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Innerhalb von 18 Monaten haben sich allein bei France-Telecom 23 Beschäftigte umgebracht (zudem gab es 13 weitere Selbstmordversuche). In den USA hat das Arbeitsministerium bekannt gegeben, dass „im Jahre 2008 die Zahl der Selbstmorde am Arbeitsplatz um 28% zugenommen hat“. Insgesamt wurden 251 Selbstmorde registriert, die höchste Zahl seit 1992. In China der gleiche Trend.
Wenn man dem Kapitalismus freien Lauf lässt, führt dieses System nur zur Erschöpfung der Arbeitskraft. Heutzutage werden nicht nur Arbeiter wie Zitronen ausgepresst, sondern auch Ingenieure, Abteilungsleiter in Verwaltungen, im Handel erfahren das gleiche Schicksal, nachdem die Krise und die Konkurrenz sie auch zu Lohnabhängigen gemacht haben. Die Arbeitsbedingungen aller Beschäftigten haben sich rasant verschlechtert. Und auf dem Lande treibt die Krise immer mehr Bauern in die Verzweiflung. Zwischen 1996 und 2006 sollen sich etwa 150.000 indische Bauern das Leben genommen haben. Allein 2007 waren es laut Medienberichten 16.632.
Das Phänomen des Selbstmords ist nicht neu. Die Welle von arbeitsbedingten Selbstmorden reiht sich ein in eine allgemeine Entwicklung. Seit den 1990er Jahren hat die Brutalität der Krise immer mehr Leute in Selbstmord getrieben. Dies spiegelt die Perspektivlosigkeit dieses Systems wider, welches nur noch mehr Misere, Barbarei und den Tod hervorbringen kann. Überall auf der Welt nimmt der arbeitsbedingte Stress zu. Immer mehr Menschen leiden unter dem burn-out Syndrom. Besonders betroffen sind Beschäftigte mit therapeutischen und erzieherischen Berufen (z. B. Heimerzieher, Lehrer, Pflegekräfte), aber auch im Bereich der Kundenbetreuung (z. B. Beschäftigte in Sozialämtern, Mitarbeiter in Call-Centern). Neuere Untersuchungen, besonders auf Intensiv-, Krebs- und AIDS- Stationen zeigen, dass 40 bis 60 % der Pflegekräfte und 15 bis 30 % der Ärzte an Burnout- Symptomen leiden. Bei den Lehrern sind nach einer neueren Studie in Deutschland etwa 30 % betroffen, weitere etwa 20 % der Lehrer befinden sich in einem Vorstadium zum Burnout. Hinzu kommen andere Erkrankungen, die durch den Kapitalismus begünstigt werden (z.B. Depressionen, die oft durch soziale Isolierung entstehen). In den letzten Jahren sind die psychischen Erkrankungen am stärksten angestiegen.
Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass es weltweit etwa eine Million Suizide pro Jahr gibt und dass 10 bis 20 Mal so viele Suizidversuche scheitern.[3] In der Europäischen Union begehen nach einer Meldung der EU-Kommission aus dem Jahr 2005 jährlich 58.000 Menschen Suizid.
Warum diese Entwicklung, welche Erklärungen und Zusammenhänge, welche Reaktionen – darauf wollen wir in unserer nächsten Diskussionsveranstaltung eingehen. Mehr dazu auf Seite 7.