Gespeichert von Weltrevolution am
Die russische Revolution war kein isoliertes Phänomen, das nur durch die besonderen Bedingungen in Rußland erklärt werden könnte, sondern der Höhepunkt der ersten weltweiten revolutionären Welle, die die bürgerliche Ordnung von Deutschland bis in die USA, von Europa bis Asien und bis hin in den südamerikanischen Kontinent erschütterte. Diese revolutionäre Welle war die Reaktion auf den imperialistischen Krieg, der den Zeitraum der kapitalistischen Dekadenz eingeläutet hatte. Von da an konnte nur eine Alternative der kapitalistischen Barbarei entgegentreten: die proletarische Weltrevolution.
Ein einziger Ausweg: die Ausdehnung der Weltrevolution
Wenn Lenin und die Bolschewiki zur Vorhut der Revolutionäre werden konnten, dann weil sie davon überzeugt waren, daß die Alternative gegenüber dem Weltkrieg nur die Weltrevolution der Arbeiterklasse sein konnte. Als Internationalisten seit der ersten Stunde betrachteten sie die russische Revolution nur als eine erste Stufe der proletarischen Revolutionen, die unausweichlich als eine Folge des Krieges entstehen werden. Sobald die Übernahme der Macht in Rußland aufgrund der Reifung der Bedingungen auf internationaler Ebene und in Rußland möglich geworden war, wurde von den Revolutionären als eine elementare Aufgabe des russischen Proletariats gegenüber dem Weltproletariat aufgefaßt. Auf die Argumente der Menschewiki eingehend, denen zufolge die Revolution in einem weiter fortgeschrittenen Land beginnen sollte, rechtfertigte Lenin die Notwendigkeit der Machtübernahme folgendermaßen:
„Die Deutschen haben unter verteufelt schwierigen Verhältnissen, mit nur einem Liebknecht (der dazu noch im Zuchthaus sitzt), ohne Zeitungen, ohne Versammlungsfreiheit, ohne Sowjets, angesichts einer ungeheueren Feindseligkeit aller Bevölkerungsklassen bis zum letzten begüterten Bauern gegen die Idee des Internationalismus, angesichts der ausgezeichneten Organisation der imperialistischen Groß-, Mittel- und Kleinbourgeoisie, die Deutschen, d.h. die deutschen revolutionären Internationalisten, die Arbeiter im Matrosenkittel, haben einen Aufstand in der Flotte begonnen - bei einer Chance von vielleicht eins zu hundert. Wir aber, die wir Dutzende von Zeitungen, die wir Versammlungsfreiheit haben, über die Mehrheit in den Sowjets verfügen, wir, die wir im Vergleich zu den proletarischen Internationalisten in der ganzen Welt die besten Bedingungen haben, wir werden darauf verzichten, die deutschen Revolutionäre zu unterstützen. Wir werden argumentieren wie die Scheidemänner und die Renaudel: Das Vernünftigste ist, keinen Aufstand zu machen, denn wenn man uns niederknallt, so verliert die Welt in uns so prächtige, so vernünftige, so ideale Internationalisten!! Beweisen wir, daß wir vernünftig sind. Nehmen wir eine Sympathieresolution für die deutschen Aufständischen an und lehnen wir den Aufstand in Rußland ab. Das wird dann ein echter, vernünftiger Internationalismus sein. Und wie schnell wird der Internationalismus in der ganzen Welt aufblühen, wenn überall eine so weise Politik obsiegen wird! .....“(LW Bd.26, S.191f)
Weniger als ein Jahr nach der Machtübernahme in Rußland konnte es keinen Zweifel daran geben, daß der Rest der Arbeiterklasse der anderen Länder auf den Plan treten mußten, um die Weltrevolution weiterzutragen: „Die russische Revolution ist lediglich einer der Trupps der internationalen sozialistischen Armee, von deren Aktion der Erfolg und der Triumph der von uns vollzogenen Umwälzung abhängt (...). Das russische Proletariat ist sich bewußt, in der Revolution allein dazustehen, und erkennt klar, daß die vereinte Aktion der Arbeiter der ganzen Welt oder einiger in kapitalistischer Hinsicht fortgeschrittener Länder die notwendige Bedingung und grundlegende Voraussetzung seines Sieges ist.“ (Referat auf der Moskauer Gouvernementskonferenz der Betriebskomitees, 23. Juli 1918, LW 27, S. 547). Die russische Revolution begnügte sich nicht damit, passiv ihr Schicksal der Auslösung von proletarischen Revolutionen in anderen Ländern anzuvertrauen, sondern sie ergriff ständig Initiativen, um sie auszudehnen. Der Schlüssel für deren Weiterentwicklung lag in Deutschland. Auf der Arbeiterklasse in Deutschland lastete eine große Verantwortung.
