MARXISMUS GEGEN FREIMAUREREI

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Mit dem folgenden Artikel über den Kampf des Marxismus gegen die Freimaurerei stellt sich die IKS fest in die besten Traditionen des Marxismus und der Arbeiterbewegung. Im Gegensatz zu der politischen Gleichgültigkeit der Anarchisten haben die Marxisten stets darauf bestanden, daß das Proletariat die wesentlichen Merkmale der Funktionsweise seines Klassenfeindes begreifen muß, um seine revolutionäre Aufgabe zu erfüllen. Wie alle ausbeutenden Klassen gebrauchen diese Feinde des Proletariats die Irreführung und Heimlichkeit sowohl gegeneinander als auch gegen die Arbeiterklasse. Daher enthüllten Marx und Engels in einer Reihe wichtiger Schriften der Arbeiterklasse die geheimen Strukturen und Aktivitäten der herrschenden Klasse.

In seinen „Enthüllungen über die Diplomatie des 18. Jahrhunderts", die auf ein erschöpfendes Studium von diplomatischen Schriftstücken im Britischen Museum basieren, enthüllte Marx die heimliche Zusammenarbeit zwischen dem britischen und dem russischen Kabinett seit den Zeiten von Peter dem Großen. In seinen Schriften gegen Lord Palmerston deckte Marx auf, daß die Fortsetzung dieses geheimen Bündnisses sich im wesentlichen direkt gegen revolutionäre Bewegungen in ganz Europa richtete. Tatsächlich war während der ersten sechzig Jahre des 19. Jahrhunderts die russische Diplomatie, die Bastion der Konterrevolution zu jener Zeit, in „alle Verschwörungen und Aufstände" verstrickt, einschließlich der aufständischen Geheimgesellschaften wie die der Carbonari, um sie für die eigenen Zwecke zu manipulieren (Engels: „Die Aussenpolitik des zaristischen Russland").

In seinem Pamphlet gegen Herrn Vogt legte Marx die Wege offen, auf denen Bismarck, Palmerston und der Zar die Agenten des Bonapartismus unter Louis Napoleon in Frankreich bei der Infiltrierung und Verunglimpfung der Arbeiterbewegung unterstützten. Die herausragenden Momente in der Auseinandersetzung der Arbeiterbewegung mit diesen verborgenen Manövern waren der Kampf der Marxisten gegen Bakunin in der Ersten Internationale und der „Eisenacher" gegen die Benutzung des Lassalleanismus durch Bismarck.

Mit ihrer Bekämpfung der bürgerlichen Faszination für das Verborgene und Mysteriöse zeigten Marx und Engels, daß das Proletariat der Feind jeder Art von Politik der Geheimniskrämerei und Verschleierung ist. Im Gegensatz zum britischen Tory Urquhart, dessen über 50 Jahre dauernder Kampf gegen die russische Geheimdiplomatie zu einer „geheimen esoterischen Doktrin" einer „allmächtigen" russischen Diplomatie als des „alleinigen aktiven Faktors der modernen Geschichte" (Engels) entartete, basierte die Arbeit der beiden Gründer des Marxismus immer auf einer wissenschaftlichen, historisch-materialistischen Herangehensweise. Diese Methode enthüllte den verborgenen „jesuitischen Orden" der russischen und westlichen Diplomatie und die Geheimgesellschaften der ausbeutenden Klassen als das Produkt des Absolutismus und der Aufklärung im 18. Jahrhundert, wo die Krone den niedergehenden Adel und die aufstrebende Bourgeoisie zur Zusammenarbeit zwang. Diese „aristokratisch-bürgerliche Internationale der Aufklärung", auf die sich Engels' Artikel über die zaristische Außenpolitik bezog, sorgte auch für eine gesellschaftliche Basis der Freimaurerei, welche in England entstand, dem klassischen Land des Kompromisses zwischen Aristokratie und Bourgeoisie. Auch wenn das bürgerliche Merkmal der Freimaurerei viele bürgerliche Revolutionäre im 18. und frühen 19. Jahrhundert besonders in Frankreich und den Vereinigten Staaten fesselte, sollte ihr zutiefst reaktionärer Charakter sie bald zu einer Waffe vor allem gegen die Arbeiterklasse machen. Dies war der Fall nach der Erhebung der sozialistischen Arbeiterbewegung, die die Bourgeoisie dazu veranlaßte, den materialistischen Atheismus ihrer revolutionären Jugend zu beseitigen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die europäische Freimaurerei, die bis dahin vor allem der Zeitvertreib einer gelangweilten Aristokratie war, welche ihre gesellschaftliche Funktion verloren hatte, in wachsendem Maße zur Bastion einer neuen anti-materialistischen „Religiosität" der Bourgeoisie, die sich im wesentlichen gegen die Arbeiterbewegung richtete. Innerhalb der freimaurerischen Bewegung wurde eine ganze Reihe antimarxistischer Ideologien entwickelt, die später gemeinsames Eigentum der konterrevolutionären Bewegungen des 20.Jahrhunderts werden sollten. Nach einer dieser Ideologien war der Marxismus selbst eine Kreation der „Illuminaten" der deutschen Freimaurerei, gegen die sich die „wahren" Freimaurer zur Wehr setzen mußten. Bakunin, selbst ein aktiver Freimaurer, war einer der Väter einer weiteren Behauptung, wonach der Marxismus eine jüdische Verschwörung sei: „Die gesamte jüdische Welt, umfasst eine einzige ausbeutende Sekte, eine Art blutsaugender Leute, organisierte, zerstörerische Parasiten, nicht nur die Grenzen der Staaten, sondern auch die politischen Auffassungen überschreitend. Diese Welt steht nun zum grössten Teile Marx, aber zum anderen auch Rothschild zur Verfügung. (...) Dies scheint fremd zu sein. Was kann der Sozialismus mit einer führenden Bank gemein haben? Der autoritäre Sozialismus, der marxistische Kommunismus benötigt einen starken Staat. Wo sich der staatliche Zentralismus befindet, gibt es zwangsläufig auch eine zentrale Bank, und wo eine solche Bank existiert, wird die parasitäre jüdische Welt, die mit der Arbeit des Volkes spekuliert, zu finden sein" (Bakunin, zitiert nach R. Huch: Bakunin und die Anarchie).

Im Gegensatz zur Wachsamkeit der Ersten, Zweiten und Dritten Internationale gegenüber diesen Fragen, begnügt sich ein großer Teil des heutigen revolutionären Milieus damit, diese Gefahr zu ignorieren oder die angeblich „machiavellistische" Sichtweise der Geschichte durch die IKS zu verhöhnen. Diese Unterschätzung, die mit einer krassen Ignoranz gegenüber einem wichtigen Teil der Geschichte der Arbeiterbewegung einhergeht, ist das Ergebnis einer 50jährigen Konterrevolution, die das Weiterreichen der organisatorischen Erfahrung der Marxisten von einer Generation zur anderen unterbunden hatte.

Diese Schwäche ist um so gefährlicher, als das Unwesen mystischer Sekten und Ideologien in diesem Jahrhundert Dimensionen erreicht hat, die weit über die Frage der Freimaurerei hinausgehen, vor der man in der aufsteigenden Phase des Kapitalismus gestanden hatte. So hatte die Mehrheit der antikommunistischen Geheimgesellschaften, die zwischen 1918 und 1923 gebildet wurden, ihren Ursprung nicht in der Freimaurerei, sondern wurde direkt von der Armee, unter der Kontrolle demobilisierter Offiziere, gebildet. Als direkte Instrumente des kapitalistischen Staates gegen die kommunistische Revolution wurden sie aufgelöst, sobald das Proletariat besiegt worden war. Auch nach dem Ende der Konterrevolution in den 60er Jahren dieses Jahrhunderts war die klassische Freimaurerei nur ein Aspekt in einem ganzen Apparat religiöser, esoterischer und rassistischer Sekten und Ideologien, die vom Staat gegen das Proletariat entwickelt wurden. Heute, im Schatten des kapitalistischen Zerfalls, bilden solche antimarxistischen Sekten und Ideologien, indem sie dem Materialismus und der Auffassung vom historischen Fortschritt den Krieg erklären und mit einem erheblichen Einfluß in den Industrieländern ausgestattet sind, eine zusätzliche Waffe der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse.

Die Erste Internationale gegen Geheimgesellschaften

Schon die Erste Internationale war das Ziel wütender Angriffe durch den Okkultismus. Die Anhänger der Carbonaris, des katholischen Mystizismus und der Mazzinisten waren erklärte Gegner der Internationalen. In New York versuchten die okkultistischen Anhänger von Virginia Woodhull, Feminismus, „freie Liebe" und „parapsychologische Experimente" in die amerikanische Sektion der Internationalen einzuführen. In Großbritannien und Frankreich organisierten linke Freimaurerlogen, unterstützt von bonapartistischen Agenten, eine Reihe von Provokationen, die darauf abzielten, die Internationale zu diskreditieren und die Verhaftung ihrer Mitglieder zu rechtfertigen, was den Generalrat dazu zwang, Pyat und seine Anhänger auszuschließen und öffentlich zu denunzieren. Am gefährlichsten von allen war Bakunins Allianz, eine Geheimorganisation innerhalb der Internationalen, die mit ihren verschiedenen Graden der „Einweihung" der Mitglieder in ihre „Geheimnisse" und ihre Manipulationsmethoden (Bakunins „revolutionärer Katechismus") exakt das Vorbild der Freimaurerei kopierte (mehr über den Kampf gegen den Bakunismus in der Ersten Internationalen siehe Internationale Revue Nr. 17 und 18).

Marx' und Engels' enormer persönlicher Einsatz bei der Begegnung dieser Angriffe, bei der Entlarvung von Pyat und seiner bonapartistischen Helfer, bei der Bekämpfung von Mazzini, beim Ausschluß der amerikanischen Sektion Woodhulls und vor allem bei der Enthüllung des Komplotts der Allianz Bakunins gegen die Internationale ist allgemein bekannt. Ihre völlige Klarheit über die okkultistische Bedrohung wird von der Resolution über die Notwendigkeit, die Geheimgesellschaften zu bekämpfen, dokumentiert, die von Marx selbst vorgeschlagen und vom Generalrat angenommen wurde.

