Wer ist Lotta Comunista wirklich?

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In Italien existiert eine Gruppe, welche von sich nicht nur behauptet, die Avantgarde der Arbeiterklasse, sondern auch ein Teil der Kommunistischen Linken zu sein. Damit meinen sie, mindestens politisch, oder gar organisatorisch, zu dieser politischen Bewegung zu gehören, welche während der 1920er Jahre begonnen hatte sich der Degeneration der Dritten Internationale entgegenzustellen. Wir werden hier aufzeigen, dass dies überhaupt nicht der Realität entspricht und welche Ziele Lotta Comunista tatsächlich verfolgt.

Lotta Comunista und die Kommunistische Linke

Lotta Comunista ist der Name der Zeitung der sog. Leninistischen Gruppen der Kommunistischen Linken. Doch Lotta Comunista hat nie erklärt, auf was genau an der Kommunistischen Linken sie sich politisch und theoretisch bezieht, auf welche Erfahrungen dieser Minderheiten, welche sich in verschiedenen Ländern wie Italien, Deutschland, Holland, Belgien, Russland, Mexiko und Frankreich gegen die Kräfte der kapitalistischen Repression gestemmt und versucht haben, den roten Faden der marxistischen Kontinuität aufrecht zu erhalten. Wenn Lotta Comunista sorgfältig versucht, jeden klaren Bezug auf die Positionen der Kommunistischen Linken zu umgehen, und sich dabei auf ihrem Namen ausruht, dann nur deshalb, weil die Wurzeln dieser Organisation in einem direkten politischen Gegensatz zur Kommunistischen Linken stehen. Ihre Wurzeln liegen in der Partisanenbewegung gegen die deutsche Besetzung Italiens während des Zweiten Weltkrieges. Einige dieser Partisanen, wie Cervetto, Masini und Parodi schlossen sich danach der anarchistischen Bewegung an und gründeten 1951 die GAAP (Anarchistische Gruppen der Proletarischen Aktion). Der Gründungskongress der GAAP vom 28. Februar 1951 in Genua wird von Lotta Comunista als der Ausganspunkt ihrer Organisation, so wie man sie heute kennt, bezeichnet. Es fand im Februar 1976 in Genua ein Gedenkanlass zum 25-jährigen Bestehen unter dem Motto „Lotta Comunista - 25 Jahre" statt. Dass Lotta Comunista sich zur Kommunistischen Linken zählt, ist schlicht und einfach eine Geschichtsfälschung.

Lotta Comunista und der Marxismus

Für Lotta Comunista ist der Marxismus etwas Metaphysisches, geschneidert außerhalb der Gesellschaft und der Klassen, die sich gegenüberstehen.  Er ist für sie nicht Ausdruck der realen Bewegung zur Emanzipation der Arbeiterklasse, sondern mehr eine Eingebung, eine Religion - welche als zu erlernende Wissenschaft ausgegeben wird -, losgelöst von der Realität und vom Wesen des Proletariates in seinem widersprüchlichen Verhältnis mit dem Kapital. Der „Marxismus" von Lotta Comunista ist nichts anderes als das Produkt ideologischer Gedanken, die auf philosophischen Spekulationen gründen. Um sich eine Legitimation zu verschaffen, klebt Lotta Comunista das Wort „wissenschaftlich" an all ihre magischen Hirngespinste, laut denen die Partei Geburtsort und Leben der „Wissenschaft der Revolution" ist, mit einem revolutionären „wissenschaftlichen" Programm und einer „revolutionären Wissenschaft". Die Entwicklung der angeblichen marxistischen Wissenschaft spielt sich in den Gehirnen der Denker ab, welche mit der „revolutionären Wissenschaft" bewaffnet sind, und es gibt offenbar keine durch das Proletariat in seinen Kämpfen gegen den Kapitalismus entwickelte Theorie. Heute scheint dieser unveränderbare Schatz der „marxistischen Wissenschaft" bei Lotta Comunista gelagert zu sein, welche sich dessen bedient, ganz unabhängig von allen Schicksalsschlägen der Arbeiterbewegung und vom Auf und Ab des Klassenkampfes.

