„Genug ist genug“ war der Unterton der Aktionstage, die am 13. Dezember 2024 und am 13. Januar 2025 in Brüssel gegen die „Sparpläne“ stattfanden. Schon seit sechs Monaten liegen diese bei den Gesprächen über die Bildung einer neuen Regierung auf dem Verhandlungstisch. Zuvor wurden diese Pläne durch „undichte Stellen“ in den Medien bekannt, heute sind sie kein öffentliches Geheimnis mehr. Die Gewerkschaften sprechen von den „drastischsten Maßnahmen der letzten 80 Jahre“. Die geplanten Angriffe würden alle Teile der Arbeiterklasse betreffen. Während Angestellten in privaten Unternehmen massenhaft entlassen werden (27.000 waren es bis 2024) und die automatische Lohnindexierung unter Beschuss gerät, will die neue Regierung auch die Ausgaben für die soziale Sicherheit streichen, einschließlich der Arbeitslosenunterstützung und der Renten. Als Krönung des Ganzen will sie die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst um zwei Prozent senken und die Arbeit für alle Arbeitnehmer noch unsicherer und flexibler machen.
Während am ersten Aktionstag mit rund 10.000 Demonstranten vor allem Gewerkschaftsdelegierte mobilisiert wurden (und zwar hauptsächlich aus der Region Wallonien), nahm es am 14. Januar eine ganz andere Dynamik an. Statt der ursprünglich von den Gewerkschaften vorgesehenen 5.000 bis 10.000 Demonstranten kamen schließlich mehr als 30.000 aus den verschiedenen Regionen des Landes und aus einer wachsenden Zahl von Arbeitssektoren zu der Demonstration. Auch 47.000 Lehrer und Lehrerinnen in der flämischen Region streikten, was eine historisch hohe Zahl darstellt. Arbeitsniederlegungen gab es auch bei der Bahn, den öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Recycling, den Postdiensten und vielen anderen öffentlichen Diensten. Für den 13. Februar wurde ein neuer Aktionstag angekündigt, diesmal unter dem Motto „für öffentliche Dienstleistungen und Kaufkraft“.
Doch schon vor diesen beiden Aktionstagen hatte im November eine Kundgebung stattgefunden, die ebenfalls weit mehr Arbeitnehmer mobilisierte als erwartet. Auch bei dieser Demonstration der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen am 7. November war die Beteiligung dreimal so hoch wie erwartet: mehr als 30.000. Am 26. November fand außerdem ein breit angelegter Streik des französischsprachigen Bildungspersonals (Wallonien und Region Brüssel) statt, der sich gegen das richtete, was Roland Lahaya, der Generalsekretär der wallonischen Bildungsgewerkschaft CSC-Enseignement als „Kriegserklärung“ bezeichnete. Unter dem Motto „Lehren ja, bluten nein!“ lehnten die Streikenden vor allem die von der bereits ernannten wallonischen Regierung angekündigten Kürzungen im Bildungsbereich ab, eine Maßnahme, die die Festanstellungen gefährdet und erhebliche Auswirkungen auf die Renten hat. Am 27. und 28. Januar gab es zwei weitere Streik- und Demonstrationstage. Und die unter Druck stehende Bildungsgewerkschaft erwägt, einen unbefristeten Streik anzukündigen.
Diese Demonstrationen, Streiks und Proteste bestätigen die international zunehmende Kampfbereitschaft, über die wir in den letzten Jahren in unserer Presse mehrfach berichtet haben. Die Eskalation der imperialistischen Spannungen und das wachsende Chaos, die Zersplitterung des Welthandels, die steigende Inflation und die Energiekosten sind so viele Anzeichen für eine noch nie dagewesene Verschärfung der Wirtschaftskrise. In allen Ländern versucht die Bourgeoisie daher, die Folgen der Wirtschaftskrise auf die Arbeiterklasse abzuwälzen. Belgien ist da keine Ausnahme.
Die Bourgeoisie ist sich sehr wohl bewusst, dass diese Pläne in weiten Teilen der Arbeiterklasse Reaktionen hervorrufen, und zwar nicht nur im Bereich des öffentlichen Dienstes. Sie ist sich bewusst, dass die Arbeiterklasse international bereits bewiesen hat, dass sie Jahrzehnte rückläufiger Kämpfe überwunden hat. Deshalb legt die Bourgeoisie Wert darauf, gut vorbereitet zu sein und auch die notwendigen Kräfte zu mobilisieren, um den zu erwartenden Widerstand aufzufangen und umzuleiten.
Die belgischen Gewerkschaften sahen die Besorgnis und Unzufriedenheit unter den Arbeitern von Woche zu Woche wachsen und blieben nicht untätig, um zu verhindern, dass sich die Unzufriedenheit in „unkontrollierten“ Aktionen manifestiert. Am Sonntag, dem 8. Dezember 2024, erklärte Ann Vermorgen (Vorsitzende der Gewerkschaft ACV) im Fernsehen, dass die Gewerkschaften gemeinsam beschlossen hätten, in der kommenden Zeit jeden Monat am 13. einen Aktionstag zu veranstalten. Es folgten Aktionstage im Dezember und Januar, an denen die Gewerkschaften versuchten, die Mobilisierungen auf bestimmte Sektoren (insbesondere das Bildungswesen) und bestimmte Forderungen (Rentenreform im Bildungswesen) zu beschränken. Die Gewerkschaften wenden eine bewährte Taktik an: Die Isolierung und Aufteilung verschiedener Sektoren und Regionen in einer Reihe von Aktionstagen wird den Kampfeswillen schließlich erschöpfen.
Die Stärke und Dynamik der Mobilisierung vom 13. Januar war jedoch so groß, dass sie sich auf andere Sektoren und alle Regionen ausweitete und die Gewerkschaften selbst überraschte. Der Unmut zeigt nämlich deutlich, dass es nicht nur um eine bestimmte Maßnahme oder angekündigte „Reform“ geht. Er ist Ausdruck einer allgemeineren Unzufriedenheit und Empörung und der Realität der Rückkehr des Kampfgeists angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten, der sich verschlechternden Arbeitsbedingungen, der unsicheren Arbeitsplätze und des Schreckgespenstes der Armut.
Seit Jahren wird uns gesagt, dass der Kapitalismus das einzig mögliche System sei und dass die Demokratie die beste und perfekteste politische Institution ist, die man sich nur vorstellen kann. Diese Mystifizierungen haben kein anderes Ziel, als die Arbeiterklasse zu demobilisieren, die Arbeitnehmer zu isolieren und sie in die Ohnmacht zu treiben, sie von der Stärke und Solidarität ihrer Klasse abzuschneiden. Doch trotz der unaufhörlichen Appelle, sich auf die Wahlurnen zu verlassen, um ein „Gegengewicht“ zur Austerität zu bilden, und trotz der Aufrufe zur „Verteidigung der Demokratie“ gegen den schändlichen Diskurs der Populisten, entdeckt die Arbeiterklasse den Weg des Kampfes wieder, die Notwendigkeit, gemeinsam auf ihrem eigenen Klassenterrain zu kämpfen. Es ist auch bezeichnend, dass diese Dynamik der sich entwickelnden Klassenkämpfe vor dem Hintergrund eines Krieges und ständig steigender Militärausgaben stattfindet, die von der Arbeiterklasse bezahlt werden müssen.
Um die Angriffe auf unsere Lebensbedingungen wirklich abwehren zu können, muss der Kampf von einer möglichst breiten Basis ausgehen, indem er alle Arbeiterinnen und Arbeiter vereint, unabhängig davon, in welchem Unternehmen, welcher Institution, welchem Sektor oder welcher Region sie arbeiten. Alle Arbeiter und Arbeiterinnen sitzen „im selben Boot“. All diese Gruppen sind keine getrennten Bewegungen, sondern ein kollektiver Ausdruck: “Wir sind eine Stadt der Arbeiter - Arbeiter und Angestellte, gewerkschaftlich organisierte und nicht gewerkschaftlich organisierte, Immigranten und Einheimische“, wie es ein streikender Lehrer in Los Angeles im März 2023 ausdrückte. Die Streiks in Belgien sind voll und ganz Teil der Bewegung, die in den letzten drei Jahren in anderen Ländern, insbesondere in Großbritannien, den USA und Frankreich, stattgefunden hat.
Aber es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Arbeiterklasse in Belgien wie auch anderswo in der Lage ist, bestimmte Schwächen zu überwinden, die in den jüngsten Kämpfen aufgetreten sind:
In Belgien verbreiten die Bourgeoisie und ihre Gewerkschaften unablässig das Gift der Spaltung: zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor sowie zwischen den Arbeitnehmern auf beiden Seiten der wallonisch-flämischen Sprachbarriere. Dies ist eine traditionell schwer zu überwindende Hürde, aber nicht unmöglich, wie wir am 23. April 2023 gesehen haben, als die französischsprachigen und niederländischsprachigen Lehrer und Lehrerinnen in Brüssel gemeinsam demonstrierten. In der Vergangenheit hatten schon die Streiks von 1983 und 1986 Hunderttausende von Arbeitnehmern aus dem öffentlichen und privaten Sektor sowie aus den Regionen Wallonien, Brüssel und Flandern zusammengebracht. Die Lehren aus den vergangenen Kämpfen zu ziehen, ist mehr denn je unerlässlich, wenn wir uns gegen die Fallen der Bourgeoisie wappnen wollen.
Unsere Stärke ist die Einigkeit, die Solidarität im Kampf! Nicht getrennt zu kämpfen, sondern den Kampf in ein und derselben Bewegung zu vereinen; zu streiken und Delegationen zu entsenden, um sich den Anderen im Kampf anzuschließen; Vollversammlungen zu organisieren, um gemeinsam über die Bedürfnisse des Kampfes zu diskutieren; sich um gemeinsame Forderungen zu vereinen. Es ist diese Dynamik der Solidarität, der Expansion und der Einheit, die die Bourgeoisie im Laufe der Geschichte immer wieder erschüttert hat.
Lac, 21.01.2025
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Internationales öffentliches Online-Treffen der IKS
Samstag 5. April 2025, 15 Uhr (mitteleuropäische Zeitzone)
Die Beschleunigung der Ereignisse seit dem Amtsantritt von Trump 2.0 in den USA hält an.
Aus diesem Grund veranstaltet die IKS ein drittes internationales öffentliches Online-Treffen, das sich mit der aktuellen Weltlage befasst. Es ist wichtig, dass alle, die die Notwendigkeit verstehen, die Welt von einem zerfallenden kapitalistischen System zu befreien, genau erkennen, womit die Arbeiterklasse konfrontiert ist. Wir ermutigen daher alle, die auf der Suche nach der „Wahrheit dieser Welt“ und dem Weg zur Überwindung des Kapitalismus sind, an diesem Treffen teilzunehmen und sich an der Debatte zu beteiligen.
Wenn Ihr daran teilnehmen möchtet, schreibt bitte an [email protected] [2]
Internationale Kommunistische Strömung
Der Zustand unseres Planeten ist katastrophal. Das Klima erwärmt sich schneller, als alle wissenschaftlichen Vorhersagen glauben machten, und verursacht Brände, Dürren, Stürme, Überschwemmungen... Die Meere versauern, und mit ihnen die Niederschläge; die Vegetation unter Wasser oder an Land leidet unter den katastrophalen Folgen. Die weltweite Abholzung bricht jedes Jahr neue Rekorde, und immer mehr Land wird mit Asphalt bedeckt. Die Verschmutzung verunreinigt alles: Treibhausgase, Pestizide im Boden, Plastikpartikel in den Meeren, pharmazeutische Moleküle in den Flüssen... bis hin zu mit Östrogen gedopten Fischen, die ihr Geschlecht wechseln!
Die unmittelbare Folge dieses Handelns ist verheerend: Jedes Jahr verschwinden 26.000 Arten. Immer mehr Forscher rechnen mit der sechsten Welle des Massenaussterbens (die vorherige, die fünfte, war die der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren). „Wenn die Bienen von der Erde verschwinden würden, hätte der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ Auch wenn Einstein diesen Satz nie geäußert hat, so ist der Gedanke doch stark: Insekten ernähren die Welt (Vögel, Reptilien, Säugetiere, Pflanzen) und bestäuben 75% der Kulturpflanzen und 80% der Wildpflanzen. Ihr allmähliches Verschwinden ist eine direkte Bedrohung für die natürlichen Ökosysteme und die Fähigkeit der Menschheit, sich selbst zu ernähren.
Die menschliche Spezies leidet bereits massiv unter dieser Zerstörung des Planeten. Jedes Jahr zwingen „Naturkatastrophen“, die mit der globalen Erwärmung zusammenhängen, Dutzende Millionen Menschen ins Exil; die Luftverschmutzung verursacht Millionen von „vorzeitigen“ Todesfällen, und mehr als zwei Milliarden Menschen werden durch Wassermangel gequält. Auch die Pandemie Covid 19, die nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation zwischen 2019 und 2021 7 Millionen Todesopfer fordert (15,9 Millionen nach Angaben von Demografen) und die Lebenserwartung weltweit um anderthalb Jahre verringert hat, hat ihren Anteil an der ökologischen Krise. Diese Pandemie hat den Zusammenhang zwischen der Zerstörung der Natur und der Bedrohung der menschlichen Gesundheit deutlich gemacht. Nach Angaben der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) gehen 70% der neu auftretenden Krankheiten (Zika, Ebola, Nipah usw.) und fast alle bekannten Pandemien (z. B. Grippe, HIV, Covid-19) auf Zoonosen (Krankheiten, die durch Infektionen tierischen Ursprungs verursacht werden) zurück. Die Ursachen für diese Pandemien sind dieselben, die auch die Natur verwüsten: Abholzung und Zerstörung natürlicher Ökosysteme, Handel mit und Verzehr von Wildtieren usw.
Im Jahr 2009 hat ein internationales Team von achtundzwanzig Forschern unter der Leitung des schwedischen Wissenschaftlers Johan Rockström neun „planetarische Grenzen“ festgelegt, die die Menschheit nicht überschreiten sollte, wenn sie die Bedingungen für ihr Überleben nicht gefährden will:
Sechs dieser neun „planetarischen Grenzwerte“ sind bereits überschritten (und zwei davon können nicht gemessen werden). Das Ausmaß der sich abzeichnenden Katastrophe ist so groß, dass selbst das Davoser Forum zugeben muss, dass „der Verlust der biologischen Vielfalt und der Zusammenbruch der Ökosysteme als eines der sich am schnellsten verschlechternden globalen Risiken des nächsten Jahrzehnts angesehen wird (...) Die Kombination aus extremen Wetterereignissen und begrenzten Vorräten könnte die derzeitige Krise der Lebenshaltungskosten in ein Katastrophenszenario von Hunger und Not für Millionen von Menschen verwandeln (...). Die Wechselwirkung zwischen den Auswirkungen des Klimawandels, dem Verlust der biologischen Vielfalt, der Ernährungssicherheit und dem Verbrauch natürlicher Ressourcen wird den Zusammenbruch der Ökosysteme beschleunigen“.
Es ist nicht das Leben auf der Erde als solches, das auf dem Spiel steht. Es war bereits in der Lage, sich unter weitaus widrigeren Bedingungen zu entwickeln, sich nach Wellen des Massenaussterbens zu erholen, die noch weitreichender waren als heute; Leben findet sich auf dem Grund der Ozeane, unter der Erde, auf jeder Oberfläche. Nein, was bedroht ist, ist die menschliche Spezies. Die Art und Weise, wie die Gesellschaft heute funktioniert, wird die Erde irgendwann für die Menschheit unbewohnbar machen.
Alle von der herrschenden Klasse vorgeschlagenen „Lösungen“ für die ökologische Krise sind sinnlos, weil die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, in das globale System eingebaut sind, das den Planeten beherrscht - das kapitalistische System, das von Ausbeutung und der Jagd nach Profit lebt. Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft durch das Lohnverhältnis; Ausbeutung der Natur, die als kostenloses Geschenk betrachtet wird, das nach Belieben geplündert werden kann. Und obwohl der Kapitalismus die wissenschaftlichen und technologischen Mittel hervorgebracht hat, mit denen die Menschheit von Armut und entfremdeter Arbeit befreit werden könnte, ist der Konflikt zwischen diesem produktiven Potenzial und der eigentlichen Motivation für die Produktion zum Dauerzustand geworden. Der Kapitalismus ist seit über hundert Jahren eine überholte, dekadente Gesellschaftsform. Dieser lange Niedergang hat nun eine Endphase erreicht, eine Sackgasse, in der Krieg, Überproduktionskrisen und Umweltzerstörung den Punkt erreicht haben, an dem all diese Erscheinungsformen der Sackgasse aufeinander einwirken und einen schrecklichen Strudel der Zerstörung erzeugen. Aber es gibt eine Alternative zu dem Alptraum, in den uns der Kapitalismus stürzt: den internationalen Kampf der ausgebeuteten Klasse für den Sturz des Kapitalismus und den Aufbau einer kommunistischen Weltgesellschaft.
(Dies ist der erste Artikel aus unserem neuen Manifest zur ökologischen Krise, welches bald auch auf Deutsch erscheint.)
5. Dezember 2024
Seit 1914 ist der Krieg auf allen Kontinenten zu einer Dauerplage geworden. Zweihundert Konflikte, zweihundert Millionen Tote, zwei von Atombomben zerstörte Städte! Napalm, chemische und bakteriologische Waffen, Streubomben, Killerdrohnen ... die neueste Technologie im Dienste der Barbarei.
Das 20. Jahrhundert wurde wiederholt als das barbarischste Jahrhundert in der Geschichte der Menschheit bezeichnet. Doch das 21. Jahrhundert ist auf dem besten Weg, in den Annalen des Grauens einen noch höheren Platz einzunehmen: Es wurde mit den Anschlägen auf die Zwillingstürme in New York am 11. September eröffnet. Seitdem hat sich das Chaos von Region zu Region ausgebreitet: Irak, Afghanistan, Syrien, Libyen, Kongo, Ukraine, Israel/Palästina – und vielleicht morgen Taiwan.
Der Krieg ist so sehr zum Gravitationszentrum der gesamten Gesellschaft geworden, dass sich die gesamte wissenschaftliche Forschung auf ihn konzentriert. Mikrowellen, gefriergetrocknete Produkte, Konservendosen, selbstinjizierende Spritzen, GPS, Fliegersonnenbrillen, das Internet ... die Liste der von der militärischen Forschung produzierten Gegenstände ist endlos. Der Erste Weltkrieg hat eine permanente Kriegswirtschaft hervorgebracht. In einem erbitterten Kampf mussten die Regierungen ihre Industrie und wissenschaftliche Forschung auf diesen Bereich der Zerstörung und des Todes konzentrieren. Seitdem ist es der Krieg, der die Gesellschaft strukturiert.
Heute belaufen sich die weltweiten Militärausgaben auf über 2400 Milliarden Dollar pro Jahr. Diese Zahl steigt stetig und wird morgen noch höher sein!
Der Krieg kostet Millionen von Menschen das Leben. Aber er vernichtet auch alle anderen Formen des Lebens. Die Schlachtfelder sind verwüstetes Ödland, Flora und Fauna sind ausgerottet.
