Gespeichert von IKSonline am
In „Staat und Revolution“ schrieb Lenin: "Die großen Revolutionäre wurden zu Lebzeiten von den unterdrückten Klassen ständig verfolgt, die ihrer Lehre mit wildestem Ingrimm und wütendem Hass begegneten, mit zügellosen Lügen und Verleumdungen gegen sie zu Felde zogen. Nach ihrem Tod versucht man, sie in harmlose Götzen zu verwandeln, sie sozusagen heiligzusprechen, man gesteht ihrem Namen einen gewissen Ruhm zu zur „Tröstung“ und Betörung der unterdrückten Klassen, wo man ihre revolutionäre Lehre des Inhalts beraubt, ihr die revolutionäre Spitze abbricht, sie vulgarisiert“ (Lenin, Staat und Revolution, Ges. Werke, Bd. 25, S. 397). In der Tat unternahm die Bourgeoisie zu Lebzeiten von Marx alles, was sie konnte, um ihn daran zu hindern, zu handeln, indem sie ihn dämonisierte und indem sie ihn ständig mit ihrem ganzen Repressionsapparat verfolgte.[1] Nach seinem Tod tat sie alles, um seinen Kampf gegen den Kapitalismus zu verzerren und den Kommunismus zu verhindern.
Eine niederträchtige Propaganda
Alle Publikationen, Radio- und Fernsehsendungen, die anlässlich des 200. Geburtstags von Marx produziert wurden, bilden keine Ausnahme von der Regel. Viele Akademiker begrüßen Marx' Beiträge zur Ökonomie, Philosophie oder Soziologie, während sie ihn gleichzeitig als einen Denker präsentieren, der "jenseits der Wirklichkeit“ stand, "überholt" oder politisch völlig falsch gelegen hätte. Es geht vor allem darum, Marx‘ „kämpferische Seite“ zu entschärfen und sie abzustumpfen. So sei Marx nur ein "Denker des 19. Jahrhunderts" gewesen,[2] sein Werk würde es uns daher nicht erlauben, die spätere Entwicklung des 20. und 21. Jahrhunderts zu verstehen. Eine revolutionäre Perspektive gäbe es daher heute nicht mehr. Die Arbeiterklasse würde nicht mehr existieren und ihr politisches Projekt könnte nur zu einem Horror wie dem Stalinismus führen. Die gesamte politische Seite von Marx' Werk müsste endlich in den Mülleimer der Geschichte geworfen werden.
Aber ein subtilerer Teil dieser Propaganda behauptet, dass Marx, der "aktuelle" Marx, herangezogen werden sollte, da dies schlussendlich die Verteidigung von Demokratie, Liberalismus und Kritik der Entfremdung bestätigen könnte. Im Grunde wäre es eine Frage des Verständnisses von Marx nicht als dem revolutionären Kämpfer, der er war, sondern als ein Denker, von dem bestimmte Aspekte der Arbeit es ermöglichen würden, den Kapitalismus zu "verstehen" und zu verbessern, welcher, wenn sich selbst überlassen, "ungezügelt" durch die Kontrolle des Staates Ungleichheiten und wirtschaftliche Krisen erzeugen würde. Innerhalb der Bourgeoisie ziehen es die meisten vor, Marx als "einen ökonomisch weitsichtigen Denker" zu präsentieren, der die Krisen des Kapitalismus vorhergesehen und die Globalisierung, die Zunahme von Ungleichheiten usw. vorausgesagt hätte.
Unter Marx' Beweihräuchern sind viele auch seiner sogenannten selbsternannten Erben, die seit einem Jahrhundert, von den Stalinisten bis zu den Linken, einschließlich der Trotzkisten, nicht aufgehört haben, im gleichen Sinne den revolutionären Marx zu entstellen, zu verunglimpfen, zu beschmutzen, indem sie ihn, wie Lenin richtigerweise vorausgesehen hatte, in einen quasi-religiösen Götzen verwandelten, sie ihn quasi heilig gesprochen und Statuen für ihn aufgestellt haben. All dies geschah, um das als Sozialismus oder Kommunismus zu präsentieren, was bei der Aufrechterhaltung der Herrschaft des Kapitalismus in der Zeit seines Niedergangs durch eine besondere und bedingungslose Verteidigung der Form der Konterrevolution, der Herrschaft des Staatskapitalismus nach dem Vorbild der UdSSR, in den Ländern des ehemaligen Ostblocks oder Chinas geschah.
Marx war in erster Linie ein Kämpfer
Vor allem muss man sich bei Engels daran erinnern, dass Marx zuerst ein Revolutionär, also ein Kämpfer war. Ohne diesen Ausgangspunkt kann man seine theoretische Arbeit nicht begreifen. Einige wollten Marx zu einem reinen Gelehrten machen, der mit seinen Büchern eingeschlossen und von der Welt zurückgezogen und abgeschnitten war. Aber nur ein revolutionärer Kämpfer kann ein Marxist sein. Seit seiner Teilnahme an den junghegelianischen Aktivitäten in Berlin 1842 war Marx' Leben ein Kampf gegen den preußischen Absolutismus. Dieser Kampf wurde zu einem Kampf für den Kommunismus, als er die Ursachen des Elends eines beträchtlichen Teils der Gesellschaft zu verstehen suchte und mit den Pariser Arbeitern das Potential der Arbeiterklasse spürte. Es war dieser Kampf, der ihn ins Exil trieb, von einem Land ins andere getrieben und der ihn in ein Elend stürzte, das den Tod seines Sohnes verursachte. In dieser Hinsicht ist es wirklich obszön, Marx' Elend der Tatsache zuzuschreiben, dass weder er noch seine Frau wussten, wie man mit Haushaltsgeld umgeht, weil sie aus wohlhabenden sozialen Schichten stammten, wie es ein Arte-Film darstellte. In Wirklichkeit nutzte Marx, erfüllt von dem Geiste proletarischer Solidarität, regelmäßig sein geringes Einkommen, um dieses in den Dienst der revolutionären Sache zu stellen.
Im Gegensatz zu den Aussagen von Jonathan Sperber war Marx kein „Journalist“, sondern ein Kämpfer, der wusste, dass der Kampf zunächst gegen die autoritäre preußische Monarchie und dann gegen die Bourgeoisie eine Propagandatätigkeit erforderlich machte, die er in [1] der Rheinische Zeitung , dann in der Deutsche-Brüsseler-Zeitung, in den Deutsch-Französische Jahrbücher und in der Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie, erfüllte. Als Kämpfer beteiligte sich Marx an den Tätigkeiten des Bund der Kommunisten und erfüllte ein Mandat des Bund der Kommunisten, indem er einen Haupttext der Arbeiterbewegung verfasste: Das Manifest der Kommunistischen Partei. Und weil er auch ein Kämpfer war (wie der Titel einer Bibliographie von B. Nicolaevsky, O. Maenchen-Helfen auf französisch lautet), stand die Sorge um den Zusammenschluss der Revolutionäre und den Aufbau der Organisation im Mittelpunkt seines Wirkens. Und auch seine theoretischen Arbeiten wurden getragen von dem Anliegen, den Kampf der Arbeiterklasse voranzutreiben.
Das theoretische Werk Marx‘
Marx konnte eine immense theoretische Arbeit entfalten, weil er von der Sicht der Arbeiterklasse ausging, einer Klasse, die im Kapitalismus nichts zu verteidigen hat und durch ihren Kampf gegen ihre Ausbeutung "nur ihre Ketten verliert". Aus dieser Prämisse heraus verstand er, dass dieser Kampf potenziell das Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beinhaltet, gegen die die Menschheit seit der Entstehung der sozialen Klassen gekämpft hat, und dass die Befreiung der Arbeiterklasse die Entstehung der wiedervereinigten Menschheit, d.h. des Kommunismus, ermöglichen würde. Wenn Jacques Attali als Autor und Mitarbeiter der Zeitung ‚Le Monde Diplomatique‘ behauptet, Marx sei ein "Gründervater der modernen Demokratie", dann ist er nur ein Verfälscher im Dienste der Bourgeoisie, die uns die heutige Gesellschaft als die bestmögliche darstellt. Der Zweck dieser Propaganda ist es zu verhindern, dass die Arbeiterklasse versteht, dass die einzig mögliche Perspektive zur Überwindung des dahinsiechenden Kapitalismus der Kommunismus ist.
Ausgehend von den Bedürfnissen der Arbeiterklasse entfaltete Marx eine wissenschaftliche Methode, den historischen Materialismus, der es der Arbeiterklasse ermöglicht, ihren Kampf zu orientieren. Diese Methode ist kritisch und geht über Hegels Philosophie hinaus, indem sie das, was er entdeckt hatte, nämlich dass die Transformation der Realität immer ein dialektischer Prozess ist, "auf die Beine stellt". Diese Methode ermöglichte es ihm, Lehren aus den großen Kämpfen der Arbeiterklasse wie denen von 1848 und der Pariser Kommune zu ziehen. Seine Weitergabe an die ihm folgenden Generationen von Revolutionären sowie an die der kommunistischen Linken ermöglichte es auch, Lehren aus dem Scheitern der revolutionären Welle von 1917 zu ziehen. Marx' Ansatz ist lebendig; er besteht darin, die Realität mit seiner Methode zu untersuchen und sie im Lichte der erzielten Ergebnissen zu messen; dadurch können die Revolutionäre die Theorie bereichern.
Ausgehend von der Sicht der Arbeiterklasse konnte er auch begreifen, dass es wichtig ist zu verstehen, was die Arbeiterklasse bekämpft und was sie zerstören muss, um sich von ihren Ketten zu befreien. Er beschäftigte sich daher mit der Untersuchung der wirtschaftlichen Grundlagen der Gesellschaft, um daran Kritik zu üben (Kritik der politischen Ökonomie). Diese Studie ermöglichte ihm zu zeigen, dass die Grundlage des Kapitalismus der Warentausch ist und dass der Tausch die Grundlage der Lohnverhältnisse ist, d.h. das Verhältnis der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen im Kapitalismus. Es ist interessant, dieses grundlegende Ergebnis mit dem zu vergleichen, was die Zeitung Libération in einem Artikel zum Jahrestag seiner Geburt getan hat: Karl Marx "zeigt, dass der Erwerb von Arbeitskraft durch den Kapitalisten ein Problem der Unsicherheit über die Realität der Bemühungen der Arbeiter darstellt", mit anderen Worten, wenn man die Arbeit des Arbeiters so messen könnte, dass seine Bemühungen erträglich sind, wäre die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen eine gute Sache ; hier ist ein gutes Beispiel dafür, wie Marx benutzt wird, um den Kapitalismus zu rechtfertigen ! Für Marx bedeutet "Kauf von Arbeitskraft" die "Produktion von Mehrwert" und damit Ausbeutung!
Auch durch den zutiefst militanten Aspekt seiner theoretischen Arbeiten konnte Marx einerseits erkennen, dass der Kapitalismus nicht ewig bestehen kann, und dass dieses System wie die ihm vorangegangenen Produktionsweisen an Grenzen stößt und historisch in eine Krise gerät. „Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein“ (K. Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, Vorwort, MEW 13, S. 9, 1859). Andererseits zeigte Marx, dass der Kapitalismus seinen eigenen Totengräber hervorbringt, das Proletariat, das sowohl die letzte ausgebeutete Klasse in der Geschichte ist, besitzlos, als auch die einzige potenziell revolutionäre soziale Klasse ist aufgrund des assoziierten Charakters ihrer Arbeit. Indem sich die Arbeiterklasse über alle Grenzen hinweg zusammenschließt, entfaltet sie die einzige Kraft ist, die den Kapitalismus auf internationaler Ebene zu stürzen vermag, um eine klassenlose Gesellschaft ohne Ausbeutung aufzubauen.
Die "großen Analysen" des 20. und 21. Jahrhunderts, die an der Oberfläche stehen bleibend, entweder behaupten, dass Marx' Denken überholt sei, oder dass es immer noch aktuell sei, weil er ein "Ökonom", ein "genialer Vorläufer" gegenwärtiger, in Mode befindlicher globalisierungskritischer Theorien zur "Korrektur der Exzesse" des Kapitalismus sei, zielen nur darauf ab, die Notwendigkeit des Kampfes um die proletarische Revolution zu verschleiern.
