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September 2025

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Die Lehren von 1905

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Datum und Zeit: 8. Oktober 2025, 19:00 Uhr

Es ist 120 Jahre her, dass die Arbeiterklasse in Russland gegen das zaristische Regime aufstand und Kampf- und Organisationsformen entwickelte, die die Antwort des Proletariats auf den Beginn einer völlig neuen Epoche des Weltkapitalismus ankündigten: den Massenstreik und die Arbeiterräte.

Diese Organisationformen und Methoden des Kampfes sollten in den folgenden Jahrzehnten immer wieder auftauchen, vor allem in der internationalen revolutionären Welle von 1917-23, in der die in ihren Räten organisierte Arbeiterklasse in Russland für kurze Zeit die politische Macht ergriff und hielt. Somit enthält die Revolution von 1905 noch immer zahlreiche Lehren für den Klassenkampf heute und in Zukunft.

Es ist Aufgabe all derer, die die Notwendigkeit eines revolutionären Kampfes gegen den Kapitalismus erkennen, diese Lehren im Lichte der nachfolgenden Erfahrungen zu diskutieren und zu klären. Dies ist das Ziel der bevorstehenden öffentlichen Diskussionsveranstaltung, die online in deutscher Sprache stattfinden wird (zusammen mit anderen Diskussionsveranstaltungen zum gleichen Thema in verschiedenen Sprachen).

Angesichts der Unbeständigkeit der sich zuspitzenden Weltlage, werden wir eventuell einen Teil der Diskussion möglichen wichtigen Entwicklungen widmen.

Wer teilnehmen möchte, schreibt bitte an: [email protected] [1]

In der Zwischenzeit empfehlen wir einige Artikel auf unserer Website:

1905: Als die Arbeiterklasse in Russland ihren revolutionären Charakter zeigte [2]

1905: Der Massenstreik und die Arbeiterräte [3]

Vor 100 Jahren: Die Revolution von 1905 in Russland (Teil 1) [4]

Vor 100 Jahren: Die Revolution von 1905 in Russland (Teil 2) [5]

Vor 100 Jahren: Die russische Revolution von 1905 (Teil 3) [6]

 

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Öffentliche Diskussionsveranstaltung (online)

KANN MAN DIE WELT VERÄNDERN, INDEM MAN „ALLES BLOCKIERT”?

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Die Angriffe auf unsere Lebensbedingungen sind derzeit extrem brutal. Man muss bis in die 1930er Jahre zurückgehen, um Spuren ähnlich gewaltsamer Maßnahmen zu finden.

Angesichts dieser unerträglichen Situation breitet sich in der gesamten Gesellschaft Wut aus. Diese wachsende Unzufriedenheit verwandelt sich in allen Ländern zunehmend in Kampfeslust. In Großbritannien haben sich die Arbeiterinnen und Arbeiter 2022 massiv mobilisiert und „Enough is enough“ (Zu viel ist zu viel) skandiert.

Bayrou behauptete wochenlang in allen Fernsehsendungen, dass die Verschuldung uns in den Bankrott treibe, dass wir über unsere Verhältnisse lebten, dass die „Boomer” egoistisch und privilegiert seien und dass wir für die Zukunft unserer Kinder akzeptieren müssten, auf unsere „Privilegien” zu verzichten. Was für eine Schande! Und das zu einer Zeit, in der der Staat Hunderte von Milliarden in seine Militärausgaben investiert und die „Ultrareichen” Dividende um Dividende einstreichen.

Die Regierung Bayrou ist gestürzt, Bayrou hat seinen Rücktritt vor der heutigen Mobilisierung organisiert, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass die Straße regiert. Aber wir dürfen uns keine Illusionen machen, all diese brutalen Angriffe wird der Staat weiterhin versuchen, uns zuzufügen, egal wie die neue Regierung aussieht.

UNABHÄNGIG VON DER FARBE IHRER REGIERUNG WIRD DIE BOURGEOISIE DAS PROLETARIAT IMMER MEHR ANGREIFEN

In Belgien, Italien, Spanien, den Vereinigten Staaten, überall verhängen die Regierungen Kürzungen der Sozialbudgets und der Löhne, Personalabbau und höhere Arbeitszeiten. Und alle erhöhen die Mittel für den Krieg um Milliarden.