Jeder Krieg verursacht eine Umweltkatastrophe, die Jahrhunderte andauert: Schwermetalle, Chemikalien und radioaktive Elemente bleiben für Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende zurück. Die Folgen des Ersten Weltkriegs sind noch heute zu spüren. Blei und Quecksilber aus der Zersetzung von Munition verseuchen das Grundwasser überall dort, wo es Schützengräben gab. In Frankreich sind aufgrund der im Boden vergrabenen Granaten 120.000 Hektar Schlachtfeld noch immer für jegliche menschliche Aktivität ungeeignet! Während des Vietnamkriegs in den 1960er Jahren setzte die US-Armee absichtlich ein ultragiftiges Herbizid („Agent Orange“) ein, um die Vegetation zu zerstören und das Aufspüren der Vietcong-Armee zu erleichtern. Das Ergebnis war, dass diese Chemikalie in 20 % des Südens des Landes alle Wälder zerstörte und weiterhin die Umwelt und die Bevölkerung verseucht! Und was ist mit der Atomkraft? Alle Staaten, die mit Atomkraftwerken ausgestattet sind, führen Tests durch, die zu einer erheblichen Zunahme von Krebserkrankungen in der gesamten „lokalen“ Bevölkerung führen. 2.000 offizielle Atomtests um genau zu sein.
Der Konflikt in der Ukraine ist ein Konzentrat all dieser zerstörerischen Kräfte. Zusätzlich zu den Hunderttausenden von Toten auf beiden Seiten lässt die Gefahr einer Entgleisung des Kraftwerks Saporischschja die Welt erzittern; überall setzen eingestürzte Gebäude unabsehbare Mengen Asbest in die Luft frei; verlassene Panzer, Waffen und medizinische Geräte stellen Tonnen von hochgradig umweltschädlichem Abfall dar. Nur eine Zahl: Während die Ukraine 35 % der europäischen Flora und Fauna beherbergt, wurden bereits fast 30 % der Wälder des Landes zerstört.
In der Ukraine ist die Umweltzerstörung eine Kriegswaffe. Die Explosion am Staudamm Kachowka am 6. Juni 2023 ist der Beweis dafür: Tausende Hektar Ackerland und Naturschutzgebiete wurden zerstört, Industrieanlagen überflutet, wodurch sich das Wasser des Staudamms mit verschiedenen Chemikalien vermischte, Kohlenwasserstoffen und Abwässern usw. Die Verwüstung des Gazastreifens durch die israelische Armee hat ähnliche Auswirkungen auf die Umwelt, während sie die Bevölkerung zu Zehntausenden massakriert und aushungert. Die heutigen Kriege zeigen, dass diese Strategie der verbrannten Erde noch verstärkt worden ist: Zerstörung der Ressourcen einer Umwelt, um den Gegner auszuhungern. Dies war auch eines der Ziele des Einsatzes von Napalm in Vietnam.
Und um den Kreis zu schließen, werden all die kommenden kolossalen Militärausgaben die Regierungen sogar dazu veranlassen, ihre Mindestverpflichtungen gegenüber dem Klima aufzugeben: drastische Kürzungen bei Programmen zur Verringerung der CO2-Emissionen, bei der Forschung im Bereich alternativer Energien usw.
Das ist die Welt, wie sie sich seit 1914 darstellt, eine Welt im permanenten Krieg, die Ressourcen verschlingt und ganze Regionen verbrennt. Wenn nichts getan wird, um dieser Dynamik Einhalt zu gebieten, werden die Staaten ihren Amoklauf fortsetzen, und die Kriegsherde werden sich ausbreiten, bis sie alles verschlingen.
1972 fand in Stockholm, Schweden, die Umweltkonferenz statt, die erste große internationale Konferenz zum Thema Umwelt. Unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen verpflichteten sich die 113 anwesenden Staaten, die Umweltverschmutzung zu bekämpfen. Die Konferenz verabschiedete eine Erklärung mit 26 Grundsätzen, einen Aktionsplan mit 109 Empfehlungen und beschloss die Gründung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP).
1992, auf dem dritten Umweltgipfel, wurden die internationalen Maßnahmen zugunsten der Umwelt verstärkt: Der „Schutz des Planeten“ wurde nun offiziell als wesentlich „für die Zukunft der Menschheit“ angesehen. 196 Staaten ratifizierten das Übereinkommen, das sie dazu verpflichtete, jedes Jahr zusammenzukommen, um „ihre Bemühungen fortzusetzen“. Diese großen jährlichen Treffen werden als Konferenzen der Vertragsparteien (COP) bezeichnet. Die erste Klimakonferenz, die so genannte COP 1, fand 1995 in Berlin statt.
Gleichzeitig bildeten dieselben 196 Staaten, die Vereinten Nationen und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ab 1988 einen zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC). Jeder neue Bericht sorgte für Schlagzeilen, und die WissenschaftlerInnen wählten systematisch starke Worte, um vor dem Ernst der Lage zu warnen. Im ersten Bericht, der 1990 veröffentlicht wurde, hieß es: "Unsere Berechnungen zeigen mit Sicherheit, dass CO2 für mehr als die Hälfte des Anstiegs des Treibhauseffekts auf der Erde verantwortlich ist (...). Im Business-as-usual-Szenario sagen wir einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von +0,3° pro Jahrzehnt voraus (...); dies ist ein Anstieg der Durchschnittstemperatur, wie er in den letzten 10.000 Jahren noch nie beobachtet wurde".
In Wirklichkeit wird jedes Jahr, das vergeht, schlimmer sein als die Prognosen; jeder IPCC-Bericht wird diesen Ernst immer lauter unterstreichen, und jedes Mal werden alle Staaten neue Maßnahmen ankündigen.
Dies ist ein echtes Problem für alle Staaten der Welt: Die Auswirkungen der globalen Erwärmung führen zu einer beträchtlichen Zunahme von Naturkatastrophen, die zunehmend astronomische wirtschaftliche Kosten verursachen. In den letzten 20 Jahren haben sich die durch extreme Wetterbedingungen verursachten finanziellen Verluste verdreifacht und belaufen sich auf 2.521 Milliarden Euro. Ganz allgemein destabilisieren diese Katastrophen ganze Regionen, zerstören das Wirtschaftsgefüge und treiben ganze Bevölkerungsteile ins Exil. Verschmutzungsspitzen legen eine wachsende Zahl von Megastädten lahm und zwingen zu Reisebeschränkungen. Bis 2050 werden etwa 300 Millionen Menschen durch den steigenden Meeresspiegel bedroht sein.
Was haben all diese Beobachtungen, Maßnahmen und Versprechen in den letzten fünfzig Jahren bewirkt?
Nehmen wir ein besonders bedeutendes konkretes Beispiel. Die Arktis ist von der globalen Erwärmung stärker betroffen als der Rest der Welt. Die Folgen sind offensichtlich dramatisch für den gesamten Planeten. Bewaffnet mit ihren Chartas, internationalen Gipfeln und Versprechungen sehen die Regierungen diese Katastrophe als Chance – um die Region auszubeuten! Im Jahr 2007 hat Russland am Nordpol in 4.000 Metern Tiefe unter dem Meer eine Flagge in den Grund gebohrt, um seine Kontrolle über die Region zu markieren. Kohlenwasserstoffe in Sibirien und Nordamerika, Erdgas, Erdöl, Uran in der Arktis, Passage durch die kanadischen Inselgruppen, Passage über die Küsten Russlands und Skandinaviens ... all diese neuen Möglichkeiten wecken Begehrlichkeiten. Und hier, wie auch anderswo, konkurrieren sie mit den Waffen zur Hand: NATO-Militärübungen, Verstärkung der amerikanischen Militärbasen in Island und Grönland, russische Seemanöver ...
Die gleiche Logik gilt auch für alles andere: Die Verbreitung von Elektroautos führt zu Konflikten um Kobalt, Nickel usw. Die Minen zum Abbau wertvoller Metalle in den Ländern des Südens (Marokko, Chile, Argentinien usw.) verschlingen alles Wasser, das noch übrig ist, und bedrohen die lokale Bevölkerung mit Dürre und Durst. Dies ist die nackte Realität. Die Staaten werden nicht aufhören, die Menschheit und die Ressourcen des Planeten auszubeuten; sie werden nicht aufhören, zu zerstören und Menschen in die Armut zu treiben, denn sie verkörpern die Interessen der jeweiligen nationalen Bourgeoisie. Die Funktion der Staaten besteht darin, die wirtschaftlichen und militärischen Kräfte eines jeden Landes für den Kampf auf der internationalen Bühne zu bündeln. Sie sind die höchste Instanz im kapitalistischen Weltsystem, das nur für den Profit und durch die Konkurrenz lebt. Unabhängig davon, ob sie sich der Gefahr für die Menschheit bewusst sind, die ihre Zerstörung darstellt, werden sie damit niemals aufhören.
Die COPs (bald werden es 30 sein!) sind nichts anderes als eine Versammlung von Räubern. Der Völkerbund, die UNO, die NATO, die WTO, der IWF ... all diese internationalen Organisationen sind nichts anderes als Orte der Konfrontation und der Einflussnahme. Jede COP ist eine Gelegenheit für die einen, neue Standards und Verpflichtungen durchzusetzen, um den anderen Steine in den Weg zu legen: Frankreich gegen deutsche oder chinesische Kohle, Großbritannien gegen französische Atomkraft, Deutschland gegen amerikanisches Öl usw. Die Ausbreitung von Kriegen, die auf lange Sicht die gesamte Menschheit zu vernichten drohen, ist der ultimative Beweis dafür, dass Staaten nicht die Lösung, sondern das Problem sind. Dabei spielt es keine Rolle, welches Regime an der Macht ist, oder welchen politischen Anstrich die Regierung hat. Ob es sich um einen Demokraten oder einen Diktator handelt, ob in diesem oder jenem Land die extreme Rechte, die Mitte oder die extreme Linke regiert, der Kapitalismus führt überall in die gleiche Katastrophe. In den Ländern, in denen es grüne Parteien gibt, stehen sie oft an vorderster Front der Kriegstreiber. Was für ein Symbol!