Auf der Londoner Konferenz der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) im September 1871 bestand Marx darauf, daß „dieser Organisationstyp im Widerspruch zu der Entwicklung der proletarischen Bewegung (steht), weil diese Gesellschaften, statt die Arbeiter zu erziehen, sie autoritären und mystischen Gesetzen unterwerfen, die ihre Selbständigkeit behindern und ihr Bewußtsein in eine falsche Richtung lenken." (Marx-Engels-Werke (MEW), Bd. 17, S. 655)

Die Bourgeoisie versuchte auch, das Proletariat durch Zeitungsmeldungen zu diskreditieren, daß sowohl die Internationale als auch die Pariser Kommune von einer geheimen, freimaurerähnlichen Führung „organisiert" sei. In einem Interview mit der Zeitung The New York World, die andeutete, daß die Arbeiter die Instrumente einer „Konklave" von „kühnen Verschwörern" innerhalb der Pariser Kommune gewesen seien, erklärte Marx: „Mein lieber Herr, es gibt gar kein Geheimnis zu lüften (...), es sei denn das Geheimnis der menschlichen Dummheit bei jenen, die beharrlich die Tatsache ignorieren, daß unsere Assoziation in der Öffentlichkeit wirkt und daß ausführliche Berichte über ihre Tätigkeit veröffentlicht werden für alle, die sie lesen wollen." Die Pariser Kommune könnte, nach der Logik von The World, „genauso eine Verschwörung der Freimaurer gewesen sein, denn ihr individueller Anteil war keineswegs gering. Ich wäre wirklich nicht erstaunt, wenn der Papst ihnen den ganzen Aufstand in die Schuhe schieben würde. Doch versuchen wir, eine andere Erklärung zu finden. Der Aufstand in Paris ist von den Pariser Arbeitern gemacht worden." (MEW, Bd. 17, S. 639)

Der Kampf gegen den Mystizismus in der Zweiten Internationalen

Nach der Niederlage der Pariser Kommune und dem Tod der Internationalen unterstützten Marx und Engels den Kampf darum, Arbeiterorganisationen in Ländern wie Italien, Spanien oder den USA (z.B. die Knights of Labour) aus den Klauen der Freimaurer zu befreien. Die 1889 gegründete Zweite Internationale war zunächst weniger verwundbar durch okkultistische Infiltration als ihre Vorgängerin, da sie die Anarchisten ausschloß. Der Spielraum des Programms der Ersten Internationalen „hatte deklassierten Elemente erlaubt, sich einzuschleichen und im Herzen geheime Organisationen zu etablieren, deren Anstrengungen sich nicht gegen die Bourgeoisie und die Regierung, sondern gegen die Internationale selbst richteten „ (Bericht auf dem Haager Kongreß über die Allianz, 1872).

Da die Zweite Internationale auf dieser Ebene weniger offen war, begann der esoterische Angriff nicht mit der organisatorischen Infiltration, sondern mit einer ideologischen Attacke gegen den Marxismus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts rühmten sich die deutsche und österreichische Freimaurerei ihrer Erfolge bei der Befreiung der Universitäten und der Wissenschaftskreise von der „Plage des Materialismus". Zusammen mit der Entwicklung reformistischer Illusionen und des Opportunismus in der Arbeiterbewegung zur Jahrhundertwende waren es diese zentraleuropäischen Wissenschaftler, die den Bernsteinianismus dazu veranlaßten, die „Entdeckung" der „Überwindung des Marxismus" durch den Idealismus und neokantianischen Agnostizismus zu übernehmen. Im Zusammenhang mit der Niederlage der revolutionären proletarischen Bewegung in Rußland nach 1905 drang die Krankheit der „Gottesschöpfung" selbst in die Reihen des Bolschewismus ein, wo sie jedoch schnell niedergerungen wurde. Innerhalb der Internationalen in ihrer Gesamtheit gelang der marxistischen Linken eine heldenhafte und brillante Verteidigung des wissenschaftlichen Sozialismus, ohne jedoch in der Lage zu sein, das Fortschreiten des Idealismus aufzuhalten, so daß nun die Freimaurerei begann, Anhänger innerhalb der Arbeiterparteien für sich zu gewinnen. Jaurès, der berühmte französische Arbeiterführer, verteidigte offen die Ideologie der Freimaurerei gegen das, was er „verarmte ökonomische und materialistische Interpretation des menschlichen Denkvermögens" eines Franz Mehring nannte. Gleichzeitig eröffnete die Entwicklung des Anarchosyndikalismus als Reaktion auf den Reformismus ein neues Feld für die Verbreitung reaktionärer, oft mystischer Ideen auf der Grundlage von Philosophen wie Bergson, Nietzsche (der sich selbst als „Philosoph der Esoterik" beschrieb) oder Sorel. Dies beeinflußte umgekehrt halb-anarchistische Elemente innerhalb der Internationalen wie Hervé in Frankreich oder Mussolini in Italien, die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu den rechtsextremen bürgerlichen Organisationen überliefen. Die Marxisten, die vergeblich versuchten, den Kampf gegen die Freimaurerei in der französischen Partei zu erzwingen oder Parteimitgliedern in Deutschland zu verbieten, eine „zweite Loyalität" gegenüber anderen Organisationen auszuüben, waren in der Periode vor 1914 nicht stark genug, um organisatorische Maßnahmen zu erwirken, wie dies Marx und Engels getan hatten.

Die Dritte Internationale gegen die Freimaurerei

Entschlossen, die organisatorischen Schwächen der Zweiten Internationalen zu überwinden, die ihren Zusammenbruch 1914 erleichtert hatten, kämpfte die Komintern für die vollständige Eliminierung „esoterischer" Elemente aus ihren Reihen. 1922 bekräftigte der 4. Kongreß der Kommunistischen Internationalen erneut in seiner „Resolution über die französische Frage" die Klassenprinzipien mit folgenden Worten, die eine Antwort auf die Infiltration der französischen Kommunistischen Partei durch Elemente darstellten, die der Freimaurerei angehörten und die Partei seit ihrer Gründung auf dem Kongreß von Tours infiziert hatten:

„Die Unvereinbarkeit zwischen Freimaurerei und Sozialismus war in den meisten Parteien der Zweiten Internationalen offensichtlich und klar (...) Wenn der 2. Kongress der Kommunistsichen Internationalen in seinen Aufnahmebedingungen keinen speziellen Punkt über die Unvereinbarkeit von Sozialismus und Freimaurerei formulierte, dann nur deshalb, weil dieses Prinzip vom Kongress einstimmig in einer separaten Resolution angenommen wurde.

Die auf dem 4. Kongress der Kommunistischen Internationalen unerwartet aufgedeckte Tatsache, dass eine beträchtliche Zahl französischer Kommunisten Freimaurerlogen angehörten, war in den Augen der Kommunistischen Internationalen der klarste und zugleich schmerzhafteste Beweis, dass die französische Partei nicht nur das psychologische Erbgut der Epoche des Reformismus, Parlamentarismus und Patriotismus bewahrt hatte, sondern auch Verbindungen, welche einen konkreten Charakter hatten und für die Führungsrolle der Partei durch ihre geheimen, politischen und karrieristischen Organisationen der radikalen Bourgeoisie eine Gefahr darstellten. Die Internationale betrachtete es als unumgänglich, all diesen kompromisslerischen und demoralisierenden Verbindungen zwischen der Führung der Kommunistischen Partei und den politischen Organisationen der Bourgeoisie nun ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Die Ehre des Proletariates in Frankreich forderte die Säuberung all seiner Organisationen von Elementen, welche zu beiden Lagern im Klassenkampf gehören wollten.

Der Kongress forderte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Frankreichs auf, bis zum 1. Januar 1923 alle Verbindungen der Partei, sei es in Form von Einzelpersonen oder Gruppen, zur Freimaurerei aufzulösen. Diejenigen, welche nicht vor dem 1. Januar ihrer Organisation und auch öffentlich durch die Parteipresse ihren vollständigen Bruch mit der Freimaurerei erklärt hätten, würden automatisch ausgeschlossen, ohne das Recht je wieder aufgenommen zu werden. Jeder der seine Mitgliedschaft in Freimaurergruppen verstecke, werde als Agent des Feindes betrachtet, der die Partei unterwandert hat, und vor dem Proletariat in Schmach gestellt."

Ähnliches konnte auch der KPD-Delegierte auf dem 3. Kongreß der italienischen KP, der zu den Thesen über die kommunistische Taktik referierte die von Bordiga und Terracini eingereicht worden waren, berichten: „Die offenkundige Unvereinbarkeit, gleichzeitig der kommunisitischen Partei und einer anderen Partei anzugehören, erstreckt sich außer auf die politischen Parteien auch auf jene Bewegungen, die trotz ihres politischen Charakters, nicht die Bezeichnung und die Organisation einer Partei haben, und auf alle Vereinigungen, die der Aufnahme ihrer Mitglieder politische Leitsätze zugrunde legen; unter diesen vor allem das Freimaurertum." („Die italienischen Thesen" von Paul Böttcher in Die Internationale, 1922, Hervorhebung im Original).

Der Eintritt des Kapitalismus in seine dekadente Phase seit dem I. Weltkrieg hat zu einer gigantischen Entwicklung des Staatskapitalismus geführt, insbesondere des Militär- und Repressionsapparates (Spionage, Geheimpolizei, etc.). Hieß dies, daß die Bourgeoisie das Verschwinden ihrer „traditionellen" Geheimgesellschaften nun für angebracht hielt? Dies ist nur teilweise der Fall. Wo der dekadente staatskapitalistische Totalitarismus, wie in Hitlers Deutschland, Mussolinis Italien oder Stalins Rußland, eine brutale und unverhüllte Form angenommen hatte, waren freimaurerische oder andere „Logen" oder Geheimgruppen stets verboten.

Doch auch diese brutal offene Form des Staatskapitalismus kam nicht vollständig aus ohne einen heimlichen oder illegalen, offiziell nicht existierenden Apparat. Staatskapitalistischer Totalitarismus beinhaltet die diktatorische Kontrolle des bürgerlichen Staates nicht nur über die gesamte Ökonomie, sondern auch über jeden Lebensbereich. So war in den stalinistischen Regimes die „Mafia" ein unerläßlicher Teil des Staates, da sie den einzigen Teil des Verteilungsapparates kontrollierte, der wirklich funktionierte, der offiziell jedoch für nicht existent gehalten wurde: der Schwarzmarkt. Auch in westlichen Ländern ist die organisierte Kriminalität ein nicht minder unerläßlicher Teil des staatskapitalistischen Regimes.

Aber in der sogenannten „demokratischen" Form des Staatskapitalismus weitet sich der inoffizielle genauso wie der offizielle Repressions- und Infiltrationsapparat gewaltig aus. Hinter dem absoluten Schwindel der Demokratie setzt der Staat auf einer nicht weniger totalitären Weise als unter den Nazis oder den Stalinisten seine Politik gegenüber den Mitgliedern seiner eigenen Klasse durch und bekämpft die Organisationen seiner imperialistischen Rivalen sowie seines proletarischen Klassenfeindes. Seine offizielle politische Polizei und sein Spionageapparat sind genauso allgegenwärtig wie in anderen Staaten. Da jedoch die Ideologie der Demokratie diesem Apparat nicht erlaubt, so offen wie die Gestapo oder die GPU in Rußland zu agieren, belebte die westliche Bourgeoisie ihre alten Traditionen der Freimaurerei und der „Politmafia" wieder, aber diesmal unter direkter Staatskontrolle. Was die westliche Bourgeoisie legal und offen nicht tun konnte, das tat sie illegal und im geheimen.

