Nachfolgend stellen wir das Manifest des 2. Treffens von Esparevol (Revolutionärer Ort für Treffen und Debatten) vor, ein Forum, das vor mehr als einem Jahr entstand [1] .
Esparevol ist Teil der Anstrengungen der Bewusstwerdung kleiner Minderheiten auf der ganzen Welt. Esparevol geht an seine Aktivitäten aus einem internationalistischen Blickwinkel heran und steht gegenüber diesen Minderheiten offen. „Wir wollen all die Initiativen ermutigen und uns an ihnen beteiligen, die über die Grenzen hinausgehen, den Kampf und die Solidarität all der Arbeiter unterstützen, die sich auf die Suche nach Selbständigkeit begeben haben und all das verwerfen, was sie unterdrückt und ausbeutet, sei es auf allgemeiner oder alltäglicher Ebene, wie den kleinen aber unabdingbaren Kämpfen ums Überleben. Wir wollen uns an all dem beteiligen, was sich in diese Richtung aus einer internationalistischen und proletarischen Perspektive bewegt, oder anders gesagt, die Perspektive, wenn jemand unseresgleichen (mit den gleichen Bedürfnissen, Interessen und Sehnsüchten) zu irgendeinem Zeitpunkt der Geschichte oder heute an irgendeinem Ort der Erde kämpft, führen wir auch den gleichen Kampf.“
Nachfolgend stellen wir das Manifest des 2. Treffens von Esparevol (Revolutionärer Ort für Treffen und Debatten) vor, ein Forum, das vor mehr als einem Jahr entstand [1] .
Esparevol ist Teil der Anstrengungen der Bewusstwerdung kleiner Minderheiten auf der ganzen Welt. Esparevol geht an seine Aktivitäten aus einem internationalistischen Blickwinkel heran und steht gegenüber diesen Minderheiten offen. „Wir wollen all die Initiativen ermutigen und uns an ihnen beteiligen, die über die Grenzen hinausgehen, den Kampf und die Solidarität all der Arbeiter unterstützen, die sich auf die Suche nach Selbständigkeit begeben haben und all das verwerfen, was sie unterdrückt und ausbeutet, sei es auf allgemeiner oder alltäglicher Ebene, wie den kleinen aber unabdingbaren Kämpfen ums Überleben. Wir wollen uns an all dem beteiligen, was sich in diese Richtung aus einer internationalistischen und proletarischen Perspektive bewegt, oder anders gesagt, die Perspektive, wenn jemand unseresgleichen (mit den gleichen Bedürfnissen, Interessen und Sehnsüchten) zu irgendeinem Zeitpunkt der Geschichte oder heute an irgendeinem Ort der Erde kämpft, führen wir auch den gleichen Kampf.“
Esparevol nimmt eine militante und verantwortungsvolle, engagierte Haltung ein, indem es seine Aktivitäten darauf ausrichtet: “Dies geschieht nicht mit dem Anliegen, irgendwelche sozialen Phänomene zu untersuchen, sondern aufgrund der unaufschiebbaren Notwendigkeit, gegenüber der Realität einzugreifen, um einen kleinen Beitrag (von Tausenden anderen) zur Geschichte zu leisten.“
Heute besteht der Kriegsschrei der “Kommunikationsmedien”, der Regierenden, Gewerkschafter, Parteien, welche in allen möglichen Gewändern für die Verteidigung des Systems eintreten, darin zu behaupten, dass „sie gerne die Dinge verbessern möchten, wenn sie könnten“, aber sie stießen immer wieder auf das große Hindernis der „Passivität“, der „Verbürgerlichung“, „derAblehnung jeglichen Kampfes der Arbeiter“. Diese Botschaft soll bei uns ein schlechtes Gewissen hervorrufen, uns demoralisieren, uns lächerlich machen, uns eintrichtern, dass wir „Versager“ seien.
Dem gegenüber verfällt das Dokument nicht ins wirkungslose Lamentieren „die Arbeiterklasse kämpft nicht“, „die Arbeiter schlucken alles“. Das Dokument erkennt das Auseinanderklaffen zwischen der Tragweite der Krise und dem noch schwachen Niveau des Arbeiterkampfes, aber es begreift, dass: „Aber nicht alles beschränkt sich auf das Offensichtliche; ein Baum ist nicht nur Baumrinde. Immer mehr Leute sind sich darüber im Klaren, dass dieser Zustand unhaltbar ist, dass es keine Zukunftsgarantien gibt, dass die angeblichen Organisationen des Arbeiterkampfes (Gewerkschaften, Parteien und Ähnliches) in Wirklichkeit Organisationen gegen den Kampf sind. Ein elementares Bewusstsein wird sich langsam durchsetzen, obwohl seine massive Umsetzung noch nicht greifbar ist. Diese Desillusionierung kann fruchtbar werden, wenn sie den Weg des wirklichen Kampfes einschlägt (selbstorganisiert, solidarisch, bewusst), wenn sie sich mit der Geschichte des Kampfes unserer Klasse vertraut macht und den gegenwärtig kleinen, schwachen und zerstreuten Kämpfen, die kaum wahrgenommen werden können. Man muss näher auf Griechenland schauen (trotz all seiner Grenzen) und auf die verschwiegenen Kämpfe in Rumänien, Algerien, der Türkei. Wir bekräftigen, dass die Arbeiterklasse (auch wenn sie hinterhinkt) in Bewegung geraten ist, und dass es notwendig ist, dies all ihren Feinden bekannt zu machen, welche dies zu verheimlichen und zu bremsen versuchen.“
Es geht von einer realistischen und nüchternen Analyse der Lage der Arbeiterklasse aus, auf deren Grundlage sie zum Voranschreiten und zur Überwindung der Schwierigkeiten beitragen wollen. Gegenüber „Streiks“ wie dem am 8. Juni (von den Gewerkschaften ausgerufener ‚Generalstreik‘), der von Anfang darauf ausgelegt war, die Arbeiter zu demobilisieren und zu demoralisieren, wirft er die Frage auf: „Gegen die von ihnen angekündigten „wirklichen Mobilisierungen“ müssen wir uns empört auflehnen; wir müssen an diesen teilnehmen, um aufzuzeigen, wie machtlos diese bleiben. Demgegenüber müssen wir die wirklichen Instrumente des Nachdenkens und des Klassenkampfes hervorheben: allen Arbeitern offen stehende Vollversammlungen, und zur Bildung von Kampfkomitees ermuntern, die Keime zukünftiger offener Versammlungen sein werden, welche Teil des noch seltenen aber sicheren selbständigen Handelns der Arbeiter sein werden, und die falschen Kritiker und deren (De)Mobilisierungen anprangern.“
In Anbetracht der Verschleierungsversuche und der Irreführung seitens der herrschenden Klasse gegenüber den auftauchenden Arbeiterkämpfen wollen die Genoss/Innen diese bekannt machen und ergreifen Mittel, damit es auf ihrem blog aktualisierte Informationen über jüngste Kämpfe gibt[2].
Aber die Genoss/Innen bemühen sich ebenso um Klärung und Debatte, damit Esparevol “ein Ort des Zusammenkommens, offen für die Debatte und ehrliches Handeln zwischen Menschen und Gruppen, die beanspruchen, die Welt und das Leben umwälzen zu wollen,“ wird. Und „deshalb werden wir weiter nach Mitteln der Debatte im Internet suchen (unseren eigenen bescheidenen blog) und durch direkte Anwesenheit vor Ort: offene Debatten in verschiedenen Städten, wie wir sie schon abgehalten haben, wo wir die Klärung vorantreiben und die Theorie entwickeln können, welche wir benötigen, um die „Welt“ zu begreifen und umzuwälzen.“
Wir unterstützen die Aktivitäten von Esparevol und rufen dazu auf, diese mit zu tragen. Gegenüber einer Lage, in der die Armut, Krise, Barbarei immer greifbarer werden, gibt es nur einen Ausweg, den massiven und bewussten Kampf aller Arbeiter. IKS
Ende Mai haben sich im Obst- und Gemüseanbaugebiet Valencia Genoss/Innen aus verschiedenen Teilen des Landes zum zweiten Treffen versammelt, die über Esparevol (Espacio Revolucionario de Encuentro y Debate) miteinander verbunden sind. Das erste Treffen von Esparevol fand im Januar 2009 statt, auf dem wir die Grundlagen legten für die Errichtung eines „Raums“, in dem die Bedürfnisse nach einem Dialog und einem Treffen bewusster Arbeiter und revolutionärer Minderheiten und all derjenigen erfüllt werden können, die einen Ausweg aus dem gesellschaftlichen Schlamassel finden wollen, in dem diese steckt [3].