Das Ausmaß der Umweltkatastrophe beschäftigt einen wachsenden Teil der Weltbevölkerung, insbesondere junge Menschen. Angesichts der Katastrophe entstehen alle möglichen Arten von Bürgeraktionen.
Im Alltag wird jede und jeder dazu aufgerufen, sich anzustrengen: Mülltrennung, weniger Fleischkonsum, mehr Fahrradfahren ... Diese kleinen individuellen Gesten sollen sich summieren, wie kleine Bäche große Flüsse bilden. Alle Länder der Welt fördern diesen "Bürgersinn": Werbung, Logos, Anreize für Elektroautos, Steuererleichterungen für Wärmeisolierungen ... Die umweltfreundliche Geste als Heilmittel gegen die Umweltverschmutzung! Die gleichen Regierungen, die Bomben abwerfen und Wälder abholzen, wollen uns glauben machen, dass die Lösung für unseren Planeten in individuellen Handlungen liege, die als "vernünftig und nachhaltig" bezeichnet werden.
Lassen wir uns nicht täuschen: Ihr wahres Ziel ist es, zu spalten und zu fragmentieren. Diese Aufforderungen, "das Richtige für den Planeten zu tun", sollen sogar dazu dienen, denjenigen, die Opfer dieses Ausbeutungssystems sind, Schuldgefühle zu vermitteln. Gleichzeitig versuchen sie uns glauben zu machen, dass der Kapitalismus "grün", umweltbewusst und nachhaltig sein könne – wenn jeder und jede seinen und ihren Teil dazu beitrage. Diese Lügen lenken uns von den wahren Wurzeln, den wahren Ursachen der Umweltkrise ab: dem Kapitalismus selbst.
Dasselbe gilt für die sogenannten "Klimamärsche". An diesen riesigen Demonstrationen in vielen Ländern der Welt nehmen regelmäßig Hunderttausende von Menschen teil, die sich Sorgen um die Zukunft machen, die vor ihnen liegt. Ihre Parolen spiegeln manchmal das Gefühl wider, dass ein tiefgreifender Wandel notwendig ist: "Ein Systemwandel – kein Klimawandel!" Jegliche Bemühungen, die wahren Wurzeln des Problems anzugehen, werden jedoch durch andere Parolen wie "Hört auf zu reden, fangt an zu handeln" und vor allem durch die allgemeine Praxis dieser Bewegung untergraben. Ihre Galionsfigur, die junge Greta Thunberg, sagt oft: "Wir wollen, dass die Politiker mit den Wissenschaftlern reden, dass sie ihnen endlich zuhören". Mit anderen Worten: Die Demonstranten hoffen, die Politiker "unter Druck setzen" zu können, damit sie eine naturverträglichere Politik betreiben. Eine weitere Mystifikation, die sich aus dieser Logik ergibt, ist die Einstufung der älteren Generationen als "rücksichtslos" oder "egoistisch" im Gegensatz zu den "jungen" Menschen, die für den Planeten kämpfen: "Ihr sagt, ihr liebt eure Kinder, aber ihr raubt ihnen ihre Zukunft", sagte Greta Thunberg. Es gibt also eine ganze Theoretisierung eines angeblichen Gegensatzes zwischen der "Klimageneration" und den "Boomern"!
Die radikale Ökologie behauptet, noch weiter zu gehen: Es geht nicht mehr darum, den Mächtigen dieser Welt "Seht her!" oder "Wacht auf!" zuzurufen, sondern sie zu einer anderen Politik zu zwingen. Extinction Rebellion (XR) und jetzt Just Stop Oil mit ihren Tagen der "internationalen Rebellion" sind die wichtigsten Vertreterinnen dieser Bewegung, die vehement den "laufenden Ökozid" anprangert. Demonstrationen, Besetzungen von Verkehrsknotenpunkten, Besteigen von Zügen, Inszenierungen, um den katastrophalen Zustand der Umwelt bekannt zu machen ... die spektakulärsten Mittel werden eingesetzt, um "Druck zu machen". Hinter diesem "Radikalismus" verbirgt sich jedoch genau derselbe Ansatz: Es soll der Eindruck erweckt werden, dass der Staat (wenn er dazu "gezwungen" wird) eine ökologische Politik betreiben kann, dass der Kapitalismus "grün" sein kann.
Innerhalb dieser Bewegung für direkte Aktionen ist eine der aktivsten Strömungen die "Zadisten"-Bewegung in Frankreich. Dabei geht es um die Besetzung von "Zones à défendre" (ZAD), die von den Gelüsten des Kapitals und der Finanzwelt bedroht sind, wie z. B. ein Gebiet, das für einen neuen Flughafen oder ein Mega-Wasserbecken vorgesehen ist. Als Ansammlungen von "Rebellen" kämpfen die ZADs gegen das "Großkapital", um die kleine Landwirtschaft, die "lokale Produktion und den lokalen Konsum" und die "Gemeinschaft" zu fördern – mit anderen Worten: das Kleinkapital! Das System bleibt also im Grunde das gleiche, mit allem, was es in Bezug auf den Warenaustausch und die sozialen Beziehungen bedeutet.
Schließlich gibt es eine eher theoretische Bewegung, die behauptet, den Kapitalismus durch ein anderes System ersetzen zu wollen, insbesondere die Degrowth-Bewegung. Diese Strömung weist auf die Unmöglichkeit eines "grünen" Kapitalismus hin und beruft sich auf die Notwendigkeit eines "Postkapitalismus" (Jason Hickel), eines "Öko-Sozialismus" (John Bellamy Foster) oder sogar eines "Degrowth-Kommunismus" (Kohei Saito). Diese Strömung behauptet, dass der Kapitalismus von einem ständigen Bedürfnis nach Expansion und Wertakkumulation getrieben wird und die Natur nur als "kostenloses Geschenk" behandeln kann, das es maximal auszubeuten gilt, während er gleichzeitig versucht, jede Region der Erde den Gesetzen des Marktes zu unterwerfen. Aber wie kann eine andere Gesellschaft erreicht werden? Durch welche Kämpfe? Die Degrowth-Bewegung antwortet: eine soziale Bewegung "von unten", die Einrichtung von "gemeinsamen Räumen", "Bürgerversammlungen"... Aber wer sind diese "Bürger"? Welche spezifische soziale Kraft kann den Kampf für den Sturz des Kapitalismus anführen und sich an die Spitze einer solchen Bewegung setzen? Das ist die zentrale Frage, auf die die Anhänger des Degrowth-Ansatzes keine Antwort geben, um die Arbeiterklasse besser aus der Gleichung ausschließen und sie in "dem Volk", "den BürgerInnen" – auflösen zu können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass all diese Formen der Umweltbewegung – von der Einzelaktion bis zum "radikalen" Protest – gemeinsam haben, dass sie die Arbeiterklasse zur Ohnmacht verurteilen:
Diese Bewegungen wollen "radikal" sein, aber "radikal" zu sein bedeutet, die Probleme an der Wurzel zu packen. Und die Wurzel der Umweltkrise ist der Kapitalismus!
"Es war ein sonniger Sommertag. Das passierte manchmal, sogar in Coketown. Aus der Ferne betrachtet, schien Coketown bei diesem Wetter in einen Dunstschleier gehüllt zu sein, der für die Sonnenstrahlen unzugänglich war. Man wusste nur, dass die Stadt da war, weil man wusste, dass der düstere Fleck in der Landschaft nur eine Stadt sein konnte. Ein Nebel aus Ruß und Rauch, der sich wirr von einer Seite zur anderen bewegte, mal zum Himmelsgewölbe aufsteigend, mal dunkel über den Boden ziehend, je nachdem, ob der Wind zunahm oder abflaute oder seine Richtung änderte, ein kompaktes, unförmiges Gewirr, das von schrägen Lichtbögen durchdrungen wurde, die nur große schwarze Massen erkennen ließen: Coketown, aus der Ferne betrachtet, erinnerte an sich selbst, auch wenn man keinen seiner Ziegelsteine erkennen konnte". So beschwor Charles Dickens 1854 in seinem berühmten Roman Hard Times den rußigen Himmel von Coketown, einer fiktiven Stadt, die ein Spiegelbild von Manchester ist und in der man nur „die monströsen Rauchschlangen“ sehen kann, die sich über die Stadt ziehen.
Der Mensch hat die Natur schon immer verändert. Schon vor dem Homo Sapiens benutzten die ersten Hominiden Werkzeuge; einige in Äthiopien gefundene Werkzeuge sind mehr als 3,4 Millionen Jahre alt. Im Laufe seiner Evolution, seines technischen Fortschritts und der Ausweitung seiner sozialen Organisation hat der Mensch eine immer größere Fähigkeit entwickelt, auf seine Umwelt einzuwirken und die Natur seinen Bedürfnissen anzupassen. Die 147 Meter hohe und 4.500 Jahre alte Cheops-Pyramide in Ägypten zeugt von dieser bereits in der Antike erworbenen Macht.