So kehrte mit der Invasion der US-Armee in Mussolinis Italien nicht nur die Mafia zurück.

„Im Gefolge der nach Norden vorstoßenden motorisierten amerikanischen Verbände schossen auf der Apenninenhalbinsel Freimaurerlogen wie Pilze nach dem Regen aus der Erde. Das war nicht nur eine Auswirkung davon, daß die Logen unter Mussolini verboten waren und ihre Mitglieder verfolgt wurden. Ihren Anteil an dieser Entwicklung hatten die mächtigen Freimaurervereinigungen der USA, die ihre italienischen Brüder sofort unter ihre Fittiche nahmen."

Hier befindet sich der Ursprung einer der berühmtesten unter den vielen illegalen Organisationen des westlichen, amerikanisch geführten imperialistischen Blocks, die „P2-Loge" in Italien. Diese inoffiziellen Strukturen koordinierten den Kampf der verschiedenen nationalen Bourgeoisien des amerikanischen Blocks gegen den Einfluß des rivalisierenden sowjetischen Blocks. Die Mitglieder solcher Logen umfaßten auch Führer des „linken Flügels" des kapitalistischen Staates: stalinistische und linksextreme Parteien, Gewerkschaften.

Durch eine Reihe von Skandalen und Enthüllungen (die in einem Zusammenhang stehen mit der Auflösung des westlichen Blocks nach 1989) wissen wir eine ganze Menge über das Treiben solcher Gruppen gegen den imperialistischen Feind. Aber um so mehr wird die Tatsache von der Bourgeoisie unter Verschluß gehalten, daß in der Dekadenz die alten Traditionen der Infiltration von Arbeiterorganisationen durch Freimaurer ebenfalls Teil des Repertoires des demokratisch-totalitären Staates geworden sind. Dies war der Fall, wann immer das Proletariat die Bourgeoisie ernsthaft bedrohte: vor allem während der revolutionären Welle 1917–23, aber auch seit 1968, mit dem Wiedererwachen der Arbeiterkämpfe.

Im Namen der Internationalen entlarvte Trotzki die Existenz von Verbindungen zwischen „Freimaurerei und den Parteiinstitutionen, der Publikationskommission der Zeitung, dem Zentralkomitee, dem Förderativkomitee" in Frankreich. „Die Liga für Menschenrechte und die Freimaurerei sind Kampfmaschinen der Bourgeoisie, die das Bewußtsein der Repräsentanten des französischen Proletariats ablenken. Wir erklären diesen Methoden den gnadenlosen Krieg, da sie eine geheime und heimtückische Waffe des bürgerlichen Arsenals bilden (...) Wir müssen die Partei von diesen Elementen befreien." (La Voix de L'Internationale: „Le Mouvement Communiste en France; Übersetzung aus dem Französischen)

Ein illegaler konterrevolutionärer Apparat

Wie Lenin hervorhob, wurde die proletarische Revolution in Westeuropa Ende des I. Weltkrieges mit einer weitaus mächtigeren und intelligenteren Bourgeoisie als in Rußland konfrontiert. Wie in Rußland spielte die westliche Bourgeoisie angesichts der Revolution sofort die demokratische Karte, indem sie linksbürgerliche, ehemalige Arbeiterparteien an die Macht brachte, Wahlen und Pläne für eine „industrielle Demokratie" und für die „Integration" der Arbeiterräte in Verfassung und Staat ankündigte.

Aber anders als in Rußland nach dem Februar 1917 begann die westliche Bourgeoisie unmittelbar, einen gigantischen, illegalen konterrevolutionären Apparat aufzubauen.

Zu diesem Zweck machte sie Gebrauch von der politischen und organisatorischen Erfahrung der Freimaurerlogen und rechter völkischer Orden, die sich vor dem Weltkrieg darauf spezialisiert hatten, die sozialistische Bewegung zu bekämpfen, und die ihre Integration in den Staat vervollständigt hatten. Zwei solcher Vorkriegsorganisationen waren der „Germanische Orden" und die „Hammerliga", die 1912 als Antwort auf den näherrückenden Krieg und auf den Wahlsieg der Sozialistischen Partei gegründet wurden und in ihrem Papier „Die Organisierung der Konterrevolution" als ihr Ziel erklärten: „Die heilige Blutrache soll die revolutionären Führer schon zu Beginn des Aufstandes liquidieren und ohne Zögern den Kampf gegen die kriminellen Massen mit ihren eigenen Waffen aufnehmen."

Victor Serge weist auf die Geheimdienste der Action Francaise und der Cahiers de l'Antifrance hin, die die vordersten Reihen der Bewegung in Frankreich bereits während des Krieges ausspionierten; auf die Spionage und die Provokateursdienste der faschistischen Partei in Italien; auf die privaten Detektivagenturen in den USA, welche „die Kapitalisten mit diskreten Spitzeln, Provokationsexperten, Scharfschützen, Wachschutz, Aufsehern und auch mit total korrupten Gewerkschaftsaktivisten versorgten" und „schätzungsweise 135.000 Menschen beschäftigten". „In Deutschland haben sich seit der offiziellen Entwaffnung des Landes die wesentlichen Kräfte der Reaktion in äußerst geheimen Organisationen konzentriert. Die Reaktion hat begriffen, daß selbst in vom Staat unterstützten Parteien die Klandestinität ein wertvoller Aktivposten ist. All diese Organisationen übernahmen natürlich die Funktionen einer faktischen Geheimpolizei gegen das Proletariat." (Übersetzung aus dem Englischen).

Um den Mythos der Demokratie zu bewahren, waren die konterrevolutionären Organisationen in Deutschland und anderen Ländern offiziell kein Teil des Staates, sondern privat finanziert, oft für illegal erklärt, und sie stellten sich selbst als Feinde der Demokratie dar. Mit ihren Attentaten gegen „demokratische" bürgerliche Führer wie Rathenau und Erzberger und ihren rechten Putschversuchen (dem Kapp-Putsch 1920, dem Hitler-Putsch 1923) spielten sie eine wichtige Rolle dabei, das Proletariat auf das Terrain der Verteidigung der konterrevolutionären Weimarer „Demokratie" zu locken.

Das Netz gegen die proletarische Revolution

Am Beispiel Deutschlands, dem Hauptzentrum der revolutionären Welle 1917–23 außer Rußland, können wir am besten das riesige Ausmaß der konterrevolutionären Aktionen einer Bourgeoisie begreifen, die sich in ihrer Herrschaft bedroht fühlt. Ein gigantisches Netz zur Verteidigung des bürgerlichen Staates wurde errichtet. Dieses Netz gebrauchte Provokationen, Infiltrationen und politischen Mord, um die konterrevolutionäre Politik der SPD und der Gewerkschaften genauso wie die Reichswehr und die privat finanzierten inoffiziellen „Weißen Garden" der Freikorps zu ergänzen. Noch berühmter ist freilich die NSDAP, die 1919 in München gegen die Revolution als „Deutsche Arbeiterpartei" gegründet wurde. Hitler, Göring, Röhm und andere Nazis begannen ihre politische Karriere als Informanten und Agenten gegen die bayrischen Arbeiterräte.

Diese illegalen Koordinationszentren der Konterrevolution waren in Wahrheit Teil des Staates. Wann immer ihre Attentatsspezialisten, wie die Mörder von Liebknecht, Luxemburg und Hunderten anderer kommunistischer Führer, vor Gericht gestellt wurden, wurden sie für nicht schuldig befunden, erhielten Bewährungsstrafen, oder es wurde ihnen die Flucht ermöglicht. Wann immer ihre geheimen Waffenlager von der Polizei entdeckt wurden, intervenierte die Armee, um die Waffen zurückzufordern, die ihr angeblich gestohlen wurden.

In den Nachwehen des Kapp-Putsches war die Organisation Escherich („Orgesch") die größte und gefährlichste antiproletarische illegale Organisation, deren erklärtes Ziel die „Liqiudierung des Bolschewismus" war. Sie „verfügte fast über eine Million bewaffneter Mitglieder, welche unzählige Waffenverstecke hatten und mit geheimpolizeilichen Methoden arbeitete. Orgesch verfügte zudem über ein Netz von Spionen." Der „Teno", angeblich ein technischer Hilfsdienst im Falle öffentlicher Katastrophen, war in Wahrheit eine bewaffnete Truppe, 170.000 Mann stark, hauptsächlich als Streikbrecher benutzt. Die Anti-Bolschewistische Liga, von Industriellen am 1. Dezember 1918 gegründet, richtete ihre Propaganda hauptsächlich an Arbeiter. „Sie verfolgte aufmerksam die Aktivitäten der KPD und versuchte sie mit ihren Informanten zu unterwandern. Dazu unterhielt sie unter dem Deckmantel einer „4. Abteilung" ein Netz von Spionen und hatte Verbindungen zur politischen Polizei und der Armeeführung".

In München stellte die Thule-Gesellschaft, in der Vorkriegszeit mit dem oben erwähnten Germanischen Orden verbunden, die Weiße Armee der bayrischen Bourgeoisie, das Freikorps Oberland, und koordinierte den Kampf gegen die Räterepublik von 1919, einschließlich die Ermordung des USPD-Führers Eisner, um eine vorzeitige Erhebung zu provozieren. „Ihre 2. Abteilung war ein Geheimdienst, welcher eine ausgedehnte Infiltrations-, Spionage- und Sabotagearbeit verrichtete. Laut Schottendorff verfügte jedes Mitglied dieses Verbandes schnell und unter anderem Namen über einen Mitgliederausweis des Spartakusbundes. Diese Informanten sassen auch in den Komitees der Räteregierung und der Roten Armee und rapportierten der Zentrale der Thule-Gesellschaft über die Pläne des Feindes."

Die Hauptwaffe der Bourgeoisie gegen die proletarische Revolution ist nicht Repression und Subversion, sondern die Präsenz der Ideologie und des organisatorischen Einflusses der „linken" Organe der Bourgeoisie in den Reihen des Proletariats. Dies war im wesentlichen der Job der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften. Aber die Bedeutung der Hilfe, die die Infiltration und Provokation zu den Bemühungen der Linken des Kapitals gegen den Arbeiterkampf beitragen kann, wird am Beispiel des „Nationalbolschewismus" während der deutschen Revolution unterstrichen. Unter dem Einfluß eines scheinbaren Antikapitalismus, extremen Nationalismus, Antisemitismus und „Anti-Liberalismus" der illegalen Geheimorganisationen der Bourgeoisie, mit denen sie Geheimtreffen abhielt, entwickelte die sogenannte Hamburger „Linke" um Laufenberg und Wolffheim eine konterrevolutionäre Vision des „Linkskommunismus", die 1919 entscheidend zur Spaltung der jungen KPD und zur Diskreditierung der KAPD in den 20er Jahren beitrug.

