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Die Frage der Funktionsweise der Organisation in der IKS
Die IKS hat kürzlich
eine Außerordentliche Konferenz abgehalten, die den Organisationsfragen
gewidmet war. In unserer Territorialpresse und in der nächsten Ausgabe der
Internationalen Revue werden wir auf die Arbeit dieser Konferenz zurückkommen.
Da die hier behandelten Fragen große Ähnlichkeiten mit bereits in der
Vergangenheit behandelten aufweisen, sahen wir es als nützlich an, Auszüge aus
einem internen Dokument (das von der IKS einstimmig angenommen worden war) zu
veröffentlichen, das als Grundlage im Kampf zur Verteidigung der Organisation
diente. Wir haben diese Auseinandersetzung in den Jahren 1993–1995 geführt und
darüber auch in der International Review Nr. 82 (engl./frz./span. Ausgabe)
anlässlich des 11. Kongresses der IKS Rechenschaft abgelegt.
Der auf der Vollversammlung
des IB1 im Oktober 1993 vorgelegte Aktivitätenbericht stellt die Existenz bzw.
das Fortdauern von organisatorischen Schwierigkeiten in einer großen Anzahl von
Sektionen der IKS fest. Der Bericht für den 10. Internationalen Kongress hatte
bereits in aller Ausführlichkeit diese Schwierigkeiten behandelt. Er hatte vor
allem auf die Notwendigkeit einer größeren internationalen Einheit der
Organisation, auf eine lebendigere und strengere Zentralisation bestanden. Die
gegenwärtigen Schwierigkeiten sind ein Beweis dafür, dass die damals
eingeleiteten, diesbezüglichen Anstrengungen nicht ausreichend waren. Die im
Verlauf der letzten Periode verzeichneten Unregelmäßigkeiten in der
Funktionsweise bringen das Vorhandensein von Verzögerungen und Lücken im Verständnis
dieser Fragen zum Ausdruck. Wir haben den Rahmen unserer Prinzipien in
Organisationsfragen aus den Augen verloren. Diese Situation verlangt von uns
die Verantwortung, die auf dem 10. Kongress aufgeworfenen Fragen nach
tiefgreifender anzugehen. Es ist notwendig, dass die Organisation, die
Sektionen und alle Militanten sich nochmals über diese Grundfragen und
besonders über die Prinzipien beugen, die eine für den Kommunismus kämpfende
Organisation benötigt.
Ein solches
Nachdenken war bereits im Anschluss an die Krise von 1981/82, von der die IKS
damals erschüttert wurde (Verlust der Hälfte der Sektion in Großbritannien,
Verlust von ca. 40 Militanten), erfolgt. Die Grundlage dieser Reflexionen hatte
der Bericht über „Die Struktur und die Funktionsweise der Organisation“
(Internationale Revue Nr. 22), der auf der Außerordentlichen Konferenz im
Januar 1982 angenommen worden war,
gebildet. In diesem Sinn bleibt dieses Dokument nach wie vor ein Bezugspunkt
für die Gesamtheit der Organisation2. Der nun folgende Text ist als Zusatz,
Illustration und Aktualisierung (aufgrund der inzwischen gemachten Erfahrungen)
des Textes von 1982 zu verstehen. Insbesondere möchte er die Aufmerksamkeit der
Organisation und der Militanten auf die Erfahrung nicht nur der IKS, sondern
auch anderer revolutionärer Organisationen in der Geschichte lenken.
1. Die Wichtigkeit des Problems in der Geschichte
Die Frage der
Struktur und der Funktionsweise der Organisation stellte sich in allen Phasen
der Arbeiterbewegung. Jedesmal waren die Auswirkungen dieser Fragestellung von
größter Bedeutung. Dies ist kein Zufall. In der Organisationsfrage findet man
auf konzentrierte Weise eine ganze Reihe von wichtigen Aspekten der
revolutionären Perspektive des Proletariats:
die Grundeigenschaften
der kommunistischen Gesellschaft und der Beziehungen, die sich unter ihren
Mitgliedern herausbilden;
das Wesen des
Proletariats als Erschaffer des Kommunismus;
die Natur des
Klassenbewusstseins, die Eigenschaften seiner Entwicklung sowie seine
Vertiefung und Ausdehnung in der Klasse;
die Rolle der
kommunistischen Organisation im Prozess der Bewusstseinsbildung im Proletariat.
Die Folgen der
Entwicklung von Meinungsverschiedenheiten zu Organisationsfragen wirken sich
oft dramatisch oder sogar katastrophal auf das Leben der politischen
Organisationen des Proletariats aus. Das ist so aus folgenden Gründen:
Solche
Meinungsverschiedenheiten sind in letzter Instanz Anzeichen des Eindringens von
dem Proletariat feindlich gesinnten Ideologien, die aus der Bourgeoisie oder
dem Kleinbürgertum stammen.
Mehr als in anderen
Fragen wirken sich Meinungsverschiedenheiten hier notwendigerweise auf die
Funktionsweise der Organisation aus; sie können gar ihre Einheit und Existenz
überhaupt bedrohen.
Insbesondere neigen
sie dazu, eine persönliche und somit emotionale Form anzunehmen.
Unter den vielen
historischen Beispielen dieses Phänomens wollen wir zwei der bekanntesten
herausgreifen:
den Konflikt zwischen
dem Generalrat der I. Internationalen und der Allianz;
die Spaltung zwischen
Bolschewiki und Menschewiki während des 2. Kongresses der Sozialdemokratischen
Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) 1903.
Im ersten Beispiel
ist es klar, dass die Bildung der Internationalen Allianz für die
sozialistische Demokratie innerhalb der I. Internationalen ein Ausdruck des
Einflusses der kleinbürgerlichen Ideologie war, mit der die Arbeiterbewegung
sich in ihren ersten Schritten immer wieder auseinandersetzen musste. Es ist
also keineswegs ein Zufall, wenn sich die Allianz hauptsächlich aus Vertretern
von Handwerkern (Uhrenarbeiter aus dem Schweizer Jura beispielsweise) oder aus
Gebieten, in denen das Proletariat noch schwach entwickelt war (wie in Italien
und hauptsächlich in Spanien), zusammensetzte.
Die Bildung der
Allianz stellte für die Gesamtheit der I. Internationalen aus folgenden Gründen
eine Gefahr dar:
Sie war eine
„Internationale in der Internationalen“ (Marx), die zugleich innerhalb und
ausserhalb derselben existierte, was für sich selbst schon eine Infragestellung
der Einheit bedeutete.
Sie arbeitete
klandestin und setzte ihr Treiben trotz des Auflösungsbeschlusses der I.
Internationalen fort.
Sie widersetzte sich
den Auffassungen der I. Internationalen auf Organisationsebene, hauptsächlich
in der Frage der Zentralisierung (Verteidigung des Föderalismus), obwohl sie
selbst übrigens ultrazentralistisch in Gestalt des mit eiserner Hand von
Bakunin beherrschten Zentralkomitees funktionierte. Sie forderte von ihren
Mitgliedern „die strengste Disziplin auf der Grundlage der totalen
Selbstverleugnung und Selbstaufopferung“ (Bakunin).
Die Allianz stellte
eine totale Verneinung der Grundlagen dar, auf denen die Internationale
gegründet worden war. Um zu verhindern, dass sie in die Hände der Allianz fällt
und zerstört wird, haben Marx und Engels auf dem Kongress von Den Haag 1872 den
Vorschlag gemacht, ihren Sitz nach New York zu verlegen, dem der Generalrat
zustimmte. Sie wussten, dass diese Verlegung zu einem langsamen Absterben der
I. Internationalen führen würde (was 1872 auch geschah). Nach der
Niederschlagung der Pariser Kommune, die einen schweren Rückschlag für die
Klasse bewirkte, haben sie dieses Ende einer Degenerierung vorgezogen, die alle
positiven Errungenschaften der Jahre 1864 bis 1872 diskreditiert hätte.
Der Konflikt zwischen
der I. Internationalen und der Allianz hat sich sehr stark um Marx und Bakunin
personalisiert. Letzterer, der der Internationalen erst 1868 nach seiner
gescheiterten Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Demokraten in der Liga für
Frieden und Freiheit beitrat, beschuldigte Marx, Diktator des Generalrats und
somit der gesamten IAA zu sein.3 Das war eine vollständig falsche Anschuldigung
(es reicht aus, hierzu die Protokolle der Treffen des Generalrats und der
Kongresse der Internationalen zu studieren). Marx seinerseits hat völlig
richtig die Intrigen des heimlichen Chefs der Allianz denunziert. Diese
Intrigen sind durch den geheimen Charakter und die sektiererischen Auffassungen
der Allianz erleichtert worden. Die sektiererische und konspirative Konzeption
sowie das Charisma Bakunins begünstigten seinen persönlichen Einfluss auf seine
Anhänger und die Ausübung seiner Autorität als „Guru“. Mit der Behauptung,
Opfer einer Verfolgungskampagne zu sein, säte er Verwirrung und gewann einige
Anhänger unter einer gewissen Anzahl von schlecht informierten oder gegenüber
den Ideologien des Kleinbürgertums offenen Arbeitern.
Die gleichen
Charakteristiken beobachtet man bei der Spaltung zwischen den Bolschewiki und
den Menschewiki, die sich von Anbeginn über Organisationsfragen auftat.
