Beslan – Der Horror des Kapitalismus

Printer-friendly version

Am 3. September 2004 wurde furchtbare Gewissheit, dass es in Beslan, einer kleinen Stadt im Kaukasus, bei dem Geiseldrama in einer Schule zur brutalen Ermordung von über 340 Menschen gekommen ist. Dass darunter über 150 Kinder waren, beweist, dass dieser Terrorakt von unglaublichem Menschenhass getragen, eine Zuspitzung der allgemeinen Gewaltspirale bedeutet. Nach der unmittelbaren Lähmung nach diesem schrecklichem Drama --solche Dramen werden leider zusehends eine Alltagserscheinung des Kapitalismus - drängen sich die ersten Fragen auf. Dieser Terrorakt der tschetschenischen Geiselnehmer ist eindeutig im Zusammenhang mit dem jahrelangen Tschetschenienkrieg zu sehen.

Der Krieg Russlands ist aufs Schärfste zu verurteilen. Doch auch die Seite der tschetschenischen Terroristen. Sie sind keine Freiheitskämpfer. Wer gegen Ausbeutung und Unterdrückung kämpft, wählt nicht die Methoden der Ausbeuter und Unterdrücker. Man wird selbst das, was man bekämpft. Es gibt zu zahlreiche Beispiele aus der jüngeren Geschichte, die aufzeigen, dass eine siegreiche nationale Befreiungsbewegung den Menschen nicht die ersehnte "Freiheit" und den Wohlstand gebracht hat. Vielmehr ist die Zerstörung und die Armut durch die Jahre des Krieges noch größer geworden, wie z.B. in Vietnam. In Tschetschenien sieht es nicht anders aus.

Beslan veranschaulicht aber auch etwas anderes: die westlichen Demokratien zeigen ihre heuchlerische Lügenfratze. Stets wird in großen Reden die Bedeutung der Moral und der Menschenwürde beschworen. Die ganze Doppelmoral der herrschenden Klasse brachte Kanzler Schröder glanzvoll zur Geltung, als er einerseits das Geiseldrama als unmoralisch in Bausch und Bogen verurteilte, sich andererseits aber demonstrativ hinter Putin stellte, als er an den offensichtlich irregulären Wahlen in Tschetschenien nichts auszusetzen fand. Was verdeutlicht dies?

Dass es nur und ausschließlich die politischen Interessen der jeweils herrschenden Klasse sind, die bestimmen, ob etwas unmoralisch und verurteilbar ist, oder, ob "nichts Ungewöhnliches feststellbar" sei, wie Schröder sich gegenüber der russischen Handhabung des "tschetschenischen Problems" äußerte. Sprich, dass Deutschland, wie in diesem Fall, Russland geradezu ermuntert, seinen menschenverachtenden "Krieg gegen den Terrorismus" fortzusetzen. Beispielsweise deswegen, um die Opposition gegen den Irakkrieg der USA zu stärken; oder, weil Berlin eine russische Beherrschung des Kaukasus lieber ist als eine amerikanische; oder, weil Deutschland wie die USA auch kein Interesse an dem Zerfall des russischen Zentralstaates haben können, der dann ein noch größeres Chaos auslösen würde. Während zur Zeit des Irakkrieges die sog. Friedensbewegung Deutschland im Vergleich zu den USA als geradezu als Friedensengel und Hüter der Menschlichkeit darstellte, zeigt hier auch die demokratische Bundesrepublik ihr wahres Gesicht. Die Heuchelei der herrschenden Klasse hat nichts mit der wahren Trauer und Empörung der arbeitenden Bevölkerung zu tun. Und nur die Arbeiterklasse kann eine Welt ohne Terror, Krieg und Ausbeutung errichten.

17.09.04 Ariane

Geographisch: 

Theoretische Fragen: