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Seit 1989 und dem Zusammenbruch der fälschlicherweise als "kommunistisch" bezeichneten Regime des ehemaligen imperialistischen Blocks um die UdSSR musste sich der authentische Marxismus gegen eine verstärkte Kampagne von Entstellungen und Lügen zur Wehr setzen, in der behauptet wurde, der Marxismus sei eine veraltete, diskreditierte Ideologie, die, wenn sie in die Praxis umgesetzt würde, nur den Boden für den stalinistischen totalitären Gulag bereiten könnte. Diese Kampagnen wurden nicht nur durch die Existenz von Regimen begünstigt, die die Ausbeutung und Unterdrückung der Werktätigen unter einer roten Fahne aufrechterhalten haben, sondern auch durch alle früheren Ausdrucksformen der Arbeiterbewegung, die, nachdem sie auf die Seite der Bourgeoisie übergetreten sind, weiterhin eine entstellte Version des Marxismus als Entschuldigung für ihre Beteiligung an imperialistischen Kriegen und ihre Befürwortung verstaatlichter Formen kapitalistischer Herrschaft verwenden; und dies ist ein Merkmal der letzten 100 Jahre und mehr. So wurde die Mobilisierung der Arbeiterklasse für die Schlachtfelder von 1914-18 von ehemaligen Sozialisten angeführt, die sich auf Passagen von Marx und Engels beriefen, die in der Zeit, als nationale Kriege noch möglich waren, anwendbar waren, um ihre Unterstützung für einen imperialistischen und reaktionären Weltkrieg zu rechtfertigen. Später demonstrierten die Stalinisten und Trotzkisten ihre Verbundenheit mit dem Lager des Kapitals, indem sie dem Zweiten Weltkrieg einen trügerischen marxistischen Schein verliehen, insbesondere indem sie zur Verteidigung des "sozialistischen Vaterlandes" oder des "degenerierten Arbeiterstaates" in der UdSSR aufriefen.
Doch die Konterrevolution, die die Arbeiterklasse nach den heldenhaften Kämpfen von 1917-23 überrollte, nahm nicht nur die offenkundigen Formen des Stalinismus und des Faschismus an. Sie brauchte auch ihre "demokratische" Seite, vor allem in der Ideologie des Antifaschismus, die Arbeiter und sogar ehemalige revolutionäre Kämpfer anziehen sollte, die von den Schrecken der faschistischen Unterdrückung und des Massenmords angewidert waren. Aber auf der theoretischen Ebene brachte diese demokratische Konterrevolution auch eine neue Deformation des Marxismus hervor, die als "westlicher Marxismus" bezeichnet wird und ein Schlüsselelement dessen ist, was wir Modernismus nennen.[1] Im Gegensatz zu den Stalinisten und Trotzkisten war diese Strömung eher amorph und legte kein definitives Programm für die Verstaatlichung des Kapitals vor (obwohl sie allgemein akzeptierte, dass es in dem, was Marcuse und andere als "Sowjetmarxismus" bezeichneten, tatsächlich etwas Nichtkapitalistisches gab). Er war hauptsächlich an den Universitäten oder an staatlich anerkannten "Instituten für Sozialforschung" angesiedelt – vor allem an der Frankfurter Schule, dem wichtigsten intellektuellen Impulsgeber für den "westlichen Marxismus".
