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Weltrevolution - 1993

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Weltrevolution Nr. 58

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Die Überproduktionskrise zeigt die Möglichkeit des Kommunismus

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Die Überproduktionskrise, die hinter all den unvermeidbaren Übeln der weltkapitalistischen Wirtschaft steckt (Massenarbeitslosigkeit, sinkende Wachstumsraten, Schulden, Inflation, Spekulation, Verschwendung) kann nicht innerhalb des Rahmens der kapitalistischen Gesellschaftsverhältnisse gelöst werden.

DER KAPITALISMUS KANN NICHT OHNE MEHRWERT EXISTIEREN

Der Kapitalismus produziert nur für Profit. Die wirkliche Quelle des Profits ist die unbezahlte Arbeitszeit, zu der die Arbeiter gezwungen werden. Aber die Tatsache, daß den Arbeitern immer weniger bezahlt wird, als sie herstellen, bedeutet, daß "der größte Teil der Produzenten, die Arbeiter, nur ein Äquivalent für ihr Produkt konsumieren können, solange sie mehr als dies Äquivalent produzieren. Sie müssen stets Überproduzenten sein, über ihr Bedürfnis hinaus produzieren, um innerhalb der Schranken ihres Bedürfnisses Konsumenten oder Käufer sein zu können" (Marx & Engels, Theorien über den Mehrwert, 2. Band, 17. Kapitel, S. 520). ürden, ohne daß ein Gewinn gemacht wird beim Verkauf.

Der innere Markt reicht nie aus, um all die Waren aufzusaugen, die im Kapitalismus hergestellt werden. Und es wäre eine vollkommene Absurdität vom kapitalistischen Standpunkt aus gesehen, wenn Sachen verkauft w

DER KAPITALISMUS KANN NICHT OHNE KONKURRENZ LEBEN

Der Wettbewerb zwischen einzelnen Kapitaleinheiten, das Rennen um Märkte hat den Kapitalismus zu einem dynamischen System werden lassen. Ein "Kapitalismus", der alle innere Konkurrenz ausgeschaltet hätte, ist eine reine Illusion. Und wenn im Zeitraum der kapitalistischen Dekadenz, die Anfang dieses Jahrhunderts anfing, nationale Einheiten des Kapitals angefangen haben, die Konkurrenz innerhalb ihrer Landesgrenzen aufzuheben (wie z.B. während der Herrschaft des Stalinismus), geschah dies nur mit dem Ziel, auf dem Weltmarkt noch besser konkurrieren zu können. Aber da der Weltmarkt begrenzt und gesättigt ist, folgt daraus, daß ein Teil des Marktes, den ein Konkurrent beherrscht, einem anderen verloren geht. All die Versuche, den Welthandel irgendwie so zu regeln, daß alle Länder davon profitieren könnten - sind fehlgeschlagen - wie das j

- sie die Lohnarbeit und die Warenproduktion

- sie die Konkurrenz

üngste Beispiel der Gatt-Verhandlungen dies zeigt. Diese Widersprüche können nur überwunden werden, indem das grundlegende Motiv, das Ziel der Produktion selber geändert wird. Nur eine kommunistische Produktionsform kann dies bewirken, weilüberwindet. Güter werden für die Bedürfnisbefriedigung hergestellt und nicht für Profit wie im Kapitalismus. Ein offensichtliches Beispiel: im Kapitalismus werden riesige Mengen Lebensmittel weggeschmissen oder man läßt sie einfach verfaulen; Bauern erhalten Subventionen, nicht um Lebensmittel zu produzieren, sondern weil die Märkte überfüllt sind und die Lebensmittel nicht profitbringend verkauft werden können. Aber dies hat natürlich nichts mit dem Bedürfnis nach Nahrungsmitteln zu tun, weil Millionen von Menschen entweder unterernährt sind oder verhungern. Nur indem man eine Gesellschaft errichtet, in der Nahrungsmittel produziert werden, um jeden Menschen zu ernähren und in der die Sachen dann verteilt werden ohne den Mechanismus des Verkaufs und des Kaufs, kann dies überwunden werden;überwindet, indem Unternehmen, die Volkswirtschaft und Nationalstaaten abgeschafft werden. Die Ressourcen der Erde, die Mittel zur Herstellung von Wohlstand werden "Gemeineigentum" der Menschen insgesamt sein. Die Produktion wird geplant und weltweit organisiert sein. In einer kommunistischen Welt werden Landesgrenzen und alles, was damit verbunden ist - Nationalhaß, Handelskriege, imperialistische Konflikte - in das Museum der Schreckgespenster gesteckt werden.

DIE MÖGLICHKEIT DES ÜBERFLUSSES

Die Überproduktionskrise macht den Kommunismus zu einer Notwendigkeit, ja sie macht ihn auch möglich. Wie im Kommunistischen Manifest von 1848 geschrieben wurde: in allen fr

Schon 1847 hob Engels diesen Punkt in einem ersten Entwurf zum Kommunistischen Manifest hervor: "... die ausgedehnte Produktion, welche f

Wenn es möglich war, sich dies 1847 vorzustellen, als der Kapitalismus noch in den meisten Ländern in den Kinderschuhen steckte, stimmt dies heute umsomehr in einer Zeit, wo die Produktivität der Arbeit noch wesentlich höher liegt. Um zum Beispiel der Lebensmittel zur

Gleichzeitig gibt es keinen Grund mehr, daß auf der einen Seite Millionen von Menschen dazu verurteilt sein sollten, unzufriedenstellende, geistig verdummende, unter Zwang ausge

Wenn all die menschliche Arbeitskraft, die entweder in der Arbeitslosigkeit oder in den unzählig unproduktiven, parasitären oder gesellschaftlich zerstörerischen Beschäftigungsformen verschwendet wird, die zum prägenden Merkmal der verfaulenden kapitalistischen Gesellschaft geworden sind (R

üheren Zivilisationen wäre die Überproduktion als etwas Absurdes erschienen. Alle früheren Gesellschaften gingen unter, weil sie unfähig waren, ausreichend zu produzieren. Nur der Kapitalismus wird davon bedroht, daß er "zu viel" produziert. Aber die Tendenz des Kapitalismus, zu viel herzustellen, all die gewaltigen Produktionskapazitäten, die er hervorgebracht hat, hat auch die Grundlagen für eine Gesellschaft des Überflusses gelegt - eine Gesellschaft, die dazu in der Lage ist, all die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, so daß es keine materielle Grundlage mehr gibt für die Aufrechterhaltung der Klassenspaltungen und der Privilegien, für einen staatlichen Unterdrückungsapparat und für all die lasterhaften Formen der Konkurrenz unter den Menschen. Kurzum, der alte Traum der Menschheit einer freien menschlichen Gemeinschaft wird so möglich. ür die jetzige Ordnung der Gesellschaft eine Überproduktion und eine so mächtige Ursache des Elends ist, wird dann nicht mal hinreichen und noch viel weiter ausgedehnt werden müssen. Statt Elend herbeizuführen, wird die Überproduktion über die nächsten Bedürfnisse der Gesellschaft hinaus die Befriedigung der Bedürfnisse aller sicherstellen, neue Bedürfnisse und Veranlassung neuer Fortschritte sein, sie wird diese Fortschritte zustande bringen, ohne daß dadurch, wie bisher jedesmal, die Gesellschaftsordnung in Verwirrung gebracht werde" (Grundsätze des Kommunismus - auf die Frage: was werden die Folgen der schließlichen Beseitigung des Privateigentums sein?), MEW 4, S. 375).ückzukehren. Wie wir in einem früheren Artikel aufzeigten: "die sehr konkurrenzfähige Landwirtschaft Hollands allein könnte ganz Europa ernähren. Auch könnte die Menschheit heute dreimal mit der gegenwärtigen ganzen Nahrungsmittelproduktion ernährt werden". Technisch gesehen gibt es überhaupt keinen Grund dafür, daß heute Menschen nicht genug zu essen haben. Die Gründe hierfür liegen ausschließlich im gesellschaftlichen und politischen Bereich.übte Arbeit zu leisten, während auf der anderen Seite Millionen dazu verdammt sind, in der Armut der Arbeitslosigkeit oder im "Dämmerlicht" der Slums der sog. 3. Welt zu leben. üstungsproduktion, Banken, Versicherungen, Werbung usw.) - wenn all diese Arbeitskraft mit einer neuen, höchst entwickelten Technik eingesetzt würde (Automation usw.), könnten nicht nur alle lebensnotwendigen Güter produziert werden, sondern auch die Arbeitszeit, die man damit verbringen muß, sich ständig wiederholende und abstumpfende Arbeit zu verrichten, drastisch reduziert werden. Und dies wäre auch die Grundlage für die Überwindung der Spaltung zwischen geistiger und körperlicher Arbeit, zwischen Freizeit und Arbeitszeit, kurzum für die Ersetzung der entfremdeten Arbeit mit der freien menschlichen Aktivität und der Entfesselung der gigantischen schöpferischen Kräfte, die in den Menschen stecken.

DER EINZIGE WEG ZUM KOMMUNISMUS IST DER KLASSENKAMPF

Die "positive Überwindung" der Entfremdung, die im Lohnarbeitssystem enthalten ist, war immer das Ziel der marxistischen Bewegung (1). Und wenn wir mit Leuten

Wir haben bislang behauptet, der Kommunismus sei eine Notwendigkeit, wenn die Menschheit

So kann der Kampf um den Kommunismus nicht damit verworfen werden, indem man behauptet, es handele sich um eine viel zu vage oder messianische Idee. F

(weitere Literatur zum Thema Kommunismus- kein schöner Traum der Menschheit, sondern eine Notwendigkeit und Möglichkeit - gibt es in unserer Artikelserie dazu).