Deutschland, das doch für seine wirtschaftliche Stabilität bekannt ist, erlebt eine beispiellose Entlassungswelle. Unter dem direkten Druck der Handelsspannungen und der Kriegslast wurden innerhalb eines Jahres 112.000 Arbeitsplätze abgebaut, Tausende weitere sind bedroht. Die Regierung plant eine umfassende Sparpolitik, um das für 2027 prognostizierte Defizit von mehr als 30 Milliarden Euro auszugleichen. Gleichzeitig verspricht Friedrich Merz, Deutschland mit der „mächtigsten Armee Europas” auszustatten. Das Verteidigungsbudget soll von 62 Milliarden Euro im Jahr 2025 auf 153 Milliarden im Jahr 2029 steigen (gegenüber nur 44 Milliarden im Jahr 2019).

„Blut, Mühen, Tränen und Schweiß“ – diese Worte Churchills werden von all diesen Regierungen, ob links oder rechts, ob demokratisch, rechtsextrem oder populistisch, aufgegriffen. Unabhängig von der politischen Ausrichtung derjenigen, die den Staat führen, verteidigen sie alle das „nationale Interesse”, d. h. die Interessen der nationalen Bourgeoisie. Gerade jetzt werden dieselben Angriffe in Großbritannien von einer Labour-Regierung (also „Arbeiter“-Regierung) durchgeführt!

Die Schulden, die sie uns aufbürden wollen, sind kein Ausdruck unserer angeblichen Privilegien, sondern der historischen Krise des Kapitalismus. Das ist die einzige Zukunft, die dieses bankrotte System zu bieten hat: immer mehr Elend, immer mehr Krieg.

DAS PROLETARIAT KÄMPFT ÜBERALL AUF DER WELT!

Angesichts dieser Brutalität wollen sich die Arbeiterinnen und Arbeiter nicht mehr beugen. Seit mehr als drei Jahren hat das Proletariat in Frankreich, Großbritannien, Schweden, Korea, den Vereinigten Staaten, Kanada und Belgien seine Reaktionsfähigkeit wiedergefunden und weiterentwickelt. Die Medien berichten kaum darüber, es herrscht eine regelrechte Nachrichtensperre. Warum? Weil die Bourgeoisie auf keinen Fall will, dass wir uns bewusst werden, dass das Problem global ist und dass die Antwort nur global sein kann. Sie will nicht, dass die Ausgebeuteten erkennen, dass sie überall die gleichen Interessen haben, dass sie überall die gleichen Kämpfe führen. Noch mehr fürchtet sie, dass sie ihre Solidarität und ihre internationale Einheit entwickeln:

– In Belgien: Seit den „Aktionstagen” im Dezember 2024 bis zu den Demonstrationen im Sommer haben sich die Kampfbereitschaft der Arbeiter und der Wille zur Vereinigung des Kampfes nicht verringert.

– In Kanada: Nach den Streiks in Montreal sind es heute diejenigen in Quebec.

– In den Vereinigten Staaten: Die Streiks bei Boeing, in der Automobilindustrie und in den Häfen haben sich ausgeweitet, auch mitten im Wahlkampf.

– In China: Trotz des brutalen Polizeiaufbaus kam es im August zu Streiks in Branchen wie der Pharmaindustrie, der Textilindustrie, der Verpackungsindustrie und der Ersatzteilindustrie.

All diese Kämpfe zeigen, dass die Arbeiterklasse nicht mehr bereit ist, sich auf dem Altar des nationalen Interesses und ihrer Ausbeuter zu opfern!

IST DIE BEWEGUNG „BLOQUONS TOUT” EIN AUSDRUCK DES KAMPFES DER ARBEITERKLASSE?

„Wie kämpfen wir?” ist die Frage, die sich heute, aber auch morgen stellt. Die aktuelle Bewegung schlägt für diesen Kampf vor, „alles zu blockieren”, um „Druck” auf Macron auszuüben und „eine gerechtere und fairere Politik” der neuen Regierung zu erreichen.

Ja, wir müssen kämpfen! Ja, wir müssen massiv kämpfen! Ja, wir müssen auf die Straße gehen! Aber diese Bewegung „Bloquons tout“ versteht sich als eine Versammlung der französischen Bürger, des „Volkes“, in der sich zahlreiche Gruppen (Kleinunternehmer, Arbeitgeber, Gastronomen ...) gegen die Steuermaßnahmen der Regierung, gegen den Angriff auf ihren Status oder ihre korporatistischen Privilegien mobilisieren. Was können wir von einer Bewegung erwarten, die die Wirtschaft boykottieren will und uns auffordert, unseren Konsum zu reduzieren, den Verkehr zu blockieren, die Nutzung unserer Bankkarten einzuschränken und uns auf Kreisverkehren zu versammeln? Was kann man von einer Bewegung erwarten, deren Parolen ziviler Ungehorsam und das Referendum zur Volksinitiative (das der Gelbwesten) sind und deren Logik darin besteht, sich gegen die Eliten zu richten, die den Staat regieren? Wohin führt eine solche Bewegung? Sie verbreitet die Illusion, dass die Lösung darin besteht, Druck auf die Führungskräfte auszuüben, und dass eine bessere Regierung für das „Volk” möglich sei.

Nur weil andere Teile der Bevölkerung ebenfalls Opfer von Angriffen seitens der Regierung sind, heißt das nicht, dass sich die Arbeiterklasse einer solchen Bewegung anschließen muss, in der sie sich als Klasse verliert. Nur die Arbeiterklasse, eine international ausgebeutete Klasse, hat keine nationalen Interessen zu verteidigen. Ihr Kampf gegen die Auswirkungen der Ausbeutung und für die Verteidigung ihrer Lebensbedingungen ist kein Kampf für die Verbesserung ihres sozialen Status, sondern enthält den Keim für die Zerstörung des kapitalistischen Systems selbst, die Abschaffung der Ausbeutung, des Staates, der Klassen, der Grenzen und der Nationen.

Diese „Blockieren wir alles”-Bewegung bringt keinen neuen Schwung in den Kampf gegen den Kapitalismus. Die Werbung für die Bewegung durch alle Medien und die Parteien der Linken und der extremen Linken zielt darauf ab, die Arbeiterinnen und Arbeiter in eine Bewegung zum Dampfablassen zu locken, sie im „Volk” als „wütende Bürger” zu verwässern. Diese ohrenbetäubende Kampagne bläst eine Bewegung auf, in der die Forderungen der Arbeiter untergehen und in der die machtlosen Aktionen nicht die unseren sind.

Das bedeutet, die aktuellen Schwierigkeiten der Arbeiterinnen und Arbeiter, sich als Klasse zu erkennen, auszunutzen, um sie in eine Sackgasse zu führen, auf den Weg der demokratischen Illusion, dass die Lösung in einem Regierungswechsel oder sogar einem Präsidentenwechsel liege.

SOWOHL RECHTS ALS AUCH LINKS EINE KAMPAGNE DER LÜGEN

Angesichts unseres Willens zu kämpfen greifen uns alle politischen Kräfte der Bourgeoisie ideologisch an, indem sie uns spalten oder Illusionen über den Kapitalismus nähren. Widerlich ist die Rede von Bayrou, der die „Boomer“ für die Verschuldung verantwortlich macht. Widerlich ist der Wille des bürgerlichen Staates, die Spaltung zwischen den Generationen zu schüren, zwischen den Jüngeren, die den Kampf gegen den Kapitalismus weiterführen sollen, und denen, die im Mai 1968 die größten Streiks in der Geschichte der Arbeiterbewegung organisiert haben und deren Erfahrungen sie an die neue Generation weitergeben können. Die Propaganda der Linken und der extremen Linken, die glauben machen will, dass es keine Krise gebe, dass es ausreichen würde, den Reichen tiefer in die Tasche zu greifen, um alle Probleme zu lösen, ist verlogen. Ja, ihre Milliarden sind angesichts des Elends, das sich in den Reihen des Proletariats ausbreitet, zum Kotzen. Aber das ist der Ausdruck der Profitlogik der kapitalistischen Gesellschaft: ein System der Ausbeutung der Mehrheit durch eine herrschende Minderheit. Weder in Frankreich noch anderswo kann der Kampf der Arbeiterinnen und Arbeiter eine „gerechte” Verteilung des Reichtums zum Ziel haben, denn es gibt keine „gerechte” kapitalistische Ausbeutung. Das Ziel des Arbeiterkampfes ist es, der kapitalistischen Ausbeutung, dem Gesetz des Profits ein Ende zu setzen, um endlich die Bedürfnisse der gesamten Menschheit zu befriedigen.

