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Der Kapitalismus bedroht die Menschheit: Die Weltrevolution ist die einzige realistische Lösung

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Unsere Organisation, die Internationale Kommunistische Strömung, wurde im Januar 1975 gegründet, vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert. Seitdem hat die Welt große Umwälzungen erlebt, und es ist unsere Aufgabe, dem Proletariat eine Einschätzung dieser Zeit zu präsentieren, um zu bestimmen, welche Zukunft die Menschheit erwartet. Die Aussichten sind besonders düster. Die derzeitige Lage führt zu weit verbreitetem Leid in der Weltbevölkerung, was insbesondere den stetigen Anstieg des Konsums von Drogen aller Art und die Zunahme von Selbstmorden, auch unter Kindern, erklärt. Selbst die höchsten Autoritäten der globalen Bourgeoisie, von den Vereinten Nationen bis zum Davos-Forum, das jedes Jahr im Januar die führenden Wirtschaftspersönlichkeiten der Welt zusammenbringt, müssen die Schwere der Plagen eingestehen, unter denen die Menschheit leidet und die ihre Zukunft zunehmend bedrohen.

In den 2020er Jahren hat sich die Verschlechterung der Weltlage brutal beschleunigt, mit einer Anhäufung von Katastrophen, Überschwemmungen und Bränden im Zusammenhang mit dem Klimawandel und einer Beschleunigung der Zerstörung des Lebens, mit einer Pandemie, die mehr als 20 Millionen Menschen das Leben gekostet hat, und dem Ausbruch neuer und immer brutaleren Kriege in der Ukraine, im Gazastreifen und in Afrika, insbesondere im Sudan, im Kongo und in Äthiopien. Dieses globale Chaos erreichte im Januar 2025 eine neue Stufe mit der Rückkehr eines finsteren Showmans an die Macht, Donald Trump, dessen Ambition es ist, mit der Welt zu spielen wie Charlie Chaplin in seinem Film Der große Diktator.

Dieses Manifest ist daher nicht nur dadurch gerechtfertigt, dass unsere Organisation nun seit einem halben Jahrhundert besteht, sondern auch dadurch, dass wir uns einer äußerst ernsten historischen Situation gegenübersehen: Das kapitalistische System, das den Planeten beherrscht, führt die menschliche Gesellschaft unaufhaltsam in den Untergang. Angesichts dieser unvorstellbaren Perspektive ist es Aufgabe derjenigen, die für den revolutionären Sturz dieses Systems kämpfen, der Kommunistinnen und Kommunisten, historische, politische und theoretische Argumente vorzubringen, um die einzige Kraft in der Gesellschaft zu wappnen, die in der Lage ist, diese Revolution durchzuführen: das Weltproletariat. Denn ja, eine andere Gesellschaft ist möglich!

Kommunistische Weltrevolution oder die Zerstörung der Menschheit

Das Ende der Welt! Diese Angst war während der vier Jahrzehnte des „Kalten Krieges“ zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion und ihren jeweiligen Verbündeten allgegenwärtig. Diese beiden Großmächte hatten genug Atomwaffen angehäuft, um das gesamte Leben auf der Erde mehrfach zu vernichten, und ihre ständigen Konflikte durch ihre Vasallenstaaten schürten die Befürchtung, dass diese Konflikte zu einer direkten Konfrontation zwischen den beiden Giganten und letztendlich zum Einsatz dieser schrecklichen Waffen führen würden. Um diese Todesgefahr für die gesamte Menschheit zu verdeutlichen, schuf die Universität von Chicago 1947 eine Weltuntergangsuhr, auf der Mitternacht das Ende der Welt symbolisiert.

Aber nach 1989, als einer der beiden Blöcke, von denen sich einer als „sozialistisch” bezeichnete, zusammenbrach, hörten wir von den Führern der Welt, von Journalisten und „Experten”, die jeden Abend im Fernsehen auftraten, um ihre Vorurteile, ihre Inkompetenz und ihre Lügen zu verbreiten, viel von „Frieden” und „Wohlstand”. Der damalige US-Präsident George Bush Sr. versprach 1990 als oberster Lügner sogar eine Ära des Friedens auf der Grundlage einer „neuen Weltordnung, in der Rechtsstaatlichkeit das Gesetz des Dschungels ersetzen und die Starken die Rechte der Schwachen respektieren würden” (Rede vor dem Kongress der Vereinigten Staaten, 11. September 1990).

Heute halten dieselben Persönlichkeiten ganz andere Reden, da sie sich bewusst sind, dass sie sich völlig lächerlich machen würden, wenn sie weiterhin den Optimismus der vergangenen Jahrzehnte an den Tag legen würden. Es ist kein Geheimnis mehr, dass die Welt in einem sehr schlechten Zustand ist, und die Erkenntnis, dass sie auf ihre Zerstörung zusteuert, setzt sich in der Gesellschaft, insbesondere unter den jüngeren Generationen, wieder zunehmend durch. Die Hauptursache für diese Angst ist natürlich die Umweltzerstörung, die keine Zukunftsvision mehr ist, sondern bereits heute Realität. Diese Zerstörung zeigt sich nicht nur in Form der Klimakrise mit ihren „Extremereignissen“ wie Überschwemmungen, Stürmen, Hitzewellen, Dürren, die zu Wüstenbildung führen, und Bränden in nie dagewesenem Ausmaß. Es sind auch Lebewesen, die vom Aussterben bedroht sind, mit dem beschleunigten Verschwinden von Arten, insbesondere von Pflanzen und Tieren. Es ist die Vergiftung von Luft, Wasser und Nahrungsmitteln und die wachsende Gefahr von Pandemien, die aus der Zerstörung der natürlichen Umwelt resultieren, Pandemien, die die Covid-Pandemie der frühen 2020er Jahre als vergleichsweise geringfügiges Problem erscheinen lassen könnten. Und als ob diese Katastrophen nicht schon genug Angst auslösen würden, haben wir jetzt auch noch die Ausbreitung von Kriegen, die immer mehr Opfer fordern, Kriege mit schrecklichen Bildern von Verwüstungen auf den Schlachtfeldern und fast verhungerten Kindern in Gaza und im Sudan. Diese Bilder werden ältere Menschen an die schreckliche Hungersnot erinnern, die Biafra während des Krieges dort Ende der 1960er Jahre heimgesucht und zwei Millionen Menschenleben gefordert hat.

Das Ende des Kalten Krieges vor vier Jahrzehnten bedeutete nicht das Ende der Kriege. Im Gegenteil, der Zusammenbruch der Blockdisziplin, die die beiden Supermächte ihren Vasallen auferlegt hatten, öffnete die Tür für eine Zunahme besonders tödlicher Konflikte (zum Beispiel mehrere hunderttausend Tote im Irak während der Kriege von 1991 und 2003). Diese Konflikte waren jedoch nicht mehr Teil eines Antagonismus wie zwischen dem Ost- und dem Westblock, und während eines Großteils dieser Zeit kam es zu einer erheblichen Reduzierung der Militärausgaben, insbesondere seitens der Großmächte. Das Umgekehrte ist heute der Fall: Auch wenn sich keine neuen Blöcke gebildet haben, die den Auftakt zu einem dritten Weltkrieg bilden könnten, sind die Militärausgaben dramatisch gestiegen. Und die Waffen, die wieder gehortet werden, sind dazu bestimmt, eingesetzt zu werden, wie wir derzeit in der Ukraine, im Libanon, im Gazastreifen und im Iran sehen. Das bekannte Sprichwort „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“, das uns die Staats- und Regierungschefs der Welt heute eindringlich wiederholen, hat sich immer als falsch erwiesen. Je mehr Waffen es gibt, desto tödlicher werden die Kriege sein, die in einem kapitalistischen System in der Krise unvermeidlich sind und immer mehr Elend, Zerstörung, Hungersnöte und Tod mit sich bringen.

Und eines der Merkmale der globalen Situation seit Anfang der 2020er Jahre ist, dass die Katastrophen, die die Welt heimsuchen, immer mehr zusammenwachsen und sich gegenseitig in einer Art höllischem Strudel anheizen und verstärken. So verstärkt beispielsweise das Abschmelzen der Gletscher infolge der globalen Erwärmung das Ansteigen der Temperaturen noch zusätzlich, da die verschwundenen Eismassen die Sonnenenergie nicht mehr zurückspiegeln und diese stattdessen den dunkleren Boden oder das Wasser aufheizt.

Ebenso führen Klimawandel und Kriege zu immer mehr Hungersnöten, was eine zunehmende Abwanderung in die am weitest entwickelten Länder zur Folge hat. Und diese Einwanderung treibt den Höhenflug des fremdenfeindlichen Populismus in diesen Ländern und den Aufstieg politischer Kräfte, die die Situation nur verschlimmern können. Dies gilt insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht, wie man an Trumps Handelsmaßnahmen sehen kann, bei denen die auferlegten Zölle die Instabilität des Weltmarktes und der kapitalistischen Wirtschaft insgesamt, einschließlich der Vereinigten Staaten, weiter verschärfen. Wir könnten alle Krisen und Katastrophen, die die Welt heimsuchen, Revue passieren lassen, um zu sehen, wie sie alle unterschiedliche Ausprägungen eines allgemeinen Chaos sind, das zunehmend außerhalb der Kontrolle der Weltpolitiker liegt und die Menschheit in die Zerstörung treibt. Seit dem 28. Januar 2025 steht die Weltuntergangsuhr in Chicago auf 23:58 Uhr und 31 Sekunden, so nah wie nie zuvor an Mitternacht.

Angesichts der sich abzeichnenden Katastrophe und der wachsenden Gefahr der Zerstörung der Menschheit weigern sich viele, insbesondere junge Menschen, der allgemeinen Verzweiflung nachzugeben, die die Gesellschaft erfasst hat. Wir sehen regelmäßig Proteste gegen den Klimawandel, gegen Umweltzerstörung und gegen Krieg, aber es ist klar, dass die Staats- und Regierungschefs der Welt, selbst wenn sie umweltbewusste oder pazifistische Reden halten, kein wirkliches Interesse daran haben, diese Katastrophen zu verhindern. Was wir heute erleben, ist im Gegenteil eine allgemeine Neubewertung der kleinen „grünen“ Maßnahmen, die die Politiker gestern angekündigt haben und schon heute gleich wie ihre Friedensversprechen als leer entblößt werden. Und es geht hier nicht um „gute“ oder „schlechte“ Absichten seitens dieser Politiker. Einige von ihnen bekennen sich offen und zynisch zu ihren kriminellen Absichten: Putin und Netanjahu rechtfertigen obszön ihre Bombardierung der Zivilbevölkerung, während Trump in Wort und Tat die Zerstörung der Umwelt befürwortet. Allerdings sind es alle Regierungen, unabhängig von ihrer Rhetorik und politischen Ausrichtung, die eine massive Aufrüstung vorantreiben, immer wieder Kürzungen im Umweltschutz vornehmen und den Lebensstandard der Arbeiterklasse angreifen. Und das aus ganz einfachen Gründen. Erstens kann sich angesichts des zunehmenden Zusammenbruchs der kapitalistischen Wirtschaft der Wettbewerb zwischen den Staaten nur verschärfen, und sie haben keine andere Wahl, als die Arbeitskosten zu senken und den Umweltschutz aufzugeben, um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger zu sein. Zweitens führen die sich verschärfenden wirtschaftlichen Widersprüche des Kapitalismus, wie schon in der Vergangenheit, zu einer Eskalation der militärischen Antagonismen.

Zwar zeigen die Demonstrationen vor allem der jungen Generation gegen Umweltzerstörung und Krieg eine tiefe Besorgnis um grundlegende Fragen, doch haben sie in der Konfrontation mit der die Welt beherrschenden Bourgeoisie kein wirkliches Gewicht, da sie keinen Frontalangriff des Proletariats, der einzigen Klasse, die sie bedrohen kann, auf die herrschende Klasse darstellen. Infolgedessen sind sie eine leichte Beute für die demagogischen Kampagnen der bürgerlichen Parteien, deren klares Ziel es ist, die Arbeiterklasse von ihrem grundlegenden Kampf gegen den Kapitalismus abzulenken. Und genau darin liegt der Kern der historischen Situation.

In Wirklichkeit ist das kapitalistische System von der Geschichte zum Scheitern verurteilt, so wie es zu seiner Zeit das Sklavensystem der Antike und das Feudalsystem des Mittelalters waren. Wie die feudale Gesellschaft und vor ihr die Sklavenhaltergesellschaft ist auch die kapitalistische Gesellschaft in ihre Dekadenzphase eingetreten. Diese Dekadenz begann zu Beginn des 20. Jahrhunderts und zeigte sich erstmals in großem Umfang durch den Ersten Weltkrieg. Dies war ein Beweis dafür, dass die wirtschaftlichen Gesetze des kapitalistischen Systems, die im 19. Jahrhundert einen beträchtlichen Fortschritt in der materiellen Produktion ermöglicht hatten, nun zu ernsthaften Hindernissen geworden waren, die sich in wachsenden Turbulenzen wie dem Ersten Weltkrieg und der Krise von 1929 äußerten. Dieser Niedergang setzte sich während des gesamten 20. Jahrhunderts fort, insbesondere mit dem Zweiten Weltkrieg, der aus dieser Krise hervorging. Und wenn auch die Nachkriegsjahre eine Phase des Wohlstands mit sich brachten, die mit dem Wiederaufbau zusammenfiel, traten die wirtschaftlichen Widersprüche des kapitalistischen Systems Ende der 1960er Jahre erneut zutage und stürzten die Welt in zunehmende Turbulenzen mit einer Abfolge von wirtschaftlichen, militärischen, politischen und klimatischen Krisen. Und diese Krisen können nicht gelöst werden, weil sie aus den unüberwindbaren Widersprüchen resultieren, die die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus prägen. Daher kann sich die Weltlage nur verschlechtern, mit zunehmendem Chaos und immer schrecklicherer Barbarei. Das ist die einzige Zukunft, die uns das kapitalistische System bieten kann.

Sollen wir daraus schließen, dass es keine Hoffnung gibt, dass nichts, keine Kraft in der Gesellschaft in der Lage sein wird, sich diesem Kurs in Richtung der Zerstörung der Menschheit zu widersetzen? Eine Schlussfolgerung wird unter denjenigen, die sich der Schwere der Lage bewusst sind, immer deutlicher: Es gibt keine Lösung innerhalb des kapitalistischen Systems, das die Welt beherrscht. Aber wie können wir diesem System dann entkommen? Wie können wir die Macht derer stürzen, die es lenken? Wie können wir einen Weg zu einer Gesellschaft ebnen, die die Barbarei der heutigen Welt nicht mehr kennt, in der die immensen Fortschritte in Wissenschaft und Technologie nicht mehr dazu genutzt werden, immer schrecklichere Instrumente des Todes herzustellen oder die Erde zunehmend unbewohnbar zu machen, sondern im Gegenteil in den Dienst der menschlichen Entfaltung und der Natur gestellt werden? Eine Gesellschaft, in der Kriege, Ungerechtigkeit, Armut, Ausbeutung und Unterdrückung abgeschafft sind. Eine Gesellschaft, in der alle Menschen in Harmonie und Solidarität statt in Konkurrenz und Gewalt leben könnten. Eine Gesellschaft, die den Menschen nicht mehr gegen die Natur ausspielt, sondern ihn wieder zu einem Teil der Natur macht.

Wenn wir über die Möglichkeit einer solchen Gesellschaft nachdenken, mangelt es nicht an „Realisten“, die mit den Schultern zucken und versuchen, solche Gedanken lächerlich zu machen: „Das sind Wunschträume, Märchen, Utopien“. Natürlich finden wir die fanatischsten Verfechter des Systems und die Verachtung für „utopische Ideen“ in den privilegierten Schichten der Gesellschaft und unter denen, die sie unterwürfig verteidigen, aber wir müssen erkennen, dass ihre Meinungen die große Mehrheit der Gesellschaft beeinflussen.

Um all diese Fragen über die Zukunft zu beantworten, müssen wir zunächst auf die Kämpfe der Vergangenheit zurückblicken.

Erinnerungen an unsere vergangenen Kämpfe, um uns auf die kommenden Kämpfe vorzubereiten

Träume von einer idealen Gesellschaft, in der Ungerechtigkeiten abgeschafft sind und die Menschen in Harmonie leben, gibt es schon seit sehr langer Zeit. Sie finden sich im frühen Christentum, im Bauernkrieg in Deutschland im 16. Jahrhundert (die Täufer um den Priester Thomas Müntzer), in der Englischen Revolution des 17. Jahrhunderts (die „Diggers” oder „True Levellers”) und in der Französischen Revolution des späten 18. Jahrhunderts (Babeuf und die „Verschwörung der Gleichen”). Diese Träume waren utopisch, das ist wahr. Sie konnten nicht verwirklicht werden, weil zu dieser Zeit die materiellen Voraussetzungen für ihre Verwirklichung nicht gegeben waren. Erst die Entwicklung der Arbeiterklasse im Zuge der industriellen Revolution am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts schuf die Grundlage für eine kommunistische Gesellschaft auf soliden materiellen Grundlagen.

Diese Grundlagen waren einerseits der enorme Reichtum, der durch die Gesetze des Kapitalismus ermöglicht wurde und der potenziell die vollständige Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse ermöglichte, andererseits das enorme Wachstum der Klasse, die den größten Teil dieses Reichtums produzierte, das moderne Proletariat. Tatsächlich ist nur die Arbeiterklasse in der Lage, die enorme Transformation zu vollziehen, die die Abschaffung des Kapitalismus und die Errichtung des Kommunismus darstellt. Sie allein hat in der Gesellschaft ein echtes Interesse daran, die Grundlagen des Kapitalismus und vor allem die Warenproduktion, die den Kern der Krise dieses Systems bildet, radikal zu beseitigen. Denn gerade der Markt, die Herrschaft der Waren in der kapitalistischen Produktion, ist die Wurzel der Ausbeutung der Lohnarbeitenden. Das Besondere an der Arbeiterklasse im Gegensatz zu anderen Kategorien von Produzierenden wie Bäuerinnen auf eigenem Land oder Handwerkern ist, dass sie der Produktionsmittel beraubt und gezwungen ist, ihre Arbeitskraft an die Eigentümer dieser Produktionsmittel – private Kapitalisten oder den Staat – zu verkaufen, um zu leben. Weil im kapitalistischen System die Arbeitskraft selbst zur Ware geworden ist, und zwar zur wichtigsten Ware überhaupt, wird das Proletariat ausgebeutet. Deshalb beinhaltet der Kampf des Proletariats gegen die kapitalistische Ausbeutung die Abschaffung der Lohnarbeit und damit die Abschaffung aller Formen von Waren. Darüber hinaus produziert diese Klasse bereits den größten Teil des gesellschaftlichen Reichtums. Sie tut dies kollektiv, dank der vom Kapitalismus selbst entwickelten assoziierten Arbeit. Aber dieses System war nicht in der Lage, die Sozialisierung der Produktion zu vollenden, die es auf Kosten der kleinen individuellen Produktion in Angriff genommen hatte.

