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Eine Debatte in Norwegen
Einführung der IKS
Wir eröffnen hier eine Debatte mit einem Leser aus Norwegen, der uns einen Leserbrief schickte. In der Presse der IKS veröffentlichen wir regelmäßig Leserbriefe, die von großem Interesse für Revolutionäre sein können.
Der Leserbrief aus Norwegen drückt nicht nur eine politische Einstellung und ein Streben von einem einzelnen Genossen aus, sondern ist ferner ein Ausdruck, dass sich neue Genossen linkskommunistischen Standpunkten nähern. Das ist Teil einer internationalen Entwicklung. Die IKS bekommt aus allen Ecken der Welt vermehrt Briefe, Fragen, Stellungnahmen und Bestellungen unserer Presse, ja sogar Anfragen, wie man der IKS beitreten kann. Mit neuen Genossen meinen wir nicht notwendiger Weise nur ganz junge, die keinen politischen Hintergrund oder keine Erfahrung haben. Wir treffen immer mehr Leute von links, die jahrelang politisch desillusioniert waren, die anfangen einzusehen, worauf sie reingefallen sind und anfangen, die ganze Linke in Frage zu stellen. Aber sie entwickeln sich nicht zu verbitterten Reaktionären, die alles abschwören, was Marxismus heißt, obwohl sie eigentlich nie Marxisten waren oder verstanden, was Marxismus ist, sondern fangen an, den revolutionären marxistischen Kern zu entdecken, in den sogenannten Klassikern, die die Linke früher fälschte und verdrehte, so dass alles Revolutionäre aus ihnen raus war.
Wie erfrischend ist es, keinen Genossen zu treffen, die immer wieder ihre staubigen Bücher öffnen, so wie Majakovski schrieb: „Wir schlugen jeden einzelnen von Marx´s Büchern auf, so wie man Fensterläden aufschlägt...“
Andere Genossen sind vielleicht früher in der IKS gewesen oder in einer anderen revolutionären Gruppe, die heute in Versenkung verschunden sind, oder sind durch die Jahre nicht allzu aktive Begleiter von uns gewesen, die aber jetzt aktiv werden wollen, und ein größeres Interesse für politische Arbeit und Debatten zeigen. Schließlich haben wir die neuen jungen Revolutionäre, die nicht den Ballast einer früheren Heimat bei den Linken tragen, aber denen es anstelle dessen an Kenntnissen der marxistischen Tradition fehlt, oder die sich allzu skeptisch oder verständnislos gegen marxistischen Tradition verhalten. Es gibt viele Gruppen, die für sich beanspruchen, die Klassiker auf irgendeine neue innovative Art zu „dolmetschen“, die aber leider selten zu irgendeinem neuen Verständnis führt, sondern nur weiter weg vom Kern des revolutionären Marxismus.
Aber der revolutionäre Marxismus ist nicht irgendein erstarrter Kern, sondern muss in ständiger Entwicklung sein, um ein Werkzeug für das Proletariat zu sein, damit es die kapitalistische Gesellschaft von heute und nicht die, wie sie vor 100 Jahren aussah, versteht und umwandelt. Der revolutionäre Marxismus ist schonungslos mit seinen eigenen Mängeln und früheren Resultaten. Der Linkkommunismus hob sich ab als Träger des revolutionären Marxismus durch seine schonungslose Kritik an jeglichem Opportunismus und gegenüber der erstarrten Orthodoxie innerhalb der degenerierenden zweiten und dritten Internationalen . Es waren Genossen, wie Lenin, Rosa Luxemburg, Pannekoek, Gorter und Bordiga, die am meisten in dieser Kritik hervortraten, in unterschiedlichen Perioden innerhalb der zweiten und dritten Internationalen. Aber die Degeneration der russischen Revolution und der Niedergang der Weltrevolution dezimierten die früheren stolzen Parteien, die an der Spitze der marxistischen Bewegung standen. Ein Teil degenerierte und wurde in den neuen staatskapitalistischen Staat integriert, wie die Bolschewiki. Viele schloss man aus den degenerierten kommunistischen Parteien aus, und verbannte sie in den Untergrund - verfolgt von Gestapo oder ins Gefängnis geworfen oder Mussolinis Faschismus erbannt (nachdem Sozialdemokraten und Stalinisten sie gebrandmarkt hatten).
Nach der Niederlage machten diese Revolutionäre unschätzbare Arbeit, indem sie die Ursachen der Niederlage analysierten, kritisch ihre eigenen Irrtümer und Fehler und die ihrer Vorgänger untersuchten, um ein neues politisches Fundament zu bauen. Dieser Kampf wird in einigen Büchern beschrieben, die die IKS in den letzten Jahren über die italienische kommunistische Linke im Exil, über die holländisch-deutsche kommunistische Linke, über die russische kommunistische Linke und über den britischen Linkskommunismus publiziert hat. Es ist die Erfahrung dieser Gruppen, auf die die IKS heute weiterbaut, nicht irgendeine unkritische Annahme von Altem ohne ständig die marxistische Tradition zu verwenden, mit kritischem Blick den neuen Problemen sich zu stellen. Dieses verlangt viel: sowohl die Aneignung der Schatzkammer der Erfahrungen und Kenntnisse der bisherigen Arbeiterbewegung, als auch ein Vermögen diese Lehren in eine historische Perspektive zu stellen und zu sehen, wie anwendbar sie heute sind. Zum Schluss begrüßen wir die Methode, die der Leserbrief ausdrückt, dass man wieder Fensterluken aufschlägt und man etwas Licht reinlässt.
Internationell Revolution
Leserbrief: Die Weltrevolution und der wirkliche Marxismus
Während des Sommers und Herbstes habe ich mich mit viel theoretischer Anstrengung mit dem Studium marxistischer Klassiker befasst. Dadurch bin ich zu „neuen“ Gedanken gekommen, was das ist, was WIRKLICH dem Proletariat dient.
Man redet heute viel über „Revolutionen“ in der Welt, z. B. in Venezuela und in Nepal, und immer mehr junge Menschen suchen Organisationen auf, die sich „revolutionär“, „antikapitalistisch“, und nicht am wenigsten „Antiglobalisierer“ nennen. Eine der Antiglobalisierergruppen ist meiner Meinung nach die verwirrte Gruppierung Attac. Das, was sie „entdeckt“ haben, ist ja deutlich schon von Marx und Engels im Kommunistischen Manifest vor mehr als 150 Jahren beschrieben worden. Aber im Gegensatz zu den Globalisierungsgegnern von heute, hatten Marx und Engels eine klare und einfache Auffassung darüber, wie man die „Probleme“ löst:
„Vereinigte Aktion, wenigstens der zivilisierten Länder, ist eine der ersten Bedingungen seiner Befreiung.“ (Kommunistisches Manifest, Abschnitt II, Proletarier und Kommunisten)
Für Marx und Engels war es ein Fakt: „Arbeiter haben kein Vaterland.“ (Kommunistisches Manifest, wie oben). Dafür lautete ihre Parole: „Proletarier aller Länder vereinigt euch!“
Das waren keine leeren Worte (wie sie das heute für die Linken sind, seit Stalin die Macht in der Sowjetunion genommen hat). Aber sogar Stalin mit seiner antimarxistischen Parole vom „Sozialismus in einem Land“, die zu so viel Unterdrückung und Staatskapitalismus in den sogenannten. „sozialistischen Ländern“ rund um die Welt führte, musste eine Rechtfertigung für seine Parole versuchen, wie in dem Artikel ‚Oktoberrevolution und die Taktik der russischen Kommunisten’:
„...Lenins Theorie von der Revolution und gleichzeitig auch die Theorie von der Entwicklung der Weltrevolutionen“.
Aber das waren leere Worte, ein Anzeichen, dass Reste internationalistischer Proletarier immer noch Anklang in der Arbeiterklasse fanden. Pannekoek, Hermann Gorter (der als erster einen „offenen Brief“ (1) – eigentlich ein längeres Pamphlet an Genossen Lenin schrieb, als Antwort auf Lenins Schrift „Radikalismus – eine Kinderkrankheit des Kommunismus“), Sylvia Pankhurst, Bordiga und andere mehr, die noch von den wirklichen Marxisten übrig blieben, waren hochgeschätzt. Stalins Konterrevolution und Terrorherrschaft haben für die internationale Arbeiterklasse sehr viel verwüstet. Seine „Außenpolitik“ wurde davon bestimmt, was der herrschenden Klasse in diesem so eigentümlichen kapitalistischen System und nicht dem Proletariat dienlich war. Seine einzigen konsequenten Gegner waren weder die Sozialdemokraten und die Bürgerlichen noch die Trotzkisten. Nicht einmal die offiziellen Anarchisten, die ja am spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Stalinisten teilnahmen. Nein, die einzigen prinzipienfesten Gegner des Stalinismus, der Sozialdemokratie und anderer Formen des Reformismus waren die vorher genannten Linkskommunisten und ihre Genossen.
Lenin drückte übrigens dasselbe in ‚Sozialismus oder Krieg’ ganz richtig aus: „Sozialismus oder Nationalismus“. Was die „Zusammenarbeit innerhalb der Linken“ angeht, dazu schrieb Lenin in diesem Text:
„Eine Einheit mit Opportunisten bedeutet Bündnis zwischen Arbeitern und „ihrer“ nationalen Bourgeoisie und eine Spaltung der internationalen revolutionären Arbeiterklasse.“
Deutlich und klar!
Wie Rosa Luxemburg schrieb: "[...] die sozialistische Gesellschaftsordnung kann .... man nur international durchführen“. Dass ich so viele Zitate anwende, beruht darauf, dass ich zeigen will, dass die Standpunkte, die heute wenig verbreitet unter „Linken“ sind, die wirklichen revolutionären Standpunkte sind. Solche Auffassungen vertreten in unseren Tagen internationale linkskommunistische Gruppen, wie die Internationale Kommunistische Strömung (IKS) und das Internationale Büro für die Revolutionäre Partei (IBRP) (2). Solche Gruppen sind meiner Meinung nach heute die einzigen Gruppen, die in der Lage sind, sich zu einer wirklichen Vorhut der internationalen Arbeiterklasse zu entwickeln. Wie Lenin es in ‚Sozialismus und Krieg’ ausdrückte: „Diese marxistischen Elemente – sollten sie auch zu Anfang zahlenmäßig noch so schwach sein – zusammenzuschließen, in ihrem Namen an die heute in Vergessenheit geratenen Lehren des revolutionären Sozialismus zu erinnern, an die Arbeiter aller Länder die Aufforderung zu richten, mit den Chauvinisten zu brechen und sich unter dem alten Banner des Marxismus zu sammeln – das ist die Aufgabe des Tages.“ (Lenin Werke, Bd. 21, S. 330)
Es kann schwer sein, einzusehen, dass es so ist, aber schon dadurch, dass man eine einzige Schrift von Marx und Engels studiert, das Kommunistische Manifest, kann man schon durch DIESE einzige Studium sehen, dass es der wirkliche revolutionäre Kommunismus ist, und dass die Weltrevolution der einzige Weg zur internationalen Diktatur des Proletariats ist, und damit den globalen Kapitalismus und seine verheerende Herrschaft gänzlich beendet.