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Am 11. November 2018 ist es seit dem Ende des Ersten Weltkriegs genau hundert Jahre her. Dies geschieht unter großer Aufmerksamkeit der Medien. Bei einer Zeremonie in Paris stellten sich unter anderem Trump, Putin und Erdogan ins Rampenlicht; Könige, Königinnen, Generäle, Läufer und Politiker von rechts bis links waren alle auf Rädern unterwegs, um ihren Beitrag zu leisten; Zeremonien fanden in Städten, Dörfern und Weilern statt, die von verschiedenen Unternehmen, Wohltätigkeitsorganisationen und Supermärkten unterstützt wurden; Veranstaltungen für die Jugend wurden organisiert, einschließlich „Friedenskonzerte“ zur Indoktrination der Jugendlichen; Märsche, Veranstaltungen und „Schweigeminuten“ wurden in ganz Europa, insbesondere in Großbritannien, Frankreich und Belgien, neben weiteren Gedenkveranstaltungen in Australien, Neuseeland, Indien und Nordirland im Voraus abgehalten.
Es handelt sich um eine bewusste, massive, organisierte und repressive Kampagne, deren Hauptaufgabe darin besteht, eine der größten Gräueltaten des Kapitalismus zum Anlass zu nehmen, um dieses Verbrechen gegen die Hauptopfer seiner imperialistischen Kriege, die Arbeiterklasse, zu richten und gleichzeitig zu versuchen, falsche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Die Arbeiterklasse muss nicht nur unter den Gräueltaten des kapitalistischen Krieges leiden, sondern wird auch noch gezwungen, ihre Jahrestage mit solchen Heucheleien wie „Opfer für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden“ und „Der Krieg zur Beendigung aller Kriege“ und „Nie wieder“ zu „feiern“. Aber es gibt keine Gerechtigkeit, keinen Frieden und keine Freiheit für die Arbeiterklasse: Der Krieg zur Beendigung aller Kriege war nur der Beginn einer sich verschärfenden Spirale nach unten, und statt „nie wieder“ hat der imperialistische Krieg hundert Jahre lang nicht aufgehört, bis zu dem Punkt, dass seine sich ständig entwickelnde Produktion der Zerstörungsmittel die Existenz der Menschheit bedroht. Die ganzen Waffenstillstandsfeiern haben nichts mit der Achtung vor den Kriegstoten zu tun, sondern beleidigen sie im Gegenteil mit Lügen und Krokodilstränen über „die erbrachten Opfer“. Mit gefälschten Nachrichten haben wir eine gefälschte Geschichte, in der Worte in ihr Gegenteil verkehrt werden: Massaker werden zur Aufopferung, Ruin wird zur Zivilisation und Krieg zum Frieden. Kurz gesagt, die gesamten „Erinnerungsfeiern“ zum Waffenstillstand sind nichts anderes als ein allgemeiner Angriff auf das Bewusstsein der Arbeiterklasse, der die Notwendigkeit ihres revolutionären Kampfes für einen Frieden und eine Freiheit verbergen soll, gegen die der Kapitalismus mit allen Mitteln kämpfen wird.
1. Der Waffenstillstand: eine Pause, um neue Kriege vorzubereiten
Im November 1918 herrschte in Europa ein riesiges Chaos: Millionen Menschen aus Haus und Hof vertrieben, wieder auf der Suche nach einem Ort, wo sie weiterleben und eine neue Existenz aufbauen konnten. So gab es in den Niederlanden eine Million geflohene und evakuierte Belgier, von denen 100.000 nach dem Waffenstillstand noch zurückkehren mussten. In Frankreich gab es 300.000 belgische Flüchtlinge, die 1918 wieder ihren Weg nach Hause finden mussten. Schließlich gab es Hunderttausende Verwundete, entstellte und verkrüppelte Soldaten, die kreuz und quer durch Europa ihren Weg in ihr Dorf oder ihre Stadt suchten. Aufgrund des Chaos des Weltkriegs und der damit verbundenen massenhaften Migration konnte die Spanische Grippe verheerend wüten und schließlich mehr Todesopfer fordern als der Erste Weltkrieg selbst.
