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Weil er eine Gesellschaft ohne Klassen und Ausbeutung, ohne Nationen und Kriege ist, ist der Kommunismus die einzige wirkliche Lösung für die ökologische Krise.
Was der Kommunismus nicht ist
“Was? Kommunismus? Die UdSSR? Diese Ungeheuerlichkeit?” Das stalinistische Regime war in der Tat eine Abscheulichkeit. Die Arbeiterinnen und Arbeiter wurden bis zum Äußersten ausgebeutet, jede Opposition wurde brutal unterdrückt, und die Militarisierung war auf den Höhepunkt getrieben worden. Für die Natur bedeutete der "sowjetische" Produktivismus Zerstörung, Verschmutzung und Plünderung. Aber der Kommunismus hat absolut nichts mit den stalinistischen Regimen zu tun! Weder gestern in der UdSSR und in Osteuropa noch heute in China, Nordkorea oder Kuba gibt es auch nur einen Funken Kommunismus. Der Stalinismus ist nicht die Fortsetzung der proletarischen Revolution vom Oktober 1917, er war ihr Totengräber.
Während 1914-18 in allen Ländern ein Gemetzel in den Schützengräben und eine Katastrophe im Hinterland bedeutete, weigerte sich das russische Proletariat, geopfert zu werden und kämpfte für die kommunistische Weltrevolution. Dieser revolutionäre Funke breitete sich bald auf Europa aus. Angesichts der Bedrohung ihrer Vorherrschaft stoppte die Bourgeoisie den Krieg. Doch das genügte nicht. Ende 1918 brach in Deutschland die proletarische Revolution aus. Der Aufstand eines entscheidenden Teils des internationalen Proletariats wurde vom deutschen bürgerlichen Staat (unter Führung der Sozialdemokraten!) erbarmungslos niedergeschlagen. Zehntausende von aufständischen Arbeitern wurden ermordet, darunter Rosa Luxemburg, der aus nächster Nähe in den Kopf geschossen und die dann in einen Kanal geworfen wurde. Diese Niederlage stoppte die revolutionäre Welle. Das russische Proletariat war isoliert. In Russland nahm die Konterrevolution eine ebenso barbarische wie machiavellistische Wendung: Das stalinistische Regime verwandelte die Ideen von Marx und Lenin in pure Phrasen zur Begleitung der Ermordung oder der Deportation von 80 % der Bolschewiki, die an der Revolution teilgenommen hatten, und der grausamsten Ausbeutung der Arbeiterklasse in der Sowjetunion. Das Rot, das die Fahne von Stalin und der UdSSR färbt, ist nicht dasjenige des Kommunismus, sondern das des Blutes der Arbeiterklasse!
Im Gegensatz zu allen bürgerlichen Lügen, die seit über hundert Jahren verbreitet werden, ist der Stalinismus nicht das Produkt der Oktoberrevolution, sondern Produkt des dekadenten Kapitalismus und der bürgerlichen Konterrevolution.
Nachdem wir diese notwendige Klarstellung gemacht haben, kehren wir zu unserer Ausgangsfrage zurück: Welches Verhältnis besteht zwischen Kommunismus und Natur? Inwiefern ist der Kommunismus "die wahrhafte Auflösung des Widerstreits zwischen dem Menschen mit der Natur" (Karl Marx, Manuskripte 1844)?
Der Kommunismus ist das Ende von Ausbeutung und Plünderung
Der Kapitalismus ist Ausbeutung. Der Kapitalismus schöpft seinen Reichtum aus zwei Quellen: der Ausbeutung der Natur und der Ausbeutung der Arbeitskraft des Proletariats, die beide in Waren verwandelt werden. Aus diesem Grund hat der Kapitalismus keine Lösung für die ökologische Krise. Er kann nur beides bis zur Erschöpfung und Zerstörung ausbeuten. Deshalb gehen die soziale Frage und die ökologische Frage Hand in Hand und können nur gleichzeitig gelöst werden – gelöst durch das Proletariat, die einzige Klasse, die ein grundlegendes Interesse an der Abschaffung aller Formen der Ausbeutung hat.
Ausbeutung des Proletariats durch die Bourgeoisie, des Menschen durch den Menschen. Die Arbeiter sind gezwungen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um zu leben: Sie gehören nicht mehr sich selbst; ihre ausgebeuteten Körper werden in Werkzeuge verwandelt.
Diese gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse hinterlassen ihre Spuren in allen menschlichen Beziehungen. Die Herrschaft des kapitalistischen Strukturen über die Arbeiter spiegelt sich in der Familie zwischen dem Mann und "seiner" Frau, zwischen dem Vater und "seinen" Kindern, in der Gesellschaft zwischen Weißen und Schwarzen, Männern und Frauen, Nichtbeeinträchtigten und Beeinträchtigten wider... Die Beziehung des Menschen zur Natur bleibt davon nicht verschont. Das Kapital sieht um sich herum nichts als Ressourcen, die ausgebeutet werden müssen: "menschliche Ressourcen", "natürliche Ressourcen". Der Mensch, das Leben, die Natur, der Planet und sogar das Universum werden auf den Status von Dingen, Eigentum und Waren reduziert.
Hühner in Käfigbatterien, gequälte Rinder in Schlachthöfen... die Barbarei, die der Tierwelt angetan wird, entspringt diesem Ausbeutungsverhältnis zwischen den Menschen selbst.
Da der Kommunismus das Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen sein muss, ist er auch das Ende dieser Herrschaftsverhältnisse, die alle unsere sozialen Beziehungen durchziehen, ebenso wie er das Ende dieses Verhältnisses von Raub und Plünderung der Natur ist.
Das Ende des Profitmotivs
Der Kapitalismus ist das Streben nach Profit. Dies ist der einzige Zweck der Produktion im Kapitalismus. Der Mensch, das Leben, die Natur ... nichts hat für den Kapitalismus einen anderen Wert als den Tauschwert. Die Wissenschaft selbst wird als bloßes Anhängsel des Profits behandelt.
Und auch hier zeigt diese Geißel, was der Kommunismus sein sollte: eine Gesellschaft, in der das Ziel der Arbeit nicht das Streben nach Profit, nicht der Verkauf von Waren ist. Im Kommunismus wird im Gegenteil die gesamte Produktion für den Gebrauch, für den Bedarf und nicht für den Verkauf auf dem Markt bestimmt sein. Die Tätigkeit der assoziierten Produzenten, die von der Lohnsklaverei befreit sind, wird danach streben, die tiefsten Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschheit zu befriedigen. Und das Gefühl der Verbundenheit mit der Natur, der Verantwortung für ihre Zukunft, muss ein integraler Bestandteil dieser Bedürfnisse und Wünsche sein.
Das Ende des Privateigentums
Kapitalismus bedeutet Privateigentum. Die Aneignung des größten Teils des gesellschaftlichen Reichtums durch eine kleine Minderheit ist das, was die Bourgeoisie "Privateigentum" nennt. Das ist es, was die revolutionäre Arbeiterklasse abschaffen muss.
Die stalinistischen Regime stützten ihre Lüge, sozialistische Gesellschaften zu sein, gerade auf den Glauben, dass sie das individuelle Eigentum abgeschafft hätten, indem sie den gesamten Reichtum in den Händen des Staates konzentrierten. In Wirklichkeit bleiben die Produktionsverhältnisse dieselben, unabhängig davon, ob sich die herrschende Klasse die Arbeit der Arbeiterklasse und der gesamten Bevölkerung individuell oder kollektiv, als individueller Arbeitgeber oder als Staat aneignet.
Im Kapitalismus ist das Privateigentum nicht nur das Recht, andere ihres Eigentums zu berauben, sondern auch das Recht, Eigentum über andere und über die Natur zu besitzen. Das Ende des Privateigentums im Kommunismus muss daher auch das Ende des Rechts sein, die Natur zu besitzen: "Vom Standpunkt einer höhern ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so abgeschmackt erscheinen wie das Privateigentum eines Menschen an einem andern Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias [gute Familienväter] den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen." (Marx, Kapital, Band 3).
Das Ende der Konkurrenz eines jeden gegen alle
Kapitalismus bedeutet Konkurrenz. Zwischen Individuen, zwischen Unternehmen, zwischen Nationen. Nichts und niemand wird verschont. Bewegung und Spiel sind zu kommerzialisierten und verstaatlichten Sportarten geworden, bei denen es um den Ruhm des Vereins oder des Landes geht, auch wenn das bedeutet, dass die Sportler gedopt und zerstört werden. In den Schulen findet ein Wettlauf um Noten statt, bei dem jedes Kind bewertet, verglichen und sortiert wird. Religion, Hautfarbe, Sitten und Gebräuche... alles ist ein Vorwand, um den einen gegen den anderen auszuspielen. Die Arbeiterklasse kann sich diesem Wettbewerb nicht entziehen. Von ihr wird verlangt, mehr zu leisten als andere Unternehmen im gleichen Sektor, mehr zu leisten als ihre Kollegen. Damit wird auch die Natur zu einem Gegner, den es zu beherrschen gilt. Selbst angesichts der ökologischen Krise tritt dieses Verhältnis zur Welt in den Vordergrund: Für alle führenden Politiker der Welt geht es darum, die "Klimaschlacht zu gewinnen".
Der Kapitalismus ist die Herrschaft des Wettbewerbs und der Beherrschung; der Kommunismus muss das Prinzip der gegenseitigen Hilfe und des Teilens sein. Diese Beziehung zwischen den Menschen verändert auch die Beziehung zur Natur: So „werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, dass wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern dass wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn, (...) die Menschen (...) [werden sich] wieder als Eins mit der Natur nicht nur fühlen, sondern auch wissen, und je unmöglicher wird jene widersinnige und widernatürliche Vorstellung von einem Gegensatzes zwischen (...) Mensch und Natur" (Engels, Anteil der Arbeit bei der Menschwerdung des Affen).
Das Ende der Nationalstaaten ...
Die kommunistische Gesellschaft kann nicht in einem Land und schon gar nicht in isolierten Kommunen existieren, sondern nur im weltweiten Maßstab. Die ökologische Krise ist ein direktes Produkt des unersättlichen Drangs des Kapitalismus, die Erde unter der Flagge des Profits zu erobern und die gesamte Natur zur Ware zu machen. Wie bereits im Kommunistischen Manifest von 1848 festgestellt, hat dieser Drang in der Endphase der historischen Dekadenz des Kapitalismus den gesamten Planeten vergiftet, was zusammen mit der Kriegsgefahr eine direkte Bedrohung für das Überleben der Menschheit und unzähliger anderer Arten darstellt. Daher kann die Lösung dieser Krise nur auf weltweiter Ebene, durch die Auflösung aller Nationalstaaten und die Beseitigung der nationalen Grenzen, gefunden werden.
.... und ihrer verheerenden Kriege
Kapitalismus ist Krieg. Die diesem System zugrunde liegende Konkurrenz des „Jeder gegen Jeden“ führt zur Konfrontation zwischen den Nationen, zu Krieg und Völkermord. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind alle Kriege imperialistische Kriege, die auf dem Kampf zwischen Nationalstaaten um die Ausweitung ihrer Einfluss- und Kontrollgebiete auf Kosten ihrer Rivalen beruhen. Der erbitterte militärische Wettbewerb ist zu einer ständigen und zunehmend zerstörerischen Angelegenheit geworden, die eine direkte Bedrohung für die Menschheit und den Planeten selbst darstellt (siehe erster Artikel dieses Manifests). Wie bei der ökologischen Krise besteht der einzige Ausweg aus dieser tödlichen Sackgasse in der Abschaffung der nationalen Wirtschaften und der Staaten, die sie verteidigen, sowie in der Schaffung eines globalen Produktions- und Vertriebsnetzes, das von den Produzenten selbst kontrolliert wird.
Der Beginn einer vereinten globalen Menschheit in Harmonie mit der Natur
Der Kommunismus wird global sein. Der Kapitalismus hat es ermöglicht, ein extrem dichtes globales Wirtschaftsgefüge zu schaffen, mit Handelswegen und komplexen Verbindungen zwischen Fabriken und Forschungszentren, von Land zu Land, um zu produzieren. Die Zersplitterung des gegenwärtigen Systems in konkurrierende Nationen ist daher völlig überflüssig geworden. Diese Aufteilung ist ein Hindernis für die volle Entfaltung des von der Menschheit erreichten Potenzials. Während der Covid-19-Pandemie hat der unerbittliche Wettlauf, als erste Nation einen Impfstoff zu finden, der die Labors daran hindert, ihre Fortschritte zu teilen, die Forschung erheblich verlangsamt. Im Falle von AIDS schätzen Wissenschaftler, dass der Krieg zwischen französischen und amerikanischen Forschern, die sich gegenseitig belogen, bespitzelt und konkurriert haben, die Entdeckung der Dreifachtherapie mehr als ein Jahrzehnt gekostet hat! Diese Zersplitterung der Gesellschaft hat die gleichen verheerenden Auswirkungen auf die Forschung zur Bekämpfung der ökologischen Krise.
Die zukünftige Gesellschaft, der Kommunismus, wird diese Spaltung zwangsläufig überwinden müssen; sie wird die gesamte Menschheit vereinen müssen. Der Kommunismus wird also das genaue Gegenteil dessen sein, was der Stalinismus proklamierte: "Sozialismus in einem Land". Diese zukünftige Gesellschaft, eine soziale und bewusste Organisation auf weltweiter Ebene, bedeutet einen gewaltigen Sprung nach vorn. Das gesamte Verhältnis der Menschen zueinander und zur Natur wird auf den Kopf gestellt werden. Die Trennung zwischen geistiger und manueller Arbeit wird aufgehoben, und der Gegensatz zwischen Stadt und Land wird nicht mehr existieren.
Der Kommunismus wird also alles andere als eine Rückkehr zur Vergangenheit sein. Er wird aus dem "ganzen Reichtum der bisherigen Entwicklung" (Marx, 1844 MS) schöpfen und sich die besten Errungenschaften vergangener menschlicher Gesellschaften kritisch wieder aneignen, ausgehend von einem neuen Verständnis des harmonischeren Verhältnisses zwischen Mensch und Natur, das in der langen Epoche des "Urkommunismus" herrschte. Und insbesondere muss er in der Lage sein, alle wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte, die der Kapitalismus ermöglicht hat, zu integrieren, weiterzuentwickeln und gleichzeitig radikal umzugestalten.
Die Revolution für den Kommunismus wird vor gigantischen Aufgaben stehen – nicht nur die ökologischen Folgen der kapitalistischen Produktionsweise umzukehren, sondern auch die ganze Welt zu ernähren, zu kleiden und zu beherbergen und alle Menschen von lähmender und entmenschlichender Arbeit zu befreien. Aber das Endziel des Kommunismus ist nicht einfach die Negation des Kapitalismus, sondern eine neue Synthese, eine neue und höhere Beziehung zwischen Mensch und Natur, die sich selbst bewusst wird. Dieses Ziel ist kein fernes Ideal, sondern ein Leitprinzip für den gesamten revolutionären Prozess. Kommunismus und Natur bedeuten die "selbstbewußte rationelle Behandlung des Bodens als des gemeinschaftlichen ewigen Eigentums, der unveräußerlichen Existenz- und Reproduktionsbedingung der Kette sich ablösender Menschengeschlechter" (Marx, Das Kapital, Band 3, 47. Kapitel).