Doch gleichzeitig, insbesondere mit der Spaltung der Gesellschaft in Klassen, ging diese Fähigkeit, auf die Umwelt einzuwirken, mit einer zunehmenden Entfremdung von der Natur und den ersten Umweltkatastrophen einher: "Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unseren menschlichen Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns. Jeder hat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie hat er ganz andere, unvorhersehbare Wirkungen, die nur zu oft jene ersten Folgen wieder aufheben. Die Leute, die in Mesopotamien, Griechenland, Kleinasien und anderswo die Wälder ausrotteten, um urbares Land zu gewinnen, träumten nicht, dass sie damit den Grund zur jetzigen Verödung jener Länder legten, indem sie ihnen mit den Wäldern die Ansammlungszentren und Behälter der Feuchtigkeit entzogen.” (Friedrich Engels: Der Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen (1876), in Dialektik der Natur)
Doch vor dem Kapitalismus und seinem unersättlichen Expansionshunger waren diese ökologischen Probleme begrenzt und lokaler Natur. Nach Jahrtausenden langsamer Evolution verzehnfachte der Kapitalismus diese Produktivkräfte in nur wenigen Jahrzehnten. Zuerst in Europa, dann auf allen anderen Kontinenten verbreitete er sich überallhin und veränderte Natur und Menschen, um seine Werkstätten, Fabriken und Anlagen am Laufen zu halten. Im Kapitalismus besteht das Ziel der Produktion jedoch nicht darin, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen, sondern Profit zu erzielen. Produzieren, um zu verkaufen; verkaufen, um Profit zu machen; Profit machen, um in Arbeitskräfte und Maschinen zu reinvestieren … mehr produzieren, schneller produzieren, billiger produzieren … – um trotz der erbitterten Konkurrenz anderer Kapitalisten weiter verkaufen zu können. Dies ist der Hintergrund, auf dem Charles Dickens 1854 die schwarze Rauchwolke, die sich bereits über Manchester legte, poetisch beschrieb.
Damals befand sich der Kapitalismus in seiner aufsteigenden, expansiven Phase. Der Drang, sich über den Planeten auszubreiten und neue Märkte zu erschließen, um die regelmäßigen Überproduktionskrisen zu überwinden, hatte eine fortschrittliche Dimension, da er die Grundlagen für eine wahrhaft globale Gemeinschaft legte. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigte, dass diese Periode zu Ende war, und Revolutionärinnen wie Rosa Luxemburg betonten bereits, die Alternative liege nun zwischen „Sozialismus oder Barbarei“. Die internationale revolutionäre Welle, die 1917 in Russland begann, enthielt das Versprechen des Sozialismus. Doch die Revolution wurde überall niedergeschlagen, und ab Mitte der 1920er Jahre gewann die Barbarei die Oberhand – was sich nicht nur in zunehmend verheerenden imperialistischen Kriegen äußerte, sondern auch in der zunehmenden Zerstörung der Natur, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg und noch stärker in den letzten Jahrzehnten.
Einen grünen Kapitalismus kann es nicht geben. Die ganze Rhetorik der herrschenden Klasse, von ganz rechts bis ganz links, die behauptet, den Kapitalismus „regulieren“, „überwachen“ und „reformieren“ zu können, damit sich eine „grüne Wirtschaft“ entwickle, ist eine absolute Lüge. Kein Gesetz, keine Charta, kein „öffentlicher Druck“ kann dem Kapitalismus seinen Charakter nehmen: die Ausbeutung von Mensch und Natur, um zu produzieren, zu verkaufen und Profit zu machen. Tragisch, wenn dadurch Mensch und Natur sterben. Die Zeilen von Karl Marx aus dem ersten Band von Das Kapital, die er vor fast 160 Jahren schrieb, scheinen von heute zu stammen: „In der Agrikultur wie in der Manufaktur erscheint die kapitalistische Umwandlung des Produktionsprozesses zugleich als Martyrium der Produzenten (...). Wie in der städtischen Industrie wird in der modernen Agrikultur die gesteigerte Produktivkraft und größre Flüssigmachung der Arbeit erkauft durch Verwüstung und Versiechung der Arbeitskraft selbst. Und jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben (...)“.
Dieses Ausbeutungssystem wird die Plünderung der natürlichen Ressourcen und die Vergiftung der Erde nicht beenden. Die einzige Lösung ist die Überwindung des Kapitalismus. Doch welches andere System ist möglich?
Weil er eine Gesellschaft ohne Klassen und Ausbeutung, ohne Nationen und Kriege ist, ist der Kommunismus die einzige wirkliche Lösung für die ökologische Krise.
“Was? Kommunismus? Die UdSSR? Diese Ungeheuerlichkeit?” Das stalinistische Regime war in der Tat eine Abscheulichkeit. Die Arbeiterinnen und Arbeiter wurden bis zum Äußersten ausgebeutet, jede Opposition wurde brutal unterdrückt, und die Militarisierung war auf den Höhepunkt getrieben worden. Für die Natur bedeutete der "sowjetische" Produktivismus Zerstörung, Verschmutzung und Plünderung. Aber der Kommunismus hat absolut nichts mit den stalinistischen Regimen zu tun! Weder gestern in der UdSSR und in Osteuropa noch heute in China, Nordkorea oder Kuba gibt es auch nur einen Funken Kommunismus. Der Stalinismus ist nicht die Fortsetzung der proletarischen Revolution vom Oktober 1917, er war ihr Totengräber.
Während 1914-18 in allen Ländern ein Gemetzel in den Schützengräben und eine Katastrophe im Hinterland bedeutete, weigerte sich das russische Proletariat, geopfert zu werden und kämpfte für die kommunistische Weltrevolution. Dieser revolutionäre Funke breitete sich bald auf Europa aus. Angesichts der Bedrohung ihrer Vorherrschaft stoppte die Bourgeoisie den Krieg. Doch das genügte nicht. Ende 1918 brach in Deutschland die proletarische Revolution aus. Der Aufstand eines entscheidenden Teils des internationalen Proletariats wurde vom deutschen bürgerlichen Staat (unter Führung der Sozialdemokraten!) erbarmungslos niedergeschlagen. Zehntausende von aufständischen Arbeitern wurden ermordet, darunter Rosa Luxemburg, der aus nächster Nähe in den Kopf geschossen und die dann in einen Kanal geworfen wurde. Diese Niederlage stoppte die revolutionäre Welle. Das russische Proletariat war isoliert. In Russland nahm die Konterrevolution eine ebenso barbarische wie machiavellistische Wendung: Das stalinistische Regime verwandelte die Ideen von Marx und Lenin in pure Phrasen zur Begleitung der Ermordung oder der Deportation von 80 % der Bolschewiki, die an der Revolution teilgenommen hatten, und der grausamsten Ausbeutung der Arbeiterklasse in der Sowjetunion. Das Rot, das die Fahne von Stalin und der UdSSR färbt, ist nicht dasjenige des Kommunismus, sondern das des Blutes der Arbeiterklasse!
Im Gegensatz zu allen bürgerlichen Lügen, die seit über hundert Jahren verbreitet werden, ist der Stalinismus nicht das Produkt der Oktoberrevolution, sondern Produkt des dekadenten Kapitalismus und der bürgerlichen Konterrevolution.
Nachdem wir diese notwendige Klarstellung gemacht haben, kehren wir zu unserer Ausgangsfrage zurück: Welches Verhältnis besteht zwischen Kommunismus und Natur? Inwiefern ist der Kommunismus "die wahrhafte Auflösung des Widerstreits zwischen dem Menschen mit der Natur" (Karl Marx, Manuskripte 1844)?
Der Kapitalismus ist Ausbeutung. Der Kapitalismus schöpft seinen Reichtum aus zwei Quellen: der Ausbeutung der Natur und der Ausbeutung der Arbeitskraft des Proletariats, die beide in Waren verwandelt werden. Aus diesem Grund hat der Kapitalismus keine Lösung für die ökologische Krise. Er kann nur beides bis zur Erschöpfung und Zerstörung ausbeuten. Deshalb gehen die soziale Frage und die ökologische Frage Hand in Hand und können nur gleichzeitig gelöst werden – gelöst durch das Proletariat, die einzige Klasse, die ein grundlegendes Interesse an der Abschaffung aller Formen der Ausbeutung hat.
Ausbeutung des Proletariats durch die Bourgeoisie, des Menschen durch den Menschen. Die Arbeiter sind gezwungen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um zu leben: Sie gehören nicht mehr sich selbst; ihre ausgebeuteten Körper werden in Werkzeuge verwandelt.
Diese gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse hinterlassen ihre Spuren in allen menschlichen Beziehungen. Die Herrschaft der kapitalistischen Strukturen über die Arbeiter spiegelt sich in der Familie zwischen dem Mann und "seiner" Frau, zwischen dem Vater und "seinen" Kindern, in der Gesellschaft zwischen Weißen und Schwarzen, Männern und Frauen, Nichtbeeinträchtigten und Beeinträchtigten wider... Die Beziehung des Menschen zur Natur bleibt davon nicht verschont. Das Kapital sieht um sich herum nichts als Ressourcen, die ausgebeutet werden müssen: "menschliche Ressourcen", "natürliche Ressourcen". Der Mensch, das Leben, die Natur, der Planet und sogar das Universum werden auf den Status von Dingen, Eigentum und Waren reduziert.
Hühner in Käfigbatterien, gequälte Rinder in Schlachthöfen... die Barbarei, die der Tierwelt angetan wird, entspringt diesem Ausbeutungsverhältnis zwischen den Menschen selbst.
Da der Kommunismus das Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen sein muss, ist er auch das Ende dieser Herrschaftsverhältnisse, die alle unsere sozialen Beziehungen durchziehen, ebenso wie er das Ende dieses Verhältnisses von Raub und Plünderung der Natur ist.
Der Kapitalismus ist das Streben nach Profit. Dies ist der einzige Zweck der Produktion im Kapitalismus. Der Mensch, das Leben, die Natur ... nichts hat für den Kapitalismus einen anderen Wert als den Tauschwert. Die Wissenschaft selbst wird als bloßes Anhängsel des Profits behandelt.
Und auch hier zeigt diese Geißel, was der Kommunismus sein sollte: eine Gesellschaft, in der das Ziel der Arbeit nicht das Streben nach Profit, nicht der Verkauf von Waren ist. Im Kommunismus wird im Gegenteil die gesamte Produktion für den Gebrauch, für den Bedarf und nicht für den Verkauf auf dem Markt bestimmt sein. Die Tätigkeit der assoziierten Produzenten, die von der Lohnsklaverei befreit sind, wird danach streben, die tiefsten Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschheit zu befriedigen. Und das Gefühl der Verbundenheit mit der Natur, der Verantwortung für ihre Zukunft, muss ein integraler Bestandteil dieser Bedürfnisse und Wünsche sein.
Kapitalismus bedeutet Privateigentum. Die Aneignung des größten Teils des gesellschaftlichen Reichtums durch eine kleine Minderheit ist das, was die Bourgeoisie "Privateigentum" nennt. Das ist es, was die revolutionäre Arbeiterklasse abschaffen muss.
Die stalinistischen Regime stützten ihre Lüge, sozialistische Gesellschaften zu sein, gerade auf den Glauben, dass sie das individuelle Eigentum abgeschafft hätten, indem sie den gesamten Reichtum in den Händen des Staates konzentrierten. In Wirklichkeit bleiben die Produktionsverhältnisse dieselben, unabhängig davon, ob sich die herrschende Klasse die Arbeit der Arbeiterklasse und der gesamten Bevölkerung individuell oder kollektiv, als individueller Arbeitgeber oder als Staat aneignet.
Im Kapitalismus ist das Privateigentum nicht nur das Recht, andere ihres Eigentums zu berauben, sondern auch das Recht, Eigentum über andere und über die Natur zu besitzen. Das Ende des Privateigentums im Kommunismus muss daher auch das Ende des Rechts sein, die Natur zu besitzen: "Vom Standpunkt einer höhern ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so abgeschmackt erscheinen wie das Privateigentum eines Menschen an einem andern Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias [gute Familienväter] den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen." (Marx, Kapital, Band 3).
Kapitalismus bedeutet Konkurrenz. Zwischen Individuen, zwischen Unternehmen, zwischen Nationen. Nichts und niemand wird verschont. Bewegung und Spiel sind zu kommerzialisierten und verstaatlichten Sportarten geworden, bei denen es um den Ruhm des Vereins oder des Landes geht, auch wenn das bedeutet, dass die Sportler gedopt und zerstört werden. In den Schulen findet ein Wettlauf um Noten statt, bei dem jedes Kind bewertet, verglichen und sortiert wird. Religion, Hautfarbe, Sitten und Gebräuche... alles ist ein Vorwand, um den einen gegen den anderen auszuspielen. Die Arbeiterklasse kann sich diesem Wettbewerb nicht entziehen. Von ihr wird verlangt, mehr zu leisten als andere Unternehmen im gleichen Sektor, mehr zu leisten als ihre Kollegen. Damit wird auch die Natur zu einem Gegner, den es zu beherrschen gilt. Selbst angesichts der ökologischen Krise tritt dieses Verhältnis zur Welt in den Vordergrund: Für alle führenden Politiker der Welt geht es darum, die "Klimaschlacht zu gewinnen".
Der Kapitalismus ist die Herrschaft des Wettbewerbs und der Beherrschung; der Kommunismus muss das Prinzip der gegenseitigen Hilfe und des Teilens sein. Diese Beziehung zwischen den Menschen verändert auch die Beziehung zur Natur: So „werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, dass wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern dass wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn, (...) die Menschen (...) [werden sich] wieder als Eins mit der Natur nicht nur fühlen, sondern auch wissen, und je unmöglicher wird jene widersinnige und widernatürliche Vorstellung von einem Gegensatzes zwischen (...) Mensch und Natur" (Engels, Anteil der Arbeit bei der Menschwerdung des Affen).
Die kommunistische Gesellschaft kann nicht in einem Land und schon gar nicht in isolierten Kommunen existieren, sondern nur im weltweiten Maßstab. Die ökologische Krise ist ein direktes Produkt des unersättlichen Drangs des Kapitalismus, die Erde unter der Flagge des Profits zu erobern und die gesamte Natur zur Ware zu machen. Wie bereits im Kommunistischen Manifest von 1848 festgestellt, hat dieser Drang in der Endphase der historischen Dekadenz des Kapitalismus den gesamten Planeten vergiftet, was zusammen mit der Kriegsgefahr eine direkte Bedrohung für das Überleben der Menschheit und unzähliger anderer Arten darstellt. Daher kann die Lösung dieser Krise nur auf weltweiter Ebene, durch die Auflösung aller Nationalstaaten und die Beseitigung der nationalen Grenzen, gefunden werden.
Kapitalismus ist Krieg. Die diesem System zugrunde liegende Konkurrenz des „Jeder gegen Jeden“ führt zur Konfrontation zwischen den Nationen, zu Krieg und Völkermord. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind alle Kriege imperialistische Kriege, die auf dem Kampf zwischen Nationalstaaten um die Ausweitung ihrer Einfluss- und Kontrollgebiete auf Kosten ihrer Rivalen beruhen. Der erbitterte militärische Wettbewerb ist zu einer ständigen und zunehmend zerstörerischen Angelegenheit geworden, die eine direkte Bedrohung für die Menschheit und den Planeten selbst darstellt (siehe erster Artikel dieses Manifests). Wie bei der ökologischen Krise besteht der einzige Ausweg aus dieser tödlichen Sackgasse in der Abschaffung der nationalen Wirtschaften und der Staaten, die sie verteidigen, sowie in der Schaffung eines globalen Produktions- und Vertriebsnetzes, das von den Produzenten selbst kontrolliert wird.
Der Kommunismus wird global sein. Der Kapitalismus hat es ermöglicht, ein extrem dichtes globales Wirtschaftsgefüge zu schaffen, mit Handelswegen und komplexen Verbindungen zwischen Fabriken und Forschungszentren, von Land zu Land, um zu produzieren. Die Zersplitterung des gegenwärtigen Systems in konkurrierende Nationen ist daher völlig überflüssig geworden. Diese Aufteilung ist ein Hindernis für die volle Entfaltung des von der Menschheit erreichten Potenzials. Während der Covid-19-Pandemie hat der unerbittliche Wettlauf, als erste Nation einen Impfstoff zu finden, der die Labors daran hindert, ihre Fortschritte zu teilen, die Forschung erheblich verlangsamt. Im Falle von AIDS schätzen Wissenschaftler, dass der Krieg zwischen französischen und amerikanischen Forschern, die sich gegenseitig belogen, bespitzelt und konkurriert haben, die Entdeckung der Dreifachtherapie mehr als ein Jahrzehnt gekostet hat! Diese Zersplitterung der Gesellschaft hat die gleichen verheerenden Auswirkungen auf die Forschung zur Bekämpfung der ökologischen Krise.
Die zukünftige Gesellschaft, der Kommunismus, wird diese Spaltung zwangsläufig überwinden müssen; sie wird die gesamte Menschheit vereinen müssen. Der Kommunismus wird also das genaue Gegenteil dessen sein, was der Stalinismus proklamierte: "Sozialismus in einem Land". Diese zukünftige Gesellschaft, eine soziale und bewusste Organisation auf weltweiter Ebene, bedeutet einen gewaltigen Sprung nach vorn. Das gesamte Verhältnis der Menschen zueinander und zur Natur wird auf den Kopf gestellt werden. Die Trennung zwischen geistiger und manueller Arbeit wird aufgehoben, und der Gegensatz zwischen Stadt und Land wird nicht mehr existieren.
Der Kommunismus wird also alles andere als eine Rückkehr zur Vergangenheit sein. Er wird aus dem "ganzen Reichtum der bisherigen Entwicklung" (Marx, 1844 MS) schöpfen und sich die besten Errungenschaften vergangener menschlicher Gesellschaften kritisch wieder aneignen, ausgehend von einem neuen Verständnis des harmonischeren Verhältnisses zwischen Mensch und Natur, das in der langen Epoche des "Urkommunismus" herrschte. Und insbesondere muss er in der Lage sein, alle wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte, die der Kapitalismus ermöglicht hat, zu integrieren, weiterzuentwickeln und gleichzeitig radikal umzugestalten.
Die Revolution für den Kommunismus wird vor gigantischen Aufgaben stehen – nicht nur die ökologischen Folgen der kapitalistischen Produktionsweise umzukehren, sondern auch die ganze Welt zu ernähren, zu kleiden und zu beherbergen und alle Menschen von lähmender und entmenschlichender Arbeit zu befreien. Aber das Endziel des Kommunismus ist nicht einfach die Negation des Kapitalismus, sondern eine neue Synthese, eine neue und höhere Beziehung zwischen Mensch und Natur, die sich selbst bewusst wird. Dieses Ziel ist kein fernes Ideal, sondern ein Leitprinzip für den gesamten revolutionären Prozess. Kommunismus und Natur bedeuten die "selbstbewußte rationelle Behandlung des Bodens als des gemeinschaftlichen ewigen Eigentums, der unveräußerlichen Existenz- und Reproduktionsbedingung der Kette sich ablösender Menschengeschlechter" (Marx, Das Kapital, Band 3, 47. Kapitel).
Die einzige Lösung für die höllische Spirale der ökologischen und militärischen Zerstörung sind der Sturz des Kapitalismus und der Übergang zum Kommunismus. Aber die Bourgeoisie wird das Ende ihres Systems, das Ende ihrer Privilegien, das Ende ihrer Existenz als herrschende und ausbeutende Klasse niemals akzeptieren. Sie wird versuchen, ihr überholtes System um jeden Preis aufrechtzuerhalten. Nur eine Weltrevolution kann dieser Agonie ein Ende setzen. Für alle, die sich Sorgen um den Zustand des Planeten und das Schicksal der Menschheit machen, stellt sich die entscheidende Frage: Welche gesellschaftliche Kraft ist in der Lage, eine Revolution durchzusetzen?