Auf diesem ersten Treffen haben wir einige einfache Mittel ergriffen, um die Debatte aufrechzuterhalten und voranzutreiben. Deshalb verabschiedeten wir ein erstes (und bislang einziges) Manifest, in dem die Fragen und Sorgen behandelt wurden, mit denen wir uns befassten.
Dieses zweite Manifest trägt diese ersten Schritte weiter und versucht die Themen des 2. Treffens von Esparevol weiter voranzutreiben. Dies geschieht nicht mit dem Anliegen, irgendwelche sozialen Phänomene zu untersuchen, sondern aufgrund der unaufschiebbaren Notwendigkeit, gegenüber der Realität einzugreifen, um einen kleinen Beitrag (von Tausenden anderen) zur Geschichte zu leisten.
Es ist unmöglich voranzukommen, ohne uns auf den Alltag, die Entwicklung der gegenwärtigen Wirtschaftskrise und des kapitalistischen Systems zu beziehen. Wir müssen die historische Krise des Kapitalismus, seine langsame und brutale Erschöpfung begreifen, und dass er der Menschheit eine unglaubliche Barbarei aufzwingt. Die direkten Angriffe gegen die Überlebensbedingungen der Arbeiter auf der ganzen Welt zeigen, dass das Kapital nur akkumulieren kann, indem unsere Lebensbedingungen bis aufs Äußerste verschlechtert werden, dass all dies aber auch nur ein „Schmerzmittel“ sein kann, weil es die wirklichen Widersprüche dieses Systems nicht lösen kann, welches seine Wachstumsmöglichkeiten erschöpft hat. Wir glauben nicht, dass es eine Lösung für die Krise innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise gibt (auch die bürgerlichen Ökonomen glauben dies nicht); nur durch die Überwindung dieser Produkionsweise, durch ihre Zerstörung kann die Menschheit wieder ein wirkliches Leben führen.
Und wenn wir einen Blick auf die Lage der Arbeiter werfen, ihren Bewusstseinsstand, ihre Kämpfe, ihre Schwierigkeiten und Möglichkeiten, stoßen wir auf eine offensichtliche Apathie, auf die Bewegungslosigkeit der ‘Massen’ und allgemeine Mutlosigkeit. Selbst die aufgeklärtesten Minderheiten scheinen keine Antworten und noch wenig Kräfte zu haben, um der Lage Herr zu werden. Aber nicht alles beschränkt sich auf das Offensichtliche; ein Baum ist nicht nur Baumrinde. Immer mehr Leute sind sich darüber im Klaren, dass dieser Zustand unhaltbar ist, dass es keine Zukunftsgarantien gibt, dass die angeblichen Organisationen des Arbeiterkampfes (Gewerkschaften, Parteien und Ähnliches) in Wirklichkeit Organisationen gegen den Kampf sind. Ein elementares Bewusstsein wird sich langsam durchsetzen, obwohl seine massive Umsetzung noch nicht greifbar ist. Diese Desillusionierung kann fruchtbar werden, wenn sie den Weg des wirklichen Kampfes einschlägt (selbstorganisiert, solidarisch, bewusst), wenn sie sich mit der Geschichte des Kampfes unserer Klasse vertraut macht und den gegenwärtig kleinen, schwachen und zerstreuten Kämpfen, die kaum wahrgenommen werden können. Man muss näher auf Griechenland schauen (trotz all seiner Grenzen) und auf die verschwiegenen Kämpfe in Rumänien, Algerien, der Türkei. Wir bekräftigen, dass die Arbeiterklasse (auch wenn sie hinterhinkt) in Bewegung geraten ist, und dass es notwendig ist, dies all ihren Feinden bekannt zu machen, welche dies zu verheimlichen und zu bremsen versuchen.