Dies ist einer der grundlegenden Widersprüche des Kapitalismus: Unter seiner Herrschaft ist die Produktion global geworden, aber die Produktionsmittel bleiben auf mehrere Eigentümer, private Großproduzenten oder Nationalstaaten verteilt, die die produzierten Waren verkaufen und kaufen und miteinander konkurrieren. Die Abschaffung des Marktes erfordert daher die Enteignung aller Kapitalisten und die kollektive Übernahme aller Produktionsmittel durch die Gesellschaft. Diese Aufgabe kann nur von der Klasse erfüllt werden, die keine Produktionsmittel besitzt, wenn sie gemeinsam dafür eintritt.

1917: Die Revolution in Russland

Denjenigen, die weiterhin behaupten, dieser revolutionäre Kampf des Proletariats sei nichts weiter als ein „süßer Traum”, müssen wir die historische Realität in Erinnerung rufen. Tatsächlich begann das Proletariat Mitte des 19. Jahrhunderts, insbesondere mit der Chartisten-Bewegung in England, dem Aufstand vom Juni 1848 in Paris, der Gründung der Internationalen Arbeiterassoziation 1864 in London (die schnell zu einer „Macht” in Europa wurde) und der Pariser Kommune von 1871, zu beweisen, dass es eine echte Bedrohung für die Kapitalistenklasse darstellte. Und diese Bedrohung wurde dann mit der Revolution von 1917 in Russland und 1918-23 in Deutschland voll bestätigt.

Diese Revolutionen waren eine eindrucksvolle Bestätigung der Perspektive des Kommunistischen Manifests, das von Karl Marx und Friedrich Engels verfasst und 1848 vom Kommunistischen Bund angenommen wurde. Dieses grundlegende Dokument schloss mit folgenden Worten: „Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verbergen. Sie erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.“

Und tatsächlich begannen die herrschenden Klassen, insbesondere die Bourgeoisie, ab 1917 zu zittern. Die Macht der internationalen revolutionären Welle, die in Russland und Deutschland ihren Höhepunkt fand, war so groß, dass sie die Regierungen zwang, den Krieg zu beenden. Die Arbeiter wurden sich ihrer Macht bewusst, organisierten sich als Klasse, trafen sich in ständigen Vollversammlungen, organisierten sich in Sowjets (russisch für „Räte“), diskutierten, beschlossen und handelten gemeinsam. Sie sahen die Morgendämmerung einer anderen möglichen Welt vor ihren Augen.

1920 -1950: Die Konterrevolution

Für die Bourgeoisie, die mit der realen Möglichkeit konfrontiert war, ihr System der Ausbeutung gestürzt zu sehen und damit ihre Privilegien zu verlieren, gab es Angst und Wut. Als 1871 das Pariser Proletariat zwei Monate lang an der Macht war, entfesselte die französische Bourgeoisie mit Hilfe der noch immer in Frankreich stationierten preußischen Truppen eine schreckliche Repression gegen die „Kommunarden“, eine „blutige Woche“, die 20.000 Tote forderte. Angesichts der revolutionären Welle von 1917 war es die Bourgeoisie weltweit und nicht nur die eines oder zweier Länder, die ihren Hass und ihre Barbarei entfesselte. Einstimmig unterstützten die Führer aller Länder, selbst der „demokratischsten“, die Weißen Armeen unter der Führung von Offizieren des gestürzten zaristischen Regimes, eines der reaktionärsten der Welt. Schlimmer noch, die „sozialistischen“ Parteien, die bereits durch ihre aktive Beteiligung am Ersten Weltkrieg das wesentliche proletarische Prinzip des Internationalismus verraten hatten, erreichten den Tiefpunkt der Schande, indem sie die Niederschlagung der Revolution in Deutschland anführten, Tausende von Todesopfern und die kaltblütige Ermordung der beiden herausragendsten Figuren des proletarischen Kampfes verursachten: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. „Jemand muss den Bluthund spielen. Ich scheue mich nicht vor dieser Verantwortung“, erklärte Gustav Noske, einer der Führer der Sozialdemokratischen Partei (SPD) und Verteidigungsminister.

In Russland wurden die Weißen Armeen schließlich von der Roten Armee besiegt. In Deutschland gelang es der Bourgeoisie jedoch, die Versuche eines revolutionären Arbeiteraufstands in den Jahren 1919, 1921 und 1923 niederzuschlagen. Die Russische Revolution war isoliert, was den Weg für die Konterrevolution ebnete.

Dies war der Schauplatz des größten Dramas des 20. Jahrhunderts: In Russland triumphierte die Konterrevolution nicht von „außen“, durch die Waffen einer fremden Armee, sondern von „innen“, indem sie korrumpierte, unterdrückte, deportierte und mordete, während sie vorgab, die Weiterführung der proletarischen Revolution zu sein, und sich als solche ausgab. Tatsächlich kam die Konterrevolution vom Staat, der nach dem Sturz des bürgerlichen Staates 1917 entstanden war. Jener Staat hörte auf, dem Proletariat in Russland und dem Rest der Welt zu dienen, und wurde zum Verteidiger der neuen Staatsbourgeoisie, die die klassische Bourgeoisie abgelöst hatte und nun die Aufgabe hatte, die Ausbeutung der Arbeiterklasse fortzusetzen. Dies war eine weitere Bestätigung der Perspektive, die Revolutionäre Mitte des 19. Jahrhunderts vertreten hatten: Die kommunistische Revolution kann nur weltweit geschehen. Diese Perspektive brachte Engels in seinem Text Grundsätze des Kommunismus, der den Boden für das Kommunistische Manifest bereitete, klar zum Ausdruck: „Die kommunistische Revolution wird daher keine bloß nationale, sie wird eine in allen zivilisierten Ländern (…) gleichzeitig vor sich gehende Revolution sein. (...) Sie wird auf die übrigen Länder der Welt ebenfalls eine bedeutende Rückwirkung ausüben und ihre bisherige Entwicklungsweise gänzlich verändern und sehr beschleunigen. Sie ist eine universelle Revolution und wird daher auch ein universelles Terrain haben.“

Dieses Prinzip wurde von allen Revolutionären des 20. Jahrhunderts energisch verteidigt, insbesondere von Lenin, dem wir diese kristallklare Aussage verdanken: „Die russische Revolution ist lediglich einer der Trupps der internationalen sozialistischen Armee, von deren Aktion der Erfolg und Triumph der von uns vollzogenen Umwälzung abhängt. Diese Tatsache, wird keiner von uns vergessen. (…) Das russische Proletariat ist sich bewusst, in der Revolution alleine dazustehen, und erkennt klar, dass die vereinte Aktion der Arbeiter der ganzen Welt oder einiger in kapitalistischer Hinsicht fortgeschrittener Länder die notwendige Bedingung und grundlegende Voraussetzung seines Sieges ist.“ (23. Juli 1918)

Deshalb offenbart die Idee des „Sozialismus in einem Land“, die Stalin ab 1924 vertrat, seinen Verrat und den der bolschewistischen Partei, deren Führer er geworden war. Dieser Verrat war der erste Akt der schrecklichen Konterrevolution, die das Proletariat in Russland und international heimgesucht hat. In Russland sahen wir, wie Stalin und seine Komplizen die besten Kämpfer der Revolution von 1917 einen nach dem anderen eliminierten, insbesondere während der finsteren „Moskauer Prozesse“ von 1936-38, bei denen die Angeklagten, gebrochen durch Folter und Drohungen gegen ihre Familien aussagten und sich selbst der schlimmsten Verbrechen beschuldigten, bevor sie mit einem Nackenschuss hingerichtet wurden. Gleichzeitig wurden Millionen von Arbeitern ohne Grund ermordet oder in Konzentrationslager deportiert, um ein Klima der Angst in der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Außerhalb Russlands standen die stalinistischen „kommunistischen“ Parteien an vorderster Front, wenn es darum ging, Arbeiterkämpfe zu sabotieren und sogar zu unterdrücken, wie beispielsweise im Mai 1937 in Barcelona, als das Proletariat dieser Stadt gegen die zunehmende Unterdrückung durch die Stalinisten revoltierte.

In Deutschland wurde der wichtigste Teil der Verteidigung des kapitalistischen Regimes von den „demokratischen“ Parteien der Weimarer Republik und insbesondere von der Sozialdemokratischen Partei übernommen, aber es war notwendig, dass die Bourgeoisie den Proletariern dieses Landes eine „Strafe“ von beispielloser Gewalt auferlegte, um jeden Drang, sich gegen die kapitalistische Ordnung zu erheben, dauerhaft zu beseitigen. Und es war die nationalsozialistische NSDAP, die diese abscheuliche Aufgabe mit der uns allen bekannten monströsen Grausamkeit übernahm.

Was die „demokratischen“ Fraktionen der Bourgeoisie betrifft, insbesondere diejenigen, die in Frankreich, Großbritannien und den USA dominierten, so spielten sie ihre Rolle in der Konterrevolution auf weniger spektakuläre, aber ebenso wirksame Weise. Diese Fraktionen begnügten sich nicht damit, die Unterdrückung des revolutionären Proletariats in Russland und Deutschland zu unterstützen (so gab beispielsweise Frankreich, das Deutschland 1918 besiegt hatte, 16.000 Maschinengewehre an Deutschland zurück, damit es die aufständischen Arbeiter ermorden konnte). Es waren die „demokratischen“ Institutionen, die Hitler als Sprungbrett zur Macht dienten, und es war das sehr demokratische England, das den Sieg von Hitlers und Mussolinis Verbündetem in Spanien, Franco, begünstigte. Ebenfalls in den 1930er Jahren verliehen die „Demokratien“ dem stalinistischen Regime Respektabilität, indem sie es im September 1934 in den Völkerbund aufnahmen, eine bürgerliche Organisation, die Lenin bei ihrer Gründung 1919 als „Räuberhöhle“ bezeichnet hatte. Diese Respektabilität wurde durch die Unterzeichnung des französisch-sowjetischen Beistandspaktes (bekannt als Laval-Stalin-Pakt) im Mai 1935 noch verstärkt.

Die schreckliche Barbarei, die sich in den 1930er Jahren unter den stalinistischen und faschistischen Regimes mit der Komplizenschaft der „demokratischen“ Regimes entwickelte, warnt uns vor der blutrünstigen Raserei, die die ausbeutende Klasse erfasst, wenn ihre Privilegien und ihre Macht über die Gesellschaft bedroht sind.

Aber in den 1930er Jahren hatten das Proletariat und die Weltgesellschaft insgesamt noch nicht den Tiefpunkt erreicht. Diese Jahre waren geprägt vom Zusammenbruch der Weltwirtschaft mit schrecklichen Angriffen auf die Arbeiterklasse, doch diese war aufgrund der Tiefe ihrer Niederlage nicht in der Lage, auf diese Angriffe zu reagieren, indem sie erneut den Weg der Revolution einschlug. Im Gegenteil, diese Jahre führten zur größten Tragödie, die die menschliche Gesellschaft je erlebt hat: dem Zweiten Weltkrieg mit seinen 60 Millionen Toten, überwiegend Zivilisten, die in den Konzentrationslagern der Nazis oder unter den Flächenbombardements der Städte auf beiden Seiten massakriert wurden. Es ist nicht notwendig, hier, acht Jahrzehnte später, auf die Details dieser Tragödie einzugehen. Es gibt viele Bücher, Artikel und Fernsehsendungen, die uns darüber berichten. Erst kürzlich erinnerte der erfolgreicher Film Oppenheimer an eine besonders grausame Episode dieser Zeit: die Atombombenabwürfe auf Japan durch die „große amerikanische Demokratie” im August 1945.

Einer der schrecklichsten Aspekte dieses Krieges ist, dass er keine Reaktion des Proletariats hervorgerufen hat, wie es während des Ersten Weltkriegs der Fall war. Ganz im Gegenteil: Der Sieg der Alliierten im Jahr 1945, der als Triumph der Zivilisation über die Barbarei, der „Demokratie“ über den Faschismus dargestellt wurde, verstärkte die Illusionen, die die Bourgeoisie in der Arbeiterklasse der großen Länder streut, insbesondere diejenigen über die „Demokratie“ als ideale Form der sozialen Organisation – eine Organisation, die jenseits der Rhetorik ihrer Verteidiger in Wirklichkeit die Ausbeutung der Arbeiterinnen und Arbeiter, Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Kriege aufrechterhält.

So griff die herrschende Klasse nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf die Methoden zurück, mit denen sie in den 1930er Jahren das Proletariat niedergeschlagen und in das imperialistische Gemetzel geschickt hatte. Vor und nach dem Krieg bestand eine der wichtigsten Täuschungen, mit denen die Bourgeoisie das Proletariat überzog, darin, dessen Niederlagen als Siege darzustellen. Zweifellos war es der betrügerische Mythos vom „sozialistischen Staat“, der aus der Revolution in Russland hervorgegangen sei und als Bastion des Proletariats dargestellt wurde, obwohl er in Wirklichkeit nichts anderes als der Verteidiger des verstaatlichten Kapitals geworden war, der die wesentliche Waffe sowohl für die Einberufung als auch für die Demoralisierung des Proletariats darstellte. Die Proletarisierten der ganzen Welt, bei denen die Umwälzungen von 1917 immense Hoffnungen geweckt hatten, wurden nun aufgefordert, ihre Kämpfe bedingungslos der Verteidigung dem „sozialistischen Vaterland“ unterzuordnen, und dort, wo einige begannen, dessen arbeiterfeindlichen Charakter zu vermuten, gelang es der bürgerlichen Ideologie, die Vorstellung zu verbreiten, dass die Revolution keinen anderen Ausgang haben könne als denjenigen, den sie in Russland genommen hatte: die Entstehung einer neuen Gesellschaft der Ausbeutung und Unterdrückung, die noch schlimmer sei als die kapitalistische Gesellschaft.

Tatsächlich kam es in der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Verstärkung der Konterrevolution, nicht mehr hauptsächlich in Form von Terror, Ermordung von Proletariern und Konzentrationslagern, die nun den „sozialistischen” Staaten vorbehalten waren (wie bei den blutigen Unterdrückungen in Ostdeutschland 1953, Ungarn 1956 und Polen 1970), sondern in der viel heimtückischeren Form der ideologischen Kontrolle der Bourgeoisie über die Ausgebeuteten, eine Kontrolle, die durch die vorübergehende Verbesserung der wirtschaftlichen Lage während des Wiederaufbaus nach dem Krieg begünstigt wurde.

Aber wie es in dem Lied La semaine sanglante (Die blutige Woche) heißt das nach der Niederschlagung der Pariser Kommune 1871 vom Kommunarden Jean-Baptiste Clément (auch Autor von Temps des cerises (Zeit der Kirschen)) geschrieben wurde: „Les mauvais jours finiront” (Die schlechten Tage werden zu Ende gehn). Und die „schlechten Tage“ der totalen ideologischen Herrschaft der Bourgeoisie fanden im Mai 1968 ihr Ende.

1968: Die Wiederaufnahme des Klassenkampfs durch das Proletariat

Der große Streik vom Mai 68 in Frankreich (damals der größte Streik in der Geschichte des Weltproletariats) signalisierte die Wiederaufnahme der Arbeiterkämpfe und das Ende der Konterrevolution. Denn Mai 68 war keine „französische Angelegenheit“, sondern die erste große Antwort des Weltproletariats auf die Angriffe der Bourgeoisie, die mit einer Wirtschaftskrise konfrontiert war, die das Ende des Nachkriegsbooms bedeutete. Das auf unserem ersten Kongress verabschiedete Manifest besagt: „Heute lodert die proletarische Flamme wieder auf der ganzen Welt. Auf oft verwirrte und zögerliche Weise, aber mit Erschütterungen, die manchmal sogar Revolutionäre in Erstaunen versetzen, hat der proletarische Riese seinen Kopf erhoben und ist zurückgekehrt, um die veraltete kapitalistische Struktur ins Wanken zu bringen. Von Paris bis Cordoba [Argentinien], von Turin bis Danzig, von Lissabon bis Shanghai, von Kairo bis Barcelona – die Kämpfe der Arbeiter sind für die Kapitalisten wieder zu einem Albtraum geworden. Gleichzeitig sind im Rahmen des allgemeinen Wiederauflebens der Klasse revolutionäre Gruppen und Strömungen wieder aufgetaucht, die mit der enormen Aufgabe belastet sind, eines der wichtigsten Werkzeuge des Proletariats sowohl theoretisch als auch praktisch neu zu gestalten: seine Klassenpartei.“

Eine neue Generation stand auf, eine Generation, die die Konterrevolution nicht erlebt hatte, eine Generation, die sich der Rückkehr der Wirtschaftskrise stellte, indem sie ihr gesamtes Potenzial für Kampf und Reflexion zum Ausdruck brachte. Die gesamte soziale Atmosphäre veränderte sich: Nach den mageren Jahren war die Arbeiterklasse nun begierig darauf zu diskutieren, „die Welt neu zu gestalten“, insbesondere unter den jüngeren Generationen. Das Wort „Revolution“ war überall zu hören. Die Schriften von Marx, Lenin und Luxemburg kursierten und lösten endlose Debatten aus. Die Arbeiterklasse bemühte sich, ihre Geschichte und ihre Erfahrungen aus der Vergangenheit wiederzugewinnen.

Einer der grundlegendsten Aspekte dieser Welle von Arbeiterkämpfen war jedoch, dass die Bourgeoisie nicht freie Hand hatte, um auf die Krise ihres Wirtschaftssystems zu reagieren. Für Kommunisten, aber auch für die große Mehrheit der Historiker, ist klar, dass der Zweite Weltkrieg das Ergebnis der allgemeinen Wirtschaftskrise war, die 1929 begann. Dieser Krieg erforderte eine tiefgreifende Niederlage der Arbeiterklasse, der einzigen Kraft, die sich dem Ausbruch des Krieges hätte widersetzen können, wie wir 1917 in Russland und 1918 in Deutschland gesehen haben. Aber die Fähigkeit des Weltproletariats, ab 1968 massiv und entschlossen auf die ersten Angriffe der Krise zu reagieren, bedeutete, dass seine wichtigsten Sektoren nicht bereit waren, sich in die „Verteidigung des Vaterlandes” einspannen zu lassen, anders als es in den 1930er Jahren geschehen war. Und auch wenn es nicht eine direkte Folge der Arbeiterkämpfe war, so bewies doch der Rückzug der Vereinigten Staaten aus Vietnam 1973, dass die Bourgeoisie der führenden Weltmacht nicht mehr in der Lage war, ihre Arbeiterjugend für den Krieg zu mobilisieren, dass diese Jugend sich weigerte, sich im Namen der „Verteidigung der freien Welt“ töten zu lassen oder Vietnamesen zu töten.

