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August 2012

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Erfolg und Scheitern des Bauhauses

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Die weltweit bekannteste Kunstschule, das deutsche Bauhaus (1919 – 1933), wurde als Modell für sozialistisches Design und Produktion geplant.

„Bilden wir also eine neue Zunft der Handwerker ohne die klassentrennende Anmaßung, die eine hochmütige Mauer zwischen Handwerkern und Künstlern errichten wollte! Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens.“  (Bauhaus-Manifest, April 1919)[1]

Der Architekt Walter Gropius, vormals Vorsitzender des Arbeitsrats für Kunst, schrieb als Gründer dieser neuen Schule dieses ziemlich romantische Manifest. Ein paar Jahre später fasste er ihre Ziele nüchterner und knapper zusammen: „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ (Leitsatz des Bauhauses 1923-25).[2]

Erklärtes Ziel war die Aufhebung der Trennung von:

-       hoher und niedriger Kunst (das Bauhaus vereinigte die ehemalige Großherzogliche Kunsthochschule und die Großherzoglich Sächsische Kunstgewerbeschule),

-       luxuriöser Kunst für die Privilegierten und einfach produzierter Massenware für den Rest,

-       industrieller und handwerklicher Produktion.

-       Künstlerisches Schaffen sollte zu einem integralen Bestandteil des Gesellschaftslebens werden und keine privilegierte Nische darin. Der kreative Prozess, bisher von einem mysteriösen Nebel umgeben, sollte deutlich und bewusst hervortreten. Drucke, Tonwaren, Gewebe, Metallarbeiten, Möbel, Theater wurden alle in eine neue moderne Architektur von Licht und Raum integriert. Festivals, Theater, Partys wurden gefördert, damit die künstlerische Gemeinschaft zusammenkommt und Studenten und Lehrer dabei geholfen wird, sich auf Augenhöhe zu begegnen – dies vermittelt der Titel der Ausstellung im Barbican „Kunst als Leben“. Ähnlich der Titel, den Lyonel Feininger seinem Holzschnitt gab, der das erste Bauhaus-Manifest illustrierte: „Die Kathedrale des Sozialismus“.

Trotz seines kurzen Lebens hatte das Bauhaus einen enormen Einfluss, der noch bis in die heutigen Tage zu spüren ist:

Moderne Architekten des internationalen Stils, deren Vorläufer Bauhaus war, haben einen nachhaltigen Eindruck auf das bauliche Design hinterlassen. Selbst Architekturströmungen, die sich dagegengestemmt haben, wie der Post-Modernismus, zeigen bereits in ihrem Namen, dass der internationale Stil ein Referenzpunkt geblieben ist.[3]

Das heutige Grafik-Design wäre ohne die Bauhaus-Pioniere unmöglich (Werbung, Zeitschriften, Zeitungen und Webdesign).

Künstlerische Ausbildung bezieht sich immer noch auf die Innovationen des Bauhaus-Curriculums: Einem Basiskurs der grundlegenden Prinzipien und Untersuchungsmethoden folgen mehrere Jahre der Spezialisierung in bestimmten Gebieten.

Warum war das Bauhaus so einflussreich?

Die Oktoberrevolution 1917 in Russland und die revolutionäre Welle inspirierten das Bauhaus – besonders in Deutschland - in den folgenden Jahren und es schien - nach den massenhaften Vernichtungen des Ersten Weltkriegs - eine neue Lebensart anzubieten. In der Kunstwelt veranschaulichte das Bauhaus den Geist der Moderne, der selbst heute noch den Ausstellungsbesucher packt. In einer Gesellschaft, die sich anscheinend gegen den Menschen verschworen hat, hält das Bauhaus die Hoffnung aufrecht, dass die moderne Industrie für das menschliche Wohl tätig werden wird.

Das Bauhaus war Teil einer breiteren internationalen Bewegung, die den Würgegriff des Spießbürgertums gegenüber der Kunst zu zerschlagen versuchte. Strömungen wie Dada und der Expressionismus in Deutschland, De Stijl in Holland, Le Corbusiers „Neuer Geist“ („L’Esprit Nouveau“) in Frankreich teilten alle das gleiche Ziel. Am Bauhaus arbeiteten einige der bekanntesten internationalen Talente der Zeit, wie Walter Gropius selbst, später der Architekt Mies Van der Rohe, Maler wie Paul Klee und Wassily Kandinsky (um nur die hervorragendsten Persönlichkeiten zu erwähnen).

Zur selben Zeit wurde in Russland - mit gleichen Grundsätzen, aber weitaus geringeren Ressourcen – die konstruktivistische Kunstschule Wchutemas (Höhere Künstlerisch-Technische Werkstätten) gegründet. Diese war von dem Glauben beseelt, dass auf den Trümmern des bürgerlichen Regimes eine neue proletarische Kunstkultur erschaffen werden könne. Kandinsky, der das Curriculum der Wchutemas mit abfasste, wechselte 1921 zum Bauhaus.

Architektur und Design wurden durch die industrielle Massenproduktion in Harmonie gebracht. Beide Disziplinen hinkten bisher der technologischen Entwicklung hinterher und versuchten nach wie vor, altmodische Formen der vorindustriellen Produktionsmethoden nachzuahmen, eine Haltung die stark vom Konservatismus der Bourgeoisie beeinflusst war. Laut Bauhaus mussten neue Formen entwickelt werden, die die Möglichkeiten der neuen Technologie im Dienste der Massen ausdrückten.

Das Bauhaus erschuf ein neues ästhetisches Empfinden und entwickelte geeignete Fertigkeiten, diese zu befriedigen: die radikale Vermählung von modernen Materialien und Techniken (z. B. Gebäude aus Glas und Stahl, Möbel aus Metallröhren); ihr Prinzip von „weniger ist mehr“, „die Wahrheit des Materials“ (Verzicht auf dekorative Nachbildung und Verzierungen); und „die Form folgt der Funktion“ (als kleines Beispiel: die Schachfiguren eines Ausstellungsstückes waren im Gegensatz zu den traditionelle Formen nach den Zügen – den möglichen Bewegungsformen der Figuren – komponiert worden).

Ironischer weise waren die neuen Materialien (aufgrund der desaströsen ökonomischen Lage in Folge des Ersten Weltkriegs und des anschließenden Bürgerkriegs) in Russland so rar, dass die konstruktivistischen Architekten häufig Holz benutzen mussten, um den Baustoff Stahl zu imitieren.

Konnte das Bauhaus die Transformation der künstlerischen Produktion in eine sozialistische Richtung unterstützen?