über diese Auffassung vom Kommunismus reden und dies den grotesken, abscheulichen Verzerrungen und Lügen der bürgerlichen Propaganda entgegenstellen (die behauptet, der Kommunismus, das seien Arbeitslager und die Geheimpolizei überall, kurzum Kommunismus sei Stalinismus), dann meinen tatsächlich viele, daß solch eine Gesellschaft in der Tat ein besseres, menschlicheres Leben bieten würde. Aber das Problem liegt darin, daß die Mehrheit derjenigen, die damit übereinstimmen, solch eine Gesellschaft nur als eine "schöne Idee" auffassen, d.h. bei der man keine Hoffnung haben könne, sie jemals verwirklichen zu können.überleben soll; daß er auch eine Möglichkeit ist, die in den Produktionsmöglichkeiten der heutigen Gesellschaft, im Wissensstand enthalten ist. Aber das reicht noch nicht aus. Um zu einer wirklichen Möglichkeit zu werden, kann der Kommunismus nur das Ergebnis einer Bewegung werden, die auf dem Boden dieser Gesellschaft selbst heranwächst. Und diese Kraft, diese Bewegung, die ihn hervorbringen kann, ist der Kampf der Arbeiterklasse gegen die Auswirkungen der kapitalistischen Krise. Aufgrund der Wirtschaftskrise zwingt der Kampf der Arbeiter zur Verteidigung ihrer elementarsten Lebensinteressen (Löhne, Arbeitsplätze usw.) sie immer mehr dazu, die Logik, die Mechanismen der kapitalistischen Wirtschaft selber infragezustellen. Die Arbeiter brauchen zu essen, Kleidung, Heizung, Gesundheitsversorgung... aber der Kapitalismus in der Krise verlangt, daß sie diese Bedürfnisse immer mehr im Namen der "wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit", dem "Wohl der Nation" und anderen Vorwänden opfern, die nur den Interessen einer ausbeutenden Minderheit dienen. In dem Maße wie die Krise die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bewegungen hin zum vollständigen Zusammenbruch treibt, läuft alles immer mehr auf die Frage hinaus: entweder unterwerfen sich die Arbeiter dem zügellosen Appetit des Kapitals und gehen damit mit dem Kapital unter, oder sie übernehmen selbst die Kontrolle über die Produktionsmittel und setzen sie dazu ein, ihre wirklich menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Dies erfordert natürlich, daß die ökonomischen Abwehrkämpfe (z.B. zur Verteidigung des Lohnes, gegen andere Kürzungen usw.) der Arbeiterklasse zu einem offensiven, politischen Kampf übergehen müssen - einem Kampf um die Zerstörung des bürgerlichen Ausbeuterstaates und damit um die Machtergreifung durch die internationale Arbeiterklasse, die sich in ihren eigenen demokratischen Organen, den Arbeiterräten organisiert. Denn die Arbeiterklasse kann kommunistische gesellschaftliche und ökonomische Maßnahmen nicht ergreifen, solange die politische Macht in den Händen des Kapitals liegt. ür den Kommunismus zu kämpfen, heißt an einer wirklichen und praktischen gesellschaftlichen Bewegung mitzuwirken und alles erforderliche zu unternehmen, um diese Bewegung zu unterstützen, damit sie vereinigt und organisiert wird, sich selbst und der Hindernisse auf ihrem Weg bewußt wird. Wie Marx im Lichte der ersten revolutionären Erfahrungen der Arbeiterklasse schrieb, nämlich zur Zeit der Pariser Kommune 1871: "Die Arbeiterklasse hat keine fix und fertigen Utopien durch Volksbeschluß einzuführen. Sie weiß, daß, um ihre eigne Befreiung und mit ihr jene höhere Lebensform hervorzuarbeiten, der die gegenwärtige Gesellschaft durch ihre eigne ökonomische Entwicklung unwiderstehlich entgegenstrebt, daß sie, die Arbeiterklasse, lange Kämpfe, eine ganze Reihe geschichtlicher Prozesse durchzumachen hat, durch welche die Menschen wie die Umstände gänzlich umgewandelt werden. Sie hat keine Ideale zu verwirklichen, sie hat nur die Elemente der neuen Gesellschaft in Freiheit zu setzen, die sich bereits im Schoß der zusammenbrechenden Bourgeoisgesellschaft entwickelt haben" ("Der Bürgerkrieg in Frankreich", MEW, Bd. 17, S. 343). CDW

DER KAPITALISMUS KANN NICHT OHNE MEHRWERT EXISTIEREN

Der Kapitalismus produziert nur f

Der innere Markt reicht nie aus, um all die Waren aufzusaugen, die im Kapitalismus hergestellt werden. Und es wäre eine vollkommene Absurdität vom kapitalistischen Standpunkt aus gesehen, wenn Sachen verkauft w

ür Profit. Die wirkliche Quelle des Profits ist die unbezahlte Arbeitszeit, zu der die Arbeiter gezwungen werden. Aber die Tatsache, daß den Arbeitern immer weniger bezahlt wird, als sie herstellen, bedeutet, daß "der größte Teil der Produzenten, die Arbeiter, nur ein Äquivalent für ihr Produkt konsumieren können, solange sie mehr als dies Äquivalent produzieren. Sie müssen stets Überproduzenten sein, über ihr Bedürfnis hinaus produzieren, um innerhalb der Schranken ihres Bedürfnisses Konsumenten oder Käufer sein zu können" (Marx & Engels, Theorien über den Mehrwert, 2. Band, 17. Kapitel, S. 520). ürden, ohne daß ein Gewinn gemacht wird beim Verkauf.

DER KAPITALISMUS KANN NICHT OHNE KONKURRENZ LEBEN

Der Wettbewerb zwischen einzelnen Kapitaleinheiten, das Rennen um Märkte hat den Kapitalismus zu einem dynamischen System werden lassen. Ein "Kapitalismus", der alle innere Konkurrenz ausgeschaltet hätte, ist eine reine Illusion. Und wenn im Zeitraum der kapitalistischen Dekadenz, die Anfang dieses Jahrhunderts anfing, nationale Einheiten des Kapitals angefangen haben, die Konkurrenz innerhalb ihrer Landesgrenzen aufzuheben (wie z.B. während der Herrschaft des Stalinismus), geschah dies nur mit dem Ziel, auf dem Weltmarkt noch besser konkurrieren zu können. Aber da der Weltmarkt begrenzt und gesättigt ist, folgt daraus, daß ein Teil des Marktes, den ein Konkurrent beherrscht, einem anderen verlorengeht. All die Versuche, den Welthandel irgendwie so zu regeln, daß alle Länder davon profitieren könnten - sind fehlgeschlagen - wie das j

- sie die Lohnarbeit und die Warenproduktion

- sie die Konkurrenz

üngste Beispiel der Gatt-Verhandlungen dies zeigt. Diese Widersprüche können nur überwunden werden, indem das grundlegende Motiv, das Ziel der Produktion selber geändert wird. Nur eine kommunistische Produktionsform kann dies bewirken, weilüberwindet. Güter werden für die Bedürfnisbefriedigung hergestellt und nicht für Profit wie im Kapitalismus. Ein offensichtliches Beispiel: im Kapitalismus werden riesige Mengen Lebensmittel weggeschmissen oder man läßt sie einfach verfaulen; Bauern erhalten Subventionen, nicht um Lebensmittel zu produzieren, sondern weil die Märkte überfüllt sind und die Lebensmittel nicht profitbringend verkauft werden können. Aber dies hat natürlich nichts mit dem Bedürfnis nach Nahrungsmitteln zu tun, weil Millionen von Menschen entweder unterernährt sind oder verhungern. Nur indem man eine Gesellschaft errichtet, in der Nahrungsmittel produziert werden, um jeden Menschen zu ernähren und in der die Sachen dann verteilt werden ohne den Mechanismus des Verkaufs und des Kaufs, kann dies überwunden werden;überwindet, indem Unternehmen, die Volkswirtschaft und Nationalstaaten abgeschafft werden. Die Ressourcen der Erde, die Mittel zur Herstellung von Wohlstand werden "Gemeineigentum" der Menschen insgesamt sein. Die Produktion wird geplant und weltweit organisiert sein. In einer kommunistischen Welt werden Landesgrenzen und alles, was damit verbunden ist - Nationalhaß, Handelskriege, imperialistische Konflikte - in das Museum der Schreckgespenster gesteckt werden.

DIE MÖGLICHKEIT DES ÜBERFLUSSES

Die Überproduktionskrise macht den Kommunismus zu einer Notwendigkeit, ja sie macht ihn auch möglich. Wie im Kommunistischen Manifest von 1848 geschrieben wurde: in allen fr

Schon 1847 hob Engels diesen Punkt in einem ersten Entwurf zum Kommunistischen Manifest hervor: "... die ausgedehnte Produktion, welche f

Wenn es möglich war, sich dies 1847 vorzustellen, als der Kapitalismus noch in den meisten Ländern in den Kinderschuhen steckte, stimmt dies heute umsomehr in einer Zeit, wo die Produktivität der Arbeit noch wesentlich höher liegt. Um zum Beispiel der Lebensmittel zur

Gleichzeitig gibt es keinen Grund mehr, daß auf der einen Seite Millionen von Menschen dazu verurteilt sein sollten, unzufriedenstellende, geistig verdummende, unter Zwang ausge

Wenn all die menschliche Arbeitskraft, die entweder in der Arbeitslosigkeit oder in den unzählig unproduktiven, parasitären oder gesellschaftlich zerstörerischen Beschäftigungsformen verschwendet wird, die zum prägenden Merkmal der verfaulenden kapitalistischen Gesellschaft geworden sind (R

üheren Zivilisationen wäre die Überproduktion als etwas Absurdes erschienen. Alle früheren Gesellschaften gingen unter, weil sie unfähig waren, ausreichend zu produzieren. Nur der Kapitalismus wird davon bedroht, daß er "zu viel" produziert. Aber die Tendenz des Kapitalismus, zu viel herzustellen, all die gewaltigen Produktionskapazitäten, die er hervorgebracht hat, hat auch die Grundlagen für eine Gesellschaft des Überflusses gelegt - eine Gesellschaft, die dazu in der Lage ist, all die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, so daß es keine materielle Grundlage mehr gibt für die Aufrechterhaltung der Klassenspaltungen und der Privilegien, für einen staatlichen Unterdrückungsapparat und für all die lasterhaften Formen der Konkurrenz unter den Menschen. Kurzum, der alte Traum der Menschheit einer freien menschlichen Gemeinschaft wird so möglich. ür die jetzige Ordnung der Gesellschaft eine Überproduktion und eine so mächtige Ursache des Elends ist, wird dann nicht mal hinreichen und noch viel weiter ausgedehnt werden müssen. Statt Elend herbeizuführen, wird die Überproduktion über die nächsten Bedürfnisse der Gesellschaft hinaus die Befriedigung der Bedürfnisse aller sicherstellen, neue Bedürfnisse und Veranlassung neuer Fortschritte sein, sie wird diese Fortschritte zustande bringen, ohne daß dadurch, wie bisher jedesmal, die Gesellschaftsordnung in Verwirrung gebracht werde" (Grundsätze des Kommunismus - auf die Frage: was werden die Folgen der schließlichen Beseitigung des Privateigentums sein?), MEW 4, S. 375).ückzukehren. Wie wir in einem früheren Artikel aufzeigten: "die sehr konkurrenzfähige Landwirtschaft Hollands allein könnte ganz Europa ernähren. Auch könnte die Menschheit heute dreimal mit der gegenwärtigen ganzen Nahrungsmittelproduktion ernährt werden". Technisch gesehen gibt es überhaupt keinen Grund dafür, daß heute Menschen nicht genug zu essen haben. Die Gründe hierfür liegen ausschließlich im gesellschaftlichen und politischen Bereich.übte Arbeit zu leisten, während auf der anderen Seite Millionen dazu verdammt sind, in der Armut der Arbeitslosigkeit oder im "Dämmerlicht" der Slums der sog. 3. Welt zu leben. üstungsproduktion, Banken, Versicherungen, Werbung usw.) - wenn all diese Arbeitskraft mit einer neuen, höchst entwickelten Technik eingesetzt würde (Automation usw.), könnten nicht nur alle lebensnotwendigen Güter produziert werden, sondern auch die Arbeitszeit, die man damit verbringen muß, sich ständig wiederholende und abstumpfende Arbeit zu verrichten, drastisch reduziert werden. Und dies wäre auch die Grundlage für die Überwindung der Spaltung zwischen geistiger und körperlicher Arbeit, zwischen Freizeit und Arbeitszeit, kurzum für die Ersetzung der entfremdeten Arbeit mit der freien menschlichen Aktivität und der Entfesselung der gigantischen schöpferischen Kräfte, die in den Menschen stecken.

DER EINZIGE WEG ZUM KOMMUNISMUS IST DER KLASSENKAMPF

Die "positive Überwindung" der Entfremdung, die im Lohnarbeitssystem enthalten ist, war immer das Ziel der marxistischen Bewegung (1). Und wenn wir mit Leuten

Wir haben bislang behauptet, der Kommunismus sei eine Notwendigkeit, wenn die Menschheit

So kann der Kampf um den Kommunismus nicht damit verworfen werden, indem man behauptet, es handele sich um eine viel zu vage oder messianische Idee. F

(weitere Literatur zum Thema Kommunismus- kein schöner Traum der Menschheit, sondern eine Notwendigkeit und Möglichkeit - gibt es in unserer Artikelserie dazu).

über diese Auffassung vom Kommunismus reden und dies den grotesken, abscheulichen Verzerrungen und Lügen der bürgerlichen Propaganda entgegenstellen (die behauptet, der Kommunismus, das seien Arbeitslager und die Geheimpolizei überall, kurzum Kommunismus sei Stalinismus), dann meinen tatsächlich viele, daß solch eine Gesellschaft in der Tat ein besseres, menschlicheres Leben bieten würde. Aber das Problem liegt darin, daß die Mehrheit derjenigen, die damit übereinstimmen, solch eine Gesellschaft nur als eine "schöne Idee" auffassen, d.h. bei der man keine Hoffnung haben könne, sie jemals verwirklichen zu können.überleben soll; daß er auch eine Möglichkeit ist, die in den Produktionsmöglichkeiten der heutigen Gesellschaft, im Wissensstand enthalten ist. Aber das reicht noch nicht aus. Um zu einer wirklichen Möglichkeit zu werden, kann der Kommunismus nur das Ergebnis einer Bewegung werden, die auf dem Boden dieser Gesellschaft selbst heranwächst. Und diese Kraft, diese Bewegung, die ihn hervorbringen kann, ist der Kampf der Arbeiterklasse gegen die Auswirkungen der kapitalistischen Krise. Aufgrund der Wirtschaftskrise zwingt der Kampf der Arbeiter zur Verteidigung ihrer elementarsten Lebensinteressen (Löhne, Arbeitsplätze usw.) sie immer mehr dazu, die Logik, die Mechanismen der kapitalistischen Wirtschaft selber infragezustellen. Die Arbeiter brauchen zu essen, Kleidung, Heizung, Gesundheitsversorgung... aber der Kapitalismus in der Krise verlangt, daß sie diese Bedürfnisse immer mehr im Namen der "wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit", dem "Wohl der Nation" und anderen Vorwänden opfern, die nur den Interessen einer ausbeutenden Minderheit dienen. In dem Maße wie die Krise die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bewegungen hin zum vollständigen Zusammenbruch treibt, läuft alles immer mehr auf die Frage hinaus: entweder unterwerfen sich die Arbeiter dem zügellosen Appetit des Kapitals und gehen damit mit dem Kapital unter, oder sie übernehmen selbst die Kontrolle über die Produktionsmittel und setzen sie dazu ein, ihre wirklich menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Dies erfordert natürlich, daß die ökonomischen Abwehrkämpfe (z.B. zur Verteidigung des Lohnes, gegen andere Kürzungen usw.) der Arbeiterklasse zu einem offensiven, politischen Kampf übergehen müssen - einem Kampf um die Zerstörung des bürgerlichen Ausbeuterstaates und damit um die Machtergreifung durch die internationale Arbeiterklasse, die sich in ihren eigenen demokratischen Organen, den Arbeiterräten organisiert. Denn die Arbeiterklasse kann kommunistische gesellschaftliche und ökonomische Maßnahmen nicht ergreifen, solange die politische Macht in den Händen des Kapitals liegt. ür den Kommunismus zu kämpfen, heißt an einer wirklichen und praktischen gesellschaftlichen Bewegung mitzuwirken und alles erforderliche zu unternehmen, um diese Bewegung zu unterstützen, damit sie vereinigt und organisiert wird, sich selbst und der Hindernisse auf ihrem Weg bewußt wird. Wie Marx im Lichte der ersten revolutionären Erfahrungen der Arbeiterklasse schrieb, nämlich zur Zeit der Pariser Kommune 1871: "Die Arbeiterklasse hat keine fix und fertigen Utopien durch Volksbeschluß einzuführen. Sie weiß, daß, um ihre eigne Befreiung und mit ihr jene höhere Lebensform hervorzuarbeiten, der die gegenwärtige Gesellschaft durch ihre eigne ökonomische Entwicklung unwiderstehlich entgegenstrebt, daß sie, die Arbeiterklasse, lange Kämpfe, eine ganze Reihe geschichtlicher Prozesse durchzumachen hat, durch welche die Menschen wie die Umstände gänzlich umgewandelt werden. Sie hat keine Ideale zu verwirklichen, sie hat nur die Elemente der neuen Gesellschaft in Freiheit zu setzen, die sich bereits im Schoß der zusammenbrechenden Bourgeoisgesellschaft entwickelt haben" ("Der Bürgerkrieg in Frankreich", MEW, Bd. 17, S. 343). CDW

Weltrevolution Nr. 59

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Geschichte der Arbeiterbewegung, Die I. Internationale

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DIE HISTORISCHEN ENTWICKLUNGSSTUFEN DER PROLETARISCHEN INTERNATIONALE

(Referat auf dem Parteitag der KAPD vom 11.-13. Sept. 1921)

Das Kommunistische Manifest hat eine Vorgeschichte, die dem einen oder anderen von Euch bekannt sein mag. Es lagen ihm bereits, als dieser Grundgedanke ausgesprochen wurde, feste Organisationen zugrunde, die allerdings mehr Vereinigungen von Einzelpersonen waren als von proletarischen Massen. Aus dem BUND DER GERECHTEN, der in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden war, hatte sich, besonders durch die Mitwirkung von Marx und Engels in Deutschland der BUND DER KOMMUNISTEN entwickelt, eine internationale Vereinigung von Einzelpersonen, die in den verschiedensten Städten Europas und der Vereinigten Staaten von Amerika ihren Sitz hatte. Diese Vereinigung, die die erste Form eines internationalen Zusammenschlusses von Proletariern war, beschränkte ihre Mitgliederzahl f

Der BUND war im wesentlichen die Proklamation und des Kommunismus und des internationalen proletarischen Klassenkampfes. Es war eine Propagandagesellschaft, die dem proletarischen Klassenkampf im Sinne ihres Programms "Sturz der Bourgeoisie, Herrschaft des Proletariats, Aufhebung der alten, auf Klassengegensätzen beruhenden Gesellschaft, ohne Klassen und ohne Privateigentum" Bildung und Ziel zu geben versuchte. Seine erste und dringendste Aufgabe sah er in der Stiftung von Arbeiterbildungsvereinen in allen ihm erreichbaren Ländern mit proletarischer Bevölkerung.

Der BUND mußte sich mit dieser bescheidenen Aufgabe begn

Marx und Engels mußten dem Proletariat den Weg zeigen aufgrund der gegebenen konkreten Verhältnisse. Ihr Vorschlag f

Nach den revolutionären Machtkämpfen um die 50er Jahre herum setzte eine gewisse Stagnation und Zerr

Die englischen Arbeiter wandten sich an die französischen Arbeiter mit einer Adresse und baten diese um eine internationale Zusammenkunft, um dieser "Schmutzkonkurrenz" ein Ende zu machen. Der eigentliche Ausgangspunkt der 1. Internationale war also durchaus kein im heutigen Sinne proletarisch-revolutionärer, sondern eigentlich nur der Wille der Arbeiterklasse eines Landes, ihre Arbeitskraft weiter verkaufen zu können. Diese Zusammenkunft zwischen den französischen und englischen Delegierten, zu denen eine Reihe aus anderen Ländern hinzukamen, fand 1864 in St. Martinshall in London statt. Hier wurde die Internationale Arbeiter Assoziation ins Leben gerufen, indem auf Antrag der englischen Trade-Unionisten ein Komitee zum Entwurf von Statuten f

Es handelte sich nun darum, welche historische Aufgabe sich diese Internationale Arbeiter Assoziation stellen, welches Ziel, welche Prinzipien, welche Taktik, welche Organisationsform sie wählen sollte. Marx und Engels, die bei dieser Organisation sofort im Vordergrund standen, sahen sich gezwungen, wenn sie schon eine Arbeiterbewegung

In der 1. Internationale waren Organisationen vertreten, die so gut wie alles darstellen, was die Arbeiterbewegung an Programmen und Parteien

Schon aus dieser Gruppierung ersieht man, daß diese Internationale zu einem einheitlichen Handeln und einem entschlossenen, ernsthaften Angriff gegen die Bourgeoisie nicht fähig sein konnte. Trotzdem wäre es grundfalsch, ihre historische Notwendigkeit leugnen zu wollen, die schon daraus hervorgeht, daß die Arbeiterbewegung

Diese 1.Internationale hat sehr viele Konflikte auf allen ihren Kongressen gehabt, aber immer wieder siegte der Standpunkt der englischen Gewerkschaften. Es war unmöglich, diese Internationale auf das proletarisch-revolutionäre Gleis zu drängen, weil sie in ihrer ganzen Zusammensetzung und in ihrem Übergewicht Bewegungen aufwies, die gewerkschaftlich waren, also nicht die Aufgabe hatten, den kapitalistischen Staat zu zerstören. Hinzu kam, daß nach einigen Jahren Bakunin in die italienische Bewegung eintrat und dort zusammen mit romanischen Syndikalisten die Internationale in ein ganz bestimmtes Fahrwasser zu lenken versuchte, nämlich in ein B

Der wahre ökonomische Grund dieses Zusammenbruchs lag nat

(aus der Zeitung der KAPD 1921).

ür die einzelnen Städte auf die Zahl von 3 bis 10 Personen. Über 10 durfte die Mitgliederzahl nicht hinausgehen. Das war eine Vorsichtsmaßnahme gegen die polizeilichen Maßnahmen und die Spitzeleien der damaligen monarchischen Regierungen. Dieser ganze Bund hatte durchaus den Charakter der Illegalität. Seine Organisationsform war trotzdem bereits sehr weit gediehen. Er war aufgebaut auf Ortsgruppen, dann auf Kreisen, leitenden Kreisen, Ländern und fand seine Spitze in einer Zentralbehörde bzw. dem Kongreß. ügen, weil die Voraussetzungen für die aktiv-revolutionäre Tat der proletarischen Revolution, den Sturz der herrschenden Bourgeoisie, in den meisten Ländern historisch noch nicht gegeben waren. Und doch war gerade das theoretische Aufzeigen der Linie der proletarischen Revolution, vor allen Dingen der Taktik des Proletariats zur Eroberung der politischen Macht eine Tat ohnegleichen. Nicht nur, daß in dem Kommunistischen Manifest selbst aufzeigt ist, daß die Befreiung des Proletariats nur gehen kann über den Sturz der Bourgeoisie und über die Organisierung des Proletariats als herrschende Klasse, als proletarischer Staat, nein, diese großen Gedanken waren schon so weit entwickelt von Marx und Engels, daß in einer Ansprache an diesen BUND, die sie verfaßten, sogar schon zum ersten Male in der Geschichte der Gedanke der Arbeiterräte und der proletarischen Armee ausgesprochen wurde.ür die proletarische Taktik war der, daß das Proletariat zusammengehen müsse mit dem Bürgertum gegen die reaktionären Klassen so lange, bis die bürgerliche Klasse selbst zur Herrschaft gelangt sei. Aber während des Kampfes zwischen Feudaladel, der herrschenden Klasse, und dem Bürgertum, das damals noch nicht die politisch herrschende Klasse war, hätte das Proletariat seine eigenen Formen, seine eigenen Organisationen zu entwickeln und seinen eigenen Weg ganz klar vorauszusehen und zu gehen.üttung aller revolutionärer Bewegungen ein, die auch die Gedanken des BUNDES DER KOMMUNISTEN, dieser ersten Anfänge der proletarischen Internationale, in den Köpfen der wenigen bewußt-revolutionären Arbeiter verwischte oder wenigstens zurücktreten ließ. Die Forderung nach einem internationalen Zusammenschluß des Proletariats aller Länder tauchte erst wieder Anfang der 60er Jahre, und zwar sogleich in einer ganz anderen Form und Ausdehnung auf. Der Ursprung der 1. Internationale oder, wie sie damals hieß, der Internationalen Arbeiterassoziation, ist bezeichnend für ihre ganze spätere Entwicklung und für ihr schließliches Ende. Tatsächlich kam diese Internationale dadurch zustande, daß die englischen Arbeiter, und zwar die englischen Trade-Unions, sich bedroht fühlten durch die Konkurrenz, die die englische Bourgeoisie durch die Beschäftigung und "Einfuhr" ausländischer Arbeiter dem englischen Proletariat machte. ür eine Vereinigung gewählt wurde. Dieses Komitee, dem auch Karl Marx angehörte, setzte sich aus 50 Mitgliedern zusammen, unter welchen die englischen Trade-Unionisten ungefähr die Hälfte repräsentierten. überhaupt auf die Beine stellen wollten, theoretisch auf das Programm des BUNDES DER KOMMUNISTEN zu verzichten und diese Internationale auf eine ganz andere theoretische Grundlage als jene zu stellen. Charakteristisch dafür ist Engels' Ausspruch, daß man einerseits den englischen Trade-Unions, andererseits den italienischen, französischen, spanischen Syndikalisten und den deutschen Lassaleanern die Tür nicht versperren dürfe. Es kam in der Tat so: Die Internationale Arbeiter Assoziation hat in Wirklichkeit niemals ein ganz festes Programm und eine einheitliche Linie für alle Länder gehabt. Sie konnte das nicht haben, weil die Entwicklung der ökonomischen Verhältnisse noch nicht so weit gediehen war. überhaupt hervorgebracht hat. Es war ein Gemisch aus allen Strömungen, von den terroristischen Anarchisten bis zu den reformistischen Gewerkschaftsbewegungen. Es waren vertreten vor allen Dingen englische Gewerkschaften, Trade Unions. Außerdem aus Frankreich, das damals noch keine eigentliche Sozialdemokratie hatte, zwei Richtungen: eine, geführt von Blanqui, mit keinem eigentlich proletarisch-kommunistischen Programm, auf der anderen Seite die französischen Proudhonisten, die die proletarische Revolution sich vorstellten durch die Errichtung von Tauschbänken mit Unterstützung des Staates, teilweise sogar noch des monarchischen Staates, durch Kredithilfe usw. Aus Italien die Partei Mazzinis, eine republikanische Partei ohne irgendein sozialistisches Prinzip, die später, als man den bürgerlichen Staat angriff, sofort gegen die Internationale auftrat. Aus Deutschland war noch keine eigentliche Organisation darin vertreten, wenigstens keine von den sozialdemokratischen Bewegungen, die gerade in dieser Zeit erst heranwuchsen. Die Lassaleaner, die im Prinzip nicht gegen die Internationale waren, mußten auf Drängen von Marx die Beziehung zur Internationale aufgeben, als sie erklärten, sie wären wohl im Prinzip dafür, könnten sich aber nicht anschließen, weil sie dann mit dem Gesetze in Konflikt geraten würden.überhaupt erst einmal in Fluß kommen und lebendig werden mußte. Entsprechend dem Schwergewicht, das die englischen Trade-Unionisten in der Internationalen Arbeiter Assoziation besaßen, bewegten sich ihre Hauptfragen und ihre praktische Wirksamkeit vor allem im Rahmen der englischen Arbeiterbewegung, in der wiederum besonders die Kämpfe um die englische Wahlreform und die Zehnstundenbill großen Raum einnahmen.ündnis mit der damals vorhandenen bürgerlichen Friedens- und Freiheitsliga. Dieses Bündnis wurde abgelehnt. Daraufhin organisierte Bakunin eine Allianz der sozialistischen Demokratie innerhalb der Internationale und damit eine der Ursachen ihres Zusammenbruches. Aber die eigentliche Ursache ihres Zusammenbruches war die Geburt der Pariser Kommune. Dieses Ereignis, das neben der russischen Revolution das größte Ereignis in der proletarischen Bewegung ist, wühlte die Internationale gründlichst auf. Als die Pariser Kommune zusammenbrach, zeigte es sich, wie schwach in ihrem Kern die 1. Internationale war. Die englischen Gewerkschaften lehnten die Pariser Kommune ebenso ab, wie die italienische Partei Mazzinis. Marx und Engels verteidigten in der berühmten Inauguraladresse die Errichtung der Pariser Kommune als den ersten großen selbständigen Schritt der proletarischen Revolution. So kam es, daß über diese Streitfrage die 1. Internationale gespalten wurde. ürlich in der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft überhaupt. Der Kapitalismus steckte damals noch in den meisten Ländern in seinem Anfangsstadium. Er mußte sich erst, namentlich in Deutschland und Italien, zu seiner nationalen Einheit entwicklen, ehe er in das höhere Stadium des internationalen Kapitalismus einrückte. Die Arbeiterbewegung ging, als der Kapitalismus in allen Ländern die Bahn der Herstellung ihrer nationalen Einheit einschlug und seinen nationalen Staat zu formen begann, diesen Schritt mit. In dieser Zeit bildeten sich überall die nationalen sozialdemokratischen Parteien, die später die Grundlage der 2. Internationale bilden sollten.

Entwicklung des proletarischen <br>Bewusstseins und der Organisation: 

  • Erste Internationale [1]

Weltrevolution Nr. 60

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Der Rätismus (Rätekommunismus) verwirft die Lehren der Oktoberrevolution

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 Die "rätekommunistische" Bewegung entfal­tete sich in den 20er und 30er Jahren haupt­sächlich in Deutschland und Holland, als die Revolutionäre eine Bilanz der Ereignisse der russischen Revolution und die dort be­gangenen Fehler zogen. Als eine wirklich in­ternationalistische Strömung stellten sie sich nicht nur gegen den Stalinismus und den Fa­schismus, sondern auch gegen die "Demokratie", die später die Arbeiter in den 2. Weltkrieg trieb. Sie gehörten zu den ersten Kräften, die eine durchgreifende Kritik der Gewerkschaften machten, und die die Bedeu­tung der Arbeiterräte verstanden, welche in der revolutionären Welle von Kämpfen von 1917-23 aus dem Boden geschossen waren (daher der Name "Rätekommunisten"); auch bezeichneten sie die stalinistischen Regime als eine Form des Staatskapitalismus.

Aber bei der Suche nach den Wurzeln der sta­linistischen Form des Staatskapitalismus schlug der Rätekommunismus einen fatalen falschen Weg ein, denn später sprachen sie von der Oktoberrevolution als einer "bürgerlichen" Revolution, und daß die Macht von einer Partei kleinbürgerlicher Intel­lektueller ergriffen worden sei, um den Kapi­talismus im feudalen Rußland einzuführen. Sie zogen weiter die Schlußfolgerung: sobald die Arbeiterräte auf der Bühne der Geschichte aufgetaucht seien, sei die Organisationsform der Partei überholt und gar konterrevolutionär geworden. Sie stellten die Theorie des Er­scheinens einer "neuen Arbeiterbewegung" auf, die einen radikalen Bruch mit den Par­teien der 2. und 3. Internationalen vollzogen hätte. Zwar betrachteten sie sich noch als "Marxisten", die gar zu einem "reinen Mar­xismus" zurückkehrten, der von den "leninistischen Verunstaltungen" gesäubert sei, aber tatsächlich führten ihre "Neuentdeckungen" sie nur zurück zur Wie­derholung eines alten Fehlers: sie verfielen erneut dem Anarchismus.

Die Gruppen und Ideologien, die wir heute als "rätistisch" bezeichnen, berufen sich auf den Rätekommunismus. Als erbitterter Gegner ei­ner Organisierung in politischen Gruppen tritt der Rätismus heute weniger in organisierter Form auf, sondern vielmehr in Gestalt einer Ideologie, eines Verhaltens, das zwar das or­ganisierte Zusammenkommen in kleineren Gruppierungen nicht ausschließt, aber sich vor allem auszeichnet durch eine Ablehnung pro­grammatisch-theoretischer Arbeit, die notwen­digerweise auf den Zusammenschluß der Re­volutionäre abzielen muß. Und so sind die heute bestehenden Gruppen auch ein Ergebnis all der Bemühungen der herrschenden Klasse, die darauf abzielt, daß die Arbeiterklasse ihre Beziehung zur Geschichte verwirft. Vor allem sind diese rätistischen Gruppen infiziert von dem Virus der Inkohärenz, der Verherrlichung des Unmittelbaren und vielen anderen Zerfalls­erscheinungen des Kapitalismus. Sie sind so­weit heruntergekommen, daß sie im Gegensatz zu den früheren Rätekommunisten nur noch eine ganz negative Rolle im heutigen proletari­schen Milieu spielen. Zwei "rätistische" Zeit­schriften aus England, Sub­version und Wild­cat, sind ein Beweis dafür. (*)

"DIE RÜCKKEHR ZUM MARXIS­MUS"...TATSÄCHLICH RÜCKKEHR ZUM ANARCHISMUS

Als Antwort auf einen Leserbrief, der sie nach ihrem Verhältnis zum Marxismus und Anar­chismus fragte, schrieb Subversion: "Wir be­trachten uns als "Marxisten", weil wir Mar­xens Methode der Analyse unterstützen. Wir unter­stützen den historischen Materialismus und die Marxsche ökonomische Analyse des Kapita­lismus... Jedoch heißt dies nicht, daß wir die politische Praxis weder von Marx noch der "marxistischen Bewegung" akzeptieren, noch daß wir diese als eine fortzusetzende Tradition auffassen. Marxistische und anar­chistische Traditionen sind nur eine Fessel für die Revo­lutionäre. Heute müssen die Revolu­tionäre mehr von den beiden Strömungen ver­werfen als von ihnen akzeptieren" (Subversion Nr. 8).

Wildcat schreibt von sich selbst. "Die Wirt­schaftskrise wird ursprünglich durch Arbeiter­kämpfe ausgelöst" und der imperialistische Krieg "ist kEIN Ausdruck des kapitalistischen Zusammenbruchs", sondern eine Waffe gegen den Klassenkampf (Wildcat Nr.15).

Sie verwerfen jeglichen Begriff menschlichen Fortschritts, der Begriff "bürgerliche Revolu­tionen" sei ein falsches Konzept, und die Möglichkeit des Kommunismus habe nichts zu tun mit der Entwicklung der Produktivkräfte. "Der Kommunismus ist immer möglich gewe­sen". Mit solchen Aussagen verfallen die Räti­sten zurück in die alten Zeiten, als die Anar­chisten des letzten Jahrhunderts und die utopi­schen Sozialisten von alten moralistischen, ahistorischen Positionen ausgingen, und sie nicht sahen, daß die kommunistische Revolu­tion erst möglich geworden war mit dem Ent­stehen der Arbeiterklasse (siehe dazu unsere Artikelserie: Der Kommunismus kein schöner Traum...)

DIE VERWERFUNG DER OKTOBERRE­VOLUTION

Die Rätisten reihen sich damit ein in die Ideologie-Kampagne der Herrschenden über den "Tod des Kommunismus". An zentraler Stelle dieser Kampagne steht die Behauptung, die Verbrechen Stalins könnten über Lenin, die Oktoberrevolution von 1917 bis zurück zu Marx verfolgt werden.

Als die Arbeiterklasse im Oktober 1917 - nach einem Kampf gegen die Fortsetzung des 1. Weltkriegs - die Macht ergriff, stieß sie sofort auf den erbitterten Widerstand der herrschen­den Klasse, die nicht nur ideologisch gegen die Revolution in Rußland ein Trommelfeuer eröffnete, sondern einen Krieg gegen die So­wjetrepublik führte. Damals jedoch hatten die Revolutionäre verstanden, daß der erfolgrei­che Aufstand in Rußland im Oktober 1917 nur der Auftakt für eine weltweite proletarische Revolution sein konnte, deshalb ihre vorbe­haltlose Unterstützung der Revolution. Selbst als sie sahen, daß die Bolschewiki schwerwie­gende Fehler begingen, ging ihre Kritik immer noch von der rückhaltlosen Unterstützung der grundlegenden Ziele und Methoden der Ok­toberrevolution aus (siehe z.B. Rosa Luxem­burgs Schrift "Zur Russischen Revolution", die sie 1918 verfaßte). Und erst als diese Ziele und Methoden von dem späteren sowjetischen Regime (das vollkommen stalinistisch gewor­den war) aufgegeben worden waren, entzogen die Revolutionäre ihre Unterstützung.

Die Rätisten aber verfälschen die Geschichte und schreiben nach dem Staatsstreichversuch vom August 1991: "Nach der Revolution von 1917 festigte die Bolschewistische Partei ihre Macht als die tatsächlichen Besitzer aller wichtigen Produktionsmittel - unabhängig von all der Propaganda über das Eigentum, das "dem Volk" gehöre. Durch eine gewaltige Vergrößerung der Zahl der Lohnabhängigen und den weitverbreiteten Einsatz von sprich­wörtlicher Sklavenarbeit, wurde der Prozeß der Kapitalakkumulation innerhalb von 3 oder 4 Jahrzehnten vollzogen, der in Ländern wie Großbritannien und Amerika ein Jahrhundert oder länger gedauert hatte" (Subversion Nr. 8). Hier wird also kein Wort verschwendet über die Isolierung der Revolution in Rußland, die Zerstörungen im Bürgerkrieg, die Uner­fahrenheit der Bolschewiki und der damaligen revolutionären Bewegung. Zwischen dem Oktober 1917 und den Arbeitslagern gäbe es also Subversion zufolge eine Kontinuität - ge­nau wie die Herrschenden uns erzählen.

Die Gruppe Wildcat meint, das wirkliche Pro­blem bestünde darin, daß die Bolschewiki nicht für die sofortige Einführung der kom­munistischen gesellschaftlichen und wirt­schaftlichen Maßnahmen eingetreten wären, sondern einen "Arbeiterstaat" aufgebaut hät­ten, der den Kapitalismus verwaltet hätte. Zwar sagt Wildcat, daß es notwendig gewesen wäre, die Revolution international auszudeh­nen, und daß der Kommunismus in Rußland allein nicht hätte überleben können, aber für sie war das letzten Endes zweitrangig.

Hier schmeißt Wildcat den historischen Mate­rialismus in den Mülleimer. Wenn der Kom­munismus immer möglich gewesen wäre, bei­spielsweise im Persien des 4. Jahrhunderts ge­nauso wie im Deutschland des 16. Jahrhun­derts, dann warum nicht in einem rückständi­gen Land, das von all den Mächten des Welt­kapitals belagert wurde? Dabei hatte Marx schon 1845 in der "Deutschen Ideologie" den Standpunkt vertreten, daß der Kommunismus ohne die fortgeschrittene Entwicklung der Produktivkräfte auf Weltebene und ohne eine "gleichzeitige" Revolution in allen großen Ländern nicht existieren kann. Alles andere würde nur zur Ausdehnung der Misere und zum Rückfall in den alten Mist führen. Die Arbeiterklasse kann keine wirklich kommuni­stischen Maßnahmen einführen, bevor sie nicht die politische Macht auf der ganzen Welt ergriffen hat. Alle Maßnahmen bis zu diesem Zeitpunkt müssen im Hinblick auf die Mach­tergreifung getroffen werden. In dieser Hin­sicht machten die Bolschewiki viele Fehler. Sie waren nicht klar über ihr Verhältnis zum neuen Sowjetstaat, sie waren konfus über die Möglichkeit der "Kontrolle" des Staatskapita­lismus im Namen der Arbeiter bis die Revolu­tion sich weiter ausdehnte. Aber was hätte man anders erwarten können? Es gab noch keine Erfahrung der Organisierung der Herr­schaft der Arbeiterklasse in einem Land, und kein Teil der revolutionären Bewegung besaß irgendein Monopol an Klarheit dazu. Die Bol­schewiki selber waren später nicht mehr dazu in der Lage, die Lehren aus ihren Fehlern zu ziehen. Weil die Rätekommunisten damals und die Rätisten heute das Kind mit dem Bad aus­schütten und die ganze Erfahrung der rus­sischen Revolution verwerfen und alles als eine von vornherein im Interesse der Bolsche­wiki manipulierte Angelegenheit darstellen, versperren sie sich und der Arbeiterklasse den Zugang zur Wiederaufarbeitung dieses Mei­lensteins der Geschichte der Arbeiterklasse. Erst die "Linkskommunisten", die sich schon in den 20er Jahren dem Niedergang der Russi­schen Revolution und der Kommunistischen Internationale entgegen­gestellten , d.h. ein Großteil der "deutsch- holländi­schen Linken", die "russische" und die "italienische Linke" in der KPI und dann vor allem und tiefergreifend die Fortführung der italienischen Linken um die Zeitschrift Bilan waren dazu in der Lage, die Lehren aus dem Niedergang der Revolu­tion zu ziehen. Deshalb gilt für uns:

"Sich kritisch mit der russischen Revolution in all ihren historischen Zusammenhängen aus­einanderzusetzen, ist die beste Schulung der deutschen wie der internationalen Arbeiter für die Aufgaben, die ihnen aus der gegenwärti­gen Situation erwachsen" (Rosa Luxemburg).

Die Lehren der Rätisten stärken nicht die Fä­higkeit der Arbeiterklasse, sondern führen sie nur in eine Sackgasse. (CDW)

(Die Adressen von Wildcat und Subversion können bei der Kontaktadresse angefordert werden)

(*) Diese oben genannten Gruppen sollen nicht verwechselt werden mit einer Mitte der 80er Jahre in Deutschland unregelmäßig er­schienenen Schrift "Subversion" oder mit der deutschen "operaistischen" (auf "Arbeiteruntersuchungen"), auf Fabrik- & Streiksoziologie spezialisierten poli­tik- und theoriefeindlichen Postille "Wildcat", auch wenn es Parallelen zwischen den beiden "Wildcats" gibt.

In den 3 Jahren nach dem Fall der Berliner Mauer feierte die bürgerliche Propaganda den angeblichen Sieg des Kapitalismus und das Ende des "Irrglaubens" an den Klassenkampf. Wie während der Nachkriegswiederaufbaupe­riode auch wurde die Arbeiterklasse als eigen­ständiger Faktor in der Gesellschaft zu Grabe getragen. Und genauso wie im Jahre 1968 durch den Massenstreik der Arbeiterklasse in Frankreich, so wurde auch jetzt dieses Lügen­gebäude ins Wanken gebracht durch die Ent­wicklung der Wirklichkeit selber. Die große Herbstbewegung 1992 des italienischen Pro­letariats erinnerte erneut daran, daß der Klas­senkampf lebt. Damals gingen Hunderttau­sende auf die Straßen aller großen Städte, um gegen das brutale Angriffspaket des Kapitals zu protestieren. Die Spitze der Gewerkschaf­ten als Vertreter des bürgerlichen Staaten in den Reihen der Arbeiter wurden ausgepfiffen.