Bereits 1919 begann die parteiinterne Aufdeckung der bürgerlichen Infiltration der Hamburger Sektion der KPD, einschließlich der 20 Polizeiagenten, die in direkter Verbindung mit der GKSD standen, einem konterrevolutionären Regiment in Berlin. „Sie versuchten wiederholt, die Arbeiter in Hamburg zu bewaffneten Angriffen gegen die Gefängnisse oder anderen abenteurerischen Aktionen zu verführen."

Der Organisator dieser Wühlarbeit gegen die Kommunisten in Hamburg, Von Killinger, war ein Führer der „Organisation Consul", einer geheimen Terror- und Mordorganisation, finanziert von den Junkern und darauf abgerichtet, den Kampf all der anderen rechten Gruppen gegen den Kommunismus zu infiltrieren und zu vereinen.

Die Verteidigung der revolutionären Organisation

Im ersten Teil dieses Artikels sahen wir, wie die Kommunistische Internationale die Lehren aus dem Zusammenbruch der 2. Internationalen auf der organisatorischen Ebene zog, indem sie einen weitaus rigoroseren Kampf gegen die Freimaurerei und Geheimgesellschaften führte. Wie wir gesehen haben, hat der Zweite Weltkongreß 1920 einen Antrag der italienischen Partei gegen die Freimaurerei angenommen, der offiziell zwar nicht Teil der „21 Mitgliedsbedingungen" der Komintern, inoffiziell jedoch als „22. Bedingung" bekannt war.

Tatsächlich verpflichteten die berühmten 21 Bedingungen vom August 1920 alle Sektionen der Internationalen dazu, klandestine Strukturen zu organisieren, die Organisation gegen Infiltration zu schützen, die Aktivitäten des illegalen konterrevolutionären Apparates der Bourgeoisie zu untersuchen und die international zentralisierte Arbeit gegen die kapitalistische Repression zu unterstützen.

Der Dritte Weltkongreß im Juni 1921 nahm Prinzipien an, die einen besseren Schutz der Internationalen vor Spionen und Agents provocateurs und eine systematische Beobachtung der Aktivitäten der offiziellen und geheimen antiproletarischen Polizei und des paramilitärischen Apparates, der Freimaurer, etc. zum Ziel hatten. Ein spezielles Komitee, das OMS, wurde gebildet, um diese Aktivitäten international zu koordinieren.

Die KPD zum Beispiel veröffentlichte regelmäßig Listen mit Provokateuren und Polizeispionen, die sie aus ihren Reihen ausgeschlossen hatte, vervollständigt mit ihren Photos und einer Beschreibung ihrer Methoden. „Zwischen August 1921 und August 1922 deckte die Informationsabteilung 124 Informanten, Aufwiegler und Betrüger auf. Sie waren von der Geheimpolizei und rechten Organisationen in die KPD geschickt worden oder hatten versucht die KPD zu ihren eigenen Nutzen finanziell zu betrügen"

Flugblätter wurden zu dieser Frage bereitet. Die KPD fand sogar heraus, wer Liebknecht und Luxemburg ermordet hatte, und veröffentlichte die Photos der Täter, wobei sie um die Hilfe der Bevölkerung bat, um sie zur Strecke zu bringen. Eine spezielle Organisation wurde etabliert, um die Partei gegen die Geheimgesellschaften und paramilitärischen Organisationen der Bourgeoisie zu schützen. Diese Arbeit schloß spektakuläre Aktionen mit ein. So suchten 1921 als Polizisten verkleidete KPD-Mitglieder die Räumlichkeiten eines russischen weißgardistischen Offiziers in Berlin auf und konfiszierten Papiere von ihm. Es wurden verdeckte Aktionen gegen Geheimoffiziere der kriminellen „Organisation Consul" unternommen. Vor allem versorgte die Komintern alle Arbeiterorganisationen regelmäßig mit konkreten Warnungen und Informationen über die Versuche des okkulten Armes der Bourgeoisie, sie zu zerstören.

Nach 1968: Die Wiederbelebung der okkulten Manipulation gegen das Proletariat

Nach der Niederlage der kommunistischen Revolution 1923 wurden die Elemente des geheimen antiproletarischen Netzes der Bourgeoisie entweder aufgelöst oder mit anderen Aufgaben durch den Staat betraut. In Deutschland wurden viele dieser Elemente später in die Nazibewegung integriert.

Als jedoch die massiven Arbeiterkämpfe im Frankreich von 1968 der Konterrevolution ein Ende bereiteten und eine Periode zunehmenden Klassenkampfes eröffneten, begann die Bourgeoisie, ihren verborgenen antiproletarischen Apparat wiederzubeleben. Im Mai 1968 in Frankreich begrüßte der freimaurerische Grand Orient begeistert die „grossartige Bewegung der Studenten und Arbeiter" und sandte Nahrungsmittel und Medikamente an die besetzte Sorbonne.

Diese „Begrüßung" war ein bloßes Lippenbekenntnis. Bereits unmittelbar nach 1968 benutzte die Bourgeoisie in Frankreich ihre „Neu-Templer"-, „Rosenkreuzer-" und „Martins"-Orden, um linke und andere Gruppen in Zusammenarbeit mit den SAC-Diensten zu infiltrieren. Zum Beispiel begann Luc Jeuret, der Guru der „Sonnentempler", seine Karriere mit der Infiltration maoistischer Gruppen (L'Ordre du Temple Solaire, S.145f.).

In der Tat sah man in den folgenden Jahren Organisationen eines Typs erscheinen, der in den 20ern schon einmal gegen die proletarische Revolution benutzt worden war. Unter den Rechtsextremen hat die Front Européen de Libération die „nationalbolschewistische" Tradition wiederbelebt. In Deutschland hat sich die Sozialrevolutionäre Arbeiterfront, die dem Motto folgt: „Die Grenze verläuft nicht zwischen links und rechts, sondern zwischen oben und unten", darauf spezialisiert, verschiedene „linke" Bewegungen zu infiltrieren. Die Thule-Gesellschaft wurde ebenfalls als konterrevolutionäre Geheimgesellschaft wiedergegründet.

Zu den modernen privaten politischen Geheimdiensten der Rechten gehört die World Anti-Communist League, genauso wie die National Caucus of Labour und die Europäische Arbeiterpartei, dessen Führer la Rouche von einem Mitglied des US-amerikanischen Nationalen Sicherheitsrates als jemand beschrieben wurde, der im Besitz „der besten Geheimpolizei der Welt sei".

Die linksextremen Versionen solcher konterrevolutionärer Organisationen sind nicht weniger aktiv. In Frankreich haben sich zum Beispiel neue Sekten in der Tradition des „Martinismus" etabliert, eine Variante der Freimaurerei, die sich historisch auf die Infiltration und Subversion von Arbeiterorganisationen spezialisiert hat. Solche Gruppen verfechten die Idee, daß der Kommunismus am besten durch die Manipulationen einer aufgeklärten Minderheit erreicht werden könne. Wie andere Sekten haben sie sich auf die Kunst der Manipulation von Menschen spezialisiert.

Allgemeiner gesagt, ist die Entwicklung von okkulten Sekten und esoterischen Gruppierungen in den vergangenen Jahren nicht nur ein Ausdruck der kleinbürgerlichen Hoffnungslosigkeit und Hysterie gegenüber der historischen Situation, sie werden vom Staat auch ermutigt und organisiert. Die Rolle dieser Sekten in interimperialistischen Rivalitäten ist bekannt (z.B. der Gebrauch von Scientology durch die US-Bourgeoisie gegen Deutschland). Aber diese ganze „esoterische" Bewegung ist, insbesondere nach 1989 mit dem angeblichen „Tod des Kommunismus", gleichermaßen auch Teil des bürgerlichen ideologischen Angriffs gegen den Marxismus. Historisch war es das Angesicht einer aufstrebenden sozialistischen Bewegung, das die europäische Bourgeoisie dazu veranlaßte, sich mit der mystischen Ideologie der Freimaurerei zu identifizieren, besonders nach den 1848er Revolutionen. Heute ist der zügellose Haß der Esoterik gegen Materialismus und Marxismus genauso wie gegen die proletarischen Massen, die als „materialistisch" und „dumm" angesehen werden, nichts anderes als der konzentrierte Haß der Bourgeoisie und von Teilen des Kleinbürgertums gegen das unbesiegte Proletariat. Selbst unfähig, irgendeine historische Alternative anzubieten, stellt sich die Bourgeoisie dem Marxismus mit der Lüge entgegen, daß der Stalinismus kommunistisch gewesen sei, aber auch mit der mystischen Vision, wonach die Welt nur „gerettet" werden könne, wenn Bewußtsein und Rationalität durch das Ritual, die Intuition und durch Hokuspokus ersetzt würden.

Angesichts des heutigen Zerfalls der kapitalistischen Gesellschaft ist es die Aufgabe der Revolutionäre, die Lehren aus den Erfahrungen der Arbeiterklasse gegen das zu ziehen, was Lenin „den Mystizismus, die Kloake konterrevolutionärer Methoden" nannte. Und es ist unsere Aufgabe, uns die Wachsamkeit der vergangenen Arbeiterbewegung gegenüber den Manipulationen und der Infiltration des okkulten Apparates der Bourgeoisie wieder anzueignen. Sie sollen „die beschämendste Schmach erhalten indem man sie an die Öffentlichkeit zerrt" ,wie Marx es ausdrückte als er diese Art bürgerlicher Ideologie blosstellte. Gleich wie die Religion, von Marx im letzten Jahrhundert als „Opium für das Volk" bezeichnet, sind die ideologischen Themen der modernen Freimaurerei ein Gift in der Hand des bürgerlichen Staates um das Bewusstsein in der Arbeiterklasse zu zerstören.

Die Tatsache, dass die Arbeiterbewegung in der Vergangenheit einen permanenten Kampf gegen den Okkultismus geführt hat, ist heute wenig bekannt. In Wirklichkeit waren die Ideologie und die geheimen Infiltrationsmethoden der Freimaurerei die Speerspitze der Versuche der Bourgeoisie, die kommunistischen Organisationen von innen zu bekämpfen. Wenn die IKS wie viele andere revolutionäre Organisationen in der Vergangenheit das Eindringen dieser Ideologien erfahren hat, so ist es unsere Pflicht und unsere Verantwortung dem gesamten revolutionären Milieu unsere Erfahrungen zur Verteidigung des Marxismus weiterzugeben. Zur Wiederaneignung der Wachsamkeit aufzurufen, mit welcher die Arbeiterbewegung in der Vergangenheit dieser Politik der Unterwanderung und Manipulation durch den okkulten Apparat der Bourgeoisie bekämpft hat.

Kr.

 

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