Die Angriffe der Zapatero-Regierung, die ein griechisches Ausmaß angenommen haben und von der gesamten herrschenden Klasse orchestriert werden, finden auf zwei Ebenen statt. Die erste ist eine Zangenbewegung gegen unsere Lebensbedingungen, eine ziemlich offensichtliche und brutale Vorgehensweise. Aber die zweite Zangenbewegung sind die „Demobilisierungen“, welche von den Gewerkschaften vorbereitet und von den Gruppen der Extremen Linken unterstützt werden. Sie bieten nur die falsche Gegenüberstellung: „Entweder bleibt man zu Hause oder man geht sinnlos auf die Straße“. Deren (De)Mobilisierungen mit Trillerpfeifen versuchen eine wirkliche Debatte unter den Arbeitern zu verhindern, das Zusammenkommen in einer wirklichen Organisation, die eine Vollversammlung der Arbeiter darstellt, zu torpedieren, einen wirklichen vereinten Kampf der Arbeiter zu blockieren. Sie wollen uns glauben machen, dass „diese Streiks (ohne Debatte), diese Demonstrationszüge (die nur Prozessionen sind), diese Vollversammlungen (die das Gegenteil einer echten Vollversammlung sind) die einzig möglichen Schritte seien. Gegen die von ihnen angekündigten „wirklichen Mobilisierungen“ müssen wir uns empört auflehnen; wir müssen an diesen teilnehmen, um aufzuzeigen, wie machtlos diese bleiben. Demgegenüber müssen wir die wirklichen Instrumente des Nachdenkens und des Klassenkampfes hervorheben: allen Arbeitern offen stehende Vollversammlungen.
Wenn wir die wirkliche Lage untersuchen und eine Bilanz des Wirkens von Esparevol, und was wir sein wollen, erstellen, uns dabei als Teil der Klasse auffassen, einer Menschheit, die schon sehr stark leidet, wenig kämpft und stark zwischen Depression und Einschüchterung schwankt, können wir uns selbst erkennen. Wir können feststellen, dass Esparevol nicht das von uns gewünschte Instrument geworden ist; dass all das fehlt, was auch der Klasse insgesamt fehlt, dass wir eine Widerspiegelung dessen sind, was in der ganzen Klasse vor sich geht: Zerstreuung, Zweifel, Unsicherheiten.
Und wenn wir all die gegenwärtigen Schwächen furchtlos betrachten und uns nicht davor fürchten, durch unsere Grenzen zu Boden geworfen zu werden, meinen wir, dass Esparevol trotzdem weiterhin danach streben muss, was es sein sollte: ein Ort des Zusammenkommens, offen für die Debatte und ehrliches Handeln zwischen Menschen und Gruppen, die beanspruchen, die Welt und das Leben umwälzen zu wollen.
Deshalb werden wir weiter nach Mitteln der Debatte im Internet suchen (unseren eigenen bescheidenen blog) und durch direkte Anwesenheit vor Ort: offene Debatten in verschiedenen Städten, wie wir sie schon abgehalten haben, wo wir die Klärung vorantreiben und die Theorie entwickeln können, welche wir benötigen, um die „Welt“ zu begreifen und umzuwälzen.
Aber wir wollen auch versuchen die Gründung von Kampfkomitees zu ermutigen, die Keime der zukünftigen offenen Versammlungen sind, welche an der seltenen aber wirklichen Selbstaktivierung der Arbeiter mitwirken, und die falschen Kritiken und Demobilisierungen verwerfen. Wir meinen, es ist auch wichtig, Informationen über den Kampf der Arbeiter an irgendeinem Ort der Erde zu verbreiten, um Wege aufzuzeigen, um Antworten auf die sich immer mehr aufzwingende Frage „Was tun?“ anzubieten. Wenn wir nicht auf unsere jeweilige Erfahrungen eingehen, nicht selbstkritisch überlegen, wo wir und unsere Klassenbrüder und –schwestern stehen, werden wir in Erstarrung enden.
Gemäß dem oben Gesagten wollen wir all die Initiativen ermutigen und uns an ihnen beteiligen, die über die Grenzen hinausgehen, den Kampf und die Solidarität all der Arbeiter unterstützen, die sich auf die Suche nach Selbständigkeit und Verwerfung all dessen begeben haben, was sie unterdrückt und ausbeutet, sei es auf allgemeiner oder alltäglicher Ebene, wie den kleinen aber unabdingbaren Kämpfen ums Überleben. Wir wollen uns an all dem beteiligen, was sich in diese Richtung aus einer internationalistischen und proletarischen Perspektive bewegt, oder anders gesagt, die Perspektive, wenn jemand unseresgleichen (mit den gleichen Bedürfnissen, Interessen und Sehnsüchten) zu irgendeinem Zeitpunkt der Geschichte oder heute an irgendeinem Ort der Erde kämpft, führen wir auch den gleichen Kampf.
Revolutionärer Ort für Treffen und Debatten
Wenn ihr Kontakt aufnehmen wollt, schreibt an: esparevol@yahoo.es [1]
Besucht und beteiligt euch an unserem Forum: https://esparevol.forumotion.net [2]
Attachment | Size |
---|---|
![]() | 46.5 KB |
Das Flugblatt als PDF herunterladen [6]
Griechenland, Türkei, Portugal, Spanien, Italien, England, Irland, Frankreich, Deutschland, Rumänien, USA, Japan, China...
Die Wut ist ungeheuer groß in Griechenland, die soziale Lage explosiv. Der griechische Staat hat eine Reihe äußerst heftiger Angriffe gegen die Arbeiterklasse gerichtet. Alle Generationen, alle Bereiche der Arbeiterklasse sind von diesen Angriffen betroffen. Ob die Beschäftigten der Privatwirtschaft, die Beamten, Arbeitslose, Rentner oder die prekär Beschäftigten - niemand bleibt verschont. Die Arbeiterklasse droht in die Verarmung zu stürzen.
Doch die Arbeiter und Arbeiterinnen sind angesichts dieser Angriffe nicht passiv geblieben. Sie haben auf der Straße protestiert, sie kämpfen und zeigen, dass sie nicht bereit sind, die Angriffe des Kapitals widerstandslos hinzunehmen.
Aber bislang ist es den Arbeitern und Arbeiterinnen nicht gelungen, ihre Kämpfe auszudehnen, ihnen die nötige Massivität zu verleihen. Die Arbeiterklasse Griechenlands steckt in einer schwierigen Lage. Was tun, wenn alle Massenmedien und sämtliche verantwortlichen Politiker behaupten, es gebe keine andere Wahl, als den Gürtel enger zu schnallen, um das Land vor dem Bankrott zu bewahren? Wie kann sich gegen den staatlichen Moloch wehren? Wie soll man kämpfen, um das Kräftemessen mit der herrschenden Klasse zu seinem eigenen Gunsten zu beeinflussen?
Vor all diesen Fragen stehen jedoch nicht allein die Arbeiter und Arbeiterinnen Griechenlands; alle Ausgebeuteten müssen sich weltweit mit diesen Fragen auseinandersetzen. Man darf keine Illusionen hegen. Die „griechische Tragödie" ist nur ein Vorgeschmack dessen, was auf die Arbeiter und Arbeiterinnen auf allen Kontinenten zukommen wird. Schon wurden „Sparpakete auf griechische Art" in Spanien, Portugal, Rumänien und Japan angekündigt. Diese simultanen Angriffe beweisen aufs Neue, dass die Ausgebeuteten, gleich welcher Nationalität, einer einzigen Klasse angehören, dass sie überall die gleichen Interessen haben und dem gleichen Gegner gegenüberstehen. Die Herrschenden haben die Arbeiterklasse an die Lohnarbeit gekettet, doch gleichzeitig schweißen diese Ketten die Arbeiter und Arbeiterinnen aller Länder über alle Grenzen hinweg zusammen.
In Griechenland werden heute unsere Klassenbrüder und -schwestern angegriffen; sie haben begonnen, sich langsam und mühevoll zur Wehr zu setzen. Ihr Kampf ist auch unser Kampf.
Wir müssen all die Spaltungsversuche, die die Herrschenden unternehmen, abwehren. Dem alten Prinzip der Herrschenden: „Teile und herrsche!" müssen wir den Schlachtruf der Ausgebeuteten entgegensetzen: „Arbeiter aller Länder, vereinigt euch!"
Die verschiedenen nationalen Regimes Europas versuchen uns weiszumachen, dass wir es „den Griechen" zu verdanken hätten, wenn jetzt auch wir den Gürtel enger schnallen sollen. Die Verlogenheit des griechischen Regimes, das mutwillig die Zahlen seiner Etats verfälscht hat, habe uns die Suppe eingebrockt, sei die Hauptursache für die Krise der „internationalen Reputation" des Euro. Die Regierungen nutzen jeden Vorwand, und sei er noch so fadenscheinig, um die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen und die Verabschiedung von drakonischen sozialen Einschnitten zu rechtfertigen. In Griechenland selbst fachen alle offiziellen Parteien, mit der Kommunistischen Partei an der Spitze, die nationalistischen Ressentiments an. Sie behaupten, „ausländische Kräfte" seien letztendlich für die Sparbeschlüsse verantwortlich. „Nieder mit dem IWF und der EU!", „Nieder mit Deutschland!" skandieren die linken und linksextremistischen Parteien auf den Kundgebungen und nehmen dabei die Herrschenden in Griechenland bewusst aus.
Wenn in den USA die Aktienkurse in den Keller rauschen, dann geschehe dies wegen der Instabilität der EU. Wenn darüber hinaus Betriebe dichtmachen, dann nur wegen der Euro-Schwäche, die den Dollar und damit die Exporte verteuere... Jedes nationale Regime weist mit dem Finger auf die anderen und greift gegenüber den Ausgebeuteten daheim zu infamer Erpressung: „Akzeptiert die Opfer, andernfalls wird unser Land geschwächt, und die Konkurrenten profitieren davon." Die Herrschenden versuchen allerorten, der Arbeiterklasse den Nationalismus, der Gift für ihre Kämpfe ist, schmackhaft zu machen.
Diese Welt, die in Hunderte von miteinander konkurrierenden Nationen gespalten ist, ist nicht unsere Welt. Die Arbeiter und Arbeiterinnen dürfen sich nicht an das nationale Kapital fesseln lassen. Heute im Namen der „Verteidigung der Volkswirtschaft" Opfer zu akzeptieren heißt, in der Zukunft noch mehr und noch größere Opfer hinzunehmen.
Wenn heute Griechenland am Rande des Abgrundes steht, wenn Spanien, Italien, Irland, Portugal abrutschen, wenn Großbritannien, Frankreich, Deutschland und die USA in den Sog der Krise geraten, dann liegt der Grund hierfür darin, dass der Kapitalismus als Ganzes ein dahinsiechendes System geworden ist. Kein Land auf der Erde kann diesem Sog widerstehen. Seit 40 Jahren steckt die Weltwirtschaft in der Krise. Eine Rezession folgte der anderen. Nur eine immer verzweifeltere Flucht in die Verschuldung hat es dem Kapitalismus bis dato ermöglicht, Wachstum (wenn auch nur geringes) zu erzielen. Die Folge: heute sind die Privathaushalte, die Unternehmen, die Banken, die Staaten tief verschuldet. Der Bankrott Griechenlands ist nur die Spitze des allgemeinen und historischen Bankrotts dieses Ausbeutungssystems.
Die angekündigten Sparmaßnahmen stellen einen Frontalangriff auf unsere Lebensbedingungen dar. Die einzig mögliche Antwort kann nur der massive Widerstand der Arbeiterklasse sein. Allerdings ist es unmöglich, sich zur Wehr zu setzen, wenn jeder für sich allein, isoliert in seinem Betrieb, seiner Schule usw. handelt. Es ist unbedingt notwendig, dass wir uns gemeinsam und massiv zur Wehr setzen, andernfalls werden wir platt gemacht und in die Verarmung getrieben.
Doch was machen die Gewerkschaften, die sich offiziell als „Kampfexperten" ausgeben? Sie organisieren Streiks in verschiedenen Betrieben... ohne jedoch auch nur ansatzweise zu versuchen, sie zu vereinigen. Sie fördern aktiv das berufsbezogene Denken und spielen vor allem die Angestellten des öffentlichen Dienstes gegen die Beschäftigten in der Privatwirtschaft aus. Sie rufen die Beschäftigten zu einem wirkungslosen Aktionstag nach dem anderen auf. In Wirklichkeit sind sie Experten darin, die Arbeiter und Arbeiterinnen zu spalten! Selbst den Nationalismus versuchen die Gewerkschaften in unseren Reihen zu verbreiten. Ein Beispiel: seit Mitte März lautet der am häufigsten skandierte Slogan auf den Demonstrationen der GSEE (griechischer Gewerkschaftsverband): „Kauft Produkte aus Griechenland!"