Diese Strömung kann als Ursprung des Modernismus angesehen werden, da sie den Anspruch erhebt, eine Kritik an den "überholten Dogmen" des Marxismus zu üben, die vielleicht einmal gültig gewesen seien, aber im "modernen Kapitalismus" nicht mehr gälten. Natürlich ist der authentische Marxismus weit davon entfernt, ein statisches Dogma zu sein, und muss ständig die endlosen Veränderungen analysieren, die die dynamischste und expansivste Gesellschaft der Menschheitsgeschichte mit sich bringt. Aber das Wesen des Modernismus besteht darin, dass er sich auf den Namen Marx beruft, um den Marxismus seiner Grundprinzipien und aller revolutionären Züge zu berauben. Er zeichnet sich also durch einige oder alle der folgenden Elemente aus:
- An erster Stelle steht die Ablehnung des revolutionären Charakters der Arbeiterklasse. Das Scheitern der revolutionären Versuche von 1917-23 demonstrierte für den Modernismus das historische Scheitern der Arbeiterklasse und sogar ihre Begeisterung für die Konterrevolution – sei es, weil sie sich dem Faschismus unterwarf (ein starkes Element in den Schriften von Adorno, zum Beispiel) oder weil der "traditionelle" Marxismus selbst als verantwortlich für den Stalinismus angesehen wurde (was später diese "postmarxistischen" Ideologien mit den Hauptthemen der ideologischen Kampagnen, die dem "Zusammenbruch des Kommunismus" von 1989 folgten, in Einklang bringen sollte). Nachdem Marcuse in der Zeit des Nachkriegsbooms zu dem Schluss gekommen war, dass die Arbeiterklasse des Westens durch wirtschaftlichen Wohlstand und "eindimensionale" Ideologien wie Konsumstreben gekauft worden war, suchte er nach anderen "revolutionären" Subjekten, wie den Studenten, die gegen den Vietnamkrieg protestierten, oder den Bauern, die angeblich den "antiimperialistischen Kampf" in den Randgebieten des Systems anführt;[2]
- die Ablehnung jeglicher Kontinuität mit der fortschreitenden historischen Entwicklung, sowohl im Allgemeinen als auch im Besonderen mit der proletarischen Bewegung: Marx wird akzeptiert, aber Engels wird oft bestenfalls als Vulgarisierer abgetan; die Zweite Internationale spielt in der Entwicklung des Marxismus keine Rolle und wird ausschließlich mit ihrem opportunistischen Flügel identifiziert; die gleiche Behandlung kann auch der Kommunistischen Internationale vorbehalten werden, die nur als Quelle des heutigen "Sowjetmarxismus" angesehen wird;
- die Ablehnung des Ziels der Diktatur des Proletariats und des Aufbaus einer revolutionären Klassenpartei, was mit dem oben Gesagten übereinstimmt. In der Tat wird revolutionäre Militanz oft als die höchste Form der Entfremdung dargestellt.
Der Marxismus wird auf diese Weise in eine individuelle utopische Ablehnung des Kapitalismus auf kulturell-ideologischer Ebene umgewandelt, wobei der frühe Marx und sein Ansatz zum Problem der Entfremdung zu diesem Zweck entstellt werden, oder die Kritik der politischen Ökonomie wird in ein ausgeklügeltes Argument zugunsten des immerwährenden, unveränderlichen Charakters des Kapitalismus und eine Ablehnung der Theorie der Dekadenz des Kapitalismus verwandelt.
Der Modernismus dringt in die revolutionäre Bewegung ein
In unserem Artikel "Modernismus: Von der Linken ins Leere", der im April 1975 in World Revolution Nr. 3 veröffentlicht wurde, haben wir die Frankfurter Schule als eine der Hauptquellen des Modernismus identifiziert und gezeigt, dass ihre Hauptvertreter sich offen mit der herrschenden Klasse und dem imperialistischen Krieg von 1939-45 identifiziert haben:
"In den 30er und 40er Jahren begannen die stalinistischen Weggefährten am Institut für Sozialforschung in Frankfurt (Marcuse, Horkheimer, Adorno), den Rahmen festzulegen, den die Modernisten heute benutzen. Ihnen zufolge scheiterten der Marxismus und das Proletariat, weil sie nicht "revolutionär" genug waren. So hatten sich die Arbeiter beispielsweise 1936-38 nicht vehement für die Verteidigung des republikanischen Spaniens eingesetzt... Unfähig zu erkennen, dass die Niederschlagung der Arbeiteraufstände von 1917-23 letztlich einen neuen imperialistischen Krieg ermöglichte, "entschieden" sich diese Dilettanten in eben diesem imperialistischen Konflikt enthusiastisch für die Unterstützung der alliierten Seite".
Der Artikel weist zum Beispiel darauf hin, dass Marcuse während des Krieges für das US Office of Intelligence Research im Außenministerium tätig war und dort die Leitung der Osteuropa-Abteilung übernahm.
