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Zum Ersten Kongress der Internationalistischen Kommunistischen Partei (PCInt) Italiens 1945
Einleitung der IKS
Um die Diskussion um die Bildung der künftigen Weltpartei der Revolution anzuregen, veröffentlichen wir im Folgenden einen Artikel aus Internationalisme Nr. 7 vom Januar 1946 mit dem Titel „Über den Ersten Kongress der internationalistischen Kommunistischen Partei Italiens“. Die Zeitschrift Internationalisme war das theoretische Organ der Französischen Fraktion der Kommunistischen Linken (Fraction Francaise de la Gauche Communiste - FFGC), d.h. der politisch klarsten Gruppe in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Fraktion sollte sich Ende 1945 in Gauche Communiste de France (GCF) umwandeln, um Verwechslungen mit einer Abspaltung zu vermeiden, die aus französischen Militanten bestand, die die Fraktion verlassen hatten und denselben Namen (den der FFGC-bis) wieder annahmen.
In diesem Artikel werden auf der Grundlage der Lehren aus der Degeneration der Dritten Internationale die Kriterien für die Bildung einer künftigen Weltpartei entwickelt. Die beiden in dieser Zeitschrift veröffentlichten Kapitel - das erste "Die Linksfraktion" und das sechste "Methode der Parteibildung" - geben einen Überblick über die politischen Fragen, die sich seit der Gründung der Dritten Internationale gestellt haben, und liefern eine zusammenhängende Argumentation zu diesen Fragen. Sie schlagen eine Brücke zwischen der ersten und der zweiten Nachkriegszeit auf der Grundlage der Bilanz, die die Italienische Fraktion in den 1930er Jahren gezogen hat, während die anderen Kapitel eher der Polemik mit spezifischeren Positionen und Strömungen der 1940er Jahre gewidmet sind, wie den RKD (Revolutionäre Kommunisten Deutschlands, ehemals österreichische Trotzkisten) und Vercesi.
Kurz zusammengefasst sind die Kriterien für die Parteigründung einerseits ein offener Kurs in Richtung Wiederaufnahme des offensiven Kampfes des Proletariats und andererseits das Vorhandensein einer soliden programmatischen Basis für die neue Partei.
Zu diesem Zeitpunkt, nach der Tagung des Ersten Kongresses der Internationalistischen Kommunistischen Partei Italiens Ende Dezember 1945 in Turin, sah die GCF die erste Bedingung - einen neuen günstigen Kurs - als erfüllt an. Also begrüßte sie auf dieser Grundlage die Umwandlung der italienischen Linksfraktion "in die Geburt der neuen Partei des Proletariats" (Kapitel "Die Linksfraktion"). Erst später, 1946, erkannte die GCF, dass die Periode der Konterrevolution noch nicht vorbei war und somit die objektiven Bedingungen für die Bildung der Partei fehlten. Infolgedessen stellte sie die Herausgabe ihrer Agitationszeitung L'Étincelle ein, da die Aussicht auf eine historische Wiederaufnahme der Klassenkämpfe nicht auf der Tagesordnung stehe. Die letzte Ausgabe von L'Etincelle erschien im November 1946.
Darüber hinaus kritisierte die GCF scharf die Methode der Bildung der italienischen Partei durch "Addition von Strömungen und Tendenzen" auf einer heterogenen programmatischen Grundlage (Kapitel "Methode der Parteibildung"), genauso wie sie (im selben Kapitel) die Methode der Bildung der KI kritisiert hatte, die ein "Amalgam um ein absichtlich unvollendet gelassenes Programm" bildete sowie opportunistisch war, und somit der Methode den Rücken kehrte, die die Methode des Aufbaus der bolschewistischen Partei gewesen war.
Das Verdienst dieses Artikels in Internationalisme ist es, die notwendige Strenge hinsichtlich des Programms zu betonen, die es in der neu gegründeten Partei in Italien nicht gab. Dieser Artikel - geschrieben etwa ein Vierteljahrhundert nach der Gründung der Komintern und wenige Wochen nach dem Kongress der PCInt - ist sicherlich die konsequenteste Kritik an der Methode der bolschewistischen Partei bei der Gründung der Kommunistischen Internationale. Internationalisme war auch die einzige Publikation aus dem Umfeld der damaligen Kommunistischen Linken, die auf den opportunistischen Ansatz der PCInt hinwies.
In diesem Sinne ist die GCF ein Beispiel für die Kontinuität mit der Methode von Marx und Engels bei der Gründung der Partei der deutschen Sozialdemokratie in Gotha 1875 (siehe Kritik am Gothaer Programm), die die verworrenen und opportunistischen Grundlagen, auf denen die SAPD gegründet worden war, zurückgewiesen hatte. Kontinuität auch mit Rosa Luxemburgs Haltung gegenüber dem Opportunismus des Revisionisten Bernstein in der deutschen Sozialdemokratie 25 Jahre später, aber auch mit Lenins Haltung in Bezug auf Organisationsprinzipien gegenüber den Menschewiken. Kontinuität schließlich mit der Haltung von Bilan gegenüber dem Opportunismus der trotzkistischen Strömung während der 1930er Jahre. Dank dieser Unnachgiebigkeit bei der Verteidigung programmatischer Positionen und organisatorischer Prinzipien konnten sich Elemente aus der Strömung um Trotzki (wie die RKD) während und nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Verteidigung des Internationalismus ausrichten. Die Fahne des Internationalismus gegen die "Partisanen" hochzuhalten, die Unnachgiebigkeit gegen den Opportunismus zu verteidigen, war also eine Voraussetzung dafür, dass die internationalistischen Kräfte einen politischen Kompass finden konnten.
Wir müssen in dieser Darstellung eine Formulierung präzisieren, die den Kampf des Spartakusbundes während des Ersten Weltkriegs betrifft. In dem Artikel heißt es im sechsten Kapitel: "Die Erfahrungen des Spartakusbundes sind in dieser Hinsicht aufschlussreich. Seine Fusion mit den Unabhängigen führte nicht, wie sie hofften, zur Schaffung einer starken Klassenpartei, sondern dazu, dass der Spartakusbund von den Unabhängigen geschwächt und damit das deutsche Proletariat geschwächt wurde. Rosa Luxemburg, bevor sie ermordet wurde, und andere Führer des Spartakusbundes schienen ihren Fehler, sich mit den Unabhängigen zu verschmelzen, erkannt zu haben und tendierten dazu, ihn zu korrigieren. Aber dieser Fehler wurde nicht nur von der Komintern in Deutschland aufrechterhalten, sondern sollte zur praktizierten Methode werden, die von der KI in allen Ländern für die Bildung von Kommunistischen Parteien durchgesetzt wurde". Es ist nicht richtig, von einer Fusion des Spartakusbundes mit der USPD zu sprechen. Die USPD wurde von der Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft (SAG) gegründet; die Gruppe "Die Internationale" (der Spartakusbund) wurde in sie integriert. Dies war jedoch keine Fusion im eigentlichen Sinne, die eine Auflösung der Organisation voraussetzt, die mit der anderen fusioniert. Vielmehr behielten die Spartakisten ihre organisatorische Unabhängigkeit und ihre Handlungsfähigkeit, während sie sich zum Ziel setzten, die Linken in dieser Formation für ihre Positionen zu gewinnen. Ganz anders war die KI vorgegangen, als sie verschiedene Gruppen in einer einzigen Partei vereinigte und die notwendige Auswahl zugunsten der "Addition" "aufgab", wobei "die Prinzipien (der) numerischen Masse (geopfert wurden)".
Außerdem muss ein sachlicher Fehler in diesem Artikel berichtigt werden. Er lautet: "In England wird die KI die kommunistischen Gruppen zwingen, der Independent Labour Party beizutreten, um innerhalb dieser reformistischen Partei eine massive revolutionäre Opposition zu bilden". In Wirklichkeit verlangte die KI die Aufnahme der Kommunisten in die Labour Party überhaupt! Dieser Detailfehler ändert nichts an der grundlegenden Argumentation von Internationalisme.
IKS, 14. Mai 2019
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Zum Ersten Kongress der Internationalistischen Kommunistischen Partei (PCInt) Italiens
1. Die linke Fraktion
Ende 1945 hat der erste Kongress der jungen, gerade gegründeten Internationalistischen Kommunistischen Partei Italiens stattgefunden.
Diese neue Partei des Proletariats ist nicht aus dem Nichts entstanden. Sie war das Ergebnis eines Prozesses, der mit der Degeneration der alten Kommunistischen Partei und der Kommunistischen Internationale begann. Diese opportunistische Entartung brachte eine historische Antwort der Klasse innerhalb der alten Partei hervor: die Linksfraktion.
Wie alle kommunistischen Parteien, die nach dem Ersten Weltkrieg gegründet wurden, enthielt auch die Kommunistische Partei Italiens zum Zeitpunkt ihrer Gründung sowohl revolutionäre als auch opportunistische Strömungen.
Der revolutionäre Sieg des russischen Proletariats und der bolschewistischen Partei Lenins im Oktober 1917 hatte durch den entscheidenden Einfluss, den er auf die internationale Arbeiterbewegung ausübte, die organisationspolitischen Gegensätze und Abgrenzungen zwischen den Revolutionären und den Opportunisten, die in den alten sozialistischen Parteien der Ersten Internationale zusammenlebten, beschleunigt. Der Krieg von 1914 hatte diese unmögliche Einheit zwischen den alten Parteien zerbrochen.
Die Oktoberrevolution beschleunigte die Gründung neuer Parteien des Proletariats, aber gleichzeitig enthielt der positive Einfluss der Oktoberrevolution auch einige negative Elemente.
Indem sie die Bildung neuer Parteien beschleunigte, verhinderte sie einen Aufbau auf der Grundlage klarer, scharfer Prinzipien und eines revolutionären Programms. Dieses konnte nur nach einem offenen und unnachgiebigen politischen Kampf ausgearbeitet werden, der die opportunistischen Strömungen und die Rückstände der bürgerlichen Ideologie beseitigte.
In Ermangelung eines revolutionären Programms wurden die Kommunistischen Parteien zu schnell auf der Grundlage einer sentimentalen Bindung an die Oktoberrevolution gegründet, was zu viele Risse für das Eindringen des Opportunismus in die neuen proletarischen Parteien eröffnete.
Außerdem waren die Komintern und die kommunistischen Parteien verschiedener Länder seit ihrer Gründung in den Kampf zwischen Revolutionären und Opportunisten verwickelt. Der ideologische Kampf - der der Partei vorausgehen muss und eine Voraussetzung für die Partei ist, die nur durch die Verkündung von Grundsätzen und den Aufbau des Programms vor dem opportunistischen Wundbrand geschützt wird - fand erst nach der Konstituierung der Parteien statt. Infolgedessen brachten die kommunistischen Parteien nicht nur von Anfang an den Keim des Opportunismus ein, sondern erschwerten auch den Kampf der revolutionären Strömungen gegen den Opportunismus, der in der neuen Partei überlebte und versteckt war. Jede Niederlage des Proletariats veränderte das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen zuungunsten des Proletariats und führte unweigerlich zur Stärkung des Opportunismus innerhalb der Partei, der seinerseits zu einem zusätzlichen Faktor für weitere Niederlagen des Proletariats wurde.
Wenn die Entwicklung des Kampfes zwischen den Strömungen in der Partei so schnell so scharf wurde, so liegt das an der historischen Periode. Die proletarische Revolution ist aus den Sphären der theoretischen Spekulation herausgetreten. Von einem fernen Ideal, das sie gestern war, wurde sie zu einem Problem der unmittelbaren praktischen Tätigkeit.
Der Opportunismus manifestiert sich nicht mehr in theoretischen Ausarbeitungen in Buchform, die wie ein langsames Gift auf die Gehirne der Proletarier wirken. In der Zeit des intensiven Klassenkampfes hatte er unmittelbare Auswirkungen und wurde mit dem Leben von Millionen von Proletariern und blutigen Niederlagen der Revolution bezahlt. In dem Maße, wie der Opportunismus in der Komintern und ihren Parteien erstarkte, war er die wichtigste Stütze des Kapitalismus gegen die Revolution, denn er bedeutete die Stärkung der feindlichen Klasse innerhalb des entscheidendsten Organs des Proletariats: seiner Partei. Die Revolutionäre konnten sich dem Opportunismus nur entgegenstellen, indem sie ihre Fraktion gründeten und ihm den Kampf auf Leben und Tod erklärten. Die Konstituierung der Fraktion bedeutete, dass die Partei zum Schauplatz der Konfrontation zwischen gegensätzlichen und antagonistischen Klassenausdrücken geworden war.
Es war der Schlachtruf der Revolutionäre zur Rettung der Klassenpartei, gegen den Kapitalismus und seine opportunistischen und zentristischen Vertreter, die versuchten, sich der Partei zu bemächtigen und sie in ein Instrument gegen das Proletariat zu verwandeln.
Der Kampf zwischen der Fraktion der Kommunistischen Linken und den zentristischen und rechten Fraktionen um die Partei ist kein Kampf um die "Führung" des Apparats, sondern ist im Wesentlichen programmatisch; er ist ein Aspekt des allgemeinen Kampfes zwischen Revolution und Konterrevolution, zwischen Kapitalismus und Proletariat. Dieser Kampf folgt dem objektiven Verlauf der Situationen und den Veränderungen des Kräfteverhältnisses zwischen den Klassen und wird durch diese bedingt.
Das Ergebnis kann nur der Sieg des Programms der Linksfraktion und die Beseitigung des Opportunismus sein, oder der offene Verrat einer Partei, die in die Hände des Kapitalismus gefallen ist. Aber wie auch immer diese Alternative ausgeht, das Auftreten der Fraktion bedeutet, dass die historische und politische Kontinuität endgültig von der Partei auf die Fraktion übergegangen ist und dass es allein letztere ist, die von nun an die Klasse ausdrückt und vertritt.
Die alte Partei kann nur durch den Triumph der Fraktion gerettet werden. Das Gleiche gilt beim Verrat der alten Partei, die ihren unausweichlichen Kurs unter der Führung des Zentrismus vollendet. Hier kann die neue Partei nur auf der programmatischen Grundlage der Fraktion gebildet werden.
Die historische Kontinuität der Klasse durch den Prozess Partei-Fraktion-Partei ist eine der grundlegenden Ideen der Internationalen Kommunistischen Linken. Diese Theorie war lange Zeit ein theoretisches Postulat. Die Gründung der PCInt in Italien und ihr erster Kongress liefern die historische Bestätigung dieses Postulats.
Die Italienische Linksfraktion hat nach einem zwanzigjährigen Kampf gegen den Zentrismus ihre historische Aufgabe erfüllt, indem sie sich umwandelte und eine neue Partei des Proletariats ins Leben rief.
2. Von der Fraktion zur Klassenpartei
Eine zweite historische Bestätigung wird uns durch die Bildung der KPI gegeben, nämlich hinsichtlich des historischen Zeitpunkts der Gründung der neuen Partei.
Die Trotzkisten ignorierten alle marxistischen Kriterien und betrachteten das Problem der Parteigründung als eine Frage, die keine objektiven Bedingungen hatte. Für sie ist das Problem der Parteibildung nur eine Frage der subjektiven Willenskraft, des "Savoir-faire", des schlauen Manövers und der Infiltration.
So gehen sie von ihrer "oppositionellen" Position, in der sie sich bereit erklärten, ihre eigene Organisation gegen die Freiheit der demokratischen Meinungsäußerung in der stalinistischen Partei aufzulösen, zur Proklamation der neuen Partei und einer neuen Internationale über. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit können sie ein paar Monate später ihre neue Partei und ihre neue Internationale auflösen, um zu den sozialistischen Parteien der Ersten Internationale zurückzukehren, die seit 1914 zu Parteien der Bourgeoisie geworden sind. Ihre Akrobatik auf dem Gebiet der Partei - wo sie ihrerseits die Opposition der stalinistischen Partei sind, die bereit ist, sich aufzulösen, POI, "Opposition" in der sozialistischen Partei, dann wieder POI, um wieder Opposition in der PSOP und wieder POI zu werden – ist verbunden mit ihrer gesamten politischen Inkonsequenz, ihrer Verteidigung der UdSSR, ihrer Beteiligung am imperialistischen Krieg, ihrer Beteiligung an der nationalen Befreiung und am Widerstand.
Die Internationale Kommunistische Linke hat diese besonders gefährliche Art von Abenteurertum und Verantwortungslosigkeit, die darin besteht, in jeder Situation die Gründung einer neuen Partei zu verkünden, stets energisch verurteilt.
Die Degeneration und der Verrat der alten Partei sind nicht das Ergebnis des dämonischen Willens oder der Intrigen einiger weniger Führer, die sich an die Bourgeoisie verkauft haben, sondern sie sind Ausdruck der Unzulänglichkeit der neuen Partei, das Ergebnis der Unzulänglichkeit des ursprünglichen Programms, das das Eindringen der bürgerlichen Ideologie erst ermöglichte und sich zu einer opportunistischen Strömung kristallisierte, und eines objektiven Verlaufs von Niederlagen und Rückschlägen des Proletariats, der es der Bourgeoisie ermöglichte, sich der Partei zu bemächtigen, ohne dass sich das Proletariat verteidigen konnte. Die gleichen historischen Bedingungen erlauben es dem Proletariat nicht, seine alte Partei zu bewahren und verbieten ihm, die neue Partei zu gründen. Nur ein neuer Kurs, eine für das Proletariat günstige Veränderung der Kräfteverhältnisse, eine allgemeine Wiederaufnahme des offensiven Kampfes des Proletariats schaffen die Bedingungen, die die Wiedergründung der neuen Partei ermöglichen. Diese Situation gab es zwischen 1933 und 1939 nicht, das war genau die Zeit des Kurses auf den imperialistischen Krieg.
Die RKD, die uns eine ganze Zeit lang unseren so genannten Zentrismus vorwarf, weil wir als Fraktion blieben und handelten und die revolutionäre Phraseologie über die Gründung der Partei ablehnten, als der Zeitpunkt dieser Gründung noch nicht gekommen war, brachte nur ihr eigenes Missverständnis sowohl des grundlegenden Begriffs der Partei und des Zeitpunkts ihres Aufbaus als auch des historischen Platzes zum Ausdruck, den die Fraktion einnahm.
Die Gründung der PCInt Italiens beweist, dass die Partei zu keinem Zeitpunkt der Geschichte durch den Willen der Mitglieder gebildet wird. Die Umwandlung der Fraktion in eine Partei unterliegt weiterhin bestimmten objektiven Bedingungen, wie dies auch für den ersten Teil des Prozesses der Umwandlung der Partei in eine Fraktion der Fall ist.
3. Die historische Bedeutung der Ereignisse vom Juli 1943 in Italien
Die Gründung der Partei in Italien ist praktisch der Abschluss einer hitzigen Debatte, die innerhalb der GCI und der italienischen Fraktion geführt wurde. Eine Tendenz in der Italienischen Fraktion - die Vercesi-Tendenz und zum Teil auch die Belgische Fraktion - leugnete bis zum Ende des Krieges das Auftreten des italienischen Proletariats auf der politischen Bühne. Für diese Tendenz waren die Ereignisse von 1943 nur eine Manifestation der Wirtschaftskrise, die als "Krise der Kriegswirtschaft" bekannt ist, oder aber eine Palastrevolution, ein Streit in den oberen Etagen des italienischen Kapitalismus und nichts weiter.
Das italienische Proletariat war und blieb für diese Tendenz sowohl politisch als auch gesellschaftlich abwesend. Dies sollte sich in eine ganze Theorie einfügen, die von dieser Tendenz über die "soziale Nichtexistenz des Proletariats während des Krieges und während der gesamten Periode der 'Kriegswirtschaft'" aufgestellt wurde.
Auch nach 1943 befürworten sie absolute Passivität bis hin zur organisatorischen Auflösung der Fraktion. Gemeinsam mit der Italienischen Fraktion haben wir diese liquidatorische Tendenz in der GCI[1] frontal bekämpft.
Mit der Italienischen Fraktion analysierten wir die Ereignisse des Jahres 1943 in Italien als eine fortgeschrittene Manifestation des sozialen Kampfes und der Öffnung des Kurses in Richtung Revolution und befürworteten die Ausrichtung der Umwandlung der Fraktion in eine Partei. Man kann sich nicht aufrichtig mit der Existenz der PCInt in Italien solidarisch erklären, ohne die Richtigkeit unserer Analyse von 1943 anzuerkennen. Das eine impliziert das andere; die Gründung der neuen Partei in Italien, ihre Entwicklung, ist die kategorischste Antwort, die eine heftige Debatte zwischen uns und der opportunistischen Tendenz von Vercesi abschließt.
Wie kann man einerseits die Gründung der Partei gutheißen und gleichzeitig behaupten, dass sich der historische Verlauf nicht grundlegend geändert hat?
Diejenigen, die wie die revisionistische Tendenz leugnen, dass es 1943 einen ersten Bruch im Verlauf des imperialistischen Krieges, und 1943 eine erste Manifestation der Klassenopposition gegen den Krieg gab, sollten - wenn sie logisch blieben und wenn sie immer noch von dem theoretischen Ausgangspunkt der Fraktion hinsichtlich der Unmöglichkeit des Parteiaufbaus in einer Periode der Flaute überzeugt wären - die Gründung der PCInt als einen Akt des voluntaristischen Abenteurertums verwerfen. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn genau die Leute, die unserer "optimistischen" Analyse nicht genug Sarkasmus entgegensetzen konnten, sind heute die treuesten Befürworter, die lautesten Enthusiasten. Es ist vergeblich, in ihren jüngsten Schriften nach einer Erklärung für ihren eklatanten Widerspruch zu suchen. Die Leichtigkeit, mit der man seine Haltung und seinen Standpunkt ändert und die krassesten Widersprüche anhäuft, ist wirklich verblüffend. Die jahrelange Zickzack-Politik der Komintern hat die Gemüter so sehr daran gewöhnt und pervertiert, dass selbst im Milieu der linken Gruppen die offensichtlichsten Widersprüche nicht immer sofortige Reaktionen hervorrufen.
Aber ob man ihn anerkennt, ob man ihn rechtfertigt oder nicht, ein Widerspruch bleibt ein Widerspruch. Für jeden denkenden Kämpfer bleibt die Frage bestehen, und keine Ausrede kann sie überwinden. Entweder kann die Partei in jeder Periode aufgebaut werden, sowohl in der Periode des revolutionären Aufschwungs als auch des Rückflusses, und dann sind es die Trotzkisten, die gegen die Internationale Kommunistische Linke Recht hatten, oder die Partei kann in Italien und in den anderen Ländern aufgebaut werden, weil sich dort ein neuer historischer Kurs des revolutionären Aufschwungs eröffnet hat.
Wenn wir aber die zweite Formulierung akzeptieren, stellt sich sofort die Frage: "Welchen Ereignissen müssen wir die offensichtliche Bedeutung eines neuen historischen Kurses im Gegensatz zum vorherigen zuschreiben, und in welchem Moment befindet sich dieser neue Kurs".
Der Sturz des Mussolini-Regimes in Italien und das Ende des Krieges bestimmen nicht per se einen neuen historischen Kurs, denn wenn dies der Fall wäre, wäre es schwer zu verstehen, warum die GCI (Italienische Kommunistische Linke) die Gründung von Parteien in der Vorkriegszeit, d. h. in der Zeit vor dem Krieg, für unmöglich erklärt und gewaltsam bekämpft hat, selbst in Ländern mit "demokratischen" Regimen. Nicht nur, dass der Sturz Mussolinis und das Ende des Krieges den Aufschwung nicht bestimmt haben und für sich genommen den neuen Kurs nicht erklären, sondern indem man sich auf diese Ereignisse bezieht, verweist man die Erklärung lediglich auf Ereignisse, die eben selbst erklärt werden müssen. Auf diese Weise begibt man sich nur in einen Teufelskreis und hangelt sich von Schwierigkeit zu Schwierigkeit.
Vercesis Theorie der "Krise der Kriegswirtschaft", ein Anhang zu seiner Theorie der "Kriegswirtschaft", ist wohlbekannt. Dieser Theorie zufolge endet der Krieg, der den Höhepunkt der Ära des größeren Wohlstands und der wirtschaftlichen Expansion darstellt[2], erst in einer Krise aufgrund wirtschaftlicher Erschöpfung. Diese Idee ist nicht weniger absurd als die erste und folgt direkt aus ihr, die darin besteht, den Krieg und die Kriegswirtschaft, die durch eine Wirtschaftspolitik der Zerstörung gekennzeichnet sind, als die Ära des größten Wohlstands darzustellen und zu definieren. Wir werden hier nur die These beibehalten, dass der Krieg mit einer Krise der wirtschaftlichen Erschöpfung endet und dass es diese Krise ist, die, nachdem sie das Ende des Krieges bestimmt hat, dann das Erscheinen des Proletariats und die Wiederaufnahme der sozialen Kämpfe in der Nachkriegszeit bedingt.
Selbst wenn wir für einen Moment zugeben würden, dass dieses Schema eine exakte Wiedergabe der Realität ist, bliebe immer noch eines unbewiesen, nämlich, warum diese "wirtschaftliche" Krise gerade durch sie eine soziale Krise bedingt und den offensiven Kurs der Revolution eröffnet, außerhalb dessen die neue Partei nicht gegründet werden kann. Wir haben in der Geschichte viele Wirtschaftskrisen erlebt, die keineswegs den Ausgangspunkt für einen offensiven Kurs des Proletariats darstellten, sondern im Gegenteil mit der Verschärfung des Rückflusses zusammenfielen. Nehmen wir zum Beispiel die Jahre 1929 bis 1934, die Zeit des Tiefpunkts der Dauerkrise des dekadenten Kapitalismus. Diese Periode ist durch Niederlagen des internationalen Proletariats gekennzeichnet, und zwar Niederlagen, die umso größer sind, als sie einem Proletariat zugefügt werden, das nicht kämpft und das leidet. Es ist die Zeit des offenen Übergangs der Parteien der Komintern in den Dienst des nationalen kapitalistischen Staates, der den Arbeitern die Verteidigung des Vaterlandes wieder aufzwingt. Die Herangehensweise von Vercesi mit der Theorie der "Wirtschaftskrise" ist absolut unfähig, den neuen historischen Kurs zu erklären.
