Kommunismus statt Stalinismus

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Der Stalinismus entstand in den 20er Jah­ren aus der Niederlage der Revolution in Russ­land. Er ist keine Fortsetzung, sondern ein Todfeind der Arbeiterklasse und ein ausge­sprochener Henker der Kommuni­sten. Wäh­rend die kapitalistischen Medien in Ost und West nun anlässlich des Zusam­menbruchs des Ostblocks vom Scheitern des Kommunismus sprechen, wollen sie darüber hinwegtäu­schen, dass tatsächlich der Stalinismus zu Bo­den gegangen ist. Nachfolgend wollen wir an­hand von 3 Grundsatzfragen aufzeigen, was tatsächlich hinter den Regierungen des ehe­maligen Ostblocks steckte.

DER KOMMUNISMUS KANN NUR WELT­WEIT BESTE­HEN - DIE RE­GIERUNGEN DES OSTBLOCKS STÜTZTEN SICH AUF DEN FURCHTBARSTEN NA­TIONALISMUS

Der Kommunismus kann nur weltweit be­stehen. Der So­zialismus in einem Land ist unmöglich. Als Sta­lin 1926 "den Aufbau des Sozialismus in Russland" er­klärte, traten die Revo­lutionäre der Kommunisti­schen Linke(*) unerschrocken ge­gen diese Lüge an und zeig­ten auf, dass da­hinter das Scheitern der Revolution in Russland steckte und sich damit die Eingliede­rung Russlands in die Reihe der anderen kapitalistischen Län­der vollzog. 

Schon 1847 hatte Engels geschrieben:

"Wird diese Revolution in einem einzigen Lande al­lein vor sich gehen können?

Nein. Die grosse Industrie hat schon da­durch, dass sie den Welt­markt geschaffen hat, alle Völ­ker der Erde, und namentlich die zivilisierten, in eine solche Verbin­dung miteinander gebracht, dass jedes einzelne Volk davon abhängig ist, was bei einem andern ge­schieht. Sie hat  ferner in allen zivili­sierten än­dern die gesell­schaftliche Ent­wicklung soweit gleichge­macht, dass in allen die­sen Ländern Bour­geoisie und Proletariat die bei­den entschei­denden Klassen der Gesellschaft, der Kampf zwi­schen beiden der Haupt­kampf des Tages geworden. Die kommunisti­sche Revolu­tion wird da­her keine bloss nationale, sie wird eine in al­len zivilisier­ten Ländern, d.h. we­nigstens in Eng­land, Amerika, Frankreich und Deutschland gleich­zeitig vor sich gehende Revo­lution sein." (Grund­sätze des Kommu­nismus, MEW, Bd. 4, S. 374). 

Der Weltmarkt zwingt allen Ländern seine Ge­setze auf. Nur durch die welt­weite Zerstörung des Weltka­pitalismus kann der internationale histori­sche Pro­zess eröffnet werden, der zum Kommunismus führt. Auch die Länder, in denen die Revolu­tion gesiegt hat, bleiben in den Fangmaschen des Welt­marktes gefangen. Des­halb besteht die lebenswich­tige Auf­gabe des Pro­letriats in diesen siegrei­chen Ländern nicht in dem Aufbau von illusori­schen "kommunistischen Struktu­ren", sondern in der Aus­dehnung der Re­volution auf andere Länder.

Der Kommunismus ist unvereinbar mit der Aufspal­tung der Menschheit in Ras­sen, Natio­nen, Spra­chen. Des­halb ist der Begriff der "kommunisti­schen Län­der" oder "Nationen" selber ein totaler Gegen­satz zum Kommunis­mus. Die kommunisti­sche Ge­sellschaft strebt die weltweite Menschengemein­schaft an.

DER KOMMUNISMUS ERFORDERT DIE ABSCHAF­FUNG DES STAATS  - DIE OSTBLOCKREGIERUN­GEN DAGE­GEN STÜTZTEN SICH AUF EINEN PO­LIZEI- UND TER­RORSTAAT

Der Kommunismus ist eine klassenlose und da­mit auch staa­tenlose Gesellschaft.

Die Zerstörung des bürgerlichen Staats in allen Län­dern leitet den Übergangsprozess des Kapitalis­mus zum Kommunismus ein. In dieser Zeit bestehen die Klas­senspaltungen und das Wertgesetz weiter fort. So wird es dann weiter­hin einen Halb-Staat geben, der das Auseinander­brechen der Gesell­schaft durch das Fort­bestehen dieser Klassenkon­flikte  und die Wie­derherstellung des Kapitalis­mus zu ver­hindern sucht.

Aber dieser 'Halb-Staat' ist ein konserva­tives Ele­ment, mit dem sich die Arbeiter­klasse nicht identi­fizieren darf. Es muss ihn im Gegenteil kon­trollieren und je mehr sich die Produk­tion von dem Ge­wicht des Wertgesetzes leiten lässt und die ande­ren Schichten inte­griert, muss es ihn bis zu seiner vollständigen Aus­löschung schwächen. Deshalb hat der Kommunis­mus überhaupt nichts gemein mit den Ostblockländern, in  denen der Staat voll von Bürokraten und Polizei steckt, die allemal diktato­risch und totalitär regieren. Mit dem Sieg der Konter­revolution in den 20er Jah­ren löste sich der Staat in Russ­land nicht auf, sondern wuchs zu einem ungeheuren Monster an.

Diese Tendenz des russischen Staats ist im Gegen­satz zu allen anderen Behaup­tungen keine Besonder­heit der stalinisti­schen Regime, son­dern eine all­gemeine Ten­denz aller kapitalisti­schen 'demokrati­schen' oder 'diktatorischen' Länder.

In seiner Niedergangsepoche strebt der Kapitalis­mus immer nach einer extremen Ver­stärkung des Staats, um den allge­meinen Zerfall der Gesell­schaft zu begren­zen versuchen und die Arbeiter­klasse zu fesseln. Deshalb entwic­keln alle Staa­ten einen Totalitaris­mus, egal, ob sie jetzt ein de­mokratisches Gewand überstrei­fen oder nicht.

DER KOMMUNISMUS BEDEUTET DIE VOLLE BE­FRIEDIGUNG DER MENSCHLI­CHEN BEDÜRFNISSE, DIE OSTBLOCK­REGIERUNGEN VERTEIDI­GEN DIE GÜTERKNAPPHEIT UND DIE RATIONIERUN­GEN

Der Kommunismus ermöglicht die grosse Pro­duktion von Kon­sumgütern zur Be­friedigung der menschli­chen Be­dürfnisse. Dies steht in di­rektem Gegen­satz zu den verschwenderischen Produktionen, der Rüstungsproduk­tion, der Zerstörung der Umwelt und der drakonischen Rationie­rungen, die während der letzten 60 Jahre Russ­land und die Ostblockländer seit dem 2. Weltkrieg ver­wüstet haben.

Die Möglichkeit, die Bedürfnisse aller Men­schen voll und im Überfluss zu befrie­digen, den Hunger und den Mangel abzu­schaffen, ist keine Utopie. Dazu hat der Kapitalismus die Pro­duktivkräfte aus­reichend entwic­kelt, aber sein Wesen, das auf der Lohnarbeit und der Warenpro­duktion fusst, führt ge­radezu in die an­dere Richtung: in den Hunger, die Arbeitslo­sigkeit und die Zerstörung.

Gerade sein Grundwiderspruch, der zur Krise und zum Holo­caust führt, ist nicht der Mangel an Gü­tern, sondern im Ge­genteil, seine Über­produktion. Im Kom­munismus dage­gen, wie Engels hervor­hob, "...wird die ausgedehnte Überpro­duktion noch viel weiter ausge­dehnt wer­den müssen. Statt Elend her­beizuführen, wird die Über­produktion über die näch­sten Bedürf­nisse der Gesellschaft hinaus die Befrie­digung der Bedürfnisse aller si­cherstellen, neue Be­dürfnisse und zugleich die Mittel, sie zu be­friedigen, erzeu­gen. Sie wird die Bedingung und Veranlas­sung neuer Fortschritte sein, sie wird diese Fortschritte zu­stande bringen, ohne dass da­durch, wie bisher jedes­mal, die Gesellschaftsord­nung in Verwirrung ge­bracht wurde"
(ebenda, S. 375).

Die Ostblockländer sind in dieser Hin­sicht ge­nau das Gegen­teil. Sie sind eine ex­treme und total irratio­nale Form des Ka­pitalismus. Sie zei­gen auf die kari­katuralste Weise genau die typi­schen Merk­male des dekadenten Kapitalismus: Rohstoffe, die Energievor­kommen, die Technik, die Wissen­schaft alle sind aus­gerichtet auf Zer­störung, d.h. auf Ver­schwendung und die Ver­wüstung.

