Die
ostdeutsche Arbeiterklasse erlebte in den Wendejahren eine wahre
Achterbahnfahrt der Gefühle. Nach der Erleichterung über das unblutige Ende des
stalinistischen Regimes, dem ekstatischen Freudentaumel bei der Einführung der
D-Mark und der Euphorie über die Wiedervereinigung folgte im Laufe des Jahres
1990 jäh ein Katzenjammer, von dem sich die Arbeiterklasse in Ostdeutschland
bis heute nicht richtig erholt hat. Die Unterschriften unter dem
Einheitsvertrag waren noch nicht trocken, da wurden die ostdeutschen
Lohnabhängigen schon mit einem für sie völlig neuen Phänomen konfrontiert – mit
der Arbeitslosigkeit. Waren sie zu DDR-Zeiten per Verfassung noch vor
Entlassungen geschützt gewesen (was sie allerdings nicht vor der versteckten
Arbeitslosigkeit bewahrt hatte), mussten sie nun miterleben, wie sich ihre
beruflichen Existenzen in Luft auflösten.