„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“ So beginnt das Manifest der Kommunistischen Partei von 1848, verfasst von Karl Marx und Friedrich Engels. In diesem grundlegenden Dokument, das seinen Wert bis heute bewahrt hat, sehen wir, wie sich der Klassenkampf in allen historischen Gesellschaften entfaltet hat, wie er in der Tat im Mittelpunkt der radikalen Umgestaltung dieser Gesellschaften stand. Die antike Sklaverei wurde durch den Feudalismus abgelöst, der Feudalismus durch den Kapitalismus. Jedes Mal wurde der revolutionäre Prozess von einer neuen Klasse angeführt, die aus dem Schoß der bestehenden Gesellschaft hervorging:
- Gegen die Sklavenhalter im dekadenten Rom gab es jahrhundertelang Aufstände von Sklaven und Gladiatoren – am bekanntesten ist der Spartakusaufstand von 73-71 v. Chr. Doch trotz ihres Mutes waren sie machtlos, die Sklavengesellschaft zu stürzen. Es waren die Feudalisten, die die revolutionäre Klasse der damaligen Zeit darstellten, nämlich die Klasse, die in der Lage war, die Sklaverei, die in ihre Dekadenz eingetreten war, durch eine neue Organisation der gesellschaftlichen Produktion zu ersetzen, die in der Lage war, die unlösbaren Widersprüche der alten Gesellschaft zu überwinden und so eine neue Form der Klassenausbeutung auf der Grundlage der Leibeigenschaft einzuführen.
- Angesichts der dekadenten Feudalherren gab es zahlreiche Aufstände der Bauern gegen die Ausbeutung, wie die „Jacqueries“ in Frankreich oder der Bauernaufstand in England im Jahr 1381. Aber auch sie waren machtlos, die Gesellschaft zu verändern. Die Bourgeoisie war die revolutionäre Klasse jener Zeit, die in der Lage war, den dekadenten Feudalismus zu stürzen und eine neue, diesmal auf dem Lohnsystem basierende gesellschaftliche Organisation der Produktion einzuführen.
Im Kapitalismus fällt diese revolutionäre Rolle dem Proletariat zu – der ersten ausgebeuteten Klasse, die in der Lage ist, die Gesellschaft von zuunterst bis zuoberst zu verändern. In der Vergangenheit konnten die Widersprüche, mit denen die Gesellschaften in ihrer Dekadenz zu kämpfen hatten, nicht durch die Abschaffung der Ausbeutung überwunden werden, sondern nur durch die Einführung einer neuen Produktionsweise, die ihrerseits auf Ausbeutung beruhte. Aber die Widersprüche, die die historische Krise des Kapitalismus hervorrufen, sind das Ergebnis der Gesetze dieses Systems – dass die Produktion nicht auf dem menschlichen Bedürfnis, sondern auf dem Markt und dem Profit, auf der Konkurrenz zwischen Unternehmen und Staaten beruht – und haben ihre Wurzeln in der Ausbeutung der Klasse, die das Wesentliche des gesellschaftlichen Reichtums produziert, des Proletariats. Weil im Kapitalismus die Arbeitskraft zu einer Ware geworden ist, die an die Eigentümer der Produktionsmittel, die Kapitalisten, verkauft wird; weil die Produzierenden ausgebeutet werden, weil die Konkurrenz auf dem Markt die Kapitalisten (ungeachtet ihrer „guten Absichten“) dazu zwingt, die Ausbeutung immer weiter zu steigern, bedeutet die Abschaffung der Widersprüche im Kapitalismus notwendigerweise auch die Abschaffung der Ausbeutung. Deshalb kann die revolutionäre Klasse im Kapitalismus nicht mehr wie in der Vergangenheit eine neue Ausbeuterklasse sein, sondern muss die hauptsächlich ausgebeutete Klasse in diesem System sein, das Proletariat.
Angesichts der dekadenten Bourgeoisie gibt es tausend Gründe dafür zu rebellieren. Die ganze Menschheit leidet, alle Schichten, alle Ausgebeuteten werden gequält. Aber die einzige gesellschaftliche Kraft, die in der Lage ist, die Bourgeoisie, ihre Staaten und ihre Repressionskräfte zu stürzen und eine andere Perspektive aufzuzeigen, ist die Arbeiterklasse. Das Proletariat unterscheidet sich grundlegend von den produzierenden und ausgebeuteten Klassen, die ihm vorausgingen. In den Sklaven- und Feudalgesellschaften waren die Werkzeuge bei der Arbeit individuelle oder bestenfalls gemeinschaftliche. Die Grundlage der Produktion war also isolierte, fragmentierte, lokal begrenzte, individuelle Arbeit. Der große Umbruch, den das Kapital herbeiführte, besteht gerade darin, dass die individuelle Arbeit als vorherrschende Produktionsgrundlage durch kollektive Arbeit ersetzt wurde. An die Stelle der isolierten individuellen Arbeit ist die Herstellung von Gütern durch die gemeinsame Arbeit von Tausenden von Menschen im Weltmaßstab getreten (ein modernes Automobil beispielsweise besteht aus Teilen, die in unzähligen Fabriken und Ländern hergestellt werden). Auf diese Weise hat das Kapital anstelle der verstreuten und voneinander isolierten ausgebeuteten Klassen eine Klasse geschaffen, die durch ihre kollektive Arbeit vereint ist (und zwar im Weltmaßstab) und die nur dank dieser Einheit leben und arbeiten kann. Auf diese Weise hat der Kapitalismus mit dem modernen Proletariat seinen eigenen Totengräber hervorgebracht. Und als ausgebeutete Klasse hat sie kein Interesse daran, eine neue Form der Herrschaft und Ausbeutung zu schaffen. Es kann sich nur befreien, indem es die gesamte Menschheit von allen Formen der Ausbeutung und Unterdrückung befreit. Im Kampf schmieden die Arbeiter und Arbeiterinnen die Einheit, die ihre Stärke ist. Der Kapitalismus spaltet sie tagtäglich, indem er sie gegeneinander ausspielt, zwischen KollegInnen, zwischen Teams, zwischen Einheiten, zwischen Fabriken, zwischen Unternehmen, zwischen Sektoren, zwischen Nationen. Doch wenn sie beginnen, für ihre Arbeitsbedingungen einzutreten, schweißt die Solidarität sie zusammen. Und dann, „von Zeit zu Zeit siegen die Arbeiter, aber nur vorübergehend. Das eigentliche Resultat ihrer Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, sondern die immer weiter um sich greifende Vereinigung der Arbeiter“ (Manifest der Kommunistischen Partei, 1848). Karl Marx beschrieb den gesamten Prozess wie folgt: „Die Großindustrie bringt eine Menge einander unbekannter Leute an einem Ort zusammen. Die Konkurrenz spaltet sie in ihren Interessen; aber die Aufrechterhaltung des Lohnes, dieses gemeinsame Interesse gegenüber ihrem Meister, vereinigt sie in einem gemeinsamen Gedanken des Widerstandes - Koalition. So hat die Koalition stets einen doppelten Zweck, den, die Konkurrenz der Arbeiter unter sich aufzuheben, um dem Kapitalisten eine allgemeine Konkurrenz machen zu können. Wenn der erste Zweck des Widerstandes nur die Aufrechterhaltung der Löhne war, so formieren sich die anfangs isolierten Koalitionen in dem Maß, wie die Kapitalisten ihrerseits sich behufs der Repression vereinigen zu Gruppen, und gegenüber dem stets vereinigten Kapital wird die Aufrechterhaltung der Assoziationen notwendiger für sie als die des Lohnes. (...) Die ökonomischen Verhältnisse haben zuerst die Masse der Bevölkerung in Arbeiter verwandelt. Die Herrschaft des Kapitals hat für diese Masse eine gemeinsame Situation, gemeinsame Interessen geschaffen. So ist diese Masse bereits eine Klasse gegenüber dem Kapital, aber noch nicht für sich selbst. In dem Kampf, den wir nur in einigen Phasen gekennzeichnet haben, findet sich diese Masse zusammen, konstituiert sie sich als Klasse für sich selbst. Die Interessen, welche sie verteidigt, werden Klasseninteressen. Aber der Kampf von Klasse gegen Klasse ist ein politischer Kampf.“ (Marx, Das Elend der Philosophie)
Das ist es, was hinter jedem Streik steckt: ein potenzieller Prozess der Vereinigung, Organisierung und Politisierung der gesamten Arbeiterklasse, die Bildung einer sozialen Macht, die dem Kapitalismus die Stirn bieten kann. Denn indem sie gemeinsam für ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen kämpfen, greifen die ArbeiterInnen den Kern des Kapitalismus an: Ausbeutung, Profit, Kommerzialisierung und Konkurrenz. Deshalb sagte Lenin, dass „hinter jedem Streik die Hydra der Revolution steht“.
Rosa Luxemburg und Lenin waren Zeugen der ersten großen revolutionären Kämpfe der Arbeiterklasse im 20. Jahrhundert – 1905 in Russland und 1917-19 in Russland, Deutschland und der ganzen Welt. In diesen Schlachten waren die Arbeiterinnen und Arbeiter mit der zunehmenden Einbindung ihrer eigenen Organisationen (Gewerkschaften und Parteien) in den bestehenden Staatsapparat konfrontiert. Doch als Antwort darauf gelang es ihnen, neue Kampforgane zu schaffen – die Arbeiterräte, die in der Lage waren, die Klasse zu vereinen und die Grundlage für eine neue Form der politischen Macht zu schaffen, die den bürgerlichen Staat konfrontieren und zerschlagen und den Prozess der „Enteignung der Enteigner“ hätte beginnen können: den Übergang zu einer kommunistischen Gesellschaft. Diese Bewegungen waren eine echte Bestätigung für den revolutionären Charakter der Arbeiterklasse.
Natürlich können Sowjets oder Arbeiterräte nur in einem sehr fortgeschrittenen Stadium des Klassenkampfes entstehen. Sie können nicht dauerhaft in der kapitalistischen Gesellschaft existieren. Aber dass sie den Bedürfnissen der Klassenbewegung in dieser Epoche entsprechen – dem Bedürfnis nach Einheit über Sektions- und Landesgrenzen hinweg, dem Bedürfnis, den Kampf auf die politische Ebene zu heben – zeigt die Tatsache, dass sich in vielen der Kämpfe seit 1968 Arbeiter in Massenversammlungen und auf Widerruf gewählten Streikkomitees zusammengefunden haben, die die embryonale Form der zukünftigen Räte darstellen. Am deutlichsten wurde dies durch die überbetrieblichen Streikkomitees, die aus dem Massenstreik in Polen 1980 hervorgingen.