Wie sich später
bestätigte, war das Vorgehen der Menschewiki vom Eindringen bürgerlicher und
kleinbürgerlicher Ideologien in die russische Sozialdemokratie bestimmt (obwohl
auch gewisse Vorstellungen der Bolschewisten die Folge einer
bürgerlich-jakobinistischen Sichtweise waren). Lenin stellte in Ein Schritt
vorwärts, zwei Schritte zurück dazu fest, „dass die Opposition in ihrer
Mehrheit aus den intelektuellen Elementen der Partei...” bestand, und ein
Vehikel kleinbürgerlicher Organisationsauffassungen war. (LW Bd.7, S 197ff)
Zweitens
vernachlässigte die Organisationsauffassung, die von den Menschewiki auf dem 2.
Kongress vertreten wurde und die Trotzki lange geteilt hatte (obwohl er sich
deutlich von ihnen besonders in der Frage der Natur der Revolution in Russland
sowie der Aufgaben des Proletariats in ihr distanziert hatte), die Bedürfnisse
des revolutionären Kampfes des Proletariats und barg die Zerstörung der
Organisation in sich. Einerseits war sie unfähig, eine klare Unterscheidung
zwischen Parteimitgliedern und Sympathisanten vorzunehmen, wie dies die
Meinungsverschiedenheit zwischen Lenin und Martow, dem Führer des
menschewistischen Flügels, über den Punkt 1 der Statuten zum Ausdruck brachte4.
Andererseits war sie vor allem der Ausdruck einer vergangenen Periode der
Arbeiterbewegung (als die Allianz noch
von der sektiererischen Phase der Arbeiterbewegung gekennzeichnet war):
„Unter der
Bezeichnung ‚Minderheit‘ haben sich in der Partei heterogene Elemente zusammen
gefunden, die den bewussten oder unbewussten Wunsch vereint, Zirkelbeziehungen
aufrecht zu erhalten, der Partei vorausgehende Organisationsformen. Gewisse
bedeutende Mitglieder der alten einflussreichsten Zirkel, die es nicht gewihnt
sind in Organisationsfragen eingeschränkt zu werden, die sich der
Parteidisziplin fügen müssen, neigen dazu, gedankenlos di e allgemeinen
Parteiinteressen mit ihren Zirkelinteressen zu verwischen, die tatsächlich in
der Phase des Zirkelwesens zusammenfallen mochten.“ (Lenin, Ein Schritt
vorwärts, zwei Schritte zurück) Insbesondere erhoben dies Elemente aufgrund
ihrer Kleinbürgerlichen Haltung „...das Banner der Rebellion gegenn die
unabdingbaren Einschränkungen durch die Organisation, und sie errichteten ihren
spntanen Anarchismus zum Kampfprinzip (...), indem sie mehr ‚Toleranz‘
forderten, etc.“ (a.a.O.)
Drittens führten der
Zirkelgeist und der Individualismus der Menschewiki zur Personalisierung von
politischen Fragen. Der dramatischste Augenblick des Kongresses, der einen
unüberbrückbaren Graben zwischen den beiden Gruppen schuf, war die Nominierung
für die diversen verantwortlichen Instanzen der Partei, insbesondere für die
Redaktion der Iskra, die als die eigentliche politische Führung angesehen wurde
(während das Zentralkomitee hauptsächlich für Organisationsfragen zuständig
war). Vor dem Kongress bestand die Redaktion aus sechs Mitgliedern: Plechanow,
Lenin, Martow, Axelrod, Starover (Potressow), Vera Sassulitsch. Aber nur die
drei Erstgenannten waren wirklich Redakteure, während Letztere praktisch nichts
taten oder sich damit begnügten, Artikel zu senden5. Um den in der alten
Redaktion herrschenden Zirkelgeist zu überwinden, schlug Lenin dem Kongress
eine Formel vor, die die Ernennung einer
geeigneteren Redaktion ermöglichen sollte, ohne dass dies als Misstrauensvotum
gegenüber jenen drei Militanten erschien: Der Kongress wählte eine kleinere
Redaktion aus drei Mitgliedern, die dann darüber hinaus in Übereinstimmung mit
dem Zentralkomitee weitere Mitglieder kooptieren sollte. Nachdem dieser
Vorschlag zunächst von Martow und den anderen Redakteuren akzeptiert wurde,
änderte Martow am Ende der Debatte seine Meinung, als er mit Lenin über die
Frage der Statuten in einen Gegensatz geriet (und als evident wurde, dass diese
alten Genossen Gefahr liefen, ihre Stellung zu verlieren): Er verlangte nun vom
Kongress (in der Tat schlug Trotzki eine Resolution in diesem Sinn vor), dass
die alte Redaktionskommission mit ihren sechs Mitgliedern „bestätigt“ wird. Es
war schließlich Lenins Vorschlag, der den Ärger und das Wehklagen der späteren
Menschewiki (Minderheit) auslöste. Martow erklärte „im Namen der Mehrheit der
ehemaligen Redaktion, dass keiner von uns in dieser neuen Redaktion teilnehmen
wird“.
(O.
a.a. LW Bd. 7, S. 318)
Anstelle politischer
Betrachtungen setzte Martow die sentimentale Verteidigung seiner alten Freunde,
den Opfern des „Belagerungszustands, der in der Partei herrscht“. Der
Menschewist Tsarew erklärte: „Wie sollen sich die nicht gewählten Mitglieder
der Redaktion verhalten, wenn der Kongress sie nicht mehr als Teil der
Redaktion sehen will?“ Die Bolschewiki verurteilten die konspiratorische Art
und Weise, wie diese Probleme dargestellt wurden.6 In der Folge lehnten die
Menschewiki die Entscheidungen des Kongresses ab und sabotierten sie. Sie
boykottierten die gewählten Zentralorgane und richteten sytematische,
persönliche Angriffe gegen Lenin. Trotzki beispielsweise bezeichnete ihn als
„Maximilius Lenin“ und bezichtigte ihn, à la Robespierre die „Rolle des
Unbestechlichen zu spielen“ sowie eine „Republik der Tugend und des Terrors“ zu
errichten (Bericht der sibirischen Delegation). Die Ähnlichkeit zwischen den
Anklagen der Menschewiki gegen Lenin und denjenigen der Allianz gegen Marx und
seine „Diktatur“ ist frappierend. Angesichts dieses Verhaltens der Menschewiki,
ihrer Personalisierung von politischen Fragen, ihrer Attacken, die ihn ins
Visier nahmen, und der Subjektivität Martows und seiner Freunde antwortete
Lenin: „Betrachte ich das Verhalten der Martowleute nach dem Parteitag ... so kann ich nur sagen,
dass das ein irrsiniger, eines Parteimitglieds unwürdiger Versuch ist, die
Partei zu sprengen... und weshalb? Nur weil man unzufrieden ist mit der
Zusammensetzung der Zentralstellen, denn objektiv war das die e i n z i g
e Frage, in der wir uns trennten, die
subjektiven Urteile aber ( wie Kränkung, Beleidigung, Hinauswurf, Beseitigung,
Verunglimpfung etc. etc) sind die Frucht gekränkter Eigenliebe und krankhafter
Phantasie. Diese krankhafte Phantasie und diese gekränkte Eigenliebe führen
geradewegs zu schädlichen Klatschereien nämlich dazu, dass man, ohne die
Tätigkeit der neuer Zentralstellen kennengelernt und ohne sie gesehen zu haben,
Gerüchte verbreitet über ihre ‚Arbeitsunfähigkeit‘, über die ‚eiserne Hand‘
eines Iwan Iwanowitsch... Die russische
Sozialdemokratie muss den letzten schwierigen Übergangg vollziehen vom
Zirkelwesen zum Parteiprinzip, vom Spiessertum zur Erkenntnis der
revolutionären Pflicht, vom Handeln auf Grund von Klatschereien und
Zirkeleinflüssen zur Disziplin.“ (Bericht vom 2. Kongress der SDAPR;
LW 7, S. 20)
2. Organisationsprobleme in der Geschichte der IKS
Wie alle anderen Organisationen
des Proletariats hat auch die IKS mit ähnlichen organisatorischen
Schwierigkeiten, mit denen wir uns weiter oben befassten, zu tun gehabt. Unter
diesen Schwierigkeiten sind Folgende zu nennen:
1974: die Debatte in
der Gruppe Révolution Internationale, der späteren französischen Sektion der
IKS, über die Zentralisierung; Bildung und Austritt der „Bérard–Tendenz“;
1978: die Bildung der
„Sam-MM-Tendenz“, die 1979 die GCI gründete;
1981: die Krise der
IKS, Bildung und Austritt der „Chénier-Tendenz“;
1984: das Auftreten
der Minderheit, die sich 1985 als „Tendenz“ konstituieren und dann die IKS
verlassen sollte, um die FECCI zu gründen;
1987/88: die
Schwierigkeiten in der spanischen Sektion, die zum Verlust der Sektion im
Norden des Landes führten;
1988: die Dynamik der
Anfechtung und Demobilisierung in der Pariser Sektion, die infolge des Gewichts
des Zerfalls auf unsere Reihen auf dem 8. Kongress von RI (Révolution
Internationale, der IKS-Sektion in Frankreich) ans Tageslicht getreten waren.
Trotz ihrer
Unterschiede kann man aus diesen Schwierigkeiten eine Reihe von gemeinsamen
Merkmalen destillieren, die an die Probleme anknüpfen, die in der bisherigen
Geschichte der Arbeiterbewegung bereits vorgekommen waren:
das Gewicht der
kleinbürgerlichen Ideologie, insbesondere des Individualismus;
die Infragestellung
des einheitlichen und zentralisierten Charakters der Organisation;
die Bedeutung der
persönlichen und subjektiven Faktoren.
Es würde zuviel Platz
einnehmen, wenn wir nun all diese schwierigen Perioden Revue passieren lassen
würden. Es genügt vollauf, jene Merkmale hervorzuheben, die stets, wenn auch in
unterschiedlichem Ausmaß, präsent waren.
a) Das Gewicht der kleinbürgerlichen Ideologie
Dieses Gewicht wird
deutlich, wenn man untersucht, was aus der Tendenz von 1978 geworden ist: Die
GCI (Group Communiste Internationale) hat sich einer Art von
Anarcho-Bordigismus hingegeben, begeistert sich für terroristische Aktivitäten
und misstraut den Kämpfen des Proletariats in den fortgeschrittenen Ländern,
während sie angebliche proletarische Kämpfe in der Dritten Welt glorifiziert.
In der Dynamik jener Gruppe von Genossen, die die FECCI gründen sollten, haben
wir frappante Ähnlichkeiten mit jenen identifiziert, die die Menschewiki 1903
motiviert hatten (s. den Artikel „Die externe Fraktion der IKS“, Revue
Internationale Nr. 45, engl., franz., span.), insbesondere das Gewicht des
intellektuellen Elements. In der Dynamik der Anfechtung und Demobilisierung,
die die Pariser Sektion betroffen hatte, haben wir bereits die Bedeutung des
Zerfalls hervorgehoben, der das Eindringen der kleinbürgerlichen Ideologie in
unsere Reihen begünstigte, insbesondere in der Form des „Demokratismus“
b) Die Infragestellung des einheitlichen und zentralisierten Charakters der Organisation
Es handelt sich hier
um ein Phänomen, das wir systematisch und bezeichnenderweise während der
verschiedenen Organisationsschwierigkeiten der IKS angetroffen haben:
Den Ausgangspunkt der
Dynamik, die zur „Bérard-Tendenz“ führte, war der Beschluss der Pariser
Sektion, eine Organisationskommission (OK) zu gründen. Eine gewisse Anzahl von
Genossen, besonders die Mehrheit derjenigen, die aus der trotzkistischen LO
(Lutte Ouvrier)e stammten, sahen in diesem embryonalen Zentralorgan die „große
Gefahr einer Bürokratisierung“ der Organisation. Bérard verglich das OK
unaufhörlich mit dem Zentralkomitee von LO (Bérard war mehrere Jahre lang
Mitglied dieser Organisation gewesen), er setzte RI mit dieser trotzkistischen
Organisation gleich. Dieses Argument hatte einen großen Einfluss auf die
anderen Genossen seiner „Tendenz“, denn alle (außer einer) kamen von LO.
Anlässlich der Krise
von 1981 machte sich (mit Unterstützung des dubiosen Elements Chénier, aber
nicht nur mit seiner) die Sichtweise breit, dass jede lokale Sektion eine
eigene Politik bezüglich der Intervention verfolgen könne, was eine totale
Infragestellung des Internationalen Büros (IB) und seines Sekretariats (IS)
bedeutete (man warf diesen Organen insbesondere ihre Auffassung über die Linke
in der Opposition sowie die Provozierung einer stalinistischen Degeneration
vor). Zwar vertrat man die Notwendigkeit von Zentralorganen, doch beschränkte
man sie letztlich auf die Rolle bloßer Briefkästen.
In der ganzen
Dynamik, die zur Bildung der FECCI führte, machte sich erneut die
Infragestellung der Zentralisierung bemerkbar, jedoch mit dem Unterschied, dass
fünf von zehn Mitgliedern der „Tendenz“ im IB waren. Sie wurde hauptsächlich
durch wiederholte Akte der Disziplinverletzung gegenüber dem IB, aber auch gegenüber anderen Instanzen
der Organisation in Frage gestellt: In ihrer gewissermaßen aristokratischen
Haltung betrachteten sich bestimmte Mitglieder der „Tendenz“ als „über den
Gesetzen stehend“. Konfrontiert mit der Notwendigkeit der Disziplin in der
Organisation, erblickten diese Militanten darin eine „stalinistische
Degenerierung“ und wiederholten die Argumente der „Chénier-Tendenz“, die sie
selbst drei Jahre zuvor bekämpft hatten.
Die Schwierigkeiten der
Sektion in Spanien von 1987/88 hängen direkt mit dem Problem der
Zentralisierung zusammen. Die neuen Militanten der Sektion von San Sebastian
gerieten in eine Dynamik, die zur Anfechtung der Sektion von Valencia führte,
die gleichzeitig als Zentralorgan wirkte. In der „baskischen“ Sektion
existierte eine Reihe von Meinungsverschiedenheiten und politischen Konfusione
bemerkenswerterweise über die Frage der Arbeitslosenkomitees; Konfusionen, die
zu einem beträchtlichen Teil auf die linksextremen Ursprünge gewisser Elemente
dieser Sektion zurückzuführen waren. Doch anstelle einer Diskussion über diese
Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Organisation, wurde dies zum Anlass
genommen für eine Art „My-home-is-my-castle“-Politik und für eine prinzipielle
Ablehnung aller Orientierungen von Valencia. Infolge dieser Dynamik verlor die
Sektion in Spanien die Hälfte ihrer Mitglieder.
Im Geist der
Anfechtung und Demobilisierung, der sich 1988 in der französischen Sektion und
besonders in Paris breitmachte, drückte
sich die Infragestellung der Zentralisierung im Wesentlichen gegen das
Zentralorgan der Sektion aus. Am klarsten wurde diese Infragestellung durch ein
Mitglied der Organisation ausgedrückt, das in seinen Texten und in seinem
Verhalten eine dem Anarcho-Rätekommunismus nahe Vorgehensweise entwickelte.
Insbesondere enthielt einer seiner ersten Beiträge eine Kritik der
Zentralorgane und die Idee des Rotationsprinzips bei der Ernennung der
Militanten für dieses Organ.
Die Ablehnung bzw.
Anfechtung der Zentralisierung stellte jedoch nicht die einzige Form der
Infragestellung des Einheitscharakters der Organisation während all der
erwähnten schwierigen Momente dar. Es sei hier eine weitere Manifestation
dieser Dynamik hinzugefügt, die, wie es von Lenin 1903 getan wurde, als
„Zirkel“, ja, gar als „Clan“ beschrieben werden kann. Das heißt, eine
informelle Umgruppierung einer gewissen Anzahl von Genossen auf der Basis nicht
einer politischen Übereinstimmung, sondern von seltsamen Kriterien wie
persönlicher Affinitäten, der Unzufriedenheit über diese oder jene Orientierung
der Organisation oder die Anfechtung eines Zentralorgans.
Alle „Tendenzen“ die
sich bis auf den heutigen Tag innerhalb der IKS formiert hatten, unterlagen
mehr oder weniger dieser Dynamik. Aus diesem Grund führten sie übrigens auch
alle zur Abspaltung. Wir haben jedes Mal darauf hingewiesen: Die Tendenzen
bildeten sich nicht auf der Grundlage einer positiven Orientierung als
Alternative zur von der Organisation eingenommenen Position, sondern als eine
Ansammlung von „Unzufriedenen“, die erst alle ihre Divergenzen in einen
gemeinsamen Topf warfen und anschließend versuchten, sich selbst eine gewisse
Kohärenz zu verleihen. Auf solchen Grundlagen konnte eine Tendenz nichts
Positives hervorbringen, denn ihre Dynamik bestand nicht darin, die
Organisation durch eine möglichst große Klarheit zu stärken, sondern im
Gegenteil in einer (oft unbewussten) Vorgehensweise, die zerstörerisch für die
Organisation ist. Solche Tendenzen waren nicht das organische Produkt der IKS
oder des Proletariats, sondern der Ausdruck des Eindringens von fremden
Einflüssen. Im Allgemeinen handelte es sich hierbei um die kleinbürgerliche
Ideologie. Folglich erscheinen diese Tendenzen
wie Fremdkörper innerhalb der IKS. Deshalb stellen sie eine Gefahr für
die Organisation dar, daher führen sie fast zwangsläufig zu Abspaltungen.7
In gewisser Weise
wies die Bérard-Tendenz die grösste Homogenität auf. Doch es gab kein
gemeinsames Verständnis über die Fragen ihres Ursprungs. Ihre „Homogenität“
basierte im Wesentlichen auf:
dem gemeinsamen
Ursprung (LO) der Mitglieder dieser Tendenz, die sie spontan in einer
gemeinsamen Vorgehensweise und insbesondere in der Ablehnung der
Zentralisierung vereinigte;
dem Charisma von
Bérard, der ein brilliantes Element war und dessen Interventionen weniger
erfahrene Elemente blendeten, die in
ihrer Gesamtheit keine große Ahnung hatten und sich ihm blindlings anschlossen.
Aus diesem
letzgenannten Grund findet man in dieser „Tendenz“ sehr akademistische und
gleichzeitig eher aktivistische Elemente vor. Es erübrigt sich zu sagen, dass
die „Kommunistische Tendenz“ die erste Nummer ihrer Publikation nicht
überlebte.
Was die anderen
„Tendenzen“ der IKS anbelangt, beinhaltete jede ein Allerlei von Positionen.
