Geschichte der Arbeiterbewegung, Die I. Internationale

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DIE HISTORISCHEN ENTWICKLUNGSSTUFEN DER PROLETARISCHEN INTERNATIONALE

(Referat auf dem Parteitag der KAPD vom 11.-13. Sept. 1921)

Das Kommunistische Manifest hat eine Vorgeschichte, die dem einen oder anderen von Euch bekannt sein mag. Es lagen ihm bereits, als dieser Grundgedanke ausgesprochen wurde, feste Organisationen zugrunde, die allerdings mehr Vereinigungen von Einzelpersonen waren als von proletarischen Massen. Aus dem BUND DER GERECHTEN, der in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden war, hatte sich, besonders durch die Mitwirkung von Marx und Engels in Deutschland der BUND DER KOMMUNISTEN entwickelt, eine internationale Vereinigung von Einzelpersonen, die in den verschiedensten Städten Europas und der Vereinigten Staaten von Amerika ihren Sitz hatte. Diese Vereinigung, die die erste Form eines internationalen Zusammenschlusses von Proletariern war, beschränkte ihre Mitgliederzahl f

Der BUND war im wesentlichen die Proklamation und des Kommunismus und des internationalen proletarischen Klassenkampfes. Es war eine Propagandagesellschaft, die dem proletarischen Klassenkampf im Sinne ihres Programms "Sturz der Bourgeoisie, Herrschaft des Proletariats, Aufhebung der alten, auf Klassengegensätzen beruhenden Gesellschaft, ohne Klassen und ohne Privateigentum" Bildung und Ziel zu geben versuchte. Seine erste und dringendste Aufgabe sah er in der Stiftung von Arbeiterbildungsvereinen in allen ihm erreichbaren Ländern mit proletarischer Bevölkerung.

Der BUND mußte sich mit dieser bescheidenen Aufgabe begn

Marx und Engels mußten dem Proletariat den Weg zeigen aufgrund der gegebenen konkreten Verhältnisse. Ihr Vorschlag f

Nach den revolutionären Machtkämpfen um die 50er Jahre herum setzte eine gewisse Stagnation und Zerr

Die englischen Arbeiter wandten sich an die französischen Arbeiter mit einer Adresse und baten diese um eine internationale Zusammenkunft, um dieser "Schmutzkonkurrenz" ein Ende zu machen. Der eigentliche Ausgangspunkt der 1. Internationale war also durchaus kein im heutigen Sinne proletarisch-revolutionärer, sondern eigentlich nur der Wille der Arbeiterklasse eines Landes, ihre Arbeitskraft weiter verkaufen zu können. Diese Zusammenkunft zwischen den französischen und englischen Delegierten, zu denen eine Reihe aus anderen Ländern hinzukamen, fand 1864 in St. Martinshall in London statt. Hier wurde die Internationale Arbeiter Assoziation ins Leben gerufen, indem auf Antrag der englischen Trade-Unionisten ein Komitee zum Entwurf von Statuten f

Es handelte sich nun darum, welche historische Aufgabe sich diese Internationale Arbeiter Assoziation stellen, welches Ziel, welche Prinzipien, welche Taktik, welche Organisationsform sie wählen sollte. Marx und Engels, die bei dieser Organisation sofort im Vordergrund standen, sahen sich gezwungen, wenn sie schon eine Arbeiterbewegung

In der 1. Internationale waren Organisationen vertreten, die so gut wie alles darstellen, was die Arbeiterbewegung an Programmen und Parteien

Schon aus dieser Gruppierung ersieht man, daß diese Internationale zu einem einheitlichen Handeln und einem entschlossenen, ernsthaften Angriff gegen die Bourgeoisie nicht fähig sein konnte. Trotzdem wäre es grundfalsch, ihre historische Notwendigkeit leugnen zu wollen, die schon daraus hervorgeht, daß die Arbeiterbewegung

Diese 1.Internationale hat sehr viele Konflikte auf allen ihren Kongressen gehabt, aber immer wieder siegte der Standpunkt der englischen Gewerkschaften. Es war unmöglich, diese Internationale auf das proletarisch-revolutionäre Gleis zu drängen, weil sie in ihrer ganzen Zusammensetzung und in ihrem Übergewicht Bewegungen aufwies, die gewerkschaftlich waren, also nicht die Aufgabe hatten, den kapitalistischen Staat zu zerstören. Hinzu kam, daß nach einigen Jahren Bakunin in die italienische Bewegung eintrat und dort zusammen mit romanischen Syndikalisten die Internationale in ein ganz bestimmtes Fahrwasser zu lenken versuchte, nämlich in ein B

Der wahre ökonomische Grund dieses Zusammenbruchs lag nat

(aus der Zeitung der KAPD 1921).

ür die einzelnen Städte auf die Zahl von 3 bis 10 Personen. Über 10 durfte die Mitgliederzahl nicht hinausgehen. Das war eine Vorsichtsmaßnahme gegen die polizeilichen Maßnahmen und die Spitzeleien der damaligen monarchischen Regierungen. Dieser ganze Bund hatte durchaus den Charakter der Illegalität. Seine Organisationsform war trotzdem bereits sehr weit gediehen. Er war aufgebaut auf Ortsgruppen, dann auf Kreisen, leitenden Kreisen, Ländern und fand seine Spitze in einer Zentralbehörde bzw. dem Kongreß. ügen, weil die Voraussetzungen für die aktiv-revolutionäre Tat der proletarischen Revolution, den Sturz der herrschenden Bourgeoisie, in den meisten Ländern historisch noch nicht gegeben waren. Und doch war gerade das theoretische Aufzeigen der Linie der proletarischen Revolution, vor allen Dingen der Taktik des Proletariats zur Eroberung der politischen Macht eine Tat ohnegleichen. Nicht nur, daß in dem Kommunistischen Manifest selbst aufzeigt ist, daß die Befreiung des Proletariats nur gehen kann über den Sturz der Bourgeoisie und über die Organisierung des Proletariats als herrschende Klasse, als proletarischer Staat, nein, diese großen Gedanken waren schon so weit entwickelt von Marx und Engels, daß in einer Ansprache an diesen BUND, die sie verfaßten, sogar schon zum ersten Male in der Geschichte der Gedanke der Arbeiterräte und der proletarischen Armee ausgesprochen wurde.ür die proletarische Taktik war der, daß das Proletariat zusammengehen müsse mit dem Bürgertum gegen die reaktionären Klassen so lange, bis die bürgerliche Klasse selbst zur Herrschaft gelangt sei. Aber während des Kampfes zwischen Feudaladel, der herrschenden Klasse, und dem Bürgertum, das damals noch nicht die politisch herrschende Klasse war, hätte das Proletariat seine eigenen Formen, seine eigenen Organisationen zu entwickeln und seinen eigenen Weg ganz klar vorauszusehen und zu gehen.üttung aller revolutionärer Bewegungen ein, die auch die Gedanken des BUNDES DER KOMMUNISTEN, dieser ersten Anfänge der proletarischen Internationale, in den Köpfen der wenigen bewußt-revolutionären Arbeiter verwischte oder wenigstens zurücktreten ließ. Die Forderung nach einem internationalen Zusammenschluß des Proletariats aller Länder tauchte erst wieder Anfang der 60er Jahre, und zwar sogleich in einer ganz anderen Form und Ausdehnung auf. Der Ursprung der 1. Internationale oder, wie sie damals hieß, der Internationalen Arbeiterassoziation, ist bezeichnend für ihre ganze spätere Entwicklung und für ihr schließliches Ende. Tatsächlich kam diese Internationale dadurch zustande, daß die englischen Arbeiter, und zwar die englischen Trade-Unions, sich bedroht fühlten durch die Konkurrenz, die die englische Bourgeoisie durch die Beschäftigung und "Einfuhr" ausländischer Arbeiter dem englischen Proletariat machte. ür eine Vereinigung gewählt wurde. Dieses Komitee, dem auch Karl Marx angehörte, setzte sich aus 50 Mitgliedern zusammen, unter welchen die englischen Trade-Unionisten ungefähr die Hälfte repräsentierten. überhaupt auf die Beine stellen wollten, theoretisch auf das Programm des BUNDES DER KOMMUNISTEN zu verzichten und diese Internationale auf eine ganz andere theoretische Grundlage als jene zu stellen. Charakteristisch dafür ist Engels' Ausspruch, daß man einerseits den englischen Trade-Unions, andererseits den italienischen, französischen, spanischen Syndikalisten und den deutschen Lassaleanern die Tür nicht versperren dürfe. Es kam in der Tat so: Die Internationale Arbeiter Assoziation hat in Wirklichkeit niemals ein ganz festes Programm und eine einheitliche