„Die deutsche Arbeiterklasse ist der treueste und sicherste Verbündete der russischen Revolution und der proletarischen Revolution“. (Lenin).
Die Revolutionäre in Deutschland wiederum verstanden sehr wohl, was auf dem Spiel stand: ‘Darin liegt das Schicksal der russischen Revolution, darin ihr Glück und Ende eingeschlossen. Sie kann lediglich als Prolog der europäischen Revolution des Proletariats ihr Ziel erreichen. Werden hingegen die europäischen, die deutschen Arbeiter dem spannenden Schauspiel weiter wohlwollend zuschauen und nur die Zaungäste spielen, dann darf die russische Sowjetherrschaft nichts anderes gewärtigen als das Geschick der Pariser Kommune’ (Spartakus-Briefe, Januar 1918, S. 415).
Das revolutionäre Gären, das sich insbesondere in Deutschland und in Mitteleuropa während des Jahres 1918 entfaltete, ließ Hoffnung auf die unmittelbar bevorstehende Auslösung der Weltrevolution aufkommen.
Die Gegenoffensive der Bourgeoisie gegen die Ausdehnung der Revolution in Deutschland
Die Bourgeoisie ihrerseits hatte schon die Lehren aus der ersten Schlacht gezogen, die ihr Klassenfeind in Rußland gewonnen hatte. Diese Kapitalisten, die einige Monate zuvor noch ihre imperialistischen Rivalitäten auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs austrugen, begriffen die Notwendigkeit ihres Zusammenschlusses und daß sie sich vereinigen mußten, um die in Fahrt gekommene Weltrevolution zu bremsen und niederzuschlagen.
So versuchten die Kräfte der Entente keineswegs, ihren imperialistischen Feind auf den Boden zu schmeißen, als Kaiser Wilhelm im November 1918 einen Waffenstillstand erbitten mußte, denn sie wollten, daß er der aufsteigenden revolutionären Welle in Deutschland entgegentreten konnte (1).
Der Waffenstillstand und die Ausrufung der Republik in Deutschland riefen ein (naives) Gefühl des ‘Sieges’ hervor, was der Arbeiterklasse sehr teuer zu stehen kam. Während es die Arbeiter in Deutschland nicht schafften, die verschiedenen Kampfzentren untereinander zu verbinden, und sich durch die Reden und Manöver der Arbeiterparteien und Gewerkschaften täuschen ließen, die in das Lager der Bourgeoisie übergewechselt waren, organisierte sich die Konterrevolution und koordinierte das Vorgehen der Gewerkschaften, der ‘sozialistischen Parteien’ und des militärischen Oberkommandos.
Von Dezember 1918 an ging die Bourgeoisie zur Offensive über, indem sie ständig das Proletariat in Berlin zu provozieren suchte mit dem Ziel, daß es alleine in den Kampf trat und vom Rest der Arbeiterklasse in Deutschland isoliert blieb. Am 6. Januar 1919 zogen mehr als eine halbe Million Berliner Arbeiter auf die Straße. Am darauffolgenden Tag schlug der ‘Sozialist’ Noske an der Spitze der Freikorps (nach dem Waffenstillstand aus der Armee entlassene Offiziere und Unteroffiziere) die Arbeiter Berlins in einem Blutbad nieder. Um es dem Proletariat so schwer wie möglich zu machen, sich von dieser verlorenen Schlacht zu erholen, schlug die deutsche Bourgeoisie noch stärker zu: sie raubte dem deutschen Proletariat seine Vorhut, als sie die berühmtesten Führen Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ermorden ließ.
Mit der blutigen Niederlage, die die Arbeiterklasse in Deutschland erlitt, rückte die unmittelbare Perspektive der Ausdehnung der Weltrevolution in Sowjetrußland in immer weitere Entfernung.
