Kommunismus - keine schöne Idee, sondern eine materielle Notwendigkeit

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"Kommunismus? Ach ja, so wie damals in Russland? Wo der Staat die ganze Wirtschaft kontrollierte? Wo - abgesehen von einer kleinen Zahl von Apparatschiks, die alle Entscheidungen trafen - jeder den gleichen niedrigen Lohn erhielt? Die Leute besaßen nicht einmal die Freiheit, das Land zu verlassen!"

Nein! Das ist nicht der Kommunismus von Marx, der auf die Abschaffung des Lohnsystems, die Überwindung des Staates sowie der nationalen Grenzen und auf eine Gesellschaft frei assoziierter Produzenten abzielt.

"Oh, dieser Kommunismus! Eine wundervolle Utopie! Eine schöne Idee, die jedoch nie funktioniert… Es ist besser, das zu tun, was wir schaffen können, nämlich den Kapitalismus menschlicher zu gestalten".

Aber was nicht funktioniert, ist der Kapitalismus, der schon seit langem überlebt ist und die Menschheit in den Horror des ökonomischen Zusammenbruchs, des Krieges und der Umweltvernichtung treibt. Der Kommunismus ist eine Notwendigkeit für das zukünftige Weiterleben der menschlichen Gattung. Zudem ist er keine Utopie. Er spiegelt die grundlegenden historischen Interessen der Arbeiterklasse wider.

Seit 1990 und dem Zusammenbruch des "Realsozialismus" - in Wirklichkeit war dieser eine Form des Staatskapitalismus - hat die Internationale Kommunistische Strömung eine Reihe von Artikel über den Kommunismus in ihrer theoretischen Zeitschrift Internationale Revue veröffentlicht. Ursprünglich war dieses Projekt als eine Reihe von vier oder fünf Artikel verfasst worden mit dem Ziel, die wirkliche Bedeutung des Kommunismus gegen die bürgerliche Gleichsetzung von Stalinismus und Kommunismus klarzustellen. Doch bei dem Versuch, die historische Methode so sorgfältig wie möglich anzuwenden, ist diese Serie herangewachsen zu einer tieferen Untersuchung der Geschichte des kommunistischen Programms, das durch die Schlüsselerfahrungen der Klasse insgesamt und durch die Beiträge und Debatten revolutionärer Minderheiten bereichert wurde. Der erste Band dieser Reihe ist jetzt in Buchform veröffentlicht worden.

Obgleich die meisten Kapitel in diesem Buch sich notwendigerweise mit politischen Grundsatzfragen befassen - da der erste Schritt zur Errichtung des Kommunismus die Etablierung der Diktatur des Proletariats ist -, ist es eine Prämisse des Buches, dass der Kommunismus die Menschheit über den Bereich der Politik hinaustragen und ihr wahres gesellschaftliches Wesen freisetzen wird. Deshalb wirft das Buch die Fragen marxistischer Anthropologie und andere Fragen auf, die im Verständnis der Menschheit als Gattung verwurzelt sind. Die Vernetzung zwischen der politischen und "anthropologischen" Dimension  dieser Serie war in der Tat eines der Leitmotive. Deshalb fängt der erste Band mit dem primitiven Kommunismus und den utopischen Sozialisten an, mit der grandiosen Vorstellung des jungen Marx von der menschlichen Entfremdung und den Endzielen des Kommunismus. Es endet mit den Ereignissen am Vorabend der Massenstreiks von 1905, die den Eintritt des Kapitalismus in eine neue Epoche ankündigten, in der die kommunistische Revolution von einer allgemeinen Perspektive der Arbeiterbewegung zu einer geschichtlichen Notwendigkeit herangereift war.

Der zweite Band des Buches befasst sich mit der Zeit von den Massenstreiks 1905 bis zum Ende der ersten großen revolutionären Welle von Kämpfen, die im Anschluss zum Ersten Weltkrieg stattfanden. Ein dritter Band ist in Vorbereitung; wir arbeiten darauf hin, die beiden Bände als Ergänzungsliteratur zu dem jüngst veröffentlichen Buch herauszugeben.