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Ohne die Ereignisse vom Mai 1968 würde die IKS nicht existieren. Marc Chirik hatte bereits geholfen, eine Gruppe in Venezuela, Internacionalismo, zu bilden, die ab 1964 alle Grundpositionen verteidigt hatte, die ein Jahrzehnt später die IKS einnahm. Aber Marc war sich von Anfang an bewusst, dass nur die Wiederbelebung des Klassenkampfes in den Zentren des Weltkapitalismus entscheidend für die Einleitung einer Veränderung im Kurs der Geschichte werden konnte. Es war dieses Verständnis, das ihn dazu veranlasste, nach Frankreich zurückzukehren und eine aktive Rolle in der Bewegung vom Mai bis Juni 1968 zu spielen, und dazu gehörte auch die Suche nach Kontakten mit der politisierten Avantgarde. Zwei junge Mitglieder der venezolanischen Gruppe waren bereits nach Frankreich gezogen, um an der Universität Toulouse zu studieren, und neben diesen Genossen und einer Handvoll anderer wurde Marc im Oktober 1968 Gründungsmitglied von Révolution Internationale (RI) - der Gruppe, die sieben Jahre später eine zentrale Rolle bei der Gründung der IKS spielte.
Seitdem hat sich die IKS nie von ihrer Überzeugung von der historischen Bedeutung des 68 abbringen lassen, und wir sind immer wieder auf dieses Thema zurückgekommen. Alle etwa zehn Jahre haben wir rückblickende Artikel in unserem theoretischen Organ, der Internationalen Revue, sowie weiter führenden Stoff in unserer territorialen Presse veröffentlicht. Wir haben öffentliche Diskussionsveranstaltungen anlässlich des 40- und 50-jährigen Jubiläums abgehalten und uns an Veranstaltungen beteiligt, die von anderen organisiert wurden[1]. In diesem Artikel beginnen wir mit einem Rückblick auf einen dieser Artikel, der zu einem Jubiläum geschrieben wurde, das heute einen eindeutigen Symbolwert hat: 1988.
Im ersten Teil dieser neuen Serie[2] kamen wir zum Schluss, dass die erste Einschätzung von RI - „Den Mai verstehen“, geschrieben 1969, wonach der Mai 68 die erste große Reaktion der Weltarbeiterklasse auf die erneute Auftauchen der historischen Wirtschaftskrise des Kapitalismus darstellte – vollständig berechtigt war: Trotz der oft erstaunlichen Fähigkeit des Kapitals, sich an seine sich verschärfenden Widersprüche anzupassen, ist die Krise, die Ende der 60er Jahre erst anhand ihrer ersten Symptome erkannt werden konnte, immer deutlicher und in jeder Hinsicht zu einem Dauerzustand geworden.
Aber was ist mit unserem Beharren darauf, dass der Mai 68 das Ende der vorangegangenen Jahrzehnte der Konterrevolution und die Eröffnung einer neuen Periode signalisierte, in der sich eine unbesiegte Arbeiterklasse in Richtung massiver und entschlossener Kämpfe bewegen würde; und dass wiederum das Ergebnis dieser Kämpfe das historische Dilemma der unlösbaren Wirtschaftskrise lösen würde: Weltkrieg, im Falle einer neuen Niederlage für die Arbeiterklasse, oder Weltrevolution und der Aufbau einer neuen, kommunistischen Gesellschaft?
Der Artikel von 1988, „20 Jahre nach Mai 1968 – Der internationale Klassenkampf: Die Reifung der Bedingungen der proletarischen Revolution“[3] begann mit einer Replik auf die dominante Skepsis der damaligen Zeit - die in den bürgerlichen Medien und in einer ganzen Strömung unter den Intellektuellen verbreitete Vorstellung, dass der Mai 68 bestenfalls ein schöner utopischer Traum gewesen sei, den die harte Realität habe verblassen und sterben lassen. An anderer Stelle in unserer Presse, etwa zur gleichen Zeit[4], hatten wir auch die Skepsis kritisiert, die große Teile des revolutionären Milieus betraf, und zwar seit den Ereignissen von 68 selbst – eine Tendenz, die vor allem durch die Weigerung der Haupterben der Tradition der Italienischen Kommunistischen Linken zum Ausdruck kam, im Mai 68 mehr zu sehen als eine Welle kleinbürgerlicher Agitation, die nichts getan habe, um das Bleigewicht der Konterrevolution zu beseitigen.
Sowohl der bordigistische als auch der damenistische Flügel[5] dieser Tradition der italienischen kommunistischen Linken nach dem Zweiten Weltkrieg reagierten auf diese Weise. Beide neigen dazu, die Partei als etwas außerhalb der Geschichte zu betrachten, da sie der Ansicht sind, dass es möglich ist, sie unabhängig vom Kräfteverhältnis zwischen den Klassen zu erhalten. Sie neigen daher dazu, den Kampf der Arbeiter als im Wesentlichen kreisförmig zu betrachten, da er nur durch das Eingreifen der Partei in einem revolutionären Sinne transformiert werden kann, was die Frage aufwirft, woher die Partei selbst kommt. Insbesondere die Bordigisten boten 68 eine Karikatur dieses Ansatzes, als sie Flugblätter herausgaben, in denen sie darauf bestanden, dass die Bewegung nur dann irgendetwas erreichen würde, wenn sie sich hinter die Banner der Partei (d.h. ihrer eigenen kleinen politischen Gruppe) stellte. Unsere Strömung hat immer dagegen gehalten, dass es sich um einen im Wesentlichen idealistischen Ansatz handle, der die Partei von ihren materiellen Wurzeln im Klassenkampf trenne. Wir waren fähig, die wirklichen Errungenschaften der italienischen kommunistischen Linken in ihrer theoretisch fruchtbarsten Zeit fortzusetzen – der Zeit der Fraktion in den 1930er und 40er Jahren, als sie erkannte, dass ihre eigene Schrumpfung gegenüber der vorangegangenen Phase der Partei ein Produkt der Niederlage der Arbeiterklasse war und dass nur eine Wiederbelebung des Klassenkampfes die Bedingungen für die Umwandlung der bestehenden kommunistischen Fraktionen in eine echte Klassenpartei schaffen konnte.
Diese Bedingungen entwickelten sich in der Tat nach 1968, nicht nur auf der Ebene der politisierten Minderheiten, die nach den 68er Ereignissen und den anschließenden Kämpfen der Arbeiterklasse eine wichtige Wachstumsphase durchliefen, sondern auch auf einer allgemeineren Ebene. Der Klassenkampf, der im Mai 68 ausbrach, war kein Strohfeuer, sondern der Startschuss für eine starke Dynamik, die weltweit schnell in den Vordergrund trat.
Die Fortschritte im Klassenkampf zwischen 1968 und 1988
In Übereinstimmung mit der marxistischen Sichtweise, die seit langem den wellenartigen Prozess der Klassenbewegung festgestellt hat, analysiert der Artikel drei verschiedene internationale Kampfwellen in den zwei Jahrzehnten nach 68: Die erste, zweifellos die spektakulärste, umfasste den italienischen Heißen Herbst von 69, die gewalttätigen Aufstände in Cordoba, Argentinien, 69 und in Polen 1970 sowie wichtige Bewegungen in Spanien und Großbritannien 1972. Insbesondere in Spanien begannen die Arbeiter, sich durch Massenversammlungen zu organisieren, welcher Prozess 1976 in Vitoria seinen Höhepunkt erreichte. Die internationale Dimension der Welle zeigte sich in ihren Echos in Israel (1969) und Ägypten (1972) und später in den Aufständen in den Townships Südafrikas, die von Kampfkommissionen (den Civics) angeführt wurden.
Nach einer kurzen Pause Mitte der 70er Jahre gab es eine zweite Welle, die die Streiks der iranischen Ölarbeiter und der Stahlarbeiter Frankreichs 1978, den „Winter der Unzufriedenheit“ in Großbritannien, den Rotterdamer Hafenstreik unter der Leitung eines unabhängigen Streikkomitees und die Stahlarbeiterstreiks in Brasilien 1979 umfasste, die auch die Kontrolle der Gewerkschaften herausforderten. Diese globale Bewegung gipfelte im Massenstreik in Polen im Jahr 1980, der aufgrund seines Ausmaßes an Selbstorganisation und Einheit als wichtigste Einzelaktion im Weltklassenkampf seit 1968 und sogar seit den 1920er Jahren herausragt. Und obwohl die schwere Unterdrückung der polnischen Arbeiter diese Welle zum Stillstand brachte, dauerte es nicht lange, bis ein neuer Aufschwung einsetzte, der sich in den Kämpfen in Belgien 1983 und 1986, dem Generalstreik in Dänemark 1985, dem Bergarbeiterstreik in Großbritannien 1984-5, den Kämpfen der Eisenbahnarbeiter und dann der Gesundheitsbediensteten in Frankreich 1986 und 1988 und die Bewegung der Bildungsarbeiter in Italien 1987 ausdrückte. Vor allem die Kämpfe in Frankreich und Italien - wie schon zuvor der Massenstreik in Polen - zeigten eine echte Selbstorganisationsfähigkeit durch Generalversammlungen und Streikkomitees.
Dies war nicht einfach eine Liste von Streiks. Der Artikel hob auch die Tatsache hervor, dass diese wellenartige Bewegung sich nicht im Kreis drehte, sondern echte Fortschritte im Klassenbewusstsein hervorbrachte:
„Der einfache Vergleich der Kennzeichen der Kämpfe vor 20 Jahren mit denen von heute legt das Ausmaß der Entwicklung offen, das langsam in der Arbeiterklasse stattgefunden hat. Neben der katastrophalen Entwicklung des kapitalistischen Systems hat es ihre eigene Erfahrung ermöglicht, ein viel tiefer greifendes Verständnis der Wirklichkeit ihrer Kämpfe zu entfalten. Dies kam insbesondere zum Ausdruck durch:
- einen Verlust der Illusion über die politischen Kräfte der Linke des Kapitals und an erster Stelle über die Gewerkschaften, gegenüber denen die Illusionen gewichen sind und ein Misstrauen entstanden ist, das immer mehr durch die offene Feindschaft ihnen gegenüber abgelöst wird;
- die immer deutlichere Aufgabe von wirkungslosen Kampfformen, in die die Gewerkschaften die Kampfbereitschaft der Arbeiter so oft haben verstricken wollen, wie z.B. Aktionstage, Demonstrationsspaziergänge, lange und isolierte Streiks ...
Aber die Erfahrung dieser 20 Jahre Kämpfe hat nicht nur „negative“ Lehren (d.h. was man nicht tun soll) für die Arbeiterklasse zutage gebracht. Sie hat auch aufgezeigt, wie man
- die Kämpfe ausdehnen kann (insbesondere Belgien 1986 war sehr aufschlussreich),
- wie man die Kämpfe unter eigener Kontrolle halten kann, indem man Vollversammlungen einberuft und Streikkomitees wählt, die jeweils vor der Vollversammlung verantwortlich und abwählbar sind (Frankreich Ende 86, Italien 1987).“
Gleichzeitig vernachlässigte der Artikel nicht die Reaktionen der Bourgeoisie auf den drohenden Klassenkampf: Obwohl sie vom Ausbruch der Bewegung im Mai 68 überrascht war und auf grobe Formen der Repression zurückgriff, was als Katalysator für die Ausweitung des Kampfes wirkte, lernte sie in der Folge viel dazu oder griff auf alte Lehren darüber zurück, wie man den Widerstand des Klassenfeindes überwältigen kann. Sie verzichtete natürlich nicht auf den Einsatz der Repression, fand aber subtilere Mittel, um ihren Einsatz zu präsentieren und zu rechtfertigen, wie mit dem Schreckgespenst des Terrorismus; unterdessen entwickelte sie ihr Arsenal demokratischer Mystifikationen, um Kämpfe – insbesondere in Ländern, die noch von offenen Diktaturen beherrscht wurden – auf bürgerliche politische Ziele und Bahnen zu lenken. Auf der Ebene der Kämpfe selbst antwortete sie auf die wachsende Ernüchterung der Arbeiter*innen über die offiziellen Gewerkschaften und auf die Gefahr der Selbstorganisation, indem sie radikalere Formen des Gewerkschaftswesens entwickelte, die sogar „außergewerkschaftliche“ Formen umfassen sollten (zum Beispiel die von den Linksextremen in Frankreich aufgestellten „Koordinationen“).
Der Artikel begann mit der Einsicht, dass Vieles von dem optimistischen Gerede über die Revolution im Jahr 1968 tatsächlich utopisch war. Zum Teil deshalb, weil die ganze Diskussion über die Möglichkeit einer Revolution durch die linken Vorstellungen verzerrt wurde, wonach es sich bei dem, was in Vietnam oder Kuba geschah, um sozialistische Revolutionen handle, die von der Arbeiterklasse in den zentralen Ländern aktiv unterstützt werden müssten; zum Teil aber auch deshalb, weil die objektiven Bedingungen 1968 vor allem bei der Wirtschaftskrise – selbst wenn es Kräfte gab, die die Revolution als etwas verstanden, das wirklich die Transformation der gesamten gesellschaftlichen Beziehungen beinhaltete – gerade erst begannen, die materielle Grundlage für eine revolutionäre Herausforderung des Kapitals zu schaffen. Seitdem waren die Dinge schwieriger, aber tiefgründiger geworden:
„Man verwendet 1988 vielleicht weniger leicht den Begriff der Revolution als 1968. Aber wenn heute dieser Ruf durch eine Demonstration geht, die das bürgerliche Wesen der Gewerkschaften entlarvt, wie das bei Demonstrationen in Rom oder von Arbeitslosen in Bilbao der Fall war, hat dies eine ganz andere und tiefer greifende Bedeutung als in den euphorischen Vollversammlungen von 1968, die noch voller falscher Illusionen steckten.
1968 hatte erneut das Ziel der Revolution auf die Tagesordnung gestellt. Während der letzten 20 Jahre sind die Bedingungen ihrer Verwirklichung weiter herangereift. Das Versinken des Kapitalismus in seiner eigenen Sackgasse, die immer unerträglichere Situation, die daraus für die Gesamtheit der ausgebeuteten Klassen entsteht, die Erfahrung der Arbeiterkämpfe, all dies führt zu einer Lage, von der Marx sagte, dass es ‚kein Zurück mehr gibt‘.“
Der Wendepunkt von 1989
In dieser Analyse gibt es vieles, woran wir auch heute noch festhalten können. Und doch können wir nicht umhin, uns von den Stellen im Artikel beeindrucken zu lassen, welche die Einschätzung über die dritte Welle von Kämpfen zusammenfasst:
„(...) schließlich die Mobilisierungen der Arbeiter im Ruhrgebiet im Dez. 87 und die Streikwellen in GB 1988. All dies beweist, dass diese 3. Welle von internationalen Arbeiterkämpfen, die nunmehr schon 4 Jahre dauert, bei weitem nicht beendet ist (...)“.
Tatsächlich sollte die dritte Welle, und zwar die gesamte Zeit der Kämpfe seit 1968, mit dem Zusammenbruch des Ostblocks 1989-91 und der damit verbundenen Flut von Kampagnen über den Tod des Kommunismus plötzlich zum Stillstand kommen. Diese historische Veränderung der Weltlage markierte den endgültigen Beginn einer neuen Phase des Niedergangs des Kapitalismus - der Phase des Zerfalls.
Die IKS hatte die Symptome des Zerfalls bereits früher in den 80er Jahren festgestellt, und eine Diskussion über ihre Auswirkungen auf den Klassenkampf wurde in der Organisation bereits geführt. Der Artikel über den Mai 68 in Internationale Revue 10 sowie der Leitartikel in der entsprechenden englischen/französischen/spanischen Ausgabe (Nr. 53) belegen jedoch, dass seine tiefere Bedeutung nicht verstanden wurde. Der Artikel über 68 hat einen Untertitel: „20 Jahre kapitalistischer Zerfall“, ohne den Begriff zu erklären, während der Leitartikel ihn nur auf seine Erscheinungsformen auf der Ebene imperialistischer Konflikte anwendet – das Phänomen, das damals als „Libanonisierung“ bezeichnet wurde, die Tendenz, dass ganze Nationalstaaten unter dem Gewicht zunehmend irrationaler imperialistischer Rivalitäten zerfallen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Ungenauigkeiten reale Divergenzen widerspiegelten, die sich auf dem 8. Kongress der IKS gegen Ende 1988 gezeigt hatten.
Die vorherrschende Stimmung auf diesem Kongress war ein übertriebener Optimismus und sogar eine Art Euphorie. Zum Teil spiegelte dies die verständliche Begeisterung auf dem Kongress wider, die die Integration zweier neuer Sektionen der IKS in Mexiko und Indien hervorrief. Aber die Euphorie äußerte sich vor allem in bestimmten Analysen des Klassenkampfes, die vorgelegt wurden: die Vorstellung, dass sich neue bürgerliche Mystifikationen innerhalb weniger Monate abnutzen; übertriebene Hoffnungen auf die Kämpfe, die damals in Russland stattfanden; die Idee einer dritten Welle, die ständig vorwärts rollen und anwachsen würde; und vor allem eine Weigerung zu akzeptieren, dass der Klassenkampf angesichts des zunehmenden sozialen Zerfalls „auf der Stelle trat“ oder stagnierte (was angesichts der Ernsthaftigkeit der damit verbundenen Herausforderungen nur eine Tendenz zum Rückzug oder Rückschritt bedeuten konnte). Dieser Standpunkt wurde von Marc Chirik und einer Minderheit von Genoss*innen auf dem Kongress vertreten. Er basierte auf einem klaren Bewusstsein, dass die Entwicklung des Zerfalls eine Art historisches Patt zwischen den Klassen ausdrückte. Die Bourgeoisie hatte der Arbeiterklasse keine entscheidende historische Niederlage bereitet und war nicht in der Lage, sie für einen neuen Weltkrieg zu mobilisieren; aber die Arbeiterklasse war trotz 20 Jahren des Kampfes, die die Tendenz zum Krieg gebremst und die in der Tat wichtige Entwicklungen im Klassenbewusstsein gebracht hatten, nicht in der Lage, die Perspektive hin zur Revolution zu entwickeln, ihre eigene politische Alternative zur Krise des Systems zu finden. Der Kapitalismus, der keinen Ausweg nach vorne hatte, sondern immer noch in einer sehr langwierigen Wirtschaftskrise steckte, begann auf der Stelle zu verrotten, und diese Verwesung beeinflusste die kapitalistische Gesellschaft auf allen Ebenen[6].
Diese Diagnose wurde durch den Zusammenbruch des Ostblocks eindrücklich bestätigt. Auf der einen Seite war dieses bedeutsame Ereignis ein Produkt des Zerfalls. Es verdeutlichte die tiefe Sackgasse der stalinistischen Bourgeoisie, die in einem wirtschaftlichen Sumpf steckenblieb und offensichtlich nicht in der Lage war, ihre Arbeiter für eine militärische Lösung des Bankrotts ihrer Wirtschaft zu mobilisieren (die Kämpfe in Polen 1980 hatten dies der stalinistischen herrschenden Klasse eindeutig gezeigt). Gleichzeitig offenbarte es die schweren politischen Schwächen dieses Teils der Weltarbeiterklasse. Das Proletariat des russischen Blocks hatte zwar seine Fähigkeit bewiesen, auf dem Terrain der wirtschaftlichen Verteidigung zu kämpfen, aber angesichts eines enormen historischen Ereignisses, das sich weitgehend auf politischer Ebene äußerte, war es völlig außerstande, seine eigene Alternative anzubieten, und als Klasse wurde es in dem demokratischen Aufschwung ertränkt, der fälschlicherweise als eine Reihe von „Volksrevolutionen“ beschrieben wurde.
Diese Ereignisse wiederum beschleunigten den Prozess des Zerfalls auf weltweiter Ebene dramatisch. Dies zeigte sich am deutlichsten auf der imperialistischen Ebene, wo der schnelle Zusammenbruch des alten Blocksystems zunehmend die Tendenz des „Jeder-für-sich“ in den diplomatischen und militärischen Rivalitäten dominierte. Aber das galt auch in Bezug auf das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen. Nach dem Debakel im Ostblock waren die Kampagnen der Weltbourgeoisie über den Tod des Kommunismus, über die Unmöglichkeit einer Alternative der Arbeiterklasse zum Kapitalismus weitere Schläge gegen die Fähigkeit der internationalen Arbeiterklasse – insbesondere in den zentralen Ländern des Systems –, eine politische Perspektive zu entwickeln.
Die IKS hatte die Ereignisse von 89-91 nicht vorhergesehen, aber wir konnten auf sie mit einer kohärenten Analyse reagieren, die auf früheren theoretischen Arbeiten fußte. Dies galt sowohl für das Verständnis der wirtschaftlichen Faktoren, die mit dem Untergang des Stalinismus zusammen hingen[7], als auch für die Vorhersage des wachsenden Chaos, das ohne Blöcke nun im Bereich der imperialistischen Konflikte ausbrach[8]. Und auf der Ebene des Klassenkampfes konnten wir sehen, dass das Proletariat nun vor einer besonders schwierigen Zeit stand:
„Die systematische Gleichsetzung des Kommunismus mit dem Stalinismus, die tausendmal wiederholte und auch noch heute verbreitete Lüge, derzufolge die proletarische Revolution nur scheitern kann, wird nach dem Zusammenbruch des Stalinismus noch eine ganze Zeitlang ihre Spuren in den Rängen der Arbeiterklasse hinterlassen. Wir müssen daher mit einem zeitweiligen Rückgang im Bewusstsein der Arbeiterklasse rechnen, dessen Manifestationen - besonders mit dem Comeback der Gewerkschaften - sich schon jetzt bemerkbar machen. Obgleich der Kapitalismus pausenlos und immer brutaler das Proletariat angreift und es damit zum Kampf zwingen wird, darf man in naher Zukunft nicht mit einer größeren Fähigkeit der Klasse rechnen, ihr Bewusstsein voranzutreiben. Insbesondere die reformistische Ideologie wird sehr stark auf den Kämpfen in der kommenden Periode lasten, wodurch die Aktionen der Gewerkschaften begünstigt werden.
In Anbetracht der historischen Bedeutung der Faktoren, die es determinieren, wird der gegenwärtige Rückzug des Proletariats – ungeachtet der Tatsache, dass er den historischen Kurs, die allgemeine Perspektive der Klassenkonfrontationen, nicht infragestellt – tiefer sein als der Rückzug, der 1981 mit der Niederlage in Polen einhergegangen war. Trotz allem kann man heute noch nicht seinen reellen Umfang und seine Dauer voraussehen. Insbesondere wird das Tempo des Zusammenbruchs des westlichen Kapitalismus - das gegenwärtig eine Beschleunigung mit der Perspektive einer neuen offenen Rezession erfährt - ein entscheidender Faktor in dem Moment sein, wenn das Proletariat seinen Marsch zu einem revolutionären Bewusstsein wiederaufnimmt.“[9]
Diese Passage ist sehr deutlich hinsichtlich der zutiefst negativen Auswirkungen des Zusammenbruchs des Stalinismus, enthält aber immer noch eine gewisse Unterschätzung der Tiefe des Rückzugs. Die Einschätzung, dass dies „vorübergehend“ sein würde, schwächt bereits die darauf folgende Aussage, dass der Rückzug „viel tiefer sein wird als derjenige, der 1981 mit der Niederlage in Polen einhergegangen war“, und dieses Problem sollte sich in unseren Analysen in den folgenden Jahren manifestieren, insbesondere in der Vorstellung, dass bestimmte Kämpfe in den 90er Jahren – 1992 und erneut 1998 – das Ende des Rückzugs einläuten würden. In Wirklichkeit können wir im Rückblick auf die letzten drei Jahrzehnte sagen, dass der Rückzug des Klassenbewusstseins nicht nur fortgesetzt, sondern auch vertieft wurde, was zu einer Art Amnesie über die Errungenschaften und Fortschritte der Jahre 1968-89 führte.
Was sind die Hauptindikatoren dieser negativen Dynamik?
- Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise im Westen waren nicht so einfach, wie es die oben genannte Passage andeutet. Die wiederholten Rezessionen der Wirtschaft haben die Prahlerei der herrschenden Klasse Anfang der 90er Jahre sicherlich geschwächt, wonach wir mit dem Ende des Ostblocks nun in eine Zeit des ungetrübten Wohlstands eintreten würden. Aber die Bourgeoisie war in der Lage, neue Formen des Staatskapitalismus und der ökonomischen Manipulation (typisiert im Konzept des „Neoliberalismus“) zu entwickeln, die zumindest eine Illusion von Wachstum aufrecht erhalten haben, während insbesondere die reale Entwicklung der chinesischen Wirtschaft viele davon überzeugt hat, dass der Kapitalismus unendlich anpassungsfähig sei und immer neue Wege finden könne, sich von seiner Krise zu befreien. Und als die zugrunde liegenden Widersprüche an die Oberfläche zurückkehrten, wie sie es mit dem großen Finanzcrash von 2008 taten, mögen sie bestimmte proletarische Reaktionen stimuliert haben (z.B. im Zeitraum 2010-2013); aber gleichzeitig erschwerte die Form dieser Krise, eine „Kreditklemme“, die einen massiven Verlust an Ersparnissen für Millionen von Arbeiter*innen mit sich brachte, die Reaktion darauf auf einem proletarischen Klassenterrain, da die Auswirkungen auf den einzelnen Haushalt mehr auf den Einzelnen als auf eine zugehörige Klasse zu fallen schienen[10].
- Der Zerfall untergräbt dieses Selbstbewusstsein des Proletariats als eigenständige soziale Kraft auf verschiedene Weise, wobei jede die Atomisierung und den Individualismus der bürgerlichen Gesellschaft verschärfen. Dies zeigt sich zum Beispiel in der Tendenz zur Bildung von Banden in den städtischen Zentren, die sowohl das Fehlen jeglicher wirtschaftlicher Perspektiven für einen beträchtlichen Teil der proletarischen Jugend als auch die verzweifelte Suche nach einer Ersatzgemeinschaft zum Ausdruck bringt, die am Ende mörderische Spaltungen zwischen jungen Menschen hervorruft, die auf Rivalitäten zwischen verschiedenen Vierteln und Siedlungen, auf dem Konkurrenzkampf um die Kontrolle der lokalen Drogenwirtschaft oder auf rassischen und religiösen Unterschieden beruhen. Aber auch die Wirtschaftspolitik der herrschenden Klasse hat bewusst jedes Gefühl von Klassenidentität angegriffen – sowohl durch die Auflösung alter industrieller Zentren des Widerstandes der Arbeiterklasse als auch durch die Einführung noch weiter atomisierter Arbeitsformen, wie in der so genannten „Gig Economy“, wo Arbeiter regelmäßig wie selbständige „Unternehmer“ behandelt werden.
- Die wachsende Zahl blutiger und chaotischer Kriege, die diese Periode charakterisieren, widerlegt zwar erneut die Behauptung, dass das Ende des Stalinismus der Menschheit eine „Friedensdividende“ bescheren würde, bildet aber nicht die Grundlage für eine allgemeine Entwicklung des Klassenbewusstseins, wie sie es beispielsweise während des Ersten Weltkriegs tat, als das Proletariat der zentralen Länder direkt für das Gemetzel mobilisiert wurde. Die Bourgeoisie hat die Lehren aus den sozialen Konflikten der Vergangenheit gezogen, die durch den Krieg (einschließlich des Widerstands gegen den Vietnamkrieg) ausgelöst wurden, und hat in den Schlüsselländern des Westens ihr Bestes getan, um die Mobilisierung von Wehrpflichtigen zu vermeiden und ihre Kriege in den Peripherien des Systems unter Quarantäne zu stellen. Dies hat diese militärischen Konfrontationen nicht daran gehindert, sehr reale Auswirkungen auf die zentralen Länder zu haben, aber dies hat vor allem Formen angenommen, die dazu neigen, den Nationalismus und das Vertrauen auf den „Schutz“ des Staates zu verstärken: die enorme Zunahme der Zahl der Flüchtlinge, die aus den Kriegsgebieten fliehen, und die Aktion von Terrorgruppen, die darauf abzielen, die Bevölkerung der am weitesten entwickelten Länder zu treffen[11].
- Auf der politischen Ebene haben wir gesehen, dass in Ermangelung einer klaren proletarischen Perspektive verschiedene Teile der Arbeiterklasse von den falschen Kritiken des Systems beeinflusst wurden, dem Populismus auf der einen Seite und dem Dschihadismus auf der anderen Seite. Und der wachsende Einfluss der „Identitätspolitik“ auf die gebildeten Schichten der Arbeiterklasse ist ein weiterer Ausdruck dieser Dynamik: Der Mangel an Klassenidentität wird durch den Übergang zur Fragmentierung in rassische, geschlechtliche und andere Identitäten verschärft, wodurch Ausgrenzung und Spaltung verstärkt werden, während nur das Proletariat, das für seine eigenen Interessen kämpft, wirklich integrativ sein kann.
Wir müssen uns der Realität all dieser Schwierigkeiten stellen und ihre politischen Konsequenzen für den Kampf um die Veränderung der Gesellschaft ziehen. Aber unserer Ansicht nach kann das Proletariat zwar die harte Schule der Niederlage nicht vermeiden, aber wachsende Schwierigkeiten und selbst Teilniederlagen summieren sich noch nicht zu einer historischen Niederlage für die Klasse und zur Auslöschung der Möglichkeit des Kommunismus.
In den letzten etwa zehn Jahren gab es eine Reihe wichtiger Bewegungen, die diese Schlussfolgerung unterstützen. Im Jahr 2006 erlebten wir die massive Mobilisierung von gebildeten Jugendlichen in Frankreich gegen den CPE[12]. Die Medien der herrschenden Klasse beschreiben oft Kämpfe in Frankreich, auch wenn diese von den Gewerkschaften streng kontrolliert werden, wie im jüngsten Fall[13], als das Schreckgespenst eines „neuen Mai 68“, um möglichst wirkungsvoll die wahren Lehren des Mai 68 zu verzerren. Aber die Bewegung von 2006 hat in gewisser Weise den wahren Geist von 68 wiederbelebt: zunächst, weil ihre Protagonisten die damals erschienenen Kampfformen wiederentdeckten, vor allem die Vollversammlungen, auf denen echte Diskussionen stattfinden konnten und auf denen die jungen Teilnehmer begierig darauf waren, das Zeugnis älterer Genoss*innen zu hören, die an den Ereignissen von 68 teilgenommen hatten. Aber gleichzeitig enthielt diese Studentenbewegung, die die Gewerkschaften überflügelt hatte, das reale Risiko, die beschäftigten Arbeiter*innen auf eine ähnlich „unkontrollierte“ Weise einzubeziehen, genau wie im Mai 1968, und deshalb zog die Regierung das CPE-Gesetz zurück, das den Aufstand überhaupt erst ausgelöst hatte.
Ebenfalls im Mai 2006 stritten 23.000 Metallarbeiter in Vigo, in der spanischen Provinz Galzien, gegen neue Arbeitsvorschriften in diesem Sektor, und anstatt in den Fabriken eingesperrt zu bleiben, suchten sie die Solidarität der Arbeiter*innen anderer Unternehmen, insbesondere der Werften und Citroën-Werke, organisierten Demonstrationen in der Stadt, um die gesamte Bevölkerung zu sammeln, und hielten vor allem täglich öffentliche Vollversammlungen ab, die völlig offen für andere Arbeiter*innen, Angestellte, Arbeitslose und Rentner*innen waren. Diese proletarischen Versammlungen waren die Lunge eines exemplarischen Kampfes für eine Woche, bis die Bewegung zwischen gewalttätiger Unterdrückung auf der einen Seite und den Verhandlungsmanövern der Gewerkschaften und Bosse gefangen war.
Im Jahr 2011 erlebten wir die Welle der sozialen Revolten im Nahen Osten und in Griechenland, die in den Bewegungen der Indignados in Spanien und von „Occupy“ in den USA gipfelte. Das proletarische Element in diesen Bewegungen war von Land zu Land unterschiedlich, aber am stärksten in Spanien, wo wir die breite Akzeptanz der Versammlungsform sahen; ein starker internationalistischer Impuls, der Solidaritätsbekundungen von Teilnehmer*innen aus der ganzen Welt begrüßte und wo das Motto „Weltrevolution“ vielleicht zum ersten Mal seit der Revolutionswelle von 1917 ernst genommen wurde; eine Anerkennung, dass „das System überwunden werden muss“ und ein starker Wille, die Möglichkeit einer neuen Form der gesellschaftlichen Organisation zu diskutieren. In den vielen angeregten Diskussionen, die in den Versammlungen und Kommissionen über Fragen der Moral, der Wissenschaft und der Kultur stattgefunden haben, in der allgegenwärtigen Infragestellung des Dogmas, dass die kapitalistischen Beziehungen ewig sind – hat wieder der wahre Geist des Mai 68 Gestalt angenommen.
Natürlich hatten die meisten dieser Bewegungen viele Schwächen, die wir anderswo analysiert haben[14], nicht zuletzt eine Tendenz, dass sich die daran Teilnehmenden eher als „Bürger*innen“ denn als Proletarier*innen sahen und damit anfällig waren für die demokratische Ideologie, welche Schwäche es bürgerlichen Parteien wie Syriza in Griechenland und Podemos in Spanien ermöglichte, sich als die wahren Erben dieser Aufstände zu präsentieren. Und in gewisser Weise, wie bei jeder proletarischen Niederlage, je höher du kletterst, desto tiefer fällst du: Der Rückfluss dieser Bewegungen vertiefte den allgemeinen Rückzug im Klassenbewusstsein weiter. In Ägypten, wo die Bewegung auf den großen Plätzen die Bewegungen in Spanien und Griechenland inspirierte, bereiteten Illusionen über die Demokratie den Weg zur Wiederherstellung der gleichen Art autoritärer Herrschaft, welche der erste Auslöser für den „arabischen Frühling“ gewesen war; in Israel, wo Massendemonstrationen einst den internationalistischen Slogan „Netanyahu, Mubarak, Assad – alle der gleiche Feind“ erhoben, gewann die brutale militaristische Politik der Netanyahu-Regierung die Oberhand. Und vor allem: In Spanien verrannten sich viele der jungen Menschen, die an der Indignados-Bewegung teilgenommen hatten, in die totalen Sackgassen des katalanischen oder spanischen Nationalismus.
Das Auftreten dieser neuen proletarischen Generation in den Bewegungen der Jahre 2006 und 2011 hat bei einer Minderheit auch zu einer neuen Suche nach kommunistischer Politik geführt, aber die Hoffnung, dass dies zu einem ganz neuen Zustrom revolutionärer Kräfte führen würde, hat sich zumindest bis heute nicht verwirklicht. Die kommunistische Linke bleibt weitgehend isoliert und uneinig; unter den Anarchisten, wo man eine Zeit lang einige interessante neue Entwicklungen beobachten konnte, wird die Suche nach Klassenpositionen durch den Einfluss von Identitätspolitik und sogar Nationalismus untergraben. In einem dritten Artikel dieser Serie werden wir uns näher mit der Entwicklung des proletarischen politischen Lagers und seiner Umfelds seit 1968 befassen.
Aber wenn der Mai 1968 uns etwas lehrt, dann dies, dass die Arbeiterklasse nach den schlimmsten Niederlagen sich wieder aufrichten, aus den tiefsten Rückzügen auf die Bühne zurückkehren kann. Die Momente der proletarischen Revolte, die trotz der zunehmenden Bedrohung durch den kapitalistischen Zerfall stattgefunden haben, zeigen die Möglichkeit, dass neue Bewegungen entstehen können, die durch die Wiedererlangung der Perspektive der Revolution die vielfältigen Gefahren, die der Zerfall für die Zukunft der Spezies darstellt, verhindern können.
Diese Gefahren – die Ausbreitung des militärischen Chaos, der ökologischen Katastrophe, des Hungers und der Krankheiten in einem beispiellosen Ausmaß – beweisen, dass die Revolution mehr denn je eine Notwendigkeit für die Menschheit ist. Die Dekadenz und der Zerfall des Kapitalismus verstärken sicherlich die Gefahr, dass die objektive Grundlage einer neuen Gesellschaft endgültig zerstört wird, wenn der Zerfall über einen bestimmten Punkt hinaus fortschreitet. Aber auch in seiner letzten Phase produziert der Kapitalismus noch die Kräfte, mit denen er gestürzt werden kann – in den Worten des Kommunistischen Manifests von 1848: „Die Bourgeoisie produziert vor allem ihre eigenen Totengräber“. Der Kapitalismus, seine Produktions- und Kommunikationsmittel sind globaler denn je – aber auch das Proletariat ist internationaler und in der Lage, weltweit mit sich selbst zu kommunizieren. Der Kapitalismus ist technologisch immer weiter fortgeschritten – aber dabei muss er das Proletariat in der Nutzung der Wissenschaft und Technologie unterrichten, die es in einer zukünftigen Gesellschaft für menschliche Bedürfnisse und nicht für Profit in seine Hand nehmen kann. Diese besser gebildete, international orientierte Schicht der Klasse tauchte in den jüngsten sozialen Bewegungen, vor allem in den zentralen Ländern des Systems, immer wieder auf und wird sicherlich eine Schlüsselrolle bei jedem zukünftigen Wiederaufleben des Klassenkampfes spielen, ebenso wie die neuen proletarischen Armeen, die von dem schwindelerregenden, aber kranken Wachstum des Kapitalismus in Asien und anderen zuvor „unterentwickelten“ Regionen geschaffen wurden. Wir haben den Geist des Mai 68 nicht das letzte Mal gesehen.
Amos, Juni 2018
[1] Vgl. beispielsweise World Revolution Nr. 315, IKS-Veranstaltung zu «1968 and all that»: die 1968 eröffnete Perspektive ist nicht verschwunden, https://en.internationalism.org/wr/315/may68-meetings
[2] 50 Jahre seit Mai 1968 – Das Versinken in der ökonomischen Krise, in Internationale Revue Nr. 55
[3] Internationale Revue Nr. 10, 1988. Der Artikel ist gezeichnet von RV, einem der „Venezolaner“, die 1968 geholfen hatten, RI aufzubauen.
[4] Vgl. insbesondere den Artikel Die Konfusionen von politischen Gruppen über die gegenwärtige Zeit: Unterschätzung des Klassenkampfes in International Review (englische/französische/spanische Ausgaben) Nr. 54, drittes Quartal 1988.
[5] Vgl. dazu unseren Artikel Die 1950er und 60er: Damen, Bordiga und die Leidenschaft für den Kommunismus in International Review (englische/französische/spanische Ausgaben) Nr. 158; der Artikel erscheint in Kürze auch auf Deutsch.
[6] Für eine genauere Bilanz der Kämpfe der letzten paar Jahrzehnte und die Tendenzen in unseren Analysen, das unmittelbare Potenzial des Klassenkampfes zu überschätzen, verweisen wir auf den Bericht über den Klassenkampf vom 21. Kongress der IKS, Internationale Revue Nr. 53, Frühling 2016.
[7] Vgl. Thesen zur ökonomischen und politischen Krise in der UdSSR und den osteuropäischen Ländern vom Oktober 1989, Internationale Revue Nr. 12
[8] Vgl. insbesondere Orientierungstext: Militarismus und Zerfalls, Internationale Revue Nr. 13, 1991.
[9] Thesen zur ökonomischen und politischen Krise in der UdSSR und den osteuropäischen Ländern
[10] Vgl. dazu Punkt 15 in 22. Kongress der IKS: Resolution zum internationalen Klassenkampf, Internationale Revue Nr. 55.
[11] Vgl. dazu die Punkte 16 und 17 der oben erwähnten Resolution.
[12] CPE = contrat première embauche (Erstanstellungsvertrag), eine Gesetzesvorlage mit der Absicht, die Arbeitsbedingungen der Jungen weiter zu verschlechtern, vgl. dazu unsere Analyse in den Thesen über die Studentenbewegung in Frankreich im Frühling 2006, /content/876/thesen-ueber-die-studentenbewegung-frankreich-im-fruehling-2006
[13] „Nadelstichtaktik“ der Gewerkschaften – ein Manöver, das die Beschäftigten spalten soll (Flugblatt der IKS – in Frankreich verteilt), /content/2750/flugblaetter-der-iks-zur-sozialen-lage-frankreich-und-spanien
[14] Vgl. beispielsweise Die Bewegung der Empörten in Spanien, Griechenland und Israel: von der Empörung zur Vorbereitung der Klassenkämpfe, Nov. 2011, https://de.internationalism.org/bilanzspangriechisrael