Rosa Luxemburg schrieb, dass „der Sozialismus nicht eine Messer-und-Gabel-Frage, sondern eine Kulturbewegung, eine große und stolze Weltanschauung sei“. Seit dem 19. Jahrhundert haben die Arbeiterinnen und Arbeiter den Kampf gegen alle Geißeln des Kapitalismus in ihren Kampf einbezogen: Krieg, Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe, die Misshandlung von Kranken – und die Umweltverschmutzung. Die Frage der Natur und der Umwelt gehört ganz zum revolutionären Kampf der Arbeiterklasse. Bereits 1845 prangerte Engels in seinem Buch Die Lage der arbeitenden Klasse in England die Auswirkungen von verschmutzter Luft, zu wenig Wohnraum und ungeklärten Abwässern auf die Gesundheit der Arbeiterklasse an; das Manifest von 1848 forderte bereits die Überwindung der Trennung von Stadt und Land; in seinen späteren Jahren beschäftigte sich Marx mit den schädlichen Auswirkungen der „Raublandwirtschaft“ des Kapitalismus auf den Boden.
Anders ausgedrückt ist es der revolutionäre Kampf der Arbeiterklasse gegen die Ausbeutung und für den Kommunismus, der alle anderen Inhalte, alle anderen Proteste, einschließlich des Kampfes um den Planeten, in sich birgt, umfasst und ihnen vorangeht. Was Revolutionäre und alle, die sich um den Zustand der Welt sorgen, verteidigen müssen, ist daher das genaue Gegenteil der aktuellen Theorie der „Intersektionalität“. Diese Theorie stellt den Kampf der Arbeiterinnen und Arbeiter, den Kampf gegen den Rassismus und den Kampf für das Klima auf die gleiche Ebene und behauptet, dass all diese Kämpfe „konvergieren“ müssen, Seite an Seite im gleichen Schwung marschieren. Mit anderen Worten, es ist eine Theorie zur Verwässerung des proletarischen Kampfes, des Verschwindens der ArbeiterInnen inmitten einer amorphen Masse von „Bürgern“. Es ist eine hinterhältige Taktik, um die Arbeiter von ihrem historischen Kampf zum Sturz des kapitalistischen Systems abzulenken. Es ist eine Falle!
Die große Lüge, die den Stalinismus mit dem Kommunismus gleichsetzt (siehe den Kasten zum vierten Artikel), ermöglichte es der Bourgeoisie, 1990, zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der UdSSR, eine ohrenbetäubende Kampagne zu starten und überall den Tod des Kommunismus zu verkünden. Die Botschaft, dass sich jeder revolutionäre Traum nur in einen Albtraum verwandeln könne, verkündete die herrschende Klasse mit Nachdruck. Dass der Kapitalismus ein für alle Mal gesiegt habe. Schlimmer noch, sie schaffte es sogar, die Arbeiterinnen und Arbeiter glauben zu machen, dass die Arbeiterklasse nicht mehr existiere, dass sie ein alter Hut aus einem anderen Jahrhundert sei. „Angestellte“, „Mitarbeiter“, „Mittelklasse“ ... diese „Newspeak“, im Sinne von George Orwells 1984, hat es geschafft, die neue „Realität“ in die Köpfe der Menschen zu hämmern.
Aber Fakten sind auch stur. Die Arbeiter und Arbeiterinnen sind nicht nur nicht verschwunden, sie waren weltweit noch nie so zahlreich. Auch in Europa. Denn das Proletariat besteht nicht nur aus Fabrikarbeitern im Blaumann. Alle, die gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sind ArbeiterInnen. Handarbeiter oder Intellektuelle, Produzentinnen von Gütern oder Dienstleistungserbringer, in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Sektor, es spielt keine Rolle; sie bilden ein und dieselbe Klasse, die ein und denselben Kampf führt.
Es stimmt, dass die Arbeiterklasse seit 1990 nur sehr wenige Kämpfe geführt hat, betäubt durch den Schlag der Kampagne über den so genannten „Tod des Kommunismus“. Es stimmt auch, dass die herrschende Klasse die Niederlagen der Arbeiterklasse in den 80er Jahren und ihre Orientierungslosigkeit in den 90er Jahren ausgenutzt hat, um viele traditionelle Zentren der Arbeitermilitanz zu zerschlagen (wie die Kohlebergwerke in Großbritannien, die Stahlwerke in Frankreich, die Automobilproduktion in den USA). All dies trug dazu bei, das Bewusstsein der Arbeiterklasse zu untergraben, dass sie tatsächlich eine Klasse mit eigenen Interessen ist. Da sie das Vertrauen in ihr revolutionäres Projekt und in die Zukunft verloren hatte, hatte sie auch das Vertrauen in sich selbst verloren. Sie hatte resigniert. Doch heute, angesichts der Verschärfung der Wirtschaftskrise, der Inflation, der immer unerträglicher werdenden Welle der Verarmung und der Unsicherheit, hat das Proletariat den Weg des Kampfes wieder aufgenommen. Nach Jahren der Stagnation des Kampfes beginnen die Proletarisierten ihren Kopf zu erheben. Es waren die ArbeiterInnen Großbritanniens, die dieses Comeback erstmals während des „Summer of Anger“ (Sommer des Zorns) im Jahr 2022 ankündigten. Seitdem haben sich die Streiks in der ganzen Welt vervielfacht. Die Herausforderung für die kommende Zeit besteht darin, dass die Arbeiterklasse sich zusammenschließt, das Gift des Korporatismus überwinden, ihre Kämpfe selbst in die Hand nehmen und sich organisieren. Aber sie müssen auch alle Krisen des Kapitalismus in ihren Kampf integrieren: den Krieg, die gesellschaftliche Krise und die Klimakrise! Das ist es, was in der Welle des internationalen Kampfes, die im Mai 1968 begann und sich bis in die 1980er Jahre von Land zu Land ausbreitete, fehlte: Das Proletariat war damals nicht in der Lage, seinen Kampf ausreichend zu politisieren.
Deshalb haben all diejenigen, die von der Notwendigkeit einer Revolution überzeugt sind, sei es angesichts der Klimakrise, der Wirtschaftskrise oder des Krieges, eine vorrangige Verantwortung, sich an dieser Politisierung zu beteiligen: indem sie sich in Demonstrationen, Versammlungen, politischen Diskussionszirkeln und Kampfgruppen, die von den kämpferischsten ArbeiterInnen gebildet werden, zur Debatte stellen. Vor allem aber müssen sie auf den Aufbau einer revolutionären politischen Organisation hinarbeiten, die die spezifische Aufgabe hat, die historischen Lehren des Klassenkampfes zu verteidigen und das kommunistische Programm aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln. Heute mögen solche Organisationen klein sein und noch keinen direkten Einfluss auf den Verlauf des Klassenkampfes haben, aber sie müssen sich als unverzichtbare Brücke zur zukünftigen Weltpartei der kommunistischen Revolution verstehen.
Die IKS hat kürzlich ein Manifest zur ökologischen Krise veröffentlicht, das die Frage: „Ist es möglich, die Zerstörung des Planeten aufzuhalten?“ aus der Sicht der Arbeiterklasse und der Zukunft der Menschheit beantwortet. Alle von der herrschenden Klasse vorgeschlagenen „Lösungen“ für die ökologische Krise sind sinnlos.
Der Kapitalismus ist ein System, das auf der Ausbeutung sowohl der Arbeiterklasse als auch der Natur beruht. Seit seinen Anfängen hat er sich auf die Verwüstung und Zerstörung der natürlichen Umwelt gestützt, aber heute zeigt er, dass sein Überleben mit dem Überleben der Menschheit und der Natur unvereinbar ist. Der Kapitalismus ist seit über hundert Jahren eine überholte, dekadente Gesellschaftsform. Dieser lange Niedergang hat nun eine Endphase erreicht, eine Sackgasse, in der Krieg, Überproduktionskrisen und Umweltzerstörung sich gegenseitig bedingen und einen schrecklichen Wirbelsturm der Zerstörung erzeugen. Aber es gibt eine Alternative zu dem Alptraum, der der Kapitalismus ist: den internationalen Kampf der ausgebeuteten Klasse für den Sturz des Kapitalismus und den Aufbau einer kommunistischen Gesellschaft.
Um diese wichtigen Fragen zu erörtern, veranstalten wir zwei internationale öffentliche Online-Meetings:
In englischer Sprache am Samstag, den 21. Juni 2025 um 14:00-17:00 Uhr (BST). Wenn ihr an diesem Treffen teilnehmen wollt, wendet euch an [email protected] [2].
In deutscher Sprache am Mittwoch, den 2. Juli 2025 um 19:00 Uhr (MESZ). Wenn ihr an diesem Treffen teilnehmen wollt, wendet euch an [email protected] [5].
Das Manifest haben wir in Papierform erstellt, um es bei Treffen und Demonstrationen in Umlauf zu bringen. Es kann auch auf IKSonline eingesehen werden: Manifest zur ökologischen Krise [6].
Links
[1] https://de.internationalism.org/files/de/20250405online-veranstaltung-bruch-usa-europa-flyer.pdf
[2] mailto:[email protected]
[3] https://de.internationalism.org/tag/aktuelles-und-laufendes/bruch-usa-europa
[4] https://de.internationalism.org/files/de/manifest-oekologie-2025-1a.pdf
[5] mailto:[email protected]
[6] https://de.internationalism.org/content/3289/manifest-zur-oekologischen-krise