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Im ersten Teil dieses Artikels haben wir den verabscheuungswürdigen Charakter der Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag der Landung der Alliierten im Jahr 1944 dargestellt. Die Landung bedeutete keinerlei soziale Befreiung für das Proletariat, sondern ein zugespitztes Massaker während des letzten Kriegsjahres sowie Elend und Terror in den Jahren des Wiederaufbaus. Die Gesamtheit des in sich zerstrittenen Kapitals war verantwortlich für den Krieg, der nach einer Neuaufteilung der Welt unter den grossen Mächten beendet wurde. Wie wir bei mehreren Gelegenheiten in dieser Revue aufgezeigt haben, ist die Arbeiterklasse im Gegensatz zum 1. Weltkrieg nicht auf der gesellschaftlichen Bühne erschienen. Die Arbeiter aller Länder sind vom kapitalistischen Terror gelähmt geblieben. Aber wenn auch die Arbeiterklasse sich nicht auf die Höhe ihrer historischen Fähigkeiten schwingen konnte, um die Bourgeoisie zu bekämpfen, so bedeutet dies keineswegs, dass sie verschwunden wäre oder dass sie ihre Kampfkraft vollständig verloren hätte. Ebensowenig sind die revolutionären Minderheiten vollständig gelähmt geblieben.
Die Arbeiterklasse ist die einzige Kraft, die fähig ist, sich der Entfesselung der imperialistischen Barbarei zu widersetzen, wie sie es in unbestreitbarer Weise im Ersten Weltkrieg bewiesen hat. Die herrschende Klasse hat sich nicht in den Krieg geworfen, bevor sie die Bedingungen der Zerstückelung und Lähmung der internationalen Arbeiterklasse geschaffen hatte, und die demokratische Bourgeoisie von heute kann hochtrabend von ihrer Befreiung reden. Ihre Vorgänger hatten mit Vorsicht alle Massnahmen ergriffen, um vor, während und nach dem Krieg zu vermeiden, dass das Proletariat erneut das barbarische System in seinen Grundfesten erschütterte, wie es dies 1917 in Russland und 1918 in Deutschland getan hatte. Die sich gegen den Krieg entwickelnde revolutionäre Welle zeigte auf, dass die Bourgeoisie keineswegs eine allmächtige Klasse ist, denn der Kampf der Arbeitermassen, der in den Aufstand mündet, ist eine soziale Bombe, die tausendmal lähmender ist als die von den Nazis entwickelte und unter den demokratischen und stalinistischen Regimes vollendete Atombombe. Der ganze Ablauf des Zweiten Weltkriegs zeigt, wenn man sich einmal von der ideologischen Bearbeitung über die einzelnen militärischen Schlachten gegen das "Uebel" Hitler gelöst hat, dass die Arbeiterklasse eine der zentralen Sorgen der Bourgeoisie in den sich feindlich gegenüberstehenden Lagern war. Dies bedeutet keineswegs, dass die Arbeiterklasse darbei gewesen wäre, die bestehende Ordnung wie zwanzig Jahre davor zu bedrohen, jedoch dass sie eine Hauptsorge der Bourgeoisie insofern war, als sie die Reichtümer der Gesellschaft produziert und deshalb nicht vollständig liquidiert werden durfte. Man musste ihr Bewusstsein und selbst den Gedanken über ihre Existenz als soziale Klasse, deren Interessen der "Nation" entgegenstehen, zerstören. Den Arbeitern musste der Gedanke daran, dass sie als vereinte Klasse dazu befähigt sind, den Kurs der Geschichte zu ändern, ausgetrieben werden.
Wir wollen hier kurz in Erinnerung rufen, dass bei jeder Drohung des Proletariats, sich zusammenzuschliessen und als Klasse zu behaupten, die Heilige Allianz der Imperialisten sich über die Frontlinien hinweg bildete. Die nationalsozialistische, demokratische oder stalinistische Bourgeoisie hat jeweils unausgesprochen, oft ohne Koordination untereinander reagiert, um die kapitalistische Ordnung aufrechtzuerhalten und die Immunkräfte des reaktionären Gesellschaftssystems werden spontan moblisiert. Das Proletariat muss ein halbes Jahrhundert später aus dieser langen Niederlage, aus der Fähigkeit der dekadenten Bourgeoisie zur Verteidigung ihrer Schreckensherrschaft seine Lehren ziehen.
1. Die Vorkriegszeit
Der Krieg von 1939 bis 1945 war nur möglich, weil das Proletariat in den dreissiger Jahren nicht mehr genügend Kraft hatte, den weltweiten Konflikt zu verhindern. Es hatte das Bewusstsein über seine Klassenidentität verloren. Dies war das Ergebnis von drei Etappen in der Eindämmung der proletarischen Drohung:
- Die Erschöpfung der grossen revolutionären Welle nach 1917, abgeschlossen durch den Sieg des Stalinismus und die von der Komintern angenommene Theorie des "Sozialismus in einem Land".
- Die Liquidierung der sozialen Erhebungen im entscheidenden Zentrum, wo sich die Frage nach der Alternative Kapitalismus oder Sozialismus stellte: Diese Aufgabe hatte in Deutschland die Sozialdemokratie erfüllt; der Nationalsozialismus vollendete deren Arbeit mit der Ausübung eines bis dahin beispiellosen Terrors.
- Die totale Verwirrung der Arbeiterbewegung in den demokratischen Ländern unter der Maske der "Freiheit angesichts des Faschismus", mit der Ideologie der Volksfronten, die dazu diente, die Arbeiter der Industrieländer auf weitaus subtilere Art und Weise zu lähmen als mit der "Vaterlandsverteidigung" von 1914.
