Die Arbeiter beginnen sich weltweit zu wehren

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Die Arbeiter beginnen sich weltweit zu wehren

Die brutale Beschleunigung der Wirtschaftskrise zwingt die Kapitalistenklasse dazu, die Last der Krise auf die Schultern der Arbeiterklasse abzuwälzen. Für die Arbeiterklasse bedeutet dies Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes, Werksschließungen, Lohnkürzungen, erhöhte Sozialabgaben usw. Mit dieser Situation werden zur Zeit jetzt schon Hunderte Millionen Arbeiter in allen Teilen der Erde konfrontiert. Im Gegensatz zu 1929, als das Kapital die Arbeiterklasse für die verheerende Wirtschaftskrise blechen lassen konnte, weil das Proletariat im Wesentlichen aufgrund einer Reihe von Niederlagen geschlagen war, ist die Arbeiterklasse heute keineswegs bereit, die Angriffe des Kapitals widerstandslos hinzunehmen. Als Reaktion auf die jüngste Zuspitzung der Krise und der von den Kapitalisten beschlossenen Sparmaßnahmen setzen sich in vielen Ländern die Betroffenen zur Wehr. Aus Platzgründen können wir in dieser Ausgabe unserer Zeitung nicht näher auf diese Abwehrkämpfe eingehen. Wir wollen an dieser Stelle nur drei Beispiele nennen, die aber die ganze Brisanz dieser Abwehrbewegung aufzeigen.

In China, wo seit einigen Jahren gigantische Arbeiterkonzentrationen in den neu entstandenen Industriezonen vor allem an der Ostküste entstanden sind, kreist seit kurzer Zeit das Gespenst der Massenarbeitslosigkeit. Zig Tausende Firmen haben auf das Schrumpfen des Weltmarktes und der Exportmöglichkeiten mit Entlassungen, Werksschließungen und Lohnkürzungen usw. reagiert, wenn die Firmen nicht direkt schließen mussten (allein schon im Perl-Fluss-Delta werden ca. 10 Mio. Entlassungen in den nächsten Monaten vorausgesagt!). Die Arbeiterklasse in China wird somit zum ersten Mal in der Geschichte des Kapitalismus gleichzeitig mit dem Rest des Weltproletariats von den Auswirkungen der Krise erfasst. Jeden Tag gibt es weitere Meldungen über Proteste, Demonstrationen usw., durch die meist sehr unerfahrenen und oft jungen Teile der Arbeiterklasse (zur Lage der Arbeiterklasse in China siehe unseren Artikel auf S. 5). Die Krise erzwingt somit den Eintritt des chinesischen Proletariats in den weltweiten Abwehrkampf der Arbeiterklasse.

Aber auch in den alten Industriezentren Europas erwachen ebenfalls die Abwehrkräfte der Arbeiterklasse. Stellvertretend sei hier Italien erwähnt, dessen Arbeiterklasse über eine lange Tradition von Kämpfen verfügt. Charakteristisch für die massive Herausbildung einer breiten Abwehrfront ist die Mobilisierung von großen Teilen der Jugend aus Protest gegen die Sparbeschlüsse im Bildungswesen. Unter dem Slogan "Wir zahlen nicht für die Krise" haben sich seit dem Herbst mehrfach Zig Tausende Schüler, Studenten und Beschäftigte aus dem Erziehungswesen in verschiedenen Städten zu Protesten zusammengefunden (eine nationale 17. Oktober, regionale Demos am 7. ,14., 18. und 28. November und ein angekündigter zweiter Generalstreik am 12. Dezember). Selbst "Mittelschüler" der Altersgruppe der 11-14 Jährigen beteiligen sich zum ersten Mal in ihrem Leben an diesem Widerstand. Diese generationsübergreifende Gärung lässt hoffen, dass die Arbeiterklasse in Italien den Abwehrkämpfen der Arbeiterklasse in Europa weiter Aufschwung verleihen wird.

Erste Anzeichen dieser Gärung in der Jugend sind nun auch in Deutschland zu vermelden - siehe unseren Artikel dazu auf S. 5.

Was Europa betrifft, könnte man viele andere Beispiele nennen, etwa den Generalstreik in Griechenland im Oktober oder den jüngsten Pilotenstreik in Frankreich, die Kapitalseite zum Nachgeben bei der geplanten Verlängerung der Lebensarbeitszeit zwang.

Der kurze Überblick von bedeutsamen ersten Reaktionen aus einer Vielzahl von Ländern ließe sich endlos fortsetzen. Wir versuchen jeweils auf unserer Webseite in den verschiedenen Sprachen unsere Leser/Innen auf dem laufenden zu halten (siehe z.B. die zahlreichen Streiks in Südamerika, über die wir auf unserer spanischen Webseite berichten). 29.11.08