Daß diese Kämpfe in Italien eine internationale Wiederbelebung des Klassenkampfes einlei­tete, ist seitdem durch verstärkte Auseinander­setzungen in vielen Industriestaaten bewiesen worden:

Deutschland, England, Holland, Belgien, Spa­nien, aber auch andere Länder wie Polen, Ukraine, Südkorea. Dort zeigte sich eine Wie­derbelebung der Kampfbereitschaft, welche unter dem Eindruck von welthistorischen Er­eignissen wie dem Zusammenbruch des Stali­nismus, dem

Golfkrieg,dem Putsch in Moskau, dem Ende der UdSSR, z.T. auch den Metzeleien in Jugoslawien stark zurückgegangen war.

Diese Wiederaufnahme der Kämpfe ist äußerst wichtig, weil es die Frage der Wirtschafts­krise, die Zukunft der kapitalistischen Gesell­schaft sowie die Existenz und die Rolle der Arbeiterklasse wieder auf die Tagesordnung setzt. Und dennoch: diese Wiederbelebung des Kampfes zeichnet sich bislang vor allem durch seine sehr langwierigen und z.T. zögernden Züge aus. Bereits die Kämpfe in Italien wur­den schnell wieder unter Kontrolle gebracht und zeigten große Schwierigkeiten, an die Traditionen der Ausdehnung des Kampfes und der Versuche der Selbstorganisierung, so wie es sie in den 70er und 80er Jahren gegeben hatte, anzuknüpfen. Auch der spektakuläre Charak­ter des italienischen Herbstes wiederholte sich seitdem nicht mehr. Und vor allem: in vielen von den Ländern Westeuropas, wo die Arbei­terklasse in den letzten 20 Jahren am meisten Erfahrungen mit der Krise und der sabotieren­den Kampfführung seitens der Gewerkschaften gemacht hatten - Frankreich, England, Bel­gien, Spanien - stießen die Kämpfe bislang auf besondere Schwierigkeiten, überhaupt in Gang zu kommen. Wie sind diese Schwierigkeiten zu erklären?

Die Kämpfe von heute sind zwar eine Fortset­zung des historischen Wiederauflebens des Klassenkampfes seit 1968. Dennoch finden sie heute unter radikal geänderten Bedingungen statt. Erstens hat die bürgerliche Propaganda um das Thema "Der Kommunismus ist tot" im Zuge des Zusammenbruchs des Stalinismus die Identifizierung der Arbeiterklasse mit ih­rem historischen Ziel sowie mit ihren früheren Traditionen noch viel stärker angegriffen als es schon zuvor der Fall war. Die Identität so­wie das Selbstvertrauen des Proletariats wurde erschüttert. Zweitens finden die Kämpfe unter Bedingungen des weltweiten kapitalistischen Zerfalls und des Chaos statt. Der Ausbruch von Kriegen in Europa, im Kaukasus aber vor allem auf dem Balkan verwirren das Bewußt­sein der Klasse und vermitteln ein Gefühl der Hilflosigkeit. Drittens müssen die Arbeiter sich heute gegen die schlimmste Rezession und die brutalsten Angriffe des Kapitals seit dem 2. Weltkrieg wehren. Die Krise sowie die Verschlechterung der Lebensbedingungen ha­ben eine neue Qualität erreicht, welche zunächst zum Teil eine lähmende Wirkung haben. Während es schon immer schwierig war, sich gegen Entlassungen zu wehren (was kann man erreichen, wenn die Firma ohnehin bankrott ist?), hat diese Entlassungswelle heute eine neue Qualität erreicht. Aber auch die Lohn­kämpfe sind erschwert worden durch die jetzt erreichte Schärfe der Krise und des internatio­nalen Konkurrenzkampfes. Vorher konnten viele Arbeiter noch denken, "wir kämpfen für "unseren gerechten Anteil" an einem noch profitablen Wirtschaftssystem. Jetzt aber dringt immer mehr ins Bewußtsein, daß dieses System bankrott ist und nichts mehr hergeben kann. Diese neue Situation erfordert eine viel bewußtere Infragestellung der kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten als bislang. Aber gerade diese Infragestellung ist erschwert worden durch die Identifizierung des Kommunismus mit den zusammengebrochenen Regimen des Ostens.

Aus all diesen Gründen ist die besondere Schwierigkeit der jetzigen Wiederbele­bung des Kampfes nicht verwunderlich. Aber dies bedeutet nicht, daß die Arbeiterklasse jetzt eine historische Niederlage erleidet.

Als nach dem Wallstreet Crash von 1929 eine weltweite Explosion der Massenarbeitslosig­keit und Lohnsenkungen ausgelöst wurde, reagierte die Arbeiterklasse ebenfalls wie gelähmt. Aber damals traten diese Schwierig­keiten zu einer Zeit auf, als die Kampfkraft der Arbeiterklasse vor allem in Ländern wie Rußland oder Deutschland bereits vorher durch eine Reihe von Niederlagen nach dem 1. Weltkrieg größtenteils gebrochen war. Und vor allem: Zu der Zeit wurde das Proletariat hinter die Ziele des kapitalistischen Staates für den Krieg mobilisiert. Heute dagegen ist we­der die Kampfkraft gebrochen, noch identifi­ziert sich das Proletariat mit den Zielen des Staates. Aus diesem Grunde ist die Entwick­lung von massiven Kämpfen in der Zukunft nahezu unausweichlich. Die Kämpfe von heute - so schwierig sie auch sind - so wie die Aus­einandersetzung mit der neuen historischen Situation mittels Diskussionen, Versammlun­gen der Arbeiter, Zusammenkünften auf der Straße usw., müssen dazu beitragen, unsere Klasse politisch auf diese Auseinandersetzun­gen vorzubereiten. Und hierzu ist die Arbeit der Kommunisten unerläßlich.


Politische Strömungen und Verweise: 

  • Rätismus [2]

Geschichte der Arbeiterbewegung: 

  • 1917 - Russische Revolution [3]

Weltrevolution Nr. 61

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Diskussionsveranstaltung der IKS

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Der Hintergrund des Balkankonflikts

Heute herrscht weitgehend Blindheit und Unkenntnis in der Bevölkerung über die imperialistischen Machenschaften der Grossmächte im Jugoslawienkonflikt. Dafür sorgen die bürgerlichen Propagandisten und die bürgerliche “Erziehung“, welche uns die Lehren aus der Geschichte verschweigen. Denn die Rolle der Grossmächte in diesem Jahrhundert zu kennen, ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Wurzeln des jetzigen Konfliktes zu begreifen. Diese Wurzeln lehrt uns, dass die Grossmächte nicht “gleichgültig“ sind gegenüber dem Jugoslawienkonflikt von heute (wie sie selbst gerne von sich behaupten) sondern denselben, heute verborgenen Kampf um die Kontrolle dieser Region austragen, welcher bereits zu zwei Weltkriegen geführt hat. Wir veröffentlichen hiermit Auszüge aus dem einleitenden Referat, welches wir bei unserer öffentlichen Diskussionsveranstaltung zum Balkankrieg vorgetragen haben. Welche Punkte in der darauffolgenden Diskussion aufkamen, haben wir in einem weiteren Artikel aufgegriffen.

Der Hintergrund des Balkankrieges

Im allgemeinen verneint die bürgerliche Propaganda keineswegs die Existenz von Konkurrenzverhältnissen, von Rivalitäten zwischen den “demokratischen“ Ländern des ehemaligen Westblocks. Offen spricht man von den konfliktbeladenen GATT-Verhandlungen, vom “Wirtschaftskrieg gegen Japan“ usw. Aber diese Konflikte seien rein wirtschaftlicher Natur und “deshalb“ friedlich auszutragen, mit Industrierobotern statt Gewehren. So wird behauptet.

Die strategische, militärische Dimension eines solchen “Wirtschaftskrieges“ wird entweder nicht erwähnt, oder auf wenige Aspekte wie die Verteidigung von Ölquellen reduziert. Aus der “Ölfrage“ kann man einen angeblichen “Kampf des Westens gegen die islamische Welt“ konstruieren, und damit den Gegensatz zwischen den führenden westlichen Mächten vertuschen. Die grossen Konflikte des 20. Jahrhunderts wie der 2. Weltkrieg oder der Ost-West-Gegensatz wurden auf ideologische Ursprünge zurückgeführt, Es sei nötig gewesen, die Welt vor den Folgen totalitärer Ideologien wie Faschismus oder “Kommunismus“ zu schützen. Jetzt aber, so heisst es, wo auch Länder wie Deutschland, Japan oder Russland zur “demokratischen Staatengemeinschaft“ beigetreten sind, seien Konzepte wie Imperialismus oder der Kampf der Grossmächte um die Weltherrschaft nichts als leeres Gefasel der ewiggestrigen Marxisten. Die Position des Marxismus sei umso abwegiger hinsichtlich des Balkankrieges, heisst es weiter, weil dort ein verarmtes, unterentwickeltes, und jetzt auch noch ausgebombtes Land wirtschaftlich von keinerlei Interesse für die Grossmächte sei.

Solche Argumente üben heute weltweit einen enormen Einfluss aus. Sie beeinflussen oder beherrschen das Denken von Millionen von Arbeitern. Denn die Massenmedien werden vollständig von der bürgerlichen Klasse beherrscht. Und dennoch sind diese Argumente von Grund auf falsch und verlogen. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts bestätigt voll und ganz die Thesen des Marxismus. Diese Geschichte zeigt auf, dass der Balkan, so verarmt und unterentwickelt er auch ist, völlig unabhängig von den Ideologien der verschiedenen Grossmächte stets eines der wichtigsten Konfliktfelder des Imperialismus war. Dies war der Fall im 1. und im 2. Weltkrieg ebenso wie im Gesamtverlauf des Ost-West-Konfliktes. Und er bleibt es auch heute noch.

