Internationalisme 1947: Wie die Trotzkisten die Arbeiter in ein imperialistisches Massaker schickten

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Die Position politischer Gruppen gegenüber dem Krieg ist ein grundlegendes Kriterium, das uns erlaubt, eine klare Trennungslinie zwischen dem bürgerlichen und dem proletarischen Lager zu ziehen. Wir veröffentlichen untenstehend Auszüge eines Artikels aus der Zeitschrift INTERNATIONALISME, dem Organ der Kommunistischen Linken Frankreichs (GCF), aus dem Jahre 1947. Dieser Artikel entblößt die konterrevolutionäre Einstellung der trotzkistischen Gruppen während des 2. Weltkrieges und der "Befreiung" Frankreichs: Ihre Preisgabe des proletarischen internationalistischen Klassenstandpunktes zugunsten der Verteidigung des einen imperialistischen Lagers gegenüber dem anderen. Die Position, die sie in der Vergangenheit einnahmen, zeigt, dass sie nie von dieser Position abgewichen sind. Ihr so genanntes "antiimperialistisches" Geschwätz in den gegenwärtigen Kriegen ist nichts anderes als eine leere Worthülse, um zu verdecken, dass die Trotzkisten dem kapitalistischen Lager angehören.

Internationalisme 1947:

Es ist ein schwerer und weit verbreiteter Irrtum zu glauben, dass das, was die Trotzkisten von revolutionären Kräften unterscheidet, ihre vormalige Verteidigung der Sowjet-union sei. Dies ist sicher eine Position, die am besten und klarsten die Blindheit des Trotzkismus zeigt, aber es wäre sicher ein schwerwiegender Fehler, nur diesen Aspekt zu sehen. Es handelt sich sicher um den typischsten und umfassendsten Ausdruck ihrer Position. Wenn wir soviel Gewicht auf diesen Punkt legen, dann deshalb, weil es viele Menschen gibt, die zwar erschrocken sind über sichtbare Symptome einer Krankheit, kaum sind diese scheinbar verschwunden, sind sie jedoch wieder beruhigt. Sie vergessen, dass das Verschwinden der Symptome nicht zwangsläufig eine Heilung von der Krankheit bedeutet. Um dieses zu beweisen, müssen wir nur die brennendste Frage nehmen, die keine Fluchtmöglichkeit offenlässt, und die gnadenlos die Positionen des Proletariats denen der Bourgeoisie gegenüberstellt: Welche Haltung gilt es gegenüber dem imperialistischen Krieg einzunehmen? Was sehen wir? Alle trotzkistischen Gruppen haben unter dieser oder jener Losung im imperialistischen Krieg für eine Seite Partei ergriffen.

Die Verteidigung der Sowjetunion ist nicht das Hauptmerkmal dafür, dass der Trotzkismus zum Lager der Bourgeoisie gehört

Es hilft nicht, uns mit den verschiedenen Antikriegserklärungen der Trotzkisten zu widersprechen. Wir kennen sie alle zur Genüge. Aber entscheidend sind nicht die theoretischen Erklärungen sondern die wirkliche politische Praxis, die den theoretischen Positionen entspringt, und die sich konkretisiert in der ideologischen und praktischen Unterstützung der Kriegsparteien. Die Verteidigung der UdSSR ist sicher eines der Hauptglieder in der Kette, die das Proletariat an den imperialistischen Krieg fesselt, aber nicht das einzige. Diejenigen trotzkistischen Minderheiten, die die Verteidigung der UdSSR ablehnten, sowie die linken Sozialisten und Anarchisten, fanden andere, nicht weniger gewichtige Gründe (und nicht weniger durch die bürgerliche Ideologie vergiftete), um ihre Teilnahme am imperialistischen Krieg zu rechtfertigen. Für die Einen war es die "Verteidigung der Demokratie", für andere der "Kampf gegen den Faschismus" oder die "nationale Befreiung", oder eben das "Recht der Völker auf Selbstbestimmung". Für alle von ihnen war es eine Frage des "kleineren Übels", das sie Partei nehmen ließ im Krieg, oder in der "Résistance" für den einen imperialistischen Block gegen den anderen. Wie wir sehen, benötigt der Trotzkismus nicht die Position der Verteidigung der UdSSR, um das Wesen seiner Ideologie zu offenbaren. Offensichtlich jedoch macht die Verteidigung der UdSSR eine Parteinahme im Krieg, getarnt unter pseudorevolutionären Phrasen, einfacher. Aber gleichzeitig verschleiert diese Verteidigung das grundsätzliche Wesen des Trotzkismus und macht es schwieriger, dieses Wesen ans Tageslicht zu bringen. Wer immer etwas mit dem trotzkistischen Milieu zwischen 1939-1945 zu tun hatte, wird zustimmen, dass ihre Hauptsorge nicht geprägt war nicht von der Verteidigung der UdSSR, sondern von der Wahl des "kleineren Übels", vom Kampf gegen die "fremde Besatzung" und "gegen den Faschismus" bestimmt war. Dies erklärt ihre Teilnahme an der "Résistance" der FFI (Forces Francaises de l'Intérieur") und an der "Befreiung" erklärt. Und als der (trotzkistischen) PCI in Frankreich von ausländischen Sektionen zu ihrer Rolle, die sie im "Volksaufstand der Befreiung" gespielt hat, gratuliert wurde, da konnten wir ihr gut und gerne jede Form von Genugtuung lassen, die sie empfinden mag über ihre Täuschung bezüglich der "Wichtigkeit" ihrer Rolle. Wir wollen uns an die politische Bedeutung solcher Glückwünsche zu gegebener Zeit erinnern.

Die Haltung des Trotzkismus gegenüber dem Imperialismus

Was ist das Kriterium für eine revolutionäre Haltung gegenüber dem imperialistischen Krieg? Revolutionäre nehmen als Wendepunkt jenes imperialistische Stadium, das die Weltwirtschaft als Ganzes erreicht hat. Der Imperialismus ist kein nationales Phänomen. In diesem Stadium kann es keine nationalen Kriege geben. Die Struktur jedes Krieges ist durch das Gefüge des Weltimperialismus bestimmt. In dieser Epoche gibt es keine "fortschrittlichen" Kriege, alleine die soziale Revolution ist fortschrittlich. Die historische Alternative, die sich für die Menschheit stellt lautet: sozialistische Revolution oder Dekadenz, das heißt Abstieg in die Barbarei durch die Vernichtung all des Wohlstandes, der von der Menschheit geschaffen wurde, die Zerstörung der Produktivkräfte und die permanenten Massaker des Proletariats in einer endlosen Reihe von lokalen und übergreifenden Kriegen. Deswegen stellen Revolutionäre dieses Klassenkriterium in Zusammenhang mit ihrer Analyse der historischen Evolution der Gesellschaft. Lasst uns sehen, wie der Trotzkismus diese Frage theoretisch stellt: "Aber nicht jedes Land auf der Welt ist imperialistisch. Im Gegenteil, die meisten Länder sind Opfer des Imperialismus. Einige koloniale oder halbkoloniale Länder werden sicher versuchen den Krieg dazu zu benutzen, das Joch der Sklaverei abzuschütteln. Es wird die Pflicht des internationalen Proletariats sein, den unterdrückten Ländern im Krieg gegen die Unterdrücker zu helfen. (Das Übergangsprogramm, aus dem Kapitel "Der Kampf gegen Imperialismus und Krieg")

Die konterrevolutionäre Rolle des Trotzkismus im 2. Weltkrieg

Die Kriterien der Trotzkisten beziehen sich nicht auf die historische Periode, in der wir leben, sondern sie vertreten einen Begriff des Imperialismus, der abstrakt und falsch ist. Demnach ist nur die Bourgeoisie eines dominanten Landes imperialistisch. Imperialismus ist also nicht ein politisches und ökonomisches Stadium des Weltimperialismus, sondern nur in bestimmten Ländern anzutreffen, währenddessen die anderen kapitalistischen Länder ("die Mehrheit") nicht imperialistisch sind. Wenn wir nicht bedeutungslose, formale Unterschiede machen wollen, dann ist gegenwärtig jedes Land auf der Welt, zumindest ökonomisch, von einem der beiden folgenden Länder beherrscht: entweder von den USA oder der UdSSR. Sollen wir daraus schlussfolgern, dass nur die Bourgeoisie dieser beiden Länder imperialistisch ist, und dass die Feindschaft der Arbeiterklasse gegenüber dem Krieg nur in diesen Ländern zum Ausdruck kommen sollte? Noch besser, folgen wir den Trotzkisten und nehmen noch Russland, da es nach ihrer Definition nicht imperialistisch ist, heraus, dann landen wir bei einer unglaublichen Absurdität: das einzige imperialistische Land dieser Welt sind demnach die USA. Das wiederum führt uns zu einer sehr bequemen Lösung, nämlich dass es die Aufgabe des Proletariats sei, allen anderen Nationen der Welt zu helfen, da sie ja "nicht imperialistisch" und "unterdrückt" seien. Lasst uns sehen, wie sich diese spitzfindige, trotzkistische Unterscheidung in der Praxis zeigt:

1939 gilt Frankreich als ein imperialistisches Land und der Trotzkismus ruft zum "revolutionären Defätismus" auf.

1940-1945 ist Frankreich besetzt. Nun ist es in ihren Augen nicht länger ein imperialistisches, sondern ein unterdrücktes Land. Frankreichs Krieg ist nun Befreiung; es sei die Pflicht des Proletariats, diesen Kampf zu unterstützen. Und schlussendlich ist 1945 plötzlich Deutschland ein "besetztes und unterdrücktes" Land. Es sei nun die Aufgabe des Proletariats, den deutschen "Befreiungskampf" gegen Frankreich zu unterstützen. Und was für Frankreich gilt, das gilt natürlich auch für jedes andere Land, für Japan, Italien, Belgien usw. Kommt nicht und erzählt uns etwas über koloniale und halbkoloniale Länder. Im imperialistischen Stadium wurde demnach jedes Land, das im brutalen imperialistischen Wettstreit weder das Glück noch die Kraft hatte, Sieger zu sein, ein "unterdrücktes" Land (Ausnahmen sind Deutschland und Japan oder auf der anderen Seite China). Die Aufgabe des Proletariats würde demnach darin bestehen, im Rhythmus der trotzkistischen Gebote, von einer Seite der imperialistischen Waagschale zur anderen zu springen und sich selbst bei der "Hilfe in einem gerechten und fortschrittlichen Krieg", wie die Trotzkisten es nennen würden, abzuschlachten zu lassen (aus: Das Übergangsprogamm, selbes Kapitel).

Generell besteht das grundlegende Charakteristikum des Trotzkismus darin, das Proletariat aufzufordern, in keiner Situation den Widerstand und eine Klassenlösung gegenüber der Bourgeoisie zu praktizieren, sondern die Wahl zwischen jeweils zwei imperialistischen Ausprägungen zu treffen: zwischen faschistischer und antifaschistischer Bourgeoisie, zwischen "Reaktion" und "Demokratie", zwischen "Monarchie" und "Republik", zwischen dem imperialistischen Krieg und dem "gerechten und fortschrittlichen" Krieg. Genau mit dieser ständigen Wahl des "kleineren Übels" ergriffen die Trotzkisten Partei im imperialistischen Krieg, und nicht etwa als Resultat der Notwendigkeit die UdSSR zu verteidigen. Vor dem 2.Weltkrieg ergriffen sie im Spanischen Bürgerkrieg 1936-38 Partei, indem sie die spanische Republik gegen Frankreich verteidigten. Dann verteidigten sie das China Chiang-Kai-Tscheks gegen Japan. Folglich erscheint die Verteidigung der UdSSR nicht als Wendepunkt ihrer Positionen, sondern als deren Höhepunkt. Sie ist Ausdruck ihrer grundlegenden Plattform. Einer Plattform, wonach das Proletariat keine eigene Klassenposition in einem imperialistischen Krieg hat, sondern die von ihm verlangt, einen Unterschied zwischen verschiedenen antagonistischen, nationalen kapitalistischen Formationen zu machen und schließlich eine davon zu finden, die man als fortschrittlich bezeichnen kann. Als generelle Regel der Trotzkisten gilt, dass das Proletariat dem schwächsten und rückschrittlichsten Teil helfen sollte: der "unterdrückten" Bourgeoisie. Diese Position, gerade in einer so entscheidenden und zentralen Frage wie der des Krieges, stellt den Trotzkismus als politische Strömung außerhalb des proletarischen Lagers und rechtfertigt und erfordert selbstredend, dass jedes proletarische revolutionäre Element einen klaren und kompletten Bruch mit dieser Strömung vollzieht. Marc

(aus: INTERNATIONALISME Nr. 26, dem Organ der Kommunistischen Linken Frankreichs , 15. September 1947)

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