Im Wesentlichen aus diesem Grund führte die Entwicklung der Widersprüche in der globalen kapitalistischen Wirtschaft nicht zu einer allgemeinen Konfrontation zwischen den beiden Blöcken, zu einem dritten Weltkrieg.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt dieser Wiederaufnahme des Klassenkampfs war, dass sie nicht nur die Idee der Revolution wieder ins Bewusstsein vieler Arbeiterinnen und Arbeiter brachte, sondern auch zur Entwicklung kleiner Minderheiten führte, die sich zur Kommunistischen Linken bekennen, einer Strömung, die seit den frühen 1920er Jahren sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kommunistischen Parteien, die ins Lager der Bourgeoisie übergelaufen waren, gegen die Degeneration dieser Parteien und dann gegen die Einberufung des Proletariats in den Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte.

Wie wir im Manifest des Ersten Kongresses der IKS geschrieben haben: „Viele Jahre lang haben die verschiedenen Fraktionen, insbesondere die Deutsch-Holländische Linke und vor allem die Italienische Linke, sowohl in Bezug auf die theoretische Klärung als auch auf die Anprangerung der Verrätereien jener Parteien, die sich weiterhin als proletarisch bezeichneten, ein bemerkenswertes Maß an Aktivität aufrechterhalten. Aber die Konterrevolution war zu tiefgreifend und zu langwierig, als dass diese Fraktionen hätten überleben können. Hart getroffen vom Zweiten Weltkrieg und von der Tatsache, dass dieser kein Wiederaufleben der Klasse hervorrief, verschwanden die letzten bis dahin überlebenden Fraktionen allmählich oder gerieten in einen Prozess der Degeneration, Sklerose oder Regression.“ Und tatsächlich entstanden im Zuge der Arbeiterkämpfe, die im Mai 1968 begannen, eine ganze Reihe von Gruppen und Diskussionskreisen, die sich aufmachten, die Kommunistische Linke wiederzuentdecken, untereinander diskutierten und nach mehreren internationalen Konferenzen in den Jahren 1973-74 an der Gründung der Internationalen Kommunistischen Strömung IKS im Januar 1975 teilnahmen.

1970er und 80er Jahre: Zwei Jahrzehnte des Kampfes

Die erste Welle von Kämpfen, die im Mai 1968 begann, war zweifellos die spektakulärste: der „Heiße Herbst“ in Italien 1969 (französisch auch „mai rampant“ [kriechender Mai] genannt), der gewaltsame Aufstand in Córdoba, Argentinien, im Mai desselben Jahres und der große Streik in Polen im Winter 1970 sowie bedeutende Bewegungen in Spanien und Großbritannien im Jahr 1972. Insbesondere in Spanien begannen die Arbeiter, sich in Massenversammlungen zu organisieren, noch während das Franco-Regime an der Macht war – ein Prozess, der 1976 in Vitoria seinen Höhepunkt erreichte. Die internationale Dimension dieser Welle von Kämpfen fand sogar in Israel (1969 und 1972) und Ägypten (1972) Widerhall, einer Region, die von Krieg und Nationalismus geprägt war.

Die Dynamik dieser Welle von Kämpfen lässt sich zum Teil durch die Überraschung erklären, welche die Bourgeoisie weltweit 1968 erfasste. Nach Jahrzehnten der Konterrevolution und der ideologischen und politischen Dominanz über das Proletariat war jene Klasse der Rhetorik derjenigen verfallen, die das Verschwinden jeglicher revolutionärer Perspektive, ja sogar das Ende des Klassenkampfs verkündeten. Doch die herrschende Klasse erholte sich schnell von ihrer Überraschung und startete eine Gegenoffensive, um die Wut der Arbeiterklasse in Richtung bürgerlicher Ziele zu lenken. So ersetzte die älteste und erfahrenste Bourgeoisie der Welt nach einer Reihe von Streiks im März 1974 in Großbritannien den konservativen Premierminister durch Harold Wilson, den Vorsitzenden der Labour Party, die sich als Verteidigerin der Arbeiterinteressen präsentierte, insbesondere aufgrund ihrer engen Verbindungen zu den Gewerkschaften. In diesem Land wie auch in vielen anderen wurden die Ausgebeuteten daraufhin aufgefordert, ihre Kämpfe aufzugeben, um die angeblich ihre Interessen vertretenden linken Regierungen nicht zu behindern oder ihnen zu helfen, die Wahlen zu gewinnen.

Diese Politik der Bourgeoisie in den wichtigsten Industrieländern führte zwar zu einer vorübergehenden Beruhigung der Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse, aber ab 1974 führten die erhebliche Verschärfung der kapitalistischen Krise und die Angriffe auf das Proletariat zu einem deutlichen Wiederaufleben dieser Kampfbereitschaft: Streiks der iranischen Ölarbeiter, der Stahlarbeiter in Frankreich 1978, der „Winter der Unzufriedenheit“ 1978-79 in Großbritannien, der Hafenarbeiter in Rotterdam (angeführt von einem unabhängigen Streikkomitee) und der Stahlarbeiter in Brasilien 1979 (die auch die Kontrolle der Gewerkschaften in Frage stellten). Diese Welle von Kämpfen gipfelte im Massenstreik in Polen im August 1980, angeführt von einem unabhängigen branchenübergreifenden Streikkomitee (dem MKS), sicherlich der wichtigste Abschnitt im Klassenkampf seit 1968. Und obwohl die harte Unterdrückung der polnischen Arbeiterklasse im Dezember 1981 dieser Welle ein Ende setzte, dauerte es nicht lange, bis die Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse mit den Kämpfen in Belgien 1983 und 1986, dem Generalstreik in Dänemark 1985, dem Bergarbeiterstreik in England 1984/85, den Kämpfen der Eisenbahn- und Gesundheitsbeschäftigten in Frankreich 1986 und 1988 und der Bewegung der Bildungsbeschäftigten in Italien 1987 wieder zum Ausdruck kam. Insbesondere die Kämpfe in Frankreich und Italien zeigten, ebenso wie der Massenstreik in Polen, die Fähigkeit zur Selbstorganisation mit Generalversammlungen und Streikkomitees.

Dies ist nicht nur eine Liste von Streiks. Diese Welle von Kämpfen drehte sich nicht im Kreis, sondern führte zu echten Fortschritten im Klassenbewusstsein. Dieser Fortschritt war Ursprung zur Entstehung von „Koordinationsgremien”, die in mehreren Ländern, insbesondere in Frankreich und Italien, begannen, mit den offiziellen Gewerkschaften zu konkurrenzieren, deren Rolle als Feuerwehrleute im Dienst des bürgerlichen Staates während der Kämpfe immer deutlicher wurde. Diese Koordinationen, die oft einen korporatistischen, auf Sektoren reduzierten Charakter hatten, waren ein Versuch des Gewerkschaftsapparats und der linksradikalen Organisationen, die Kontrolle der Gewerkschaften über die Arbeiter in neuer Form aufrechtzuerhalten, um eine Politisierung ihrer Kämpfe zu verhindern, die bedeuten würde, diese Kämpfe nicht nur als eine Form des Widerstands gegen kapitalistische Angriffe anzuerkennen, sondern auch als Vorbereitung auf den grundlegenden Kampf gegen das kapitalistische System.

1990er Jahre: Zerfall

In Wirklichkeit zeigten sich bereits in den 1980er Jahren die Schwierigkeiten der Arbeiterklasse, ihren Kampf weiterzuentwickeln und ihr revolutionäres Projekt durchzuführen.

Der Massenstreik in Polen im Jahr 1980 war in seinem Ausmaß und in der Fähigkeit der Arbeiterklasse, sich im Kampf selbst zu organisieren, außergewöhnlich. Er zeigte aber auch, dass in den Ländern des Ostblocks die Illusionen in die westliche „Demokratie” immens waren. Noch gravierender war, dass angesichts der Repressionen, denen die Arbeiterklasse in Polen im Dezember 1981 ausgesetzt war, die Solidarität des Proletariats in den westlichen Ländern auf platonische Erklärungen reduziert blieb, welche nicht erkannten, dass es sich auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs tatsächlich um ein und denselben Kampf der Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus handelte. Dies war das erste Anzeichen für die Unfähigkeit des Proletariats, seinen Kampf zu politisieren und sein revolutionäres Bewusstsein weiterzuentwickeln.