Lotta Comunista und ihre Analyse der Gesellschaft

Für Lotta Comunista existiert die Krise nicht. Diese scheint für sie lediglich eine erfundene Geschichte der Unternehmer zu sein, um die Arbeiter anzugreifen. Lotta Comunista hat dazu eine Broschüre mit dem bemerkenswerten Titel Welche Krise denn? veröffentlicht. Der Kapitalismus scheint danach in einem permanenten Wachstum zu sein, mit fremden Gebieten und Märkten, die der Kapitalismus noch erobern könne. Um dies zu belegen, führt Lotta Comunista die Statistiken der OECD oder der Zeitschriften Fortune und Financial Times an. Ihre eigene Zeitung, die neben einer Studienzeitschrift auch eine Zeitschrift für die Propaganda und den Kampf sein will, entblößt sich schon auf der ersten Seite als philologisch und führt Chroniken der Konzentration von Unternehmen an, ohne irgend eine Sorge für eine revolutionäre Perspektive. Die Rubriken über Klassenkämpfe in aller Welt, genau wie die Schnappschüsse von Streiks, erscheinen ohne jegliche Analyse über das Bewusstsein, die Kampfbereitschaft oder die Selbstorganisierung. All dies ist kein Zufall: Lotta Comunista sieht in der Arbeiterklasse nichts mehr als das variable Kapital, einen Produzenten von Mehrwert, genau so wie das Kapital es tut. Man findet keine Analyse, keine dynamische Vision des Klassenkampfes und seiner Perspektiven, sondern nur eine statische Vision, bei der das Proletariat als eine atomisierte Summe von Individuen verstanden wird, die es dann morgen zur Revolution zu führen gälte - oder was auch immer.