Der Balkan: schon 1914 ein Kriegsschauplatz

Vor dem 1. Weltkrieg war der Gegensatz zwischen England und Deutschland am wichtigsten. Dieser Gegensatz ist auch heute, gerade im Jugoslawienkonflikt von grosser Bedeutung. Damals war England nicht die einzige, aber mit Abstand die grösste Kolonialmacht. Der Konflikt um Kolonien führte solange nicht zum Weltkrieg, wie das aufstrebende, fortschrittliche kapitalistische System noch in immer neue vorkapitalistische Weltgegenden expandieren konnte. Solange gab es neben England auch für andere führende kapitalistische Nationen genug Beute. Diese Lage änderte sich um die Jahrhundertwende schlagartig, als die Expansion des kapitalistischen Markts ihre Grenzen zu erreichen begann, und die Kolonien bereits aufgeteilt waren. Vor allem die verspätet auf dem Weltmarkt auftretenden Grossmächte wie Deutschland, Japan und Italien waren ohne nennenswerten Kolonialbesitz und somit von einem wichtigen Teil des Welthandels sowie von vielen wichtigen Rohstoffen und Agrarerzeugnissen abgeschnitten. Diese zunehmende Unfähigkeit des kapitalistischen Systems, weiter ausreichend zu expandieren, um die Existenzgrundlage auch nur der wichtigsten Grossmächte zu garantieren, leitete die Niedergangsphase des Kapitalismus ein. Diese Phase, durch ständige Wirtschaftskrisen, Weltkriege und “lokale“ Kriege gekennzeichnet, dauert bis zum heutigen Tag an.

Und diese Dekadenzphase zeichnet sich dadurch aus, dass der Krieg zur Überlebensform des Kapitals schlechthin geworden ist. Alles wird den Überlegungen, den Vorbereitungen des Krieges untergeordnet.

Die imperialistischen Ambitionen Deutschlands

Da zur zeit des 1. Weltkrieges Europa und nicht Amerika quasi allein im Mittelpunkt der Weltpolitik stand, und Deutschland zur führenden Macht in Europa aufgestiegen war, wurde Berlins Gegensatz zur Weltmacht England bestimmend. Schon vor 1914 gab es drei grosse Konfliktachsen zwischen England und Deutschland. Erstens der Wettlauf der Kriegsflotten beider Länder. Zweitens die Kontrolle über das Mittelmeer, wo England noch vorherrschend war. Deutschland war am Mittelmeer nur indirekt präsent mittels seines Verbündeten Österreich-Ungarn, zu dem die dalmatinische Küste des späteren Jugoslawiens gehörte. In anderen Gebieten, z.B. im Marokko, versuchte Deutschland auch direkt am Mittelmeer Fuss zu fassen. Drittens der Nahe Osten, wo die ersten grossen Ölquellen entdeckt wurden; der Nahe Osten war zugleich für Deutschland das Einfallstor nach Asien. Das Bagdadbahnprojekt (die Eisenbahnverbindung Berlin – Konstantinopel – Bagdad) dokumentierte die Expansion Deutschlands in dieser Region. Und diese Expansionsschneise verlief quer über den Balkan. Um Deutschland sowie Österreich vom Mittelmeer und auf dem Balkan zurückzudrängen, unterstützte England (aber auch Russland und Frankreich) genau wie heute den serbischen Nationalismus. Deutschland hingegen pflegte ebenso wie heute möglichst enge Beziehungen zu den österreichischen Provinzen Slowenien und Kroatien sowie zur Türkei. Das berühmte Attentat von Sarajevo, an dem scheinbar vom englischen Geheimdienst unterstützte serbische Terrorgruppen beteiligt warn, löste schliesslich den 1. Weltkrieg aus. Die nach 1919 von den Siegermächten (jetzt unter Beteiligung der USA) in Versailles festgelegte Neuordnung Europas zielte nicht zuletzt durch die Schaffung von neuen Nationalstaaten wie der Tschechoslowakei, vor allem aber Jugoslawiens darauf ab, Deutschland sowie seine traditionellen Verbündeten Österreich und Ungarn vom Balkan und somit vom Mittelmeer bzw. vom Nahen Osten abzuschneiden. Keine Überraschung also, wenn es zu den wichtigsten Kriegszielen Hitler-Deutschlands im 2. Weltkrieg gehörte, Jugoslawien zu zerschlagen und einen von Deutschland abhängigen Staat Kroatien zu schaffen. Genau so wie heute. Die “Neuordnung“ der Welt durch die Siegermächte des 2. Weltkriegs wiederum, welche in Teheran, Jalta und Potsdam festgelegt wurde, war wie schon Versailles nicht zuletzt eine Regelung gegen Deutschland. Durch die Teilung Deutschlands ging sie sogar über Versailles hinaus. Von daher darf es ebensowenig überraschen, dass zu dieser “Friedensregelung“ die Wiederherstellung Jugoslawiens als Pufferzone gehörte.

Abermals wurde Deutschland vom Mittelmeer abgeschnitten. Seitdem ist die Bundesmarine auf das Wohlwollen anderer westlicher Mächte angewiesen, um logistische Unterstützung zu erhalten, wenn sie (bislang noch selten) im Mittelmeer operieren will.

Am Ende des 2. Weltkriegs setzten darüber hinaus die USA und England gegenüber ihrem schwächeren, neuen Rivalen um die Weltherrschaft, der UdSSR, durch, dass Jugoslawien, obwohl von “kommunistischen“ d.h. von stalinistischen Partisanen unter Tito regiert, im Ost-West-Konflikt als neutrale Pufferzone zu betrachten war. Damit wollten Washington und London auch die Sowjetunion vom Mittelmeer fernhalten. Dieses Abkommen bedeutet, dass eine Infragestellung des status quo in Jugoslawien, ob von östlicher oder westlicher Seite, nur im Falle eines 3. Weltkrieges denkbar war. In der Tat, und wie wir heute wissen, sahen die Weltkriegsplanungen beider Seiten immer die militärische Besetzung Jugoslawiens schon in der Anfangsphase vor.

Nach diesem historischen Rückblick, der die strategische Bedeutung des immer umkämpften Balkans im Zusammenprall der Grossmächte gezeigt hat, wird klar: Der Ausbruch des Krieges in Jugoslawien vor zwei Jahren ist keineswegs mit einem plötzlichen Anfall von politisch-ethnischer Tollwut erklärbar, wie die bürgerliche Propaganda uns weismachen will. Er erklärt sich vielmehr durch de Auflösung zuerst des östlichen und dann des westlichen Blockes. Plötzlich war es wieder möglich, den status quo in Jugoslawien anzutasten, ohne einen Weltkrieg auszulösen. Die erste grosse, eigenständige Handlung des wiedervereinigten Deutschlands bestand darin, gegen den Willen der ehemaligen Verbündeten, durch die Unterstützung der Unabhängigkeit Sloweniens und Kroatiens die Auflösung Jugoslawiens zu betreiben, um den jugoslawischen Staat zu zerstören, der als Puffer gegen eine deutsche Expansion auf dem Balkan gedient hatte.

Die Grossmächte und ihr Stellvertreterkrieg

Washington, London, Paris eilten nun herbei, um Serbien wie schon so oft zuvor im Konflikt gegen Kroatien und Slowenien zu unterstützen. Als der Konflikt auf Bosnien übergriff, wurde die Lage noch viel komplizierter. Einerseits weil dort nicht zwei, sondern drei ethnische Gruppen aufeinanderstiessen. Andererseits ist aber auch die Tendenz, dass jeder für sich kämpft, und sich keineswegs mehr den Interessen der USA oder einer anderen Grossmacht unterwerfen will, derart stark geworden, dass die ehemaligen Verbündeten der USA, die sich 40 Jahre lang der Blockdisziplin unterworfen hatten, nunmehr eigenständig ihre Interessen verfolgen. Diese Bestrebungen haben mittlerweile nach dem Golfkrieg viel grössere Ausmasse angenommen.

Während Deutschland weiterhin hinter den Kroaten steht, habe sich England, Frankreich, Russland hinter die Serben gestellt, während wiederum die USA für die Bosnier Partei ergriffen haben. Somit bedeutet die Unfähigkeit Washingtons, militärisch einzugreifen, um die bosnischen Moslems als ihren Verbündeten gegen die europäischen Rivalen einzusetzen, einen schweren Rückschlag für das weltweite Ansehen der USA in der imperialistischen Welt…

Wie sich das auf die anderen Konfliktherde auswirkt, haben wir in einem weiteren Artikel diese Zeitung dargestellt.

Weltrevolution Nr. 62

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Die Arbeiterkämpfe in Italien 1943

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 Im 1. Weltkrieg stellte sich die Arbeiterklasse vor allem in Rußland und in Deutschland zu­nehmend gegen den Krieg. Die Auf­standsbewegung in Rußland von Febr. bis Oktober 1917 und die revolutionäre Bewe­gung in Deutschland im Nov. 1918 sorgten dafür, daß der Krieg zu Ende gebracht wurde. Wäh­rend aber die Reaktion der Ar­beiterklasse ge­gen den 1. Weltkrieg relativ gut bekannt ist, sind die wenigen Phasen intensi­ven Klassen­kampfes während des 2. Welt­kriegs kaum be­kannt. Vor allem die Arbeiter in Italien setzten sich ab 1943 gegen den Krieg zur Wehr. Die Bürgerlichen jedoch stellen die Kämpfe in Ita­lien als einen Anfang der "antifaschistischen Resistance" dar. Die­ses Jahr - 50 Jahre nach diesen Kämpfen - haben die italienischen Ge­werkschaften ge­nau die­sen Mythos wieder verbreiten wollen.

1943: DAS ITALIENISCHE PROLETA­RIAT WEHRT SICH GEGEN OPFER FÜR DEN KRIEG

In der 2. Jahreshälfte 1942, als der Ausgang des Krieges immer noch offen stand, und der Faschismus noch fest im Sattel zu sitzen schien, gab es in den großen Fabriken im Nor­den Italiens sporadische Streiks gegen die Ra­tionierungen und für Lohnerhöhungen. Der Krieg hatte eine große Unzufriedenheit in der arbeitenden Bevölkerung hervorgebracht.

Am 5. März 1943 legten Arbeiter bei Mira­fiori in Turin die Arbeit nieder. Die Bewegung dehnte sich binnen Tagen auf andere Fabriken aus; Tausende von Arbeiter schlossen sich ihr an. Die Forderungen waren klar und einfach: Erhöhung der Lebensmittelrationierungen, Lohnerhöhungen und Beendigung des Krieges. Im gleichen Monat griff die Bewe­gung über auf die großen Fabriken von Mai­land, die ganze Lombardei, Ligurien und an­dere Teile Italiens.

Die faschistische Regierung reagierte mit Zuc­kerbrot und Peitsche: Sie verhaftete die be­kanntesten Arbeiter, machte aber auch Kon­zessionen gegenüber einigen unmittelbaren Forderungen. Auch wenn Mussolini hinter den Aktionen der Arbeiter antifaschistische Drahtzieher vermutete, konnte er es sich nicht leisten, daß die Bewegung noch weiter Auf­trieb erhielt. Die Vermutung, daß Antifaschi­sten hinter dieser Bewegung steckten, war falsch. Die Streiks waren vollkommen spon­tan, sie wurden von den Arbeitern selber aus­gerufen. Auslöser war die Unzufriedenheit mit den Entbehrungen durch den Krieg gewesen. Selbst "faschistische" Arbeiter beteiligten sich am Streik.