Tendenz Sam-MM:
tendenzieller Fall der Profitrate als Erklärung für die Wirtschaftskrise (Sam)
plus die proletarische Natur des Übergangsstaates (Sam) plus bordigistische
Ansichten über die Rolle der Organisation (MM) plus Überschätzung der
Klassenkämpfe in der 3. Welt (Ric);
Tendenz Chénier:
Ablehnung der Analyse über die Linke in der Opposition plus Verwandlung von
gewerkschaftlichen Organismen in Organe des Klassenkampfes plus stalinistische
„Degenerierung“ der IKS (dazu verdeckte Praktiken eines vielleicht im Dienste
des bürgerlichen Staates stehenden Individuums);
Tendenz FECCI:
nichtmarxistische Sichtweise des Klassenbewusstseins (ML) plus
rätekommunistische Schwächen (JA und Sander) plus Meinungsverschiedenheiten
über die Intervention der IKS in die gewerkschaftlich organisierten Aktionen
zur Lähmung der Arbeiterklasse (ROSE) plus Ablehnung der Begriffe Zentrismus
und Opportunismus (McIntosh).
Betrachten wir den
zusammengewürfelten Charakter dieser Tendenzen, so muss man sich fragen, worauf
sich denn ihre Vorgehensweise stützte.
Ursprünglich gab es
zweifellos Unzufriedenheiten und Konfusionen über allgemeine politische wie
auch über organisatorische Fragen. Doch nicht jeder Genosse, der in diesen
Fragen anderer Meinung war, schloss sich diesen Tendenzen an. Andererseits
haben gewisse Genossen, die anfangs keine Meinungsverschiedenheiten hatten, sie
im weiteren Verlauf „entdeckt”, um sich der Bildung einer „Tendenz“
anzuschließen Deshalb müssen wir, wie das bereits Lenin 1903 gemacht hat, an einen
anderen Aspekt des Organisationslebens erinnern: an die Bedeutung
„persönlicher“ Fragen und der Subjektivität.
c) Die Bedeutung „persönlicher“ Fragen und der Subjektivität
Die Fragen bezüglich
Verhaltensweisen, Benehmen, Subjektivität, emotionalen Reaktionen von
Militanten sowie der Personifizierung von bestimmten Debatten besitzen keine
„psychologische“ Natur, sind aber eminent politisch. Perönlichkeit,
individuelle Geschichte, Kindheit, emotionale Probleme u. a. erlauben uns
nicht, regelwidrige, abweichende Verhaltensweisen von Mitgliedern der
Organisation zu erklären, die sie in diesem oder jenem Fall angenommen haben.
Hinter solchem Benehmen findet man immer, direkt oder indirekt, Individualismus
oder Sentimentalitäten, welche Ausdruck von nicht-proletarischen Klassen sind:
dem Bürgertum und Kleinbürgertum. Man kann zumeist sagen, dass bestimmte
Persönlichkeiten angesichts des Drucks von solchen ideologischen Einflüssen
zerbrechlicher sind als andere.
Das bedeutet nicht,
dass „persönliche“ Aspekte keine wichtige Rolle im Leben der Organisation
spielen, wie man anhand zahlreicher Beispiele sehen kann:
Die Bérard-Tendenz:
Es genügt die Tatsache aufzuzeigen, dass einige Tage nach der Einsetzung einer
Organisationskommission, die von Bérard nicht anerkannt wurde, derselbe Bérard
gegenüber MC8 folgenden Handel vorschlug: „Ich werde für die
Untersuchungskommission stimmen, wenn du mich für sie vorschlägst. Andernfalls
werde ich kämpfen.” MC machte den Vorfall nicht publik, um Bérard nicht
öffentlich „niederzumachen“ und um zu ermöglichen, dass die Debatte an die
Wurzeln gelangt. Die OK stellte also eine Gefahr der „Bürokratisierung“ dar,
weil Bérard nicht aufgenommen wurde. Kein weiterer Kommentar!
Die
Sam-MM-Tendenz: Sie setzte sich aus drei
Gruppen (teilweise familiärer Natur) zusammen, deren „Anführer“ verschiedene
Vorurteile hatten, welche alle in der Anfechtung der Zentralorgane
zusammenfanden. Da „es keinen Platz für mehrere männliche Krokodile im selben
Teich gibt“ (wie ein afrikanisches Sprichwort sagt), trennten sich die drei
kleinen Krokodile bald darauf. Sam spaltete sich als erster von der GCI ab, um
die Eintagsfliege der „Fraction Communiste Internationaliste“ zu gründen;
später verrließ auch MM die GCI, um die „Movement Communiste“ zu bilden.
Die Chénier-Tendenz:
Persönliche Konflikte und Persönlichkeiten spalteten die englischen Sektion in
zwei Gruppen, welche nicht miteinander sprachen und zum Beispiel in verschiedenen Restaurants essen gingen.
Militante aus dem Ausland, welche diese Treffen besuchten, wurden von dem einen
oder dem anderen Clan vereinnahmt und mit Klatsch über die anderen bedrängt.
Die Krise wurde durch die Manöver von Chénier, der ständig Öl ins Feuer goss,
noch verschlimmert9:
Die EFICC-Tendenz:
Abgesehen von den politischen Differenzen (welche unvereinbar waren) war eine
Hauptquelle für den Werdegang derjenigen, die die EFICC gründeten, der
verletzte Stolz einiger (besonders JA und ML), die es wenig gewohnt waren,
kritisiert zu werden (besonders von MC), und die „Solidarität“, welche ihre
alten Freunde ihnen gegenüber bekunden wollten. Wenn man die Geschichte des
zweiten Kongresses der SDAPR untersucht und die Affäre der „EFICC-Tendenz“
erlebt hat, stößt man auf all die Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Ereignissen.
Doch wie Marx sagte: „die Geschichte wiederholt sich, zuerst als Tragödie und
dann als Farce.”
Persönliche Fragen
spielten nicht nur im Zeitraum sich bildender Tendenzen in verschiedener
Hinsicht eine Rolle. So entwickelten sich zurzeit der Schwierigkeiten in der
spanischen Sektion 1987–88 unter den Genossen aus San Sebastian, die auf einer
unzureichend soliden politischen Grundlage und zu einem erheblichen Umfang
aufgrund der Persönlichkeit integriert worden waren, sehr starke Animositäten
gegenüber gewissen Genossen aus Valencia. Dieser personalisierte Ablauf wurde
besonders betont durch den ungesunden und
entstellten Geist eines der Elemente aus San Sebastian und vor allem
durch die Agitation Albars, der eine Triebkraft des Kerns in Lugo war und dessen
Verhalten dem von Chénier ähnelte: Geheimkontakte und -korrespondenz,
Verunglimpfungen und Verleumdungen, der Einsatz von Sympathisanten, um auf die
Genossen aus Barcelona „einzuwirken”, die schließlich die IKS verließen
Diese
unvermeidlicherweise zu schnelle und oberflächliche Untersuchung, der
organisatorischen Schwierigkeiten, auf die die
IKS im Verlauf ihrer Geschichte gestoßen ist, enthüllt trotzdem zwei
wesentliche Tatsachen:
Diese Schwierigkeiten
sind nicht ungewöhnlich und existierten die gesamte Geschichte der
Arbeiterklasse hindurch.
Die IKS ist von
diesen Arten von Schwierigkeiten wiederholt und häufig konfrontiert worden.
Gerade das letzte
Element muss die Organisation und die Genossen dazu anregen, die
Organisationsprinzipien, welche 1982 von der Außerordentlichen Konferenz im
„Bericht zur Struktur und Funktionsweise der Organisation der Revolutionäre“
und in den Statuten ausgearbeitet worden waren, gründlich zu studieren.
3. Die prinzipiellen Punkte des „Berichts zur Struktur und Funktionsweise“ von 1982 und der Statuten.
Die Grundidee des
Berichts von 1982 ist die Einheit der Organisation. In diesem Dokument war die
Idee zuerst unter dem Gesichtspunkt der Zentralisierung behandelt worden, ehe
sie unter dem Gesichtspunkt der Beziehungen der Militanten zur Organisation
betrachtet wurde. Die Wahl dieser Reihenfolge entsprach den Problemen, auf die
die IKS 1981 gestoßen war, als die Schwächen durch die Anfechtung der
Zentralorgane und der Zentralisierung offenkundig wurden. Heute sind die
meisten Schwierigkeiten, denen sich die Sektionen gegenübersehen, nicht direkt
mit der Frage der Zentralisierung verknüpft, sondern viel mehr mit dem
Organisationsgewebe, mit dem Platz und den Verantwortlichkeiten von Militanten
innerhalb der Organisation. Und selbst wenn Schwierigkeiten bezüglich der
Zentralisierung aufkommen, wie in der französischen Sektion, gehen sie zurück
auf das vorhergehende Problem. Daher ist es bei der Bewertung der verschiedenen
Aspekte des Berichts von 1982 angebracht, mit dem letzten
– Punkt 12 – zu
beginnen, der richtigerweise die Beziehungen zwischen der Organisation und den
Militanten betrifft
3 .1. Die Beziehungen zwischen den Militanten und der Organisation
a) Das Gewicht des Individualismus
Eine grundlegende
Bedingung der Fähigkeit einer Organisation, ihre Aufgaben innerhalb der Klasse
zu erfüllen, ist das richtige Verständnis des Verhältnisses zwischen ihren
Mitgliedern und der Organisation. Dies ist eine in der gegenwärtigen Zeit
besonders schwer zu verstehende Frage, weil es einen organischen Bruch zwischen
den Fraktionen der Vergangenheit und dem Einfluss der Studenten in den
revolutionären Organisationen in der Zeit nach 1968 gegeben hat, der das
Wiederauftauchen eines Lasters aus der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts
bewirkt hat: den Individualismus.“ (Bericht von 1982, Punkt 12)
Es ist notwendig
festzustellen, dass zu den Ursachen des Eindringens des Individualismus, welche
bereits identifiziert wurden, heute noch das Gewicht des Zerfalls hinzukommt.
Im Besonderen fördert der Zerfall die „Atomisierung“ und das „Jeder für sich“.
Es ist wichtig, dass sich die ganze Organisation vollständig bewusst ist über
diesen konstanten Druck, den der verfaulende Kapitalismus in den Köpfen der
Militanten ausübt. Ein Druck, welcher außerhalb einer offen revolutionären Periode nur wachsen kann. In diesem Sinne
sind die folgenden Punkte, die auf die
Schwierigkeiten und Gefahren antworten, welche bereits in der Vergangenheit auf
die Organisation gelauert haben, heute gültiger denn je. Selbstverständlich
darf uns dies nicht entmutigen, sondern im Gegenteil zu noch größerer
Wachsamkeit gegenüber diesen Schwierigkeiten und Gefahren ermutigen.
b) Die „Erfüllung“ der Militanten
„Das gleiche
Verhältnis, das zwischen einem besonderen Organismus (Gruppe oder Partei) und
der Klasse besteht, existiert auch zwischen der Organisation und dem
Militanten. Und ebenso wenig, wie die Klasse
für die Bedürfnisse der kommunistischen Organisation existiert,
existieren kommunistische Organisationen, um die Probleme des individuellen
Militanten zu lösen. Die Organisation ist nicht das Produkt der Bedürfnisse
ihrer Mitglieder. Man ist Militanter in dem Maße, wie man die Aufgaben und die
Funktion der Organisation verstanden hat und ihnen beipflichtet.
Infolgedessen zielt
die Verteilung der Aufgaben und der Verantwortlichkeiten innerhalb der
Organisation nicht auf eine ‚Verwirklichung‘ der einzelnen Mitglieder ab. Die
Aufgaben müssen so verteilt werden, dass die Organisation als ein Ganzes
optimal funktionieren kann. Wenn die Organisation soweit wie möglich die
Situation und das Wohlergehen eines einzelnen Mitglieds berücksichtigt, dann
geschieht dies vor allem deshalb, weil es im Interesse der Organisation ist,
dass alle ihre ‚Zellen‘ in der Lage sind, ihren Teil zur Arbeit der
Organisation beizutragen. Das heißt nicht, dass die Individualität und die
Probleme eines einzelnen Mitgliedes außer Acht gelassen würden; es bedeutet,
dass Ausgangs- und Endpunkt die
Fähigkeit der Organisation sein muss, ihre Aufgaben im Klassenkampf
auszuführen.“ (Bericht, Punkt 12)
Dies ist ein Punkt,
den wir nie vergessen dürfen. Wir stehen im Dienst der Organisation, nicht
umgekehrt. Insbesondere ist Letztere keine Art von Klinik, wo besonders die
psychischen Krankheiten geheilt werden, an denen ihre Mitglieder möglicherweise
laborieren. Dies bedeutet nicht, dass das Revolutionär-Werden nicht dabei
hilft, die persönlichen Schwierigkeiten, die jedermann hat, in einen
Zusammenhang zu stellen, wenn es sie schon nicht alle zusammen überwinden kann.
Ganz im Gegenteil: Ein Kämpfer für den Kommunismus zu werden bedeutet, seiner
Existenz einen tiefen Sinn zu geben. Einen Sinn, der dazu beitragen kann, auch
allen anderen Aspekte des Lebens einen grundsätzlicheren Sinn zu geben (Erfolg
in Beruf oder Familienglück, Kindererziehung, wissenschaftliche oder
künstlerische Tätigkeiten, alles Befriedingungen, die von allen geteilt werden
sollten, aber einem großen Teil der Menschheit versagt bleiben) Die größte
Befriedigung, die ein menschliches Wesen in seinem Leben erfahren kann, ist ein
positiver Betrag für seine Nachfahren, für die Gesellschaft und Menscheit. Was
den kommunistischen Militanten von seinen Mitmenschen unterscheidet und ihm
Sinn gibt in seinem Leben, ist, dass er ein Glied in der Kette ist, die zur
Emanzipation der Menschheit, ihren Eintritt in das “Reich der Freiheit“ führt;
eine Kette, die auch nach seinem Tode weitergeführt wird. Folglich ist das, was
ein Militanter heute vollbrint, unvergleichlich wichtiger als das, was das
größte Genie tun kann, sei es die Entdeckung eines Heilmittels gegen Krebs oder
einer unerschöplichen Quelle umweltfreundlicher Energie. In diesem Sinne muss
die Leidenschaft seines Engagements dem Militanten erlauben, über die
Schwierigkeiten hinauszugehen, auf die jedes menschliche Wesen stößt.
Deshalb muss
angesichts der besonderen Schwierigkeiten, auf die Mitglieder der Organisation
stoßen können, eine politische Haltung eingenommen werden, nicht eine
psychologische. Es ist klar, dass psychologische Aspekte bei Problemen, die
einen Militanten betreffen, durchaus berücksichtigt werden können. Aber sie
müssen grundsätzlich im Rahmen der Organisation gestellt werden, und nicht
umgekehrt. So muss, wenn ein Mitglied häufig seine Aufgaben nicht erfüllen
kann, die Organisation grundsätzlich politisch und in Übereinstimmung mit ihren
Prinzipien und ihrer Funktion reagieren, auch wenn sie selbstverständlich
imstande sein muss, die Besonderheiten der Situation anzuerkennen, in der sich
ein Militanter befindet. Wenn die Organisation es z.B. mit einem Genossen zu
tun hat, der dem Alkoholismus verfällt,
darf sie nicht die Rolle des Psychotherapeuten spielen (eine Rolle, wofür sie
sowieso keine Qualifizierung hat und mit der sie nur riskiert, „Zauberlehrling“
zu sein), sondern sie muss auf ihrem eigenen
Terrain reagieren:
das Problem zur
Sprache bringen, indem es innerhalb der Organisation und mit dem betroffenen
Militanten diskutiert wird;
das Trinken von
Alkohol auf den Treffen und bei Aktivitäten verbieten;
die Militanten dazu
verpflichten, zu Treffen und Aktivitäten nüchten zu erscheinen
Die Erfahrungen haben
reichlich gezeigt, dass dies der beste Weg ist, solche Probleme zu überwinden.
Aus denselben Gründen
darf militantes Engagement nicht als Routine, wie am Arbeitsplatz, betrachtet werden, auch wenn
bestimmte Aufgaben an sich nicht so anregend sind. Im Besonderen ist es
wichtig, dass diese Aufgaben – wie alle Aufgaben im Allgemeinen – so
ausgeglichen wie möglich verteilt werden, damit nicht die einen überlastet
werden, während die anderen nichts zu tun haben. Es ist auch wichtig, dass
jeder Militante die Überzeugung aus seinen Gedanken und aus seinem Verhalten
verbannt, er sei ein „Opfer“ der Organisation, die ihn schlecht behandle und
ihm zuviel Arbeit gebe. Die große Stille, welche es oft in den Sektionen gibt,
wenn es darum geht, freiwillig Aufgaben zu übernehmen, ist vor allem für junge
Militante erschreckend und demoralisierend.10
c) Verschiedene Arten von Aufgaben und die Arbeit in den Zentralorganen
„In der Organisation
gibt es keine ‚erhabene‘ und keine ‚zweitrangige‘, weniger erhabene‘ Aufgaben. Sowohl die Aufgabe der
theoretischen Ausarbeitung als auch die Verwirklichung der praktischen
Aufgaben, die Arbeit innerhalb der Zentralorgane wie auch die spezifische
Arbeit in den örtlichen Sektionen sind gleichermaßen wichtig für die Organisation
und dürfen nicht hierarchisch geordnet werden (nur der Kapitalismus errichtet
solche Hierarchien). Deshalb muss man die Idee als bürgerlich verwerfen,
derzufolge die Berufung eines Mitglieds in ein Zentralorgan einen ‚Aufstieg‘,
den Zugang zu einem ‚Ehrenposten‘ oder zu einem Privileg bedeuten würde. Das
Karrieredenken muss vollkommen aus der Organisation verbannt werden, da es im
Gegensatz steht zu der selbstlosen Aufopferung, die ein charakteristisches
Merkmal der kommunistischen Militanten ist.“ (ebenda)
Dies wurde nicht nur
in der Situation, in der sich die IKS 1981 befand, bekräftigt, sondern hat
darüber hinaus eine allgemeine und permanente Bedeutung.11 In gewisser Hinsicht
war das Phänomen der Anfechtungen in der IKS oft mit der Vorstellung verbunden,
welche die Organisation als „Pyramide“ oder „hierarchisch“ betrachtet, was der
Sichtweise entspricht, die die Erlangung von Verantwortlichkeiten in einem
Zentralorgan als eine Art „Ziel“ für jeden Militanten betrachtet . Dieselbe
Vision sieht die Zugehörigkeit zu einem Zentralorgan, als eine Art Ziel für
jeden Militanten an (die Erfahrung lehrt, dass Anarchisten sozusagen oft
hervorragende Bürokraten sind).
Darüber hinaus muss
man nur den Widerwillen betrachten, mit dem die Organisation einen Militanten
von seiner Verantwortung in einem Zentralorgan entbindet, das Trauma, das eine
solche Maßnahme provoziert, um einzusehen, dass dies ein echtes Problem ist. Es
ist klar, dass solche Traumen der bürgerlichen Ideologie direkt Tribut zollen.
Aber es genügt nicht, völlig davon überzeugt zu sein, um ihm zu entkommen.