WIE KÄMPFEN?

In Frankreich wie auch anderswo müssen wir, um ein Kräfteverhältnis aufzubauen, das es uns ermöglicht, den unaufhörlichen Angriffen auf unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu widerstehen, die sich morgen noch weiter verschärfen werden, uns überall, wo wir können, versammeln, um zu diskutieren und die Kampfmethoden hervorzuheben, die die Stärke der Arbeiterklasse ausgemacht und es ihr zu bestimmten Zeitpunkten ihrer Geschichte ermöglicht haben, die Bourgeoisie und ihr System ins Wanken zu bringen:

– die Suche nach Unterstützung und Solidarität über „seine” Zunft, „sein” Unternehmen, „seinen” Wirtschaftsbereich, „seine” Stadt, „seine” Region, „sein” Land hinaus;

– die autonome Organisation des Arbeiterkampfes, insbesondere durch Vollversammlungen, ohne die Kontrolle den Gewerkschaften zu überlassen, diesen sogenannten „Spezialisten” für Kämpfe und deren Organisation;

– eine möglichst breite Diskussion über die allgemeinen Bedürfnisse des Kampfes, über die Lehren, die aus den Kämpfen und auch aus den Niederlagen zu ziehen sind, denn es wird Niederlagen geben, aber die größte Niederlage besteht darin, die Angriffe hinzunehmen, ohne zu reagieren. Der Eintritt in den Kampf ist der erste Sieg der Ausgebeuteten.

Wir schließen mit diesem historischen Beispiel, das für die Zukunft lehrreich ist: 1980 schlossen sich die Arbeiter in Polen zu riesigen Arbeitervollversammlungen zusammen, um ihren Kampf selbst in die Hand zu nehmen und gemeinsam über Forderungen und Kampfmethoden zu entscheiden. Sie haben nicht „das Land lahmgelegt“, sondern sich in Versammlungen und als Klasse organisiert, und so konnten sie ein Kräfteverhältnis mit dem Staat herstellen, um die Sparmaßnahmen abzuwehren. Sie haben sogar die Organisation der Produktion und des Wirtschaftslebens zum Wohle und zur Befriedigung der Bedürfnisse der Streikenden und der gesamten Bevölkerung übernommen, in einem gigantischen Elan der Solidarität und der Bewusstseinsbildung. Das ist einer der Samen, die unsere Vorgänger auf dem langen Weg zur Revolution gesät haben, das ist einer der Samen, die wir in Zukunft keimen lassen müssen, das ist es, was wir vorbereiten müssen, indem wir uns schon heute versammeln und diskutieren, damit dieser Klassenkampf in Zukunft möglich ist. Denn letztendlich wird es nur eine Alternative geben:

Weltrevolution oder Zerstörung der Menschheit

Internationale Kommunistische Strömung (10. September 2025)

 

KOMMT ZU UNSERER NÄCHSTEN ÖFFENTLICHEN VERANSTALTUNG UND DISKUTIERT MIT!

Die Bedeutung der Lehren aus dem Jahr 1905 für die Kämpfe von heute und morgen

Paris: 15 bis 18 Uhr im CICP 21 Ter rue Voltaire 75011 Paris

Marseille: 14 bis 17 Uhr Association Mille Bâbords 61 Rue Consolât 13001 Marseille

INTERNATIONALISM.ORG

(vgl. dazu auf der deutschen Webseite: Online-Diskussionstreffen am 8. Oktober 2025 [7] zum gleichen Thema)

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Flugblatt zum Aktionstag in Frankreich am 10. September 2025

ANGESICHTS DER ANGRIFFE ALLER REGIERUNGEN – KÄMPFEN WIR GEMEINSAM UND SOLIDARISCH

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Wir sind heute zahlreich auf der Straße. Wir können keine weiteren Angriffe auf unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen mehr hinnehmen.

