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Einleitung der IKS
Wir veröffentlichen eine Erklärung zum Krieg in der Ukraine von der KRAS, einer anarchosyndikalistischen Gruppe, die mit der Internationalen Arbeiterassoziation verbunden ist. Wir wissen, dass in Russland jeglicher Protest gegen den Krieg mit grausamer Unterdrückung durch den russischen Staat beantwortet wird, daher begrüßen wir den Mut und die Überzeugung der KRAS-Genoss:innen bei der Veröffentlichung dieser Erklärung, die eindeutig internationalistisch ist, beide Lager als imperialistisch anprangert und zum Kampf der Arbeiterklasse gegen den Krieg aufruft.
Unsere Solidarität mit den KRAS-Genoss:innen bedeutet nicht, dass wir mit allen Inhalten der Erklärung übereinstimmen, wie z.B. der Forderung nach "sofortiger Einstellung der Feindseligkeiten", die ein Zugeständnis an die Idee zu sein scheint, dass die beiden bürgerlichen Lager Frieden schließen können. Selbst wenn Russland sich von der Invasion und der Bombardierung der Ukraine zurückzieht, haben wir keinen Zweifel daran, dass die Feindseligkeiten auf einem niedrigeren Niveau weitergehen werden, wie sie es in den letzten 8 Jahren getan haben. In dieser Hinsicht ist die Erklärung der serbischen Mitgliedsorganisation der IAA, der Anarcho-Syndikalistischen Initiative, klarer, wenn es darum geht, die pazifistischen Illusionen anzuprangern, die von Teilen der Bourgeoisie verbreitet werden: "Angesichts der Schrecken des Krieges ist es sehr leicht, einen Fehler zu machen und ohnmächtig nach Frieden zu rufen. Der kapitalistische Frieden ist jedoch kein Frieden. Ein solcher "Frieden" ist in Wirklichkeit ein anders bezeichneter Krieg gegen die Arbeiterklasse. In dieser Situation bedeutet eine konsequente antimilitaristische Position, direkte Anstrengungen zu unternehmen, um den kapitalistischen Krieg zu beenden, aber gleichzeitig die Kontrolle über die Situation im Land zu übernehmen und das sozioökonomische System radikal zu verändern – das heißt, ein organisierter Klassenkampf ist notwendig"[1].
Wir sollten auch darauf hinweisen, dass diese beiden Gruppen Teil eines internationalen anarchistischen Netzwerks sind, das in seiner Reaktion gegen den Krieg keineswegs homogen ist. Wenn man zum Beispiel die Webseite der britischen Sektion, der Solidarity Federation, aufruft, findet man heute, wo wir dies schreiben, überhaupt nichts über den Krieg, sondern nur Berichte über lokale Auseinandersetzungen und Solfed-Aktivitäten. Die Erklärung der französischen Sektion der CNT zum Krieg wendet sich gegen die Unmenschlichkeit des Krieges, erwähnt aber mit keinem Wort die Notwendigkeit einer Antwort auf dem Terrain der Arbeiterklasse.[2]
Im Gegensatz dazu hat die KRAS stets eine proletarische und internationalistische Position gegen die üblen Taten "ihrer eigenen" herrschenden Klasse verteidigt, und wir haben in der Vergangenheit eine Reihe ihrer Erklärungen veröffentlicht.[3]
IKS 20. März 2022
KRAS-IAA gegen den Krieg
KEIN KRIEG! ERKLÄRUNG DER IAA-SEKTION IN DER REGION RUSSLAND
Der Krieg hat begonnen.
Das, wovor die Menschen Angst hatten, wovor sie gewarnt haben, woran sie nicht glauben wollten, aber was unvermeidlich war - ist eingetreten. Die herrschenden Eliten Russlands und der Ukraine, angestiftet und provoziert vom Weltkapital, gierig nach Macht und aufgebläht mit den Milliarden, die dem arbeitenden Volk gestohlen wurden, haben sich zu einem tödlichen Kampf zusammengefunden. Ihr Durst nach Profit und Herrschaft wird nun von gewöhnlichen Menschen - genau wie uns - mit Blut bezahlt.
Der erste Schuss wurde von dem stärkeren, räuberischeren und arroganteren der Banditen abgefeuert - dem Kreml. Aber wie immer bei imperialistischen Konflikten steckt hinter der unmittelbaren Ursache ein ganzes Geflecht von widerlich stinkenden Gründen: Das ist der internationale Kampf um die Gasmärkte und der Wunsch der Behörden aller Länder, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung von der Tyrannei der "sanitären" Diktaturen abzulenken, und der Kampf der herrschenden Klassen der Länder der ehemaligen Sowjetunion um die Aufteilung und Neuverteilung des "postsowjetischen Raums" sowie die großräumigen und globalen Widersprüche und der Kampf um die Weltherrschaft zwischen der NATO, angeführt von den USA, und China, das den alten Hegemon herausfordert und seinen "kleinen Bruder" im Kreml an seinen Wagen bindet. Heute führen diese Widersprüche zu lokalen Kriegen. Morgen drohen sie in einen dritten imperialistischen Weltkrieg umzuschlagen.
Welche "humanistische", nationalistische, militaristische, historische oder sonstige Rhetorik den aktuellen Konflikt auch immer rechtfertigen mag, dahinter stehen nur die Interessen derjenigen, die politische, wirtschaftliche und militärische Macht haben. Für uns, die Werktätigen, Rentner und Studenten, bringt er nur Leid, Blut und Tod. Die Bombardierung friedlicher Städte, die Beschießung, das Töten von Menschen sind durch nichts zu rechtfertigen.
Wir fordern die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und den Rückzug aller Truppen auf die Grenzen und Linien, die vor Beginn des Krieges bestanden.
Wir fordern die in den Kampf entsandten Soldaten auf, nicht aufeinander zu schießen und erst recht nicht das Feuer auf die Zivilbevölkerung zu eröffnen.
Wir fordern sie auf, sich massenhaft zu weigern, die verbrecherischen Befehle ihrer Kommandeure auszuführen.
STOPPT DIESEN KRIEG!
BAJONETT AUF DEN BODEN!
Wir rufen die Menschen im Hinterland auf beiden Seiten der Front, die Werktätigen Russlands und der Ukraine, dazu auf, diesen Krieg nicht zu unterstützen, ihm nicht zu helfen - im Gegenteil, ihm mit aller Kraft zu widerstehen!
Zieht nicht in den Krieg!
Nicht einen einzigen Rubel, nicht eine einzige Griwna aus unseren Taschen für den Krieg!
Streikt gegen diesen Krieg, wenn ihr könnt!
Eines Tages - wenn ihr genug Kraft habt - werden die arbeitenden Menschen in Russland und der Ukraine die volle Verantwortung von allen anmaßenden Politikern und Oligarchen fordern, die uns gegeneinander aufhetzen.
Wir erinnern uns: KEIN KRIEG ZWISCHEN DEN ARBEITENDEN MENSCHEN IN RUSSLAND UND DER UKRAINE!
KEIN FRIEDEN ZWISCHEN DEN KLASSEN!
FRIEDE DEN HÜTTEN - KRIEG DEN PALÄSTEN!
Sektion der Internationalen Arbeiterassoziation in der Region Russland
26.2.22
[1] Verwandeln wir die kapitalistischen Kriege in eine Arbeiterrevolution!, Internationale Arbeiterinnen-Vereinigung (iwa-ait.org)
[2] Frieden in den Hütten, Krieg in den Palästen!, iwa-ait.org
[3] Russland: Eine internationalistische Stimme gegen den Tschetschenienkrieg, World Revolution Nr. 263, April 2003; Stellungnahme der KRAS (Russland) zum Krieg in Georgien, IKSonline August 2008; Krieg in Libyen: Eine internationalistische Position der KRAS, ICConline Juli 2011 (engl.); Internationalistische Erklärung aus Russland, World Revolution Nr. 365, März/April 2014 (zu den Spannungen zwischen Russland und der Ukraine im Jahr 2014)