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Vor 170 Jahren erschien das Manifest der Kommunistischen Partei: "Auf dem Kongress des Bundes in London, der im November 1847 in London stattfand, wurden Marx und Engels beauftragt, die Veröffentlichung eines vollständigen theoretischen und praktischen Parteiprogramms in die Wege zu leiten. In deutscher Sprache abgefasst, wurde das Manuskript im Januar 1848, wenige Wochen vor der Französischen Revolution vom 24. Februar, nach London zum Druck geschickt. Eine französische Übersetzung wurde kurz vor der Juni-Insurrektion von 1848 in Paris herausgebracht" (Vorwort von Engels zur Ausgabe 1888, MEW 4, S. 578).
Seitdem gab es unzählige Veröffentlichungen und Übersetzungen dieses Buches, das eines der berühmtesten Bücher der Welt geworden ist. Heute muss die offizielle Propaganda des bürgerlichen Staates die Idee des Kommunismus in Anbetracht des relativ neuen Interesses kleiner kämpferischer Minderheiten auf der Suche nach einer revolutionären Perspektive weiterhin stark diskreditieren und das Manifest zum finsteren und tragischen Werk einer blutigen Vergangenheit machen. Indem die stalinistische Konterrevolution betrügerisch und täuschend mit dem Aufkommen eines angeblich bankrotten Kommunismus gleichgesetzt wird, stellt man das Manifest so dar, als ob es ein "veraltetes", ja sogar "gefährliches" Projekt verkörperte. Schließlich ist das Manifest der Kommunistischen Partei wie in den Augen der schlimmsten Reaktionäre des 19. Jahrhunderts auch heute noch "das Werk des Teufels".
Ein Produkt des Klassenkampfes
Auf dem Höhepunkt der weltweiten Welle von revolutionären Kämpfen von 1917-1923, d.h., lange bevor der Ostblock zusammenbrach und damit der sogenannte Kommunismus zu Grabe getragen wurde, wurde das Manifest bereits von der herrschenden Klasse, die Sowjetrussland umzingelte, verleumdet und mit der Waffe in der Hand bekämpft. Damals blieb das Manifest mehr denn je ein Kompass für Revolutionäre, um das Proletariat beim Sturz des Kapitalismus für sein weltrevolutionäres Projekt zu leiten. In Riazanovs Vorträgen von 1922 über das Leben und Wirken von Marx und Engels galt das Manifest als reines Produkt eines Kampfes der Arbeiterklasse. Dies zeigt dieser Abschnitt: "Die Arbeiter stellten sich vor und luden Marx und Engels in ihre Vereinigung ein; Marx und Engels erklärten, dass sie nicht eintreten würden, bis ihr Programm angenommen wurde; die Arbeiter stimmten zu, organisierten den Bund der Kommunisten und beauftragten Marx und Engels sofort, das Manifest der Kommunistischen Partei zu schreiben.“ Diese "Zustimmung" war nicht zurückzuführen auf einen plötzlichen Impuls, eine Schwäche, die einer "autoritären Krise" und noch weniger einer "aufgezwungenen Aktion" von Marx und Engels wich. Im Gegenteil, es war das Ergebnis einer wirklichen Reifung des Bewusstseins der Arbeiter und das Ergebnis einer langen Debatte, ein militantes Produkt, das mit der organisierten Tätigkeit des Bund der Kommunisten verbunden war: "Die Debatten dauerten mehrere Tage, und Marx hatte große Schwierigkeiten, die Mehrheit von der Richtigkeit des neuen Programms zu überzeugen. Letzteres wurde in seinen Grundzügen angenommen, und der Kongress beauftragte Marx insbesondere, im Namen des Bund der Kommunisten nicht ein Glaubensbekenntnis, sondern ein Manifest zu schreiben“:[1] Es ist sehr wichtig zu betonen, dass das Manifest in erster Linie ein Mandat war, das Marx und Engels vom Kongress als Militante erhalten hatten und es war keineswegs nur deren eigenes Werk. Daher sollte ein Schreiben der Zentralbehörde an die Brüsseler Kreisbehörde vom 26. März auf der Grundlage einer am 24. Januar angenommenen Entschließung übermittelt werden, in dem sie um einen Bericht über seine Arbeit gebeten wird. Marx riskierte sogar ‚Maßregeln‘, falls er sein Mandat nicht rechtzeitig erfüllte. „Die Zentralbehörde an die Kreisbehörde Brüssel, Beschluss vom 24. Januar 1848: Die Zentralbehörde beauftragt hiermit die Kreisbehörde Brüssel, dem K. Marx anzuzeigen, dass, wenn das „Manifest der K[ommunistischen] Partei“, dessen Abfassung er auf dem letztem Kongress übernommen, nicht bis Dienstag, 1. Februar d.J., in London angekommen ist, weitere Maßregeln gegen ihn ergriffen werden. In diesem Fall, dass K. Marx das Manifest nicht abfasst, verlangt die Zentralbehörde augenblickliche Zurücksendung der ihm vom Kongress zugestellten Dokumente. Im Namen und Auftrag etc. gez. Schapper, Bauer, Moll“ (Der Bund der Kommunisten, Dokumente und Materialien Band 1, S. 654). Marx und Engels haben es, wie wir wissen, geschafft, ihre Arbeit pünktlich abzuschließen. Gleichzeitig hatten sie nicht aufgehört, im Sinne der Entwicklung der Einheit des Proletariats zu handeln, indem sie auch eine ganze beispielhafte Organisationsarbeit leisteten, deren Produkt und Werkzeug zugleich das Manifest selbst ist. Dadurch wurde auch eine Weiterentwicklung ihrer Arbeiten ermöglicht. "Die Historiker sind sich nicht dieses organisatorischen Wirkens von Marx bewusst, denn sie haben ihn als jemanden dargestellt, der nur in Hinterzimmern oder in Bibliotheken tätig ist. Seine Rolle als Organisator wurde verkannt; sie haben eine der interessantesten Seiten seines Wesens nicht gewürdigt. Wenn man die Rolle, die Marx (und ich betone Marx und nicht Engels) schon 1846-47 als ein Führer und Inspirator all dieser Organisationsarbeit nicht wahrnimmt, kann man die wesentliche Rolle nicht erkennen, die er als Organisator bei der Bewegung von 1848-49 und zur Zeit der I. Internationalen spielte.“ All diese militante Arbeit im Dienste der Einheit und des Kampfes des Proletariats findet sich in den Formulierungen des Manifests, das die Position der Kommunisten als "Avantgarde" definiert und nicht von der Arbeiterklasse getrennt ist: "Die Kommunisten sind keine besondere Partei gegenüber den anderen Arbeiterparteien. Sie haben keine von den Interessen des ganzen Proletariats getrennten Interessen“ [2]
Ein echter Kompass für die Arbeiterbewegung
Die Bolschewiki hielten auch das Manifest der Kommunistischen Partei für einen echten "Kompass". Lenin selbst sagte über das Manifest: "Dieser Text ist enorm wertvoll: er inspiriert und belebt bis heute das gesamte organisierte und kämpfende Proletariat der zivilisierten Welt".[3] Die theoretische Kraft des Manifests kam über Marx' eigenes unbestreitbares Genie hinaus nur durch die Tatsache zum Tragen, dass das Proletariat begann, sich als eine von der Gesellschaft unabhängige Klasse zu konstituieren. Dieser Kampf würde es dem Kommunismus selbst ermöglichen, über das abstrakte Ideal der Utopisten hinauszugehen und eine praktische soziale Bewegung zu werden, die auf einer wissenschaftlichen, dialektischen Methode basiert, der des historischen Materialismus. Die wesentliche Aufgabe bestand dann darin, die wahre Natur des Kommunismus, des Klassenkampfes und die Mittel zur Erreichung dieses Ziels auszuarbeiten, die in einem Programm formuliert werden mussten. Vor zwanzig Jahren sagten wir über das Manifest: "Es gibt kein Dokument, das die Bourgeoisie heute mehr stört als das Kommunistische Manifest, und zwar aus zwei Gründen. Erstens aufgrund der Beweisführung, dass die kapitalistische Produktionsweise nur eine historisch vorübergehende ist, und zweitens weil der unlösbare Charakter ihrer inneren Widersprüche aufgezeigt wurde, die durch die gegenwärtige Realität bestätigt werden. All das belastet weiterhin die herrschende Klasse. Das Manifest wurde bereits damals geschrieben, um die Verwirrung der Arbeiterklasse über das Wesen des Kommunismus zu zerstreuen“.[4] Das Manifest ist ein echter Schatz für die Arbeiterbewegung. "Seiner Zeit voraus" gibt bietet es alle nötigen Waffen, um die herrschende Ideologie heute zu bekämpfen. Die Kritik am "konservativen oder bürgerlichen" Sozialismus der damaligen Zeit trifft auch ungeachtet der Unterschiede auf den Stalinismus des 20. Jahrhunderts zu und zeigt, was die Abschaffung von Privateigentum wirklich bedeutet. "(....) Durch die Transformation der materiellen Lebensbedingungen bedeutet dieser Sozialismus keineswegs die Abschaffung der bürgerlichen Produktionsbeziehungen, die nur mit revolutionären Mitteln erreicht werden können; damit sind nur Verwaltungsreformen gemeint, die auf der Grundlage dieser Produktionsbeziehungen durchgeführt werden, ohne folglich die Beziehungen von Kapital und Lohnarbeit zu beeinträchtigen, und die es der Bourgeoisie im besten Fall ermöglichen, die Kosten ihrer Herrschaft zu senken und den Staatshaushalt zu entlasten“. Zusätzlich zu diesen kritischen Elementen bekräftigt das Manifest einige wesentliche Elemente, die auch heute noch für den Kampf gültig sind.
- Die erste ist die Krise des kapitalistischen Systems, die Realität der "Überproduktion", die Tatsache, dass Kapitalismus und bürgerliche Gesellschaft durch die Geschichte obsolet werden: "Die Gesellschaft kann nicht mehr unter ihr [der Bourgeoisie leben[; das heißt, ihr Leben ist nicht mehr verträglich mit der Gesellschaft“ (Manifest, MEW Bd 4, S. 473).
- das zweite wesentliche Element, während die Bourgeoisie nie aufhört zu sagen, dass das Proletariat "verschwunden" ist und dass nur die bürgerlichen "demokratischen" Reformen, angeblich "für das Volk", gültig sind, legt das Manifest im Gegenteil eine revolutionäre Perspektive frei, indem es dies klar unterstreicht: "Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse“ (MEW, Bd 4, S. 472). Ausdruck einer universellen Klasse, die von Natur aus ausgebeutet und revolutionär ist und in den kapitalistischen Produktionsbeziehungen assoziiert und vereint arbeitet, wird ihr Kampf nicht nur durch die Notwendigkeit sondern auch durch die Fähigkeit bestimmt, dieses Projekt zu verwirklichen. Eine der wichtigsten Klarstellungen des Manifests besteht darin, dass es viel deutlicher als zuvor feststellt, dass die Befreiung der Menschheit nun in den Händen des Proletariats liegt. Dieser Befreiungskampf des Proletariats muss sich der Bourgeoisie rücksichtslos entgegenstellen; es kann kein gemeinsames Vorgehen zwischen Bourgeoisie und Proletariat mehr geben. Dies war ein Aspekt, der bis 1848 nicht so klar war und auch nicht immer danach. Erinnern wir uns, dass der Slogan des Bund der Gerechten ("Alle Menschen sind Brüder") noch immer die ganze Verwirrung ausdrückt, die in der Arbeiterbewegung herrschte. Im Gegenteil, das Manifest bekräftigt den unüberwindbaren Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie. Es war damit Ausdruck eines entscheidenden Schrittes im Klassenbewusstsein.
- Die dritte betrifft das Wesen und die Rolle der Kommunisten, „Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus“ (Manifest, MEW 4, S. 474).
- der letzte Punkt, last but not least, ist die Bekräftigung des internationalistischen Charakters des Klassenkampfes: "Die Arbeiter haben kein Vaterland", der mehr denn je der Prüfstein für die Verteidigung von Klassenpositionen war und ist, ganz im Gegensatz zum Nationalismus des Klassenfeindes. Die Tatsache, dass das Manifest mit diesem lebendigen Aufruf endet: "Proletarier aller Länder vereinigt euch" ist der stärkste Ausdruck, der die an sich internationalistische Dimension des proletarischen Kampfes und die Verteidigung seines Grundprinzips widerspiegelt.
Wir könnten viele andere wichtige Aspekte hervorheben, die bereits im Manifest enthalten sind, aber wir möchten diese kurze militante Hommage abschließen, indem wir zu den ersten Zeilen der nicht minder berühmten Formel zurückkehren, die unserer Meinung nach ebenfalls noch relevant ist: "Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus". In der Tat bekräftigen wir, dass das internationale Proletariat trotz der Schwierigkeiten, vor denen es heute steht, dennoch seine Fähigkeiten und die Kraft behält, die kapitalistische Ordnung niederzuschlagen, um sie durch eine Gesellschaft ohne Klassen, ohne Krieg und Ausbeutung zu ersetzen. Dieses "Gespenst" ist - auch wenn es den Herrschenden nicht gefällt - immer noch vorhanden! WH, 3. Juni 2018