Der gewerkschaftlichen Orientierung zu folgen heißt stets, sich spalten zu lassen und die eigene Niederlage zu besiegeln. Daher müssen die Erwerbstätigen ihren Kampf in die eigenen Hände nehmen, indem sie selbst Vollversammlungen abhalten, kollektiv über Forderungen und Slogans zu entscheiden, indem sie jederzeit abwählbare Delegierte ernennen und große Delegationen wählen, die mit Beschäftigten aus nahegelegenen Betrieben, Verwaltungen, Schulen, Krankenhäuser etc. Kontakt aufnehmen und sie dazu ermuntern, sich ihrer Bewegung anzuschließen.
Auf die Gewerkschaften zu verzichten, es zu wagen, den Kampf in die eigenen Hände zu nehmen, die Initiative bei der Kontaktaufnahme zu anderen LohnarbeiterInnen zu ergreifen - all das mag als ziemlich schwierig erscheinen. Dies ist es, was die Entwicklung von Kämpfen zurzeit bremst: Der Arbeiterklasse fehlt es insbesondere an Selbstvertrauen. Sie ist sich noch nicht der ungeheuren Kraft bewusst, die in ihr steckt. Im Augenblick lähmen die brutalen Auswirkungen der Wirtschaftskrise, die brutalen Angriffe des Kapitals und das mangelnde Selbstvertrauen der Arbeiter und Arbeiterinnen ihren Kampf. Dennoch liegt unsere Zukunft in der Entwicklung des Klassenkampfes. Angesichts der Angriffe besteht die einzige Perspektive in der Entfaltung von immer massiveren Bewegungen.
Manche mögen jetzt fragen: „Warum sollen wir solche Kämpfe führen? Was sollen sie bezwecken, wenn das System pleite ist und daher nichts mehr hergeben kann? Eigentlich gibt es keinen Ausweg." Innerhalb dieses Ausbeutungssystems gibt es in der Tat keinen Ausweg. Doch sich dagegen zu wehren, wie ein Hund behandelt zu werden, und sich gemeinsam zur Wehr zu setzen heißt, unsere Menschenwürde zu verteidigen. Wir müssen uns darüber bewusst werden, dass es auch in dieser Welt der Ausbeutung möglich ist, Solidarität zu entwickeln und diese großartige menschliche Eigenschaft zu spüren und zu leben. Dann wird die Möglichkeit einer anderen Welt greifbar: eine Welt ohne Grenzen und ohne Vaterland, ohne Ausbeutung und Armut, eine für die Menschen und nicht für den Profit gemachte Welt. Die Arbeiterklasse kann und muss ihr Selbstvertrauen wiedererlangen. Nur sie ist in der Lage, diese neue Gesellschaft aufzubauen und die Menschheit mit sich selbst zu versöhnen, indem sie vom „Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit eintritt" (Marx) eintritt.
Der Kapitalismus ist ein bankrottes System. Aber eine andere Welt ist möglich: der Kommunismus!
Internationale Kommunistische Strömung, 22.5.2010
Kontaktadressen:
Links
[1] mailto:esparevol@yahoo.es
[2] https://esparevol.foroactivo.com/
[3] https://de.internationalism.org/en/tag/aktuelles-und-laufendes/klassenkampf-spanien
[4] https://de.internationalism.org/en/tag/aktuelles-und-laufendes/solidaritat-klassenkampf
[5] https://de.internationalism.org/en/tag/aktuelles-und-laufendes/diskussionen-kontakte-arbeiter
[6] https://de.internationalism.org/files/de/Griechenland_Flugblatt.pdf
[7] https://world.internationalism.org
[8] mailto:deutsch@internationalism.org
[9] mailto:schweiz@internationalism.org
[10] https://de.internationalism.org/en/tag/aktuelles-und-laufendes/sparprogramme-und-kampfe-dagegen
[11] https://de.internationalism.org/en/tag/3/49/politische-konomie