Aber die proletarische Bastion in Rußland setzte sich zur Aufgabe, ‘durchzuhalten’ mit der Erwartung, daß neue revolutionäre Erhebungen in Deutschland und den anderen Ländern eintraten. Somit stand das Proletariat in Rußland vor äußerst schwierigen Bedingungen: die ganze Weltbourgeoisie hatte sich zu einem gewaltigen Kreuzzug gegen die Bolschewiki zusammengeschlossen, die Sowjetrepublik war zu einer wirklich belagerten Festung geworden. Vollständig isoliert, kämpfte die Revolution um Leben und Tod. In dieser Lage durchzuhalten, erforderte von der Arbeiterklasse endlose Opfer.
Durch die bürgerliche Koalition isoliert und erwürgt, brach die Revolution in Rußland in sich zusammen
In der Ukraine, Finnland, im Baltikum, in Besarabien, halfen Großbritannien und Frankreich Regierungen an die Macht zu kommen, die die weißen konterrevolutionären Armeen unterstützten, welche sich um die Überreste der russischen Bourgeoisie gesammelt hatten. Die Großmächte beschlossen darüber hinaus, direkt in Rußland zu intervenieren. Japanische Truppen gingen in Wladiwostok an Land, wenig später trafen französische, englische und amerikanische Truppenverbände ein. Drei Jahre lang lösten diese Truppen eine blutige Schreckensherrschaft gegen die Sowjetherrschaft aus, verübten Massaker und Grausamkeiten aller Art, die von den ‘Demokraten’ aller Länder begrüßt wurden und zu denen die ‘Sozialisten’ Europas ihre Zustimmung gaben.
Darüber hinaus kam zum Eingreifen der westlichen Truppen und der Weißen Armeen noch die Sabotage und die konterrevolutionäre Verschwörung der Bourgeoisie und der Kleinbourgeoisie in Rußland dazu. Der schreckliche Bürgerkrieg, der das Land in jenen Jahren verwüstete, zusätzlich zu all den Krankheiten und Epidemien, die durch die Wirtschaftsblockade entstanden waren, welche der Bevölkerung in Rußland aufgezwungen wurde, riß ca. 7 Millionen Menschen in den Tod. Während all dieser Zeit schlugen die Demokraten und Sozialisten die Arbeiteraufstände in Deutschland, Österreich und Ungarn scheibchenweise nieder.
All die Niederlagen, die die Arbeiterklasse in den anderen Ländern erleiden mußten, versetzten somit auch einen Schlag gegen die Arbeiterklasse in Rußland, deren Isolierung noch weiter zunahm. Während die Macht der Sowjets in Rußland nur in dem Maße konsolidiert werden konnte, wie sich die Dynamik der Ausdehnung der Weltrevolution zur Überwindung der weltweiten Herrschaft der Bourgeoisie auf internationaler Ebene verstärkte, führte diese politische Isolierung zusammen mit den Auswirkungen des Bürgerkriegs zu einer beträchtlichen Schwächung der Arbeiterklasse.
Die Arbeiterklasse in Rußland und ihre Avantgarde in Rußland standen sprichwörtlich mit dem Rücken zur Wand. Die Bolschewiki waren unfähig, eine andere Politik zu betreiben als die, welche ihnen durch die ungünstige Entwicklung des Kräfteverhältnis zwischen proletarischer Revolution und herrschendem Kapitalismus aufgezwungen wurde. Die Lösung für dieses Dilemma lag nicht in Rußland selber; sie lag auch nicht in den Händen des russischen Staates und auch nicht im Verhältnis zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft. Die Lösung konnte nur durch die internationale Arbeiterklasse kommen.
Deshalb stellten all die wirtschaftlichen Maßnahmen, insbesondere diejenigen, welche später als ‘Kriegskommunismus’ dargestellt wurden, keineswegs die Einführung einer ‘wirklich’ sozialistischen Politik dar. Sie bedeuteten keineswegs die Abschaffung der kapitalistischen Verhältnisse, sondern waren einfach Notmaßnahmen, die durch die kapitalistische Wirtschaftsblockade gegen die Sowjetrepublik und die aus dem Krieg hervorgegangenen Notwendigkeiten entstanden waren.