Der Titel des Artikels, der die Ursprünge des Modernismus im linken Flügel des Kapitals verortet, ist in diesem Fall vollkommen zutreffend. Spätere Erfahrungen bestätigten jedoch, dass der Modernismus, ebenso wie die verschiedenen im Kommunistischen Manifest kritisierten Verzerrungen des Sozialismus, auch in Strömungen Wurzeln schlagen konnte, die ursprünglich versucht hatten, sich auf dem Terrain des Proletariats zu verorten. In den 1960er Jahren machte sich die Gruppe Socialisme ou Barbarie (S ou B) angesichts des Wirtschaftsbooms der Nachkriegszeit auf, um zu beweisen, dass Marx mit der Unvermeidbarkeit von Wirtschaftskrisen im Kapitalismus falsch gelegen hatte. Nach dem Bruch mit dem Trotzkismus hatte S ou B 1948 darauf bestanden, dass der Kapitalismus zu einem dekadenten System geworden war; dies wurde von der Gauche Communiste de France (GCF) als eine potenziell positive Entwicklung begrüßt, obwohl die GCF sie ausdrücklich vor den Schwierigkeiten eines vollständigen Bruchs mit dem Trotzkismus und vor der intellektuellen Arroganz warnte, sich selbst als allein fähig zu sehen, die Probleme der Arbeiterklasse und der revolutionären Bewegung zu lösen, ohne jeglichen Hinweis auf die linke kommunistische Tradition, die bereits tiefgreifende Fragen über die Niederlage der Revolutionen von 1917-23 und das Wesen des "sozialistischen" Systems in der UdSSR und anderswo gestellt hatte[3]. In Wirklichkeit sollte S ou B beweisen, dass sie in den 50er und 60er Jahren nicht weniger vom kapitalistischen Wachstum fasziniert waren als eine Figur wie der Sozialdemokrat Bernstein in den 1890er Jahren gewesen war. Und da sie die Dogmen des Stalinismus und Trotzkismus zunehmend als im Marxismus selbst verwurzelt ansahen, begannen sie, nicht nur die wirtschaftlichen Widersprüche des Systems, sondern sogar den grundlegenden Widerspruch zwischen der Arbeiterklasse und dem Kapital in Frage zu stellen und ihn durch einen nebulösen Konflikt zwischen "Befehlsgebern und Befehlsnehmern" zu ersetzen, der die klassische anarchistische Besessenheit von "Autorität" reproduzierte. Eine logische Folge der Leugnung der inneren Widersprüche des Kapitals war die Ausarbeitung eines Konzepts des Sozialismus als ein System der "Selbstverwaltung", das mit der Warenproduktion koexistieren könnte - ein weiterer Rückschritt zum Anarchismus, der als neue und radikale Alternative zum "traditionellen Marxismus"[4]. präsentiert wurde.
S ou B und insbesondere ihre Vision einer verallgemeinerten Selbstverwaltung hatten einen großen Einfluss auf die situationistische Strömung, die mit den Ereignissen im Mai-Juni 1968 ihre Blütezeit erlebte. Ein Artikel von Marc Chirik in Révolution Internationale Nr. 2, 1969[5], zeigt, dass sich der Einfluss von S ou B auch auf die Ablehnung der marxistischen Auffassung von der tiefen Verbindung zwischen dem Klassenkampf und einer objektiven kapitalistischen Krise durch die Situationisten erstreckte. Für sie waren die großen Klassenbewegungen von 68 und danach vor allem die Folge subjektiver Faktoren: auf einer allgemeinen Ebene die Langeweile und Entfremdung des "Alltagslebens" im Kapitalismus, aber auch ganz konkret die exemplarische Intervention der Situationisten selbst. Die Situationisten waren also in die modernistische Weltanschauung eingebettet, hatten aber an einer echten Klassenbewegung teilgenommen und standen trotz des klassisch "künstlerischen" – in Wirklichkeit kleinbürgerlichen – Charakters von Slogans wie "Never Work Ever" dem Kampf der Arbeiterklasse weit weniger feindlich gegenüber als einige ihrer Nachfolger.