Der Kapitalismus hat gezeigt, dass er in bestimmten Perioden in der Lage ist, erzieherische Experimente wie das Bauhaus zu tolerieren. In den frühen Zwanzigern - inmitten der Revolte der Arbeiterklasse und der Gefahr der Revolution – hatte die SPD, die Hauptstütze der Weimarer Republik, ein starkes Interesse daran, diese als sozialistische Alternative gegenüber den Gefahren des deutschen Oktobers aufzubauen. Mit dem Abflauen der proletarischen Bewegung fiel es dem Bauhaus immer schwieriger, die finanzielle Grundlage zu erhalten, und war 1926 gezwungen, von Weimar nach Dessau zu wechseln. Von Dessau wiederum zog es 1932 in einem letzten verzweifelten Versuch nach Berlin, wo es von der neu gewählten nationalsozialistischen Regierung 1933 endgültig geschlossen wurde. Für die Nazis war jegliche moderne Kunst an sich schon „Kulturbolschewismus“. Die Nationalsozialisten hatten kein Interesse daran, „deutsche Steuergelder“ für ein Institut der Avantgarde auszugeben, das Ausländer und Juden beherbergte.

In Russland gründeten die Bolschewiki 1920 durch das Narkompros (Volkskommissariat für Bildungswesen) die Wchutemas. Ihr Kommissar, Anatoli Lunatscharski, unterstützte die künstlerische Avantgarde. Der ehemalige Bolschewiki, Alexander Bogdanow, vertrat die Auffassung, dass es möglich sei, innerhalb der isolierten sowjetischen Festung eine neue proletarische Kultur (Proletkult) von Grund auf neu zu erschaffen. Dies lehnten Lenin und Trotzki jedoch ab. Die politische Macht und die Produktionsbeziehungen der Bourgeoisie müssten erst auf weltweiter Ebene zerschlagen werden, ehe ein umfassender Prozess in Richtung einer neuen klassenlose Kultur frühestens eingeleitet werden könnte. Aus dieser Perspektive müsse die Arbeiterklasse sich erst einmal die Errungenschaften der vorherigen Kulturen aneignen, statt einfach neue zu schaffen[4]. Die Wchutemas wurden 1930 geschlossen. Die stalinistische Konterrevolution umklammerte das kulturelle Leben und stellte es unter die Doktrin des sozialistischen Realismus. Welch Versuche und Fortschritte auch immer im erzieherischen Bereich im Rahmen des Kapitalismus gemacht wurden und werden, die herrschende Klasse ist verpflichtet (und dazu in der Lage), diese ihren imperialistischen, politischen und ökonomischen Zielen zu unterwerfen.

Die Ethik des Bauhauses setzte ein System der gesellschaftlichen Beziehungen voraus, das an dem Konsum und der Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse orientiert ist. Der Kapitalismus muss zwar menschlichen Bedarf befriedigen, um Waren verkaufen zu können. Dieses Ziel ist jedoch einem viel mächtigerem Ziel unterworfen: Profit zu erzielen. Und wenn aufgrund des Mangels an zahlungskräftigen Käufern dieses Ziel nicht erreicht werden kann, interessieren die menschlichen Bedürfnisse niemanden mehr.

In ihrem Streben nach Profit versucht die kapitalistische Produktion, die Konsumption der Massen durch möglichst niedrige Löhne und möglichst günstige Produktion von Verbrauchsgütern niederzudrücken.

Deshalb ist es - neben der großen Ausnahme des Bauhaus-Stils – unmöglich, die Lücke zwischen Qualitätsproduktion für einen kleinen luxuriösen Markt und die billigen (und schlechten) Ersatzprodukte für den Massenmarkt zu schließen.

Außerdem verlangt das Streben nach Profit im kapitalistischen Produktionsprozess (selbst in den so genannten „kreativen Industrien“) nach einer strengen hierarchischen Trennung der Arbeit und dem bedingungslosen Gehorsam der Arbeiter. Statt, wie das Bauhaus anstrebte, den Handwerker mit dem Künstler gleich zu stellen, tendiert der Kapitalismus dazu, ihn weiter auf das Niveau eines Maschinenbedieners zu erniedrigen – wenn es ihn nicht gleich arbeitslos macht.

Nach Informationen der UN waren 2005 über 100 Millionen Menschen weltweit wohnungslos, eine Milliarde Menschen lebten in Slums. Ohne Zweifel haben diese Zahlen seither zugenommen. Der wunderschöne Traum des Bauhauses scheint vollkommen geplatzt zu sein.

Jedoch werden die Produktivkräfte der Gesellschaft, die die künstlerische Kultur einschließen, weiterhin gegen den Klammergriff der kapitalistischen Produktionsbeziehungen rebellieren. Sie werden weiterhin auf eine neue Gesellschaft verweisen und uns inspirieren. In diesem Sinne ist nicht das Bauhaus, sondern der Kapitalismus selbst gescheitert. Das Bauhaus wird weiterhin ein historischer Meilenstein des kulturellen Fortschritts bleiben.

Como 24/7/12

[1] https://bauhaus-online.de/atlas/das-bauhaus/idee/manifest [1]

[2] siehe hierzu: https://www.educat.hu-berlin.de/schulen/sartre/material/schularb/bauhaus... [2].

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Stil [3]

[4] siehe hierzu den Artikel: „Der Kommunismus ist nicht nur eine schöne Idee, sondern eine Notwendigkeit“https://de.internationalism.org/kultur [4]

Aktuelles und Laufendes: 

  • Bauhaus Ausstellung [5]

Olympische Spiele in London: imperialistische List, Sparpolitik und Repression

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Dieses Jahr finden zum dritten Mal die Olympischen Spiele in London statt. Und jedes Mal spiegelt dieses Ereignis eine Etappe in der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft wider.

Olympiade 1908: Die Dominanz einer Weltmacht

Die Olympischen Spiele von 1908 waren ursprünglich in Rom geplant, doch der Ausbruch des Vesuv im April 1906 erforderte alle Ressourcen Italiens für den Wiederaufbau von Neapel. Als Weltmacht, die fast ein Viertel der Erdoberfläche und ein Fünftel der Weltbevölkerung  beherrschte, verfügte Grossbritannien damals über die Kapazität, die Olympischen Spiele in letzter Minute unter ihre Fittiche zu nehmen.

In nur zehn Monaten war es möglich, die Finanzen bereitzustellen, einen Ort auszuwählen und ein kunstvolles Stadion zu bauen. Die Ausgaben betrugen ungefähr15.000 Pfund und die Einnahmen 21.377 Pfund. Die ersten Olympischen Spiele in London warfen also Profit ab und waren ein finanzieller Erfolg. The Times schrieb am 27. Juli 1908 dazu: “Die perfekte Harmonie, die sich alle wünschten, wurde überschattet von gewissen bedauerlichen Konflikten, Protesten und Anwürfen gegen Entscheidungen der Schiedsrichter. Weltweit dominierte in vielen Zeitungen ein Gefühl des Nationalismus und es zirkulierten gegenseitige öffentliche Anschuldigungen.“  Wenn man die Art der Konflikte betrachtet, die sich damals zwischen den verschiedenen Nationen entzündet hatten, ist das nicht verwunderlich. Seit dem spanisch-amerikanischen Krieg 1898, dem russisch-japanischen Krieg 1905 und allen anderen Spannungen, die schlussendlich in den Ersten Weltkrieg mündeten, war der Imperialismus zur dominanten Funktionsweise des Kapitalismus geworden.

1908 waren alle Schiedsrichter Briten; vor allem von Seiten der amerikanischen Olympia-Delegation gab es erhebliche Widerstände dagegen. Es begann mit der Weigerung, die US-amerikanische Fahne während der Eröffnungszeremonie vor dem englischen König zu senken, und hielt während der gesamten Spiele an. Beim Tauziehwettkampf beschwerten sich die Amerikaner über die zu schweren Stiefel der gegnerischen Mannschaft, die aus Liverpooler Polizisten bestand. Als ihre Beschwerde zurückgewiesen wurde, verließen die US-Sportler den Wettkampf. Dasselbe beim 400 Meter-Lauf, als die englischen Schiedsrichter die Wiederholung des Finales beschlossen, weil ein amerikanischer Läufer einen britischen Konkurrenten gestoßen habe. Die Amerikaner boykottierten daraufhin den Wettkampf. England gewann schlussendlich mehr Gold-, Silber- und Bronzemedaillen als alle anderen Länder. Gegen die Teams von 22 Ländern, die insgesamt 2000 Teilnehmer stellten, gewann Grossbritannien 145 Medaillen - fast die Hälfte! Ein bisher ungeschlagener Rekord in den modernen Olympischen Spielen. Wie es The Times vom 13. Juli 1908 vorhergesehen hatte:“Dieses Jahr kann man hoffen, dass wir den ausländischen Konkurrenten zeigen, dass wir nichts von unserer List verloren haben.“

Olympiade 1948: Die Spiele der Sparpolitik

In den 40 Jahren, die bis zu den Olympischen Spielen von 1948 in London vergingen, erlebte der britische Imperialismus empfindliche Veränderungen. Die mit Grossbritannien verbündeten imperialistischen Mächte, Russland und die USA, waren die großen Sieger des Zweiten Weltkriegs. Die USA waren ab diesem Zeitpunkt die klar dominierende Macht im Westen, erst weit dahinter folgte Grossbritannien.

Grossbritannien zögerte zunächst bei dem Gedanken, die Olympischen Spiele von 1948 abzuhalten. Angesichts einer ausgelaugten Wirtschaft, von Rationalisierungen (Lebensmittel, Treibstoff und Kleider), die noch härter waren als während des Krieges, einer hohen Arbeitslosenrate, vieler Obdachlose und Streiks der Arbeiter hoffte Großbritannien verzweifelt auf die amerikanischen Gelder, die es im Rahmen des Marshall-Plans erhalten sollte. Es herrschte Verunsicherung über allfällige soziale Auswirkungen der Olympischen Spiele.

Ein Monat vor Beginn der Spiele brach ein „unbewilligter“ Streik der Hafenarbeiter in London aus, der dazu führte, dass Truppen in den Hafen geschickt wurden. Zum ersten Mal griff die Regierung auf die Mittel des „Notstandsrechts“ von 1920 zurück, um einen Streik zu unterdrücken. Es sah nicht danach aus, als würden sich die Arbeiter nur einmal gegen das Regime der Sparmaßnahmen der Nachkriegszeit wehren.

Zur Vorbereitung der Spiele blieben lediglich zwei Jahre Zeit. Es wurde nichts wirklich Neues dafür gebaut, und für Projekte wie den Bau der Straße zum Wembley-Stadion wurde vor allem die Arbeitskraft deutscher und anderer Kriegsgefangener eingesetzt. Nicht zufällig gingen die Olympischen Spiele von 1948 als die Spiele der Sparmaßnahmen in die Geschichte ein. Teilnehmer aus anderen Ländern wurden aufgefordert, ihre Verpflegung selbst mitzubringen; man erlaubte eine Erhöhung der Nahrungsmittelrationen der Athleten auf das Niveau von Minenarbeitern. Die männlichen Sportler wurden in den Kasernen der Royal Air Force untergebracht, die Frauen in den Universitäten Londons. Die britischen Sportler mussten ihr Equipment selbst kaufen oder sogar herstellen.

Mit 4000 Teilnehmern aus 59 Ländern kosteten die Spiele von 1948 732.268 Pfund, die Einnahmen beliefen sich auf 761.688 Pfund. Somit wurde ein geringer Profit erwirtschaftet, doch das britische Königreich errang nur zwölf Medaillen und die ganze Welt ahnte schon vor den Spielen, dass die USA allen anderen überlegen sein würden.

Olympiade 2012: Schulden und Repression

Auch wenn einige Länder behaupten, eine ausgeglichene Bilanz oder gar einen Überschuss erzielt zu haben (siehe die zweifelhaften Erklärungen von Peking 2008), waren in der letzten Zeit die Olympischen Spiele für die durchführenden Länder ein finanzielles Desaster. Die Schulden der Spiele von Montreal waren dermaßen groß, dass sie noch nach 30 Jahren nicht getilgt sind. Das Budget für die Spiele in Athen 2004 betrug 1,6 Milliarden Dollar; die öffentlichen Ausgaben wurden schlussendlich auf ungefähr 16 Milliarden Dollar geschätzt. Die meisten Austragungsplätze wurden danach wieder geschlossen oder werden kaum genutzt, und allein der Aufwand für die Ordnungs- und Sicherheitsmaßnahmen ging in die Millionen. Klar ist, die Olympischen Spiele beschleunigten die Krise der griechischen Wirtschaft.

Für die Spiele 2012 in London wurde erst ein Budget von ca. 2,37 Milliarden Pfund aufgestellt, doch in den sieben Jahren seit der Entscheidung über den Standort haben sich die Kosten erst um das Vierfache, dann um das Zehnfache gesteigert. Es handelt sich hier nicht einfach um den Fehler der Organisatoren,  nicht alles zur Beschränkung der Kosten getan zu haben! Die Preise für Eintritt, Verpflegung, Getränke und alles, was an den Spielen konsumiert wird, sind meist skandalös hoch, selbst in einer Metropole wie London, die für ihre hohen Preise bekannt ist. Die Beiträge der offiziellen Sponsoren sind stark zurückgegangen. Es gibt strikte Regeln bezüglich der „Hintergrundwerbung", das heißt, für die gesamte Ausstattung (inklusive der Marken der privaten Kleider) oder Firmenlogos, die nicht zu den offiziellen Sponsoren der Spiele gehören.

Vor allem aber brilliert London 2012 als Champion der Repression. Auf dem Höhepunkt der Spiele befinden sich 12.000 Polizisten im Einsatz. Es stehen 13.500 Soldaten zur Verfügung, mehr als in Afghanistan, wo 9.500 britische Soldaten stationiert sind. Es werden 13.300 private Sicherheitsleute aufgeboten, die gemeinsame Übungen mit dem Militär durchführten. Ein Sprecher der Sicherheitsfirma sagte: „Teil der Ausbildung war der 'Austausch' zwischen den beiden Gruppen, damit die Besucher von privaten und militärischen Ordnungskräften gleich behandelt werden.“ (Financial Times 24. Mai).

Als würde dies nicht genügen, wurde eine breite öffentliche Kampagne über die Installation eines schlagkräftigen Arsenals von Boden-Luft-Raketen in der Nähe des Olympischen Dorfs lanciert. Offenbar ist es dazu bestimmt, Flugzeuge über ein dichtbesiedeltes Gebiet abzuschießen.

In Zusammenarbeit mit dem britischen Staat scheinen die Organisatoren der Spiele an alles zu denken. Als gäbe es nichts Wichtigeres zu tun, hat der Innenminister angeordnet, alle 380.000 Sportler, Funktionäre und Medienleute, die irgendwie mit den Spielen in Berührung kommen, einem Sicherheitscheck zu unterziehen. Es gibt auf den Straßen „Sonderspuren für die Spiele“ die für die offiziellen Fahrzeuge reserviert sind. Wenn man irrtümlich auf eine dieser Fahrbahnen gerät und erwischt wird, kostet das 135 Pfund Buße (170 Euros). Beim Betreten des Geländes wird man untersucht; nicht einmal Trinkwasser darf man bei sich haben. Es ist illegal, auf Twitter oder Facebook Bilder von den Spielen zu veröffentlichen.

Mehr als 200 Nationen nehmen an diesen Spielen teil, und die Organisatoren tun alles, um das nötige Material für die bekannte nationalistische Orgie bereitzustellen. Es bieten sich auch wunderbare Werbegelegenheiten für Coca Cola, McDonalds, Panasonic, Samsung, Visa, General Electric, Procter & Gamble, BMW, EDF, UPS und den Rest der ganzen Bande.

So sieht also das neue Gesicht der modernen Olympischen Spiele aus: Nationalismus und Werbung. Während der Vorbereitungszeit für London 2012 hat der Stadtrat von Newham, dem Quartier, in dem das Olympiastadion steht, versucht, 500 Familien ins 150 Meilen entfernte Stoke-on-Trent „umzusiedeln“. Mieter wurden herausgeschmissen, um die Wohnungen zu massiv überhöhten Preise zu verkaufen. Die Olympischen Spiele sollen angeblich ein Fest für die Jugend sein. Newham hat im Schnitt die jüngste Bevölkerung von Großbritannien und Wales, mit dem größten Anteil von Kindern unter einem Jahr. Es hat aber auch die größte durchschnittliche Haushaltsgröße, die höchste Rate an Sozialhilfeempfängern in London sowie hohe Raten an Krankheiten und vorzeitigem Tod. Für die Kinder, die im Schatten dieses olympischen Jahres leben, ist klar: Ihre Zukunft wird nicht besser durch das Spektakel des Krieges um Medaillen.

Car  5. Juni 2012

Aus Worldrevolution, Zeitung der IKS in Grossbritannien

Theoretische Fragen: 

  • Imperialismus [6]

Pannekoeks „Lenin als Philosoph" – Eine Kritik von Internationalisme, 1948 (Einleitung)

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aus International Review 25 (englische, spanische und französische Ausgabe)

Als die GCF (Gauche Communiste de France) sich entschied, Anton Pannekoeks “Lenin als Philosoph” zu übersetzen und zu veröffentlichen, war nicht nur sein Pseudonym, sondern auch Pannekoek selbst in Frankreich nahezu unbekannt. Doch dies war keinesfalls ein rein französisches Phänomen. Zwar war Frankreich noch nie durch seinen Eifer aufgefallen, Texte der marxistischen Arbeiterbewegung zu veröffentlichen, doch galt dies zu jener Zeit für jedes Land auch und diese „Vergesslichkeit“ ist nicht allein auf Pannekoek beschränkt. Angefangen mit Rosa Luxemburg, war die gesamte kommunistische Linke, ihr gesamtes theoretisches und politisches Wirken, all die leidenschaftlichen Kämpfe einer Strömung, die mitten in den revolutionären Kämpfen in Folge des ersten Weltkriegs geboren wurde, „vergessen“ worden. Es ist kaum zu glauben, dass nur zehn Jahre der stalinistischen Konterrevolution ausreichten, um diese so reichen und fruchtbaren Lehren der revolutionären Bewegung aus  den Erinnerungen einer ganzen Generation, die diese durchlebt haben, zu löschen. Als ob eine Amnesie-Epidemie plötzlich über Millionen von Arbeitern, die aktiv an den Ereignissen teilgenommen haben, hereingebrochen wäre und diese vollkommen uninteressiert an allem, was mit revolutionärem Denken zu tun haben könnte, zurückgelassen hätte. Nur wenige Zeugnisse einer revolutionären Welle, die die Welt durchschüttelt hatten, waren in Form sehr kleiner, über die Welt verstreuter und voneinander isolierter Gruppen übrig geblieben. Letztere waren kaum in der Lage, den theoretischen Denkprozess fortzusetzen; eine Ausnahme bildeten kleine Ausgaben mit geringfügiger Verbreitung, die oftmals noch nicht einmal gedruckt werden konnten.

Es ist kein Wunder, dass Pannekoeks Buch „Lenin als Philosoph“, das 1938 am Vorabend des Krieges auf Deutsch erschien, kein Echo hervorrief und auch im stark eingeschränkten revolutionären Milieu auf keinerlei Resonanz stieß. Es war das unbestrittene Verdienst von Internationalisme (der Publikation der GCF), die, nachdem sich die Stürme des Zweiten Weltkrieges gelegt hatten, als erste den Text übersetzten und in den Ausgaben Nr. 18 – 29 (Februar – Dezember 1947) in Folge veröffentlichten. Internationalisme begrüßte Harpers Buch als „einen erstklassigen Beitrag zur revolutionären Bewegung und zur Emanzipation des Proletariats“. Weiterhin schrieb Internationalisme in ihrer Einleitung (Nr. 18, Februar 1947): „In einem einfachen, klaren Stil geschrieben, ist es eines der besten theoretischen Schriften der vergangenen Jahrzehnte. Ohne jede einzelne Schlussfolgerung zu teilen, kann niemand den enormen Wert dieser Arbeit leugnen“.