Diese Bewegung jagte den Herrschenden Angst ein - und diese Angst vor der Arbeiter­klasse überstieg die Angst vor dem Feind auf dem imperialistischen Schlachtfeld. Die Streiks verdeutlichten der herrschenden Klasse, daß das faschistische Regime kein ad­äquates Mittel war, um die Wut der Arbeiter unter Kontrolle zu halten. Die Herrschenden beschlossen, das faschistische Regime abzulö­sen und ihre "demokratischen" Kräfte neu zu organisieren...

Am 25. Juli 1943 ließ der König Mussolini ab­setzen. Der General Badoglio sollte eine neue Regierung bilden. Erste Priorität dieser Regie­rung war die Neugründung "demokratischer" Gewerkschaften, um neue Staudämme aufzu­bauen, die dazu dienten, Forderungen der Ar­beiter aufzuhalten. In der Zwischenzeit hatten die Arbeiter ihre eigenen Organe geschaffen, die Bewegung drohte au­ßer Kontrolle zu gera­ten. Der alte sozialisti­sche Gewerkschaftsfüh­rer Bruno Buozzi wurde freigelassen und wie­der an die Spitze dieser neuen Gewerkschaften gestellt. An seine Seite traten der "Kommunist" (Stalinist!) Roveda und der Christdemokrat Quadrello. Die Herrschenden hatten gut aus­gewählt. Buozzi war einer der Streikführer von 1922 gewesen (damals waren insbesondere im Nor­den viele Fabriken besetzt worden). Schon 1922 hatte er alles unternommen, um der Be­wegung die Spitze zu brechen.

Aber nicht nur mit der bürgerlichen Demo­kratie und ihren falschen Versprechungen hat­ten die Arbeiter zu kämpfen.

Wenn sie das faschistische Regime verwarfen, dann vor allem weil sie nicht mehr die Opfer bringen wollten, die ihnen der Krieg auf­zwang. Aber die Regierung Badoglio ver­langte von ih­nen, den Krieg weiter zu unter­stützen.

Deshalb traten Mitte August 1943 die Arbeiter von Turin und Mailand erneut in den Streik und forderten vehementer als je zuvor das Ende des Krieges. Und wieder antwortete die Verwaltung vor Ort mit Repression. Noch ef­fektiver jedoch war die Reise von Piccardi, Buozzi und Roveda in den Norden, um die "Stellvertreter" der Arbeiter zu treffen und sie zu bewegen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Selbst bevor sie noch ihre Organisation wie­deraufgebaut hatten, fingen die "demokratischen" Gewerkschafter ihre Drecksarbeit gegen die Arbeiter an.

Durch die Repression, durch Konzessionen und Ver­sprechungen in die Enge getrieben, warteten die Arbeiter der Dinge. Dann über­schlug sich alles. Im Juli 1943 waren die Alli­ierten in Si­zilien gelandet. Am 8. Sept. unter­schrieb Ba­doglio mit ihnen den Waffenstill­stand, flüch­tete mit dem König in den Süden und forderte die Regierung auf, den Krieg ge­gen die Nazis und die Faschisten fortzusetzen. Darauf kam es zu einer chaotischen Teilauflö­sung der Ar­mee. Viele Soldaten legten ihre Uniform nie­der, kehrten nach Hause zurück oder ver­steckten sich.

Die Arbeiter, die es nicht schafften, sich auf ihrem Klassenterrain zur Wehr zu setzen, wollten nicht die Waffen gegen die Deutschen richten. Stattdessen nahmen sie die Arbeit wie­der auf, bereit für ihre eigenen Forderungen genauso gegenüber den neuen Machthabern in Nordi­talien einzutreten. Italien war zu dem Zeitpunkt in zwei Teile gespalten. Im Süden standen die Truppen der Alliierten und eine dem Schein nach legale Regierung, im Nor­den dagegen hatten die Faschisten erneut das Kommando übernommen, oder genauer gesagt die deutschen Truppen.

Obgleich der Krieg nicht mehr von der Bevöl­kerung getragen wurde, wurde er fortgesetzt. Die Bombardierungen Norditaliens durch die Alliierten nahmen zu, die Lebensbedingungen der Arbeiter verschlechterten sich noch mehr. Mitte November-Dezember nahmen die Ar­beiter wieder den Kampf auf! Und diesmal gab es eine noch brutalere Repression. Neben den Verhaftungen wurde diesmal gedroht: Ver­schleppung nach Deutschland.

Die Arbeiter verteidigten mutig ihre Forde­rungen. Im November traten die Arbeiter in Turin in Streik, ein Großteil ihrer Forderun­gen wurde erfüllt. Anfang Dezember streikten die Arbeiter in Mailand. Wiederum Verspre­chungen und Drohungen seitens der deutschen Behörden. In Genua demonstrierten die Ar­beiter am 16. Dezember; die deutsche Wehr­macht übte eine Repression aus. Aber trotzdem gab es weiter Proteste in ganz Ligurien.

Aber es war ein Wendepunkt eingetreten. Die deutschen Behörden, die riesige Schwie­rigkeiten an der Front hatten, konnten keine Einbrüche an der Produktionsfront hinneh­men. Die Bewegung fing an, ihren spon­tanen Cha­rakter zu verlieren. Die "antifaschistischen" Kräfte versuchten, den Arbeiterforderungen ein neues Gewand über­zustreifen - sie nannten sie eine "Befreiungsbewegung vom Faschis­mus".

Obwohl es bis zum Frühjahr 1944 und gar bis 1945 noch vereinzelt Streiks gab, hatten sich viele Arbeiter, um der Repression zu entwei­chen, in den Bergen versteckt. Viele von ih­nen traten jedoch auch in die Partisanenver­bände ein.


DIE KÄMPFE VON 1943: KEIN ANTIFA­SCHISTISCHER, SONDERN EIN KLAS­SENKAMPF

Die Bourgeoisie stellt die ganze Streikbewe­gung von 1943-45 als eine antifaschistische Bewegung dar. Wir haben gezeigt, daß das falsch ist. Die Arbeiter kämpften gegen den Krieg und die ihnen aufgezwungenen Opfer. Sie prallten mit den Faschisten zusammen, als diese an der Macht waren (im März), der Re­gierung Badoglio, die nicht mehr faschistisch war (im August), mit den Nazis, als diese in Norditalien die Macht ausübten (im Dezem­ber).

Die westlichen Alliierten verzöger­ten ihren Vormarsch auf die norditalienischen Industrie­zentren so lange, bis die deutschen Be­satzer die Arbeiter gewaltsam niedergeworfen hatten. An­statt den Arbeitern zu Hilfe zu eilen, bombar­dierten die amerikanischen und briti­schen Luftwaffen gezielt die Fabriken des Nor­dens, um so ihren Teil zum Abschlachten der Arbeiter beizusteuern.

Die "demokratischen" Kräfte der bürgerlichen Linken in Italien versuchten von Anfang an, mit der "Kommunistischen Partei" an ihrer Spitze, den Klassenkampf der Arbeiter auf ein bürgerliches Terrain zu lenken - den des "patriotischen und antifaschistischen" Kampfes. Dabei hatten die bürgerlichen Lin­ken aber große Schwierigkeiten, denn aus der Sicht der Arbeiterklasse waren die Kämpfe immer gegen das Kapital insgesamt und nicht gegen eine besondere Fraktion des Kapitals ge­richtet. "Erinnern wir uns, wie wir uns am Anfang des Befreiungskampfes anstrengen mußten, den Arbeitern und Bauern beizubrin­gen, die wußten, daß sie natürlich gegen die Deutschen kämpfen mußten, die aber sagten: Wir meinen, ob unsere Kapitalisten Deutsche oder Italiener sind, das macht wirklich keinen großen Unterschied" (E. Sereni, ein Führer der damaligen KP).

Der antifaschistische Kampf war ein vollkom­men patriotischer und national-bürgerlicher Kampf, der nicht die Grundlage der Herr­schaft des Kapitals infragestellte. Im Gegen­teil.

Der Antifaschismus zielt stets darauf, das Pro­letariat hinter eine angeblich menschli­chere oder fortschrittlichere Fraktion des Ka­pitals gegen eine andere zu mobilisieren. Die Arbei­ter sollen nicht für ihre eigenen Interessen, sondern für die des Kapitals kämpfen. Damit werden sie für den imperialistischen Krieg als Kanonenfutter mobilisiert - in diesen Fall für den "westlichen" Block zusammen mit dem "sowjetischen" Imperialismus und ihren italieni­schen Verbündeten gegen Deutschland. Dage­gen unterstützten die Internationalisten der marxistischen Linken die Arbeiterstreiks gegen den Krieg sowie die Umwandlung des impe­rialistischen Krieges in einen Klassenkrieg der internationalen Arbeiterklasse gegen das Kapital im Ganzen.


50 JAHRE NACH 1943 MUSS DIE AR­BEITERKLASSE DIE LEHREN ZIEHEN

Während das Proletariat den 1. Weltkrieg durch die Entfaltung seiner Kämpfe zu Ende bringen konnte, gelang ihm dies im 2. Welt­krieg nicht. Wir müssen deshalb hier einige Hauptlehren aufzeigen.

Die Ereignisse von 1943 beweisen, daß der Krieg nicht die günstigsten Voraussetzungen für die proletarische Revolution schafft. Heute würde ein neuer Krieg so viele Zerstörungen mit sich bringen, daß die Arbeiterklasse selber zum Großteil, ja die Menschheit insgesamt vernichtet würde. Die Arbeiter müssen also unbedingt vor einem Krieg handeln. Ja ihr Handeln verhindert den Krieg!

Denn im Falle eines Weltkrieges mit seinem unvergleichlichen Zerstörungspotential wird es zu spät sein. Helios.

(Auszug aus einem Artikel in der "International Review" Nr. 75, der vollstän­dige Artikel kann bei der Kontaktadresse an­gefordert werden). Mehr Hintergrundmaterial in unserer Broschüre "Die Italienische Linke".

Historische Ereignisse: 

  • Zweiter Weltkrieg [4]

Erbe der kommunistischen Linke: 

  • Proletarischer Kampf [5]

Quell-URL:https://de.internationalism.org/content/1090/weltrevolution-1993

Links
[1] https://de.internationalism.org/tag/entwicklung-des-proletarischen-bewusstseins-und-der-organisation/erste-internationale [2] https://de.internationalism.org/tag/politische-stromungen-und-verweise/ratismus [3] https://de.internationalism.org/tag/geschichte-der-arbeiterbewegung/1917-russische-revolution [4] https://de.internationalism.org/tag/historische-ereignisse/zweiter-weltkrieg [5] https://de.internationalism.org/tag/2/29/proletarischer-kampf