Anfang der 1970er Jahre hatten sowohl S ou B als auch die Situationistische Internationale aufgehört zu existieren, und die meisten modernistischen Strömungen – von denen einige durch die Schule von S ou B und Situationismus gegangen waren, und sogar des bordigistischen Zweigs der kommunistischen Linken – hatten eine "marxistischere" Sprache entwickelt, die in der Lage war, die Fehler der Selbstverwaltung zu erkennen (auch wenn sie diese, wie wir sehen werden, oft in neuen Formen wieder aufleben ließen) und darauf zu bestehen, dass der Kommunismus die Beseitigung der Totalität der kapitalistischen Gesellschaftsverhältnisse bedeutet, die auf Lohnarbeit und Warenproduktion beruhen. Dies war die Geburtsstunde der "Kommunisierungs“-Strömung, die seitdem zur Hauptform der modernistischen Ideologie geworden ist. Es ist kein Zufall, dass diese Entwicklung mit dem Wiederaufleben der kommunistischen Linken zusammenfiel. Die AnhängerInnen der Kommunisierung, wie die Gruppe Invariance um Jacques Camatte, die Gruppe Mouvement Communiste um Barrot/Dauvé[6] oder die Organisation des Jeunes Travailleurs Révolutionnaires um Dominic Blanc, waren viel eher bereit, sich als Erben der historischen kommunistischen Linken zu präsentieren, aber auch als Kritiker ihrer Grenzen, und vor allem des "Konservatismus" der wiederbelebten kommunistischen linken Gruppen mit ihrem Beharren auf der Notwendigkeit einer militanten politischen Organisation und auf dem Abwehrkampf der Arbeiterklasse als Voraussetzung für eine künftige kommunistische Revolution. Die Elemente dieser neuen Strömung haben sich selbst als "Kommunisierung" bezeichnet, weil sie behaupten, die einzigen wirklichen Kommunisten zu sein, die einzigen, die verstanden haben, was Marx in der Deutschen Ideologie meinte, als er den Kommunismus als "die wirkliche Bewegung, die den gegenwärtigen Zustand aufhebt" definierte. In diesem Sinne wurde dieser aktualisierte Ausdruck des Modernismus, auch wenn es zu Beginn einige Debatten zwischen den Kommunisierenden und den neuen linkskommunistischen Gruppen gab[7], zunehmend zu einer zerstörerischen Kraft gegen die Kommunistische Linke, wie die Rolle der so genannten Bérard- oder Ex-Lutte-Ouvrière-Tendenz zeigt, die sich 1974 von Révolution Internationale abspaltete und sehr schnell aus dem politischen Leben verschwand.
Wie bereits erwähnt, stand das Wiederaufleben der Kommunistischen Linken Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre in engem Zusammenhang mit dem Erdbeben des internationalen Klassenkampfes, das weite Teile Europas und Amerikas erschütterte, und auch mit der immer deutlicher werdenden Rückkehr der offenen Wirtschaftskrise. In dieser Zeit, in der die AnhängerInnen der Kommunisierung und vor allem Camatte die zentrale Bedeutung des Klassenkampfes der ArbeiterInnen immer mehr in Frage stellten, hatte die Idee, dass die Arbeiterklasse lediglich eine "Klasse für das Kapital" sei und dass ihre Zukunft eher in ihrer Negation als in ihrer Bejahung als Klasse liege, noch weit weniger Gewicht als nach den Schwierigkeiten des Klassenkampfes in den 80er Jahren und vor allem mit dem Beginn der Phase des kapitalistischen Zerfalls nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1989. Wie wir an anderer Stelle[8] dargelegt haben, war dieser Zeitraum durch eine echte Schwächung der Klassenidentität und des Bewusstseins des Proletariats gekennzeichnet, eine eigenständige und antagonistische Kraft innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft zu sein. Diese Bedingungen boten einen fruchtbaren Boden für die Kommunisierenden, die im Allgemeinen argumentierten, dass das Proletariat genau diese Klassenidentität aufheben muss, nicht als Endergebnis eines revolutionären Kampfes, sondern als dessen Voraussetzung. Und in einer Zeit, in der die Krise des Systems mehr und mehr zu Volksaufständen führt, in denen die Arbeiterklasse keine eindeutige Rolle spielt, kann es so aussehen, als ob sich die Ideen der Kommunisierung bestätigen und wir beginnen würden, den "Aufstand der Menschheit" gegen das Kapital zu erleben, den Camatte und andere bereits in den 70er Jahren vorausgesagt hatten.