Angesichts einer solchen Situation ist es wichtig, dass die Organisation und
ihre Militanten alles bekämpfen, was das Eindringen solcher Ideologien
begünstigt:
Mitglieder von
Zentralorganen dürfen weder von besonderen Privilegien profitieren noch sie
akzeptieren, insbesonders die Vernachlässigung von Aufgaben und der Disziplin,
welche für alle Mitglieder der Organisation gültig sind.
Sie dürfen mit ihrem
Verhalten und ihrer Ausdrucksweise anderen Genossen nicht ihre Mitgliedschaft
in diesem oder jenem Zentralorgan „spüren“ lassen: Solch eine Mitgliedschaft
ist keine Medaille, die man überheblich zur Schau trägt, sondern eine besondere
Aufgabe, die mit der gleichen Ernsthaftigkeit und Verantwortung übernommen
werden muss wie alle anderen.
Es gibt keine
„Begünstigung durch die Alten“ in den Zentralorganen, eine Art von
„Karrierestruktur”, wie in bürgerlichen Firmen und Verwaltungen, deren
Beschäftigte angeblich auf der hierarchischen Leiter zum Erfolg klettern
können. Im Gegenteil: Um sich auf die Zukunft vorzubereiten, muss die
Organisation dafür Sorge tragen, dass auch auf der höchsten Ebene
Verantwortlichkeiten an junge Militante übertragen werden, sofern diese ihre
Fähigkeit gezeigt haben, Verantwortung zu übernehmen (erinnert sei dabei, dass
Lenin vorschlug, gegen den Widerstand des “alten“ Plechanow den 22jährigen
Trotzki in die Redaktion der Iskra aufzunehmen. Wir wissen, was aus dem Einen
und dem Anderen wurde).
Was die Bedürfnisse der
Organisation angeht, ist es erforderlich und zweckmäßig, Militante im
Zentralorgan zu ersetzen, ohne dass dies als Sanktion, als eine Art
Degradierung oder Vertrauensentzug gesehen und dargestellt wird. Die IKS
verlangt weder die Rotation von Aufgaben wie die Anarchisten noch erkennt sie
die Lebenserfahrung von Leuten als Ausschlag gebend bei der Verteilung von
Verantwortlichkeiten an, wie dies in der Académie française oder in der Führung
der Kommunistischen Partei Chinas der Fall ist.
d) Ungleichheit zwischen Militanten
„Auch wenn es
unterschiedliche Fähigkeiten unter Individuen und Militanten gibt, welche durch
die Klassengesellschaft aufrechterhalten und verschärft werden, besteht die
Rolle der Organisation nicht darin, wie die utopischen Sozialisten
vorzutäuschen, diese abschaffen zu können. Die Organisation muss versuchen, die
politischen Kapazitäten ihrer Militanten maximal voranzutreiben, da diese eine
Vorbedingung für ihre eigene Stärkung sind. Doch sie behandelt diese nie als
eine Frage der individuellen Schulbildung oder einer Gleichmacherei der
individuellen Erziehung.
Die wirkliche
Gleichheit zwischen Militanten ist die, das Maximum für das Leben der
Organisation zu geben (”Jeder nach seinen Fähigkeiten”, eine von Saint-Simon
stammende, von Marx übernommene Formulierung). Die wirkliche ‚Erfüllung‘ als
Militanter besteht darin, alles zu tun, um die Organisation zu unterstützen,
ihre Aufgaben, welche sie von der Klasse erhalten hat, zu verwirklichen.”
(ebenda)
Gefühle von
Eifersucht, Rivalität, Konkurrenz oder „Minderwertigkeitskomplexen”, die
zwischen Militanten aufkommen können und mit ihren Ungleichheiten verknüpft
sind, sind typische Ausdrücke des Eindringens der herrschenden Ideologie in die
Reihen der kommunistischen Organisation12. Auch wenn es eine Illusion ist zu
glauben, man könne solche Gefühle vollständig aus den Köpfen aller Mitglieder
der Organisation verbannen, so ist es dennoch wichtig, dass jeder Militante die
permanente Sorge haben muss, sich in seinem Verhalten nicht durch diese Gefühle
steuern zu lassen und sie innerhalb der Organisation zu bekämpfen.
Anfechtungen sind oft
das Resultat solcher Gefühle und Frustrationen. In der Tat ist die Anfechtung
von Zentralorganen oder von Militanten, die ein „größeres Gewicht“ als andere
haben (wie gerade die Mitglieder der Zentralorgane), die typische Haltung von
Militanten oder Teilen der Organisation, welche „Komplexe“ gegenüber anderen
haben. Deshalb nimmt dies oft die Form einer Kritik um der Kritik willen an
(und nicht über das, was wirklich gesagt bzw. getan wurde) gegenüber allem, was
eine „Autorität“ repräsentiert (das klassische Verhalten des Halbwüchsigen, der
gegen seinen Vater aufbegehrt). Als Ausdruck des Individualismus deckt sich das
Protestlertum exakt mit einer anderen Erscheinung des Individualismus: dem
autoritären Verhalten, dem „Gefallen an der Macht“13. Das Protestlertum kann
aber auch unauffälligere Formen annehmen, die nicht weniger gefährlich sind, im
Gegenteil, denn sie sind schwerer zu erkennen. Es drückt sich gleichermaßen im Streben aus, den Platz dessen (Militanter
oder Zentralorgan) einzunehmen, der angefochten wird, und dabei zu hoffen, so
den Grund seines Komplexes zu beseitigen.
Ein anderer Aspekt,
den es zu beachten gilt, wenn neue Genossen zur Organisation stoßen, ist das Misstrauen von Seiten alter
Genossen, die befürchten, die Neuen könnten sie „in den Schatten stellen”,
besonders dann, wenn die Neuen über wichtige politische Kapazitäten verfügen.
Dies ist ein echtes Problem: Einer der Hauptgründe für die Feindschaft
Plechanows gegen Trotzki bei dessen Aufnahme in die Redaktion der Iskra war die
Angst, dass sein eigenes Ansehen durch dieses brilliante Element geschmälert
würde.14 Was zu Beginn des 20. Jahrhundert gültig war, ist heute aktueller denn
je. Wenn die Organisation (und ihre Militanten) nicht fähig ist, solche
Verhaltensweisen loszuwerden oder zumindest zu neutralisieren, wird sie nicht
fähig sein, ihre Zukunft im revolutionären Kampf vorzubereiten.
Schließlich ist es
bezüglich der Frage der „individuellen Erziehung“, die im Bericht von 1982
aufgegriffen wurde, wichtig zu unterstreichen, dass der Eintritt in ein
Zentralorgan in keiner Weise als ein Mittel zur „Schulung“ von Militanten zu
sehen ist. Der Ort, an dem sich die Militanten formen, sind ihre Aktivitäten
innerhalb der „Basisorganismen der Organisation“ (Statuten), der lokalen
Sektionen. In diesem Rahmen eignen sie sich ihre Fähigkeiten an und
vervollkommnen sich, um einen besseren Beitrag zum Leben der gesamten
Organisation zu leisten (theoretische, organisatorische und praktische
Fähigkeiten, das Verantwortungsbewusstsein usw.) Wenn die lokalen Sektionen
nicht fähig sind, diese Rolle zu spielen, bedeutet dies, dass ihre
Funktionsweise, ihre Aktivitäten und Diskussionen sich nicht auf dem Niveau
befinden, auf dem sie sich befinden sollten. Wenn die Organisation neue
Genossen für die Erfüllung besonderer Aufgaben in den Zentralorganen oder
spezifischen Kommissionen heranzieht (zum Beispiel um gerüstet zu sein für
Situationen, in denen diese Organe durch die Repression lahmgelegt sind), dann
geschieht dies keineswegs zur Befriedigung eines „Schulungsbedürfnisses“ für
die betroffenen Militanten, sondern um der Organisation als Ganzes zu
ermöglichen, ihre Verantwortung wahrzunehmen.
e) Die Beziehungen zwischen den Militanten
„Auch wenn sie die
Narben der kapitalistischen Gesellschaft tragen, (...) dürfen die Beziehungen
zwischen den Militanten nicht im flagranten Widerspruch zu dem von den
Revolutionären verfolgten Ziel stehen (...) und müssen notwendigerweise auf der
Solidarität und dem gegenseitigen Vertauen beruhen, die ein Kennzeichen der
Zugehörigkeit der Organisation zu jener Klasse sind, die den Kommunismus
verwirklichen wird.” (Auszug aus der Plattform der IKS)
Dies bedeutet
insbesondere, dass das Verhältnis der Militanten durch Brüderlichkeit und nicht
durch Feindschaft geprägt sein soll. Im Besonderen :
darf die
Praktizierung einer politisch-organisatorischen und nicht „psychologischen“
Herangehensweise gegenüber Genossen, die in Schwierigkeiten stecken, nicht als
Funktion einer unpersönlichen oder administrativen Maschinerie verstanden
werden. Die Organisation und ihre Militanten müssen verstehen, wie sie in
solchen Fällen ihre Solidarität zeigen, ohne zu vergessen, dass Brüderlichkeit
nicht Nachgiebigkeit bedeutet;
deutet das Aufkommen
feindschaftlicher Gefühle unter Militanten, die den anderen als Feind
betrachten, an, wie sehr der Blick für den Daseinsgrund der Organisation
verloren gegangen ist. Es signalisiert, dass es notwendig ist, sich die
Grundlagen des militanten Engagements wiederanzueignen.