Als die revolutionäre Phase von 1921 in ihre Endphase eintrat, war die Einführung der NEP (Neuen Ökonomischen Politik) ungeachtet der heldenhaften Kämpfe, die danach noch stattfanden, keineswegs eine ‘Wiederherstellung’ des Kapitalismus, da dieser in Rußland nie aus der Welt geschafft worden war. Diese ganze Politik und diese Maßnahmen waren aufgezwungen worden durch die Erstickung, welche die Isolierung der Revolution hervorrief.
Lenin war sich dessen voll bewußt, daß trotz der Machtergreifung durch die Arbeiterklasse die Überwindung der kapitalistischen Wirtschaft in Rußland von der Ausdehnung der Revolution in Europa abhing:
„Wir müssen davon ausgehen, daß, wenn die europäische Arbeiterklasse die Macht vorher ergriffen hätte, wir unser rückständiges Land hätten umwandeln können - ökonomisch sowie kulturell. Wir hätten dies mit technischer und organisatorischer Unterstützung tun können, was uns erlaubt hätte, unseren Kriegskommunismus teilweise oder gänzlich zu korrigieren oder umzugestalten, und uns in Richtung einer wirklich sozialistischen Gesellschaft geführt hätte.“ (2) Gegenüber der Entfaltung des imperialistischen Krieges, dann gegenüber dem Bürgerkrieg mußten viele Soldaten auf dem Schlachtfeld mobilisiert werden, wo sie zu den tapfersten und wertvollsten Kämpfern der Roten Armee gehörten, aber Hunderttausende von ihnen wurden eben auch abgeschlachtet. So wurden die großen Arbeiterballungen, die den fortgeschrittensten Teil der Sowjets in der Revolution stellten, ungeheuerlich durch den Krieg und die Hungersnot geschwächt. Die Isolierung der proletarischen Bastion in Rußland führte zum schrittweisen Verlust der politischen Hauptwaffe der Revolution: des massiven und bewußten Handelns der Arbeiterklasse durch ihre Arbeiterräte. Sie wurden zum Schatten ihrer selbst und wurden durch einen Staatsapparat aufgesaugt, der immer mehr zu einem bürokratischen Geschwulst wurde.
Die Notwendigkeit, ‘die Stellung zu halten’, um auf die Revolution in Europa zu warten, führte dazu, daß die Bolschewistische Partei immer mehr ihre Rolle als politische Vorhut des Proletariats zugunsten der Verteidigung des sowjetischen Staats aufgab. Diese Politik der Verteidigung des sowjetischen Staates geriet sehr schnell in Widerspruch zu den ökonomischen Interessen der Arbeiterklasse (3). Es führte zum vollständigen Aufsaugen der Bolschewistischen Partei durch den Staatsapparat. Die Identifizierung der Partei mit dem Staat bewirkte schließlich, daß die Bolschewiki 1921 den Arbeiteraufstand von Kronstadt gegen die Misere und den Hunger blutig niederschlugen. Diese tragische Episode der russischen Revolution war das spektakulärste Zeichen des Todeskampfes der russischen Revolution.
Der Stalinismus - Speerspitze der Konterrevolution
Tatsächlich kroch die Konterrevolution dort hervor, wo es die Revolutionäre am wenigsten erwarteten - nämlich innerhalb der Sowjetrepublik. Dort wurde die Macht der Bourgeoisie wiederhergestellt aufgrund eines Prozesses des Aufsaugens der Bolschewistischen Partei durch den Staat.
Durch das Aufblühen des totalitären und bürokratischen Apparates vergiftet, neigte die Bolschewistische Partei immer mehr dazu, die Verteidigung der Interessen des Sowjetstaates höher zu stellen als die Verteidigung der Prinzipien des proletarischen Internationalismus. Nach dem Tode Lenins im Januar 1924 half Stalin, der Hauptvertreter dieser Tendenz zur Aufgabe des Internationalismus, der Konterrevolution in den Sattel: dank des Einflusses, den er im geheimen innerhalb des Apparates erworben hatte, behinderte und lähmte er schließlich den Widerstand der Kräfte, die sich den konterrevolutionären Entartungen der Bolschewistischen Partei entgegenstellten.
Das Auslaufen der revolutionären Welle nach 1923, deren letztes Aufbäumen in China 1927 stattfand, verdeutlichte die Niederlage der größten revolutionären Erfahrung der Arbeiterklasse. Die proletarische Bastion in Rußland brach von innen her zusammen und die Jagd auf die internationalistischen Revolutionäre wurde innerhalb der Partei eröffnet. Die stalinistisch gewordene Bolschewistische Partei sollte somit von all denjenigen gesäubert werden, die dem Internationalismus treu geblieben waren, und die sich weiterhin auf die Prinzipien beriefen, die Lenin mit Händen und Füßen verteidigt hatte. Von 1925 an praktizierte Stalin die Theorie des ‘Aufbaus des Sozialismus in einem Lande’, mit der es möglich wurde, daß die furchtbarste Konterrevolution der Menschheitsgeschichte ihren Einzug hielt.
Diese stalinistische Konterrevolution, die jedes revolutionäre Gedankengut zu vernichten suchte, indem jede Regung des Klassenkampfes niedergeschlagen wurde durch die Errichtung einer Terrorherrschaft und der Militarisierung des gesamten gesellschaftlichen Lebens, indem die alte Bolschewistische Garde dezimiert wurde, wurde zu einer Verkörperung der Feindschaft gegenüber dem Kommunismus. Die UdSSR wurde zu einem eigenständigen kapitalistischen Land, wo die Arbeiterklasse unterworfen war, sie mit dem Gewehr im Rücken handeln mußte, den Interessen des nationalen Kapitals im Namen der Verteidigung des ‘sozialistischen Vaterlandes’ zu dienen hatte.
Die Niederlage der weltweiten revolutionären Welle, das Scheitern der Revolution in Rußland und die damit verbundene stalinistische Entartung waren das tragischste Ereignis der Geschichte des Proletariats und der Menschheit, denn sie riefen einen bis dahin nie gekannten Rückschlag der Arbeiterklasse hervor (ein halbes Jahrhundert weltweite Konterrevolution), und sie öffneten den Weg zum 2. Weltkrieg.
Es ist deshalb für die Arbeiterklasse lebenswichtig, all die Lehren aus der Erfahrung der russischen Revolution und ihrem Scheitern zu ziehen.
Nur wenn die Arbeiterklasse dazu in der Lage ist, sich die Lehren ihrer eigenen Erfahrung anzueignen, kann sie sich den Lügenkampagnen der Bourgeoisie entgegenstellen, die diese immer wieder auflegt, um zu verbreiten, daß der Terror des stalinistischen Regimes das ureigene Geschöpf der Oktoberrevolution sei.
Das Ziel solcher Kampagnen und dieser Lügen besteht darin, die Erfahrung des Oktober 1917 zu verzerren und glauben zu machen, daß jede proletarische Revolution nur zum Stalinismus führen kann. Die herrschende Klasse und ihre Priester versuchen somit die Arbeiterklasse daran zu hindern, daß sie die Flamme dieses gewaltigen Kampfes wieder aufnimmt, der von dieser Generation von Arbeitern vor 80 Jahren ausgefochten wurde, als die Arbeiterklasse es damals wagte, den Ansturm auf die kapitalistische Ordnung zu wagen. BS
(1) Man kann sich die ganze Entwicklung der Bourgeoisie veranschaulichen, wen man sieht, daß zwei Jahre zuvor die französische und englische Bourgeoisie die Kerenski-Regierung, die aus der Februar-Revolution hervorgegangen war, diese dazu gedrängt hatten, den Krieg um jeden Preis fortzusetzen, wodurch die provisorische Regierung gezwungen wurde, ihr bürgerliches Wesen vor den Augen der Arbeiter bloßzulegen. Damit hatte sie Öl auf das Feuer der revolutionären Flammen in Rußland gegossen.
(2) Lenin, Die NEP und die Revolution, Kommunistische Theorie und Wirtschaftspolitik beim Aufbau des Sozialismus (französische Ausgabe).
(3) Dieses Problem war der Aufmerksamkeit Lenins nicht entgangen. Dieser vertrat bei der Debatte in der Bolschewistischen Partei zur Rolle der Gewerkschaften Anfang der 20er Jahre den Standpunkt, daß die Arbeiterklasse ihre unmittelbaren Interessen noch gegenüber dem Staat in der Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus zu verteidigen habe. Aber unter den damaligen Bedingungen konnten die Revolutionäre ihre politischen Überlegungen zu dieser Schlüsselfrage nicht weiter vorwärtstreiben.