Diese Schwierigkeiten der Arbeiterklasse wurden jedoch durch die neue Politik der herrschenden Sektoren der Bourgeoisie noch verschärft. In den meisten Ländern wich die „linke Alternative“ an der Macht einer anderen Formel für den Umgang mit der Arbeiterklasse. Die Rechte kehrte an die Macht zurück und startete beispiellose gewaltsame Angriffe gegen die Arbeiterklasse, während die Opposition der Linken die Kämpfe von innen sabotierte. So entließ US-Präsident Ronald Reagan 1981 11.000 Fluglotsen mit der Begründung, ihr Streik sei illegal. 1984 ging die britische Premierministerin Margaret Thatcher noch weiter als ihr Freund Reagan. Zu dieser Zeit war die Arbeiterklasse in Großbritannien die militanteste der Welt und stellte Jahr für Jahr neue Rekorde bei der Anzahl der Streiktage auf. Für die Bourgeoisie dieses Landes, aber auch anderer Länder, war es notwendig, ihnen das Rückgrat zu brechen. Im März 1984 provozierte die „Eiserne Lady“ die Bergarbeiter, indem sie die Schließung zahlreicher Zechen ankündigte und sie Hand in Hand mit den Gewerkschaften vom Rest der Arbeiterklasse isolierte. Ein Jahr lang kämpften die Bergarbeiter allein, bis sie erschöpft waren (Thatcher und ihre Regierung hatten ihren Angriff durch das Anlegen heimlicher Kohlevorräte vorbereitet). Die Demonstrationen wurden brutal niedergeschlagen (3 Tote, 20.000 Verletzte, 11.300 Verhaftungen). Es hat vier Jahrzehnte gedauert, bis die britische Arbeiterklasse die durch diese Niederlage verursachte Demoralisierung und Lähmung überwunden hat. Dies zeigte die Fähigkeit der Bourgeoisie in Großbritannien und anderswo auf der Welt, intelligent und effektiv gegen die Entwicklung von Arbeiterkämpfen zu reagieren, um zu verhindern, dass diese zur Politisierung des Proletariats führten, und in einer Reihe von Ländern gelang es ihr sogar, den Proletarisierten das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Klasse zu nehmen, insbesondere durch die Zerstörung ihres Kampfgeistes in symbolträchtigen Sektoren wie Bergbau, Schiffbau, Stahl und Automobilindustrie.

Ein kurzer Satz aus einem unserer Artikel von 1988 fasst das entscheidende Problem zusammen, mit dem die Arbeiterklasse damals konfrontiert war: „Vielleicht ist es 1988 weniger einfach, von Revolution zu sprechen, als es 1968 war.“

Dieser vorübergehende Mangel an Perspektiven begann sich auf die gesamte Gesellschaft auszuwirken. Der Nihilismus breitete sich aus. Zwei kleine Worte aus einem Song der Punkband Sex Pistols wurden an Wände in ganz London gesprayt: „No future“.

In diesem Kontext, mit der Erschöpfung der Generation von 1968 und der sich abzeichnenden Fäulnis der Gesellschaft, wurde unserer Klasse ein schwerer Schlag versetzt: Der Zusammenbruch des Ostblocks und dann der „Sowjetunion“ in den Jahren 1989-91 löste eine ohrenbetäubende Kampagne über den „Tod des Kommunismus“ aus. Die große Lüge, dass „Stalinismus = Kommunismus“ sei, wurde erneut voll ausgeschöpft; alle abscheulichen Verbrechen dieses Regimes, das in Wirklichkeit kapitalistisch war, wurden der Arbeiterklasse und „ihrem“ System zugeschrieben. Schlimmer noch, es wurde Tag und Nacht verkündet: „Dahin führt der Kampf der Arbeiter: zu Barbarei und Bankrott! Dorthin führt der Traum von der Revolution: in einen Albtraum!“ Im September 1989 schrieben wir: „(...) selbst in seinem Ableben erweist der Stalinismus der kapitalistischen Herrschaft noch einen letzten Dienst: auch in seinem Zerfall vergiftet sein Kadaver die Luft, die das Proletariat einatmet“ (Thesen zur ökonomischen und politischen Krise in der UdSSR und den osteuropäischen Ländern, in Internationale Revue Nr. 12). Und dies hat sich auf dramatische Weise bestätigt. Es bedeutende eine historische Veränderung der Weltlage und verschärfte ein Phänomen, das sich in den 1980er Jahren zu entwickeln begann und zum Zusammenbruch der stalinistischen Regime beitrug: den allgemeinen Zerfall der kapitalistischen Gesellschaft. Der Zerfall ist kein vorübergehender und oberflächlicher Moment, sondern eine tiefgreifende Dynamik, die ihre Spuren in der gesamten Gesellschaft hinterlässt. Er ist die letzte Phase des Niedergangs des Kapitalismus, eine Agonie, die entweder in der Vernichtung der Menschheit oder in der kommunistischen Weltrevolution enden wird. Wie wir 1990 schrieben: „(…) breitet sich die gegenwärtige Krise zu einem Zeitpunkt aus, in dem die Arbeiterklasse keiner bleiernen Konterrevolution ausgesetzt ist. Die Arbeiterklasse hat mit ihrem historischen Wiederaufleben seit 1968 bewiesen, daß die Bourgeoisie keine freie Hand hat, um einen dritten Weltkrieg zu entfesseln. Gleichzeitig jedoch hat das Proletariat, das zwar stark genug ist, um zu verhindern, daß solch ein Ereignis eintritt, noch nicht die Kraft gefunden, um den Kapitalismus zu stürzen (…) Doch die Geschichte bleibt in solch einer Situation, in der die beiden fundamentalen – und antagonistischen – Klassen der Gesellschaft aufeinanderprallen, ohne ihre eigene Antwort durchsetzen zu können, nicht stehen. Noch weniger als in den anderen vorhergehenden Produktionsweisen ist im Kapitalismus eine Stagnation, ein "Einfrieren" des gesellschaftlichen Lebens möglich. Während die Widersprüche des krisengeschüttelten Kapitalismus sich noch weiter zuspitzen, führen die Unfähigkeit der Bourgeoisie, der gesamten Gesellschaft irgendeine Perspektive anzubieten, und die Unfähigkeit des Proletariats, die seinige offen zu behaupten, zum Phänomen des allgemeinen Zerfalls, zur Fäulnis der Gesellschaft bei lebendigem Leib.” (Thesen zum Zerfall: die letzte Phase der Dekadenz des Kapitalismus, Punkt 4)

Diese Fäulnis betrifft alle Ebenen der Gesellschaft und wirkt wie ein Gift: Zunahme von Individualismus, Irrationalität, Gewalt, Selbstzerstörung, Angst und Hass gewinnen allmählich die Oberhand. In Lateinamerika entwickeln sich Drogenkartelle, überall grassiert Rassismus ... Das Denken ist geprägt von der Unmöglichkeit, sich die Zukunft vorzustellen, geprägt von einer kurzsichtigen und engstirnigen Sichtweise; die Politik der Bourgeoisie beschränkt sich zunehmend auf Stückwerke. Diese tägliche Gehirnwäsche durchdringt unweigerlich auch die Proletarisierten. Atomisiert, auf einzelne „Bürger” reduziert, tragen sie die Hauptlast des Zerfalls der Gesellschaft.

2000er und 2010er Jahre: Kampfversuche werden durch den Verlust der Klassenidentität behindert

In den Jahren 2000-2010 gab es eine Reihe von Kampfversuchen, die alle mit der Tatsache konfrontiert waren, dass die Arbeiterklasse nicht mehr wusste, dass sie existiert, dass es der Bourgeoisie gelungen war, die Arbeiterklasse vergessen zu lassen, dass sie die treibende soziale Kraft der Gesellschaft und der Zukunft ist.

Am 15. Februar 2003 fanden weltweit Demonstrationen gegen den drohenden Krieg im Irak statt (der dann unter dem Vorwand der „Terrorismusbekämpfung” im März tatsächlich ausbrach, acht Jahre dauerte und eine Million Menschenleben forderte). Diese Bewegung lehnte den Krieg ab, während die aufeinanderfolgenden Kriege der 1990er Jahre keinen Widerstand hervorgerufen hatten. Es handelte sich jedoch vor allem um eine Bewegung, die sich auf den zivilgesellschaftlichen und pazifistischen Bereich beschränkte; es war nicht die Arbeiterklasse, die gegen die kriegerischen Tendenzen ihres jeweiligen Staates kämpfte, sondern eine Ansammlung von Bürgerinnen und Bürgern, die von ihren Regierungen eine Politik des Friedens forderten.

Im Mai und Juni 2003 gab es in Frankreich zahlreiche Demonstrationen gegen die Rentenreform. Im nationalen Bildungssektor brach ein Streik aus, und es drohte ein „Generalstreik”, der jedoch letztendlich nicht stattfand, sodass die Lehrerinnen und Lehrer isoliert blieben. Diese sektorale Begrenzung war offensichtlich das Ergebnis einer bewussten Spaltungspolitik der Gewerkschaften, aber diese Sabotage war erfolgreich, weil sie auf einer sehr großen Schwäche der Klasse beruhte: Die Bildungsangestellten sahen sich selbst als etwas Besonderes, sie fühlten sich nicht als Mitglieder der Arbeiterklasse. Zu dieser Zeit war der Begriff der Arbeiterklasse noch in der Schwebe, abgelehnt, veraltet, beschämend.

Im Jahr 2006 mobilisierten sich die Studierenden in Frankreich massiv gegen einen prekären Vertrag speziell für junge Menschen: den CPE (Contrat Première Embauche, oder Erstanstellungsvertrag). Diese Bewegung offenbarte ein Paradoxon: Die Arbeiterklasse reflektierte weiterhin über ihre Situation, war sich dessen jedoch nicht bewusst. Die Studierenden entdeckten eine Form des Kampfes wieder, die historisch zur Arbeiterklasse gehörte: die Vollversammlungen. Diese Versammlungen waren ein Ort echter Diskussionen und standen Arbeitenden, Arbeitslosen und Rentnern offen. Sie förderten die Entwicklung der Solidarität der Arbeiterklasse zwischen den Generationen und zwischen den Sektoren. Diese Bewegung zeigt das Aufkommen einer neuen Generation, die bereit ist, die ihr auferlegten Opfer zu verweigern und sich zu wehren. Diese Generation wuchs jedoch auch in den 1990er Jahren auf und war daher stark geprägt von der offensichtlichen Abwesenheit der Arbeiterklasse und dem Verschwinden ihres Projekts und ihrer Erfahrung. Diese neue Generation mobilisierte sich daher nicht als ausgebeutete Klasse, sondern ging in der Masse der „Bürger” unter.