Der neue Premierminister Lecornu kündigt an, die Streichung der beiden Feiertage aufzugeben, um „die Arbeitenden zu schonen“. Gleichzeitig fordert er, andere Einsparungsmöglichkeiten zu finden! Wie kann man seinen Worten Glauben schenken, wenn die Angriffe unvermindert weitergehen, immer noch genauso massiv, immer noch genauso brutal: Kürzungen im Gesundheits- und Bildungswesen oder bei den Sozialleistungen, Senkung der Löhne und Renten, Massenentlassungen, Preissteigerungen, höllisches und unerträgliches Arbeitstempo.

Machen wir uns keine Illusionen! Die neue Regierung tritt in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin!

Und Frankreich ist bei weitem nicht das einzige Land in dieser Situation. Überall ist die Arbeiterklasse von Angriffen betroffen. Elend und Prekarität breiten sich wie ein Lauffeuer aus.

Uns wird immer wieder gesagt, dass wir all diese Opfer für „die Zukunft unserer Kinder“ akzeptieren sollten. Was für eine unerträgliche Heuchelei! Diejenigen, die von uns Schweiß und Tränen verlangen, lassen gleichzeitig die Rüstungsausgaben explodieren. Die Militärbudgets steigen weltweit. Frankreich, Polen, Großbritannien und Deutschland wetteifern um den Titel der „mächtigsten Armee Europas“ (so Bundeskanzler Merz). In den Vereinigten Staaten will Trump das Verteidigungsbudget auf 1 Billion Dollar erhöhen! In Frankreich ist dies ein Symbol: Der neue Regierungschef ist auch der ehemalige Verteidigungsminister.

Tatsächlich will die Bourgeoisie hinter den Reden über „untragbare“ Schulden und „zukünftige Generationen“ uns für ihre Kriege, ihre Krise und den Bankrott ihres Systems bezahlen lassen!

Angesichts dieser unerträglichen Situation wächst die Wut in der gesamten Gesellschaft, insbesondere unter den Arbeitern. Seit 2022, mit dem „Sommer der Wut“ in Großbritannien und der Bewegung gegen die Rentenreform in Frankreich im Jahr 2023, gibt es überall auf der Welt Kämpfe:

– Häfen, Automobilindustrie, Luftfahrt in Nordamerika;

– massive Protestbewegung seit Dezember in Belgien gegen die Sparpläne;

– Streiks in China in zahlreichen Unternehmen.

Dies sind nur einige aktuelle Beispiele unter vielen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen!

Während die Regierung zuschlägt, führen uns die Gewerkschaften in eine Sackgasse!

Wir versammeln uns wieder auf den Straßen, kämpferisch und wütend. Aber „Mobilisierungstage” der Gewerkschaften, wie den heutigen, haben wir in der Vergangenheit schon hunderte Male erlebt.

Bei den Protesten gegen die Rentenreform waren wir sogar zu Millionen auf den Straßen. Vierzehn Aktionstage, sechs Monate Kampf. Die Demonstrationszüge waren sehr kämpferisch. Die Arbeiter waren froh, sich wiederzusehen, begeistert, gemeinsam und so massiv zu kämpfen. Aber das reichte nicht aus, um die Regierung zum Einlenken zu bewegen!

Die gleichen Mobilisierungen gab es 2022 in Großbritannien. Auch dort kämpften die Arbeiter massiv. Mit großer Wut und dem Stolz, zu rufen: „Die Arbeiterklasse ist zurück!”, hielten sie Woche für Woche, über ein Jahr lang unter Kontrolle der Gewerkschaften durch! Voneinander isoliert, verstreut hinter ihren Streikposten, blieben sie in ihren Betrieben eingeschlossen und erreichten nichts.

Das gleiche Bild bot sich in diesem Jahr in Belgien, wo die als „historisch“ bezeichneten Gewerkschaftsproteste sechs Monate lang andauerten, ohne dass die Bourgeoisie auch nur einen Schritt zurückgewichen wäre.

Die Kampfbereitschaft, die Begeisterung, nicht mehr allein zu sein, der frische Wind, wenn wir uns zu Tausenden versammeln, all das ist eine immense Kraft. Aber allein reicht das nicht aus.