In derselben Einleitung drückte Internationalisme ihr Hauptanliegen aus:

„Die Degeneration der kommunistischen Internationale verursachte im revolutionären Milieu einen beunruhigenden Einbruch im Interesse an theoretischer und wissenschaftlicher Untersuchungsarbeit. Jenseits von Bilan, dem Magazin der Italienischen Fraktion der Kommunistischen Linken und den Schriften der Rätekommunisten, einschließlich Harpers Buchs unternahm die europäische Arbeiterbewegung quasi keine theoretischen Anstrengungen. Für uns ist nichts schädlicher für die proletarische Bewegung als die theoretische Trägheit ihrer Militanten.“

Welch hohe Aufmerksamkeit sie Pannekoeks Buch zollte, beweist ihre vollständige Veröffentlichung. Doch darüber hinaus beteiligte sich Internationalisme mit einer Folge von Diskussionen und Kritiken (Nr. 30 – 33, Januar – April 1948) an der theoretischen Vertiefung. Internationalisme teilte vollständig Pannekoeks These, dass Lenin in seiner Polemik gegen die idealistischen Tendenzen des Neo-Machismus (Bogdanow usw.) auf Argumente des bürgerlichen Materialismus (ein mechanistischer und positivistischer Standpunkt) zurückfiel. Doch gleichzeitig wies Internationalisme die politischen Schlussfolgerungen Pannekoeks, die bolschewistische Partei sei eine nicht-proletarische Partei, eine Partei der Intelligentsia und die Oktoberrevolution eine bürgerliche Revolution gewesen, entschieden zurück.

Dieses Argument ist die Grundlage für die rätistische Analyse der bolschewistischen Partei und der Oktoberrevolution. Es unterscheidet die rätistische Strömung von der Italienischen Linken wie auch von der frühen KAPD. Der Rätismus ist das Ergebnis des Rückfalls hinter der (reiferen) Deutschen Linken, deren Erbe er beanspruchte. Ähnliche Analysen mit geringen Variationen finden sich bei Socialisme ou Barbarie oder Socialisme du Conseils, bei Chaulieu (Castoriadis), Mattick, Rubel und Korsch. Allen ist gemeinsam, dass sie die Oktoberrevolution auf ein strikt russisches Phänomen reduzieren und ihre internationale und historische Bedeutung vollkommen außer Acht lassen.

Ist dieser Punkt einmal erreicht, bleibt diesen Elementen nur noch übrig, das zurückgebliebene Niveau der industriellen Entwicklung festzustellen und daraus zu folgern, dass die objektiven Bedingungen für eine proletarische Revolution fehlten. Der Verlust des globalen Blicks auf die kapitalistische Entwicklung führt den Rätismus – über einige Umwege - zu den Positionen der Menschewiki: die Unreife der objektiven Bedingungen in Russland und dem daraus folgenden bürgerlichen Charakter der Revolution.

Dies alles deutet daraufhin, dass Pannekoeks Arbeit nicht von dem Bedürfnis getragen war, Lenins philosophischen Fehler zu beheben, sondern vom tiefen politischen Willen, die bolschewistische Partei zu bekämpfen, die er a priori – quasi von Natur aus – als eine Partei betrachtet, die von einem „halb bürgerlich-halb proletarischen Charakter des Bolschewismus und der russischen Revolution an sich“ (Einleitung von Paul Mattick zur franz. Ausgabe bei edition Spartacus, 1978) gekennzeichnet worden sei. „Um zu zeigen, was der Leninsche ‚Marxismus‘ wirklich bedeutete, unternahm Pannekoek eine kritische Prüfung seiner philosophischen Grundlagen, die unter dem Titel ‚Lenin als Philosoph‘ 1938 veröffentlicht wurde.“ (ebenda, S. 54, in: „Marxistischer Antileninismus“)

Der Wert solcher Unternehmungen muss hinterfragt werden und hier sind Pannekoeks Beweise kaum überzeugend. Der Charakter eines historischen Ereignisses von solcher Bedeutung wie die Oktoberrevolution oder die Rolle der bolschewistischen Partei aus einer philosophischen Polemik – wie wichtig auch immer – herzuleiten ist weit hergeholt. Weder die philosophischen Fehler Lenins 1908 noch der endgültige Triumph der stalinistischen Konterrevolution stellen einen Beweis dafür dar, dass die Oktoberrevolution nicht durch das Proletariat, sondern von einer dritten Klasse (der Intelligentsia) gemacht wurde. Dadurch, dass willkürlich falsche politische Schlüsse auf theoretisch richtige Annahmen gepfropft werden, dass ein kruder Zusammenhang zwischen Ursachen und Wirkungen hergestellt wird, gerät Pannekoek selbst in den Sog einer un-marxistischen Methode, die er völlig zu Recht an Lenin kritisiert.

Mit dem wiederauflebenden Klassenkampf nach 1968 nimmt das Proletariat den Faden wieder auf, der von der seit nahezu einem halben Jahrhundert triumphierenden Konterrevolution zerrissen worden war, und eignet sich die Arbeit der Linken wieder an, die den Schiffbruch der Kommunistischen Internationalen überlebt hatten. Heute tauchen die lang ignorierten Schriften und Debatten der Linken wieder auf und finden immer mehr Leser. Wie viele andere Schriften wurde auch Pannekoeks „Lenin als Philosoph“ wieder aufgelegt und kann von Tausenden von proletarischen Militanten gelesen werden. Doch wenn diese theoretisch-politischen Werke uns bei der Entwicklung der revolutionären Gedanken und Aktivitäten wirklich unterstützen sollen, dann müssen sie kritisch studiert werden. Dieser kritische Geist unterscheidet uns deutlich von der akademischen Mentalität, die, nachdem sie den einen oder anderen Autoren für sich entdeckt hat, diesen sofort zum neuen Idol macht und alles in Schutz nimmt, was dieser je geschrieben hat.

Gegen den Neo-Anti-Bolschewismus, der heute unter einigen Gruppen und in einigen Publikationen – wie PIC (Pour une Intervention Communiste) und Spartacus (mittlerweile aufgelöst) in Mode ist und meist damit endet, die gesamte sozialistische und kommunistische Bewegung, einschließlich der Oktoberrevolution, aus der Geschichte des Proletariats zu tilgen, können wir nur wiederholen, was Internationalisme in der Einleitung zu Pannekoeks Buch schrieb:

“Diese Entstellung des Marxismus verdanken wir den so eifrig wie ignorant auftretenden ‚Marxisten‘. Diese haben ihre Entsprechung in den kaum weniger ignorant auftretenden Anti-Marxisten. Der Anti-Marxismus ist zum Kennzeichen von deklassierten, entwurzelten, verbitterten, kleinbürgerlichen Halbintellektuellen geworden. Gleichermaßen abgestoßen vom monströsen russischen System, das aus der Oktoberrevolution hervorgekommen ist, wie auch von der harten und undankbaren wissenschaftlichen Untersuchungsarbeit, laufen diese Leute heute in Sack und Asche durch die Welt, in einem ‚Kreuzzug‘ auf der Suche nach neuen Ideen, doch nicht um sie zu verstehen, sondern um sie  anzubeten.“

Was gestern richtig für den Marxismus war, ist heute richtig für den Bolschewismus und die Oktoberrevolution.