Aber sehen wir uns die Überprüfung dieser Theorie in der konkreten Realität an? Es sei notwendig, geduldig das Ende des imperialistischen Krieges abzuwarten, um das Wiederaufleben des Proletariats und die Eröffnung eines neuen Kurses zu erleben, der die Bedingungen für die Bildung der Partei festlegt. All dies brauche seine Zeit. Und während man auf das Ende des Krieges wartete, konnte aus revolutionärer Sicht nichts getan werden. Man könnte diese "tote Zeit" des Proletariats allenfalls dazu nutzen, die Bourgeoisie zu katechisieren, wie es Vercesi im Antifaschistischen Komitee der italienischen Emigration in Brüssel tat. Und was sehen wir?
Während Vercesi die Geschicke der Antifaschistischen Koalition leitet und als Redakteur der Zeitung dieser Koalition fungiert, in der die chauvinistischsten Aufrufe zur Teilnahme am imperialistischen Krieg gemacht werden, bemühen sich die revolutionären Militanten in Italien und in erster Linie die der Linksfraktion, sich zu sammeln und die Gründung der Partei voranzutreiben. Sogar chronologisch gesehen wurde die Partei vor dem Ende des Krieges geboren.
Der Ausgangspunkt für die Gründung der neuen Partei war nicht die Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit, sondern unmittelbar die Krise des Krieges, der Bruch im Kriegsverlauf, der sich im Verlauf des Krieges selbst ereignete und entstand und dessen offene Manifestation einen Namen und ein Datum trägt: die Ereignisse vom Juli 1943 in Italien.
4. Gegen den Kapitalismus, für die Gründung der Partei oder für den Antifaschismus durch eine Koalition mit der Bourgeoisie
Heute stehen alle hinter der neuen Partei, und gerade diejenigen, die die erbittertsten Gegner des Parteiaufbaus waren, sind diejenigen, die am lautesten für sie schreien. Diese begeisterten Rufe sind wahrscheinlich weniger ein Tribut an die Partei als vielmehr das Bedürfnis, frühere Positionen zu vergessen und vergessen zu machen. Wir glauben jedoch nicht, dass wir irgendwelchen Ressentiments oder Eigenliebe gehorchen, wenn wir an die jeweiligen Positionen der einzelnen Parteien erinnern. Die Geschichte hat uns gelehrt, bei plötzlichen Bekehrungen doppelt vorsichtig zu sein. Wir ziehen die Feindseligkeit eines Martow der verderblichen Freundschaft eines zum Bolschewismus konvertierten Martinow vor. Wir sind nicht der Meinung, dass ein Fehler auf individueller Ebene für die Person, die ihn begeht, fatal ist. Eine Korrektur selbst der schwerwiegendsten Fehler ist immer möglich. Doch damit es zu einer Korrektur kommt, muss zunächst ein Bewusstsein und eine kritische Prüfung stattfinden.
„Vergessen" ist nur Verdrängung. Eine übertünchte Krankheit ist nur ein Anschein von Heilung und führt perspektivisch zu tödlichen Unfällen und Rückfällen. Die Frage ist umso wichtiger, als wir es hier nicht mit einem Einzelfall zu tun haben, sondern mit einer Krankheit, die sich im Klassenorganismus, in der Fraktion entwickelt hat. Die Tatsache, dass die Fraktion durch die Gründung der Partei "überholt" wurde, bedeutet nicht, dass die Krankheiten, die in der Fraktion entstanden sind, automatisch überholt sind. Es gibt eine politische Kontinuität zwischen der Fraktion und der Partei, so wie es eine physiologische Kontinuität zwischen dem Jugendlichen und dem Erwachsenen gibt.
Und weil es diese Kontinuität gibt, gibt es keine Auslöschung, sondern es muss eine Überwindung geben. Auch wenn wir als Störenfriede und Hindernisse beim Tanzen im Kreis erscheinen, halten wir es für unerlässlich, die Entwicklung der Ereignisse zu beobachten und zu prüfen, sie zu untersuchen, die grundlegenden politischen Positionen von gestern zu verifizieren, zu bestätigen oder zu entkräften und durch diese Überprüfung den intimen politischen Charakter dieser oder jener Strömung erkennen zu können.
Wir haben gesehen, wie sich die Italienische Fraktion und die GCI (Italienische Kommunistische Linke) in zwei Strömungen aufgespalten haben, deren Gegensatz sich mit jedem Ereignis vertiefen wird. Die diametral entgegengesetzte Analyse der Ereignisse vom Juli 1943 sollte die Divergenzen aus dem Bereich der theoretischen Spekulation in den Bereich der unmittelbaren Praxis verlagern. Die Resolution über die "unmittelbaren Aufgaben", die von der Konferenz im August 1943 verabschiedet wurde, wird unsere allgemeine Ausrichtung auf die Betonung der Wiederaufnahme der Tätigkeit auf internationaler Ebene und auf den Aufbau der Partei in Italien formulieren. Aber während die Mehrheit der Italienischen Fraktion und unserer Fraktion sich von dieser Entschließung, dieser Ausrichtung in ihrer politischen Tätigkeit inspirieren ließ, wird die Tendenz von Vercesi diese Ausrichtung und alle Aktivitäten heftig bekämpfen. Ausgehend von der "sozialen Nichtexistenz des Proletariats" während der Zeit der Kriegswirtschaft und der Verleugnung seines politischen Auftretens in den sozialen Umwälzungen von 1943 verkündete die Vercesi-Tendenz die Notwendigkeit der absoluten Passivität bis die neuen Bedingungen gereift seien. Wir wissen jetzt, wie die neuen Bedingungen aussahen. Vercesi hat sich öffentlich zu diesem Thema geäußert. Sie bestanden in einem Sieg des angelsächsischen Blocks, "ein Sieg, den wir uns wünschen müssen".
Und da sich der revolutionäre Defätismus Lenins in den Defätismus des Faschismus insgesamt verwandelt hat, und da diese Niederlage des Faschismus die Bedingung (bisher glaubten wir, sie sei nicht die Bedingung, sondern das Produkt) für die Wiederaufnahme des Klassenkampfes ist. Vercesi und seine Tendenz werden, um die Reifung dieser Bedingung zu beschleunigen, die Notwendigkeit der Koalition mit der "demokratischen" und antifaschistischen Bourgeoisie verkünden. Mit der Ablösung des Nazi-Gendarmen durch den "demokratischen" Gendarmen, mit dem Wechsel des Besatzers, der Ablösung der deutschen imperialistischen Besatzung durch die nicht minder imperialistische angelsächsische Besatzung, die als "Befreiung" bezeichnet wurde, werden Vercesi und seine Tendenz volle Handlungs-, Rede- und Pressefreiheit finden[3]. Indem sie die Initiative zur Bildung des Antifaschistischen Koalitionsausschusses mit allen "demokratischen" Parteien der Bourgeoisie ergriff, setzte diese Tendenz wiederum ihre theoretischen Ansichten in die Praxis um.
Die Handlungen der "Partisanen" werden als Klassenkraft gepriesen. Es wird gelehrt werden, dass der Antifaschismus nicht mehr die kapitalistische Waffe in den Händen des Kapitalismus ist, um das Proletariat abzulenken und sein Klassenbewusstsein zu zerstören, sondern die Waffe der Emanzipation des Proletariats. Es wird entdeckt werden, dass die Koalition mit der Bourgeoisie nicht mehr der Verrat am Proletariat ist, sondern eine "indirekte Taktik"; die Arbeiter werden aufgefordert, sich an der albernen und trügerischen Farce der "Säuberung" zu beteiligen. Den Arbeitern wird zu verstehen gegeben, dass ihre Klasseninteressen es gebieten, sich zu freiwilligen Hilfskräften der Polizei zu machen und die "Denunziation" von "Faschisten" bei der Polizei zu praktizieren. Den Arbeitern wird wieder einmal beigebracht, dass Hilfe und Kultur über dem Parteikampf, d.h. über dem Klassenkampf stehen; die sozialistischen Führer, Verräter von 1914, werden als Freunde und Beschützer der eingewanderten Arbeiter dargestellt. Schließlich wird die marxistische Phraseologie als Appetitanreger in der Zeitung der Koalition verwendet, deren Hauptpfeiler die Aufrufe zur Rekrutierung von Freiwilligen, zur Teilnahme am imperialistischen Krieg, zum Sieg der Alliierten, zur Befreiung des Mutterlandes und zum Wiederaufbau des neuen "republikanischen und demokratischen" Italiens sein werden.
Die Verneinung der sozialen und politischen Existenz des Proletariats sollte diese Tendenz dazu bringen, die politischen Positionen der Klasse aufzugeben und sich direkt der Bourgeoisie anzuschließen. Es gibt keinen Misch- oder Zwischenweg. Entweder gegen den Kapitalismus durch die Bildung der Klassenpartei oder für den Antifaschismus mit der Bourgeoisie. Die Fraktion wählte den ersten Weg, die opportunistische Tendenz von Vercesi den zweiten. Der Bankrott des Unterfangens lag auf der Hand.
Es reicht jedoch nicht, geografisch seinen Standort zu verändern, um die Spuren einer Praxis und einer Politik des Verrats zu verwischen. Die Umwandlung und der Anschluss an die Partei beinhalten zwar die Verurteilung dieser Politik, bieten aber an sich keine Garantie. Wir befürworten jedoch nicht den individuellen Ausschluss als absolut unvermeidlich. Das Problem ist viel schwerwiegender, als es durch einfache organisatorische Maßnahmen gelöst werden kann. Es kann nur auf diese Weise gelöst werden: Entweder setzt die Vercesi-Tendenz öffentlich vor der Partei und dem Proletariat ihre Politik der antifaschistischen Koalition und ihre gesamte opportunistische Theorie, die sie zu dieser Politik geführt hat, um, oder es ist Sache der Partei, nach einer offenen kritischen Diskussion die opportunistische Tendenz von Vercesi theoretisch, politisch und organisatorisch Umzusetzen.
5. Drei schwere Fehler der Italienischen Fraktion[4]
In der letzten Periode ihres Bestehens hat die Italienische Fraktion trotz der schrecklichen Bedingungen des Krieges und ihrer zahlenmäßigen Schwäche eine fruchtbare Arbeit geleistet. Es würde genügen, an die Dokumente und Resolutionen über das Wesen des imperialistischen Krieges, über den kapitalistischen Charakter des russischen Staates, die Aufsätze über das Problem des Staates nach dem Sieg der Revolution, die Dokumente gegen die revisionistische Theorie der Kriegsökonomen zu erinnern, um nur die wichtigsten Punkte zu nennen, um alle positiven Errungenschaften ihrer Arbeit während des Krieges zu messen, und die die Fraktion aus der Sackgasse befreit haben, in der sie sich am Vorabend des Krieges befand. Die Existenz unserer französischen GC-Fraktion (Gauche Communiste de France), die größtenteils auf den Einfluss und die direkte Beteiligung von Genossen der Italienischen Fraktion zurückzuführen ist, ist ebenfalls Teil der positiven Errungenschaft ihrer Arbeit während der Kriegsjahre.
Es wäre jedoch falsch zu glauben, dass es in der Bilanz nur Vermögenswerte gibt. Es gibt auch viele Fragen, die die Italienische Fraktion unvollendet gelassen hat, bei denen sie zögerte oder die sie schlecht gelöst hat. Ihre Irrtümer und Zögerungen beziehen sich insbesondere auf die mit dem Ende des Weltkriegs beginnende Übergangsperiode, auf die Ziele und Aktionsprogramme, die geeignet sind, die Massen in der neuen Situation im Hinblick auf die Revolution zu mobilisieren; auf die Frage der Einheitsorganisationen der Klasse, der Arbeiterräte oder der Gewerkschaften, von denen fälschlicherweise behauptet wird, dass sie aufgrund ihrer Struktur und ihres Wesens immer die Organisation der Klasse schlechthin darstellen, als "Staat im Staat". Sie hingen auch mit der Illusion von der Möglichkeit der Rückkehr des Kapitalismus zu einer "Friedenswirtschaft" und dem Verweis auf die ferne Perspektive eines drohenden dritten imperialistischen Krieges zusammen; und im konkreten Bereich häuften sich eine Reihe von Fehlern sektiererischen Charakters in den Beziehungen zu den anderen Gruppen, die der internationalen Umgruppierung der Vorhut im Wege standen.
Wir haben nicht die Absicht, hier die Geschichte der Italienischen Fraktion darzustellen oder ihre gesamte Arbeit zu untersuchen. Wir wollen uns nur auf die Punkte konzentrieren, die direkt mit der Gründung der Partei in Italien zusammenhängen, auf die Fehler, die sich unserer Meinung nach direkt und schädlich auf diese Verfassung ausgewirkt haben.
a) Die Fraktion kehrte im Jahre 1943 nicht nach Italien zurück
Wenn die Analyse der Fraktion zu den Ereignissen im Juli 1943 richtig war, wenn das Jahr 1943 eine Zäsur im imperialistischen Krieg darstellte und die Ära der Parteigründung einleitete, dann bestand die Aufgabe der Fraktion in ihrer sofortigen Rückkehr nach Italien. In Wirklichkeit wurde die Fraktion, die die Wahrscheinlichkeit der Ereignisse theoretisch vorausgesehen hatte, von deren Ausbruch praktisch überrascht. Dies spiegelt sich in ihrer Unfähigkeit wider, eine allgemeine Aktionslinie zu formulieren, in ihrem Mangel an einer kohärenten Sicht ihrer unmittelbaren Aufgaben und in ihrem Zögern. Monatelang befand sich die Fraktion in der Position eines Zuschauers, anstatt eine aktive Rolle als Akteur der Ereignisse zu spielen. Während des gesamten Zeitraums von Juli bis September, d.h. bis zu dem Zeitpunkt, als es dem Kapitalismus gelang, die ersten spontanen Bewegungen des Proletariats zu beherrschen und zu kanalisieren, war die Fraktion in Italien völlig abwesend. Es ist offensichtlich, dass die Fraktion für ihre politischen und organisatorischen Fehler der Vergangenheit bezahlt, da sie nicht in der Lage ist, ihre Funktion zu erfüllen. So zeigt sich in der Fraktion eine Art Lähmung, eine Versteinerung, und obwohl das Leben in der Emigration seit 20 Jahren nicht die Hauptursache ist, hat es doch zu einem großen Teil dazu beigetragen. Dass die Fraktion nicht sofort nach Italien zurückkehren konnte, ist nicht auf äußere Schwierigkeiten zurückzuführen, die sicherlich vorhanden waren, sondern im Wesentlichen auf den inneren Zustand der Fraktion selbst. Von nun an, mit den neuen Kampfbedingungen des italienischen Proletariats, ist die Aufrechterhaltung der Italienischen Fraktion außerhalb Italiens ein Anachronismus, der nur zu ihrer totalen Liquidierung führen kann; und man kann mit Fug und Recht sagen, wie ein Genosse schrieb, dass eine zweite Überraschung der Fraktion in dieser Größenordnung ihren Bankrott bedeuten würde. In Italien selbst haben die alten Mitglieder der Linken, die Mitglieder der Fraktion, die dort sind, das Bedürfnis, sich neu zu formieren. Der Druck der Ereignisse zeigt sich so stark und drängt sie dazu, ihrer Tätigkeit eine organisierte und organisatorische Form zu geben.
Die Tendenz, die Partei entsprechend der objektiven Situation aufzubauen, wird immer deutlicher. Aber in diesem Programm des Parteiaufbaus, das sich von 1943 bis 1945 erstreckt, fehlt die Fraktion als Organisation, als homogener ideologischer Körper. Die Abwesenheit der Fraktion in dieser kritischen Periode der Formierung wird furchtbar zu spüren sein und schwerwiegende Folgen haben, die wir sowohl in der Art der Umgruppierung als auch in den programmatischen Grundlagen der neuen Partei finden.
b) Die Theorie der «Italienischen Fraktion im Ausland»
Anstatt das Scheitern der Fraktion bei der Erfüllung ihrer grundlegenden Aufgaben durch die Vorbereitung ihrer Rückkehr nach Italien entschlossen zu überwinden, und um das eigene Scheitern zu minimieren, führte ein Teil der Fraktion den Begriff der "Fraktion im Ausland" ein
Dies war ein Versuch, die Schwere der Verantwortung zu mindern. Es hieß: "Alle Kritik, die geäußert wurde, mag richtig sein, aber sie ist nicht ernst zu nehmen, weil sie sich nur auf einen Teil der Fraktion bezieht, auf den Teil, die Sektion, die im Ausland ist, während der Großteil der Organisation in Italien lebt und handelt.“ Und von dort aus spottet man über "die Panikmacher" und "ihre Anmaßungen", dem Proletariat und den Militanten in Italien "etwas vorschreiben" zu wollen.
Es stimmt, dass es der Fraktion gelungen ist, diese Theorie zu verwerfen, aber es stimmt auch, dass es ihr nie gelungen ist, diese weiterhin vorherrschende Geisteshaltung zu beseitigen.
Die Formel von der "Fraktion im Ausland" war doppelt falsch und gefährlich. Erstens, weil sie bewusst die Unwahrheit über die Existenz einer soliden Fraktionsorganisation in Italien aufrechterhielt, und zweitens, weil sie, anstatt sich um die Überwindung ihres Scheiterns zu bemühen, dieses in der Vergangenheit und in der Zukunft rechtfertigte, indem sie die bestehende Organisation von jeglicher politischen Verantwortung befreite.
Es liegt uns fern, den Wert der in Italien verbliebenen Genossen zu unterschätzen. Es ist sicher, dass der größte Teil der Linken in Italien geblieben ist. Es ist auch wahrscheinlich, dass dies sowohl für die Qualität als auch für die Quantität der Mitglieder gilt. Die Tatsache, dass die meisten von ihnen nach 20 Jahren Faschismus immer noch ihren Positionen treu geblieben sind, an vorderster Front des Kampfes, ist ein starkes Indiz für ihr Kaliber und ihren Wert. Aber es geht nicht um individuelle Werte. Die Organisation ist keine Summe von Einzelwillen, genauso wenig wie das Klassenbewusstsein eine Summe von Einzelbewusstsein ist. Die Organisation ist eine Einheit. Sie ist der Ort, an dem die ideologische Gärung der Klasse erzeugt und fortgesetzt wird.
Nun ist es gerade die Möglichkeit, die Organisation aufrechtzuerhalten, die den Genossen in Italien fehlte. Und wie groß ihr individueller Wert auch sein mag, er kann nicht an die Stelle eines organisierten politischen Lebens treten. Der dem politischen Klassencharakter des italienischen Proletariats entsprechende Organismus während des Faschismus war die Italienische Fraktion, wie sie lebte, agierte und sich entwickelte. Die politischen Positionen der Fraktion sind nicht die Beiträge einer Sektion, sondern der Ausdruck des Lebens und des Bewusstseins der Klasse. Es handelt sich nicht um eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eine Niederlassung im Ausland, sondern um die Delegation der Klasse.
Die Mitglieder der Linken in Italien sind unter äußerst schwierigen historischen Bedingungen dem Programm der Revolution treu geblieben, und das ist ihr großes Verdienst. Aber es ist die Fraktion, wie sie existiert hat, mit ihrer Organisation, ihrer Presse außerhalb Italiens, die die historische Kontinuität des Proletariats gewährleistet hat. Es ist die Fraktion, die im Namen der Klasse den Zentrismus bekämpfen, eine Bilanz des vergangenen Kampfes ziehen und auf der Grundlage der Erfahrungen das Programm der Revolution korrigieren und vervollständigen musste.
Die Illusionen über die Organisation in Italien, die infantilen Legenden über die neuen Kader, die von Bordiga selbst im Geheimen hinter dem Rücken Mussolinis vorbereitet wurden, waren nichts anderes als Opium, das man sich und anderen verabreichte, um in künstlicher und falscher Ekstase die Realität des eigenen Elends und Versagens zu vergessen.
Während der gesamten kritischen Zeit von 1943 bis 1945 hatte die Partei einen enormen Mangel an Kadern. Und diese Kader, geschult durch 15 Jahre Fraktionsleben, überdeckten ihre Unzulänglichkeiten, ihr Versagen, ihre Abwesenheit mit dem Mantel falscher Bescheidenheit und trösteten sich mit der Theorie einer "Sektion im Ausland".
Mit dieser Haltung zerstörte die Fraktion 15 Jahre lang ihre eigene Arbeit; diese theoretische Arbeit der Fraktion, die die Achse des neuen Parteiprogramms sein sollte, wurde zu "einem bloßen Beitrag der Genossen im Ausland".
Wenn wir heute Lücken und Mängel in der programmatischen Basis der Partei feststellen, wenn wir eine auf den ersten Blick überraschende Methode der Umgruppierung finden, liegt die Schuld in erster Linie und direkt bei der Fraktion
c) Die Auflösung der Fraktion
Die Fehler folgen einander mit unerbittlicher Logik. Von der physischen und politischen Abwesenheit in entscheidenden Momenten über die Rechtfertigung dieser Abwesenheit durch die Theorie der "Fraktion im Ausland" bis hin zur reinen und einfachen Auflösung der Fraktion. Dieser letzte Schritt wurde ebenfalls unternommen.
Wir wissen sehr wohl, dass die Genossen der alten Fraktion behaupten, wir seien Opfer eines Missverständnisses oder einer falschen Interpretation. Einige haben uns sogar bezichtigt, wir hätten schlechte Absichten. Wir können nur noch einmal unser Bedauern und unser Erstaunen darüber zum Ausdruck bringen, dass die auf der letzten Konferenz der Italienischen Fraktion angenommene Resolution, die die Auflösung beinhaltet, nach acht Monaten immer noch im Verborgenen geblieben ist. Vor acht Monaten konnte man sich in juristischen Spitzfindigkeiten über den zweideutigen Begriff "Rückgabe des Mandats" verlieren. Mehr Subtilität ist heute nicht möglich. Seit Mai 1945 ist die Italienische Fraktion aufgelöst. Die nach Italien zurückgekehrten Genossinnen und Genossen sind als Einzelpersonen in die Partei integriert worden. Und wir sind Zeugen dieses paradoxen Schauspiels, das komisch sein könnte, wenn es nicht eine äußerst ernste politische Bedeutung hätte.
Im Jahr 1936 wurde die internationale Arbeiterbewegung einer entscheidenden historischen Prüfung unterzogen: dem imperialistischen Krieg in Spanien. Zum ersten Mal wurde der Antifaschismus konkret in Unterstützung für den imperialistischen Krieg umgesetzt. Es ist der neue 2. August 1914. Jeder militante Arbeiter, jede Gruppe wird auf die Probe gestellt: FÜR oder GEGEN die Teilnahme am Krieg. Das Zusammenleben dieser beiden Positionen ist unmöglich. Die politische Abgrenzung muss zu einer organisatorischen Abgrenzung führen.
In Belgien bricht eine Minderheit mit der Internationalistischen Kommunistischen Liga und gründet die Belgische Fraktion der Kommunistischen Linken. In der Italienischen Fraktion spaltete sich eine Minderheit ab oder wurde ausgeschlossen und schloss sich dem mit der POUM verbündeten Kommunistischen Bund an.
Diese Minderheit, die von 1936 bis 1945 außerhalb der Fraktion blieb, gegen die sich die Internationale Kommunistische Linke formierte, und die ihre Positionen immer noch beibehält und einfordert, ist heute Teil der neuen Partei in Italien.
1945, nach sechs Jahren des Kampfes gegen die marxistische und revolutionäre Linie der Fraktion, gründete die Tendenz Vercesi das Komitee der Antifaschistischen Koalition, in dem sie in einer ursprünglichen heiligen Allianz mit allen Parteien der Bourgeoisie zusammenarbeitete.
Dies führte zu einer politischen und theoretischen Diskussion, die die Fraktion dazu veranlasste, diese Tendenz aus ihrer Mitte auszuschließen. Heute ist diese Tendenz, ohne etwas von ihren Positionen und ihrer Praxis aufgegeben zu haben, ein fester Bestandteil der neuen Partei in Italien und nimmt sogar einen wichtigen Platz in der Führung ein.
So fand sich die Fraktion - die 1936/1937 die Minderheit und Anfang 1945 die Vercesi-Tendenz ausgeschlossen hatte - Ende 1945 aufgelöst, aber mit genau denjenigen vereint, die sie ausgeschlossen hatte; und diese Vereinigung ist... die Partei.
Es scheint, dass das, was für die Fraktion eine Grundsatzfrage war, für die Partei nicht gilt. Oder dass das, was "im Ausland" eine Grundsatzfrage war, "im Inland" keine Grundsatzfrage ist. Oder dass alles, was "im Ausland" passiert ist, die gesamte 15-jährige Geschichte der Fraktion, ihre Kämpfe, ihre Spaltungen, nur "verrückte Geschichten" sind. Es ist, als hätte das Wasser des Po die wundersame Eigenschaft, alle Flecken wegzuwaschen, von allen Sünden zu reinigen und vor allem alle zu versöhnen. Wir wissen nicht, ob es die "Luft des Landes" ist, die diese Gabe besitzt, einen Mann des Antifaschistischen Koalitionsausschusses in ein Mitglied des Zentralkomitees einer revolutionären Partei zu verwandeln, aber wir sind überzeugt, dass dies das Ergebnis der übereilten und verfrühten politischen und organisatorischen Auflösung der Fraktion ist.
Der politische Wiedereintritt der Fraktion in Italien wäre ein Hindernis für den Aufbau der revolutionären Partei des Proletariats gewesen. Die Auflösung der Fraktion bedeutet die Öffnung der Schleusen, durch die die opportunistischen Strömungen ungehindert eindringen können. In der Zukunft drohen diese Strömungen die gesamte Partei zu überfluten. Dies ist die Folge eines schwerwiegenden Fehlers, der von der Italienischen Fraktion begangen wurde.
6. Methode der Parteibildung
Während es richtig ist zu sagen, dass die Konstituierung der Partei durch objektive Bedingungen bestimmt wird und nicht das Ergebnis eines individuellen Willens sein kann, ist die Methode zur Konstituierung der Partei direkter dem "Subjektivismus" der Gruppen und Aktivisten untergeordnet, die sich an ihr beteiligen. Sie sind es, die die Notwendigkeit der Parteibildung spüren und in die Tat umsetzen. Das subjektive Element wird so zu einem entscheidenden Element in diesem Prozess und in dem, was folgt; es markiert die gesamte Ausrichtung für die weitere Entwicklung der Partei. Ohne in einen hilflosen Fatalismus zu verfallen, wäre es äußerst gefährlich, die schwerwiegenden Folgen zu ignorieren, die sich aus der Art und Weise ergeben, in der der Mensch die Aufgaben erfüllt, deren objektive Notwendigkeit er erkannt hat. Die Erfahrung lehrt uns die entscheidende Bedeutung der Methode für die Konstituierung der Partei. Nur die Unwissenden oder die Hasardeure, für die die Geschichte erst mit ihrer eigenen Tätigkeit beginnt, können sich den Luxus erlauben, die ganze reiche und schmerzliche Erfahrung der Komintern außer Acht zu lassen. Und es ist nicht weniger schlimm zu sehen, dass sehr junge Kämpfer, die gerade erst in der Arbeiterbewegung und der Kommunistischen Linken angekommen sind, sich mit ihrer Unwissenheit nicht nur zufrieden geben, sondern sie sogar zur Grundlage ihrer anmaßenden Arroganz machen.
Am Vorabend des ersten imperialistischen Weltkriegs befand sich die Arbeiterbewegung in einem Zustand der extremen Spaltung. Der imperialistische Krieg hatte die formale Einheit der politischen Organisationen, die den Anspruch erhoben, Teil des Proletariats zu sein, gebrochen. Die Krise der Arbeiterbewegung, die bereits vorher bestand, erreichte durch den Weltkrieg und die Positionen, die als Antwort darauf eingenommen werden mussten, ihren Höhepunkt. Alle marxistischen, anarchistischen und gewerkschaftlichen Parteien und Organisationen werden dadurch heftig erschüttert. Die Spaltungen häufen sich. Neue Gruppen entstehen. Es kommt zu einer politischen Abgrenzung. Die revolutionäre Minderheit der Zweiten Internationale, vertreten durch die Bolschewiki, die Deutsche Linke um Luxemburg und die holländischen Tribunisten, die ohnehin nicht sehr homogen waren, standen nicht einfach einem einzigen opportunistischen Block gegenüber. Zwischen ihnen und den Opportunisten gab es eine ganze Bandbreite politischer Gruppen und Tendenzen, mehr oder weniger verwirrt, mehr oder weniger zentristisch, mehr oder weniger revolutionär, die die allgemeine Bewegung der Massen repräsentierten, die mit dem Krieg, mit der Heiligen Allianz, mit dem Verrat der alten Parteien der Sozialdemokratie brachen. Wir sehen hier einen Prozess der Liquidierung der alten Parteien, deren Untergang eine Vielzahl von Gruppen entstehen ließ. Diese Gruppen drückten weniger den Prozess der Konstituierung der neuen Partei aus als vielmehr die Verwerfung, die Liquidierung, den Tod der alten Partei. Diese Gruppen enthielten zwar Elemente für die Konstituierung der neuen Partei, bildeten aber keineswegs die Grundlage für sie. Diese Strömungen drückten im Wesentlichen die Negation der Vergangenheit und nicht die positive Bejahung der Zukunft aus. Die Grundlage für die neue Klassenpartei konnte nur in der früheren Linken liegen, in ihrer kritischen und konstruktiven Arbeit, in den theoretischen Positionen und programmatischen Prinzipien, die die Linke in den 20 Jahren ihres Bestehens und Kampfes als Fraktion innerhalb der alten Partei erarbeitet hatte.
Die Oktoberrevolution 1917 in Russland löste bei den Massen große Begeisterung aus und beschleunigte den Prozess der Liquidierung der alten Parteien, die die Arbeiterklasse verraten hatten. Gleichzeitig stellte sie das Problem der Konstituierung der neuen Partei und der neuen Internationale in aller Schärfe dar. Die alte Linke, die Bolschewiki und die Spartakisten, wurden durch die rasche Entwicklung der objektiven Situation, durch den revolutionären Vorstoß der Massen, überwältigt. Ihr überstürztes Vorgehen beim Aufbau der neuen Partei entsprach und war das Produkt des überstürzten Ablaufs der revolutionären Ereignisse in der Welt. Es ist unbestreitbar, dass eine der historischen Ursachen für den Sieg der Revolution in Russland und ihre Niederlage in Deutschland, Ungarn und Italien in der Existenz der revolutionären Partei zum entscheidenden Zeitpunkt in dem einen Land und ihrem Fehlen oder ihrer Unvollständigkeit in den anderen Ländern liegt. So versuchten die Revolutionäre, die Kluft zwischen der Reife der objektiven Situation und der Unreife des subjektiven Faktors (dem Fehlen der Partei) durch einen breiten Zusammenschluss politisch heterogener Gruppen und Strömungen zu überwinden und diesen Zusammenschluss als die neue Partei zu proklamieren.
Während die "strenge" Methode der Auswahl auf genauester prinzipieller Grundlage, ohne Rücksicht auf den unmittelbaren zahlenmäßigen Erfolg, die Bolschewiki in die Lage versetzte, eine Partei aufzubauen, die im entscheidenden Moment alle revolutionären Energien und Kämpfer aus anderen Strömungen integrieren und assimilieren und schließlich das Proletariat zum Sieg führen konnte, führte die "breite" Methode, bei der es vor allem darum ging, auf Kosten präziser Prinzipien und Programme sofort möglichst viele Menschen zu versammeln, zur Bildung von Massenparteien, echten Giganten auf tönernen Füßen, die nach der ersten Niederlage, die sie erlitten, dem Opportunismus verfielen. Die Bildung der Klassenpartei erwies sich in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern, wo die Bourgeoisie über tausend Mittel verfügt, um das Bewusstsein des Proletariats zu korrumpieren, als unendlich schwieriger als in Russland.
Deshalb glaubte die Komintern, die Schwierigkeiten mit anderen Methoden als denen, die sich in Russland durchgesetzt hatten, umgehen zu können. Der Parteiaufbau ist keine Frage des Geschicks oder des Savoir-faire, sondern im Wesentlichen ein Problem der programmatischen Festigkeit.
Angesichts der enormen Macht der ideologischen Korruption, die der Kapitalismus und seine Helfer ausüben, kann das Proletariat sein Klassenprogramm nur mit größter Strenge und Unnachgiebigkeit durchsetzen. Wie langsam dieser Weg zum Aufbau der Partei auch erscheinen mag, Revolutionäre können keinen anderen Weg gehen, wie die Erfahrung der vergangenen Misserfolge gezeigt hat.
Die Erfahrung des Spartakusbundes ist in diesem Punkt sehr erhellend. Dessen Zusammenschluss mit den Unabhängigen führte nicht, wie erhofft, zur Schaffung einer starken Klassenpartei, sondern führte zu einer „Durchdringung“ des Spartakusbundes durch die Unabhängigen und zur Schwächung des deutschen Proletariats. Vor ihrer Ermordung erkannten Rosa Luxemburg und andere Führer des Spartakusbundes den Fehler des Zusammenschlusses mit den Unabhängigen und versuchten, ihn zu korrigieren. Aber dieser Fehler wurde von der Komintern nicht nur in Deutschland beibehalten, sondern er wurde zur praktischen Methode für die Bildung kommunistischer Parteien in allen Ländern, die von der Komintern aufgezwungen wurde.
In Frankreich "schuf" die Komintern die Kommunistische Partei, indem sie den Zusammenschluss und die Vereinigung von Gruppen revolutionärer Syndikalisten, der Internationalisten der Sozialistischen Partei und der verkommenen, korrupten zentristischen Tendenz der Parlamentarier, angeführt von Frossard und Cachin, erzwang.
In Italien zwang die Komintern die Abstentionistische Fraktion Bordigas, eine einzige Organisation mit den zentristischen und opportunistischen Tendenzen von Ordino Nuovo und Serrati zu gründen.
In Großbritannien forderte die Komintern die kommunistischen Gruppen auf, sich der Independent Labour Party anzuschließen, um eine revolutionäre Massenopposition innerhalb dieser reformistischen Partei zu bilden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die von der Komintern beim "Aufbau" kommunistischer Parteien angewandte Methode überall im Gegensatz zu der Methode stand, die sich beim Aufbau der bolschewistischen Partei bewährt hatte. Es war nicht mehr der ideologische Kampf um das Programm, die schrittweise Beseitigung der opportunistischen Tendenzen, die durch den Sieg der konsequentesten revolutionären Fraktion als Grundlage für den Aufbau der Partei diente. Stattdessen war die Grundlage eine Addition verschiedener Tendenzen, ihre Verschmelzung um ein Programm, das absichtlich unvollständig gelassen worden war. Selektion wurde durch Addition ersetzt, Prinzipien wurden der zahlenmäßigen Masse geopfert.
Wie konnten die Bolschewiki und Lenin diesen Weg einschlagen, den sie in Russland 20 Jahre lang verurteilt und bekämpft hatten? Wie lässt sich dieser Methodenwechsel bei der Parteibildung durch die Bolschewiki vor und nach 1917 erklären? Lenin machte sich keine Illusionen über die opportunistischen und zentristischen Führer, über die Bekehrung der Frossards, der Lebedours zur Revolution, über den wirklichen Wert dieser Revolutionäre in letzter Minute. Lenin kann sich der Gefahr nicht bewusst gewesen sein, die die Aufnahme dieses ganzen Haufens in die kommunistischen Parteien darstellt. Wenn er sich entschloss, sie aufzunehmen, dann nur, weil er dem Druck der Ereignisse ausgesetzt war, weil er glaubte, dass diese Elemente durch die Entwicklung der Ereignisse schrittweise und endgültig aus der Partei entfernt werden würden. So konnte Lenin eine neue Methode einführen, die sich auf zwei neue Tatsachen stützte, die in seinen Augen eine ausreichende Garantie boten: die politische Vorherrschaft der bolschewistischen Partei in der Komintern und die objektive Entwicklung des revolutionären Kurses. Die Erfahrung hat inzwischen gezeigt, dass Lenin einen kolossalen Fehler begangen hat, indem er die Gefahr einer opportunistischen Entartung unterschätzte, die in einer revolutionären Partei immer möglich ist und die umso mehr begünstigt wird, wenn die Parteibildung nicht auf der Grundlage der Beseitigung der opportunistischen Elemente erfolgt, sondern auf der Grundlage ihrer Tarnung, ihrer Zusammenführung und ihrer Einbindung als Elemente, die die neue Partei bilden.
Gegen die "breite" Methode der Zusammenführung, die sich in der Komintern durchsetzte, erinnerte die Linke energisch an die Methode der Auswahl, die Methode Lenins vor der Oktoberrevolution. Und es war eines der großen Verdienste von Bordiga und seiner Fraktion, dass sie die Methode der Komintern am energischsten bekämpften, indem sie den Fehler in der Methode der Parteigründung und die schwerwiegenden Folgen für die spätere Entwicklung der kommunistischen Parteien aufzeigten. Wenn die Fraktion von Bordiga schließlich die Bildung der Kommunistischen Partei Italiens mit der Fraktion Ordino Nuovo akzeptierte, so tat sie dies, indem sie sich den Entscheidungen der Komintern unterwarf, nachdem sie die schärfsten Kritiken formuliert und ihre eigenen Positionen aufrechterhalten hatte, die sie in den unvermeidlichen Krisen innerhalb der Partei und im Gefolge der lebendigen, konkreten historischen Erfahrung zum Sieg zu führen versuchte.
Heute können wir feststellen, dass das Fehlen kommunistischer Parteien während der ersten Welle der Revolution zwischen 1918 und 1920 eine der Ursachen für ihre Niederlage war, so wie die Methode der Parteigründung 1920-21 eine der Hauptursachen für die Degeneration der KPs und der Komintern war.
Eines der erstaunlichsten Dinge, die wir heute, 23 Jahre nach der Diskussion zwischen Bordiga und Lenin zur Zeit der Gründung der KP Italiens, beobachten, ist die Wiederholung desselben Fehlers. Die Methode der Komintern, die von der linken Fraktion Bordigas so heftig bekämpft wurde und deren Folgen für das Proletariat katastrophal waren, wird heute von der Fraktion selbst beim Aufbau der KPI Italiens aufgegriffen.
Viele Genossinnen und Genossen der Internationalen Kommunistischen Linken scheinen an politischer Amnesie zu leiden. Und in dem Maße, in dem sie sich an die kritischen Positionen der Linken zur Konstituierung der Partei erinnern, denken sie, dass sie heute darüber hinausgegangen sind. Sie glauben, dass die Gefahr dieser Methode eingedämmt, wenn nicht gar völlig beseitigt wird, weil es die Linksfraktion ist, die sie anwendet, d.h. der Organismus, der 25 Jahre lang der opportunistischen Degeneration der Komintern widerstehen konnte. Wir verfallen wieder in die Argumente der Bolschewiki. Lenin und die Bolschewiki glaubten, dass die Garantie dafür gegeben sei, weil sie es waren, die diese Methode anwandten. Die Geschichte beweist, dass es so etwas wie Unfehlbarkeit nicht gibt. Keine Partei, unabhängig von ihrer revolutionären Vergangenheit, ist gegen opportunistische Entartung immun. Die Bolschewiki hatten mindestens so viele revolutionäre Verdienste wie die Italienische Fraktion der Kommunistischen Linken. Sie hatten nicht nur dem Opportunismus der Zweiten Internationale und ihrem Verrat angesichts des imperialistischen Krieges widerstanden; sie hatten nicht nur die Partei gegründet, sondern das Proletariat zum Sieg geführt. Aber all diese glorreiche Vergangenheit - die keine andere Fraktion erreichen kann - immunisierte die bolschewistische Partei nicht. Jeder Irrtum, jeder Fehler ist eine Lücke in der Rüstung der Partei, durch die der Einfluss des Klassenfeindes eindringen kann. Fehler haben ihre logische Konsequenz.
Die Internationalistische Kommunistische Partei Italiens wird "aufgebaut" durch den Zusammenschluss, den Zusammenhalt von Gruppen und Tendenzen, die nicht weniger im Gegensatz zueinander stehen wie Bordigas Abstentionistenfraktion zum Ordino Nuovo bei der Gründung der KP Italiens 1921. In der neuen Partei haben wir als gleichberechtigte Partner die Italienische Fraktion und die Vercesi-Fraktion, die wegen ihrer Teilnahme an der Antifaschistischen Koalition ausgeschlossen wurden. Dies ist nicht nur eine Wiederholung des Methodenfehlers von vor 25 Jahren, sondern eine noch schlimmere Wiederholung.
Indem wir unsere Kritik an der Methode zur Konstituierung der PCInt Italiens formulieren, greifen wir nur die Position auf, die die Italienische Fraktion früher eingenommen hat und die sie heute aufgibt. Und so wie Bordiga die Fortsetzung von Lenin gegen den Irrtum von Lenin selbst war, setzen wir nur die Politik von Lenin und Bordiga gegen die Aufgabe der eigenen Positionen durch die Italienische Fraktion fort.
Die neue Partei ist keine politische Einheit, sondern ein Konglomerat, eine Addition von Strömungen und Tendenzen, die unweigerlich miteinander in Konflikt geraten. Der derzeitige Waffenstillstand kann nur sehr provisorisch sein. Die Eliminierung der einen oder anderen Strömung ist unvermeidlich. Früher oder später wird eine politische und organisatorische Abgrenzung vorgenommen werden müssen. Wie schon vor 25 Jahren stellt sich die Frage: Wer wird sich durchsetzen?
7. Sollten Revolutionäre der PCInt Italiens beitreten?
Wir haben gerade ausführlich untersucht, welchen Platz die Konstituierung der PCInt Italiens in der Geschichte der Arbeiterbewegung einnimmt. Wir haben soeben gesehen, inwieweit die neue Partei als ein Schritt nach vorn, als eine positive Errungenschaft des Proletariats betrachtet werden kann; aber wir haben auch die Unzulänglichkeiten und die negativen Seiten der Partei hervorgehoben.
Unsere Kritik, so scharf sie auch sein mag, führt uns nicht zu der Position der RKD, die die PCInt a priori und endgültig verurteilt. Die Kritik, die wir an der Gründungsmethode der PCInt und an ihrer programmatischen Unzulänglichkeit geübt haben, führt dazu, dass einige Genossen und Gruppen die Frage stellen: Sollen wir dieser Partei beitreten? Sollten wir uns an diesem Experiment beteiligen?
Die "Kommunistische Linke der 13. Stunde" - Vercesis Leute - erröten vor Empörung über die bloße Formulierung einer solchen Frage. Es ist beunruhigend zu sehen, wie in der Internationalen Kommunistischen Linken diese Art von Fetischismus eingeführt wird, der darin besteht, jeden Fehler, der zu einem bestimmten Zeitpunkt, in einer bestimmten Frage, von einer Gruppe oder der gesamten Internationalen Kommunistischen Linken begangen werden könnte, im Voraus freizusprechen.
Dieses politische System, das wir bei den Stalinisten und Trotzkisten zu sehr kennen gelernt haben - das auf die Notwendigkeit der Beweisführung verzichtet, das die Beweisführung durch die Behauptung ersetzt: "Wir hatten Recht, wir haben Recht und wir werden immer Recht haben, weil wir Wir sind!", das nur blinde Zustimmung oder Exkommunikation kennt - ist ein System, das jedes politische Leben in einer Organisation tötet, jede intellektuelle Gärung vernichtet, jede Entwicklung der Kämpfer stoppt und die Bewegung in eine elende bürokratische Instanz verwandelt.
Wer in der Politik jemandem aufs Wort glaubt - sagte Lenin - ist ein unheilbarer Idiot. Und jede politische Organisation, die sich in eine Kirche verwandelt, hört auf, eine Schule für Kämpfer zu sein, und wird zu einer Maschine, die einerseits eine kleine Clique unfehlbarer Bürokraten und andererseits eine Masse von Ja-Sagern hervorbringt.
Frei von jeder leicht empfindlichen Selbstliebe wollen wir jeden Einwand diskutieren, der gegen unsere Positionen und die der Internationalen Kommunistischen Linken erhoben werden könnte. In diesem Sinne nehmen wir die Gelegenheit wahr, die Position der RKD bezüglich der PCInt Italiens zu widerlegen. Die RKD übernimmt teilweise unsere Kritik an der programmatischen Unzulänglichkeit der PCInt, an der falschen Methode, mit der die Partei gegründet wurde, und insbesondere unsere Kritik an der revisionistischen Strömung von Vercesi. Infolgedessen definiert die RKD, scheinbar logisch, die PCInt Italiens als zentristische Partei. Und die RKD kommt zu dem Schluss, dass diese Partei bereits dazu verurteilt ist, sich auf fatale Weise zu opportunistischen und konterrevolutionären Positionen zu entwickeln. Die RKD sieht keine historische Möglichkeit für eine zentristische Partei, den Weg der Revolution zu finden. So verkünden sie die Notwendigkeit für die Revolutionäre in Italien, die PCInt zu verlassen und eine unabhängige Gruppe zu bilden.
Entgegen allen Schemata haben wir es hier mit einer Reihe von logischen Schlussfolgerungen zu tun. Wenn wir die Frage genauer untersuchen, stellen wir fest, dass es sich um eine abstrakte logische Argumentation handelt, eine schematische Sichtweise, die die Realität der konkreten Situation nicht erfasst.
Wie ist die Lage in Italien? Nach 20 Jahren faschistischer Herrschaft tritt das Proletariat in den Wirren der Ereignisse vom Juli 1943 auf die politische und soziale Bühne. Es beginnt ein neuer Kurs der Wiederaufnahme des offensiven Kampfes, der die Konstituierung der Klassenpartei erfordert. Es liegt auf der Hand, dass wir, wenn wir diese neue Situation aus den Augen verlieren, wenn wir sie ignorieren, das Problem der Konstituierung der Partei nicht verstehen, die von da an nur noch ein neues Muster in der Reihe der von den Trotzkisten fabrizierten Parteien zu sein scheint.
Im Gegensatz zu diesen künstlichen Konstruktionen, die künstlich sind, weil sie in einer Situation des Rückzugs des
Proletariats entstanden sind, ist das, was die Konstituierung der Partei in Italien kennzeichnet, eher die Kluft, die zwischen der spontanen Wiederaufnahme des Klassenkampfes und der Verzögerung bei der Organisation des Klassenbewusstseins besteht: die Partei.
Was ist der Gründungsakt der Partei? Es ist die historische Konvergenz zwischen einer objektiven Situation der offensiven Wiederaufnahme des Klassenkampfes und der maximalen Verwirklichung des Programms durch den Klassenorganismus, der die Fraktion darstellt. Diese Konvergenz ist selten perfekt. Die Geschichte lehrt uns, dass die Partei ihr Programm oft erst unter dem Eindruck der Ereignisse ändert und vervollständigt. Das eindrucksvollste Beispiel liefert uns die bolschewistische Partei, die zwischen Februar und Oktober, mitten in der Revolution, zu einer tiefgreifenden Korrektur ihres Programms aufgefordert wird. Auch der Spartakusbund arbeitet in der Hitze der Novemberrevolution 1918 fieberhaft an seinem Programm.
Man kann natürlich die Verspätung der Vorhut beklagen, aber das hilft nicht weiter. Wichtig ist, sich der historischen Aufgabe bewusst zu sein, die den Revolutionären in der Zeit des Rückzugs zufällt, mit der kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der theoretischen Arbeit, der Ausarbeitung der programmatischen Positionen, in denen sich die Klasse in ihrem revolutionären Kampf positionieren kann.
Die italienische Fraktion hatte dieses Bewusstsein in hohem Maße; sie hat sich 20 Jahre lang fast im Alleingang darum bemüht. Und wenn sie noch nicht rechtzeitig entwickelt war, wie zum Beispiel im Jahr 1943, so hat das mehrere Gründe. Sie müssen in den allgemeinen Bedingungen gesucht werden, unter denen die Fraktion leben musste, in ihrer geographischen Entfernung vom Land, in ihrer fast völligen Isolation, in dem größten Rückschlag, den der Kampf des Proletariats je erlebt hat, und auch in ihren eigenen Fehlern und Schwächen.
Aber die Situation in Italien änderte sich. Das Jahr 1943 brachte die seit 20 Jahren unterdrückte Klassenbewegung zum Vorschein. Die Situation berücksichtigte nicht, ob der Klassenorganismus, sein Zustand, vorbereitet ist oder nicht. Sie zwang die Vorhut, einzugreifen und ihre Verantwortung zu übernehmen. Unter dem Eindruck der Situation musste die Vorhut ihre Umgruppierung beschleunigen und ihr Programm vollenden.
Die italienische PCInt, mit all ihren Unzulänglichkeiten, drückte diesen Zustand der Diskrepanz der Vorhut gegenüber der objektiven Situation aus. Dieser Umstand kann mit Bedauern zur Kenntnis genommen werden. Wir müssen die programmatische Reifung beschleunigen, aber wir können diesen Zustand nicht "verurteilen". Dies ist der erste Punkt, den es festzustellen gilt.
Der zweite Fehler der RKD besteht darin, die PCInt als "zentristisch" zu bezeichnen. Was ist Zentrismus? Es handelt sich um eine Reihe von politischen Positionen, die zwischen Revolution und Konterrevolution, zwischen Proletariat und Bourgeoisie angesiedelt sind. Eine politische Organisation, die kein vollständiges Programm vorlegt, das sogar in einer Reihe wichtiger, aber zweitrangiger Fragen Fehler enthält, kann noch nicht als "Zentrismus" bezeichnet werden. Allenfalls kann man von fehlerhaften, verworrenen oder unvollständigen Positionen dieser Organisation sprechen. Aber um ein endgültiges Urteil zu fällen, muss man die allgemeine Ausrichtung, die Entwicklungsrichtung dieser Organisation berücksichtigen. Die bolschewistische Partei zum Beispiel, die in ihrem Programm eine falsche Position zur Revolution in Russland vertrat, die als "demokratische revolutionäre Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft" konzipiert war, hat diesen Irrtum erst nach internen Kämpfen und Krisen unter dem Feuer der Revolution von 1917 überwunden. Die Position der RKD führt direkt dazu, die bolschewistische Partei als zentristische Partei zu betrachten und zu qualifizieren, also ad absurdum. Die RKD argumentiert jedoch, dass die PCInt zentristische Tendenzen in sich trägt. Das ist wahr. Wir würden sogar sagen, dass sie opportunistische Strömungen enthält. Das macht die PCInt noch nicht zu einer zentristischen Organisation, sondern nur zu einer Organisation, in der es zum Kampf zwischen revolutionären und opportunistischen Strömungen kommen wird. Die Plattform der PCInt zeichnet sich dadurch aus, dass sie einen "Mittelweg" darstellt und nicht ausdrücklich und politisch eine Verurteilung zentristischer Positionen ist. Das ist etwas ganz anderes als eine zentristische Partei zu sein.
Die Position der RKD ist lediglich eine Anwendung ihres infantilen "Axioms" auf die PCInt, das darin besteht, die Notwendigkeit des sofortigen Austritts aus jeder Organisation zu verkünden, in der sich eine opportunistische Strömung manifestiert. Auf der Grundlage dieses "Axioms", das sie für "die revolutionäre Quintessenz" halten, werfen sie Luxemburg und der Deutschen Linken vor, nicht schon lange vor 1914 mit der deutschen Sozialdemokratie organisatorisch gebrochen zu haben. Aus demselben Grund werfen sie den Bolschewiki vor, in der Zweiten Internationale geblieben zu sein. Und unter diesem Gesichtspunkt verurteilen sie die Kommunistische Linke dafür, dass sie die Komintern und die kommunistischen Parteien nicht 1920-21 verlassen hat...