In Europa war die Losung der Volksfront nichts anderes als die Vorwegnahme der nationalen Front der KPs sowie anderer linker Parteien während des Krieges. Den Arbeitern der entwickelten Länder wurde die Wahl zwischen Faschismus und Antifaschismus gelassen. Die beiden spiegelbildlichen Ideologien unterwarfen die Arbeiterklasse der Verteidigung des nationalen Interesses, d.h. des Imperialismus ihrer jeweiligen Bourgeoisie. In den dreissiger Jahren waren die deutschen Arbeiter nicht die Opfer des Vertrages von Versailles, wie ihnen ihre Regierungen ständig einredeten, sondern sie waren Opfer derselben Krise, die auch ihre Klassenbrüder der ganzen Welt betraf. Die Arbeiter Westeuropas und der Vereinigten Staaten waren ebensowenig Opfer Hitlers, dem angeblich einzigen Kriegsverursacher, sondern vielmehr ihrer eigenen demokratischen Bourgeoisien, die darauf bedacht waren, ihre eigenen imperialistischen Interessen zu verteidigen. 1936 waren die Mystifikationen der Verteidigung der Demokratie und des Antifaschismus derart stark, dass sie die Arbeiter dazu trieben, Stellung zwischen den rivalisierenden Fraktionen der Bourgeoisie zu beziehen: zwischen Faschismus/Antifaschismus, Rechts/Links, Franco/Republik. In den meisten europäischen Ländern waren es linke Regierungen oder linke Oppositionsparteien mit der ideologischen Unterstützung des stalinistischen Russland, die die Ideologie der Volksfront hervorbrachten. Die Volksfront diente dazu, die Arbeiter mit dieser neuen Version der Allianz von feindlichen Klassen zur Duldung von ungeheuren Opfern zu bringen.
Der Krieg in Spanien war mit der Konfrontation der verschiedenen Imperialismen, die sich um die Fraktionen der spanischen Bourgeoisie scharten, die Generalprobe für den Weltkrieg. Er war hauptsächlich das Labor zur Erprobung der Volksfronten und erlaubte die Konkretisierung und Bestimmung des Feindes, nämlich des Faschismus, gegen den die Arbeiter Westeuropas hinter der Bourgeoisie mobilisiert wurden. Hunderttausende von massakrierten spanischen Arbeitern sollten ein Beweis der Notwendigkeit des demokratischen Krieges sein, ein besserer Beweis als die Ermordung eines Thronfolgers in Sarajewo zwanzig Jahre zuvor.
Die Bourgeoisie konnte den Krieg nur mit einer Täuschung der Arbeiter führen. Es musste ihnen eingebleut werden, dass dies auch ihr Krieg war:
"Die Bourgeoisie erreichte mit der Zwischenschaltung seiner Agenten in der Arbeiterklasse das Ende des Klassenkampfes, oder genauer gesagt die Zerstörung der Macht der Arbeiterklasse, die Zerstörung ihres Bewusstseins, die Irreleitung ihrer Kämpfe. Der Inhalt ihres Kampfes wurde vom revolutionären Anspruch entleert, sie wurde auf dem Terrain des Nationalismus und Reformismus festgenagelt. Dieses Terrain ist die letzte und entscheidende Bedingung zur Auslösung des imperialistischen Krieges.". Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn1" name="_ednref1">[i]
Tatsächlich zog die Bourgeoisie aus der Tatsache, dass aus dem Ersten Weltkrieg eine revolutionäre Welle hervorgegangen war, ihre Lehren: Bevor sie sich in den Zweiten Weltkrieg warf, besiegte sie die Arbeiterklasse vollständig und unterwarf sie in einem Ausmass, wie es die Zeit vor der Auslösung des "Grossen Krieges" nicht gesehen hatte.
Insbesondere muss man in bezug auf die politische Avantgarde des Proletariats festhalten, dass in dieser der Opportunismus viel offensichtlicher als 1914 schon einige Jahre vor Ausbruch des Konflikts triumphiert und so die Arbeiterparteien in Agenten des bürgerlichen Staates verwandelt hatte. 1914 hatten in der Mehrheit der Länder noch revolutionäre Strömungen innerhalb der Parteien der Zweiten Internationale bestanden. Die russischen Bolschewiki beispielsweise oder die deutschen Spartakisten waren Teile der sozialdemokratischen Parteien und führten den Kampf innerhalb dieser Parteien. Als der Krieg ausbrach, stand nicht die gesamte Sozialdemokratie hinter der bürgerlichen Ordnung: Es zeigten sich noch immer proletarische Regungen, die den Internationalismus hochhielten. Dies zeigte sich insbesondere an den Konferenzen von Zimmerwald und Kienthal. Dagegen endeten die Parteien der Dritten Internationale im Laufe der dreissiger Jahre auf dem bürgerlichen Terrain, also schon einige Jahre vor Ausbruch des Weltkrieges, für den sie denn auch die Arbeiter rekrutieren sollten. Und sie profitierten schliesslich gar von der Verstärkung durch die trotzkistischen Organisationen, die zu dieser Zeit völlig ins bürgerliche Lager übergingen, weil sie sich dem einen imperialistischen Lager im Kampf gegen das andere angeschlossen hatten (im Namen der Verteidigung der UdSSR, des Antifaschismus und anderer mörderischer Aufgaben). Der Ausbruch des Krieges sowie die extreme Isolation der revolutionären Minderheiten schliesslich bestätigten die Schwere der Niederlage, die das Proletariat erlitten hatte.
Da die Arbeiter wegen des Verrats der Parteien, die in ihrem Namen sprachen, sowie wegen des Fehlens einer kommunistischen Avantgarde politisch atomisiert waren, reagierten sie auf den Kriegsbeginn mit allgemeiner Auflösung.
2. Während des Krieges
Wie anlässlich des Ersten Weltkrieges brauchte es auch dieses Mal wenigstens zwei oder drei Jahre, bevor die geschlagene Arbeiterklasse ihr Kampfterrain wiederfinden konnte. Trotz der schrecklichen Bedingungen des Weltkrieges und insbesondere des Terrors, der nun herrschte, zeigte sich die Arbeiterklasse imstande, ihr Terrain wiederzufinden. Die Tatsache jedoch, dass die Arbeiterklasse vor dem Krieg eine schwere Niederlage erlitten hatte, führte dazu, dass die Mehrzahl ihrer Kämpfe keine derartige Tiefe aufwies, u m mittelfristig den Weg zur Revolution zu weisen, oder auch nur die Bourgeoisie ernsthaft zu beunruhigen. Die meisten Bewegungen waren zerstreut und abgeschnitten von den Lehren der früheren Kämpfe. Auch fehlte noch die tiefgründige Reflexion über die Ursachen der Niederlage in der internationalen revolutionären Welle, die 1917 in Russland ausgebrochen war.
Unter den schlechtesten Bedingungen zeigten sich die Arbeiter trotzdem in den meisten kriegführenden Ländern als fähig, das Haupt zu erheben. Aber die Zensur und die hämmernde Propaganda des Radios waren allgegenwärtig, wenn es überhaupt noch eine Presse gab. Die Arbeiter tendierten in den bombardierten Fabriken, in den Gefangenenlagern und in den Quartieren dazu, ihre klassischen Protestmethoden wiederzufinden. In Frankreich beispielsweise zählte man seit der zweiten Hälfte des Jahres 1941 Dutzende von Lohnforderungs- und Arbeitszeitverkürzungs-Kämpfen. Die Arbeiter tendierten dazu, jeglicher Beteiligung am Krieg den Rücken zu kehren (obwohl das Land zur Hälfte besetzt war): "...das Klassengefühl blieb stärker als jegliche nationale Verpflichtung.". Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn2" name="_ednref2">[ii] Der Streik der Minenarbeiter von Pas-de-Calais ist in dieser Hinsicht bedeutsam. Sie machten einzig die französischen Fabrikbesitzer für die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen verantwortlich und hörten nicht auf die stalinistischen Ordnungsrufe zugunsten des patriotischen Kampfes. Die Beschreibung dieses Streiks ist ergreifend:
"Der Streik vom 7. in Dourges brach aus wie die Streiks in allen Gruben, seit sie bestehen. Unzufriedenheit herrschte. Man hatte genug von den schlechten Arbeitsbedingungen. Die Arbeiter haben ebensowenig wie 1941, 1936 oder 1902 in den Gesetzen nachgeschlagen. Sie haben sich nicht darum gekümmert, ob es eine Kompagnie von Infanteristen gab, ob eine Volksfrontregierung an der Macht war oder Nationalsozialisten bereit standen, sie zu deportieren. Sie haben sich selbst zusammengesetzt und ihre Probleme besprochen. Sie schrien: 'Es lebe der Streik.' Und sie haben mit beklommener Stimme gesungen, mit Tränen in den Augen, mit den Tränen der Freude und des Erfolgs.". Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn3" name="_ednref3">[iii]
Die Bewegung breitete sich während mehrerer Tage auf 70 000 Minenarbeiter aus und liess die deutschen Soldaten vorerst machtlos. Erst dann wurde die Bewegung brutal niedergeschlagen.. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn4" name="_ednref4">[iv]
Das Jahr 1942 brachte weitere Arbeiterkämpfe, einige von ihnen mit Strassenkundgebungen. Die Einführung der "Relève" ("Ablösung" - Zwangsarbeit in Deutschland), zog sogar Streiks mit Besetzungen nach sich, bevor sie die PCF und die Trotzkisten in nationale Bahnen lenken konnten. Dennoch muss man festhalten, dass diese Streiks und Kundgebungen auf die ökonomische Ebene, gegen die Rationierung der Lebensmittel, begrenzt waren. Der Monat Januar war in Borinage, Belgien, von einer Reihe von Streiks und Protestbewegungen in den Kohlegruben gekennzeichnet. Im Juni brach in der staatlichen Fabrik Herstal ein Streik aus und Hausfrauen versammelten sich zu Kundgebungen vor dem Rathaus von Lüttich. Angesichts der Ankündigung der obligatorischen Deportation von Tausenden von Arbeitern im Winter 1942 begannen in Lüttich nochmals 10. 000 Arbeiter zu streiken. Diesem Streik schlossen sich weitere 20.000 Arbeiter an. Zur gleichen Zeit gab es in einer grossen Flugzeugfabrik einen Streik von italienischen Arbeitern. Anfangs 1943 streikten in Essen ausländische Arbeiter.
Das Proletariat konnte seine Kämpfe nicht wie in Russland 1917 zu einem frontalen Kampf gegen den Krieg ausdehnen. So blieben die Forderungskämpfe, die sich nicht verallgemeinerten, einzig ein Protest gegen die Arbeitgeber und die als Streikbrecher fungierenden Gewerkschaften. Dies erlaubte eine effektivere Fortführung des Krieges durch die Regierungen, weil die Bourgeoisie Lohnzugeständnisse machte (in den USA und in Grossbritannien beispielsweise). Hier ist die Gefahr der nationalistischen Ideologie der Befreiung anzusiedeln. Schon vor der Einführung der obligatorischen Arbeit in Frankreich (die gesegnetes Brot für die Union Nationale im Jahr 1942/43 darstellte) verfügte die Bourgeoisie Grossbritanniens mit der Kommunistischen Partei über eine fanatische Anhängerin der obligatorischen Arbeitszeit. Die KP wurde nach dem Angriff Deutschlands auf Russland Mitte 1941 hysterisch. Von da an war es in Uebereinstimmung mit den Trotzkisten in den Gewerkschaften nicht mehr angesagt zu streiken, sondern die Produktion mit dem Ziel zu entwickeln, die Kriegsanstrengungen zu Gunsten der russischen imperialistischen Bastion zu unterstützen.. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn5" name="_ednref5">[v]
Wie man anhand der sich ausbreitenden Streiks in England erkennen kann, wirkte die Weiterführung des Krieges trotz der enormen Schwäche des Proletariates gegen die Bourgeoisie. Bei Kriegsausbruch hatte es einen drastischen Rückgang von Streiks gegeben, doch ab 1941 bis zum Jahre 1944 brachen dann wieder in zunehmendem Masse Kämpfe aus, eine Entwicklung die erst nach dem "Sieg" erneut stark zurückging.
In ihren Feststellungen über die damalige Zeit während des Krieges anerkannte die Kommunistische Linke Frankreichs die Wichtigkeit dieser Streiks und unterstützte sie auch nach ihren Möglichkeiten. Sie war jedoch dadurch "nicht geblendet, da die Bedeutung und Reichweite dieser Kämpfe immer noch sehr begrenzt war.". Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn6" name="_ednref6">[vi] Angesichts all dieser aufgrund der herrschenden militärischen Zensur relativ verstreuten und isolierten Arbeiterkämpfe, unternahm die internationale Bourgeoisie, sowohl die deutsche als auch die alliierte Seite, alles, um ihre Radikalisierung zu vermeiden. Oft geschah dies durch unbedeutende ökonomische Zugeständnisse, aber immer auch mittels der Gewerkschaften, welche, trotz unterschiedlicher Formen, ein Instrument des bürgerlichen Staates waren und es weiterhin blieben. Die sozialen Verhältnisse konnten in einer Kriegszeit, während der die Inflation ständig anstieg, nicht lange friedlich bleiben.
Der Ernst der damaligen Situation lässt uns verstehen, weshalb die revolutionären Minderheiten dazu neigten, mehr an die Möglichkeit einer Revolution zu glauben, als dies aufgrund des realen Kräfteverhältnisses zwischen den Klassen tatsächlich möglich gewesen wäre. Ganz Europa "lebte von Kohlrüben" und nur Arbeiter, die fähig waren, fünfzehn bis zwanzig Überstunden wöchentlich zu arbeiten, konnten sich Lebensmittel kaufen, deren Preise sich in drei Jahren alle vervielfacht hatten. In dieser von Entbehrung und Hass - ein Hass angesichts all der Machtlosigkeit gegenüber den Internierungen und Deportationen - geprägten Zeit führte der Kampf von nahezu zwei Millionen italienischen Arbeitern, der im März 1943 ausbrach und mehrere Monate dauerte, der internationalen Bourgeoisie mehr noch als die in verschiedenen Ländern ausgebrochenen Streiks vor Augen, dass es nun Zeit war, die Lüge der "Befreiung" vorzubereiten: Die "Befreiung" sei der einzig mögliche Ausweg aus dem Krieg. Wir dürfen die Möglichkeiten dieser damaligen Kampfbewegung in der Arbeiterklasse nicht überschätzen. Doch müssen wir klar sehen, dass angesichts der autonomen, sich auf ihrem Klassenterrain befindenden Aktion der Arbeiterklasse in Italien, die italienische Bourgeoisie sofort Massnahmen ergriff und die gesamte Weltbourgeoisie, die damit ihre Wachsamkeit aus der Vorkriegsperiode nur bestätigte, sie darin kräftig unterstützte.
Ende März traten in Turin 50 000 Arbeiter in den Streik und forderten, ohne sich darum zu scheren, wie Mussolini darüber dachte, eine Entschädigung für die ertragenen Bombardierungen sowie die Erhöhung der Lebensmittelrationen. Der schnelle Erfolg dieses Kampfes ermunterte in ganz Norditalien zu einer Klassenaktion gegen die Nachtarbeit, welche durch die Beleuchtung der Arbeitsplätze eine grosse Gefahr von Bombardierungen beinhaltete. Diese Bewegung triumphierte im Handumdrehen. Die gemachten Zugeständnisse vermochten die Arbeiterklasse nicht zum Schweigen zu bringen, und es brach, begleitet von Antikriegs-Demonstrationen, eine ganze Reihe neuer Streiks aus. Die italienische Bourgeoisie bekam Angst und änderte ihren Kurs abrupt innerhalb von 24 Stunden, doch die alliierte Bourgeoisie war auf der Hut und besetzte im Herbst 1943 Süditalien. Es wurde nun versucht, dieses Wiedererwachen des Proletariates mittels der "nationalen Einheit" auf einer royalistisch-demokratischen Grundlage zu ersticken. Victor-Emmanuel kroch, verbündet mit alten faschistischen Halunken wie Grandi und Ciano, die nun zum Antifaschismus übergewechselt waren, wieder aus seinem Versteck hervor, um Mussolini zu verhaften. Trotzdem gingen die Massendemonstrationen weiter, begannen sich auf Turin, Mailand und Bologna auszubreiten, und unter Eisenbahnarbeitern brachen umfangreiche Streiks aus. Die provisorische Badoglio-Regierung flüchtete wegen des Ausmasses dieser Bewegung nach Sizilien mit der Absicht, Mussolini, der von Hitler wieder befreit worden war, zusammen mit den Nazis und in stillschweigendem Einverständnis Churchills, die Arbeiter niederschlagen zu lassen. Schonungslos warf das deutsche Militär nun Bomben auf die Arbeiterstädte. Churchill, der offen gesagt hatte, dass man "die Italiener in ihrem eigenen Saft schmoren lassen solle", erklärte, er werde nur mit einer ordentlichen Regierung Verhandlungen führen. Die Arbeiterklasse trat hier klar als Befreier auf (natürlich nur solange sie auf ihrem eigenen Terrain forwärtsschreiten konnte), und um dies zu stoppen und die Fäden wieder in die eigenen Hände zu bekommen, wechselten die angelsächsischen Alliierten nun ihre Taktik. Nachdem die schreckliche Repression gegen die Arbeiter vollendet war und die bürgerlichen Partisanenbanden an Einfluss gewannen, rückten die Alliierten weiter von Süden her vor, um den Norden zu "befreien" und die Regierung Badoglios an die Macht zu bringen.. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn7" name="_ednref7">[vii] Der Bourgeoisie gelang es, die geschlagenen italienischen Arbeiter bis zum Kriegsende mit der Ideologie der nationalen Einheit aufs bürgerliche Terrain zu ziehen, wobei die stalinistischen Milizen und die Mafia die Sache fest im Griff hatten, wie sie das in Frankreich schon mittels des Kampfes gegen den Arbeitszwang geschafft hatte.
Diese beeindruckende Bewegung, welche im März 1943 begonnen hatte, war weder ein Unfall noch eine Rarität inmitten des globalen Holocausts. Wie wir bereits festgestellt haben, gab es während des Jahres 1943 eine ganze Welle der schüchternen Wiederaufnahme von Arbeiterkämpfen auf internationaler Ebene, über die es offensichtlich aber sehr wenige Informationen gibt. Nur um einige Beispiele zu nennen: Ein Streik in den Coqueril-Werken von Lüttich; 3.500 Arbeiter im Kampf in den Flugzeugwerken von Clyde und Streiks unter Minenarbeitern in der Nähe von Doncaster in England (Mai 43); ein Streik von ausländischen Arbeitern in einem Messerschmitt Betrieb in Deutschland; Streik bei AEG, einer wichtigen Fabrik in der Nähe Berlins, wo holländische Arbeiter, im Kampf gegen das schlechte Essen in den Kantinen, belgische, französische und selbst deutsche Arbeiter mit in den Kampf ziehen konnten; Streiks und Demonstrationen von Hausfrauen in Athen; 2.000 Arbeiter traten im Dezember 1943 in Schottland in den Streik......usw.
Der Massenstreik blieb auf Italien beschränkt und wurde von der Partisanen-Widerstandsbewegung ihres Klassencharakters beraubt. Dass diese Bewegung in einem Massaker endete, ist auch auf die Situation der Arbeiterklasse inmitten eines Krieges zurückzuführen: Das Proletariat liess sich vom Nationalismus einlullen und durch die Kriegsschlächtereien stark dezimieren. Es ist in solchen Situationen eine bewährte Taktik der Bourgeoisie, nach Aktionen der Arbeiter Terrorwellen auszulösen. Sie hatte den Krieg noch nicht beendet und wollte sich mindestens bis dahin die Hände freihalten, im speziellen auch auf Schauplätzen ausserhalb Europas.
In Osteuropa, wo ebenfalls die Gefahr von Erhebungen der Arbeiterklasse drohte, auch wenn diese keine revolutionäre Perspektive hatten, wandte die Bourgeoisie die vorbeugende Politik der "verbrannten Erde" an.
Während des Sommers 1944 wurden die Arbeiter Warschaus von der polnischen Sozialdemokratie, welche ihren Hauptsitz in London hatte, kontrolliert. Sie beteiligten sich am Aufstand, der von der Résistance angezettelt worden war, als sie erfuhren, dass die Rote Armee in die Aussenbezirke der Stadt auf der anderen Seite der Weichsel eingedrungen war. Mit stillschweigender Zustimmung der Alliierten und wegen der absichtlichen Passivität der Stalinisten konnte nun der deutsche Staat seine Rolle als Polizist und Schlächter vollenden, brachte dabei zehntausende von Arbeitern um und legte die Stadt in Schutt und Asche. Acht Tage später glich Warschau einem Friedhof. Desgleichen in Budapest, wo die Rote Armee solche Massaker auch zuliess und nach ihrem Einzug in die Stadt nur noch eine Totengräberrolle hatte.
Die "Befreier"- Bourgeoisie der westlichen Mächte wollte ihrerseits in den Verliererländern kein Risiko sozialer Explosionen gegen den Krieg eingehen. Um dies zu verhindern, griff sie zu grauenhaften Bombardierungen deutscher Städte. Bombenabwürfe, die praktisch keine militärische Logik enthielten, sondern vor allem die Arbeiterviertel auszulöschen versuchten (Im Februar 1945 gab es in Dresden nahezu 150.000 Tote, fast doppelt soviel wie in Hiroshima). Das Ziel war es, soviele Arbeiter wie möglich auszurotten und die Überlebenden dermassen zu terrorisieren, dass sie auf keinen Fall wieder revolutionäre Kämpfe führen konnten wie zwischen 1918 und 1923. Gleichfalls gab sich die "demokratische" Bourgeoisie die Mittel, um systematisch die Gebiete zu besetzen und zu kontrollieren, aus denen sich die Nazis zurückgezogen hatten. Es kam für sie auch überhaupt nicht in Frage, das besiegte Deutschland selbst eine Nachfolgeregierung nach den Nazis aufstellen zu lassen, und so wurden denn auch alle Verhandlungs- und Waffenstillstandsangebote von deutschen Gegnern Hitlers rundweg abgelehnt. Im besiegten Deutschland der Bildung einer neuen Regierung einfach tatenlos zuzusehen, hätte Figuren wie Churchill, Roosevelt und Stalin nicht mehr ruhig schlafen lassen, da dies natürlich eine grosse Gefahr in sich barg. Gleich wie 1918 wäre ein besiegter deutscher Staat gegenüber einer gegen Massenmorde und die ganze Misere revoltierenden Arbeiterklasse sowie auch gegenüber den Soldaten der aufgelösten Armee sehr schwach gewesen. Die alliierten Armeen übernahmen deshalb auf unbestimmte Zeit selbst die Kontrolle über ganz Deutschland (blieben dort schliesslich, wenn auch aus anderen Gründen, bis 1994) und bereiteten so den Boden für eine der grössten Lügen dieses Jahrhunderts: Die "Kollektivschuld" der deutschen Bevölkerung.
3. Hin zur "Befreiung"
Während der letzten Kriegsmonate brach in Deutschland eine Reihe von Meutereien, Desertionen und Streiks aus, doch in dieser ganzen Hölle von Bombardierungen erübrigte sich eine demokratische Strohpuppe wie Badoglio in Italien. Die deutsche Arbeiterklasse wurde terrorisiert und von den alliierten Armeen und dem ins Land eindringenden russischen Militär in die Zange genommen. Entlang der Rückzugsrouten der geschlagenen deutschen Armeen waren Deserteure aufgehängt worden, um die Soldaten abzuschrecken. Es bestand tatsächlich auch die Gefahr einer sehr instabilen Lage, hätte die Bourgeoisie nicht sofort damit begonnen, sich auf die Zeit nach dem Krieg vorzubereiten. Ihre brutale Repression hatte Erfolg, und der soziale Friede wurde durch die Besetzung und Aufteilung Deutschlands gewährleistet. Auch wenn es durchaus richtig war, sich über die Reaktionen des deutschen Proletariates zu freuen, überschätzten unsere Genossen zu dieser Zeit den Widerstand, mit dem die Bourgeoisie damals konfrontiert war:
"Wenn die Soldaten sich weigern, weiter zu kämpfen, und an verschiedenen Orten fast Bürgerkrieg führen, wenn die Matrosen ihre Waffen gegen den Krieg erheben, wenn Hausfrauen, der "Volkssturm" und die Gefangenen die unsichere Situation in Deutschland noch verstärken, dann zerfällt auch der beste Militär- und Polizeiapparat, und die Revolte wird eine reelle Perspektive. Von Rundstedt greift nun die Politik Eberts aus dem Jahre 1918 wieder auf und versucht mittels eines Friedens, den Bürgerkrieg zu verhindern. Die Alliierten ihrerseits haben die revolutionäre Drohung der 1943 in Italien ausgebrochenen Ereignisse erkannt. Der jetzige Friede bedeutet, einer über ganz Europa hereinbrechenden Krise gegenüberzustehen, ohne die Waffen, um diese Widersprüche zu überdecken, in der Hand zu haben. Widersprüche, welche durch den Klassenkampf gelöst werden. Die Anforderungen des Krieges, die braune Pest und die Kasernen können nicht länger als ein Vorwand dienen, um die krankhaft aufgeblasene Industrie aufrecht zu erhalten oder um die Arbeiterklasse im gegenwärtigen Zustand der Sklaverei und Hungersnot zu halten. Was die Bourgeoisie fürchtet, das ist die künftige Rückkehr der deutschen Soldaten in ihre zerstörten Städte und die damit unvermeidliche Wiederholung der Revolution von 1918. Die Verrückten sind bereit für heroische Aufgaben: Das Zerstören, Töten, Aushungern, Vernichten der deutschen Arbeiterklasse. Wir haben die braune Pest längst überwunden, doch sind wir noch weiter weg von den Friedensversprechungen der Kapitalisten. Die Demokratie hat bewiesen, dass sie fähiger ist, die bürgerlichen Interessen zu verteidigen als der Faschismus.". Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn8" name="_ednref8">[viii]
In den besiegten Ländern wie Deutschland war das amerikanische und russische Militär dauernd präsent, um ja nie irgendwo in den eroberten Städten ein "Niemandsland" entstehen zu lassen und um sofort jegliche Regung proletarischen Widerstands ersticken zu können. In den Siegerländern dagegen breitete sich ein unglaublicher Chauvinismus aus, der noch viel schlimmer war als zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Wie die kleine Minderheit von Revolutionären vermutet hatte, fürchtete sich die demokratische Bourgeoisie nun angesichts der vielen Freudensbekundungen, ihre Helme wegschmeissender demoblisierter deutscher Soldaten, wie man es in alten Filmen sehen kann, und beschloss, sie in Frankreich und England zu internieren. Teile der aufgelösten deutschen Armee wurden in der Fremde zurückbehalten. 400. 000 kriegsgefangene Soldaten wurden nach England gebracht und dort für einige Jahre über das Kriegsende hinaus interniert, um zu verhindern, dass sie eine Revolution anstiften könnten, wie dies einst ihre Väter taten, als sie in ihr Land und das ganze Elend der Nachkriegsjahre zurückkehrten.. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn9" name="_ednref9">[ix]
Die Mehrheit der revolutionären Gruppierungen nahm diese Ereignisse enthusiastisch auf, noch mit dem Bild der siegreichen Revolution in Russland vor Augen, bei welcher der Widerstand des Proletariates gegen den Krieg eine zündende Rolle gespielt hatte. Doch die Geschichte wiederholt sich selten auf dieselbe Weise. Es existierten nicht mehr die gleichen Bedingungen wie 1917, da die Bourgeoisie ihre Lehren aus den damaligen Ereignissen gezogen hatte.
Doch auch die klarsten Teile der revolutionären Minderheiten brauchten nach der herausragenden Bewegung innerhalb der italienischen Arbeiterklasse 1943 fast zwei Jahre, um diese Niederlage des Proletariates auf internationaler Ebene, mit dem Ziel zu bilanzieren, die drastischen Bedingungen des Weltkrieges erneut für eine Orientierung hin zur Revolution auszunutzen. Die Bourgeoisie jedoch behielt weiterhin die Initiative und profitierte in dieser Situation von der Abwesenheit revolutionärer Parteien.
"Bereichert durch die Erfahrung des Ersten Weltkrieges und wesentlich besser auf die drohende Möglichkeit einer revolutionären Erhebung vorbereitet, reagierte der internationale Kapitalismus einheitlich und mit einer ausserordentlichen Geschicklichkeit und Vorsicht gegenüber einem seiner Avantgarde beraubten Proletariat. Ab 1943 wandelte sich der Krieg in einen Bürgerkrieg. Wenn wir dies feststellen, dann heisst das nicht, dass die innerimperialistischen Gegensätze verschwunden wären oder während der Fortführung des Krieges auf die Seite gelegt werden könnten. Diese Gegensätze bleiben weiter bestehen und werden sich nur verschärfen können. Dies jedoch in einem geringeren Masse als bisher, und sie werden, verglichen mit der Gefahr, welche die drohende revolutionäre Explosion für die kapitalistische Welt darstellt, einen zweitrangigen Charakter erhalten. Die revolutionäre Drohung wird das Zentrum der Sorge und Unruhe in den zwei kapitalistischen Blöcken sein, und es ist genau diese Furcht, welche die Richtung, die Strategie und praktische Ausführung der militärischen Operationen bestimmen wird.(...) Im ersten imperialistischen Weltkrieg behielt das Proletariat, einmal auf den Kurs hin zur Revolution eingetreten, die Initiative in seinen Händen, und zwang die Bourgeoisie, den Krieg zu beenden. Im Gegensatz dazu behielt der Kapitalismus in diesem Krieg seit dem ersten revolutionären Signal 1943 in Italien die Initiative und führte einen unerbittlichen Bürgerkrieg gegen das Proletariat, verhinderte mit Gewalt jede Sammlung der proletarischen Kraft und beendete den Krieg nicht, auch wenn Deutschland nach dem Abtreten der Hitler-Regierung wiederholt um einen Waffenstillstand bat. Stattdessen versicherten sie sich mit einer monströsen Schlächterei und einem vorbeugenden, schonungslosen Massaker gegen jegliche nach Revolution riechende Regung im deutschen Proletariat.(...) Die Revolten der Arbeiter und Soldaten, welche in einigen Städten die Faschisten in die Knie zwangen, drängten die Alliierten dazu, ihren Vormarsch zu beschleunigen und diesen Ausrottungskrieg schneller als vorgesehen zu beenden.". Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn10" name="_ednref10">[x]
Die Praxis der revolutionären Minderheiten
Wir haben gesehen, dass der Krieg nur ausbrechen konnte, weil der Degenerierungsprozess der 3. Internationale und der Übertritt der Kommunistischen Parteien ins bürgerliche Lager abgeschlossen war. Die revolutionären Minderheiten, die den Aufstieg des Stalinismus und des Faschismus vom Klassenstandpunkt aus bekämpft hatten, waren alle besiegt worden, ausgeschlossen in den demokratischen Ländern, eliminiert und deportiert in Russland und Deutschland. Von der weltweiten Einheit, die die Internationalen in jeder Epoche dargestellt hatten, blieben nur noch Bruchstücke, Fraktionen, verstreute Minderheiten, die oft keine Verbindung untereinander hatten. Die Bewegung der Linksopposition um Trotzki, die eine Strömung des Kampfes gegen die Degenerierung der Revolution in Russland dargestellt hatte, verstrickte sich mehr und mehr in opportunistische Positionen zur Volksfront (Möglichkeit eines Bündnisses mit den Parteien der bürgerlichen Linken) und in deren Fortsetzung, dem Antifaschismus. Als Trotzki am Anfang des zweiten Welt-Holocausts starb, wie Jaurès ermordet (weil er in den Augen der Weltbourgeoisie die proletarische Gefahr repräsentierte, noch mehr als der grosse Tribun der 2. Internationale), unterschieden sich seine Anhänger kaum von den Sozialchauvinisten zu Beginn des Jahrhunderts, denn sie nahmen Partei für ein imperialistisches Lager: dasjenige Russlands und dasjenige der Résistance.
Die meisten Minderheiten, die ohnehin nur dünne Strohhalme in der allgemeinen Ratlosigkeit des Proletariats waren, lösten sich im Krieg auf. Nur die Italienische Fraktion um die Zeitschrift Bilan hatte schon seit den 30er Jahren angekündigt, dass die Arbeiterbewegung in eine Periode der Niederlagen eingetreten war, die zum Krieg führen musste. . Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn11" name="_ednref11">11
Dass die Genossen in den Untergrund abtauchen mussten, zog zunächst eine Verzettelung und einen Verlust der wertvollen, jahrelang aufgebauten Kontakte nach sich. In Italien existierte keine organisierte Gruppe mehr. In Frankreich gruppierten sich erst 1942, mitten im imperialistischen Krieg, wieder Militante zusammen, die in der nach Frankreich geflüchteten Italienischen Fraktion gekämpft und gegenüber dem Opportunismus der trotzkistischen Organisationen politische Klassenpositionen abgesteckt hatten. Sie nannten sich Französischer Kern der Kommunistischen Linken. Diese mutigen Militanten gaben eine Prinzipienerklärung heraus, die die "Verteidigung der UdSSR" klar ablehnte:
"Der sowjetische Staat, ein Werkzeug der internationalen Bourgeoisie, übt eine konterrevolutionäre Funktion aus. Die Verteidigung der UdSSR im Namen dessen, was von den Errungenschaften des Oktobers übrig bleibe, muss abgelehnt und ersetzt werden durch den kompromisslosen Kampf gegen die stalinistischen Agenten der herrschenden Klasse (...). Die Demokratie und der Faschismus sind zwei Aspekte der Diktatur der Bourgeoisie, die den wirtschaftlichen und politischen Bedürfnissen der herrschenden Klasse in den gegebenen Zeiten entsprechen. Folglich darf die Arbeiterklasse, die ihre eigene Diktatur errichten muss, nachdem sie den kapitalistischen Staat zerschlagen hat, nicht für die eine oder andere dieser Formen Partei ergreifen."
Kontakte wurden wieder geknüpft zu Elementen der revolutionären Strömung in Belgien, Holland und mit österreichischen Revolutionären, die nach Frankreich geflüchtet waren. Unter den sehr gefährlichen Bedingungen der illegalen Arbeit wurden von Marseille aus sehr wichtige Debatten geführt über die Ursachen des neuen Misserfolgs der Arbeiterbewegung, über die neue Absteckung der Klassengrenzen. Diese revolutionäre Minderheit setzte die Intervention gegen den kapitalistischen Krieg, für die Befreiung des Proletariats fort. Ihr Kampf war die Weiterführung desjenigen der 3. Internationale in ihren Anfängen. Andere Gruppen, die ebenfalls die Verteidigung der UdSSR und jede Art von Chauvinismus ablehnten, kamen mehr oder weniger klar aus dem trotzkistischen Schoss: die spanische Gruppe von Munis, die österreichischen Revolutionären Kommunisten Deutschlands und holländische rätistische Gruppen. Ihre Flugblätter gegen den Krieg, die sie heimlich verteilten, auf die Sitzbänke in den Zügen legten, wurden durch die Bourgeoisie der "Résistance", von den Stalinisten bis zu den Demokraten, als "hitler-trotzkistisch" verunglimpft. Diejenigen, die sie verteilten, riskierten, auf der Stelle erschossen zu werden.
In Italien gruppierten sich die verstreuten Elemente der kommunistischen Linken nach der starken Kampfbewegung von 1943 neu um Onorato Damen und schliesslich um die mythische Figur von Amadeo Bordiga, einer Persönlichkeit der Linken sowohl in der 2. als auch der 3. Internationale. Sie gründeten im Juli 1943 die Internationalistische Kommunistische Partei; sie glaubten wie die meisten Revolutionäre an einen bevorstehenden Aufstand der Arbeiterklasse, mussten aber die bürgerliche "Befreiung" erleben und zeigten trotz ihres Mutes grosse Schwierigkeiten, gegenüber den Arbeitern, die sich von den Sirenengesängen der Bourgeoisie verlocken liessen, klare Positionen zu verteidigen.. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn12" name="_ednref12">12 Sie erwiesen sich als unfähig, der Umgruppierung der Revoutionäre auf Weltebene den Vorrang zu geben, und mussten nach dem Krieg feststellen, dass sie eine verschwindend kleine Minderheit geblieben waren. Insbesondere lehnten sie jede ernsthafte Arbeit zusammen mit dem französischen Kern ab, der sich von nun an Kommunistische Linke Frankreichs (Gauche Communiste de France) nannte.. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn13" name="_ednref13">13
Trotz ihrer mutigen Haltung konnten die revolutionären Gruppen, die Klassenpositionen vertraten und während des 2. Weltkrieges internationalistisch blieben, den Lauf der Dinge nicht beeinflussen angesichts der schrecklichen Niederlage, die das Proletariat erlitten hatte, und der Fähigkeit der Bourgeoisie, ihm systematisch zuvorzukommen und die Entwicklung jeder wirklich bedrohlichen Klassenbewegung zu verhindern. Aber ihr Beitrag zum historischen Kampf des Proletariats erschöpfte sich nicht darin. Er bestand vor allem in einer Reflexion, die es erlaubte, die Lehren aus den schwerwiegenden Ereignissen der Epoche zu ziehen, eine Reflexion, die es bis heute fortzusetzen gilt.
Welche Lehren für die Revolutionäre
Wenn wir die marxistische Tradition respektieren, die diese Gruppen aufrechterhielten, müssen wir fähig sein, ihre kritische Methode weiterzuführen, ihre Fehler selber genau unter die Lupe zu nehmen. Nur so bleiben wir ihrem Kampf treu. Während die Kommunistische Linke Frankreichs es verstand, ihre fehlerhafte Einschätzung über die Möglichkeit einer Umkehr des Kurses von der Niederlage zum Weltkrieg zu korrigieren, ohne allerdings alle Konsequenzen aus dem Umstand zu ziehen, dass der Weltkrieg nicht mehr günstige Voraussetzungen für die Revolution schafft, hielten die anderen Gruppen, v.a. diejenigen in Italien, an der schematischen Sichtweise des "revolutionären Defätismus" fest.