Außerhalb solcher
extremen Fälle, die in der Organisation keinen Platz haben, ist es klar, dass
Abneigungen in Letzterer nicht total verschwinden können. In solchen Fällen
darf das Funktionieren der Organisation solche Abneigungen nicht fördern,
sondern muss sie im Gegenteil verringern und neutralisieren. Insbesondere
bedeutet die notwendige Offenheit, die unter Genossen existieren muss, nicht
Rücksichtslosigkeit oder Respektlosigkeit. Ferner sollten Beleidigungen absolut
aus den Beziehungen zwischen Militanten verbannt werden.
Doch dies heisst
keinesfalls, dass die Organisation sich als eine „Gruppe von Freunden“ oder als
eine Ansammlung solcher Gruppen ansehen darf.15
Tatsächlich ist eine
der größten Gefahren, die die Organisation ständig bedroht, ihre Einheit in
Frage stellt und sie zerstören kann, die Gründung von „Clans”, auch wenn dies
nicht absichtlich und bewusst geschieht. In einer Clandynamik fußt das
gemeinsame Vorgehen nicht auf wirklicher politischer Übereinstimmung, sondern
vielmehr auf Freundschaft, Loyalität, gemeinsamen persönlichen Interessen oder
geteilten Frustrationen. Oft ist eine solche Dynamik in dem Maße, wie sie nicht
auf gemeinsamen politischen Übereinstimmungen basiert, von der Existenz von
„Gurus“ und „Leitwölfen“ begleitet, welche die Einheit des Clans garantieren
und ihre Kraft aus einen besonderen Charisma schöpfen. Diese können die
politischen Fähigkeiten und die Urteilskraft anderer Militanter lahmlegen,
indem sie als „Opfer“ dieser oder jener Politik der Organisation präsentiert
werden oder sich selbst als solches darstellen. Wenn eine solche Dynamik
entsteht, entscheiden die Mitglieder oder Sympathisanten des Clans nicht
infolge einer bewussten und rationalen Wahl über ihre Haltung und die
Entscheidungen, die sie treffen, sondern als Resultat der Claninteressen, die
dazu neigen, sich gegen jene der Organisation zu richten.16
Im Besonderen werden
alle Interventionen, die eine Position beziehen, welche ein Clanmitglied (bzw.
das, was es sagt oder tut) herausfordert, als eine „persönliche Abrechnung“ mit
ihm oder dem ganzen Clan betrachtet. Ferner neigt in einer solchen Dynamik ein
Clan oft dazu, eine monolithische Front zu präsentieren (und es vorzuziehen,
seine schmutzige Wäsche innerhalb der Familie zu waschen), die begleitet wird
von einer blinden Disziplin, indem man sich ohne Diskussion um die
Orientierungen des „Rudelführers“ schart.
Es ist eine Tatsache,
dass einzelne Mitglieder der Organisation aufgrund ihrer Erfahrungen,
politischen Kapazitäten oder der Bestätigung ihrer Einschätzungen durch die
Realität eine größere Autorität erlangen können als andere Militante. Das Vertrauen,
welches ihnen die anderen Militanten spontan entgegenbringen, auch wenn sie
deren Standpunkt im Moment nicht mit Sicherheit teilen, ist eine normale Sache
im Leben der Organisation. Es kann auch vorkommen, dass die Zentralorgane oder
einzelne Militante vorübegehend um Vertrauen ersuchen, auch wenn sie noch nicht
unmittelbar alle Elemente haben, um ihre Überzeugung fundiert darlegen zu
können oder die Bedingungen für eine klare Debatte in der Organisation noch
nicht existieren. Im Gegenteil dazu ist es nicht normal, definitiv mit einer
Position einverstanden zu sein, nur weil sie von dem Genossen X vertreten wird.
Sogar die größten Namen in der Geschichte der Arbeiterbewegung haben Fehler
gemacht. In diesem Sinne kann das Festhalten an Positionen nur auf einer
wirklichen Übereinstimmung basieren, für welche eine unerlässliche Bedingung
die Qualität und Tiefe der Debatte ist. Dies ist auch die beste Garantie für
die Solidität und Dauerhaftigkeit einer Position innerhalb der Organisation,
die nicht einfach in Frage gestellt werden kann, nur weil Genosse X seine
Meinung geändert hat. Die Militanten sollten nicht ein für allemal daran
„glauben“, was ihnen selbst von einem Zentralorgan gesagt wird. Ihr kritischer
Geist muss ständig aktiv sein (auch wenn dies nicht heißt, dass sie ständig
kritisieren müssen). Dies verleiht den Zentralorganen wie auch den Militanten,
welche ein großes „Gewicht“ haben, die Verantwortung, nicht bei jeder
Gelegenheit und wahllos die „Argumente der Autorität“ zu nutzen. Im Gegenteil,
sie müssen jede Tendenz zum „Hinterherdackeln“, zu oberflächlichen Argumenten
ohne Überzeugung und ohne Nachdenken bekämpfen.
Eine Clandynamik kann
auch von der Vorgehensweise einer nicht notwendigerweise bewussten
„Infiltration“ geprägt sein, das heißt,
die Besetzung von Schlüsselpositionen in der Organisation (wie den
Zentralorganen zum Beispiel, aber nicht nur) mit Clanmitgliedern oder Personen,
die vom Clan überzeugt werden können. Das ist eine gebräuchliche Praxis und
wird systematisch in den bürgerlichen Parteien angewandt. Es muss von einer
kommunistischen Organisation entschieden zurückgewiesen werden. Sie muss
gegenüber diesen Methoden sehr wachsam sein. Besonders bei der Besetzung der
Zentralorgane „ist es notwendig, die Fahigkeit (der Kandidaten), kollektiv zu
arbeiten, zu berücksichtigen“ (Statuten). Es ist ebenfalls wichtig, bei der
Auswahl jener Militanten, die in solchen Organen arbeiten sollen, darauf zu
achten, dass die Möglichkeit einer Clandynamik bezüglich Affinitäten und
persönlichen Verbindungen zwischen den betroffenen Militanten möglichst gering
gehalten wird. Deshalb muss die Organisation besonders soweit wie möglich
vermeiden, dass zwei Militante, die in einer privaten Beziehung zusammenleben,
für die gleiche Kommission nominiert werden. Ein Mangel an Wachsamkeit auf
diesem Gebiet kann sehr schädliche Konsequenzen für die politische Kapazität
der Militanten und der ganzen Organisation haben. Bestenfalls könnte das
fragliche Organ, gleichgültig wie die Qualität seiner Arbeit ist, vom Rest der
Organisation als „Gang von Freunden“ übelgenommen werden und damit zu einem
bedeutsamen Verlust der Autorität des Organs führen. Schlimmstenfalls endet
dieses Organ in einem Verhalten als abgesonderter Clan, mit allen Gefahren, die
dies beinhaltet, oder wird von den Konflikten zwischen den Clans in ihm gar
gelähmt. Im beiden Fällen kann die Existenz der ganze Organisation davon
betroffen sein.
Letztendlich kann
eine Clandynamik den Boden schaffen, auf dem eine Praxis ausgeübt wird, die der
des bürgerlichen Wahlspektakels näher steht als jener der kommunistischen
Militanz:
Kampagnen zur
Verführung derjenigen, die der Clan für sich gewinnen will oder um deren Stimme
bzw. Unterstützung für diese oder jene Nominierung für besondere
Verantwortlichkeiten er wirbt17;
Verleumdungskampagnen
gegen diejenigen, die den Clan ablehnen oder „Posten“ besetzen, die von
Mitgliedern des Clans begehrt werden, oder die einfach ein Hindernis für seine
Ziele sind.
Warnungen vor der
Gefahr, ein Verhalten anzunehmen, das dem kommunistischen Militanten fremd ist,
sollten nicht als „Kampf gegen Windmühlen“ betrachtet werden. Tatsächlich war
die Arbeiterbewegung in ihrer Geschichte
häufig mit dieser Art von Benehmen, diesem beredten Zeugnis für den Druck der
herrschenden Ideologie in ihren Reihen, konfrontiert. Auch die IKS kann dem
nicht entweichen. Anzunehmen, dass die IKS von jetzt an immun gegen diese Plage
sei, ist keine politische Klarsicht, sondern religiöser Glaube. Im Gegenteil,
das zunehmende Gewicht des Zerfalls, der das Ausmaß der Atomisierung (und somit
die Suche nach einem Schutz), Irrationalitat, emotionalen Herangehensweise und
Demoralisierung noch verstärkt, kann nur die Bedrohung steigern, die von einem
derartigen Verhalten ausgeht. Dies muss gegenüber den Gefahren, die dies
darstellt, noch wachsamer machen.
Das heisst nicht,
dass sich in der Organisation eine ständiges Misstrauen unter den Genossen
breitmachen soll. Das Gegenteil ist der Fall. Das beste Mittel gegen Misstrauen
ist Wachsamkeit gegenüber Situationen, die das Misstrauen nähren könnten. Diese
Wachsamkeit muss gegenüber jederlei Verhalten ausgeübt werden, das zu solchen
Gefahren führen können. Insbesondere bei informellen Diskussionen unter
Genossen und Fragen, welche das Leben der Organisation betreffen, gilt: Wenn
sie in einem gewissen Umfang schon unumgänglich sind, so müssen sie wenigstens
so weit wie möglich begrenzt werden und in verantwortlicher Art geführt werden.