Linie für alle Länder gehabt. Sie konnte das nicht haben, weil die Entwicklung der ökonomischen Verhältnisse noch nicht so weit gediehen war. überhaupt hervorgebracht hat. Es war ein Gemisch aus allen Strömungen, von den terroristischen Anarchisten bis zu den reformistischen Gewerkschaftsbewegungen. Es waren vertreten vor allen Dingen englische Gewerkschaften, Trade Unions. Außerdem aus Frankreich, das damals noch keine eigentliche Sozialdemokratie hatte, zwei Richtungen: eine, geführt von Blanqui, mit keinem eigentlich proletarisch-kommunistischen Programm, auf der anderen Seite die französischen Proudhonisten, die die proletarische Revolution sich vorstellten durch die Errichtung von Tauschbänken mit Unterstützung des Staates, teilweise sogar noch des monarchischen Staates, durch Kredithilfe usw. Aus Italien die Partei Mazzinis, eine republikanische Partei ohne irgendein sozialistisches Prinzip, die später, als man den bürgerlichen Staat angriff, sofort gegen die Internationale auftrat. Aus Deutschland war noch keine eigentliche Organisation darin vertreten, wenigstens keine von den sozialdemokratischen Bewegungen, die gerade in dieser Zeit erst heranwuchsen. Die Lassaleaner, die im Prinzip nicht gegen die Internationale waren, mußten auf Drängen von Marx die Beziehung zur Internationale aufgeben, als sie erklärten, sie wären wohl im Prinzip dafür, könnten sich aber nicht anschließen, weil sie dann mit dem Gesetze in Konflikt geraten würden.überhaupt erst einmal in Fluß kommen und lebendig werden mußte. Entsprechend dem Schwergewicht, das die englischen Trade-Unionisten in der Internationalen Arbeiter Assoziation besaßen, bewegten sich ihre Hauptfragen und ihre praktische Wirksamkeit vor allem im Rahmen der englischen Arbeiterbewegung, in der wiederum besonders die Kämpfe um die englische Wahlreform und die Zehnstundenbill großen Raum einnahmen.ündnis mit der damals vorhandenen bürgerlichen Friedens- und Freiheitsliga. Dieses Bündnis wurde abgelehnt. Daraufhin organisierte Bakunin eine Allianz der sozialistischen Demokratie innerhalb der Internationale und damit eine der Ursachen ihres Zusammenbruches. Aber die eigentliche Ursache ihres Zusammenbruches war die Geburt der Pariser Kommune. Dieses Ereignis, das neben der russischen Revolution das größte Ereignis in der proletarischen Bewegung ist, wühlte die Internationale gründlichst auf. Als die Pariser Kommune zusammenbrach, zeigte es sich, wie schwach in ihrem Kern die 1. Internationale war. Die englischen Gewerkschaften lehnten die Pariser Kommune ebenso ab, wie die italienische Partei Mazzinis. Marx und Engels verteidigten in der berühmten Inauguraladresse die Errichtung der Pariser Kommune als den ersten großen selbständigen Schritt der proletarischen Revolution. So kam es, daß über diese Streitfrage die 1. Internationale gespalten wurde. ürlich in der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft überhaupt. Der Kapitalismus steckte damals noch in den meisten Ländern in seinem Anfangsstadium. Er mußte sich erst, namentlich in Deutschland und Italien, zu seiner nationalen Einheit entwicklen, ehe er in das höhere Stadium des internationalen Kapitalismus einrückte. Die Arbeiterbewegung ging, als der Kapitalismus in allen Ländern die Bahn der Herstellung ihrer nationalen Einheit einschlug und seinen nationalen Staat zu formen begann, diesen Schritt mit. In dieser Zeit bildeten sich überall die nationalen sozialdemokratischen Parteien, die später die Grundlage der 2. Internationale bilden sollten.

Entwicklung des proletarischen <br>Bewusstseins und der Organisation: