Mai 1968

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Das Proletariat kehrt auf die Bühne der Geschichte zurück

Vor dreißig Jahren waren nahezu 10 Millionen Arbeiter in Frankreich einen Monat lang an einer großen Streikbewegung beteiligt. Für junge Genossen, die sich heute revolutionären Positionen annähern, ist es sehr schwer zu wissen, was während des weit zurückliegenden Mai 1968 passiert war. Und dies ist nicht ihr Fehler. Die Bourgeoisie hat stets die tiefe Bedeutung dieser Ereignisse entstellt, und die bürgerliche Geschichte (ob rechte oder linke spielt keine Rolle) hat sie immer als eine "Studentenrevolte" dargestellt, während sie in Wahrheit die wichtigste Phase in einer Klassenbewegung waren, die sich auf Italien, die Vereinigten Staaten und die industrialisierten Länder ausbreitete. Es überrascht nicht, daß die herrschende Klasse die vergangenen Kämpfe des Proletariats zu verbergen versucht. Und wenn ihr dies nicht gelingt, dann verzerrt sie sie, stellt sie als alles mögliche dar, aber nicht als Zeichen der historischen und unlösbaren Antagonismen zwischen der hauptsächlich ausgebeuteten Klasse und der für diese Ausbeutung verantwortlichen herrschenden Klasse. Heute setzt die Bourgeoisie ihre Arbeit der Mystifizierung der Geschichte fort, indem sie versucht, die Oktoberrevolution als einen Staatsstreich durch blutrünstige, machthungrige Bolschewiki darzustellen, als das Gegenteil der Realität: der größte Versuch der Arbeiterklasse in der Geschichte, "den Himmel zu stürmen", die politische Macht zu erringen, um mit der Umwandlung der Gesellschaft in eine kommunistische zu beginnen, mit anderen Worten: die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abzuschaffen. Die Bourgeoisie versucht, die Gefahr des historischen Gedächtnisses als eine Waffe der Arbeiterklasse auszutreiben.  Und gerade weil die Kenntnis ihrer eigenen Vergangenheit für die Arbeiterklasse lebenswichtig ist, um die Kämpfe von heute und morgen vorzubereiten, liegt es an den Revolutionären, der politischen Avantgarde der Klasse, die vergangene Erfahrung in die Erinnerung zurückzurufen.

Die Ereignisse des Mai 68

Am 3. Mai vor dreißig Jahren wurde ein Treffen einiger hundert Studenten im Hof der Sorbonne in Paris abgehalten, wozu die UNEF (eine Studentengewerkschaft) und die "Bewegung 22. März" (einige Wochen zuvor an der Fakultät von Nanterre in den Pariser Vorstädten gegründet) aufgerufen hatten. Es gab nichts besonders Erregendes in den theoretisierenden Reden der linken "Führer". Aber es gab ein hartnäckiges Gerücht: "Der 'Occident' wird angreifen". Diese weitestgehend rechte Bewegung gab der Polizei den Vorwand, um einzugreifen und die Demonstranten zu "trennen". Ziel war es vor allem, die studentische Agitation zu zerschmettern, die seit einigen Wochen in Nanterre vernehmbar war. Diese Agitation war der simple Ausdruck studentischer Frustration, angetrieben von solch unterschiedlichen Motiven wie dem Streitpunkt der akademischen Mandarine oder der Forderung nach größerer individueller und sexueller Freiheit im täglichen Leben der Universitäten.

Und dennoch "passierte das Unmögliche": Die Agitation wurde einige Tage lang im Quartier Latin fortgesetzt. Sie erklomm jeden Abend eine neue Stufe: Jede Demonstration, jedes Treffen zog ein paar Leute mehr an als tags zuvor: zehn-, dann dreißig-, dann fünfzigtausend Leute. Die Auseinandersetzungen mit der Polizei wurden gewalttätiger. Auf der Straße schlossen sich junge Arbeiter dem Kampf an. Trotz der offenen Feindschaft der KPF (Kommunistische Partei Frankreichs), die die "enragés" (wörtlich: die "Wütenden") und den "deutschen Anarchisten" Daniel Cohn-Bendit verleumdeten, wurde die CGT (die stalinistisch kontrollierte Gewerkschaft) gezwungen, die Streiks, die ohne offizielle Ankündigung ausbrachen und sich rapide ausbreiteten, "anzuerkennen", um den Verlust der Kontrolle über die Situation zu vermeiden: Zehn Millionen Streikende schreckten die 5. Republik in ihrer Erstarrung auf und markierten das Wiedererwachen des Weltproletariats.

Der Streik begann am 14. Mai in Sud-Aviation und breitete sich spontan aus. Es war von Beginn an eine radikale Abkehr von den "Aktionen", die bis dahin von den Gewerkschaften organisiert wurden. In den lebenswichtigen Bereichen des Maschinenbaus und Transports war der Streik nahezu allumfassend. Die Gewerkschaften wurden von einer Bewegung überrumpelt, die sich selbst von ihrer traditionellen Politik absetzte. Die Bewegung ging über die Kontrolle der Gewerkschaften hinaus, zeichnete sich von Anbeginn durch einen ausgedehnten und oft ungenauen Charakter aus und wurde häufig von einer großen, wenn auch "unbewußten" Unruhe angeregt.

Die Arbeitslosen, von der Bourgeoisie zu "Deklassierten" abgestempelt, spielten eine wichtige Rolle in den Konfrontationen. In der Tat waren diese "deklassierten", "verführten" Individuen durch und durch Proletarier. Das Proletariat besteht nicht nur aus Arbeitern und jenen, die schon mal einen Job hatten, sondern auch aus jenen, die noch nicht in der Lage waren zu arbeiten und bereits arbeitslos sind. Sie sind reine Produkte der dekadenten Epoche des Kapitalismus. In der Jugendarbeitslosigkeit können wir eine der historischen Grenzen des Kapitalismus beobachten, der wegen der allgemeinen Überproduktion unfähig geworden ist, neue Generationen in den Produktionsprozeß zu integrieren. Die Gewerkschaften unternahmen jedoch alles in ihrer Macht Stehende, um die Kontrolle über diese Bewegung wiederzuerlangen, die ohne sie und bis zu einem gewissen Umfang auch gegen sie begonnen hatte.

Am Freitag, den 17. Mai verteilte die CGT ein Flugblatt, das ganz deutlich die Grenzen aufzeigte, die sie der Aktion aufzuzwingen beabsichtigte: auf der einen Seite traditionelle Forderungen, gekoppelt mit Übereinkünften wie jenen von Matignon im Juni 1936, das die Rechte der Gewerkschaftssektionen in Firmen garantierte; auf der anderen Seite riefen sie zu einem Regierungswechsel auf, mit anderen Worten: zu Neuwahlen. Obwohl sie gegenüber den Gewerkschaften mißtrauisch waren, bevor der Streik über die Spitzen der Gewerkschaften hinweg begann und durch ihre eigene Initiative ausgeweitet wurde, benahmen sich die Arbeiter während des Streiks so, als sei es normal, daß die Gewerkschaften ihn zu Ende bringen.

Nachdem sie gezwungen wurden, der Bewegung zu folgen, um nicht die Kontrolle zu verlieren, zogen die Gewerkschaften letztendlich mit Hilfe der KPF zwei Trümpfe aus dem Ärmel: einerseits indem sie Verhandlungen mit der Regierung führten, während sie andererseits die Arbeiter dazu aufriefen, ruhig zu bleiben, damit das friedliche Abhalten von Neuwahlen, die von der KPF und den Sozialisten gefordert wurden, nicht gestört werde. Gleichzeitig setzten sie diskret Gerüchte über die Möglichkeit eines Staatsstreiches und über Truppenbewegungen rings um die Hauptstadt in Umlauf. In Wahrheit hatte die Bourgeoisie, wenn auch überrascht und alarmiert über die Radikalität der Bewegung, keinesfalls die Absicht, zu militärischer Repression zu greifen. Sie wußte sehr gut, daß dies die Bewegung erneut auslösen und die gewerkschaftlichen "Versöhnler" aus dem Spiel zwingen könnte, und daß ein Blutbad später weitaus teurer werden würde. Es war nicht so sehr die CRS (Compagnie Républicaine de Sécurité, Anti-Aufruhr-Polizei), die die Demonstrationen attackierte und Demonstranten zerstreute, sondern die weit besser ausgebildeten und gefährlicheren Gewerkschaftsbullen, die ihr schmutziges Werk, die Spaltung der Arbeiter, innerhalb der Fabriken verrichteten.

Ihre erste Polizeioperation führten die Gewerkschaften aus, als sie zu Fabrikbesetzungen ermunterten, womit es ihnen gelang, die Arbeiter auf ihren Arbeitsplätzen abzuschotten und sie daran zu hindern, sich zu treffen, miteinander zu diskutieren und sich auf der Straße zu begegnen.

Am Morgen des 27. Mai erschienen die Gewerkschaften vor den Arbeitern mit einem Kompromiß, der gemeinsam mit der Regierung unterschrieben war (die Übereinkünfte von Grenelle). Bei Renault, dem größten Konzern des Landes und „Stimmungsbarometer" in der Arbeiterklasse, wurde der CGT-Generalsekretär von den Arbeitern niedergebrüllt, als sie erkannten, daß ihr Kampf verraten werden sollte. Andernorts nahmen die Arbeiter dieselbe Haltung ein. Die Zahl der Streikenden stieg weiter an. Viele Arbeiter zerrissen ihre Gewerkschaftsausweise. Dies passierte, als die Gewerkschaften und die Regierung arbeitsteilig vorgingen, um die Bewegung zu brechen. Die CGT, die umgehend nichts mehr mit der Übereinkunft von Grenelle zu tun haben wollte – die sie selbst unterzeichnet hatte –, erklärte, daß "von Branche zu Branche Verhandlungen aufgenommen werden sollten, um (das Abkommen) zu verbessern". Die Regierung und die Bosse spielten mit, machten große Zugeständnisse in einigen Industrien, was es ermöglichte, sich wieder zur Arbeit zu begeben. Zur gleichen Zeit, am 30. Mai, gab de Gaulle den Forderungen der linken Parteien statt: Er löste das Parlament auf und rief Neuwahlen aus. Am selben Tag marschierten Hunderttausende seiner Anhänger über die Champs Elysées. Es war ein buntes Mischmasch all jener mit einem blinden Haß gegen die Arbeiterklasse und die "Kommunisten": die Bewohner wohlhabender Bezirke, Kriegsveteranen, Nonnen und Concierges, Ladenbesitzer und Spitzel. Diese feine Gesellschaft marschierte de Gaulles Ministern hinterher, angeführt von André Malraux (dem antifaschistischen Schreiber, wohlbekannt seit seiner Teilnahme am Krieg in Spanien 1936).

Die Gewerkschaften teilten die Arbeit untereinander auf: Die sich in der Minderheit befindende CFDT nahm ein 'radikales' Aussehen an, um die Kontrolle über die kämpferischsten Arbeiter zu behalten. Die CGT enthüllte sich selbst als Streikbrecher. Auf Massenversammlungen schlug sie vor, den Streik zu beenden, mit der Begründung, daß die Arbeiter in den benachbarten Fabriken bereits zur Arbeit zurückgekehrt seien: Dies war eine Lüge. Vor allen Dingen rief sie zusammen mit der KPF zu einem "ruhigen" und "besonnenen Verhalten" auf (indem sie sogar das Schreckgespenst des Bürgerkrieges und der Repression durch die Armee bemühte), um die am 23. und 30. Juni abgehaltenen Wahlen nicht zu stören. Als die Wahlen dann kamen, war das Ergebnis ein Erdrutschsieg der Rechten, was nur den Abscheu der kämpferischsten Arbeiter vergrößerte, die ihren Streik bis dahin noch durchgehalten hatten.

Trotz aller Einschränkungen half der enorme Elan des Generalstreiks bei der weltweiten Wiederentdeckung des Klassenkampfes. Mit ihrem Erscheinen nach einer ununterbrochenen Reihe von Rückschlägen, die den revolutionären Ereignissen von 1917-23 gefolgt waren, waren die Ereignisse vom Mai 68 ein entscheidender Wendepunkt nicht nur in Frankreich, sondern auch im restlichen Europa und auf der ganzen Welt. Die Streiks erschütterten nicht nur die Staatsmacht, sondern auch ihren wirksamsten und am schwersten zu überwindenden Schutzwall: die Linke und die Gewerkschaften.

Eine "Studenten"bewegung ?

Nachdem sie sich erst einmal von ihrer Überraschung  und anfänglichen Panik erholt hatte, bemühte sich die Bourgeoisie, Erklärungen für diese Ereignisse zu finden, die ihren Frieden gestört hatten. Es ist daher wenig überraschend, daß die Linke die studentische Agitation dazu benutzte, um das eigentliche Gespenst, das sich vor den Augen einer sich fürchtenden Bourgeoisie erhob – das Proletariat –, auszutreiben, und daß sie die sozialen Ereignisse auf eine bloße ideologische Auseinandersetzung zwischen den Generationen beschränkte. Der Mai 68 wurde dargestellt als das Resultat jugendlicher Langeweile angesichts von Anpassungsschwierigkeiten in der modernen Welt. Es ist offensichtlich, daß der Mai 68 von einem endgültigen Zerfall der Werte der herrschenden Ideologie gekennzeichnet war, aber diese "kulturelle" Revolte war nicht die eigentliche Ursache des Konflikts. In seinem Vorwort zur Kritik der politischen Ökonomie zeigte Marx auf, daß sich "mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher umwälzt. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muß man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewußt werden und ihn ausfechten."

All die Ausdrücke der ideologischen Krise haben ihre Wurzel in der ökonomischen Krise, nicht anders herum. Der Zustand dieser Krise bestimmt den Lauf der Dinge. Die Studentenbewegung war also tatsächlich ein Ausdruck des allgemeinen Zerfalls der bürgerlichen Ideologie. Sie war ein Anzeichen, das eine weit fundamentalere soziale Bewegung ankündigte. Aber wegen des eigentlichen Platzes der Universität im Produktionssystem kam es nur in Ausnahmefällen zu Verbindungen mit dem Klassenkampf.

Der Mai 68 war nicht eine Bewegung von Studenten und jungen Leuten, er war vor allem eine Bewegung der Arbeiterklasse, die nach Jahrzehnten der Konterrevolution ihr Haupt erhob. Die Radikalisierung der Studentenbewegung war exakt das Ergebnis der Präsenz der Arbeiterklasse.

Studenten sind keine Klasse und noch weniger eine revolutionäre soziale Schicht. Im Gegenteil, sie sind die spezifischen Vehikel der schlimmsten Art bürgerlicher Ideologie. Wenn 1968 Tausende von jungen Leuten von revolutionären Ideen beeinflußt waren, so genau deshalb, weil die einzige revolutionäre Klasse unserer Epoche, die Arbeiterklasse, auf den Straßen war.

Dieses Wiederaufleben machte all den Theorien über die "Verbürgerlichung" der Arbeiterklasse, ihrer "Integration" in das kapitalistische System den Garaus. Wie sonst wäre zu erklären, daß all die Theorien, die im Universitätsmilieu, wo sie von solchen Leuten wie Marcuse und Adorno erarbeitet worden waren, so vorherrschend waren, wie Schneeflocken in der Sonne dahinschmolzen und sich die Studenten der Arbeiterklasse zuwandten wie Motten dem Licht? Und wie sonst kann man erklären, daß die Studenten in den folgenden Jahren aufhörten, sich selbst Revolutionäre zu nennen, obwohl sie immer noch von derselben Agitation angetrieben waren?

Nein, der Mai 68 war nicht eine Revolte der Jugend gegen die "Unzulänglichkeiten der modernen Welt", er war nicht eine rein geistige Revolte; er war das erste Anzeichen sozialer Erschütterungen, deren Wurzeln viel weiter reichten als bis in den Überbau, nämlich bis in die Krise der kapitalistischen Produktionsweise. Der Mai 68 war in keiner Weise der Triumph der Theorien von Marcuse, sondern ihr Todesurteil, das sie zurück in die Welt der Hirngespinste schickte, wo sie herkamen.

Nein, der Beginn des historischen Wiederauflebens des Klassenkampfes

Der Generalstreik von 10 Millionen Arbeiter in einem Land im Herzen des Kapitalismus bedeutete das Ende der Periode einer Konterrevolution, die in den 20er Jahren mit der Niederlage der revolutionären Welle eröffnet und durch die gleichzeitige Aktion von Stalinismus und Faschismus fortgesetzt sowie vertieft wurde. Erst kurz zuvor, in der Mitte der 60er Jahre, wurde das Ende der dem Zweiten Weltkrieg folgenden Wiederaufbauperiode und der Beginn einer neuen offenen Krise des kapitalistischen Systems eingeläutet.

Die ersten Schläge dieser Krise traf eine Generation von Arbeitern, die nicht die Demoralisierung durch die Niederlagen in den 20er Jahren kannten und während des "Wirtschaftsbooms" aufgewachsen waren. Zu jenem Zeitpunkt berührte die Krise sie nur leicht, aber die Arbeiterklasse begann zu fühlen, daß sich etwas geändert hatte:

"Ein Gefühl der Unsicherheit über die Zukunft entwickelt sich unter den Arbeitern und vor allem unter den jüngeren. Dieses Gefühl ist umso stärker, als es unter den Arbeitern in Frankreich seit dem Krieg unbekannt war.... Immer mehr fühlten die Massen, daß all der schöne Wohlstand eines Tages zu Ende sein wird. Verhaltensweisen der Gleichgültigkeit und des 'Das-ist-mir-völlig-Wurst' unter den Arbeitern, so charakteristisch und so sehr beschrieen in den Jahrzehnten davor, haben einer wachsenden Unruhe Platz gemacht.... Es mußte eingeräumt werden, daß eine Explosion dieser Art auf einer langen Anhäufung von Unzufriedenheit unter den Massen gegenüber ihrer wirtschaftlichen Situation basiert, selbst wenn ein oberflächlicher Beobachter nichts bemerkt haben mag." (Révolution Internationale, Nr.2, alte Serie, 1969)

Und in der Tat wird ein oberflächlicher Beobachter nichts von dem begreifen, was in den Tiefen der kapitalistischen Welt passiert. Es ist kein Zufall, daß eine radikale Gruppe ohne solide marxistische Grundlage wie die Situationistische Internationale über die Ereignisse des Mai 68 schreibt: "Man kann keinerlei Tendenz zu einer Wirtschaftskrise erkennen.... der revolutionäre Ausbruch kam nicht aus einer Wirtschaftskrise heraus.... was im Mai frontal angegriffen wurde, war eine gut funktionierende kapitalistische Wirtschaft." (Enragés et Situationistes dans le mouvement des occupations, Situationistische Internationale, 1969)

Die Realität sah ganz anders aus, und die Arbeiter fühlten es am eigenen Leib.

Nach 1945 ermöglichte es die US-Hilfe, die Produktion in Europa wieder zum Laufen zu bringen, das einen Teil seiner Schulden zurückzahlte, indem es seine Unternehmen an amerikanische Gesellschaften abtrat. Doch nach 1955 beendeten die USA ihre "großzügige" Hilfe. Die Handelsbilanz der USA war positiv, während die der meisten anderen Ländern negativ war. Weiterhin wurde amerikanisches Kapital schneller in Europa als im Rest der Welt investiert, was die Zahlungsbilanz in diesen Ländern ins Gleichgewicht, jene der USA jedoch schnell aus dem Gleichgewicht bringen sollte. Diese Situation führte zu wachsenden Schulden des amerikanischen Schatzamtes, da die in Europa oder im Rest der Welt investierten Dollars für jenes Schulden gegenüber den Inhabern dieses Geldes bildeten. Seit den 60er Jahren überstieg diese Auslandsschuld die Goldreserven des US-Schatzamtes, aber diese Unfähigkeit, den Dollar zu decken, versetzte die USA nicht in Schwierigkeiten, solange die anderen Länder bei den USA verschuldet waren. Die USA konnte somit fortfahren, sich Kapital vom Rest der Welt anzueignen, indem es dafür mit Papier zahlte. Diese Situation kehrte sich erst mit dem Ende des Wiederaufbaus in den europäischen Ländern um. Die europäischen Ökonomien waren jetzt in der Lage, eigene Produkte in Konkurrenz zu den US-Produkten auf dem Weltmarkt abzusetzen: Gegen Mitte der 60er Jahre wurde die Handelsbilanz der meisten von den USA unterstützten Länder positiv, während nach 1964 jene der USA sich immer weiter verschlechterte. Dies kennzeichnete die Vervollständigung des Wiederaufbaus der europäischen Länder. Der Produktionsapparat stand jetzt einem gesättigten Markt gegenüber, was die nationalen Bourgeoisien dazu zwang, die Ausbeutung ihres Proletariats zu intensivieren, um für die Verschärfung der internationalen Konkurrenz gewappnet zu sein.

Auch Frankreich entkam dieser Lage nicht, und 1967 mußte es unvermeidliche Maßnahmen der Umstrukturierung ergreifen: Rationalisierung und erhöhte Produktivität führten zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. So überschritt Anfang 1968 die Zahl der Arbeitslosen die 500.000. In vielen Fabriken trat zeitweilig Beschäftigungslosigkeit auf, was zu Reaktionen der Arbeiter führte. Eine Reihe von Streiks brach aus, die zwar von den Gewerkschaften begrenzt und noch immer kontrolliert wurden, aber ein gewisses Unbehagen ausdrückten. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit wurde von dieser Arbeitergeneration schlecht aufgenommen, die von der Bevölkerungsexplosion, welche dem Zweiten Weltkrieg folgte, stammte und an Vollbeschäftigung gewohnt war.

Allgemein trachteten die Bosse danach, den Lebensstandard der Arbeiter zu verringern. Die Bourgeoisie und ihre Regierung richteten in wachsendem Maße ihre Angriffe gegen die Arbeits- und Lebensbedingungen. In allen Industrieländern gab es eine spürbare Zunahme der Arbeitslosigkeit, die wirtschaftlichen Perspektiven wurden immer düsterer, der internationale Wettbewerb immer schärfer. Ende 1967 unternahm Großbritannien seine erste Abwertung des Pfundes, um seine Produkte wettbewerbsfähiger zu machen. Aber die Wirkung dieser Maßnahme wurde durch die Abwertungen, die daraufhin in allen anderen Staaten stattfanden, annulliert. Die Austeritätspolitik der damaligen Labour-Regierung war besonders streng: massive Kürzungen der öffentlichen Gelder, der Rückzug britischer Truppen aus Asien, die ersten protektionistischen Maßnahmen.

Die USA, Hauptopfer der europäischen Offensive, konnten nur hart reagieren, und von Anfang Januar 1968 an kündigte Präsident Johnson ein Reihe von Wirtschaftsmaßnahmen an, während im März 1968 der Dollar als Antwort auf die Abwertungen der Konkurrenzwährungen ebenfalls fiel.

Dies waren die wesentlichen Punkte der wirtschaftlichen  Lage vor dem Mai 1968.

Eine Bewegung für unmittelbare Forderungen, aber nicht nur dafür

In dieser Situation fanden die Ereignisse vom Mai 68 statt: eine sich verschlechternde ökonomische Situation, die eine Reaktion der Arbeiterklasse hervorrief.

Sicherlich trugen auch andere Faktoren zur Radikalisierung der Situation bei: die polizeiliche Repression gegen die Studenten und die Arbeiterdemonstrationen, der Vietnam-Krieg. Gleichzeitig gerieten alle kapitalistischen Nachkriegsmythen in die Krise: der Mythos der Demokratie, des wirtschaftlichen Wohlstandes, des Friedens. Diese Situation schuf eine soziale Krise, auf die die Arbeiterklasse ihre erste Antwort gab.

Es war eine Antwort auf wirtschaftlicher Ebene, aber nicht nur auf dieser Ebene. Die anderen Elemente der sozialen Krise, die Unglaubwürdigkeit, die die Gewerkschaften und die traditionellen linken Kräfte erlitten, führte Tausende von jungen Leuten dazu, grundsätzlichere Fragen zu stellen, um nach Antworten über die hinter ihrer Unzufriedenheit und Desillusionierung stehenden Ursachen zu suchen.

So kam eine neue Generation von Militanten auf, die sich revolutionären Positionen annäherten. Sie begannen, Marx, Lenin wieder zu lesen, die Arbeiterbewegung der Vergangenheit zu studieren. Die Arbeiterklasse entdeckte nicht nur die Dimension ihres Kampfes als ausgebeutete Klasse wieder, sondern begann auch, ihre revolutionäre Natur zu enthüllen.

Diese neuen Militanten wurden zumeist von den falschen Perspektiven der verschiedenen linksextremen Gruppen aus der Bahn geworfen und waren schnell verloren. Während die Gewerkschaften die Waffe waren, die es der Bourgeoisie erlaubte, die Massenbewegung der Arbeiter zu blockieren, war der Linksextremismus die Waffe, die die Mehrheit der im Kampf geformten Militanten brach.

Viele andere schafften es jedoch, authentische revolutionäre Organisationen zu finden, Organisationen, die die historische Kontinuität mit der vergangenen Arbeiterbewegung repräsentierten – die Gruppen der Linkskommunisten. Während aber keine der letztgenannten in der Lage war, die Bedeutung der Ereignisse vollständig zu begreifen, und sie lediglich Zaungäste blieben, womit sie das Feld den Linksextremisten überließen, waren andere kleine Zirkel imstande, diese neuen revolutionären Energien zusammenzufassen, indem sie neue revolutionäre Organisationen bildeten und neue Bemühungen um die Regruppierung der Revolutionäre, die Basis für eine künftige revolutionäre Partei, anstellten.

Ein langes und qualvolles Wiedererwachen

Die Ereignisse vom Mai 68 stellen den Beginn des historischen Wiedererwachens des Klassenkampfes dar, den Bruch mit der Periode der Konterrevolution und die Eröffnung eines neuen historischen Kurses zur entscheidenden Konfrontation zwischen den antagonistischen Klassen unserer Zeit: dem Proletariat und der Bourgeoisie.

Es war ein überraschender Beginn, der die Bourgeoisie im diesem Augenblick unvorbereitet erwischte; aber die herrschende Klasse erholte sich schnell und war ihrerseits in der Lage, die Unerfahrenheit dieser Arbeitergeneration auszunützen, die auf die Hauptbühne der Geschichte zurückgekehrt war.

Dieser historische Kurs wurde von den internationalen Ereignissen bestätigt, die dem Mai 68 folgten.

1969 brach in Italien die große Streikbewegung aus, die bekannt wurde als "Heißer Herbst", eine Zeit voller Kämpfe, die sich mehrere Jahre lang fortsetzen sollten und in deren Verlauf die Arbeiter dazu neigten, die Gewerkschaften zu demaskieren und ihre eigenen Organe für die Führung des Kampfes aufzubauen. Es war eine Welle von Kämpfen, deren Hauptschwäche darin bestand, sich in der Illusion, ein "harter" Kampf in den Fabriken sei genug, um die Bosse zum Rückzug zu zwingen, in den einzelnen Betrieben zu isolieren. Diese Begrenzungen sollten die Gewerkschaften in die Lage versetzen, ihren Platz in den Betrieben wiederzuerlangen, indem sie sich in ihrem neuen Gewand der "Basisorgane" repräsentierten und alle linksextremistischen Elemente miteinbezogen, die in der aufsteigenden Phase der Bewegung den Revolutionär gemimt und nun einen Job als gewerkschaftliches Zugpferd gefunden hatten.

Die 70er Jahre sahen andere Streikbewegungen überall in den industrialisierten Ländern: in Italien (die Arbeitslosen, die Krankenhausbeschäftigten), in Frankreich (LIP, Renault, die Stahlarbeiter von Longwy und Denain), in Spanien und Portugal und anderswo. Die Arbeiter sträubten sich in wachsendem Maße gegen die Gewerkschaften, die trotz der Verkleidung durch ihren neuen "Basisnähe" immer noch wie die Vertreter der kapitalistischen Interessen und Saboteure der Arbeiterkämpfe aussahen.

In Polen zog die Arbeiterklasse 1980 Nutzen aus der blutigen Erfahrung, die sie in den früheren Konfrontationen von 1970 und 1976 gemacht hatte, indem sie einen Massenstreik organisierte, der das ganze Land lahmlegte. Diese bewundernswerte Bewegung der Arbeiter in Polen, die der gesamten Welt die Stärke des Proletariats zeigte, seine Fähigkeit, die Kontrolle über seine Kämpfe zu übernehmen, sich selbst in Massenversammlungen und Streikkomitees (den MKS) zu organisieren, um den Kampf auf ein ganzes Land auszudehnen, war eine Ermutigung für die Arbeiter überall. Es war an der Gewerkschaft Solidarnosc, die von der Bourgeoisie (mit Unterstützung der westlichen Gewerkschaften) mit dem Ziel geschaffen wurde, die Bewegung zu umfassen, zu kontrollieren und zum Entgleisen zu bringen, womit letztendlich die Arbeiter der Repression der Jaruzelski-Regierung ausgeliefert wurden. Diese Niederlage führte zu einer tiefen Verwirrung im Weltproletariat. Es dauerte mehr als zwei Jahre, um diese Niederlage zu verdauen.

Während der 80er Jahre begannen jedoch die Arbeiter, ihre Lektion aus all den Erfahrungen mit der Gewerkschaftssabotage des vergangenen Jahrzehnts zu ziehen. Neue Kämpfe brachen in den Hauptländern aus, und die Arbeiter begannen, die Leitung ihrer Kämpfe zu übernehmen, indem sie ihre eigenen Kampforgane schufen. Die Eisenbahnarbeiter Frankreichs, die Schulbediensteten in Italien führten ihre Kämpfe auf der Basis von Organen, die von den Arbeitern durch allgemeine Streikversammlungen kontrolliert wurden.

Angesichts dieser Reife der Kämpfe war die Bourgeoisie gezwungen, ihre eigenen gewerkschaftlichen Waffen zu erneuern: In diesen Jahren wurde eine neue Form der "Basisgewerkschaften" entwickelt (die Koordinationen in Frankreich, die COBAS in Italien), verkappte Gewerkschaften, die die Formen der Organe, welche die Arbeiter für den Kampf geschaffen hatten, kopierten, um die Arbeiter zurück in den Käfig der Gewerkschaften zu drängen.

Wir haben das, was in den beiden Jahrzehnten nach dem französischen Mai folgte, nur gestreift. Wir denken aber, daß es ausreicht, um zu zeigen, daß letztgenannter keineswegs nur ein flüchtiger Vorfall war, etwas spezifisch Französisches, sondern tatsächlich der Beginn einer neuen historischen Phase, in der die Arbeiterklasse mit der Konterrevolution gebrochen hat und wieder auf der Bühne der Geschichte erschienen ist, um den langen Weg zur Konfrontation mit dem Kapital anzutreten.

Ein schwieriges historisches Wiedererwachen

Auch wenn es der Nachkriegsgeneration der Arbeiterklasse gelang, mit der Konterrevolution zu brechen, da sie die Demoralisierung der Niederlage in der 20er Jahren nicht kannte, so mangelte es ihr doch an Erfahrung, und so sollte sich dieses historische Wiedererwachen als lang und schwierig erweisen. Wir haben bereits gesehen, wie schwierig es ist, gegen die Gewerkschaften und ihre Rolle als Verteidiger des Kapitals Erfolge zu erzielen. Aber ein wichtiges und unvorhersehbares historisches Ereignis sollte dieses Wiedererwachen noch um einiges langwieriger und schwieriger machen – der Zusammenbruch des Ostblocks.

Als Ausdruck der durch die Wirtschaftskrise verursachten Erosion führte dieser Kollaps zu einem Rückfluß im Bewußtsein des Proletariats, ein Rückfluß, der von einer Bourgeoisie weidlich ausgenutzt wurde, die den Versuch unternahm, den Boden, den sie in den vorherigen Jahren verloren hatte, wieder gutzumachen.

Indem sie Stalinismus mit Kommunismus identifiziert, stellt die Bourgeoisie den Zusammenbruch des Stalinismus als den Tod des Kommunismus dar, womit sie der Arbeiterklasse eine simple aber wirkungsvolle Botschaft verkündet: "Der Arbeiterkampf hat keine Perspektive, weil es keine lebensfähige Alternative zum Kapitalismus gibt. Es ist ein System mit vielen Fehlern, aber es ist das einzig mögliche System."

Der durch diese Kampagne provozierte Rückfluß war viel tiefgreifender als jene, die in den früheren Streikwellen stattgefunden hatten. Diesmal ging es nicht um eine Bewegung, die schlecht ausgegangen war, um Gewerkschaftssabotage, die bei der Blockade einer Streikwelle erfolgreich war. Diesmal stand die Möglichkeit einer langfristigen Perspektive des Kampfes an sich auf dem Spiel.

Dennoch ist die Krise, die der Auslöser der historischen Wiederbelebung des Klassenkampfes gewesen war, immer noch da und bewirkt immer gewalttätigere Angriffe auf den Lebensstandard der Arbeiter. Aus diesem Grund wurde die Arbeiterklasse 1992 gezwungen, zum Kampf zurückzukehren, was mit der Streikbewegung gegen die Amato-Regierung in Italien geschah, der sich andere Kämpfe in Belgien, Deutschland, Frankreich etc. anschlossen. Es war eine Wiederbelebung der Kampfbereitschaft einer Klasse, die noch immer nicht den Rückfluß in ihrem Bewußtsein überwunden hat. Deshalb stieg diese Wiederbelebung bis jetzt nicht auf das Niveau an, das Ende der 80er erreicht worden war.

Seitdem stand die Bourgeoisie nicht mit verschränkten Armen herum. Sie gestattete es dem Proletariat nicht, mit seinen Kämpfen fortzufahren und durch sie Selbstvertrauen zu tanken. Mit noch mehr Kräften und Manövrierfähigkeiten ausgestattet, organisierte die Bourgeoisie im Herbst 1995 in Frankreich den Streik im öffentlichen Sektor: Mittels einer massiven internationalen Pressekampagne wurde dieser Streik dafür benutzt, um zu beweisen, daß die Gewerkschaften einen Kampf organisieren können und die Interessen des Proletariats verteidigen würden. Gleiche Manöver fanden in Belgien und Deutschland statt, was in eine Stärkung der Glaubwürdigkeit der Gewerkschaften auf internationaler Ebene mündete und sie mit einem erneuerten Arsenal ausstattete, um den Kampfgeist der Arbeiter zu sabotieren.

Aber die Bourgeoisie manövrierte nicht nur auf diesem Terrain. Sie lancierte eine Reihe von Kampagnen, die darauf abzielten, die Arbeiter ins Lager der Verteidiger der Demokratie (und somit des bürgerlichen Staates) zu stecken: die "Mani-Pulite"-Kampagne in Italien, die Dutroux-Affäre in Belgien, der Anti-Rassismus in Frankreich – all diese Ereignisse erhielten große Publizität in den Medien, um die Arbeiter der gesamten Welt davon zu überzeugen, daß ihr Problem nicht die vulgäre Verteidigung ihrer ökonomischen Interessen sei, sondern daß sie ihren Gürtel für ihren jeweiligen nationalen Staat enger schnallen und sich der Verteidigung der Demokratie, der Gerechtigkeit und anderer Albernheiten anschließen sollen.

Doch während der beiden letzten Jahre hat die Bourgeoisie auch versucht, das historische Gedächtnis der Arbeiterklasse zu zerstören, indem sie die Geschichte der Arbeiterklasse und der auf sie bezogenen Organisationen diskreditierte. Selbst die Linkskommunisten waren Angriffen ausgesetzt, indem sie als Hauptinspirationsquelle des "Negationismus" dargestellt wurden.

Die Bourgeoisie hat gleichermaßen versucht, die wahre Bedeutung der Oktoberrevolution zu entstellen, die von ihr als bolschewistischer Staatsstreich präsentiert wurde, wobei sie danach trachtet, die Erinnerung an die große revolutionäre Welle in den 20er Jahren zu tilgen, in welcher die Arbeiterklasse trotz ihrer Niederlage bewiesen hatte, daß sie imstande ist, den Kapitalismus als Produktionsweise zu bekämpfen, und nicht nur, um sich gegen die Ausbeutung zur Wehr zu setzen. In zwei gewaltigen Büchern, deren Originale in Frankreich und Großbritannien verfaßt wurde, aber bereits in andere Sprachen übersetzt sind, fährt sie mit der Mystifizierung fort, daß Kommunismus gleich Stalinismus und tatsächlich für alle Verbrechen des Stalinismus verantwortlich sei.

Aber die Zukunft gehört noch immer dem Proletariat

Wenn die Bourgeoisie so sehr mit der Untergrabung des Kampfes der Arbeiterklasse, mit der Verzerrung ihrer Geschichte, mit der Diskreditierung der Organisationen, die die revolutionäre Perspektive des Proletariats verteidigen, beschäftigt ist, dann in dem Wissen, daß das Proletariat noch nicht besiegt ist, daß trotz all ihrer gegenwärtigen Schwierigkeiten der Weg zu massiven Konfrontationen, in welchen die Arbeiterklasse einmal mehr die Herrschaft der Bourgeoisie in Frage stellen wird, immer noch offen ist. Und die Bourgeoisie weiß auch, daß die Vertiefung der Krise und die Opfer, die den Arbeitern auferlegt werden, sie immer mehr dazu zwingen werden, sich auf einen Kampf einzulassen. In diesem Kampf werden die Arbeiter das Vertrauen in sich selbst wiederfinden, die wahre Natur der Gewerkschaften kennenlernen und ihre eigenständigen Organisationsformen finden.

Ein neuer Abschnitt hat begonnen, in welchem die Arbeiterklasse den Weg wiederentdecken wird, der vor 30 Jahren durch den großen Generalstreik im französischen Mai eröffnet worden war. Helio