Eine weitere gefälschte Internationale - Trotz ihres neuen Mantels bleibt die trotzkistische IMT ein Feind der Arbeiterklasse

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"Die Kommunisten sind da! Vorwärts zur britischen Revolution! Die Notwendigkeit, zu Lenin zurückzukehren; Kommunismus ist die einzige Lösung; Der Aufbau einer neuen Internationale!" Dies sind einige der Slogans der Internationalen Marxistischen Tendenz (IMT) in der Kampagne für das, was sie "eine Wiedergeburt, eine Renaissance!" ihrer Organisation nennt, "indem sie die Menschen auf einer direkt kommunistischen Basis anspricht".

Dem Beispiel der Sektion der IMT in Großbritannien folgend, haben mehrere nationale Sektionen den Namen ihrer Organisation und ihrer Zeitung geändert: Verweise auf "Sozialismus" werden durch "Kommunismus" ersetzt! Auf einer internationalen Konferenz, die vom 10. bis 15. Juni stattfand, wurde die Internationale Marxistische Tendenz in Revolutionäre Kommunistische Internationale (RKI) umbenannt.[1]

Der unmittelbare Grund für diese scheinbar radikale Veränderung war der Ausschluss der Gruppe Socialist Appeal aus der britischen Labour Party im November 2022, gefolgt vom Ausschluss der PCB-RR[2] aus der brasilianischen Kommunistischen Partei im Juli-August 2023.

Für die IMT ist dies ein glorreicher Abschied von der historischen "Entrismus"-Strategie des Trotzkismus – das Ende der Politik, die Trotzki in den 1930er Jahren befürwortete, als er vorschlug, dass die sich politisch auf seine Positionen beziehenden Gruppen selbst auflösen und den sozialistischen Parteien als Fraktion beitreten sollten, um in ihnen Einfluss zu gewinnen. Heute rühmt sich die IMT, die wahrscheinlich eine der letzten Organisationen ist, die bis heute eine Entrismus-Politik verfolgt hat, mit der Ankündigung "eines sauberen Bruchs mit der so genannten 'Linken'. Wir wollen viel mehr, in Worten und in der Praxis".[3]

Mit der jetzigen umfangreichen Kampagne will sich die IMT als echte politische Organisation der Arbeiterklasse ins Rampenlicht stellen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die IMT ist keine Organisation der Arbeiterklasse, sie wird es nie sein, und das Gleiche gilt für alle ihre Vorgänger seit dem Zweiten Weltkrieg: die WIL, die RCP, die RSL, die Militant Tendency, die CWI und das CMI.[4]

Der Verrat am proletarischen Internationalismus

Ted Grant, der Gründungsvater der IMT, begann seine politische Laufbahn in den 1930er Jahren. Er wurde Mitglied der britischen Workers' International League, der WIL, "dem direkten Vorfahren in gerade Linie der heutigen IMT".[5] Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als die Gruppen, die mit der von Trotzki inspirierten Opposition verbunden waren, noch Teil der Arbeiterklasse waren, auch wenn sie bereits zunehmend enorme politische Verwirrungen verkörperten. Ende der 1930er Jahre beschlossen sie Schritt für Schritt, den demokratischen Bourgeoisien im imperialistischen Krieg gegen die faschistischen Regime in Europa ihre "kritische" Unterstützung zu geben und verrieten das Prinzip des proletarischen Internationalismus, das für proletarische Organisationen von zentraler Bedeutung ist.

Dasselbe geschah auch mit der WIL. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht war die WIL damit einverstanden, Trotzkis "berühmtes 'Proletarisches Militärisches Programm' anzunehmen, das im Grunde eine Anwendung des Übergangsprogramms auf eine Periode des allgemeinen Krieges und Militarismus war. (...) Sie konzentrierte sich auf die Forderung nach einer obligatorischen militärischen Ausbildung der Arbeiterklasse in speziellen vom Staat getragenen Schulen, unter der Obhut von offiziell gewählten Offizieren, jedoch unter der Kontrolle der Arbeiterinstitutionen, womit insbesondere die Gewerkschaften gemeint waren. Es liegt auf der Hand, dass kein kapitalistischer Staat solche Forderungen der Arbeiterklasse bewilligen konnte, wenn dies die Existenz des Staates in Frage gestellt hätte".[6]

Diese Politik war im Wesentlichen eine Art Neuauflage der von Trotzki Anfang der 1920er Jahre im revolutionären Russland vertretenen Position: die Kontrolle der Arbeiterklasse durch die Militarisierung der Arbeit unter der Leitung der Gewerkschaften. Aber die Politik der Rekrutierung für die kapitalistische Kriegsmaschinerie auf "proletarischer" Basis im imperialistischen Krieg gegen den "Hitlerismus" war nur ein Vorwand, um eine maximale Anzahl von Arbeitern zu mobilisieren, die schließlich in die Struktur der regulären bürgerlichen Armee eingezogen wurden. Diese Politik implizierte auch, dass die Arbeiterklasse nicht nur die westlichen Demokratien, einschließlich der USA, die von der IMT als "die reaktionärste Kraft auf dem Planeten" bezeichnet werden, sondern auch die stalinistische Sowjetunion verteidigen sollte. Der Titel eines Artikels von Ted Grant im April 1943: Aid Red Army with Lenin's Weapon (Helft der Roten Armee mit Lenins Waffe), nahm kein Blatt vor den Mund, was die Position der WIL in diesem imperialistischen Krieg betraf.

Wie die WIL positionierte sich der Trotzkismus mit dieser Politik eindeutig als linksradikale Fraktion der herrschenden Klasse. Und seit diesen Jahren haben Ted Grant und seine Mitstreiter konsequent das eine oder andere imperialistische Lager bei den Schlächtereien unterstützt, die stattfanden, sei es in Korea, Vietnam, Afghanistan, Angola, Irak usw.

Auch 2014 im Krieg im Donbass ergriff die IMT Partei für eines der kriegführenden Lager. Sie unterstützte die "Volksrepubliken" gegen die ukrainische Regierung und behauptete: "Die Anti-Maidan-Bewegung – die Quelle der Unterstützung der Rebellen durch die Bevölkerung – hatte einen deutlich stärkeren Charakter der Arbeiterklasse" und "der Aufstand im Donbass stützte sich weitgehend auf die arbeitende Bevölkerung der Region".[7] In Wirklichkeit waren sie jedoch nur Stellvertreter des russischen Imperialismus und völlig abhängig von der militärischen Macht der russischen Armee.

In Bezug auf den Krieg, der im Februar 2022 begann, ist die Position der IMT nicht so deutlich wie beim Krieg im Donbass. Aber trotz all ihrer angeblich internationalistischen Erklärungen wie: "wir können in diesem Krieg keine Seite unterstützen, weil es sich um einen reaktionären Krieg auf beiden Seiten handelt", und sogar: "ein Konflikt zwischen zwei Gruppen von Imperialisten", ist ihre Präferenz immer noch überwiegend auf Russland gerichtet. Dies geht aus einem Artikel über den Krieg in der Ukraine hervor, in dem es heißt, dass die Kommunisten kämpfen müssen gegen:

- "NATO und gegen den amerikanischen Imperialismus – die konterrevolutionärste Kraft auf dem Planeten";

- "die Amerikaner und die NATO (...) die aggressivsten und reaktionärsten imperialistischen Kräfte";

- "das verabscheuungswürdige Verhalten der Kiewer Regierung, ihre Kollaboration mit reaktionären Faschisten".[8]

Im Falle des gegenwärtigen Krieges im Nahen Osten verteidigen sie die palästinensische Bourgeoisie, obwohl sie schreiben, dass "wir die Hamas nie unterstützt haben. Wir teilen weder ihre Ideologie noch billigen wir die Methoden, die sie anwendet. Aber unsere Differenzen mit der Hamas sind zwar grundlegend, aber nicht annähernd so grundlegend wie die Unterschiede, die uns vom US-Imperialismus (...) und seinen Komplizen, der israelischen herrschenden Klasse, trennen".[9]

All diese Beispiele, die älteren und die neueren, zeigen, dass der angebliche Internationalismus der IMT ein reiner Betrug ist, und ihre Slogans, die vorgeben, ihre Unterstützung für den revolutionären Kampf der Arbeiterklasse auszudrücken, sind bare Lüge! Die IMT ist, wie alle anderen trotzkistischen Organisationen, ein Instrument der Konterrevolution, das dazu bestimmt ist, jeden Kampf der Arbeiterklasse für den Sturz des Kapitalismus zu sabotieren.

Die Verteidigung des "geringeren Übels"

Unsere Vorgänger der Gauche Communiste de France (GCF) haben bereits in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg darauf hingewiesen, als sie schrieben: "Die ganze Geschichte des Trotzkismus dreht sich um die 'Verteidigung' von etwas im Namen des 'kleineren Übels', wobei dieses alles andere als die Interessen des Proletariats ist." Und: "Ausgehend von der ewigen Wahl des 'kleineren Übels' haben sich die Trotzkisten am imperialistischen Krieg beteiligt"[10]. Die Gauche Communiste de France führte weiter aus, dass trotzkistische Erklärungen zum Krieg in der Regel "mit einer allgemeinen Erklärung gegen den Krieg beginnen. Aber sobald sie die Litanei über den 'revolutionären Defätismus' zitiert haben, kommen sie zu den konkreten Fragen und beginnen, Unterscheidungen zu treffen, beginnen mit dem Wenn und Aber, was in der Praxis dazu führt, dass sie sich bestehenden Kriegsfronten anschließen und die Arbeiter auffordern, sich am imperialistischen Gemetzel zu beteiligen".[11] Dies zeigt, dass für den Trotzkismus die politische Praxis entscheidender ist als seine politischen Positionen und dass seine Praxis unerbittlich auf die Mobilisierung für den imperialistischen Krieg ausgerichtet ist

Eine gefälschte Wiedergeburt

Der Trotzkismus ist im Grunde genommen der Stalinismus ohne die Staatsbürokratie und den Archipel Gulag. Im Übrigen gibt es keinen grundlegenden politischen Unterschied zu den stalinistischen Parteien. Aber er tarnt seinen bürgerlichen Charakter hinter der Figur Trotzkis, der bis zu seiner Ermordung ein Revolutionär war. Es versteht sich von selbst, dass der Trotzkismus fest in den kapitalistischen Verhältnissen verankert ist und dass seine gesamte Dynamik von den Bedürfnissen des Kapitals bestimmt wird.

Seit dem Verrat des Trotzkismus während des Zweiten Weltkriegs haben wir viele "Wiedergeburten" innerhalb dieser Strömung erlebt, aber abgesehen von den Versuchen einiger Aktivisten wie Munis, Stinas usw., mit dem Trotzkismus zu brechen, haben sie nie zu Organisationen geführt, die sich dem Lager der Arbeiterklasse angeschlossen hätten. Und auch die jüngste Änderung der Politik der IMT wird keine grundsätzliche Wende herbeiführen. Der Grund dafür ist die Unmöglichkeit für bürgerliche Organisationen, Teil der Arbeiterklasse zu werden. Und das gilt auch für alle politischen Organisationen, die einmal Teil der Arbeiterklasse waren und dann in das Lager der Bourgeoisie übergegangen sind.

Die IMT kann tausendmal schreien, dass sie eine "Wiedergeburt" erlebt hat, aber diese "Wiedergeburt" geht nicht viel weiter als die Änderung der Namen der Organisation, ihrer Zeitungen und ihrer Sektionen. Sie hat sich von der "Linken" distanziert, sieht sich aber immer noch als Teil desselben politischen Umfelds und bezeichnet sogar die Labour Party in Grossbritannien weiterhin als "reformistisch", d.h. als eine Art Schwesterorganisation, die lediglich Fehler macht.

Wir stimmen mit der Communist Workers Organisation (CWO) überein, dass der neue Name der Sektion der IMT in Grossbritannien, Revolutionäre Kommunistische Partei, bedeutet: "Raus mit dem Alten, rein mit dem Alten".[12]

Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, zu behaupten, dass sie "eine bankrotte politische Tendenz" geworden sei, wie die CWO in demselben Artikel schreibt. Der Trotzkismus ist und bleibt ein wichtiges Instrument für die Bourgeoisie, um Minderheiten in der Klasse, die sich unter dem Einfluss des Arbeiterkampfes oder des imperialistischen Krieges radikalisieren, zu kontrollieren und auf unergiebige Fährten zu führen. Was wir heute sehen, ist eine Politik der Wiederbelebung der IMT unter dem Deckmantel der "internationalistischen Internationale", damit sie ihre Rolle als Hindernis auf dem Weg zu massiveren und politisierten Klassenauseinandersetzungen besser spielen kann.

Dennis, 12. Juli 2024

 

[1] Im deutschsprachigen Raum hat sich die IMT-Sektion Der Funke in Revolutionäre Kommunistische Partei umbenannt.

[2] Brazilian Communist Party – Revolutionary Refoundation

[4] Die Revolutionary Communist Party RCP, die Revolutionary Socialist League RSL, die Militant Tendency, das Committee for a Workers International CWI und das Committee for a Marxist International CMI

[5] Siehe: Trotsky’s suppressed letter: an introduction by Alan Woods, The Communist vom 8. Februar 2019

[6] Die Ermordung Trotzkis im Jahre 1940, Internationale Revue 27, 2001

[11] ebenda

[12] Revolutionary Communist Party: Out with the Old, In with the Old, ICT (leftcom.org). Der Titel spielt an auf “Out with the old, in with the new” aus der Kuppelstadt im Buch Logan's Run, die nicht genug groß ist. Deshalb werden Bürger, die das Alter von 30 Jahren erreichen, rituell getötet, woraufhin sie angeblich reinkarniert würden.

Rubric: 

Trotzkismus gegen die Arbeiterklasse