Lotta Comunista, der Klassenkampf und die Gewerkschaften

Um die Position von Lotta Comunista über die Arbeiterklasse und den Klassenkampf zu verstehen, muss man drei Grundelemente der Konzeption von Lotta Comunista betrachten: ihre „leninistische" Parteiauffassung, die Rolle der Gewerkschaften und die aktuelle ökonomische Phase, welche einen „geordneten Rückzug" verlange. Lotta Comunista vertritt eine Auffassung des Bewusstseins und der Partei, nach der das Proletariat nicht selber fähig sei, ein kommunistisches Bewusstsein hervorzubringen, und dieses dem Proletariat einzig und allein durch die Partei eingeflößt werden kann. Eine Partei, die von bürgerlichen Intellektuellen, die sich der revolutionären Sache verschrieben haben, gebildet wird. Diese Auffassung wurde von Lenin selber explizit verworfen. Mit dieser Auffassung bezieht sich Lotta Comunista überhaupt nicht auf die wirklichen Kämpfe der Arbeiterklasse, sondern strebt nur eine Vergewerkschaftung der Arbeiterklasse und eine Vergrößerung ihres Einflusses innerhalb der Gewerkschaft ihrer Wahl an, der „roten" CGIL (Confederazione Generale Italiana del Lavoro). Die Parole von Lotta Comunista ist simpel: als revolutionäre Partei muss man die Arbeiterklasse organisieren und dirigieren und, um zu diesem Ziel zu gelangen, mit allen Mitteln die Führung in den Gewerkschaften übernehmen. Die Interventionen von Lotta Comunista gegenüber der Arbeiterklasse haben nie die Absicht das Bewusstsein der Arbeiterklasse zu heben, sondern zielen darauf ab, gewisse Kaderposten zu erobern, um mehr politisches Gebiet kontrollieren zu können. Da sich der Kapitalismus für Lotta Comunista in einer permanenten ökonomischen Wachstumsperiode befindet und die Aufgabe der Arbeiterklasse vor allem darin besteht, zu warten, bis die Bedingungen reif sind und sich der Kapitalismus auf dem gesamten Planeten mit seinem Luxus ausgebreitet hat, hat diese Gruppe 1980 den Slogan des „geordneten Rückzugs" lanciert: „...wir haben seit langem den mutigen leninistischen Slogan der Gruppierung der bewussten und klaren Kräfte der Arbeiterklasse rund um die Partei aufgenommen, um eine Anstrengung für einen geordneten Rückzug zu machen, ohne Unordnung, Enttäuschungen, Konfusionen, Demagogie".[1] Im Klartext: alles unternehmen, um dem Kampf der Arbeiter die Spitze zu brechen, um damit alles zu verhindern, was nach einem „Weg in die Unordnung" aussieht. Lotta Comunista geht sogar soweit, die alte stalinistische Partei Italiens, die PCI, zu „tadeln", sie sei zu weit gegangen: „Es ist kein Zufall, dass die PCI sich mit den staatsstreichlerischen Kräften in den Gewerkschaften zusammentut, die Unordnung stiften in den Arbeiterkämpfen, nur um ihr eigenes parlamentarisches Gewicht zu verteidigen im exklusiven Interesse der bürgerlichen Fraktionen."[2] Dieselbe Kritik wurde gegenüber der „großen Gewerkschaft" CGIL erhoben, in der Lotta Comunista davon träumt, die Führung zu übernehmen: „Die große Gewerkschaft hat im Gegenteil die Aufgabe zurückgewiesen, die wir ihr zu Beginn der Restrukturierungskrise angeraten haben, einen geordneten Rückzug zu organisieren, um dann wieder fähig zu sein, die Wiederaufnahme an die Hand zu nehmen. Sie brachte die Unternehmer und die Regierung zum weinen, nicht weil sie stark war, sondern weil sie an einer Autoritäts- und Vertrauenskrise litt."[3] Das also raten diese Wichtigtuer den Gewerkschaften - zwar ohne erhört zu werde. Diese hören nicht zu, geraten in eine Krise und bringen - und das ist das Schönste an der Sache - die Patrons und Regierung zum weinen. Weshalb wohl weinen die Patrons und die Regierung über die Krise der Gewerkschaften? Dazu gibt es nur eine Antwort: Weil ihnen so das Instrument fehlt, das aufgrund seiner moralischen Autorität die Arbeiter an das Kapital fesselt. Was wirklich entsteht sind die Basiskomitees[4]. Wenn die Gewerkschaften aber den Ratschlägen von Lotta Comunista gefolgt wären, würde sie dies dennoch nicht davon befreien, sich mit den Basiskomitees auseinanderzusetzen, das heißt, mit der Tendenz der Arbeiter, sich von den gewerkschaftlichen Fesseln zu befreien und sich selber zu organisieren. Die Gewerkschaften müssten sich radikalisieren, um die Arbeiter besser kontrollieren zu können. All das ist eine politische Arbeit, welche nicht das Bewusstsein der Arbeiterklasse fördern, sondern lediglich die Position der « Partei » zu Ungunsten der Arbeiterklasse stärken will. Hier ein Beispiel dieser durch und durch negativen Politik: Als sich 1987 die Beschäftigten der Schulen in Italien in Basiskomitees organisierten, erschien Lotta Comunista in einigen Vollversammlungen, um zu erklären, dass es nun nicht um die Gründung neuer Gewerkschaften gehe, sondern darum, die Geschicke der schon Bestehenden in die Hände zu nehmen. Im Klartext also: nicht die CGIL hinter sich lassen, sondern die Führung der Bewegung Lotta Comunista überlassen, und alles wende sich zum Guten. Aber die Bewegung der Beschäftigten in den Schulen 1987 war eine Bewegung, die sich auf einer Klassenbasis zu organisieren begann, trotz all ihrer Schwächen. Daraufhin bevorzugte es Lotta Comunista die Bewegung öffentlich als eine „süditalienische" Bewegung zu verleumden (weil sie sich vor allem in Süditalien entfaltete, konstruierte Lotta Comunista daraus eine regionalistische Erscheinung), die eine „Brutstätte zukünftiger Führungskräfte parlamentarischer Parteien" sei, und rief zu einem außerordentlichen Kongress der CGIL auf. Also ganz simpel, dass die CGIL aufwachen solle, um die Beschäftigten an den Schulen am kämpfen zu hindern. So also gehen die großen Revolutionäre von Lotta Comunista ans Werk!