Die RKD stützt sich auf historische Erfahrungen. Es gebe kein Beispiel dafür, dass sich eine Partei, in der sich die opportunistische Krankheit manifestiert habe, erholen konnte; daher dienten die Revolutionäre nur dem Opportunismus, indem sie in diesen Parteien blieben. Eine solche Argumentation ist nicht nur falsch, sondern führt auch ad absurdum. Folgt man dieser Argumentation, wird man zu dem Schluss kommen, dass es nie eine Partei des Proletariats gegeben hat. Die Zweite Internationale enthielt in ihrem Fundament Opportunismus. So auch die Dritte Internationale. Logischerweise sollte die RKD die Revolutionäre nicht dafür verantwortlich machen, dass sie nicht aussteigen, sondern dass sie in diese Parteien eintreten. Das gilt auch für Marx und Engels in der Ersten Internationale. Es ist bekannt, dass Marx sozusagen in der Ersten Internationale Kompromisse eingegangen ist, und dass die von ihm verfasste Eröffnungsrede unendlich viel vager ist als das Kommunistische Manifest, das er 15 Jahre zuvor für den Bund der Kommunisten geschrieben hatte. Die Position der RKD ist in der Summe eine Verurteilung der gesamten Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung. Es ist nicht verwunderlich, dass sie den Begriff "Fraktion" nie verstanden haben.
Dieser Standpunkt ist historisch falsch. Die Erste Internationale, in der die Marxisten nur eine kleine Minderheit sind, schafft es nach und nach, die kleinbürgerlichen Positionen der Mazzinisten, der Garibaldianer, der Babuninisten usw. aus ihrer Mitte zu entfernen.
Die deutsche Sozialdemokratie beseitigt auch die Positionen der Lassalleaner und von Dühring und bildet eine Zeit lang ein Bollwerk gegen die Strömung Bernsteins und den Millerandismus. Die Bolschewiki überwinden, wie wir bereits gesehen haben, ihre eigenen falschen Positionen und erholen sich - unter dem heftigen Angriff von Lenin und seinen Aprilthesen - aus dem opportunistischen Morast, in dem sie sich im Februar/März 1917 befanden. Selbst die RKD bietet uns das Beispiel einer Organisation, die aus dem Trotzkismus hervorgegangen ist und nach Jahren die opportunistischen Positionen der Einheitsfront und des Selbstbestimmungsrechts der Völker aufgegeben hat.
Die "reine" revolutionäre Partei, die die RKD will, ist ein schöner und kindischer Traum. Solange es Klassen und Klassenkämpfe gibt, kann die Partei des Proletariats nicht absolut frei von und garantiert gegen das Eindringen des Einflusses der gegnerischen Klasse sein. Indem sie sich bewusst einem ständigen und hartnäckigen Kampf gegen den Opportunismus entgegenstellt, strebt die Partei zu ihrer idealen Position der revolutionären Reinheit. Aber in dem Moment, in dem dieser Zustand erreicht wird, d.h. in dem Moment, in dem der Einfluss der feindlichen Klasse aufhört, sich auf die Partei auszuwirken, was nur durch das Verschwinden dieser Klasse der Fall ist, wird auch die Partei selbst aufhören, als solche zu existieren, und wird eine Umwandlung erfahren, die noch niemand voraussehen kann.
Für einige ist die PCInt, was auch immer sie tut, was auch immer ihre konstitutionellen Fehler und programmatischen Unzulänglichkeiten sein mögen, allein aufgrund der Tatsache, dass sie italienisch ist und dass sie sich selbst als Partei der Internationalen Kommunistischen Linken bezeichnet und behauptet, zu ihr zu gehören, über jede Kritik erhaben und wird immer die Partei des Proletariats bleiben.
Für andere, wie die RKD, die teilweise die Unzulänglichkeiten und Fehler der PCInt und das Vorhandensein einer opportunistischen Tendenz in ihr sehen, ist die PCInt bereits zu einer fatalen Degeneration verurteilt. Dies ist eine fatalistische, sterile und hoffnungslose Vorstellung.
Revolutionäre Marxisten sind von der fatalistischen Vorstellung ebenso weit entfernt wie vom fetischistischen Mystizismus.
Weil sie sich bewusst sind, dass die Entwicklung der PCInt einerseits von der Entwicklung der Situation und andererseits von der Fähigkeit der Partei abhängt, die Saat des Opportunismus zu beseitigen, sind sie davon überzeugt, dass es die Pflicht eines jeden Revolutionärs ist, seinen Platz in dieser Partei einzunehmen, mit all seiner Kraft gegen den opportunistischen Wundbrand vorzugehen und die PCInt zum Führer und Architekten des Sieges der kommunistischen Revolution zu machen.
M.
Politische Erklärung - angenommen auf der Konferenz der Italienischen Fraktion im Mai 1944
Der gegenwärtige Zustand der Organisation ist die Fortsetzung einer Krise, die in der Fraktion bereits vor dem Krieg, im Jahr 1937, entstanden war. Sie beginnt mit der Aufgabe der politischen Positionen, die im Bericht über die internationale Lage enthalten sind, der auf dem Fraktionskongress von 1935 angenommen wurde, und mit der grundlegenden Revision der Analyse der historischen Epoche, die 1914 mit der dekadenten Phase des kapitalistischen Regimes begann.
Die marxistische Analyse dieser Phase, die programmatische Grundlage der Dritten Internationale und der Italienischen Fraktion der Kommunistischen Linken, wurde durch einen ganzen theoretischen Korpus einer neuen Doktrin ersetzt:
1. Leugnung der Verschärfung der imperialistischen Antagonismen bis hin zur Negation der Existenz dieser Antagonismen, was zur Leugnung der Unvermeidbarkeit des imperialistischen Krieges und zur Bestätigung des Ausschlusses eines allgemeinen imperialistischen Krieges in der dekadenten Phase des kapitalistischen Systems führte.
2. Ersetzung des imperialistischen Kriegsbegriffs durch die Theorie der "lokalisierten Kriege" und des "Bürgerkriegs der Bourgeoisie gegen das Proletariat".
3. Die Niederlage des Proletariats, eine Voraussetzung für die Eröffnung des Kriegsverlaufs, wurde durch die Theorie des lokalisierten Krieges ersetzt, der die revolutionäre Reifung des Proletariats aufhalten sollte.
4. Die Behauptung der Kommunisten, dass es unmöglich sei, die Lebensbedingungen des Proletariats in der dekadenten Phase zu verbessern, wurde durch die Theorie der Verbesserung der Lebensbedingungen des Proletariats ersetzt, die durch die Entwicklung der Technologie ermöglicht wurde (...).
5. Der Bruch mit der Realität, der Marsch in die entgegengesetzte Richtung zur Entfaltung der Situation spiegelte den Bruch mit der marxistischen Untersuchungsmethode wider und projizierte die ideologische Arbeit der Fraktion in die freien Sphären der reinen Abstraktion und sterilen Spekulation. Unter Missachtung des wirklichen Kurses versuchte das Zentrum der Fraktion, aus dem Kurs zum Krieg den Kurs zur Revolution abzuleiten. Sie arbeitete auf die künstliche Bildung der Fraktion in Frankreich hin und die Aufweichung der programmatischen Prinzipien, im Versuch einer Einheitsfront mit den Maximalisten und den Anarchisten durch die Initiative der Fraktion. Diese politische Linie beraubte die Fraktion jeder Möglichkeit, in den angekündigten Turbulenzen ein politisches und organisatorisches Leben für die Fraktion zu gewährleisten. Bei Ausbruch des Krieges war die Fraktion bereits zutiefst demoralisiert und entwaffnet, so überrascht und entwaffnet, dass sie die einzige Organisation war, die nicht die Kraft fand, ein proletarisches Manifest zu verfassen. Der Ausbruch des Krieges traf die Fraktion mit einer totalen Lähmung die das Internationale Büro mit ins Nichts zog.
6. Es versteht sich von selbst, dass die "orthodoxe" Tendenz diese neue revisionistische Doktrin von dem Moment an, als sie en bloc erschien, ständig bekämpft hat. Sie musste die Aufgabe der Neugruppierung der Fraktion allein bewältigen. Unermüdlich und methodisch, gestärkt durch die Bestätigung ihrer politischen Position durch die Ereignisse, setzte sie die seit 1940 unter unzähligen Schwierigkeiten begonnene Arbeit fort und es gelang ihr, die Fraktion neu zu gruppieren, die Bildung des französischen Kerns zu unterstützen, die belgische Fraktion zu internationalem ideologischem Leben zu erwecken, internationale Verbindungen innerhalb der Kommunistischen Linken und außerhalb mit der Gruppe der Revolutionären Kommunisten Deutschlands zu erneuern. Aber der Krieg, der das Aufblühen der revisionistischen Strömung unterbrochen hat, hat sie nicht politisch liquidiert, sondern nur ihre Entwicklung zum Opportunismus verstärkt, der mit der Wiederaufnahme der Tätigkeit der Organisation wiederauftauchte. Es liegt in der Natur des Opportunismus, im Moment der revolutionären Flaute mit revolutionärer Phraseologie zu kämpfen, aber wenn es darum geht, an der ideologischen und organisatorischen Zementierung zu arbeiten, um die Organisation in die Lage zu versetzen, die Dampfwalze der Reaktion zu unterstützen. Der Opportunismus äußert sich dann durch sein mangelndes Verständnis der Situation, durch seine Ungeduld. In diesem Moment drängt er nach vorne, er übertreibt, er handelt mit Ungeduld, aber sobald die Ereignisse reifen, sobald die revolutionäre Bewegung einen aufsteigenden Verlauf nimmt, tritt er auf der Stelle, zieht sich zurück, er entdeckt alle möglichen Gespenster, die ihn und die Organisation erschrecken. Die Fraktion ist erschrocken über die Schwierigkeiten, sie warnt vor Aktivismus, sie entdeckt "die objektiven Bedingungen". "Vorwärts, langsam, in kleinen Schritten" ist ihr Motto.
7. Und wir sind Zeugen der vollen Entfaltung der opportunistischen Theorie und Praxis. Die dekadente Phase würde nicht mehr die Phase der Zerstörung, der geschrumpften Reproduktion sein, sondern sie würde (...) dank der Kriegswirtschaft die Phase der "vollen Entwicklung der Produktivkräfte" sein. Die Kriegswirtschaft würde nicht mehr eine Funktion des Krieges sein, sondern ihre eigenen Theorien des Bürgerkrieges der Bourgeoisie gegen das Proletariat werden über Bord geworfen, und es würde der Krieg sein, der zum Markt würde, auf dem die Produkte der Kriegswirtschaft ausgetauscht würde. Es wurde die Theorie erfunden, dass, da der Kapitalismus in der Kriegswirtschaft seinen Mehrwert realisieren kann, der Lohn-Kapital-Antagonismus in der revolutionären Explosion nicht mehr eingedämmt werden könne, und es wird vergessen, dass in der Kriegswirtschaft die Produktion des Mehrwerts durch eine extreme Verschlechterung der Lebensbedingungen des Proletariats bedingt ist, was den Lohn-Kapital-Antagonismus zu einer solchen Intensität bringt, dass er in einem revolutionären Sturm explodiert.
8. Die Kriegswirtschaft sei nicht länger eine Manifestation der permanenten Krise des Regimes, ein Moment der Erschütterung in der Agonie des Kapitalismus (Rosa Luxemburg), sondern sie wurde zum Moment der "größten Produktion von Wert" (Vercesi). Und da die Kriegswirtschaft eine neue Ära der Prosperität darstellen würde, wird die kommunistische Position, nach der die objektiven Bedingungen der Revolution durch die historische Phase, in der wir leben, gegeben sind, mit Füßen getreten werden, und man kehrt zur sozialdemokratischen Position der "Unreife der objektiven Bedingungen" zurück.
9. Der imperialistische Krieg würde nicht mehr die Möglichkeiten und die unausweichliche Notwendigkeit der Wiederaufnahme der Klassenbewegungen des Proletariats hervorbringen, sondern nur eine Krise der Kriegswirtschaft. Indem man die Theorie erfand, wonach die ökonomische Krise der Kriegswirtschaft der sozialen Krise vorausgeht, drückte man sich vor der Erfüllung seiner revolutionären Pflicht und griff die These auf, die Kautsky 1914 gegen Lenin aufstellte, wonach in Kriegszeiten kein Platz für die revolutionäre Organisation des Proletariats ist. Und da die Revolution nicht dem Krieg entspringe, wurde die Position Lenins und der Kommunisten von der "Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen Bürgerkrieg" abgelehnt, um das Motto aller Opportunisten, Zentristen und Pazifisten von der "Beendigung des Krieges" zu übernehmen. So sollten wir uns einer Position anschließen, die, weil sie den Begriff der Arbeiterklasse, der einzig möglichen Opposition gegen den Krieg, nicht enthält, mit einem anderen Klasseninhalt gefüllt ist, dem der Bourgeoisie.
10. Um ihr eigenes Versagen und ihr eigenes Verschwinden zu rechtfertigen, erfand man die Theorie des sozialen Verschwindens des Proletariats seit 1929 und erklärte, dass alle revolutionären Aktivitäten der Avantgarde, weit davon entfernt das Proletariat widerzuspiegeln das es nicht mehr gibt, nur die Klasse ausdrücken, die als einzige noch existiert: die Kapitalistenklasse. Dies diskreditierte die gesamte ideologische Arbeit und die gesamte politische Tätigkeit der Fraktion in den letzten 10 Jahren und reduzierte diese auf ein Minimum.
11. In der Abneigung (und um jede Anstrengung in diese Richtung zunichte zu machen) einer revolutionären Arbeit der Avantgarde wurde die banale Wahrheit verkündet: die Situationen werden nicht durch den Willen der Partei selbst bestimmt, und die marxistische These wurde verwischt, nach der, entsprechend dem Bewusstsein das die Revolutionäre vom historischen Kurs haben und indem sie in die Entfaltung dieses Kurses eingreifen, sie ihn revolutionieren und beschleunigen. Hinter dem marxistischen Anschein verbirgt sich also nur die gemeinsame Neigung aller opportunistischen Thesen zur Spontaneität. Die Funktion der aktiven Partei wird von einer Maschine der Injektion des Bewusstseins in die Kämpfe des Proletariats zu einer Maschine der einfachen Registrierung (zur Kenntnisnahme) umgewandelt. Von ihrer Funktion als Gehirn wird die Partei auf ein einfaches Anhängsel der Klasse reduziert.
12. Das revolutionäre Auftreten des italienischen Proletariats, das das faschistische Gebäude der feindlichen Herrschaft zum Einsturz brächte, die internationale Situation erschüttere und den Weg zur Revolution eröffne, was eine Akzentuierung und Ausweitung der politischen Arbeit der Fraktion in Italien wie auch auf internationaler Ebene erfordern würde, würde seinen Ausdruck in der zentralen Position der "Auflösung der Fraktion" finden. Der Wiedereintritt in Italien als politische Organisation, dem der individuelle Wiedereintritt von Mitgliedern entgegengesetzt wurde, wurde mit dem Bannstrahl und dem Vorwurf des Bruchs mit programmatischen Prinzipien belegt. Nach einigen Monaten des Schweigens sahen wir eine ganze Reihe von Auslegungen, Verwertungen und Interpretationen der Ereignisse des Juli 1945, die alle auf einen zentralen Gedanken hinauslaufen: die Leugnung des proletarischen Charakters der Juli-Ereignisse, die Leugnung der Rolle des Proletariats bei der Bestimmung der Umwälzungen der Situationen. Man suchte nach der Krise der Kriegsindustrie, die nicht in der Lage ist, die Bedürfnisse der militärischen Fronten zu befriedigen; man suchte nach "der faulen Frucht, die von selbst vom Baum fällt" und man fand die unsinnige Erklärung für die Konflikte zwischen Mussolini und den großen faschistischen Räten. Alles wurde als Mittel benutzt, um die proletarische Bewegung zu deformieren und zu verleugnen. All dies mit dem offensichtlichen Ziel, seine eigene Nichtexistenz und politische Kurzsichtigkeit zu rechtfertigen. Die Krankheit, von der die Fraktion im Laufe der Jahre befallen wurde, hat sie absolut unfähig gemacht, ihre revolutionären Aufgaben zu erfüllen. Nach 25 Jahren der Vorbereitung und des Bestehens war die Fraktion nicht physisch, sondern politisch ausser Gefecht gesetzt. Das ist die schreckliche und einzigartige Tatsache in der Geschichte der Arbeiterbewegung. So groß ist das Ausmaß der Verwüstung innerhalb der Fraktion. Wenn man gezwungen ist, die Fakten der Streiks und Demonstrationen nachdem Sturz des Regimes anzuerkennen, wird man auch dort versuchen, deren Ausmaß und Bedeutung zu minimiere
13. Und in den Reihen der Fraktion fanden sich Männer, die das besiegte und massakrierte Proletariat mit Füßen traten, indem sie von der Unfähigkeit des Proletariats sprachen, die Revolution in Gang zu bringen. Sie suchten nach wissenschaftlichen Beweisen oder Sündenböcken, nach der Unreife der objektiven Bedingungen, der Unfähigkeit des internationalen Proletariats, wobei sie vergaßen und zu verbergen suchten, dass vor allem die Fraktion nicht vorbereitet war. Als opportunistische Tendenz suchte man dann nach verführerischen und (...) selektiven Formeln, die dazu dienen, die eigenen Fehler auf andere abzuwälzen, und man ging so weit, die Abwesenheit (...) von Prinzipien zu benutzen, um es der Organisation unmöglich zu machen, sich wiederaufzurichten, sich anzupassen, die Fehler von gestern zu korrigieren, indem man sie überwindet, und die, in Ermangelung jeder heilsamen revolutionären Selbstkritik, die Fraktion in der Zukunft behindern wird.
14. Da sich die Organisation im Ausland befand und physisch von der Klasse getrennt war, kam man zum Schluss, dass es ihr unmöglich war, die Klasse zu vertreten. Und man brach mit der gesamten Vergangenheit, in der sich die Fraktion als politischer Organismus des italienischen Proletariats darstellte, der im Kampf des Weltproletariats agierte und intervenierte. So wurde die geografische Grenze zu einer politischen Grenze umgewandelt und die Organisation von einem politischen Organismus auf die Rolle marxistischer Gelehrter reduziert, die zur theoretischen Ausarbeitung beitragen.
15. Im Bereich der Organisation wurde eine Einstimmigkeit von politisch heterogenen Elementen erreicht, um die politische Funktion eines Zentrums aufzuheben und es auf einen einfachen Verbindungsorganismus zu reduzieren.
16. Wir sind der Meinung, dass alle diese politischen Positionen einen klaren Bruch mit den politischen Prinzipien des Kommunismus darstellen und keinen Platz in der Fraktion haben können, was eine schnelle politische Lösung erfordert. Der derzeitige Zustand der Anämie der Organisation erlaubt es uns jedoch nicht, in der unmittelbaren Zukunft die notwendige politische Lösung zu finden. In dieser widersprüchlichen Situation können wir nicht länger die politische Verantwortung für die Organisation übernehmen. Um der Organisation die Möglichkeit zu geben, ihre Krise zu überwinden, indem die Diskussion im Hinblick auf eine politische Lösung fortgesetzt wird, und um die interne Situation nicht zu verschlimmern, halten wir es für notwendig, von unserer Funktion als Exekutivkommission zurückzutreten. Indem wir unsere Freiheit und Verantwortung als Tendenz wiedererlangen, setzen wir den kompromisslosen ideologischen und politischen Kampf für die Beseitigung revisionistischer Politik und revisionistischer Praxis fort. Dieser Kampf wird innerhalb der Fraktion in der Internationalen Kommunistischen Linken und vor dem Proletariat unermüdlich weitergeführt werden, bis zum vollständigen Sieg der kommunistischen Position, einer Voraussetzung, die es der Fraktion ermöglichen wird, ihre historische Aufgabe im gegenwärtigen Reifeprozess der revolutionären Explosion zu erfüllen.
Resolution zum Fall Vercesi
Während eines zufälligen Gesprächs zwischen einem unserer Genossen und dem ehemaligen italienischen sozialistischen Abgeordneten Rafrani, das am 16. Januar 1945 in Paris stattfand, teilte dieser ihm mit, dass der Genosse Vercesi Mitglied eines italienischen antifaschistischen linken Komitees in Brüssel ist, in dem Maximalisten, Anarchisten und eine linke Tendenz der Sozialistischen Partei vertreten sind, und dass dieses Komitee ein Organ herausgibt: Prométéo. Die Exekutivkommission der Fraktion nimmt diese Informationen zur Kenntnis, und obwohl diese Informationen aus einer einzigen Quelle stammen, die noch nicht anderweitig bestätigt wurde, hält diese es dennoch für notwendig, ihnen die ganze Aufmerksamkeit zu schenken, die sie aufgrund ihrer Ernsthaftigkeit verdienen, und gibt die folgende Erklärung ab:
1. Die Gesamtheit der politischen Positionen von Vercesi wurde auf der Konferenz unserer Fraktion im Mai 1944 als revisionistisch eingestuft und in einem als "Politische Erklärung" bekannten Dokument festgehalten. Seit den durch die Kriegssituation verursachten Schwierigkeiten und trotz unserer wiederholten Klärungsversuche hat uns Vercesi in absoluter Unkenntnis über seine politische Entwicklung und Tätigkeit gelassen.
2. Die linken antifaschistischen Komitees sind nur Versuche, die unzufriedenen Massen zu bremsen, die mit dem hysterischen Chauvinismus der Stalinisten brechen und sich hin zu revolutionären Klassenpositionen entwickeln. In der Periode des revolutionären Aufschwungs, die sich anbahnt, sind diese links-zentristischen Formationen Versuche, die ultimativen Barrieren des Kapitalismus, die umso gefährlicher sind, als sie sich mit der Maske der revolutionären Phraseologie bedecken, um das Bewusstsein und den revolutionären Willen des Proletariats zu stoppen.
3. In allen Ländern werden, wie 1917, solche Gruppierungen entstehen. In Italien schien Bordiga die Führung in einer solchen Bewegung zu übernehmen. In anderen Ländern erfüllten die trotzkistischen, POUM-Gruppen und andere zentristische Elemente dieselbe Funktion. Im Namen einer größeren Einheit, eines größeren Zusammenschlusses stellten sie in Wirklichkeit die revolutionären Energien des Proletariats unter der ideologischen Vorherrschaft der Strömungen im Dienst der Bourgeoisie dar. Die revolutionäre Kraft des Proletariats liegt nicht in einer formalen Einheit, sondern in der Einheit um das revolutionäre Programm seiner Partei, gegen den imperialistischen Krieg, gegen den Kapitalismus in all seinen Formen: faschistisch, demokratisch oder sowjetisch, für die Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen Bürgerkrieg, für die revolutionäre Machtergreifung durch das Proletariat.
4. Die Fraktion ruft das Proletariat auf, mit den linken Sammelbewegungen zu brechen, in denen der Antifaschismus nur die Maske ist, um das Proletariat der "demokratischen" Bourgeoisie zu unterwerfen. Sie prangert alle Elemente, die diese Politik betreiben, als Konfusionisten und Erfüllungsgehilfen des Kapitalismus an.
5. Innerhalb der Organisation kann die Fraktion die Anwesenheit solcher Elemente nicht einen Moment lang dulden. Für den Fall, dass sich die Informationen über den Genossen Vercesi bestätigen, erklärt die EK seinen sofortigen Ausschluss aus der Fraktion. Die EK ruft die gesamte Organisation auf, gegen die Manifestationen solcher Tendenzen vorzugehen und sofortige Maßnahmen zu ergreifen.
Darüber hinaus hält es die EK für eine dringende Aufgabe der Organisation, ihr Programm zur Anprangerung des konterrevolutionären Charakters dieser linken antifaschistischen Komitees und anderer zentristischer Bewegungen unter den Arbeitern zu intensivieren.
Die Exekutivkommission der Italienischen Fraktion
30.1.1945
[1]Die Konferenz der Italienischen Fraktion im Mai 1944 verurteilte in einer politischen Erklärung alle theoretischen und politischen Positionen der Vercesi-Tendenz, die zu Recht als revisionistisch und opportunistisch bezeichnet wurden, und sah die organische Trennung von dieser Tendenz als unvermeidlich an. In der Folge bestätigte die Vercesi-Tendenz diese Einschätzung dadurch, dass sie die Initiative für ein italienisches antifaschistisches Koalitionskomitee in Brüssel ergriff, wo sie die schändlichste Klassenzusammenarbeit mit den Vertretern aller politischen Parteien des italienischen Kapitalismus praktizierte. Aus diesem Grund wurde die Vercesi-Tendenz 1945 aus der Italienischen Fraktion ausgeschlossen.
[2]Wir wollen hier nicht auf all das eingehen, was an dieser Theorie der Kriegswirtschaft falsch und reine Phantasie ist und direkt zur Abkehr vom Marxismus führt. Wir haben mehrere Studien durchgeführt, in denen wir den revisionistischen Hintergrund und die konterrevolutionären Schlussfolgerungen dieser Theorie aufgedeckt und widerlegt haben. Eine Wiederholung der Kritik würde hier vom Thema ablenken. Wir verweisen den Leser auf unsere früheren Studien und insbesondere auf die Broschüre "Unsere Antwort".
[3]Diese Tatsache ist von großer Bedeutung. Während die belgische Regierung die Veröffentlichung der trotzkistischen Zeitung verbietet, die durch die "Verteidigung der UdSSR" mit dem imperialistischen Krieg in Verbindung gebracht wird, lässt sie völlige Freiheit zu und fördert sogar die Veröffentlichung einer politischen Zeitung durch "Ausländer". Wir wissen, welch strengen Kontrollen Ausländer während des Krieges unterworfen waren, vor allem, wenn sie Staatsangehörige eines feindlichen Landes waren, wie es bei den Italienern der Fall war. Die Zeitung musste mehr als nur Garantien geben, sondern auch Leistungen erbringen, damit ihr gegenüber, eine solche Großzügigkeit praktiziert werden konnte.
[4]Um Missverständnisse zu vermeiden, weisen wir darauf hin, dass wir, wenn wir von der Italienischen Fraktion sprechen, in keiner Weise die Tendenz-Vercesi meinen. Diese Tendenz mag einmal in der Führung der Fraktion gewesen sein, aber seit dem Krieg ist sie nicht nur eine Minderheit, sondern hat sich aufgrund ihrer Position der Unmöglichkeit jeglicher Aktivität und sogar der Aufrechterhaltung der Organisation während des Krieges, praktisch und freiwillig außerhalb der Organisation gestellt. Sie nahm während des Krieges an keiner einzigen Konferenz der Fraktion teil und wurde schließlich im Januar 1945 nach ihrer Teilnahme am Brüsseler Antifaschistischen Koalitionsausschuss offiziell aus der Organisation ausgeschlossen.