismus seit dem Ersten Weltkrieg erwiesen hat. In diesem Artikel formulierten wir die Fragen und den Rahmen der Debatte und stellten kurz die Hauptpositionen dar, um die sich die Debatte dreht. Wir veröffentlichen nachstehend einen neuen Beitrag zur Diskussion.

Dieser Beitrag unterstützt die in Nr. 42 vorgestellte These unter dem Titel „keynesianisch-fordistischer Staatskapitalismus" und schreibt die Schaffung einer zahlungsfähigen Nachfrage während des Nachkriegsbooms im wesentlichen den keynesianischen Mechanismen zu, die von der Bourgeoisie installiert worden waren. In den folgenden Ausgaben der Revue werden wir Artikel veröffentlichen, die andere Positionen in der Debatte vertreten und auf diese Position antworten, insbesondere bezüglich des Charakters der kapitalistischen Akkumulation und der Faktoren, die den Eintritt des Kapitalismus in seine dekadente Phase bestimmen.

Die Entwicklung des Kapitalismus und die neue Perspektive - Internationalisme 1952

Der hier veröffentlichte Text erschien erstmals in der Nr.46 von "Internationalisme" im Sommer 1952. Das war die letzte Nummer dieser Zeitschrift, und der Artikel enthält, wie schon der Titel sagt, in gewisser Hinsicht eine zusammengefasste Bilanz der Positionen und politischen Orientierungspunkte dieser Gruppe. Deshalb ist er von besonderem Interesse. Was klargestellt werden muss, ist der Unterschied zwischen der Perspektive, wie sie sich aus dem Text ergibt, und der, die wir heute erkennen können.

Die New Economy: Eine erneute Rechtfertigung des Kapitalismus

In den 1970er Jahren gab es eine Kampagne, gemäss der die Wirtschaftskrise ein Auswuchs der Erdölknappheit gewesen sei. Anschließend wurde uns zu Beginn der 80er Jahre von den Reaganomics versprochen, dass die Krise nun durchgestanden sei. Dennoch muss man klar und deutlich erkennen: Seit 30 Jahren, d.h. seit Beginn des erneuten Ausbruchs der historischen Krise, konnten wir niemals einer derart tiefgreifenden ideologischen Kampagne beiwohnen, die darauf abzielt, uns einzubläuen, dass die Krise nun überwunden sei und wir in ein neues Zeitalter der Prosperität eingetreten seien. Gemäss dieser in den letzten Jahren entfesselten Propaganda wären wir jetzt also in der dritten industriellen Revolution. Ein Hauptvertreter dieser Argumentation hat sich folgendermaßen geäußert: ”Es handelt sich hier um ein historisches Ereignis von mindestens ebenso großer Tragweite wie die industrielle Revolution des 18. Jahrhunderts ... Das Zeitalter der Industrialisierung basierte auf der Einführung und dem Gebrauch von neuen Energiequellen; das Zeitalter der Informatik gründet auf der Technologie zur Herstellung von Wissen, dem Umgang mit Informationen und der Sprachsymbole.” Die Medien trichtern uns ständig ein, dass die Arbeitslosigkeit nun verschwinden wird. Sie beziehen sich dabei auf die Wachstumszahlen des BIP in den USA während der letzten Jahre. Sie schließen daraus, dass der ökonomische Zyklus, der seit Beginn der siebziger Jahre von schwachem Wachstum und periodischen, ständig tieferen Rezessionen gekennzeichnet war, nun überwunden sei. Wir seien jetzt also in eine ununterbrochene Wachstumsperiode geraten, die man nur mit Superlativen beschreiben könne. Und was ist der Grund dafür? Wir leben im Zeitalter der New Economy, die von einer großartigen neuen technologischen Innovation getragen werde: dem Internet.

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