MC 1981

Leute: 

  • Lenin [7]
  • Pannekoek [8]
  • Harper [9]

Politische Strömungen und Verweise: 

  • Kommunistische Linke [10]
  • Rätekommunismus [11]

Geschichte der Arbeiterbewegung: 

  • 1917 - Russische Revolution [12]

Historische Ereignisse: 

  • Lenin als Philosph [13]

Entwicklung des proletarischen <br>Bewusstseins und der Organisation: 

  • Deutsche und Holländische Linke [14]
  • Französische Kommunistische Linke [15]

Theoretische Fragen: 

  • Kommunismus [16]

Erbe der kommunistischen Linke: 

  • Proletarische Revolution [17]
  • Die revolutionäre Welle 1917-1923 [18]
  • Das Klassenbewusstsein [19]

Proteste in Japan: Ein Ausdruck der Empörung über die Barbarei des Kapitalismus

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Seit April zieht ein Sturm über Japan, vergleichbar mit dem « Arabischen Frühling » der die Mobilisierungen der „Empörten“ in der ganzen Welt auslöste (Spanien, Griechenland, USA, Kanada). Und wie bei vielen dieser Mobilisierungen sehen wir auch in Japan wieder eine Politik des black-outs, des Verschweigens, durch die herrschende Klasse und ihre mächtigen Medien. Selbst in Japan existiert ausserhalb der Orte an denen sich die Unzufriedenheit direkt ausdrückt ein Vertuschen wie in den westlichen demokratischen Medien. Ein Beispiel: Eine Demonstration von mehr als 60`000 Leuten in Tokyo wurde gegenüber der Öffentlichkeit komplett unter dem Deckel des Schweigens gehalten. Nach den Worten des japanischen sog. „unabhängigen“ Journalisten M. Uesugi «ist in Japan die Kontrolle der Medien stärker als in China oder Ägypten»[1]          

Die Demonstrationen an denen im April 2012 nur einige hundert Leute teilgenommen hatten wuchsen schnell auf tausende von Menschen an und wurden zu einer intensiven Welle der Empörung. Anfang Juli entstanden die Proteste in verschiedenen Landesteilen (Region Tohoku im Nordosten, Kyushu-Insel im Süden, Shikoku im Südosten, Hokkaido im Norden, Honshu im westlichen Zentrum Japans) und die Protestierenden begannen in der Nähe des Yoyogi-Parks in Tokio die Strassen zu besetzen. Eine riesige Demonstration mit 170`000 Leuten fand statt. Seit den 1970er Jahren gab es in Japan nie mehr eine solch grosse Demonstration gegen die Verschlechterung der Lebensbedingungen. Die letzte, aber viel kleinere Demonstration, richtete sich 2003 gegen den Krieg im Irak.

Die Gründe dieser Unzufriedenheit sind mit dem Trauma von Fukushima verbunden, mit der Empörung über die Lügen der japanischen herrschenden Klasse und deren Fortführung der nuklearen Kamikaze-Politik. Der aktuellste nationale Plan sieht den Bau von 14 neuen Atomreaktoren bis 2030 vor! Nach der Katastrophe von Fukushima ist der Regierung nichts Besseres zur „Besänftigung“ und zur Vorbereitung ihres Nuklearplans in den Sinn gekommen, als der Bevölkerung zu sagen: „Ihr werdet nicht unmittelbar betroffen sein. (…) Es ist nicht so schlimm, es ist wie in ein Flugzeug zu steigen oder der Sonnenstrahlung ausgesetzt zu sein“. Was für ein Zynismus ! Es ist daher nicht verwunderlich, wenn die Bevölkerung aufgebracht das „Abschalten der Atomkraftwerke“ fordert, allen voran den Reaktor von Hamaoka der 120 Kilometer von Nagoya entfernt in einer höchst erdbebengefährdeten Zone liegt.

Das Ausmass der Proteste hat selbst die Initiatoren überrascht. Die Aufrufe verbreiteten sich dynamisch schnell via Internet und es gibt wie in anderen Ländern zuvor die treibende Kraft von Seiten der jungen Menschen, vor allem Studenten und Schüler. Für viele von ihnen sind dies die ersten Demonstrationen in ihrem Leben. Einige der fast wöchentlich stattfindenden Proteste wurden von den Mittelschülern in Nagoya über soziale Netzwerke und anscheinend von Anti-Atom Gruppen organisiert[2]. Es erscheinen immer mehr kritische Stimmen auf dem Internet, Videos werden veröffentlicht und neue Standorte welche die Empörung ausdrücken tauchen auf. Durch Beiträge wie auf einem Blog eines pensionierten Arbeiters aus dem Reaktor von Hamaoka der die angebliche „Sicherheit“ der Atomkraftwerke denunziert befruchtet sich das Nachdenken. Ein Student aus Sendai im Nordosten Japans, Mayumi Ishida, wünscht sich „eine soziale Bewegung mit Streiks“[3]. Diese Bewegung drückt die angestaute tiefe Frustration über die sozialen Verhältnisse aufgrund der Krise und der brutalen Sparpolitik aus. Die Proteste in Japan reihen sich ein in die anderen internationalen Ausdrücke der Bewegung der „Empörten“.

Obwohl wir nicht über genauere Informationen verfügen ist eines klar: Leute legen ihr Zögern ab und melden sich politisch zu Wort.

Doch wie auch anderswo hat diese Bewegung ihre grossen Schwächen, so vor allem Illusionen in die bürgerliche Demokratie und nationalistisch gefärbte Vorurteile. Die Empörung bleibt Grossteils in den Schranken der Kontrolle der Gewerkschaften und offiziellen Anti-Atom Organisationen gefangen. Lokale bürgerliche Politiker treten grossmäulig mit Demagogie und Lügen auf und versuchen die Unzufriedenheit zu ihren eigenen Gunsten zu verwerten. Sie reissen sterile Aktionen an die sich nur auf ganz bestimmte Nuklearprojekte begrenzen oder sich isoliert gegen die Person des „Kernschmelzers“ Premierminister Naoto Kan einschiessen.

