Eine internationalistische Stimme in Israel

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Dieser Artikel wurde ursprünglich auf der israelischen Indymedia-Website und auf Libcom.org veröffentlicht. Er wurde von einem Genossen aus Israel geschrieben, der, obwohl er sich in einer winzigen Minderheit befindet, es für notwendig erachtete, gegen das patriotische Kriegsfieber in Israel und Palästina die Stimme zu erheben. Sein Entscheid zu einer Stellungnahme war auch das Resultat der Ermunterungen und der Solidarität durch verschiedenste Beiträge auf Libcom (Mitglieder des Libcom-Kollektivs, die IKS und die türkische linkskommunistische Gruppe EKS). Es ist ein bescheidener, aber wertvoller Beitrag zum Entstehen einer wirklichen Opposition gegen den verderblichen Nationalismus, der gegenwärtig im Nahen Osten herrscht.

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Was soll denn eine Fahne?

Der Versuch, nach dem Angriff Israels auf den Gazastreifen eine internationalistische Perspektive gegenüber der gegenwärtigen Situation in der West Bank zu formulieren.

Die meisten Menschen in Israel werden sich im Zusammenhang mit den Protesten vom 3. Januar 2009 an eines erinnern: Die Organisatoren bemühten sich beim Bundesgericht um die Erlaubnis, eine palästinensische Fahne mitführen dürfen.

Ich jedoch bevorzuge es, wenn niemand irgendeine Fahne zur Schau stellt. Man sollte sich jedoch auch die Frage stellen, wozu eine palästinensische Fahne (ehemals die der PLO) dient.

Dieser Protest hatte angeblich das Ziel, die Angriffe auf Gaza zu stoppen. Doch was hat die palästinensische Flagge damit zu tun? Man könnte sagen: "Gut, sie repräsentiert die Unterstützung für den palästinensischen Widerstand". Doch darauf müsste ich die Frage stellen: Was für ein palästinensischer Widerstand? Die meisten Palästinenser würden der Hölle in den bombardierten Gebieten am liebsten entfliehen und nicht den Bombardements widerstehen. Was bedeutet es denn wirklich, sich gegen die Bombardierungen zu wehren? Die Hände zu erheben gegen die eindringenden Soldaten?

Diese Fahne repräsentiert den palästinensischen Nationalismus, genau so wie die israelische Flagge für den israelischen Nationalismus steht. Nun, die meisten Leser werden wohl den israelischen Nationalismus mit Gewalt, Unterdrückung, und dem dünnen Schleier der Gesetze des Kapitalismus über unserm Land gleichsetzen. Weshalb gilt dies dann nicht auch für den palästinensischen Nationalismus?

Die Palästinenser in der West Bank werden brutal unterdrückt und ausgebeutet, auch Palästinenser, die gegen diesen Krieg protestierten möchten. Weshalb? Weil die palästinensische Regierung keine Kritik duldet und weil sie von ihrem Alleinvertretungsanspruch als Handlanger der israelischen Kontrolle über die besetzten Gebiete nicht abrücken wird.

Vor wenigen Monaten haben dieselben Führer der Hamas, welche sich jetzt in Bunkern und gesicherten Häusern verstecken und Aufrufe zum Widerstand an "ihr" Volk richten, die Bezahlungen an die Lehrer verweigert, palästinensische Gewerkschaften zerstört, unschuldige Palästinenser auf der Strasse erschossen, als sie sich mit ihren Rivalen der Fatah bekämpften, wahllos Raketen auf zivile Ziele abgeschossen, anstelle den Versuch zu unternehmen, das Leben der arbeitenden und arbeitslosen Palästinenser zu verbessern.

Wenn wir gegen die brutale Bombardierung von Gaza durch den israelischen Nationalismus protestieren, so müssen wir uns bewusst sein, dass der palästinensische Nationalismus zwar weniger Macht besitzt, aber keinesfalls weniger brutal ist. Leider spielt diese Geschichte um diese Fahne nur dem Nationalismus als einem Ideal in die Hände, da sie es leichter macht, Kritik an der Regierung als automatische Unterstützung für "den Feind" zu verunglimpfen.

 

Um es etwas zynisch zu formulieren: Es gibt gute Gründe für dieses Fiasko. Auf diese Proteste, die von der Israelischen Kommunistischen Parteifront von Hadash organisiert wurden, folgte nur ein Tag danach der offizielle Start der Wahlkampfkampagne dieser Partei. Hadash musste sich gegenüber seiner nationalistischen Gefolgschaft innerhalb der Grünen Zone profilieren, um damit seine Chancen in den nächsten Wahlen gegen die säkularen Nationalisten von Al-Tajmua und gegen die muslimische Bewegung zu stärken. Und auch dies spielt nur in die Hände des Nationalismus und schlussendlich des Kapitalismus.

 

Es wird nur zu sich wiederholenden Gewaltspiralen führen, welche nicht enden bis zur Einsicht, dass der Nationalismus uns nur die Köpfe vernebelt und davon abhält, die wirklichen Hintergründe zu erkennen. Wir werden missbraucht, um zu töten und zu sterben, um für die Interessen von Leuten zu kämpfen, deren Interessen nicht die unseren sind. Und dies gilt für beide, für Israelis und Palästinenser. Zerschlagen wir den gordischen Knoten des Nationalismus, um unseren Weg für ein besseres Leben für alle zu gehen

Theoretische Fragen: