In der vorherigen Ausgabe unserer
Internationalen Revue begannen wir mit der Veröffentlichung großer Auszüge aus
einem Orientierungstext über den Marxismus und die Ethik, der Gegenstand
interner Diskussionen in unserer Organisation war und ist. In den
veröffentlichten Auszügen lasen wir:
„Wir haben stets darauf bestanden, dass
die Statuten nicht eine Kollektion von Regeln sind, die festlegen, was erlaubt
ist und was nicht, sondern eine Orientierung für unser Verhalten und unsere
Haltung, die eine in sich zusammenhängende Sammlung von moralischen Werten
(besonders bezüglich des Verhältnisses unter den Mitgliedern und gegenüber der
Organisation) zusammenfasst. Daher verlangen wir von jedem, der Mitglied der
Organisation werden will, eine tiefgehende Übereinstimmung mit diesen Werten.
Doch die Statuten als integraler
Bestandteil unserer Plattform regeln nicht allein, wer unter welchen Umständen
Mitglied der IKS werden kann. Sie bedingen auch den Rahmen und den Geist des
militanten Lebens der Organisation und jedes ihrer Mitglieder.
Die Bedeutung, die die IKS stets diesen
Verhaltensprinzipien zugemessen hat, wird von der Tatsache veranschaulicht,
dass sie nie zögerte, diese Prinzipien zu verteidigen, selbst wenn sie dabei
eine Organisationskrise riskierte. Indem sie so verfährt, stellt sich die IKS
bewusst und unerschütterlich in die Tradition des Kampfes von Marx und Engels
in der Ersten Internationale, des Bolschewismus und der Italienischen Fraktion
des Kommunistischen Linken. Indem sie so verfuhr, war sie in der Lage gewesen,
eine Reihe von Krisen zu überstehen und fundamentale Verhaltensprinzipien der
Klasse aufrechtzuerhalten.
Jedoch wurde das Konzept der
proletarischen Moral mehr implizit denn explizit hochgehalten, wurde es eher in
empirischer Manier als theoretisch verallgemeinert in die Praxis umgesetzt.
Angesichts massiver Vorbehalte der neuen Generation von Revolutionären nach
1968 gegenüber jeglichen Moralkonzepten, welche im Allgemeinen als notwendigerweise
reaktionär betrachtet wurden, hielt es die Organisation für wichtiger, die
Verhaltensweisen der Arbeiterklasse zu berücksichtigen, statt diese sehr
allgemeine Debatte zu einer Zeit zu eröffnen, die noch nicht reif genug dafür
war.
Fragen der Moral waren nicht das einzige
Gebiet, wo die IKS auf diese Weise verfuhr. In den frühen Tagen der
Organisation existierten ähnliche Vorbehalte gegenüber der Notwendigkeit der
Zentralisierung oder der Intervention der Revolutionäre, der führenden Rolle
der Organisation bei der Entwicklung von Klassenbewusstsein, der Notwendigkeit
des Kampfes gegen den Demokratismus oder der Anerkennung der Aktualität der
Auseinandersetzung mit dem Opportunismus und Zentrismus."