Doch trotz all dieser Schwächen ist die Bewegung in Japan ein wichtiges Symbol. Sie zeigt nicht nur, dass ihre noch vorhandene Isolierung von anderen Teilen der Lohnabhängigen Menschen auf der Welt (bedingt durch geografische, historische und kulturelle Faktoren) sich aufzuheben beginnt[4], sondern auch, dass sich die ganze widerliche Propaganda der bürgerlichen Medien über die angebliche „Hörigkeit“ der Arbeiter und Arbeiterinnen in Japan nur auf Vorurteile abstützt die dazu da sind die internationale Solidarität der Lohnabhängen zu verhindern.

Langsam aber sicher beginnen die Arbeiterinnen und Arbeiter ihre soziale Kraft zu entdecken die sie potentiell für die Zukunft haben. Sie entdecken immer mehr, dass die Strasse ein politischer Ort ist an dem wir einen solidarischen Kampf führen müssen. So ist es in Japan und weltweit möglich wieder die revolutionäre internationale Kraft zu finden um den Kapitalismus zu überwinden und eine Gesellschaft aufzubauen die nicht auf Ausbeutung und Barbarei basiert. Zweifellos ein noch langer, ein sehr langer Weg, doch wohl der einzige der in die Freiheit führt.

W.H. 21. Juli 2012

[1] https://blogs.mediapart.fr/edition/japon-un-seisme-mondial/article/201111/fukushima-occuper-tokyo-des-manifestations-de-ma [20]

[2] https://www.slate.fr/story/37717/japon-antinucleaire [21]

[3] www.ouest-france.fr/actu/actuDet_-Japon-manifestations-anti-nucleaires-monstres_3637-2097031_actu.Htm?xtor=RSS-4&utm_source=RSS_MVI_ouest-france [22]

[4] Siehe dazu unsere 2003 veröffentlichte Artikelserie über die Geschichte der Arbeiterklasse in Japan, in International Revue Nr.112 [23], 114 [24], 115 [25] (engl., franz., span.)

Geographisch: 

  • Japan [26]

Aktuelles und Laufendes: 

  • Proteste Japan [27]
  • Fukushima Anti-Atomproteste Japan [28]

Wirtschaftskrise: Kein Ausweg für die EU und den Kapitalismus

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Laut Olivier Blanchard, dem Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds, befindet sich die Eurozone –und damit die Weltwirtschaft – an einem sehr gefährlichen  Punkt. Im April warnte Blanchard, dass, wenn Griechenland aus dem Euro tritt, „es möglich ist, dass andere Volkswirtschaften aus der Euro-Zone unter schwerem Druck geraten, einschließlich einer ausgewachsenen Panik auf den Finanzmärkten. Unter diesen Laut Olivier Blanchard, dem Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds, befindet sich die Eurozone –und damit die Weltwirtschaft – an einem sehr gefährlichen  Punkt. Im April warnte Blanchard, dass, wenn Griechenland aus dem Euro tritt, „es möglich ist, dass andere Volkswirtschaften aus der Euro-Zone unter schwerem Druck geraten, einschließlich einer ausgewachsenen Panik auf den Finanzmärkten. Unter diesen Umständen kann ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone nicht mehr ausgeschlossen werden. Dies könnte einen schweren politischen Schock verursachen, der den ökonomischen Stress in einem Umfang verschlimmern könnte, der weit über den Lehmann-Kollaps hinausreicht.“ Solch ein Schock könnte in der Tat „eine schwere Rezession auslösen, die Anklänge an die 1930er Jahre enthält.“[1]

Daher war die EU, wie von einer Reihe von Expertenkreisen vorhergesagt, gezwungen gewesen, ein neues Rettungspaket zu schnüren und Schritte in Richtung einer größeren Zentralisierung der Union zu unternehmen. „EU-Führer stimmen darin überein, den geplanten Rettungsfonds der Euro-Zone zur direkten Unterstützung von ums Überleben kämpfender Banken einzusetzen, ohne die Staatsschulden zu erhöhen. Nach 13-stündigen Gesprächen kamen sie auch darin überein, eine gemeinsame Bankenaufsichtsbehörde aufzustellen. Spanien und Italien übten Druck auf Deutschland aus, um dem Rettungsfonds zu gestatten, Staatsschulden auf den Märkten aufzukaufen – eine Maßnahme, um die Zinslasten einzudämmen.“[2]

Obwohl Deutschland kämpfenden Ländern wie Italien und Spanien politische Konzessionen zugestehen musste, steht es an vorderster Front bei den Schritten hin zu einer größeren Zentralisierung der EU. So teilte Merkel dem deutschen Parlament mit, dass, wenn Länder die Garantierung ihrer Schulden durch die zentrale Vergabe von Eurobonds anstreben, dies mit einer größeren zentralen Kontrolle einhergehen müsse. „Eine gemeinsame Haftung kann nur geschehen, wenn ausreichende Kontrollen in Kraft sind.“Dieser Schritt in Richtung einer Zentralisierung war bereits mit dem Beschluss, eine gemeinsame Bankenaufsicht zu installieren, Bestandteil des neuen Abkommens, doch stehen weit ambitioniertere Pläne auf dem Prüfstand:

„Europäische Behörden haben auch Vorschläge wie die Schaffung eines europäischen Schatzamtes dargelegt, das Macht über die nationalen Haushalte ausüben würde. Der 10-Jahres-Plan (2) soll die Euro-Zone stärken und künftig Krisen verhindern, doch Kritiker sagen, dass er den aktuellen Schuldenproblemen nicht gerecht wird.“ Merkel hat ebenfalls vorgeschlagen, dass in Zukunft der Präsident des Europäischen Rates zentral gewählt werden sollte. Zusammengefasst, wenn Deutschland in letzter Instanz als Kreditgeber der gesamten Euro-Zone agieren soll, müssten die Länder der Euro-Zone eine größere Rolle des deutschen Imperialismus akzeptieren.

Kein Ausweg für die EU oder das Kapital

Hier wird die ganze Zerbrechlichkeit des Euro und des EU-Projektes deutlich. Angesichts der Wirtschaftskrise gibt es wachsende Tendenzen unter den Staaten, verstärkt auf ihre eigenen Interessen zu schauen, was eine Auflösung der Union beschleunigt. Deutschland versucht, die unmittelbaren Folgen der Krise unter Kontrolle zu halten, doch seine Forderungen nach einer größeren Vormachtstellung verschärfen die nationalen Rivalitäten, was seinerseits die Stabilität der Union beeinträchtigt. Vor dem Hintergrund der europäischen Geschichte der letzten hundert Jahre sind die anderen europäischen Hauptmächte, insbesondere Frankreich und Großbritannien, nicht bereit, ein von Deutschland dominiertes Europa zu akzeptieren.

Doch auch auf der ökonomischen Ebene bewirken die von der Bourgeoisie beschlossenen Maßnahmen nicht mehr, als den Rutsch in die Katastrophe zu verlangsamen. Wie wir in diesem Artikel bereits argumentiert hatten[3], hat die globale Überproduktionskrise die herrschende Klasse in ein unlösbares Dilemma gestürzt: Den Weg des Wachstums zu beschreiten bedeutet die Anhäufung weiterer Schulden, und dies erhöht den Druck durch Inflation und Bankrott. Eine rigide Sparpolitik (und/oder Protektionismus) dagegen verschärft die Krise, indem sie die Kaufkraft einschränkt und so die Märkte noch weiter schrumpfen lässt.

Der Bourgeoisie dämmert allmählich die Brisanz der Situation. Sie macht sich keine Sorgen mehr über eine „doppelte Rezession“ (double-dip recession), sondern spricht immer offener über eine Depression vom Typ der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre. Nun liest man, wie „Italiens oder Spaniens Pleite Europa in eine beispiellose Wirtschaftskatastrophe stürzen könnte“; es wird befürchtet, dass eine Intervention zu spät erfolgt, weil „die politischen Führer erst eine Minute vor Mitternacht, wenn Europa in einen entsetzlichen ökonomischen Abgrund starrt, sich gezwungen sehen zu handeln.“ (4)

Tatsächlich ist die Depression bereits da, und die Lage ist schlimmer, als sie es in den 1930er Jahren war. In den 30ern gab es einen Ausweg aus der Krise: der Einsatz staatskapitalistischer Maßnahmen – ob im Gewand des Faschismus, des Stalinismus oder des New Deal -, die eine gewisse Kontrolle über die Wirtschaft erbrachten. Heute ist die Krise gerade eine Krise des Staatskapitalismus: Alle Versuche seitens der herrschenden Klasse, das System durch den Staat (insbesondere die staatliche Politik des Schuldenmachens) zu manipulieren, sind vor ihren Augen  zerborsten.

Vor allem aber war in den 30er Jahren der Weg zum Weltkrieg offen, weil die Arbeiterklasse sich nach dem Scheitern der revolutionären Anläufe nach 1917 in einer Position der Niederlage befand. Der Drang zum Krieg ermöglichte eine Absorbierung der Arbeitslosigkeit durch die Schaffung einer Kriegswirtschaft; und der Krieg selbst machte eine Reorganisierung der Weltwirtschaft und den Start des Booms möglich, der bis zu den 1970er Jahren anhielt.

Diese Option steht heute nicht mehr zu Verfügung; nach dem Kollaps des alten Blocksystems ist die imperialistische Weltordnung zunehmend multipolar geworden. Die amerikanische Herrschaft ist immer schwächer geworden. Die Opposition gegen die deutsche Kontrolle über Europa macht deutlich, dass Europa niemals in der Lage sein wird, sich selbst zu einem militärischen Block zu vereinen. Auch den anderen aufsteigenden oder wiedergenesenden Mächten wie China und Russland mangelt es an der Fähigkeit, eine stabile internationale Allianz um sich herum aufzubauen. Kurz, die Bündnisse, die notwendig sind, um einen Weltkrieg auszutragen, gibt es nicht. Und wenn es sie gäbe, so würde die Zerstörung, die ein dritter Weltkrieg anrichten würde, einen weiteren „Nachkriegsboom“ unmöglich machen.

Vor allem aber befindet sich die Arbeiterklasse in den wichtigsten kapitalistischen Ländern nicht in derselben Lage der Niederlage wie in den 1930er Jahren. Denn trotz all ihrer Schwächen und Zaudereien zeigt sie einen wachsenden Unwillen gegenüber den Argumenten der Reichen und Mächtigen, die uns erzählen, dass wir unseren Lebensstandard „zum Wohle Aller“ opfern. In den letzten paar Jahren haben wir Massenstreiks in Bangladesch und Ägypten gesehen, soziale Revolten im gesamten Nahen Osten, in Europa und in den USA, Proteste gegen angestrebte Rentenkürzungen in Frankreich und im Vereinten Königreich, Studentenrebellionen gegen wachsende Bildungskosten in Großbritannien, Italien, Kanada…

Doch diese Kämpfe stehen noch weit unter dem, was die objektive Situation mit den Angriffen gegen die ausgebeutete Klasse erfordert. In Griechenland sehen wir, wie der Lebensstandard der ArbeiterInnen auf die brutalste Weise gesenkt wird: massive Reduzierung von Arbeitsplätzen, Löhnen, Renten und anderen Leistungen, die drastisch gekürzt wurden, mit der Folge, dass zahllose Familien, die einst einen bescheidenen Lebensstandard erwarten konnten, nun von Lebensmittelspenden abhängig sind, wenn sie nicht schon auf den Straßen hausieren. In Griechenland sind die Brot- und Arbeitslosenschlangen, die für die 1930er Jahre sinnbildlich waren, erneut brutale Realität geworden und werfen ihren Schatten auf Spanien, Portugal und all die anderen Länder, die als erste vom Zusammenbruch des Kartenhauses des Kapitalismus getroffen sind.

Angesichts derartiger Angriffe verhalten sich die eingeschüchterten ArbeiterInnen oftmals zögerlich. Sie haben es auch mit einem ideologischen Trommelfeuer zu tun, das auf sie einwirkt – von der einen Seite heißt es, wählt links und verstaatlicht die Banken, von der anderen, wählt recht und schiebt alle Schuld in die Schuhe der Immigranten. Es gibt Gewerkschaften, die ihre eigenen Waffen stumpf machen, wie die Abfolge von eintägigen Generalstreiks in Griechenland, Spanien und Portugal sowie die endlosen „Aktionstage“ im öffentlichen Dienst in Großbritannien gezeigt hat.

All diese Ideologien versuchen die Hoffnung am Leben zu halten, dass auch nur irgendetwas innerhalb des gegenwärtigen Systems geschützt werden kann. Die Krise des Systems, die nun sämtliche Strukturen durchschüttelt, die geschaffen wurden, um eben die Krise zu managen, macht auf überzeugende Weise klar, dass das System es eben nicht kann.                      30.6.2012

 

[1] https://www.dailymail.co.uk/news/article-2131141/Euro-currency-collapse-pressure-sovereign-debt-crisis-IMF-warns.html [29]

[2] https://www.bbc.co.uk/news/world-europe-18620965 [29]

[3] https://en.internationalism.org/icconline/201206/4983/crisis-euro-zone-b... [30].

Geographisch: 

  • Europa [31]

Aktuelles und Laufendes: 

  • Wirtschaftskrise [32]
  • Gewerkschaften [33]
  • Zentralisierung der EU [34]
  • 1930er Jahre [35]

Leute: 

  • Blanchard [36]
  • Merkel [37]

Source URL:https://de.internationalism.org/en/node/2654

Links
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