Im vorigen Artikel zum Kapp-Putsch 1920 haben wir herausgestellt, dass die
Arbeiterklasse nach den Niederlagen von 1919 wieder auf dem Vormarsch war. Aber
weltweit war die revolutionäre Welle doch absteigend.
Die Beendigung des Krieges hatte in vielen Ländern den revolutionären Elan
gebrochen und es vor allem der Bourgeoisie ermöglicht, die Spaltung der
Arbeiterklasse in Arbeiter der „Siegermächte" und der besiegten Staaten
auszunutzen. Zudem schaffte es das Kapital, die revolutionäre Bewegung in
Russland immer weiter zu isolieren. Die Siege der Roten Armee über die Weißen
Truppen, die von den westlichen bürgerlichen Demokratien kräftig unterstützt
wurden, hinderte die herrschende Klasse nicht daran, ihre Konteroffensive
international fortzusetzen.
In Russland selber forderten die Isolierung der Revolution und die wachsende
Integration der Bolschewistischen Partei in den russischen Staat ihren Preis.
Im März 1921 erhoben sich in Kronstadt revoltierende Arbeiter und Matrosen.
Auf diesem Hintergrund sollte in Deutschland die Arbeiterklasse noch immer
eine stärkere Kampfbereitschaft zeigen als in den anderen Staaten. Überall
standen die Revolutionäre vor der Frage: nachdem der Höhepunkt der internationalen
Welle revolutionärer Kämpfe überschritten war und die Bourgeoisie weiter in der
Offensive blieb, wie auf diese Situation reagieren?