DER KOMMUNISMUS ERMÖG­LICHT DIE ABSCHAF­FUNG DER AUS­BEUTUNG DES MENSCHEN DURCH DEN MENSCHEN

Der Betrug des Stalinismus besteht darin, dass er das Staatsei­gentum an Produkti­onsmitteln als "Kommunis­mus" darstellt, und somit das Bild in Um­lauf brachte, es gäbe  im Kapitalis­mus nur einen Privat­kapitalismus. Aber wie Marx und En­gels zeig­ten, ist der Kapitalismus vor allem eine gesell­schaftliche Produktionsweise, die die Tren­nung des Arbeiters von sei­nen Subsistenz­mitteln voraussetzt und seine Unter­werfung, um die Lohn­arbeit aufrech­terzuerhalten, d. h. um für den Al­leinbesitzer der Produktionsmittel zu produzie­ren, der ein Pri­vateigentümer oder auch der Staat sein kann.

Die Stalinisten - und eine wichtige Schüt­zenhilfe erhalten sie da von den Trotzki­sten - stellen den "Kommunismus" als die zentrale Planwirtschaft dar. Der Kapita­lismus hat auf natio­naler und auch auf ber­greifender internationaler Ebene Organis­men geschaf­fen, die regelmäßig und sy­stematisch Ein­griffe in die Wirt­schaft vorneh­men. In den westli­chen kapita­listischen Ländern greifen die staatli­chen Behörden (ob in ei­nem Land oder in interna­tionalen Institu­tionen) mit planwirt­schaftlichen Massnahmen ein. Diese Planwirtschaft westlicher Art ist – obgleich sie natürlich auch nicht den Geset­zen der Anarchie und des Chaos entweichen kann – viel wir­kungsvoller als das russische System "zen­traler Planung", in dem das Zen­trum einfach keinen Über­blick mehr hat und ein riesiger Bal­last dar­stellt.

Während die Tendenz zum Staatskapita­lismus in al­len Län­dern festzustellen ist, liegt das Beson­dere im Westen darin, dass hier die staatliche Kontrolle und die Pri­vatbourgeoisie ne­beneinander bestehen und die staatliche Herr­schaft über die Gesell­schaft und das Wirt­schaftsleben "indirekt" aus­geübt wird (Manipula­tion des Marktes, der Kre­dite, der Wechsel­kurse, die Steuern, Wirtschaftspro­gramme...), ohne dass dabei al­les verstaat­licht werden muss.

Das gesellschaftliche Eigentum dagegen (nicht zu verwechseln mit Staatseigentum) ist ein We­senszug der Übergangsgesell­schaft vom Kapita­lismus zum Kom­munismus.

Es erfordert die Kontrolle durch die ge­samte Gesell­schaft und nicht die einer Minderheits­klasse, die die Schalthebel der staatlichen Macht kontrolliert. Dies findet vor allem mittels der gemeinsamen Kon­trolle durch die Arbeiter­klasse über diese Produk­tion statt. Diese Kon­trolle wie­derum wird nicht durch eine Partei oder eine Büro­kratenschicht aus­geübt, son­dern durch die Arbei­terräte. Zweitens durch die Ori­entierung der Pro­duktion selber, die sich auf die massive Entfal­tung der Konsumgüterindu­strie und die be­wusste Um­wandlung der Lebensbedingun­gen der Menschheit hin­bewegt. Dies steht in di­rektem Ge­gensatz zu der Verschwen­dungs-Produktion, der Rü­stung, die sowohl im Osten wie im Westen ihr zu Hause haben. Die Planung ist ein Instru­ment des Kom­munismus. Aber die Pla­nung für die Kriegswirt­schaft und für die natio­nalen Interessen des Ka­pitals ist nicht das gleiche wie die Pla­nung für die Befriedi­gung der menschlichen Bedürf­nisse. Die Anarchie in der ka­pitalistischen Produktion, ob in Ost oder West, hat nichts gemeinsam mit der ra­tionalen Auf­teilung der der Welt zur Ver­fügung ste­henden Res­sourcen und der freien Ent­faltung der Natur.

Im Kommunismus wird die Planung welt­weit ausgerich­tet, sie wird von der Bevöl­kerung be­wusst und kollek­tiv durchge­führt. Die "Planung" im Kapi­talismus da­gegen kann sich den Wirtschaftsge­setzen nicht ent­ziehen, die den Weltmarkt beherr­schen. Sie ist blind und "egoistisch", ihr ei­gentliches Ziel ist die je­weilige Verfolgung der nationalen In­teressen, die im Wider­spruch zu den In­teressen der Ausgebeu­teten und der ande­ren Staaten stehen.

Anhand der wenigen grundsätzlichen Punkte kann man die unüberwindbaren Gegensätze zwischen den stalini­stischen Re­gime und den Prinzipien des Kom­munismus erkennen, und es gibt somit al­len Grund sich gegen diese Lüge vom "Tod des Kommu­nismus" zu stellen.

(auf der Grundlage eines Artikels aus der Zei­tung der IKS in Spanien, AP Nr. 89)

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