Außerordentliche Internationale Konferenz der IKS: Die Nachrichten über unser Ableben sind stark übertrieben

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Im Mai 2014 hat die IKS eine Außerordentliche Internationale Konferenz abgehalten. Seit einiger Zeit hatte sich eine Krise in der IKS entfaltet, deren Epizentrum sich in unserer ältesten Sektion befand, der Sektion in Frankreich. Die Durchführung einer außerordentlichen Konferenz, zusätzlich zu den regelmäßigen internationalen Kongressen der IKS, war notwendig geworden, um die Natur dieser Krise vollständig zu verstehen und einen Weg zu ihrer Überwindung zu finden. Die IKS hat bereits in der Vergangenheit außerordentliche Konferenzen einberufen, so 1982 und 2002, und zwar im Einklang mit unseren Statuten, die diesen Schritt vorsehen, wenn die Grundprinzipien der Organisation in Gefahr sind.[1]

Alle internationalen Sektionen der IKS haben Delegationen zu dieser dritten Außerordentlichen Konferenz entsandt und aktiv an der Debatte teilgenommen. Diejenigen Sektionen, die wegen der restriktiven Schengen-Auflagen nicht teilnehmen konnten, haben der Konferenz Stellungnahmen zu den verschiedenen Rapporten und Resolutionen, die zur Diskussion standen, zukommen lassen.

Krisen sind nicht zwangsläufig tödlich

Unsere Kontakte und Sympathisanten mögen durch diese Nachricht verunsichert und alarmiert sein, und die Feinde der IKS sehen darin sicher Grund zum Jubeln. Unter den Letztgenannten werden gar Stimmen laut, die behaupten, diese Krise sei unsere „Todeskrise“; sie sehen sie als Vorzeichen unseres Verschwindens. Doch Prognosen ähnlicher Manier machten schon angesichts der vorangegangenen Krisen unserer Organisation die Runde. Während der Krise von 1981-82 (und das ist 32 Jahre her!) hatten wir darauf mit den Worten von Mark Twain entgegnet: „Die Nachrichten von unserem Ableben sind stark übertrieben!“. Und genauso antworten wir auch heute.

Krisen sind nicht notwendigerweise Indikatoren für einen Zusammenbruch oder ein Scheitern. Im Gegenteil, das Auftreten von Krisen kann durchaus Ausdruck eines gesunden Widerstandes gegen einen Prozess des Scheiterns sein, der bis dahin ganz unbemerkt vonstattengegangen war. Krisen können deshalb Zeichen einer Reaktion gegen Gefahren und des Kampfes gegen das Scheitern sein. Eine Krise kann auch eine willkommene Gelegenheit darstellen, die Probleme an ihren Wurzeln zu packen und damit die Mittel zu deren Überwindung zu entwickeln. All dies erlaubt es der Organisation, sich zu stärken und ihre Militanten für die künftigen Auseinandersetzungen zu wappnen.

In der 2. Internationale (1889-1914) war die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) bekannt wegen ihrer Anfälligkeit für Krisen und Spaltungen, die sie erlebt hatte. Sie wurde deshalb von den gewichtigsten Parteien der Internationale mit Missachtung bestraft, vor allem von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die von Erfolg zu Erfolg zu eilen schien und deren Mitgliederzahlen und Wählerstimmen sich stetig vermehrten. Doch die Krisen der russischen Partei und der Kampf des bolschewistischen Flügels, sie zu überwinden und aus ihnen zu lernen, stählten die revolutionäre Minderheit in ihrer Bereitschaft, Widerstand gegen den imperialistischen Krieg von 1914 zu leisten und die Oktoberrevolution von 1917 anzuführen. Im Gegensatz dazu kollabierte die Fassade der Einheit der SPD (die nur von „Störenfrieden“ wie Rosa Luxemburg herausgefordert wurde) 1914 vollkommen und unwiderruflich mit dem totalen Verrat ihrer internationalistischen Prinzipien angesichts des Ersten Weltkrieges.

1982 hatte die IKS erkannt, dass sie in einer Krise steckt (provoziert durch die Ausbreitung von linksbürgerlichen und aktivistischen Konfusionen, die es einem gewissen Chénier[2] erlaubten, in unserer britischen Sektion großes Unheil anzurichten), und ihre Lehren aus dieser Schlappe gezogen, um die Prinzipien der Funktion und der Funktionsweise fester zu etablieren (siehe Internationale Revue Nr. 9: Bericht über die Funktion der revolutionären Organisation, und Internationale Revue Nr. 22: Bericht über die Struktur und die Funktionsweise der revolutionären Organisation). Nach dieser Krise nahm die IKS auch die heute noch bestehenden Statuten an. Die „bordigistische“ Internationale Kommunistische Partei (Kommunistisches Programm), die damals die größte Gruppe der Kommunistischen Linken war, wurde von ähnlichen Tendenzen heimgesucht, nur stärker. Diese Partei schien ganz normal weiterzumachen – nur um letztendlich nach dem Verlust der Mehrheit ihrer Mitglieder wie ein Kartenhaus zusammenzubrechen (siehe dazu: Internationale Revue Nr. 32 auf Französisch, Englisch, Spanisch: „Erschütterungen im revolutionären Milieu“).

Zu der Anerkennung ihrer eigenen Krise kam noch hinzu, dass die IKS einem Prinzip folgte, dass sie aus der bolschewistischen Erfahrung gelernt hatte: die Umstände und Details der Krisen offen zu legen, um so zu einer breiteren Klärung beizutragen. Also anders als jene revolutionären Gruppen zu handeln, die ihre Krisen vor der Arbeiterklasse verbergen. Wir sind davon überzeugt, dass die Kämpfe zur Überwindung der internen Krisen der revolutionären Organisationen erlauben werden, sich über die Wahrheiten und allgemeinen Prinzipien des Kampfes für den Kommunismus klarer zu werden.

Im Vorwort zu Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück schreibt Lenin 1904: „Sie (unsere Gegner) feixen und sind schadenfroh über unsere Streitigkeiten; sie werden sich natürlich bemühen, einzelne Stellen aus meiner Broschüre, die den Mängeln und Unzulänglichkeiten unserer Partei gewidmet ist, für ihre Zwecke aus dem Zusammenhang zu reißen. Die russischen Sozialdemokraten haben bereits genügend im Kugelregen der Schlachten gestanden, um sich durch diese Nadelstiche nicht beirren zu lassen, um dessen ungeachtet ihre Arbeit der Selbstkritik und rücksichtslosen Enthüllungen der eigenen Mängel fortzusetzen, die durch das Wachstum der Arbeiterbewegung unbedingt und unvermeidlich ihre Überwindung finden werden. Die Herren Gegner aber mögen versuchen, uns ein Bild der wahren Sachlage in ihren ‚Parteien‘ zu zeigen, das auch nur im entferntesten dem Bild ähnelt, das die Protokolle unseres zweiten Parteitags bieten!“  [3]

Wir denken wie Lenin, dass, welch oberflächliche Freude unsere Feinde an unseren Schwierigkeiten auch haben mögen (und wie auch immer sie diese durch ihre verzerrte Sichtweise interpretieren), wahre Revolutionäre aus ihren Fehlern lernen und dadurch stärker werden.

Aus diesem Grunde veröffentlichen wir hier, wenn auch nur kurz, eine Darstellung der Entwicklung dieser Krise innerhalb der IKS und der Rolle, die die Außerordentliche Konferenz spielte, um darauf zu antworten.

Die Natur der aktuellen Krise der IKS

Im Mittelpunkt der aktuellen Krise stand das Wiederaufleben einer Verleumdungskampagne innerhalb der Sektion in Frankreich gegen eine Genossin, die dämonisiert wurde (was soweit ging, dass ein anderes Mitglied behauptete,  dass allein ihre Präsenz in der Organisation eine Barriere für deren Weiterentwicklung sei). Die Existenz solch einer Sündenbocksuche – einen einzelnen Genossen für die Probleme in der ganzen Organisation verantwortlich zu machen - ist absolut nicht tolerierbar in einer kommunistischen Organisation, die das Mobbing ablehnt, das allgegenwärtig in der kapitalistischen Gesellschaft ist und aus der bürgerlichen Moral des „Jeder für sich“ und „Den Letzten beißen die Hunde“ entspringt. Die Schwierigkeiten der Organisation werden von der gesamten Organisation verantwortet, folgt man ihrer Ethik des „Alle für Einen und Einer für Alle“. Die verdeckte Kampagne der Ächtung eines Genossen bzw. einer Genossin stellt die Prinzipien der kommunistischen Solidarität auf den Kopf, auf denen die IKS gegründet wurde.                                            

Wir konnten uns aber nicht damit zufrieden geben, diese Kampagne lediglich zu stoppen, nachdem sie ans Tageslicht gekommen war und vom Zentralorgan ernst genommen wurde, denn dies ist nicht etwas, worüber man leichtfertig hinweggehen kann. Wir mussten an die Wurzeln des Problems gehen und erklären, weshalb sich eine derart gravierende Verletzung der kommunistischen Prinzipien erneut in unseren Reihen ausbreiten konnte. Die Aufgabe der Außerordentlichen Konferenz war es, eine gemeinsame Übereinkunft über diese Erklärung zu erreichen und eine Perspektive zu entwickeln, um dergleichen in Zukunft auszumerzen.

Eine der Aufgaben der Außerordentlichen Konferenz war es, den Schlussbericht des Ehrentribunals, das Anfang 2003 von der verunglimpften Genossin gefordert worden war, anzuhören und Stellung dazu zu beziehen. Es genügt nicht das bloße Einverständnis, dass die Genossin das Opfer von Verleumdungen und Verunglimpfungen war; es musste auch mit Tatsachen bewiesen werden. Wir mussten minutiös sämtliche Vorwürfe gegen die Genossin untersuchen und der Frage nachgehen, wo deren Wurzeln liegen. Die Vorwürfe und Beleidigungen sollten der gesamten Organisation offengelegt werden, um jegliche Unklarheiten zu beseitigen und in Zukunft eine Wiederholung solcher Beschuldigungen zu verhindern. Nach einem Jahr Arbeit hatte das Ehrengericht (zusammengesetzt aus Genossen von vier Sektionen der IKS) alle Beschuldigungen systematisch als jeglicher Grundlage entbehrend widerlegt (im Besonderen einige beschämende Verleumdungen, die durch einen Genossen in Umlauf gesetzt wurden)[4]. Das Ehrengericht konnte beweisen, dass diese Stigmatisierungskampagne auf dem Eindringen von obskuren Vorurteilen, verbreitet durch den Zirkelgeist, und auf einer gewissen „Kultur des Klatsches“ basierte, einem Erbe aus der Vergangenheit, von dem sich einige Genossen nicht wirklich freimachen konnten. Mit der Freistellung von Kräften zugunsten dieses Ehrengerichts folgte die IKS einer weiteren Lehre der revolutionären Arbeiterbewegung: Jeder Genosse, der das Opfer von Verdächtigungen, unbegründeten Anschuldigungen oder Lügen ist, hat die Pflicht, die Einberufung eines Ehrengerichts zu fordern. Diese Vorgehensweise abzulehnen würde dazu führen, Anschuldigungen stillschweigend anzuerkennen.

Das Ehrengericht ist auch ein Mittel zur „Aufrechterhaltung der moralischen Gesundheit der revolutionären Organisationen“ (so formulierte es Victor Serge[5]), denn Misstrauen unter ihren Mitgliedern ist ein Gift, das eine revolutionäre Organisation schnell zerstören kann.

Wie die Erfahrungen der Arbeiterbewegung gezeigt haben, ist sich die Polizei dessen sehr bewusst und setzt bevorzugt und ständig das Mittel des Schürens von Misstrauen ein, um die revolutionären Organisationen von innen zu zerstören. Vor allem in den 1930er Jahren wurde dieses Mittel von der stalinistischen GPU gegen die trotzkistische Bewegung in Frankreich und anderswo eingesetzt. Genossen zu schwächen, indem sie Verleumdungs- und Lügenkampagnen ausgesetzt werden, ist eine bevorzugte Waffe der gesamten herrschenden Klasse, um Misstrauen gegen und innerhalb der revolutionären Organisation zu säen.

Aus diesem Grunde haben die revolutionären Marxisten stets alles Erdenkliche getan, um solche Angriffe gegen ihre Organisationen zu demaskieren.

Zur Zeit der Moskauer Prozesse in den 1930er Jahren hatte Leo Trotzki im Exil ein Ehrengericht verlangt (bekannt unter dem Namen Dewey-Kommission), um die Lügen zu widerlegen, die vom Ankläger Wyschinski in diesen Prozessen gegen ihn ins Feld geführt wurden[6]. Marx hatte 1860 die Arbeit zur Niederschrift des Kapital ein Jahr lang unterbrochen, um ein ganzes Buch zu verfassen, in dem er die von „Herrn Vogt“ gegen ihn gerichteten Beschuldigungen systematisch widerlegte.

Zur selben Zeit, als das Ehrengericht seine Arbeit erledigte, suchte die IKS nach den tieferliegenden Wurzel ihrer Krise, um sich mit einem theoretischen Rahmen zu versehen. Nach der Krise der IKS von 2001-2002 hatten wir bereits lange theoretische Anstrengungen unternommen, um zu verstehen, weshalb sich innerhalb der Organisation eine so genannte Fraktion herausbilden konnte, deren Mitglieder sich wie Diebe und Lügner verhielten: siehe die heimliche Verbreitung des Gerüchts, wonach eine unserer Genossinnen eine Staatsagentin sei, den Diebstahl von Geld und Material der Organisation (vor allem von Adresslisten unserer Mitglieder und Abonnenten), die Morddrohungen gegen ein Mitglied der IKS, die Veröffentlichung von internen Informationen - was die Arbeit der Polizei unterstützt - usw. Diese schamlose „Fraktion“ mit ihrer kriminellen Politik ist bekannt unter dem Namen IFIKS (Interne Fraktion der IKS)[7] und erinnert an die sogenannte Chénier-Tendenz während unserer Krise von 1981.

Nach der Erfahrung mit der sog. IFIKS hatten wir begonnen, die Frage der Moral unter historischen und theoretischen Gesichtspunkten zu vertiefen. In der Internationalen Revue Nr. 31 und 32 haben wir den Orientierungstext „Vertrauen und Solidarität im Kampf des Proletariats“ veröffentlicht und in der Nummer 39 und 40 den Text „Marxismus und Ethik“. Unsere Organisation hatte, verbunden mit theoretischen Reflexionen, eine historische Untersuchung über das soziale Phänomen des Pogromismus vorangetrieben – dieser kompletten Antithese der kommunistischen Werte, die Kernstück der Mentalität der IFIKS war und mit der sie die IKS zerstören wollte. Auf der Basis dieser ersten Texte und der theoretischen Arbeit über Aspekte der kommunistischen Moral konnte die Organisation ihr Verständnis der grundlegenden Wurzeln der aktuellen Krise entwickeln. Oberflächlichkeit, opportunistische und „arbeitertümlerische“ Tendenzen, ein Mangel an Reflexion und theoretischen Debatten zugunsten aktivistischer und den linksbürgerlichen Praktiken ähnelnder Interventionen in den unmittelbaren Kämpfen, Ungeduld und die Tendenz, den langfristigen Aspekt unserer Arbeit zu vergessen, all das hat die Krise in der IKS ermöglicht. Diese Krise haben wir als eine „intellektuelle und moralische“ Krise identifiziert, die von einer Negierung und Übertretung der Statuten der IKS begleitet wird.[8]