Bourgeoise Ideologen sind sich einig, dass die Deutschland von den alliierten Ländern im Versailler Vertrag auferlegten Lasten die Bedingungen für den Keim eines neuen Krieg zwanzig Jahre später schufen. Der „Friedensvertrag“ war der Anstoß für die Entstehung von Rache- und Vergeltungsgefühlen, die sich im Laufe der 1920er Jahre in einem großen Teil der deutschen Bevölkerung entwickeln sollten. Die Reaktion der SDAP-Zeitung (sozialdemokratische Arbeiterpartei) in den Niederlanden gibt 1919 einen Vorgeschmack darauf: „Eine tiefe und bittere Enttäuschung, eine Ernüchterung, die man als Katastrophe empfindet, ist dieser Frieden für alle. (...) Der Friedensvertrag legt die Richtung für Europas Niedergang sowie seine Regression hin zu einem niedrigeren Grad der Zivilisation fest. Das größte Volk des Festlandes wird gefesselt und durch Zwangsarbeit (...) gedemütigt und in Verbitterung getrieben. Die neuen „Elemente der Zivilisation“ wurden vom Staat des Friedens durch Rache hier, Übervertrauen, Machtwille, Leichtsinn dort geweckt.“ (Het Volk, 21. Juni 1919).
Die Bourgeoisie verschiedener Länder war sich bewusst, dass dieser Frieden zum Scheitern verurteilt war. Nicht allein die Politik gegenüber Deutschland hat die Situation verschärft, sondern auch „die Schaffung neuer Staaten wie Polen, Österreich, Ungarn und Jugoslawien hat zu unaufhörlichen Konflikten über die neuen Staatsgrenzen dieser Länder geführt. Vor allem für Ungarn, das zwei Drittel seines Vorkriegsgebiets verloren hat. (...) Kurz gesagt, der Frieden ist ein Misserfolg, ein Fiasko.“ (Jay Winter in einem Interview mit Le Monde; 12.11.2014)
Der Waffenstillstand vom 11. November 1918 war im Wesentlichen ein Frieden, der jeglichem Frieden ein Ende setzte!
Seit dem Ersten Weltkrieg ist der Kapitalismus im Niedergang begriffen, und diese Niedergangsperiode, die damals begann, führte zu einem quasi andauernden Kriegszustand. Einige Beispiele aus den nächsten zwei Jahrzehnten verdeutlichen dies:
- Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Griechenland in der Türkei eine Besatzungszone zuerkannt. Im Sommer 1920 wollten die Griechen ihr Gebiet erweitern. Dabei stießen sie auf heftigen türkischen Widerstand. Dies war der Beginn des griechisch-türkischen Krieges, der bis 1922 andauerte. Der Krieg wurde von schweren Gräueltaten auf beiden Seiten begleitet, wie der Ermordung von Zehntausenden von Griechen und Armeniern durch die Türken.
- 1920 vereinigten sich die Riff-Stämme und entfesselten im Norden Marokkos einen Krieg gegen die spanische Herrschaft. Im Sommer 1921 wurden etwa 19.000 spanische Soldaten getötet. Dieser Krieg gegen Spanien, der später von Frankreich unterstützt wurde, dauerte bis 1926. Spanien und Frankreich verwendeten unter anderem Giftgas, das Tausende Menschen tötete.
- 1929 besetzten die Chinesen die Eisenbahnlinie in der Mandschurei. Dies führte zu einem offenen Konflikt mit der Sowjetunion. Als sowjetische Truppen am 15. November die Grenze zu China überschritten, kam es zu schweren Kämpfen. Mehr als 2.000 Menschen wurden auf der chinesischen Seite getötet und 10.000 verletzt. Der Mandschurei-Vorfall von 1931, ein Bombenanschlag auf eine Eisenbahnlinie, wurde von Japan genutzt, um den Krieg zu beginnen und die chinesische Provinz zu besetzen. 1937 setzte sich der Krieg mit einem Angriff auf das gesamte chinesische Festland fort, das dann auch von Japan erobert wurde. Während dieses Krieges wurden Hunderttausende Menschen getötet, vor allem Zivilisten, und die japanischen Truppen begingen mehrere Massenmorde.
- Am 3. Oktober 1935 führte Italien einen Krieg gegen Äthiopien. Nach sieben Monaten heftiger Kämpfe gelang es Italien, das Land zu erobern. Bei Angriffen auf die Zivilbevölkerung verwendeten die Italiener in großem Stil Senfgas. Neben 25.000 Soldaten kostete dieser Krieg 250.000 Zivilisten das Leben.
- 1936 führte eine Anzahl von spanischen Generälen einen Krieg gegen die spanische Republik. Sie wurden von Italien, Deutschland und Portugal unterstützt. Die Republik wurde ihrerseits von der Sowjetunion und Mexiko unterstützt. Der Krieg, der drei Jahre dauerte und mit einem Sieg für die Generäle endete, forderte insgesamt mehr als eine halbe Million Menschenleben.
- Am 12. März 1938 marschierten deutsche Soldaten in Österreich ein.
- Am 15. März 1939 besetzten deutsche Armeeeinheiten die Tschechische Republik und ungarische Truppen die Slowakei. Diese militärischen Eroberungen waren die ersten Kriegshandlungen, die zum Zweiten Weltkrieg führten.
Der Waffenstillstand vom 11. November 1918 kündigte keine Periode des Friedens an, sondern brachte eine ununterbrochene Reihe von Kriegen mit sich, die schließlich im Zweiten Weltkrieg endeten.
2. Der Waffenstillstand: ein Angriff auf die Arbeiterrevolution in ihrem Widerstand gegen den Krieg
Der Waffenstillstand ermöglichte es der Bourgeoisie, dem Proletariat den Krieg zu erklären, indem sie (a) die Arbeiter zwischen solche der „Siegerländer“ und jene der „eroberten“ Länder aufteilte und (b) Waffen gegen die Revolution einsetzte. In Russland war die Konterrevolution bereits in ihrer ganzen Intensität ausgebrochen (vgl. dazu „Die Weltbourgeoisie gegen die Oktoberrevolution“; Internationale Revue, französische, englische und spanische Ausgabe, Nr. 160). Auch in Deutschland war die Bourgeoisie bereit, ihren konterrevolutionären Terror durchzuführen. Getragen, genährt von einem beispiellosen, nie gekannten Hass auf die Arbeiterklasse, bereitete sie sich darauf vor, die Brutstätten der kommunistischen Revolution gewaltsam auszurotten und zu zerstören.
a) Die Arbeiterklasse spalten
Die Bourgeoisie war sich der Gefahr bewusst: „Ganz Europa ist vom Geist der Revolution erfüllt. Es gibt nicht nur ein tiefes Gefühl der Unzufriedenheit, sondern auch der Wut und des Aufruhrs unter den Arbeitern (...). Die gesamte bestehende Ordnung wird in politischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht von den Massen der Bevölkerung von einem Ende Europas zum anderen in Frage gestellt.“ (Der britische Premierminister Lloyd George, in einem geheimen Memorandum an den französischen Premierminister Georges Clemenceau, März 1919) Mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands wurde die Arbeiterklasse in Europa in zwei Teile gespalten: einerseits die Arbeiterklasse, die sich im Lager der unterlegenen Nationalstaaten befand, und andererseits der Teil, der sich in den siegreichen kapitalistischen Ländern befand und von einer Welle des nationalen Chauvinismus überschwemmt wurde (insbesondere in Frankreich, England, Belgien und den USA). Auf diese Weise gelang es der Bourgeoisie, die revolutionären Aufstände auf die erstgenannten Verliererstaaten (und Italien) zu beschränken.
Ein Beispiel dafür ist die besondere Situation, die in Brüssel einige Tage vor und nach dem 11. November 1918 entstanden war. Deutsche Soldaten, die dort stationiert waren, verstärkt durch deutsche Matrosen vom Stützpunkt der deutschen Kriegsmarine in Ostende, erhoben sich und gründeten einen revolutionären Soldatenrat. Sie zogen mit deutschen, belgischen und roten Fahnen durch Brüssels Straßen, um die Solidarität mit den belgischen Arbeitern und ihren Organisationen zu suchen. Trotz einiger Verbrüderungen mit Mitgliedern der Sozialistischen Jungen Garde riefen die Gewerkschaften dazu auf, nichts zu tun. Unter dem Einfluss der chauvinistischen Propaganda gab es keine Mobilisierung der Brüsseler Arbeiter, sondern man wartete passiv auf den feierlichen Einzug der siegreichen belgischen Armee einige Tage später.
b) Die Waffen auf die Revolution richten
„Zuerst hatten die verschiedenen nationalen Bourgeoisien auf dem Schlachtfeld des imperialistischen Krieges versucht, sich gegenseitig die Territorien wegzunehmen, was mehr als 20 Millionen Tote und unzählige Verwundete kostete. Aber konfrontiert mit einer Arbeiterklasse, die auf ihrem Klassenterrain kämpfte, waren sie sofort bereit, ihre Kräfte zu bündeln. Wieder einmal wurde bestätigt, dass sich die herrschende Klasse, in Konkurrenz durch ihre eigene Natur stehend, sich in einer revolutionären Situation vereinen kann, um der Arbeiterklasse die Stirn zu bieten.“ („1918-1919: Vor siebzig Jahren - Zur Revolution in Deutschland“; Internationale Revue, Französisch, Englisch und Spanisch, Nr. 56)
Als die Sowjets im Oktober 1917 in Russland an die Macht kamen, reagierten die imperialistischen Kräfte unmittelbar darauf. Eine international vereinte Bourgeoisie mit Armeen aus 21 verschiedenen Ländern wandte sich gegen die junge Sowjetrepublik.
Der konterrevolutionäre Angriff begann 1917 und dauerte bis 1922. Die „Weißen Armeen“ lösten einen schrecklichen Bürgerkrieg aus. Der Kampf der Armeen der kapitalistischen Staaten Europas, der Vereinigten Staaten und Japans forderten unzählige Opfer in ihrem Krieg gegen die Arbeiterklasse in Russland. Von den Toten des Bürgerkriegs waren etwa eine Million Soldaten der Roten Armee. Darüber hinaus starben viele Millionen Menschen an den indirekten Folgen des Krieges, wie an Hungersnot und Epidemien. Schätzungen über die Zahl der Todesfälle durch den Terror der Weißen Armeen reichen von 300.000 bis 1 Million (https://www.quora.com/How-many-people-died-during-the-Russian-Civil-War).
Die Entfesselung der Revolution in Mitteleuropa: Deutschland, Österreich, Ungarn und so weiter, machte es notwendig, die deutsche Armee nicht vollständig zu entwaffnen. „Man war darauf aus, dass die deutsche Armee stark genug sein sollte, um die innere Ordnung aufrechtzuerhalten und der Machtergreifung der Bolschewiki zuvor zu kommen.“ („Lloyd George im Krieg“, George H. Cassar) Schließlich durfte das deutsche Militärische Oberkommando, nachdem es 30.000 Maschinengewehre gefordert hatte, deren 5.000 behalten.
Auch in Deutschland brach Ende 1918 der Aufstand aus. Am 10. November 1918 bot General Groener, Ludendorffs Nachfolger als Oberbefehlshaber der deutschen Armee, in einem Telefonat mit dem sozialdemokratischen Regierungschef Friedrich Ebert einen Pakt an. Der General schlug eine loyale Zusammenarbeit vor, um den Bolschewismus so schnell wie möglich zu beenden und eine Rückkehr zu „Recht und Ordnung“ zu gewährleisten. „Es war ein Bund gegen die Revolution. Ebert hat meinem Vorschlag zugestimmt, ein Bündnis zu bilden“, schreibt Groener. „Von da an diskutierten wir jeden Abend miteinander mittels einer geheimen Verbindung zwischen der Reichskanzlei Eberts und dem Armeeoberkommando über die notwendigen Maßnahmen, die miteinander zu ergreifen sind. Die Bundesgenossenschaft hat vollauf befriedigt.“ (Sebastian Haffner, Die Verratene Revolution)
Unter dem Einfluss der Revolution waren große Teile des Militärs und der Marine für die Bourgeoisie unzuverlässig geworden. Mit Blick auf den bevorstehenden Klassenkampf wurde der Sozialdemokrat Gustav Noske, der im Dezember 1918 der Regierung Ebert beigetreten war, mit der Bildung von Freikorps beauftragt. Dies geschah vor allem durch die Rekrutierung von gesetzestreuen, konservativen und rechtsextremen Frontsoldaten, die ihre Heimat gegen den Bolschewismus verteidigen wollten und bis zum Kriegsende aus der Gesellschaft ausgeschlossen waren. So verfügte der deutsche Staat im Januar 1919 wieder über loyale Armeeeinheiten von einigen Hunderttausend Soldaten, darunter 38 Freikorps. Im Kampf gegen die Revolution zögerte die SDP-Regierung nicht, die reaktionärsten Streitkräfte schamlos einzusetzen. Nachdem er die Worte „jemand muss der Bluthund sein“ ausgesprochen und die Aufständischen „die Hyänen der Revolution“ genannt hatte, ließ Noske die Freikorps auf die Arbeiter los: Der Krieg gegen die Arbeiterklasse in Deutschland hatte begonnen. Ab Mitte Januar 1919 wurde der militärische Angriff auf die Arbeiterklasse und ihre revolutionären Organisationen (Parteien, Gruppen, Presse usw.) gestartet. Ganze Arbeiterviertel der Großstädte wurden nacheinander angegriffen, und überall wurden die schrecklichsten Massaker verübt.
So wie der Krieg gegen die Arbeiterklasse in Deutschland geführt wurde, so verlief dieser Krieg in einer Reihe anderer Länder. Eines dieser Länder war Ungarn, wo der Aufstand der Arbeiter auch eine revolutionäre Führung an die Macht gebracht hatte. Dort wurde der Aufstand nach einigen Monaten ebenfalls durch einen militärischen Angriff der kapitalistischen Kräfte im Blut ertränkt. Am 1. August 1919 marschierten die kapitalistischen Kräfte in Rumänien und Ungarn ein, stürzten die revolutionäre Regierung und beendeten das kommunistische Experiment. Mit Unterstützung von Frankreich und England sowie der Weißen Armee nahmen rumänische Truppen Budapest ein und setzten eine Gewerkschaftsregierung ein, die die Betriebsräte liquidierte. Als die Gewerkschaften ihre Arbeit beendet hatten, übergaben sie das Kommando an Admiral Horty (einen späteren Nazi-Kollaborateur), der eine Schreckensherrschaft gegen die Arbeiter entfesselte (8.000 Menschen wurden hingerichtet, 100.000 deportiert).
3. Es gibt keinen Frieden im Kapitalismus.
Der Kapitalismus ist Gewalt, und der Frieden im Kapitalismus ist eine völlige Illusion. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts zeigt, dass ein „Waffenstillstand“ nur geschlossen wird, um einen neuen Krieg zu beginnen. Die Waffen schwiegen schon zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg nicht einen Moment lang, aber dieser Trend eines permanenten Kriegszustandes verstärkte sich nach dem Zweiten Weltkrieg noch mehr. So war die Zeit des „Kalten Krieges“ im Gegensatz zu dem, was oft behauptet wird, keine Zeit des „reinen“ bewaffneten Friedens, sondern von Dutzenden von militärischen Auseinandersetzungen (Korea, Vietnam, Naher Osten usw.), die sich über die ganze Welt erstreckten und Millionen von Opfern forderten.
Eine fromme Hoffnung auf Frieden stoppt den Krieg nicht, auch wenn sie durch massive Demonstrationen unterstützt wird. So rief die SPD am 25. Juli 1914 zu einer Massendemonstration gegen den Krieg auf. Der Aufruf wurde massenhaft gehört. Am 29. und 30. Juli nahmen 750.000 Menschen an den Protesten in ganz Deutschland teil. Dies war jedoch kein Grund für die Bourgeoisie, ihren Weg in den Krieg zu stoppen. Im Gegenteil, die gleiche sozialdemokratische SPD beschloss einige Tage später, die Massen der Arbeiter zu verraten und die Bourgeoisie bei ihrer Kriegsführung zu unterstützen.
Eine Massendemonstration kann ein Moment im Widerstand gegen den Krieg sein, aber sie muss im Rahmen eines allgemeinen proletarischen Aufstands, in einer Dynamik des Angriffs auf den bürgerlichen Staat stattfinden. Dies wurde 1917 in Russland deutlich. Auch der Aufstand von 1918 in Deutschland zielte zunächst nur auf die Beendigung des Krieges ab. Und dieser Krieg wurde auch beendet, weil die Gefahr bestand, dass die Arbeiter die Macht übernehmen würden. Denn nur ein revolutionärer Umsturz und die Macht in den Händen der Arbeiterklasse können alle Formen des Krieges beenden.
So schrieb Rosa Luxemburg 1917: „Ihr Arbeiter! Entweder machen die bürgerlichen Regierungen den Frieden, wie sie den Krieg machten, dann bleibt bei jedem Ausgang des Krieges der Imperialismus die beherrschende Macht, und dann geht es unvermeidlich immer weiter neuen Rüstungen, Kriegen und dem Ruin, der Reaktion, der Barbarei entgegen. Oder ihr rafft euch zu revolutionären Massenerhebungen auf, zum Kampf um die politische Macht, um eueren Frieden nach außen und nach innen zu diktieren.“ (Rosa Luxemburg, Spartakusbriefe Nr. 4, April 1917, in Gesammelte Werke Bd. 4 S. 250 f.)
Dennis / 10.11.2018