Parallel dazu gingen die ersten Anzeichen einer Wiederbelebung des Klassenkampfes im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts mit einem gewissen Wiederaufleben des Anarchismus einher, der junge Leute anzog, die auf der Suche nach revolutionären Ideen waren, aber größtenteils nicht an die genuin marxistische Tradition anknüpfen konnten, die sie immer noch mit der Niederlage der Russischen Revolution und der Degeneration des Bolschewismus in Verbindung brachten. Angesichts des schwachen theoretischen Rahmens des Anarchismus konnte die Kommunisierung, insbesondere Einzelpersonen wie Dauvé und Gruppen wie Théorie Communiste, Aufheben und Endnotes, dem anarchistischen Milieu den Anschein theoretischer Tiefe vermitteln, indem sie ihre Vertrautheit mit der marxistischen Terminologie unter Beweis stellten, ohne jedoch die meisten zentralen Vorurteile des Anarchismus in Frage zu stellen, insbesondere die Ablehnung einer zentralisierten politischen Organisation. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, ist die Kommunisierungsströmung selbst eine neue Variante des Anarchismus, wie wir in den folgenden Artikeln dieser Serie zu zeigen versuchen werden. Da sich aber viele ihrer AnhängerInnen nicht nur auf Marx, sondern auch auf Bordiga, die KAPD und andere Bestandteile der Tradition der Kommunistischen Linken berufen, können sie oft mit der wirklichen linkskommunistischen Tradition verwechselt werden, was sich äußerst negativ auf die politische Entwicklung neuer Leute auswirken kann, die nach kommunistischer Klarheit suchen.
Genau aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich die Kommunistische Linke scharf von der Kommunisierungstendenz abgrenzt in den wichtigsten Fragen, die sie von ihr trennt:
- In erster Linie, indem sie darauf besteht, dass trotz aller Veränderungen in der Zusammensetzung der Arbeiterklasse, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, trotz aller ideologischen und politischen Rückschläge, die die Arbeiterklasse erfahren hat, sie die einzige revolutionäre Klasse in der kapitalistischen Gesellschaft bleibt, und dass ihre Kämpfe zur Verteidigung ihrer materiellen Interessen der einzige Boden bleiben, auf dem ein revolutionärer Angriff auf das Kapital wachsen kann. Daher die Ablehnung aller Theorien, die die Arbeiterklasse auffordern, sich selbst zu negieren oder auf ihre Verteidigungskämpfe zu verzichten.
- Zweitens durch die Bekräftigung, dass die revolutionäre Minderheit international und auf der Grundlage einer kohärenten politischen Plattform organisiert sein muss, um gegen den Ansturm der bürgerlichen Ideologie zu kämpfen und um die unmittelbaren wirtschaftlichen Kämpfe in eine politische und soziale Offensive gegen das gesamte System umzuwandeln. Daher die Kritik an der Vorstellung, dass kommunistische Militanz "die höchste Stufe der Entfremdung" sei, dass proletarische politische Organisationen nur "Sekten" oder "Schläger" sein können und sich in eine lose Kooperation zwischen souveränen Individuen auflösen sollten. Dabei werden wir zeigen, wie die Feindseligkeit gegenüber der revolutionären Organisation Teile der Kommunisierungsströmung zum politischen Parasitismus und ihre Neigung zum Individualismus zum bürgerlichen Karrierestreben geführt haben.
- Drittens werden wir die Notwendigkeit verteidigen, dass die Arbeiterklasse für ihre politische Diktatur über die Gesellschaft kämpfen muss, um eine Periode des Übergangs zum Kommunismus einzuleiten, im Gegensatz zu den Ansichten der Kommunisierung über eine Art "große Auflösung", die sowohl die Notwendigkeit der politischen Macht der Arbeiterklasse als auch eine Periode des Übergangs umgeht.
Zur Methode dieser Serie
Wir sehen diese Serie als einen Ableger unserer langjährigen Serie über die historische Entwicklung des kommunistischen Programms[9]. Indem wir die Punkte aufgreifen, die uns von den oben genannten AnhängerInnen der Kommunisierung unterscheiden, werden wir auch einen historischen Ansatz verfolgen, indem wir uns auf einige der "klassischen" Texte der Kommunisierungstheorie aus den 1970er Jahren und den Werdegang einiger der Hauptfiguren in der Entwicklung der Kommunisierungstheorie konzentrieren.
Unsere geplanten Artikel werden daher Folgendes umfassen:
- einen Rückblick auf den ersten großen Kampf der IKS gegen die Modernisierungs-/Kommunisierungstheorie in ihren eigenen Reihen, die "Ex-Lutte-Ouvière-Tendenz" in den frühen 70er Jahren;
- eine Erinnerung an den politischen Werdegang von Jacques Camatte, der in vielerlei Hinsicht das wahre "Geheimnis" oder die Richtung der Kommunisierungstheorie offenbart;
- eine Kritik von Texten wie Camattes "Über die Organisation" und der OJTR "Militanz: Das höchste Stadium der Entfremdung";
- eine Antwort auf bestimmte Texte von Barrot/Dauvé über "kommunistische Maßnahmen" und die Abschaffung des Wertes.