Der Kampf zur Verteidigung moralischer Prinzipien des Marxismus

Auf der Außerordentlichen Konferenz kehrten wir noch ausführlicher zu einem marxistischen Verständnis der Moral zurück, um den theoretischen Kern unserer Aktivitäten in der kommenden Zeit vorzubereiten. Wir werden mit der Diskussion und der Erforschung dieser Frage als Hauptmittel unserer Rekonvaleszenz nach der jüngsten Krise fortfahren. Ohne revolutionäre Theorie kann es keine revolutionäre Organisation geben.

Im kommunistischen Projekt enthalten und unzertrennlich mit ihm verbunden ist eine ethische Dimension. Und es ist diese ethische Dimension, die in einer zerfallenden kapitalistischen Gesellschaft, in der Ausbeutung und Gewalt blühen ( „aus allen Poren, blut- und schmutztriefend “, wie Marx im Kapital schrieb) ganz besonders bedroht ist. Diese Bedrohung ist bereits in der dekadenten Epoche des Kapitalismus besonders entwickelt, wenn die Bourgeoisie zunehmend gar den eigenen moralischen Grundsätzen den Rücken kehrt, an denen sie sich in ihrer expandierenden, liberalen Epoche gehalten hatte. Diese finale Episode der kapitalistischen Dekadenz – die Epoche des gesellschaftlichen Zerfalls, die ungefähr mit dem Wendepunkt des Zusammenbruchs des Ostblocks 1989 einsetzte – verschärft diesen Prozess weiter. Heute zeigt sich die Gesellschaft immer offener barbarisch und brüstet sich gar damit. In jedem Aspekt des Lebens werden wir der Barbarei gewahr: in der Vervielfachung von Kriegen, deren Hauptzweck es zu sein scheint, ihre Opfer zu demütigen und herabzusetzen, ehe sie abgeschlachtet werden; in der großflächigen Zunahme des Banditentums – und seiner Zelebrierung in Film und Musik; in der Auslösung von Pogromen auf der Suche nach Sündenböcken für die Verbrechen des Kapitalismus und für das soziale Leid; im Anstieg der Fremdenfeindlichkeit gegenüber Immigranten und der Schikanen auf dem Arbeitsplatz („Mobbing“); in der Entwicklung von Gewalt gegenüber Frauen, von sexueller Belästigung und Frauenfeindlichkeit, auch in Schulen und unter Jugendlichen in städtischen Wohnsiedlungen. Zynismus, Lügen und Heuchelei werden nicht mehr als verwerflich betrachtet, sondern in „Management“-Lehrgängen gelehrt. Die elementarsten Werte der gesellschaftlichen Existenz – gar nicht zu reden von jenen einer kommunistischen Gesellschaft – werden, je mehr der Kapitalismus verwest, umso stärker mit Füßen getreten.

Die Mitglieder revolutionärer Organisationen können dieser Umwelt mit ihren barbarischen Gedanken und Taten nicht entkommen. Sie sind nicht immun gegen diese verderbliche Atmosphäre, insbesondere da die Arbeiterklasse heute verhältnismäßig passiv und desorientiert bleibt und somit unfähig ist, eine Alternative zum sich beschleunigenden Untergang der kapitalistischen Gesellschaft anzubieten. Andere Klassen in der Gesellschaft, die dem Proletariat nahe stehen, stellen einen aktiven Überträger verrotteter Werte dar. Die traditionelle Ohnmacht und Frustration des Kleinbürgertums – die Zwischenschicht zwischen Bourgeoisie und Proletariat – wird besonders verstärkt und sucht sich ihr Ventil im Pogromismus, im Obskurantismus und in der Hexenjagd, die jenen hetzerischen „Unruhestiftern“ ein Gefühl feiger Ermächtigung verschafft.

Es war besonders notwendig, auf der Außerordentlichen Konferenz von 2014 zum Problem der Moralität zurückzukehren, weil der explosive Charakter der Krise 2000-2002, die widerlichen Handlungen der IFIKS, das Verhalten gewisser ihrer Mitglieder als nihilistische Abenteurer dazu geführt haben, das tiefere, dem zugrundeliegende Unverständnis zu kaschieren, das den Boden für die pogromistische Mentalität bereitet hat, die bei der Bildung dieser so genannten „Fraktion“ Pate stand.[9] Aufgrund der dramatischen Ereignisse rund um den IFIKS-Skandal zehn Jahre zuvor hat es eine starke Tendenz in der Organisation gegeben, in der Zwischenzeit „zur Normalität“ zurückzukehren – eine illusorische Atempause zu finden. Es gab eine Stimmung, die Aufmerksamkeit von einer zutiefst theoretischen und historischen Behandlung von Organisationsfragen zu mehr „praktischen“ Fragen der Intervention und zu einem sanften, aber oberflächlichen „Aufbau“ der Organisation zu lenken. Obwohl der Arbeit der theoretischen Überwindung ihrer vorherigen Krise beträchtliche Anstrengungen gewidmet wurden, wurde dies immer mehr als eine Nebenfrage statt als eine Überlebensfrage für die Zukunft der revolutionären Organisation betrachtet.

Das langsame und schwierige Aufleben des Klassenkampfes 2003 und die größere Bereitschaft im politischen Milieu, mit der kommunistischen Linken zu diskutieren, haben diese Schwäche tendenziell weiter verstärkt. Teile der Organisation begannen die Prinzipien und Errungenschaften der IKS zu „vergessen“ und eine Geringschätzung für die Theorie an den Tag zu legen. Die Statuten der Organisation, die internationalistische, zentralisierte Prinzipien umfassen, wurden tendenziell zugunsten der Gewohnheiten eines lokalen und zirkelhaften Spießbürgertums, des guten, alten „gesunden Menschenverstandes“ und der „Religion des täglichen Lebens“, wie Marx es in Band 1 des Kapital nannte, ignoriert. Der Opportunismus begann sich auf heimtückische Weise auszubreiten.

Jedoch gab es Widerstand gegen diese Neigung zum theoretischen Desinteresse, zur politischen Amnesie und Verknöcherung. Es war insbesondere eine Genossin, die unverblümt diesen opportunistischen Trend kritisierte und infolgedessen als ein „Hindernis“ für eine „normale“, maschinenartige Funktionsweise der Organisation betrachtet wurde. Statt für eine kohärente politische Antwort auf die Kritik der Genossin zu sorgen, drückte sich der Opportunismus in einer unterschwelligen persönlichen Verunglimpfung aus. Andere Mitglieder, besonders in den IKS-Sektionen in Frankreich und Deutschland, die den Standpunkt der Genossin gegen die opportunistischen Verirrungen teilten, wurden ebenfalls zur Zielscheibe dieser Diffamierungskampagne.

So zeigte die Außerordentliche Konferenz, dass heute, wie in der Geschichte der Arbeiterbewegung, Verleumdungskampagnen und Opportunismus zusammengehören. In der Tat erscheinen Erstere in der Arbeiterbewegung als extreme Ausdrücke des Letzteren. Rosa Luxemburg, die als Sprecherin der marxistischen Linken schonungslos in ihrer Anprangerung des Opportunismus war, wurde systematisch von den Führern der deutschen Sozialdemokratie verfolgt und verleumdet. Die Degeneration der bolschewistischen Partei und der Dritten Internationalen wurde von einer uferlosen Verfolgung der alten bolschewistischen Garde und insbesondere Leo Trotzkis begleitet.

Die Organisation musste sich also auch den klassischen Konzepten über den organisatorischen Opportunismus aus der Geschichte der marxistischen Linken zuwenden, die die Lehren aus den eigenen Erfahrungen der IKS mit beinhalten.

Die Notwendigkeit, sowohl den Opportunismus als auch seine versöhnlerischen Ausdrücke abzulehnen, sollte das Motto der Außerordentlichen Konferenz sein: Die Krise der IKS erfordert einen langwierigen Kampf gegen die identifizierten Wurzeln des Problems, nämlich die Neigung, die IKS als einen Kokon zu behandeln und in einen Meinungs-„Club“ zu verwandeln sowie zu versuchen, sie innerhalb der zerfallenden bürgerlichen Gesellschaft unterzubringen. Im Grunde bedeutet das eigentliche Wesen der revolutionären Militanz einen permanenten Kampf gegen das Gewicht der vorherrschenden Ideologie und all der dem Proletariat fremden Ideologien, die revolutionäre Organisationen schleichend infiltrieren können. Diese Auseinandersetzung muss als die „Regel“ im Leben einer kommunistischen Organisation und jedes ihrer Mitglieder verstanden werden.

Der Kampf gegen  die oberflächliche Übereinkunft, der Mut, Unterschiede auszudrücken und zu entwickeln, und das individuelle Bemühen, seine Meinung vor der gesamten Organisation auszudrücken, die Stärke, politische Kritik zu üben – dies waren die Qualitäten, auf die die Außerordentliche Konferenz bestand:

„5d) Der revolutionäre Militante muss ein Kämpfer für die Klassenpositionen des Proletariats und für seine eigenen Ideen sein. Dies ist keine optionale Bedingung der Militanz, es ist die Militanz. Ohne sie kann es keinen Kampf um die Wahrheit geben, die lediglich aus einem Zusammenprall von Ideen entstehen kann, bei dem jeder Militante dafür einsteht, woran er glaubt. Die Organisation muss die Position aller Genossen kennen, passive Übereinstimmung ist nutzlos und kontraproduktiv (….) Individuelle Verantwortung zu übernehmen, ehrlich zu sein ist ein fundamentaler Aspekt in der proletarischen Moral.“

Die gegenwärtige Krise ist nicht die „finale“ Krise der IKS

Am Vorabend der Außerordentlichen Konferenz unterstrich die Veröffentlichung eines „Appells an das proletarische Lager und die Militanten der IKS“ im Internet, in dem die „finale“ Krise der IKS angekündigt wurde, deutlich die Bedeutung dieser Notwendigkeit, für die Verteidigung der kommunistischen Organisation und ihrer Prinzipien zu kämpfen, insbesondere gegen all jene, die sie zu zerstören versuchen. Dieser besonders widerliche „Appell“ stammt von der so genannten „Internationalen Gruppe der Kommunistischen Linken“ (IGKL), in Wirklichkeit ein Mummenschwanz, hinter dem die berüchtigte frühere IFIKS steckt, die mittlerweile mit Elementen von Klasbatalo aus Montreal vermählt ist. Es ist ein Text, der durchtränkt ist mit Hass und Pogromaufrufen gegen bestimmte Genossen von uns. Dieser Text kündigt großspurig an, dass die „IGKL“ im Besitz von Dokumenten der IKS sei. Ihre Absicht ist klar: zu versuchen, unsere Außerordentliche Konferenz zu sabotieren, durch die Verbreitung von Misstrauen in ihren Reihen am Vorabend der Außerordentlichen Konferenz Unruhe und Unfrieden innerhalb der IKS zu stiften – mit der Botschaft, dass es „einen Verräter innerhalb der IKS gibt, einen Komplizen der IGKL, der uns die internen Bulletins der IKS zuspielt“.[10]

Die Außerordentliche Konferenz bezog sofort Stellung zum „Appell“ der IGKL. Für alle unsere Militanten war klar, dass die IFIKS einmal mehr und auf noch schädlichere Weise die Arbeit der Polizei verrichtet hatte, und zwar in einer Weise, die Victor Serge so eloquent in seinem Buch What everyone should know about repression geschildert hatte (auf der Grundlage der Archive der zaristischen Polizei verfasst, die nach der Oktoberrevolution entdeckt worden waren).[11]

Doch statt die Genossen der IKS gegeneinander auszuspielen, lösten die Methoden der „IGKL“, die jenen der politischen Polizei Stalins und der Stasi würdig sind, ihre einmütige Abscheu aus; sie bewirkten lediglich, dass die weitergehenden Auswirkungen der internen Krise, in der die IKS steckte, deutlich wurden und die Reihen unserer Mitglieder hinter dem Schlachtruf der Arbeiterbewegung: “Alle für einen, einer für alle!“ (in Erinnerung gerufen in dem Buch von Joseph Dietzgen Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit) sich wieder schlossen. Diese polizeitypische Attacke der IGKL machte allen Militanten noch klarer, dass die inneren Schwächen der Organisation, der Mangel an Wachsamkeit gegenüber dem ständigen Druck der vorherrschenden Ideologie die IKS gegenüber den Machenschaften des Klassenfeindes, dessen Absichten fraglos zerstörerisch sind, verwundbar gemacht haben.

Die Außerordentliche Konferenz begrüßte die enorme und äußerst ernsthafte Arbeit des Ehrengerichts. Sie begrüßte ebenfalls den Mut der Genossen, die nach diesem Ehrengericht riefen und wegen ihrer politischen Meinungsverschiedenheiten geächtet wurden.[12] Nur Feiglinge und jene, die wissen, dass sie die ganze Schuld tragen, weigern sich, die Dinge vor einer solchen Kommission zu klären, die ein Vermächtnis der Arbeiterbewegung ist. Die dunklen Wolken, die über die Organisation hingen, haben sich aufgelöst. Und dies rechtzeitig: das Bedürfnis eines jeden Genossen und einer jeden Genossin, zusammen zu kämpfen, war gebieterischer denn je.

Die Außerordentliche Konferenz konnte den Kampf der IKS gegen diese „intellektuelle und moralische Krise“ nicht vollenden – dieser Kampf ist notwendigerweise noch im Gange -, aber sie schuf eine unzweideutige Orientierung: die Eröffnung einer theoretischen Debatte über die „Thesen der Moral“, die vom Zentralorgan der IKS vorgeschlagen wurden. Natürlich werden wir die Debatten und Divergenzen rund um diesen Text veröffentlichen, sobald die Diskussion einen ausreichenden Reifegrad erreicht hat.

Manche unserer LeserInnen mögen denken, dass die Fokussierung der IKS auf ihre interne Krise  und ihren Kampf gegen die polizeitypischen Attacken gegen uns der Ausdruck einer Art von narzisstischer Störung oder eines kollektiven, paranoiden Deliriums ist. Die Sorge um eine kompromisslose Verteidigung unserer organisatorischen, programmatischen und ethischen Prinzipien ist, von diesem Standpunkt aus betrachtet, eine Ablenkung von den praktischen Alltagsaufgaben, nämlich die Weiterentwicklung unseres Einflusses in den unmittelbaren Kämpfen der Arbeiterklasse. Dieser Standpunkt ist im Grunde - inhaltlich, wenn auch in einem anderen Kontext –  eine Wiederholung der Argumente der Opportunisten, die das reibungslose Funktionieren der deutschen Sozialdemokratie gegenüber der russischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei, die die gesamte Vorkriegszeit hindurch von Krisen geschüttelt wurde, hervorgehoben hatten. Solch ein Vorgehen, das danach trachtet, Differenzen zu vermeiden, die Konfrontation politischer Argumente abzulehnen, um die „Einheit“ um jeden Preis zu bewahren, wird früher oder später zum Verschwinden organisierter revolutionärer Minderheiten führen.

Die Verteidigung fundamentaler kommunistischer Prinzipien ist, wie wenig dies auch mit den gegenwärtigen Bedürfnissen und dem Bewusstsein der Arbeiterklasse zu tun haben mag, die vorrangige Aufgabe revolutionärer Minderheiten. Unsere Entschlossenheit, eine permanente Auseinandersetzung zur Verteidigung der kommunistischen Moralität – die im Zentrum des Solidaritätsprinzips steht – zu führen, ist der Schlüssel dafür, unsere Organisation zu verteidigen, die mit dem Pesthauch des gesellschaftlichen Zerfalls des Kapitalismus konfrontiert ist, der unvermeidlich in alle revolutionären Organisationen eindringt. Nur indem wir uns politisch rüsten, indem wir unsere Arbeit der theoretischen Ausführungen stärken, werden wir in der Lage sein, gegenüber dieser tödlichen Gefahr zu bestehen. Darüber hinaus wird ohne die Verteidigung der Ethik jener Klasse, die der Geburtshelfer des Kommunismus ist, die Möglichkeit, dass der Klassenkampf zur Revolution und zum Aufbau einer wahren Weltgemeinschaft führen wird, immer unwahrscheinlicher.

Eine Sache wurde auf der Außerordentlichen Konferenz 2014 klar: Es wird keine „Rückkehr zur Normalität“ geben, ob in den internen oder in den externen Aktivitäten der IKS.

Im Gegensatz dazu, was in der Krise von 2001 passierte, können wir uns bereits jetzt über die Tatsache freuen, dass Genossen, die in diese Logik der irrationalen Stigmatisierung und der Suche nach einem Sündenbock hineingezogen worden waren, in der Lage waren, die Bedenklichkeit dessen zu erkennen, in was sie involviert gewesen waren. Diese Militanten haben sich freiwillig dazu entschlossen, gegenüber der IKS und ihren Prinzipien loyal zu bleiben, und engagieren sich nun in unserem Kampf für die Konsolidierung der Organisation. Wie auch der Rest der IKS nehmen sie nun teil an der Arbeit der theoretischen Reflexion und Vertiefung, die in der Vergangenheit größtenteils unterschätzt worden war. Indem sie sich Spinozas Formulierung „Weder lachen noch weinen, sondern verstehen“ aneignet, versucht die IKS, zur Schlüsselidee des Marxismus zurückzukehren: dass der Kampf des Proletariats für den Kommunismus nicht nur eine „ökonomische“ Dimension hat (wie die Vulgärmaterialisten meinen), sondern auch und fundamental eine „intellektuelle und moralische“ Dimension (wie Lenin und Rosa Luxemburg insbesondere argumentierten).

Wir müssen daher unseren Verleumdern leider mitteilen, dass es in der IKS keine unmittelbare Aussicht auf eine neue parasitäre Abspaltung geben wird, wie dies in den vorherigen Krisen der Fall war. Es gibt keine Perspektive für die Bildung einer neuen „Fraktion“, die empfänglich genug wäre, sich dem „Appell“ der IGKL zum Pogrom gegen unsere eigenen Genossen anzuschließen – ein Appell, der von mannigfaltigen „sozialen Netzwerken“ und dem so genannten „Pierre Hempel“, der sich selbst für einen Repräsentanten des „universellen Proletariats“ hält, frenetisch weiter getragen wird. Im Gegenteil: die Polizeimethoden der IGKL (gesponsert von einer „kritischen“ Tendenz innerhalb einer bürgerlich-reformistischen Partei, der NPA[13]) haben lediglich erreicht, dass die Empörung unter den Militanten der IKS gewachsen ist und sie in ihrer Entschlossenheit bekräftigt wurden, für die Stärkung der Organisation zu kämpfen.

Die Nachrichten über unser Ableben sind somit sowohl übertrieben als auch verfrüht.

Internationale Kommunistische Strömung

 

[1] Wie bei der Außerordentlichen Konferenz von 2002 (sie dazu den Artikel in der Internationalen Revue Nr. 30 „Außerordentliche Konferenz der IKS: Der Kampf für die Verteidigung der organisatorischen Prinzipien“ (https://de.internationalism.org/print/book/export/html/690), hat jene von 2014 einen Teil des regulären Kongresses unserer Sektion in Frankreich ersetzt. Das heißt, ein Teil der Zeit war der Außerordentlichen Konferenz gewidmet, ein anderer dem Kongress der Sektion in Frankreich, über den unsere Zeitschrift Révolution International schon berichtet hat.

[2] Chènier war Mitglied unserer Sektion in Frankreich und wurde im Sommer 1981 ausgeschlossen, weil er eine geheime Kampagne mit Verleumdungen gegen das Zentralorgan der Organisation und gegen einige der erfahrensten Mitglieder geführt hatte, mit dem Ziel die Einen gegen die Anderen aufzubringen. Also Verhaltensweisen, die auffallend an die Agenten der GPU innerhalb der trotzkistischen Bewegung in den 1930er Jahren erinnern. Nur einige Monate nach seinem Ausschluss übernahm Chénier einen Posten in der Sozialistischen Partei, die damals an der Regierung war.    

[3] Lenin Werke Bd. 7, Seite 202

[4] Parallel zu dieser Kampagne wurden in informellen Diskussionen in der Sektion in Frankreich durch Genossen der „alten“ Generation Geschichten verbreitet, in denen auf skandalöse Weise unseren Gensossen und Gründungsmitglied  Marc Chirik verunglimpft wurde, ohne den es die IKS nie gegeben hätte. Solche Klatschgeschichten sind Ausdruck des Einflusses des Zirkelgeistes und des Gewichts des heruntergekommenen Kleinbürgertums, das die aus der Studentenbewegung vom Mai 68 hervorgegangene Generation geprägt hatte (mit all seinen anarcho-modernistischen und linken Ideologien).           

[5] Victor Serge: Was jeder Revolutionär über die Repression wissen muss

[6] Das Ehrengericht der IKS hat sich auf die wissenschaftliche Untersuchungs- und Prüfungsmethode der Fakten der Dewey-Kommission gestützt. Die Gesamtheit ihrer Arbeiten (Dokumente, Protokolle, Berichte von Befragungen und Zeugenaussagen, usw.) ist sorgfältig in den Archiven der IKS abgelegt.  

[7] Siehe dazu unsere Artikel: „15. Kongress der IKS: Verstärkung der Organisation angesichts der Herausforderungen der gegenwärtigen Periode“, Internationale Revue Nr. 114 (engl., franz., span.), „Die Polizeimethoden der IFIKS“ in Weltrevolution Nr. 117.

[8] Das Zentralorgan der IKS (sowie auch das Ehrengericht) hat klar bewiesen, dass es nicht die verleumdete Genossin war, die die Stauten verletzt hatte, sondern im Gegenteil die Genossen, die in diese Verleumdungskampagne involviert waren.    

[9] Das Sträuben in unseren Reihen gegen eine Weiterführung der Debatte über die Frage der Moral hat seinen Ursprung in einer genuinen Schwäche der IKS (die tatsächlich alle Gruppen der kommunistischen Linken beeinträchtigt): Die Mehrheit der ersten Generation von Militanten wies diese Frage von sich, die daher nicht in unsere Statuten integriert werden konnte, wie unser Genosse Chirik gehofft hatte. Moral wurde von diesen jungen Militanten damals als ein Gefängnis betrachtet, als ein „Produkt der bürgerlichen Ideologie“, was soweit ging, dass einige von ihnen, die aus dem libertären Milieu kamen, forderten, „ohne Tabus“ zu leben! Was eine krasse Ignoranz gegenüber der Geschichte der menschlichen Spezies und der Entwicklung ihrer Zivilisation offenbart.

 

[10] Siehe „Kommuniqué an unsere Leser: die IKS unter Beschuss durch eine neue Agentur des bürgerlichen Staates“.

[11] Als ob er den Klassencharakter des Angriffs bestätigen wollte, veröffentlichte ein gewisser Pierre Hempel auf seinem Blog weitere interne Dokumente der IKS, die die Ex-IFIKS ihm ausgehändigt hatte. Er fügte den Kommentar hinzu: „Wenn die Polizei mir solch ein Dokument zugespielt hätte, würde ich mich im Namen des Proletariats bei ihr bedanken“! Diese Heilige Allianz der Feinde der IKS, die sich zum größten Teil aus der „Ehrenwerten Gesellschaft alter IKS-Recken“ zusammensetzt, weiß, welchem Lager sie angehört!

[12] Dies war auch zu Beginn der Krise von 2001 der Fall gewesen: Als dieselbe Genossin eine politische Meinungsverschiedenheit mit einem schriftlichen Text des Internationalen Sekretariats der IKS (über die Frage der Zentralisierung) zum Ausdruck brachte, machte die Mehrheit des IS die Schotten dicht, erstickte diese Debatte, statt sie zu eröffnen, um auf die politischen Argumente der Genossin zu antworten, und begann eine Verleumdungskampagne gegen diese Genossin (mit dem Abhalten von Geheimtreffen und der Verbreitung des Gerüchts in den Sektionen Frankreichs und Mexikos, dass diese Genossin wegen ihrer politischen Meinungsverschiedenheiten mit Mitgliedern des Zentralorgans der IKS eine „Dreckschleuder“ und gar ein „Bulle“ sei, um die beiden Genossen der Ex-IFIKS. Juan und Jonas, zu zitieren, die die Initiatoren bei der Bildung der IGKL waren).

[13] Wir sollten hervorheben, dass bis heute die IGKL keine Erklärung für ihre Beziehungen und Annäherung mit/an diese Tendenz, die innerhalb der Neuen Antikapitalistischen Partei (NPA) des Olivier Besancenot wirkt, geliefert hat. Schweigen bedeutet Zustimmung!

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Erbe der kommunistischen Linke: 

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Organisationsfrage