Die Organisation der Revolutionäre und der Arbeiterklasse
Die Erkenntnis, dass die Arbeiterklasse als einige Kraft dazu in der Lage ist den Kapitalismus zu stürzen und die Entstehung des Kommunismus zu ermöglichen, war aus Marx‘ Sicht untrennbar verbunden mit der Notwendigkeit , dass sich das Proletariat selbst organisiert. In dieser Hinsicht wie in anderen Bereichen ist der Beitrag von Marx von wesentlicher Bedeutung. Bereits 1846 beteiligte er sich in einem Kommunistische Korrespondenz-Komitee, um deutsche, französische und englische Sozialisten zusammenzubringen, denn "zum Zeitpunkt der Aktion ist es sicherlich für jeden von großem Interesse, über den Stand der Dinge im In- und Ausland informiert zu sein". Die Notwendigkeit, sich zu organisieren, verdeutlichte sich später in seiner ständigen Teilnahme an den Kämpfen für die Errichtung und Verteidigung einer internationalen revolutionären Organisation innerhalb des Proletariats. Der Kampf für den Kommunismus und das tiefste Verständnis dessen, was dieser Kampf darstellt, bedeutete, dass er den Kampf für die Umwandlung des Bund der Gerechten in den Bund der Kommunisten 1847 führte und zur Klärung der Rolle dieser Organisation innerhalb der Arbeiterklasse beitrug. Weil sie sich dieser Rolle sehr wohl bewusst waren, verteidigten Marx und Engels die Notwendigkeit eines Programms innerhalb des Bund der Kommunisten, wodurch 1848 das Kommunistische Manifest verfasst wurde.
Der Bund der Kommunisten konnte der Unterdrückung nach der Niederlage der Revolutionen von 1848 nicht widerstehen. Aber sobald die Kämpfe in den frühen 1860er Jahren wieder aufgenommen wurden, wurden andere organisatorische Anstrengungen unternommen. Von Anfang an war Marx ab 1864 an der Internationalen Arbeiter-Assoziation (kurz „Erste Internationale“) beteiligt. Bei der Ausarbeitung der Statuten spielte er eine wichtige Rolle und er verfasste auch ihre Inauguraladresse. Seine Überzeugung von der Bedeutung der I. Internationale und seine theoretische Klarheit ließen ihn zur zentralen Figur in der Organisation werden. Sowohl im Bund der Kommunisten als auch in der I. Internationalen führte er einen entschlossenen Kampf, damit diese Organisationen ihre Rolle übernahmen. Seine theoretischen Überlegungen wurden nie von den Bedürfnissen des Kampfes getrennt. Aus diesen Gründen antwortete er im Bund der Kommunisten gegenüber Weitling: "Bis jetzt hat die Unwissenheit niemandem gedient", weil letzterer eine utopische und idealistische Auffassung vom Kommunismus vertrat. Deshalb kämpfte er auch innerhalb der I. Internationale gegen Mazzini, der wollte, dass die Organisation die nationalen Interessen verteidigte, und gegen Bakunin, der einen Komplott betrieb, um die Kontrolle über die I. Internationale zu übernehmen und sie in konspirative Abenteuer verwickelte, die die Massenaktion des Proletariats ersetzten.
Marx' theoretische Ausarbeitung ist eine beeindruckende Sicht, die hilft, die bürgerliche Gesellschaft sowohl im 19. als auch in den beiden nachfolgenden Jahrhunderten zu durchleuchten. Aber wenn wir diese Ausarbeitung nur als eine Sichtweise zum „Verständnis der Welt“ nach dem Vorbild aller Pseudo-Experten der Bourgeoisie betrachten, die dieses Jahr an seinen Geburt erinnern, wird sein Werk von einem Heiligenschein eines Mysteriums umgeben bleiben. Im Gegenteil, während die Bourgeoisie eine „no-future“ Sicht verbreitet, muss sich die Arbeiterklasse von ihren Ketten befreien. Dazu muss sie nicht nur die theoretischen Entdeckungen von Marx nutzen, sondern sich auch von seinem Leben als Kämpfer inspirieren lassen. Die Mittel, die er zu entwickelte, waren immer in voller Übereinstimmung mit dem Ziel des proletarischen Kampfes, die Welt "umzuwälzen"!
Vitaz, 15. Juni 2018
[1]So erklärte Engels bei Marx' Beerdigung: "Und deswegen war Marx der bestgehasse und bestverleumdete Mann seiner Zeit. Regierungen, absolute wie republikanische, wiesen ihn aus, Bourgeois, konservative wie extrem-demokratische, logen ihm um die Wette Verlästerungen nach“ (Das Begräbnis von Marx, MEW 19, 18.3.1883, S. 336).
[2]Vor allem in der jüngsten Biographie des amerikanischen Gelehrten Jonathan Sperber mit dem Titel: ‚Karl Marx, Mann des 19. Jahrhunderts‘, die in den Medien auf ein großes Echo gestoßen ist.