Die „Occupy“-Bewegung, die sich 2011 über weite Teile der Welt ausbreitete, war von denselben Stärken und Schwächen geprägt. Auch hier entwickelte sich Kampfgeist, ebenso wie Reflexionsvermögen, jedoch ohne Bezug zur Arbeiterklasse und ihrer Geschichte. Für die Indignados in Spanien oder Occupy in den USA, Israel und Großbritannien machte die Tendenz, sich eher als „Bürger” denn als Proletarier zu sehen, die gesamte Bewegung anfällig für die demokratische Ideologie. Infolgedessen wurde „Democracia Real Ya!“ (Echte Demokratie jetzt!) zum Slogan der Bewegung. Und bürgerliche Parteien wie Syriza in Griechenland und Podemos in Spanien konnten sich so als die wahren Erben dieser Revolten präsentieren. Mit anderen Worten: Arbeiterinnen und Arbeiter, Kinder aus Arbeiterfamilien, die als „Bürger” zusammen mit anderen verärgerten Teilen der Gesellschaft, Kleinunternehmern, verarmten Ladenbesitzern, Handwerkern, Bauern usw. mobilisiert werden, können ihren Kampf gegen Ausbeutung und damit gegen den Kapitalismus nicht entwickeln. Im Gegenteil, sie finden sich unter dem Banner der Forderungen nach einem gerechteren, humaneren, besser verwalteten Kapitalismus, nach besseren Führern wieder.

Der Zeitraum 2003–2011 steht somit für eine ganze Reihe von Bemühungen unserer Klasse, gegen die anhaltende Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsbedingungen unter dem kapitalistischen System in der Krise zu kämpfen, aber ohne ihre Klassenidentität endete sie (vorübergehend) in einer noch größeren Krise.

Und die Verschärfung des Zerfalls in den 2010er Jahren verschärfte diese Schwierigkeiten noch weiter: der Aufstieg des Populismus mit all der Irrationalität und dem Hass, den diese bürgerliche politische Strömung in sich birgt, die internationale Ausbreitung terroristischer Anschläge, die Machtübernahme über ganze Regionen durch Drogenhändler in Lateinamerika und durch Warlords im Nahen Osten, in Afrika und im Kaukasus, riesige Migrantenströme, die vor den Schrecken von Hunger, Krieg, Barbarei und Wüstenbildung im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung fliehen ... Das Mittelmeer ist für Tausende zu einem Wassergrab geworden.

Diese verdorbene und tödliche Dynamik verstärkt tendenziell den Nationalismus und das Vertrauen in den „Schutz“ des Staates sowie die Beeinflussung durch die falschen Kritiken des Systems, die vom Populismus (und, für eine Minderheit, vom Dschihadismus) angeboten werden. Das Fehlen einer Klassenidentität wird durch die Tendenz zur Fragmentierung in rassische, sexuelle und andere spezifische Kategorien noch verschärft, was wiederum Ausgrenzung und Spaltung verstärkt, während nur der proletarische Kampf die Einheit aller Bereiche der Gesellschaft herbeiführen kann, die Opfer der Barbarei des Kapitalismus sind. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass er der einzige Kampf ist, der dieses System abschaffen kann.

2020: Die Rückkehr der Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse

Die aktuelle Situation lässt sich jedoch nicht auf diese Zersetzung der Gesellschaft reduzieren. Neben den Kräften der Zerstörung und Barbarei sind auch andere Kräfte am Werk: Die Wirtschaftskrise verschärft sich weiter und treibt jeden Tag die Notwendigkeit des Kampfes voran. Der Schrecken des Alltags wirft ständig Fragen auf, über die die Arbeiterklasse nicht umhinkommt nachzudenken. Aber die Kämpfe der letzten Jahre haben begonnen, einige Antworten zu liefern, und diese Erfahrungen prägen uns, ohne dass wir es überhaupt merken. Mit den Worten von Marx: „Wir erkennen unseren alten Freund, unseren alten Maulwurf, der so gut weiß, wie man im Untergrund arbeitet, um dann plötzlich aufzutauchen.“

Im Jahr 2019 entwickelte sich in Frankreich eine soziale Bewegung gegen eine neue Rentenreform. Noch bedeutender als die sehr ausgeprägte Kampfbereitschaft war die Tendenz zur Solidarität zwischen den Generationen, die sich in den Demonstrationen zeigte: Viele Arbeiterinnen und Arbeiter in den Sechzigern – und damit nicht direkt von der Reform betroffen – streikten und demonstrierten, damit junge Arbeiterinnen und Arbeiter nicht unter diesem Angriff der Bourgeoisie zu leiden hatten.

Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 sorgte für Bestürzung; in der Arbeiterklasse herrschte die Angst, dass sich der Konflikt ausweiten und eskalieren könnte. Gleichzeitig verschärfte der Krieg jedoch die Inflation erheblich. Großbritannien, das bereits mit den katastrophalen Auswirkungen des Brexits zu kämpfen hatte, war am stärksten betroffen. Angesichts dieser Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsbedingungen kam es in vielen Bereichen (Gesundheitswesen, Schulen, Transport usw.) zu Streiks: Die Medien bezeichneten dies als „Sommer der Unzufriedenheit“ in Anlehnung an den „Winter der Unzufriedenheit“ von 1978-79!

Indem sie diese Parallele zwischen diesen beiden großen Bewegungen herstellten, die 43 Jahre auseinander liegen, hoben Journalisten, oft unbeabsichtigt, eine grundlegende Realität hervor: Hinter diesem Ausdruck der „Unzufriedenheit” verbarg sich eine äußerst tiefgreifende Bewegung. An den Streikposten im ganzen Land waren zwei Ausdrücke zu hören: „Genug ist genug” und „Wir sind die Arbeiter”.  Mit anderen Worten: Wenn die britischen Arbeiterinnen und Arbeiter sich gegen die Inflation wehren, dann nicht nur, weil sie unerträglich ist. Es liegt auch daran, dass das Bewusstsein in der Arbeiterklasse gereift ist, dass der Maulwurf jahrzehntelang gegraben hat und nun seine Nase herausstreckt: Das Proletariat beginnt, seine Klassenidentität zurückzugewinnen, sich selbstbewusster zu fühlen, sich als soziale und kollektive Kraft zu fühlen. Die Kämpfe der Arbeiterklasse in Großbritannien im Jahr 2022 haben eine Bedeutung und Tragweite, die weit über die Grenzen dieses Landes hinausreichen. Einerseits wurden sie in einem Land geführt, das weltweit von größter wirtschaftlicher, finanzieller und politischer Bedeutung ist, insbesondere aufgrund der Dominanz der englischen Sprache und der Überreste des britischen Empire aus der Blütezeit des Kapitalismus. Andererseits handelt es sich um das älteste Proletariat der Welt, das wir gesehen haben, ein Proletariat, das in den 1970er Jahren eine außergewöhnliche Kampfbereitschaft gezeigt hatte, dann aber während der Thatcher-Jahre eine schwere Niederlage erlitt, die es trotz massiver Angriffe der Bourgeoisie für Jahrzehnte lähmte. Das spektakuläre Wiedererwachen dieses Proletariats ist bezeichnend für einen tiefgreifenden Wandel in der Mentalität und im Bewusstsein des gesamten globalen Proletariats.

In Frankreich entwickelte sich eine neue Mobilisierung, und auch dort betonten die Demonstrierenden ihre Identifikation als Arbeiterklasse und griffen die Parole „Genug ist genug“ auf, den sie mit „C’est assez!“ übersetzten. In den Demonstrationen tauchen Verweise auf den großen Streik vom Mai 1968 auf. Wir hatten daher Recht, als wir 2020 schrieben: „Die Errungenschaften der Kämpfe zwischen 1968 und 89 sind nicht verloren gegangen, auch wenn sie von vielen ArbeiterInnen (und Revolutionären) vergessen wurden: der Kampf für die Selbstorganisation und die Ausweitung der Kämpfe; die Anfänge eines Verständnisses der arbeiterfeindlichen Rolle der Gewerkschaften und Parteien der kapitalistischen Linken; der Widerstand dagegen, in den Krieg hineingezogen zu werden; das Misstrauen gegenüber dem Wahlzirkus und dem parlamentarischen Geschacher usw. Künftige Kämpfe müssen auf der kritischen Aneignung dieser Errungenschaften beruhen, sie weiterführen und dürfen sie auf keinen Fall verwerfen oder vergessen.” (Internationale Revue Nr. 56)

Die Arbeiterklasse muss sich daran machen, ihre eigene Geschichte zurückzugewinnen. Konkret bedeutet dies, dass die Generationen, die 1968 und die Konfrontation mit den Gewerkschaften in den 1970er und 1980er Jahren erlebt haben, heute noch am Leben sind. Die jungen Menschen der Versammlungen von 2006 und 2011 müssen ihre Erfahrungen auch mit der heutigen Jugend teilen. Diese neue Generation der 2020er Jahre hat weder die Niederlagen der 1980er Jahre (insbesondere unter Thatcher und Reagan) noch die Lüge von 1990 über den „Tod des Kommunismus” und das „Ende des Klassenkampfs” noch die darauf folgenden harten Jahre erlebt. Sie ist in einer permanenten Wirtschaftskrise und einer Welt im Niedergang aufgewachsen, weshalb ihr Kampfgeist noch intakt ist. Diese neue Generation kann alle anderen anführen, während sie ihnen zuhört und aus ihren Erfahrungen lernt, sowohl aus ihren Siegen als auch aus ihren Niederlagen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft können im Bewusstsein des Proletariats wieder zusammenkommen.

