Gespeichert von Weltrevolution am
Wir aber sagen: Man durfte und konnte von Rio nichts anderes erwarten. Die dort versammelten Politiker konnten nichts anderes machen als das, nämlich weiter unter dem Deckmantel von Beschlüssen des Schutzes der Umwelt zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen beizutragen. Warum aber konnte man nichts anderes erwarten? Was sind die Ursachen für die Zerstörung der Natur und was muß wirklich getan werden? Dies wollen wir im nachfolgenden aufzuzeigen versuchen.
Während in den früheren Gesellschaften (Urgeschichte, Sklavengesellschaft) zwar meist ein Sinn für die Aufrechterhaltung der Naturbedingungen vorhanden war und es zu den einfachsten Überlebensinstinkten gehörte, diese weitgehend zu schützen, wurde seit dem Feudalismus auch oft räuberisch und rücksichtslos gegenüber der Natur vorgegangen. Aber erst mit dem Kapitalismus trat eine neue Stufe bei der Zerstörung der Grundlagen der Natur ein. Denn während früher die Menschen zunächst Gebrauchsgegenstände nur für ihren persönlichen Bedarf und erst später Waren für einen kleinen Markt produzierten (die Technik und der Markt dementsprechend wenig entwickelt waren), und die Zerstörung der Natur sich dabei in Grenzen hielt, änderte sich das mit dem Kapitalismus grundsätzlich.
Denn der Kapitalismus muß nämlich aufgrund seiner ihm innewohnenden Gesetze seine Produktion ständig ausdehnen. Für ihn gilt nur eins: akkumulieren, expandieren, verkaufen.
Der triumphale Einzug der industriellen Revolution und die damit verbundene Massenproduktion, dahinter liegend die Akkumulationsbedürfnisse des Kapitals, ließen einen riesigen Durst nach neuen Absatzmärkten aufkommen. Das Kapital mußte eine Jagd nach Märkten in alle Gebiete der Erde antreten. So nahm während der aufsteigenden Phase des Kapitalismus, d.h. vom Ende des Mittelalters bis hin zum Anfang dieses Jahrhunderts, während der er für eine gigantische Entwicklung der Produktivkräfte sorgte, die rücksichtslose Ausbeutung und Zerstörung der Natur zwar schon neue, massive Ausmaße an, aber sie bedrohte noch nicht das Überleben der Menschheit selbst.
Erst als das System in sein Niedergangsstadium mit dem 1. Weltkrieg eintrat, erreichten auch die Zerstörung und Verwüstung eine neue qualitative und quantitative Stufe. Seitdem bekämpfen sich nämlich alle kapitalistischen Nationen auf einem gesättigten Weltmarkt, bei dem die Rüstungsindustrie mit der damit verbundenen Schwerindustrie im Vordergrund stand. Und in dieser Entwicklung gibt es im Kapitalismus kein Zurück - entweder im Konkurrenzkampf alle Kosten drücken, - d.h. Verwüstung und Zerstörung zum Überlebensmotto zu machen -, oder als Verlierer aus diesem Kampf hervorgehen.
Auf diesem Hintergrund treten nun die Grünen auf den Plan, die eine Lösung innerhalb des Kapitalismus anbieten, wo mittels einiger Reformen eine Eindämmung der Umweltzerstörung und Artenschutz usw. möglich sei. Dabei muß aber für jeden deutlich werden, daß der größte Killer der Umwelt- und Überlebensbedingungen die kapitalistische Produktionsweise selber ist. Warum?
DIE NATUR AUF DEM ALTAR DES PROFITS GEOPFERT
Der Kapitalismus ist ausschließlich auf Profit ausgerichtet. Ein Kapitalist läßt nur dann und dort produzieren, wenn für ihn als einzelnen Unternehmer Profit rausspringt. Welches Produkt er herstellen läßt, wie es aussieht, wo es produziert wird, all das richtet sich nur nach einem Gesichtspunkt - ob es für den Unternehmer lukrativ ist, die Produktion gewinnbringend zu betreiben. Ob das Produkt (seine Erstellung und seine Verwendung, ggf. Wiederverwertung) mit den Gegebenheiten der Natur in Einklang gebracht werden kann, ob es den Interessen der Menschheit entspricht, ob es deren Gesundheit schädigt oder nicht, all das ist für den Kapitalisten belanglos. Er läßt halt nur eine Ware produzieren - und da ist für ihn nur von Interesse, ob er seine Waren absetzen kann... ob das jetzt Lebensmittel, Möbel oder Panzer sind.
Die Art der Produktion, ob und wieviele Rohstoffe dabei eingesetzt werden, wie schädigend und gefährdend die Produktion oder der Konsum, bzw. Verwendung für den Menschen ist (ob für Lunge, Haut, Herz, Kreislauf, Ohren usw.), ob dies tagsüber oder nachts produziert oder verwendet wird, ob dafür Fließbänder laufen oder wieviel Transportaufwand darinsteckt, ob bei der Produktion und bei der Nutzung und Weiterverwendung Luft, Boden, Wasser usw. verschmutzt wird, alles spielt für den Kapitalisten keine wirkliche Rolle, wird gar billigend und rücksichtslos in kauf genommen. Denn egal, was schließlich aus dem Produkt wird, wo es schließlich landet, wie es "verwertet" wird, darüber braucht er sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Er hat die Freiheit! Denn sobald der Unternehmer für seine Ware das Geld einkassiert hat, ist für ihn die Sache erledigt. Dreck und Müll, Schrott und Zerstörung - landen bei und treffen die Gesellschaft. Es wurde für den einzelnen Unternehmer Reibach gemacht. Das ist es, was zählt und nichts anderes! Was kümmert es die Autoindustrie, daß die PKWs und LKWs giftige Gase ausstoßen, was schert es die Rüstungsindustrie, daß ihre Waffen systematisch Menschen morden und nur zur Zerstörung dienen, was sorgt sich die chemische Industrie um die Auswirkungen der Düngemittel in der Landwirtschaft und den damit verbundenen Kreisläufen. Das Interesse eines einzelnen Unternehmers ist erst einmal befriedigt.
Das Ergebnis für die Gesellschaft: Chaos, Anarchie, Zerstörung der Natur, Verschmutzung, Verwüstung, Gesundheit der Menschen beschädigt, gar ruiniert - ohne Bedeutung für den Unternehmer.
ZWEI TODFEINDE: DIE BEDÜRFNISSE DER MENSCHHEIT UND DIE DES KAPITALS
Und hier sind wir beim Grundübel, bei der Wurzel der rücksichtslosen Zerstörung der Natur, der Lebensgrundlagen der Menschen angelangt: der Widerspruch zwischen den Interessen eines Unternehmens und den Bedürfnissen der Gesellschaft.
Weil der Kapitalist sich einen Dreck schert um die Bedürfnisse der Gesellschaft, weil im Kapitalismus nur Waren hergestellt werden, aber nicht überprüft wird, ob es auch nützliche Sachen sind (Gebrauchswert!), weil im Konkurrenzkampf alles auf dem Altar des Profits geopfert wird, "erntet" die Gesellschaft die Resultate dieser Interessenskollision zwischen Kapital und Gesellschaft: Chaos, rücksichtslose Zerstörung, Raubbau an allen Ressourcen der Erde - von den Rohstoffen über Luft und Wasser bis hin zum Menschen selbst.
Der einzelne Bauer, der im Konkurrenzkampf entsprechend billig produzieren muß, fragt nicht nach den Auswirkungen der Düngemittel für den Menschen; für ihn steigt der Ernteertrag. Welche langfristigen Wirkungen die Gülle in der Landwirtschaft und den Wasserhaushalt hat - interessiert ihn auch nicht; es gibt nur ein kurzfristiges Interesse... Profit einheimsen.
Daß in diesem Konkurrenzkampf dann auch noch der Staat die einzelnen Unternehmer gegenüber anderen internationalen Konkurrenten unterstützt, ist nicht der Gipfel der Absurdität, sondern nur ein normaler Bestandteil des gesellschaftlichen Wahnsinns - des mörderischen Kurses der Zerstörung der Menschheit. So "protegiert" der Staat die Diesel-fahrenden LKW, wohlwissend, daß Diesel krebserregend wirkt; aber der Staat im Dienst des Kapitals muß den Unternehmern den Transport möglichst billig anbieten - und da müssen halt Diesel-Subventionen an den LKW-Transportbereich bezahlt werden. Die Gesundheit ist das Geringste, was auf dem Opfertisch des Profits geopfert werden kann...
Solange jedenfalls dieses Grundübel, diese Quelle, die all die Zerstörung und Verpestung ausspuckt, die kapitalistische Produktionsform nicht beseitigt ist, wird die Natur und damit die Menschheit weiter ins Verderben gestürzt. Solange diese Wurzel - die kapitalistische Produktionsform - nicht beseitigt, wird dieses Unkraut immer weiter wachsen.
Dieser grundsätzliche menschen- und naturverachtende Charakter der kapitalistischen Produktion muß jedem deutlich vor Augen treten.
Wenn man sich dieser Prinzipien des Kapitalismus vergegenwärtigt, muß man sehen, auf welchem Hintergrund der Gipfel in Rio stattfand. Nach 150 Jahren kapitalistischer "Entwicklung" ist die sog. 3. Welt völlig bankrott und zum ständigen Krüppel geschlagen. Weltweit tobt ein mörderischer Handelskrieg, bei dem sich gerade die großen Industriestaaten an der Kehle liegen. Deshalb müssen Länder mit irgendwelchen Rohstoffvorkommen oder anderen Naturschätzen - wie Regenwäldern - diese als Waffen im Wirtschaftskrieg gegen andere Nationen ansehen und einsetzen. Für Länder wie Brasilien, die Philippinen usw. ist es nur allzu logisch, daß sie - von Zinsen erdrückt und ohne Chance auf dem Weltmarkt - bei diesem Überlebenskampf im kapitalistischen Dschungel versuchen müssen, ihre Regenwälder abzuholzen, um zu Geld mit Holz oder anderen Stoffen dieser Art zu kommen (tatsächlich stecken oft große Multis dahinter, und hinter diesen wiederum die großen Industriestaaten). Während die Politiker von "Zusammenarbeit" sprechen, stechen sie sich in Wirklichkeit alle bei diesem Konkurrenzkampf Messer in den Rücken. In der gegenwärtigen Zerfallsphase des Kapitalismus muß jede Nation mehr als je zuvor sich um ihr "eigenes Schicksal" kümmern. Auf diesem Hintergrund werden diese lebenswichtigen Fragen wie Umweltzerstörung, Abfallwirtschaft usw. nicht durch "globale Zusammenarbeit" gelöst werden, sondern der Zusammenstoß zwischen den Staaten, der Konkurrenzkampf bis hin zum Krieg, - wie der Golfkrieg mit seinen Zerstörungen bewies - wird all diese Probleme nicht nur nicht lösen, sondern vielmehr nur noch zuspitzen.
DIE ZUKUNFT IM KAPITALISMUS: ESKALATION DER ZERSTÖRUNG BIS HIN ZUR VERNICHTUNG DER MENSCHHEIT
Die Eskalation der Zerstörung, der Vernichtung unserer Lebensgrundlagen ist also nur weiter vorprogrammiert. Anstatt auf mehr Kooperation, auf Einsicht und dergleichen mehr seitens der Regierungen zu hoffen, müssen wir vielmehr mit noch mehr Zerstörung, rücksichtslosem Vorgehen gegenüber der Menschheit rechnen!
Auf diesem Hintergrund ist es illusorisch, irgendeine Lösung von den Staatsmännern zu erwarten. Das hieße den Mafiabossen sich anzuvertrauen, um einen Kampf gegen die Mafia zu erwarten.
Viele Leute sagen aber jetzt, man müsse - weil die Politiker unfähig sind, irgendetwas globales auszurichten - bei sich selbst, d.h. im kleinen anfangen, etwas zu tun. Wir haben uns in einem anderen Artikel mit diesem "Ansatzpunkt" auseinandergesetzt. Wollen deshalb an dieser Stelle nur sagen, daß der Kern des Problems getroffen werden muß, und der liegt in der Funktionsweise der kapitalistischen Gesellschaft mit ihrer anarchischen, von der Konkurrenz geprägten Produktionsform und der damit verbundenen militärisch-industriellen-politischen Infrastruktur.
Nein, die einzige wirklich an der Wurzel des Problems angreifende Lösung ist die Erkenntnis, daß die Erde nicht gerettet werden kann mit Hilfe der Politiker oder "im kleinen Rahmen". Das Überleben der Menschheit kann nur gesichert werden, indem diese kapitalistische Gesellschaft aus der Welt geschafft wird und eine neue, nicht nach Profit orientierte Gesellschaft aufgebaut wird. Dieses Systems muß als solches über Bord geworfen werden. Nichts geringeres als das.
Und es steht fest - solange dies nicht geschieht, läuft uns die Zeit davon.
Immer mehr wird zerstört werden. Der Kapitalismus wird uns neben der Zerstörung der Lebensgrundlagen der Natur (Stichwort Ozonloch, Treibhauseffekt, Wasserverschmutzung-, -mangel usw.), eine ganze Horrorshow präsentieren, von der wir schon einige Ausschnitt erleben: Kriege, Flüchtlingswellen, nationalistische Explosionen, nukleare fall-outs, usw...
Deshalb kann die Lösung eben nur global, weltumfassend, weltweit sein, indem halt die Strukturen, die Wurzeln dieser Gesellschaft selbst ausgerissen- und durch eine neue Gesellschaft ersetzt werden. D.h. eine weltweite, eine die Gesellschaft umwälzende Lösung - kurzum eine Weltrevolution. Dav Juli 1992