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Die weltweite Covid-19-Pandemie richtet angesichts der Unfähigkeit aller Staaten, ihre Bemühungen zu koordinieren, weiterhin auf allen Kontinenten verheerende Schäden an. Und die wichtigsten Ereignisse der letzten zwei Monate bestätigen die tödliche Dynamik, in die der Kapitalismus die Zivilisation stürzt.
Ständige Zuspitzung der Klimakatastrophen
Der Sommer 2021, der heißeste, der je aufgezeichnet wurde, war geprägt von einer Vervielfachung und Anhäufung von Katastrophen in allen Teilen der Erde: Mega-Brände in mehreren Regionen der Erde, sintflutartige Regenfälle in China und Indien, Überschwemmungen in Nordwesteuropa, Schlammlawinen in Japan, Wirbelstürme und Überschwemmungen mit tödlichem Ausgang, extreme Hitzewellen und Dürren in den Vereinigten Staaten, eine Hitzeglocke in Kanada...
Das Ausmaß, die Häufigkeit und die Gleichzeitigkeit der extremen Auswirkungen der globalen Erwärmung haben in den letzten Monaten ein noch nie dagewesenes Niveau erreicht. Sie haben ganze Landstriche buchstäblich verwüstet, in den meisten Fällen Hunderte von Todesopfern gefordert (auch in so entwickelten Ländern wie den Vereinigten Staaten, Deutschland und Belgien) und Millionen von Menschen in Chaos und Verwüstung gestürzt. Inmitten dieser katastrophalen Szenerie kam der neue Bericht des IPCC, der Anfang August 2021 veröffentlicht wurde und erneut vor der Beschleunigung der Klimakatastrophe und der beispiellosen Zunahme extremer Wetterereignisse warnt, nicht überraschend.
Die Medien berichteten zwar ausführlich über die erschreckenden Schlussfolgerungen des IPCC, spielten sie aber schnell herunter und wiesen darauf hin, dass die Situation nicht verzweifelt sei, da die vermeintliche Rettung des Planeten dem Bericht zufolge in der Umsetzung einer "grünen Wirtschaft" und der Verallgemeinerung eines "ökologisch verantwortungsvollen" Verhaltens des Einzelnen liege. So viele Lügen, die auf ein und dasselbe abzielen: die Verantwortung der kapitalistischen Produktionsweise für die Umweltzerstörung und die Unfähigkeit der herrschenden Klasse, die Situation zu bewältigen, zu verschleiern, so dass "die Staaten und die Rettungsdienste unter der Last jahrzehntelanger Haushaltskürzungen zunehmend desorganisiert sind und versagen". [1]
Aber die Kette von Katastrophen der letzten Wochen ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die Menschheit in den kommenden Jahren und Jahrzehnten erwartet, wenn die Abwärtsspirale, in die der zerfallende Kapitalismus die Menschheit stürzt, nicht gestoppt wird. Dies gilt umso mehr, als auch andere Ereignisse, die dieses endlose Chaos noch verschlimmern, hinzugekommen sind.
Das Chaos in Afghanistan
Der chaotische Abzug der US-Armee aus Afghanistan nach 20 Jahren und die Rückkehr der Taliban an die Macht sind ein weiteres Zeichen dafür, dass die Großmächte nicht in der Lage sind, globale Stabilität zu gewährleisten, insbesondere in Gebieten, in denen Spannungen und Rivalitäten zwischen Staaten herrschen. Wie wir bereits sehen können, trägt die Rückkehr einer reaktionären und wahnhaften Gruppierung wie den Taliban an die Macht in Afghanistan nur zum weltweiten Chaos und Instabilität auf allen Ebenen bei. Wieder einmal haben die systemtreuen Medien die Aufmerksamkeit auf die so genannte Rückkehr der blutrünstigen Taliban an die Macht gelenkt. Doch die Grausamkeit und der Terror, die diese Clique mit ihren mittelalterlichen und obskurantistischen Vorstellungen gegenüber der Bevölkerung ausüben wird, stehen den Verbrechen, derer sich die "demokratischen" Länder und ihre Verbündeten seit Jahrzehnten schuldig gemacht haben, in Afghanistan und anderswo, in nichts nach.
Elend breitet sich weiter aus
Zu diesen beiden großen Erscheinungsformen der Fäulnis der kapitalistischen Gesellschaft kommt natürlich die erhebliche Verschärfung der Wirtschaftskrise hinzu, insbesondere seit die Covid-19-Pandemie in diesem Bereich eine große Auswirkung hat: "Eine wesentliche Konsequenz der Covid-19-Krise ist die Tatsache, dass die Auswirkungen des Zerfalls, der Verschärfung des „Jeder für sich“ und des Kontrollverlusts, die bisher im Wesentlichen den Überbau des kapitalistischen Systems betrafen, nun dazu tendieren, sich direkt auf die ökonomische Basis des Systems auszuwirken, auf seine Fähigkeit, die ökonomischen Erschütterungen beim Versinken in seine historische Krise zu bewältigen.“[2] Hinter den falschen Ankündigungen eines "florierenden Wirtschaftsaufschwungs" werden Millionen von Menschen entlassen, aus ihren Wohnungen vertrieben oder sind nicht in der Lage, bis zum Monatsende über die Runden zu kommen. Die jüngeren Generationen der Arbeiterklasse sind zunehmend Opfer einer katastrophalen Unsicherheit, so dass viele gezwungen sind, für Nahrungsmittelhilfe Schlange zu stehen. Die Hungersnöte sind vor allem in Afrika explodiert, aber auch in den Vereinigten Staaten müssen eine Rekordzahl von Amerikanern hungern...
Wer kann der Menschheit eine Perspektive bieten?
Die Grausamkeit von Kriegen, Umweltkatastrophen, Epidemien und zahlreichen wirtschaftlichen und sozialen Katastrophen sind keine Phänomene, die für sich alleinstehen. Sie bilden durch ihre Anhäufung, ihre Gleichzeitigkeit, ihre Verflechtung und ihr Ausmaß ein signifikantes Ganzes des "Versinkens in einer völligen Sackgasse eines Systems, das der Mehrheit der Weltbevölkerung keine Zukunft zu bieten hat, außer der einer wachsenden Barbarei jenseits aller Vorstellungskraft".[3]
Auch wenn die Bourgeoisie alle Gräueltaten und Abscheulichkeiten dieser Periode ständig ausnutzt, um die Arbeiterklasse zu terrorisieren und zu lähmen, indem sie ihr Vertrauen in eine andere Zukunft untergräbt, sollte man nicht zu dem Schluss kommen, dass alles verloren ist. Sicherlich hat die Arbeiterklasse den tiefgreifenden Bewusstseinsverlust, den sie seit fast drei Jahrzehnten erlebt hat, noch nicht überwunden. Trotzdem bleibt sie objektiv die einzige revolutionäre Klasse innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft. Mit anderen Worten, die einzige gesellschaftliche Kraft, die in der Lage ist, die Menschheit auf einen anderen Weg als den der kapitalistischen Hölle zu führen. In diesen drei Jahrzehnten hat das Proletariat wiederholt seine Fähigkeit bewiesen, dem bürgerlichen Staat entgegenzutreten, indem es die Verschlechterung seiner Arbeits- und Lebensbedingungen ablehnte. Auch wenn sich diese Kämpfe nur begrenzt entwickelt haben, so sind sie doch eine wertvolle Erfahrung für die Zukunft. Die proletarische Revolution ist keine schöne Idee, die durch das Wirken des Heiligen Geistes vom Himmel zu uns kommen wird. Im Gegenteil, es ist ein konkreter, langwieriger Kampf, in dem sich die Arbeiterklasse durch die Erfahrungen und Lehren aus ihren Niederlagen ihres revolutionären Potenzials bewusst wird.
In der Tat bilden die Kämpfe gegen die Angriffe auf die Arbeitsbedingungen die wichtigste Grundlage, auf dem sich die Arbeiterklasse mit ihren eigenen Methoden organisieren und so ihre internationale Solidarität entwickeln kann. Im sterbenden Kapitalismus gehört die Zukunft mehr denn je die Arbeiterklasse!
Vincent, 2. September 2021