Lotta Comunista und die bürgerlichen Institutionen

Lotta Comunista behauptet, „gegen alle parlamentarischen Parteien" zu sein und auch „gegen den demokratischen Staat", unterzeichnete aber zusammen mit PCI, DC, PR, DP und der PSI (alles Parteien des italienischen Staatsapparates) eine Presseerklärung zur „bestimmten Verurteilung des Terrorismus und all der Kräfte, die ihn unterstützen" mit dem Aufruf, „dass alle Arbeiter, die schweren Angriffe dieser ökonomischen und politischen Kräfte zurückweisen, welche die Demokratie unseres Landes destabilisieren" (von uns unterstrichen). Bezüglich der Wahlen behauptet Lotta Comunista, abstentionistisch zu sein, sich also strikte weder am Parlamentarismus, an Wahlen oder Abstimmungen zu beteiligen. Doch als der Abstentionismus allzu unpopulär wurde wie 1974 beim Referendum über die Abschaffung der ehelichen Trennung, empfahl Lotta Comunista, ein „Nein" in die Urne zu legen, und versuchte seine Position mit Slogans wie „Abstimmen genügt nicht, der Kampf muss weitergehen" schmackhaft zu machen. In Wirklichkeit bezog Lotta Comunista keine andere Position wie all die sog. Außerparlamentarischen Linken der damaligen Zeit und unterstützte eine Fraktion der Bourgeoisie gegen die andere.

Lotta Comunista und die Partisanenbewegung

Die Frage der Beteiligung am imperialistischen Krieg ist besonders bedeutsam, denn sie unterscheidet das Lager der Arbeiterklasse von dem der Bourgeoisie. Lotta Comunista behauptet zwar, internationalistisch zu sein, ist aber auf diesem Gebiet ganz besonders unklar. In einer Broschüre von 1975 erklärt Lotta Comunista, dass 1943 „sich angesichts der Zerstrittenheit der Bourgeoisie die ersten Arbeiterkerne spontan organisiert haben: vom Streik ist man zum bewaffneten Kampf übergegangen. DAS IST DER BEGINN DER RESISTANCE! Die Arbeiter haben die Berge erobert, sie organisierten sich heimlich in den Städten und den Fabriken. Dem Aufbau einer neuen Gesellschaft stellte sich als größtes Hindernis, als größter Feind, die Präsenz der Faschisten und Nazis in den Weg. Gegen diese Knechte des Kapitals mussten die Arbeiter als erstes den Kampf aufnehmen. Doch die Arbeiter wussten genau, dass dies nicht das Ziel war, sondern lediglich eine notwendige Zwischenstufe, um zum Sozialismus zu gelangen ».[5] Diese Argumentation befindet sich vollkommen auf dem bürgerlichen Terrain. In Tat und Wahrheit waren die Partisanenbanden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Italien klassenübergreifende Formationen im Dienste des „demokratischen" Imperialismus. Und selbst die Organisationen, welche sich in den Städten und Fabriken bildeten, die GAP und die SAP[6] die von Arbeitern gegründet wurden, waren total in den Händen des stalinistischen PCI und anderer bürgerlicher Parteien. Die Revolutionäre sind aber verpflichtet, es bloßzustellen, wenn sich die Arbeiter in einen „Volkskrieg" im Dienste des Imperialismus verwickeln lassen, in welchem sie nicht mehr ihre eigenen Interessen, sondern die der herrschenden Klasse verteidigen. Es ist wahr, dass die Arbeiter 1943 mit Klassenforderungen in den Streik traten, und nicht im Namen des Antifaschismus, doch es ist auch eine Tatsache, dass diese Streiks und die darauf folgenden ihre Natur änderten und auf das Terrain des Antifaschismus abglitten. Die Arbeiter in Uniform der deutschen Armee hatten - sei es aus Klasseninstinkt oder aus den vermittelten Erinnerungen ihrer Eltern an die Klassenkämpfe heraus - einige Male versucht, mit den streikenden Arbeitern Kontakt aufzunehmen und ihnen ihre Sympathie kundgetan, indem sie ihnen Zigaretten schenkten[7]. Doch sie stießen nur auf die stalinistischen Schergen des PCI, die sie niederschossen, um eine Verbrüderung der Arbeiter über Nationalität und Sprache hinweg zu verhindern. Die italienischen Arbeiter und die deutschen Arbeiter in Uniform - wir sprechen hier von der deutschen Armee, die wie alle anderen Armeen zu großen Teilen aus Arbeitern bestand, und nicht von der Gestapo oder der SS - hatten begonnen, spontan einen proletarischen Internationalismus zu entfalten. Lotta Comunista hingegen sieht in diesen Arbeitern - die kurzweg als Nazis dargestellt werden - den Hauptfeind. In derselben Broschüre liest man auch, die Arbeiter seien sich bewusst gewesen, dass man die Macht von der Bourgeoisie übernehmen müsse: „Und dies versuchen wir zu tun dort, wo wir die Macht ergreifen können, auch wenn nur für eine gewisse Zeit: Bildung neuer politischer Strukturen, in denen sich die Macht versammeln kann, um Gesetze zu erlassen und diese durchzusetzen, indem man direkt Gemeindeverwaltungen und Funktionäre ernennt, Fabrikverwaltungen, direkte Ausführungen der juristischen Macht und die Liquidation der Faschisten ».[8] Die Unverschämtheit von Lotta Comunista kennt keine Grenzen. Man will uns glauben machen, dass die Komitees zur Nationalen Befreiung (Comitato di Liberazione Nazionale, CLN), auf die sie sich in diesen Passagen explizit beziehen, proletarische Organe gewesen seien, obwohl die CLN ausschließlich von bürgerlichen Parteien gebildet wurden, welche die Arbeiter in den Dienst des imperialistischen Krieges stellten. Es ist eine Katastrophe, wenn Gruppen wie Lotta Comunista, die sich als Erben der Kommunistischen Linken und Lenins ausgeben, die Partisanenbewegung als eine Beinahe-Revolution darstellen. Die Partisanenbewegung war im Gegenteil der Höhepunkt der Konterrevolution.  

Lotta Comunista und der Internationalismus

Nach all dem kann man sich fragen, woraus denn der Internationalismus einer Gruppe wie Lotta Comunista - die selber aus der Partisanenbewegung kommt - besteht,  wenn sie diese Erfahrungen nicht einmal mit einem Minimum an Kritik hinterfragt? Auf nichts anderes fokussiert als auf die Vollendung der bürgerlichen Revolution vor der Arbeit für die proletarische Revolution hat sich Lotta Comunista auf all die nationalen Befreiungskämpfe gegen den sogenannten Imperialismus fixiert. Lotta Comunista hat es nicht geschafft, sich die Lehren von Rosa Luxemburg anzueignen, nach denen in der heutigen Epoche der Dekadenz des Kapitalismus alle Staaten, ob klein oder groß, ob stark oder schwach, gezwungen sind, eine imperialistische Politik zu betreiben. Aus diesem Grunde behauptet Lotta Comunista: «Die aktive Intervention gegen alle Ausdrücke der imperialistischen Hauptmacht im eigenen Lande bedeutet, sich in die erste Reihe des internationale Klassenkampfes zu stellen. Teilnehmen an jedem Kampf, der direkt oder indirekt einen oder alle Sektoren des Imperialismus bekämpft, teilnehmen, indem man sich ideologisch und politisch mit seinen eigenen Thesen, Losungen, Resolutionen abgrenzt und die einheitliche Dialektik des Imperialismus denunziert. » Lotta Comunista sieht als Aufgabe « in den Kolonien und Halbkolonien den Kampf mit allen Mitteln gegen den Imperialismus, der sich auf die Aktionen und Initiativen der nationalen Bourgeoisie stützt, welche sich wirklich und konkret gegen die fremden und die lokalen imperialistischen Kräfte richten.»[9] Lotta Comunista druckte sogar all die Artikel von Cervetto wieder ab, die zugunsten von Korea argumentierten: « ...wir sehen als Aufgabe der arbeitenden Massen den Kampf dafür, dass die amerikanischen und chinesischen Truppen das Land verlassen, damit das koreanische Volk sich seiner eigenen nationalen und sozialen Emanzipation zuwenden kann und damit den einzigen revolutionären Weg einschlägt, ohne sowjetische, chinesische oder von der UNO bestimmte Einmischung. »[10] Desgleichen «für die Unabhängigkeit Afrikas »: « Die antiimperialistische Revolte der afrikanischen Bevölkerung ist kein Vorspiel für die Bildung der sozialistischen Gesellschaft auf diesem Kontinent. Es ist eine notwendige Etappe, um eine Bresche in die imperialistische Dominanz zu schlagen, für die Zersetzung der feudalen Schichten, für die Befreiung der notwendigen ökonomischen Kräfte und Energien zur Bildung eines nationalen Marktes und einer industriellen kapitalistischen Struktur. (...) Aus diesem Grunde unterstützen wir die Unabhängigkeitskämpfe in Afrika ».[11] Dies führte Lotta Comunista zur Beweihräucherung bürgerlicher Persönlichkeiten in ihrem Kampf gegen andere Teile der herrschenden Klasse: « Lumumba[12] ist ein Kämpfer der kolonialen Revolution, auf dessen Grabstätte das Proletariat eines Tages eine rote Blume legen wird. Wir, die auf eine marxistische Art die Konfusionen in seinem Werk kritisiert haben und kritisieren, verteidigen ihn gegen Beschimpfungen. (...) Lumumba ist gestorben für die Unabhängigkeit seines Landes. Wir, die Internationalisten, wir verteidigen seinen Nationalismus gegen diejenigen, die aus ihrem (weißen) Nationalismus eine Berufung gemacht haben."[13] Lotta Comunista findet auch zu schmeichelhaften Parolen gegenüber dem Castrismus, welcher „revolutionär wird, trotz seiner Wurzeln, das heißt, er ist gezwungen, endgültig mit seiner Vergangenheit zu brechen".[14] Und zu guter letzt folgendes zu Vietnam: „Für diejenigen, welche wie wir immer den Kampf für die staatliche Einheit als einen Prozess der demokratischen bürgerlichen Revolution in Vietnam befürwortet haben, ist der politische und militärische Sieg Hanois ein historisches Ereignis.".[15]

Schlussfolgerung

Es gäbe noch viele Punkte der Vergangenheit und auch der jetzigen Aktivitäten von Lotta Comunista zu kritisieren. Was konkret hervorsticht ist, dass Lotta Comunista gegenüber dem Klassenkampf und der Frage des Internationalismus nie eine wirklich proletarische Position bezieht. Und deshalb: Trotz all dem guten Willen, den einzelne Genossen von Lotta Comunista als Triebfeder für ihre Arbeit haben mögen, die Aktivitäten von Lotta Comunista gehen in die genau gegenteilige Richtung, als es der Kampf der Arbeiterklasse erfordert.    

Ezechiele, 6.4.2010

[1] Lotta Comunista Nr. 123, November 1980

[2] ebenso

[3] Parodi, Critica del sindicato subalterno,, Verlag Lotta Comunista

[4] Parodi, siehe oben

[5] Viva la Resistenza operaia, Broschüre von Lotta Comunista, April 1975, Seite 5

[6] „Gruppen der Patriotischen Aktion" und „Equipen der Patriotischen Aktion"

[7] siehe: Roberto Battaglia, Storia della resistenza italiana, Einaudi

[8] Viva la Resistenza operaia, Broschüre von Lotta Comunista, April 1975, Seite 5

[9] Aus: L'Impulso, 15. Dezember 1954, heute publiziert in: L'imperialismo unitario, Seite 113, Verlag Lotta Comunista (Unterstreichungen durch uns)

[10] Aus: Il Libertario, 13 Dezember 1950, heute publiziert in: L'imperialismo unitario, Seite 258, Verlag Lotta Comunista

[11] Aus: Azione Comunista Nr. 44, 10 April 1959, heute publiziert in: L'imperialismo unitario, Seite 258, Verlag Lotta Comunista

[12] Patrice E. Lumumba, von Juni bis September 1960 erster Ministerpräsident des unabhängigen Kongo

[13] Aus: Azione Comunista Nr. 59, März 1961, heute publiziert in: L'imperialismo unitario, Seite 326, Verlag Lotta Comunista

[14] Aus: Azione Comunista Nr. 54, Oktober 1960, heute publiziert in: L'imperialismo unitario, Seite 329, Verlag Lotta Comunista

[15] Lotta Comunista Nr.57, Mai 1975, heute publiziert in: L'imperialismo unitario, Seite 1175, Verlag Lotta Comunista

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