Während der formale Rahmen der Organisation, der bei den lokalen Sektionen
beginnt, für zuverlässige Protokolle und Diskussionen wie auch für ein wirklich
bewusstes und politisches Nachdenken am geeignetesten ist, lässt der
„informelle“ Rahmen Spielraum für unverantwortliche Haltungen und ist darüber
hinaus von Subjektivität gekennzeichnet. Besonders wichtig ist, allen
Verleumdungskampagnen gegen Mitglieder der Organisation (wie natürlich auch der
Zentralorgane) den Weg zu versperren. Diese Wachsamkeit gegenüber solches
Verhalten muss gegenüber sich selbst wie auch gegenüber anderen ausgeübt
werden. Auf diesem Gebiet wie auch auf vielen anderen, müssen sich die
erfahrensten Militanten und besonders die Mitglieder der Zentralorgane
vorbildlich verhalten und immer die Wirkung dessen bedenken, was sie sagen. Und
was sie sagen ist noch wichtiger und schwerwiegender gegenüber neuen Genossen:
welche die Opfer von
Verleumdungen nicht gut kennen und das, was gesagt wird, wörtlich nehmen;
welche Gefahr laufen,
entweder sich dieser Art von Benehmen anzupassen oder von dem Bild, das die
Organisation bietet, angeekelt und demoralisiert werden;
Um diesen Teil über
die Beziehungen zwischen der Organisation und ihren Militanten zu schließen,
ist es notwendig, zu betonen und daran
zu erinnern, dass die Organisation nicht einfach die Summe ihrer Militanten
ist. Im historischen Kampf für den Kommunismus bringt das kollektive Wesen des
Proletariats als Teil seiner selbst ein anderes kollektives Wesen ans
Tageslicht, die revolutionäre Organisation. Kommunistische Militante sind
diejenigen, die ihr Leben dafür widmen, dieses kollektive und vereinigte Wesen,
das ihre Klasse ihnen anvertraut, am Leben zu erhalten, es fortzuentwickeln und
zu verteidigen. Alle anderen Konzeptionen, besonders jene, welche die
Organisation als die Summe ihrer Militanten betrachtet, sind von der
bürgerlichen Ideologie beeinflusst und bilden eine tödliche Gefahr für die
Existenz der Organisation.
Nur mittels dieser
kollektiven und einheitlichen Auffassung der Organisation kann die Frage der
Zentralisierung verstanden werden.
3.2. Die Zentralisierung der Organisation
Diese Frage stand im
Zentrum des Aktivitätenberichts, welchen wir auf dem 10. Internationalen
Kongress präsentierten. Darüber hinaus betreffen die Schwierigkeiten, mit denen
die meisten Sektionen konfrontiert sind, nicht direkt die Frage der
Zentralisierung. Schließlich ist es weitaus einfacher, die Frage der
Zentralisierung zu verstehen, wenn man die Frage der Beziehungen zwischen der
Organisation und ihren Militanten begriffen hat. Daher ist dieser Teil des
vorliegenden Textes weniger detailliert als der erste Teil und größtenteils aus
Auszügen des grundlegenden Textes Bericht zur Struktur und Funktionsweise von
1982 zusammengestellt, zu welchem wir wegen der Verständnislosigkeit, die sich
in letzter Zeit breitgemacht hat, notwendigerweise Kommentare hinzufügen.
a) Die Einheit der Organisation und die Zentralisierung
„Der Zentralismus ist
kein abstraktes oder frei wählbares Prinzip für die Organisationsstruktur. Er
stellt die Konkretisierung ihres Einheitscharakters dar. Er spiegelt die
Tatsache wider, dass die Organisation als ein einheitlicher Körper Position
bezieht und in der Klasse handelt. In der Beziehung zwischen den verschiedenen
Teilen der Organisation und dem Ganzen überwiegt das Ganze (...) Wir müssen
resolut die Auffassung verwerfen, derzufolge einzelne Teile der Organisation
gegenüber der Klasse oder der Organisation Positionen oder Einstellungen
vertreten können, die ihnen im Gegensatz zu den von ihnen als falsch erachteten
Positionen der Organisation, als richtig erscheinen: (...) Wenn die
Organisation einen falschen Weg einschlägt, besteht die Verantwortung der
Mitglieder, die glauben, eine richtige Position zu verteidigen, nicht darin,
sich in ihre eigene kleine Ecke zurückzuziehen, sondern einen Kampf innerhalb
der Organisation zu führen, um damit beizutragen, sie wieder auf den richtigen
Weg zu bringen.” (ebenda, Punkt 3)
“In der Organisation
setzt sich das Ganze nicht aus der Summe der Teile zusammen. Die einzelnen
Teile erhalten ein Mandat für die
Durchführung einer besonderen Aufgabe
(territoriale Presse, lokale Intervention usw.) und sind somit gegenüber
der gesamten Organisation für die Durchführung des Mandats verantwortlich.”
(ebenda, Punkt 4)
Diese kurzen
Abstecher zum Bericht von 1982 zeigen
deutlich, dass das Beharren auf die Frage der Einheit der Organisation die
prinzipielle Achse dieses Dokuments ist. Die veschiedenen Teile der
Organisation können nur als Teile des Ganzen, als Delegationen und Instrumente
dieses Ganzen begriffen werden. Ist es notwendig zu wiederholen, dass diese
Auffassung ständig in allen Teilen der Organisation präsent sein muss?
Nur auf dieser Basis,
dem Beharren auf die Einheit der Organisation, bringt der Bericht die Frage des
Kongresses (welcher hier keine Rolle spielt) und der Zentralorgane ein.
„Das Zentralorgan ist
ein Teil der Organisation, und als solches ist es der Organisation gegenüber
verantwortlich, wenn diese zu ihrem Kongress zusammenkommt. Jedoch handelt es
sich um einen Teil, der zur Aufgabe hat, das Ganze zum Ausdruck zu bringen und
zu repräsentieren. Deshalb sind die Positionen und Beschlüsse des Zentralorgans
immer höherwertig gegenüber denen, die andere Teile der Organisation getrennt
davon getroffen haben.” (ebenda, Punkt 5)
“Im Gegensatz zu
bestimmten Auffassungen, insbesondere der so genannten ‚leninistischen‘, ist
das Zentralorgan ein Instrument der Organisation und nicht umgekehrt. Es ist
nicht die Spitze einer Pyramide, wie das eine hierarchische und militärische
Auffassung von der Organisation der Revolutionäre meinen könnte. Die
Organisation besteht nicht aus dem Zentralorgan plus Militante, sondern stellt
ein dichtes und vereinigtes Netz dar, innerhalb dessen alle Teile miteinander
verbunden sind und zusammenwirken. Man muss deshalb das Zentralorgan eher als
den Kern einer Zelle auffassen, der den Stoffwechsel eines lebendigen
organischen Einheit koordiniert.” (ebenda)
Dieses Bild ist
grundlegend für das Verständnis der Zentralisierung. Es alleine, erlaubt uns im
Besonderen das Verständnis dafür, weshalb es in einer einheitlichen
Organisationen mehrere Zentralorgane mit verschiedenen Verantwortlichkeiten
geben kann. Wenn wir die Organisation wie eine Pyramide betrachten, deren
Spitze das Zentralorgan ist, wären wir mit einer unmöglichen geometrischen
Figur konfrontiert: mit einer Pyramide, die eine Spitze hat und aus vielen kleinen Pyramiden besteht, die alle
eine eigene Spitze haben. In der Praxis wäre eine solche Organisation genauso
abwegig wie diese geometrische Figur und könnte auch nicht funktionieren. Es
sind die Administrationen und die Unternehmen der Bourgeoisie, welche eine
pyramidenhafte Architektur haben. Damit Letztere funktionieren, werden die
Verantwortlichkeiten zwangsläufig von oben nach unten delegiert. Dies ist nicht
der Fall bei der IKS, die gewählte Zentralorgane auf den verschiedenen
territorialen Ebenen hat. Solch eine Funktionsweise entspricht genau der
Tatsache, dasss die IKS eine lebendige Einheit (wie die einer Zelle in einem
Organismus) ist, in der die verschiedenen organisatorischen Momente Ausdruck
des einheitlichen Ganzen sind.
In einer solchen
Auffassung, welche detailliert in den Statuten ausgedrückt wird, kann es keine
Konflikte und Widersprüche zwischen den verschiedenen Strukturen der Organisation
geben. Es können durchaus Meinungsverschiedenheiten irgendwo in der
Organisation entstehen. Aber das ist Teil des normalen Lebens. Doch wenn
Meinungsverschiedenheiten zu Konflikten
führen, bedeutet dies, dass irgendwo diese Auffassung über die Struktur
verlorengegangen ist und sich eine andere Sichtweise eingeschlichen hat, welche
nur zu Gegensätzen zwischen den verschiedenenen „Spitzen“ führt. In einer
solchen Dynamik, welche zum Auftauchen mehrerer „Zentren“ und dadurch zu
Konflikten zwischen ihnen führt, ist die Einheit der Organisation und somit
ihre ganze Existenz in Frage gestellt.
Die Fragen der
Organisation und des Funktionierens sind nicht nur von höchster Wichtigkeit,
sie sind auch am schwierigsten zu begreifen.18 Viel mehr als andere Fragen ist
ihr Verständnis mit der Subjektivität der Militanten verbunden, welche ein
wichtiges Einfallstor für das Eindringen fremder Ideologien in das Proletariat
sein kann. Als solche sind sie Fragen, die par excellence niemals endgültig
beantwortet werden. Es ist daher wichtig, dass sie Gegenstand anhaltender
Wachsamkeit auf Seiten der Organisation und aller ihrer Militanten sind.
14. Oktober 1993