Im Rahmen dieser Arbeit werden wir auch einige der eigenen Texte der IKS als Antwort auf die modernistische Konzeption des Kommunismus und des Klassenkampfes neu veröffentlichen, von denen die meisten seit vielen Jahren nicht mehr verfügbar sind.
CDW (August 2022)
[1] Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff "Modernismus" verwendet, um einige der künstlerischen Strömungen zu beschreiben, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg aufkamen, z. B. die experimentellen Schriften von James Joyce und Virginia Wolf, Schönbergs atonale Musik oder Expressionismus und Kubismus in der Malerei. Es wäre natürlich interessant, diese künstlerischen Bewegungen in ihrem historischen Kontext zu analysieren (siehe z. B. Notes towards a history of art in ascendant and decadent capitalism, ICConline Juni 2012), aber hier wollen wir deutlich machen, dass unsere Verwendung des Begriffs Modernismus zur Beschreibung einer bestimmten politischen Strömung eine ganz andere Bedeutung hat.
[2] Siehe Paul Matticks Critique of Marcuse: One-dimensional man in class society, Merlin Press, 1972, für eine proletarische Antwort auf Marcuses Theorie der Integration der Arbeiterklasse in den Kapitalismus. Wir werden hier nicht versuchen, eine weitergehende Kritik der Hauptfiguren und Ideologien der Frankfurter Schule vorzunehmen, obwohl dies eine wichtige Aufgabe für die Zukunft bleibt. Es ist offensichtlich, dass diese Schule von gelehrten und sogar brillanten Intellektuellen geleitet wurde, die reale Fragen untersuchten, vor allem die Art und Weise, wie die kapitalistische Ideologie die Masse der Bevölkerung und insbesondere die Arbeiterklasse durchdringt. Dabei versuchten sie, Elemente des Marxismus und der Psychoanalyse Freuds zusammenzuführen. Da dieser Syntheseversuch jedoch nicht vom kommunistischen Standpunkt aus, vom Standpunkt der "vergesellschafteten Menschheit“, um die Terminologie der 10. Feuerbach-These zu verwenden, sondern vom Standpunkt des isolierten Professors aus gedacht wurde, scheiterte er nicht nur an dieser umfassenden "kritischen Theorie", sondern diente gerade durch seine Raffinesse dazu, wissbegierige Geister für ein Projekt zu gewinnen, das nur von der herrschenden Ideologie instrumentalisiert werden konnte.
[3] Der Kommunismus steht auf der Tagesordnung der Geschichte: Castoriadis, Munis und das Problem des Bruchs mit dem Trotzkismus | International Communist Current (internationalism.org) Communism is on the agenda of history: Castoriadis, Munis and the problem of breaking with Trotskyism | International Communist Current (internationalism.org)
[4] Castoriadis, Munis and the problem of breaking with Trotskyism Second part: On the content of the communist revolution, International Review Nr. 161 (Herbst 2018 - Castoriadis, Munis und das Problem des Bruchs mit dem Trotzkismus – Zweiter Teil: Über den Inhalt der kommunistischen Revolution)
[5] Den Mai verstehen, Weltrevolution Nr. 182 (Nachdruck aus Révolution Internationale Nr. 2, 1969)
[6] Nicht zu verwechseln mit der existierenden "arbeitertümelnden" Gruppe Mouvement Communiste
[7] Das Mouvement Communiste schickte zum Beispiel einen Beitrag zur Konferenz in Liverpool 1973, die von Workers Voice organisiert wurde, nachdem Internationalism in den USA zu einem internationalen Diskussionsnetzwerk aufgerufen hatte.
[8] Siehe den Bericht des 23. Internationalen Kongresses der IKS über den Klassenkampf: Bildung, Verlust und Rückeroberung der proletarischen Klassenidentität, Internationale Revue Nr. 56, 2019
[9] Themen zur Reflexion und Diskussion, auf unserer englischsprachigen Webseite (unter „Theory and practice“): "Der Kommunismus ist nicht nur eine schöne Idee, sondern eine materielle Notwendigkeit"