Angesichts der immensen Wut und der Notwendigkeit einer Gegenwehr innerhalb der Arbeiterklasse ruft die Gewerkschaftsvereinigung heute zu einem neuen Mobilisierungstag auf. Laut der Gewerkschaft CGT muss man sich „in gewerkschaftlicher Einheit” mobilisieren. Für die Gewerkschaft FO ist ein „massiver Streik unerlässlich”, für die CFDT „muss man die Welt der Arbeit verteidigen”. Kurz gesagt, man sollte sich massenhaft auf die Seite der Gewerkschaften stellen, um ihnen angeblich mehr Gewicht in den Verhandlungen mit der Regierung zu verschaffen.

Aber nach dem von den Gewerkschaften organisierten „Spaziergang”, bei dem jeder hinter dem Transparent seines Unternehmens, seines Sektors steht, mit voller Lautstärke, ohne Diskussion, ohne Debatte, ohne die Organisation des Kampfes in die Hand zu nehmen, muss jeder nach Hause gehen. Wir können dann nur auf den nächsten „Tag“ warten, den die Gewerkschaften organisieren wollen, und uns in unserer Ecke ein bisschen mehr demoralisieren lassen. Und am Ende wird die Regierung nicht zurückweichen, die Angriffe werden weitergehen...

Aus diesem Grund sagten viele während der Bewegung gegen die Rentenreform bereits: „Mit den Gewerkschaftstagen sehen wir, dass wir viele sind. Aber wir müssen etwas anderes tun, um unsere Stärke zu zeigen”, „Wir müssen den Kampf anders organisieren, denn dem Staat ist es egal, dass wir brav demonstrieren.”

Das hat im Sommer die Idee entstehen lassen: „Wenn wir blockieren, gewinnen wir!“ Das war eine der Parolen, die am 10. September während der Bürgerbewegung „Bloquons tout“ (Lasst uns alles blockieren) verkündet wurde. Überall in Frankreich haben sich 200.000 Menschen durch Blockaden oder Demonstrationen gegen die Angriffe der Regierung, gegen die Inkompetenz der Eliten, gegen die Vermögensunterschiede, gegen den Haushalt, gegen die „Steuerlast“, gegen „die Abgaben“, gegen „die erstickenden Normen“ mobilisiert... Aber letztendlich hat sich auch nichts geändert!

Die Idee, „die Wirtschaft zu blockieren“, ist nicht wirksamer, sie wird sogar oft von den Gewerkschaften vorgebracht! Während der Massenbewegungen von 2010 und 2023 gegen zwei Rentenreformen haben die Gewerkschaften die Eisenbahner und Raffineriebeschäftigten, besonders kämpferische Sektoren, an ihren Arbeitsplätzen eingeschlossen. Es galt, „die strategischen Sektoren zu blockieren“. Sie hielten wochenlang durch... umsonst! Als „Geiselnehmer“ bezeichnet und vom Rest ihrer Klasse isoliert, waren sie am Ende völlig demoralisiert.

Ja, selbst wenn wir zu Millionen auf die Straße gehen, „blockieren“ oder „demonstrieren“, führt der Kampf mit den Gewerkschaften immer zur Niederlage! Wie können wir also ein echtes Kräfteverhältnis aufbauen?

Um zu gewinnen, müssen wir unsere Kämpfe ausweiten und selbst in die Hand nehmen

Ja, wir haben die Kraft, eine Regierung zum Rückzug zu zwingen, ihre Angriffe zu bremsen. Einige Kämpfe der Vergangenheit zeigen, dass dies möglich ist:

– Im Mai 1968, nach den massiven Demonstrationen vom 13. Mai gegen die Polizeirepression, breitete sich der Streik mit hoher Geschwindigkeit aus, begleitet von souveränen Generalversammlungen, die allen Arbeitern offenstanden. Diese Dynamik der Ausweitung und Einheit führte zum größten Streik in der Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung mit neun Millionen Streikenden. Die Regierung und die Gewerkschaften beeilten sich daraufhin, eine Vereinbarung über allgemeine Lohnerhöhungen zu unterzeichnen, um die Dynamik der Bewegung so schnell wie möglich zu bremsen.

– 1980 in Polen gingen die Streikenden angesichts steigender Lebensmittelpreise noch einen Schritt weiter, indem sie sich in riesigen Vollversammlungen versammelten, selbst über Forderungen und Aktionen entschieden und vor allem stets darauf bedacht waren, den Kampf auszuweiten. Von den Versammlungen aus wurden massive Delegationen an alle Arbeitsstätten entsandt, um zur Solidarität und zum Streik aufzurufen. Ohne Behinderung durch die Gewerkschaften breitete sich der Kampf innerhalb von 48 Stunden einheitlich im ganzen Land aus.

– Beim Kampf von 2006 gegen den „Contrat Première Embauche” (CPE) zog die französische Regierung nach nur wenigen Wochen der Mobilisierung ihren Entwurf zurück. Studierende in prekären Verhältnissen organisierten an den Universitäten massive Vollversammlungen, die auch Arbeitnehmern, Arbeitslosen und Rentnern offenstanden, und stellten ein verbindendes Motto in den Vordergrund: den Kampf gegen Prekarisierung und Arbeitslosigkeit. Jedes Wochenende schlossen sich immer mehr Branchen den Demonstrationen an. Arbeitnehmer und Rentner schlossen sich den Studierenden an.

Heute wie gestern müssen wir uns zusammenschließen, überall an den Arbeitsplätzen diskutieren und Vollversammlungen einberufen, um zu überzeugen, dass unsere Stärke in unserer Einheit und unserer Klassensolidarität liegt. Nur offene, massenhafte und autonome Vollversammlungen, die wirklich über den Verlauf der Bewegung entscheiden, können die Grundlage für einen gemeinsamen und sich ausweitenden Kampf bilden, der von der Solidarität zwischen allen Sektoren und Generationen getragen wird.

Wir können gemeinsam immer einheitlichere Forderungen stellen. Wir können in massiven Delegationen losziehen, um die Solidarität der Arbeiter*innen in den Fabriken, Krankenhäusern, Schulen und Verwaltungen in unserer Nähe zu suchen.

Dafür dürfen wir nicht auf die Gewerkschaften vertrauen, die staatliche Organe sind, die dazu dienen, unsere Kämpfe zu behindern, um sie besser kontrollieren zu können.

Durch unsere Kämpfe und Debatten bereiten wir die Zukunft vor

Ja, wenn wir unsere Kämpfe selbst in die Hand nehmen, können wir die Regierungen zum Einlenken zwingen. Aber der Kapitalismus wird nicht aufhören, das Überleben der menschlichen Zivilisation zu bedrohen. Die Weltwirtschaftskrise wird weiterhin überall Elend verbreiten. Krieg und Chaos werden sich ausbreiten und verstärken. Und die Bourgeoisie wird immer mehr unerträgliche „Opfer” von unseren Lebens- und Arbeitsbedingungen verlangen.

Angesichts dessen müssen wir uns auch außerhalb der Kämpfe überall, wo wir können, versammeln, um unsere Standpunkte auszutauschen, zu diskutieren, Lehren aus den Kämpfen von gestern zu ziehen und die Kämpfe von morgen vorzubereiten. Auch wenn wir nur wenige sind, können wir durch unsere Debatten diesen langen Kampf für den Kommunismus vorbereiten, an die Erfahrungen der Arbeiterbewegung anknüpfen, eine Perspektive entwerfen und damit beginnen, zu verteidigen, dass unsere „defensiven” Kämpfe nicht ausreichen, sondern dass sie auch politisiert werden müssen.

Unsere Kämpfe, ob sie nun erfolgreich sind oder nicht, sind nicht umsonst! Indem wir gemeinsam den Kopf heben und uns weigern, uns mit der Resignation abzufinden, bereiten wir die Kämpfe von morgen vor und schaffen trotz der unvermeidlichen Niederlagen nach und nach die Voraussetzungen für eine neue Welt. Nur durch den Kampf kann das Proletariat erkennen, dass es die einzige Kraft in der Gesellschaft ist, die in der Lage ist, die kapitalistische Ausbeutung abzuschaffen.

Der Weg zur proletarischen Weltrevolution, zum Sturz des Kapitalismus, wird lang und schwierig sein. Er wird mit Hindernissen und Niederlagen gepflastert sein, aber es gibt keinen anderen Weg.

„Die Emanzipation der Arbeiter wird das Werk der Arbeiter selbst sein“!

Internationale Kommunistische Strömung

(18. September 2025)

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Flugblatt zur Gewerkschaftsmobilisierung vom 18. September 2025 in Frankreich

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