Angesichts der verheerenden Auswirkungen des Zerfalls wird das Proletariat seine Kämpfe politisieren müssen

Wie wir gesehen haben, haben die 2020er Jahre die Aussicht auf beispiellose Umwälzungen in der ganzen Welt eröffnet, die letztendlich zur Zerstörung der Menschheit führen werden.

Mehr denn je steht die Arbeiterklasse daher vor einer großen Herausforderung: Sie muss ihr revolutionäres Projekt entwickeln und damit die einzige andere mögliche Perspektive bieten: den Kommunismus. Dazu muss sie zunächst allen zentrifugalen Kräften widerstehen, die ständig gegen sie wirken. Sie muss es vermeiden, in die soziale Fragmentierung hineingezogen zu werden, die zu Rassismus, Konfrontationen zwischen rivalisierenden Banden, Rückzug und Angst führt. Sie muss in der Lage sein, den Sirenengesängen des Nationalismus und des Krieges (ob nun als „humanitär“, „antiterroristisch“, „Widerstand“ usw. dargestellt) zu widerstehen. Die verschiedenen Bourgeoisien beschuldigen den Feind stets der „Barbarei“, um ihre eigene Barbarei zu rechtfertigen. Um dieser ganzen Fäulnis, die nach und nach die gesamte Gesellschaft infiziert, zu widerstehen und den Kampf und die eigene Perspektive erfolgreich zu entwickeln, muss die gesamte Arbeiterklasse ihr Bewusstsein und ihre Organisation verbessern, ihre Kämpfe politisieren und Räume für Debatten, Ausarbeitungen und die Übernahme der Kontrolle über Streiks durch die Arbeiter und Arbeiterinnen selbst schaffen. Denn der Kampf des Proletariats gegen den Kapitalismus ist:

- Solidarität der Arbeiterinnen und Arbeiter gegen soziale Fragmentierung

- Internationalismus gegen Krieg

- Revolutionäres Bewusstsein gegen die Lügen der Bourgeoisie und populistische Irrationalität

- Sorge um die Zukunft der Menschheit gegen Nihilismus und die Zerstörung der Natur

Revolutionärinnen und Revolutionäre der ganzen Welt

Dieser kurze Überblick über Jahrzehnte der Kämpfe der Arbeiterklasse bringt eine wesentliche Idee zum Ausdruck: Der historische Kampf unserer Klasse zur Überwindung des Kapitalismus wird noch lange dauern. Auf diesem Weg wird es eine Reihe von Fallen und Niederlagen geben. Um letztendlich siegreich zu sein, erfordert dieser revolutionäre Kampf eine allgemeine Bewusstseinssteigerung und Organisation der gesamten Arbeiterklasse auf globaler Ebene. Damit diese allgemeine Entwicklung stattfinden kann, muss das Proletariat sich über alle Fallen bewusst werden, die ihm die Bourgeoisie in diesem Kampf stellt, und gleichzeitig seine Vergangenheit, seine über zwei Jahrhunderte gesammelte Erfahrung, zurückerobern.

Nach der Gründung der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) am 28. September 1864 in London wurde diese Organisation zum Inbegriff des globalen Charakters des proletarischen Kampfes, einer Voraussetzung für den Triumph der Weltrevolution. Sie war die Inspirationsquelle für das 1871 vom Kommunarden Eugène Pottier verfasste Gedicht, das zu einem revolutionären Lied wurde, das von Generation zu Generation der kämpfenden Proletarier in fast allen Sprachen der Welt weitergegeben wurde. Die Parole der Internationale betont, dass diese Solidarität des globalen Proletariats nicht der Vergangenheit angehört, sondern in die Zukunft weist: „Lasst uns vereinen, und morgen wird die Internationale das Menschengeschlecht sein“ (wörtliche Übersetzung des französischen Originals, nicht die auf Deutsch gesungene Version).

Es ist Aufgabe der organisierten militanten Minderheiten, diese internationale Umgruppierung der revolutionären Kräfte durchzuführen. Während sich die Massen der Arbeiterklasse vor allem in Zeiten offener Kämpfe mit dieser Reflexion und Selbstorganisation beschäftigen, hat sich eine Minderheit im Laufe der Geschichte stets für den fortwährenden Kampf für die Revolution engagiert. Diese Minderheiten verkörpern und verteidigen die Beharrlichkeit und historische Kontinuität des revolutionären Projekts des Proletariats, das sie zu diesem Zweck hervorgebracht hat. Um das Kommunistische Manifest von 1848 zu zitieren: „In welchem Verhältnis stehen die Kommunisten zu den Proletariern überhaupt? Die Kommunisten sind keine besondere Partei gegenüber den andern Arbeiterparteien. Sie haben keine von den Interessen des ganzen Proletariats getrennten Interessen. Sie stellen keine besonderen Prinzipien auf, wonach sie die proletarische Bewegung modeln wollen. Die Kommunisten unterscheiden sich von den übrigen proletarischen Parteien nur dadurch, daß sie einerseits in den verschiedenen nationalen Kämpfen der Proletarier die gemeinsamen, von der Nationalität unabhängigen Interessen des gesamten Proletariats hervorheben und zur Geltung bringen, andrerseits dadurch, daß sie in den verschiedenen Entwicklungsstufen, welche der Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie durchläuft, stets das Interesse der Gesamtbewegung vertreten. Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus.“

Es ist diese Minderheit, die die Hauptverantwortung dafür trägt, sich zu organisieren, alle Fragen zu diskutieren, zu klären, aus vergangenen Fehlern zu lernen und die gesammelten Erfahrungen zum Leben zu erwecken. Heute muss diese Minderheit, die zahlenmäßig schwach und in kleine Organisationen zersplittert ist, zusammenkommen, um sich mit unterschiedlichen Positionen und Analysen auseinanderzusetzen, die Lehren, die uns die Fraktionen der Kommunistischen Linken hinterlassen haben, wieder aufzugreifen und sich auf die Zukunft vorzubereiten. Um das globale revolutionäre Projekt, den Sturz des Kapitalismus auf dem gesamten Planeten durchzuführen, muss sich das Proletariat mit einer seiner wertvollsten Waffen ausstatten, deren Fehlen es in der Vergangenheit so teuer zu stehen gekommen ist: seiner weltweiten revolutionären Partei. So spielte im Oktober 1917 die bolschewistische Partei eine wesentliche Rolle beim Sturz des bürgerlichen Staates in Russland. Umgekehrt war eine der Ursachen für die Niederlage des Proletariats in Deutschland die Unvorbereitetheit der Kommunistischen Partei in diesem Land, die erst während der Revolution selbst gegründet wurde. Ihre Unerfahrenheit führte zu Fehlern, die zur endgültigen Niederlage der Revolution in Deutschland und damit auch im Rest der Welt beitrugen.

Und jetzt?

Die Situation des proletarischen Kampfes hat sich im letzten halben Jahrhundert erheblich verändert. Wie wir gesehen haben, haben sich die Hindernisse, denen die Arbeiterklasse auf ihrem Weg zur Revolution begegnet ist, als viel größer erwiesen, als man bei der Gründung unserer Organisation hätte vermuten können. Dennoch sind die Worte, die im Manifest des ersten Kongresses der IKS stehen, auch heute noch aktuell: „Mit ihren noch bescheidenen Mitteln hat sich die Internationale Kommunistische Strömung der langen und schwierigen Aufgabe verschrieben, Revolutionäre neu zu gruppieren (…). Sie wendet sich vom Monolithismus der Sekten ab und ruft die Kommunisten aller Länder dazu auf, sich ihrer immensen Verantwortung bewusst zu werden, die falschen Streitigkeiten, die sie trennen, aufzugeben und die trügerischen Spaltungen zu überwinden, die ihnen die alte Welt auferlegt hat. Die IKS ruft sie dazu auf, sich dieser Anstrengung anzuschließen, um (bevor die Klasse ihre entscheidenden Kämpfe aufnimmt) die internationale und einheitliche Organisation ihrer Avantgarde zu bilden.“

Ebenso sind die Worte des Manifests des 9. Kongresses der IKS heute noch genauso gültig wie 1991: „Nie zuvor in der Geschichte stand so viel auf dem Spiel. Nie zuvor musste eine soziale Klasse eine so große Verantwortung tragen wie das Proletariat heute. Wenn die Klasse sich dieser Verantwortung nicht gewachsen zeigt, dann wird dies das Ende der Zivilisation und sogar der Menschheit selbst bedeuten. Jahrtausende des Fortschritts, der Arbeit und des Denkens würden für immer ausgelöscht werden. Zweihundert Jahre proletarischer Kämpfe, Millionen von Märtyrern der Arbeiterklasse – all das wäre umsonst gewesen. Um die kriminellen Manöver der Bourgeoisie zu stoppen, ihre abscheulichen Lügen zu entlarven und eure Kämpfe auf dem Weg zur weltweiten kommunistischen Revolution voranzutreiben, um die Herrschaft der Not abzuschaffen und endlich das Reich der Freiheit zu erreichen:

Arbeiterinnen und Arbeiter aller Länder, vereinigt euch!“

Internationale Kommunistische Strömung

September 2025

Rubric: 

Manifest: 50 Jahre Internationale Kommunistische Strömung

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