Als die italienischen Revolutionäre auf voluntaristische und abenteuerliche Weise um Bordiga und Damen, die Persönlichkeiten der Komintern, eine Partei gründeten, gaben sie sich nicht wahrhaftig die Mittel, um die "Prinzipien zu restaurieren", geschweige denn die wirklichen Lehren aus der erlebten Geschichte zu ziehen. Diese Internationalistische Kommunistische Partei erlitt nicht nur Schiffbruch - indem sie rasch auf die Dimension einer Sekte zusammenschmolz -, sondern verwarf die Methode der marxistischen Analyse zugunsten eines unfruchtbaren Dogmatismus, der nur die Schemata der Vergangenheit, insbesondere in der Frage des Krieges, wiederholte. Die IKP beharrte auf der "Befreiung" und glaubte an den Beginn einer revolutionären Welle, in dem sie Lenin parodierte: "Die Umwandlung des imperialistischen Krieges in den Bürgerkrieg beginnt nach dem Ende des Krieges".. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn14" name="_ednref14">14 Sie griff die Analyse von Lenin wieder auf, wonach jedes Proletariat "die Niederlage seiner eigenen Bourgeoisie" als Sprungbrett zur Revolution herbeiwünschen müsse. Diese Position war schon zu Lenins Zeiten falsch, da sie zum Schluss führt, dass die Arbeiter der Siegernationen über dieses Sprungbrett nicht verfügen. Diese Theorie wieder aufzugreifen, die den Erfolg der Revolution vom Misserfolg der eigenen Bourgeoisie abhängen lässt, bedeutet, von einem abstrakten Automatismus auszugehen. Schon in der ersten revolutionären Welle führte der Krieg, nachdem er zuerst ein wichtiger Keim bei der Mobilisierung des Proletariats gewesen war, zu einer Spaltung desselben in die Arbeiter der besiegten Länder einerseits, die am kämpferischsten und klarsten waren, und diejenigen der siegreichen Länder andererseits, bei denen es der Bourgeoisie gelang, ihren Kampf und ihre Bewusstseinsreifung unter der Euphorie des "Sieges" zu ersticken. Darüber hinaus zeigte die Erfahrung von 1917/18, dass die Bourgeoisie gegenüber einer revolutionären Bewegung, die sich aus dem Weltkrieg entwickelt, immer einen Trumpf in der Hand hat. Sie liess es sich denn auch nicht nehmen, diese Karte im November 1918 zu spielen, als die Revolution in Deutschland ausbrach: den Krieg zu beenden, d.h. die Haupttriebkraft für die Aktion und die Bewusstseinsreifung des Proletariats zu beseitigen.
Unsere Genossen der Kommunistischen Linken täuschten sich, als sie ausgehend vom Beispiel der russischen Revolution die für das Proletariat lähmenden Folgen des imperialistischen Weltkrieges unterschätzten. Der Zweite Weltkrieg lieferte die Grundlage für eine bessere Analyse dieser entscheidenden Frage. Heute die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, bedeutet, den wirklichen Prozess hin zu Zusammenstössen der Klassen zu behindern, und zwar insofern, als die Betreffenden sich als unfähig erweisen, die marxistische Methode zu bereichern, da es ihnen unmöglich ist, die notwendige Führung des Proletariats zu übernehmen, wie es leider diejenigen beweisen, die vorgeben, die einzigen Nachfolger der Italienischen Kommunistischen Linken zu sein.. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn15" name="_ednref15">15
Die Frage des Krieges war immer eine der wichtigsten in der Arbeiterbewegung. Gleich wie die Ausbeutung und die Angriffe im Gefolge der wirtschaftlichen Krise bleibt der imperialistische Krieg ein gewichtiger Faktor bei der Bewusstwerdung über die Notwendigkeit der Revolution. Es ist offensichtlich, dass die andauernden Kriege in der dekadenten Phase des Kapitalismus ein ausgezeichneter Ansatzpunkt für die Reflexion sein müssen. Heute, nachdem der Zusammenbruch des Ostblocks, des Teufels, die Möglichkeit eines Weltkrieges für einen Augenblick beiseite geschoben hat, darf diese Reflexion nicht aufhören. Die Kriege, die wir an den Grenzen Europas beobachten, sind da, um das Proletariat daran zu erinnern, dass "diejenigen, die den Krieg vergessen, ihn eines Tages erfahren werden".. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_edn16" name="_ednref16">16 Dem Proletariat obliegt die grosse Verantwortung dafür, sich gegen diese sich im Zerfall befindliche Gesellschaft zu erheben. Die Perspektive einer anderen Gesellschaft unter der Kontrolle des Proletariats hängt notwendigerweise von der Reifung des Bewusstseins ab: Es muss auf seinem gesellschaftlichen Terrain kämpfen und dort seine Macht entfalten. Der zunehmende Kampf des Proletariats steht im Gegensatz zum Staat und deshalb auch im Gegensatz zu den militärischen Zielen der Bourgeoisie.
Trotz den Lobgesängen über die 1989 eingerichtete neue Weltordnung, darf sich die Arbeiterklasse keinen Illusionen darüber hingeben, dasdie nächsten Kriege lange auf sich warten lassen. Diesen Untergang würde uns die Bourgeoisie unvermeidlich bereiten; sei es als Folge eines dritten Weltkrieges im Fall, dass sich ein neues System von imperialistischen Blöcken bildet, sei es als ein Prozess des Verfaulens der Gesellschaft, begleitet von Hungersnöten, Epidemien und einer Vervielfachung der kriegerischen Konflikte, in denen die heute auf die ganze Welt verbreiteten Atomwaffen wieder eingesetzt würden.
Die Alternative lautet also nach wie vor: kommunistische Revolution oder Zerstörung der Menschheit. Vereint und entschlossen kann das Proletariat die Minderheit, die die Fäden zieht, entwaffnen und selbst die Atombomben entschärfen. So müssen wir unnachgiebig das bürgerliche, pazifistische Argument bekämpfen, wonach eine so moderne Technik von nun an jede proletarische Revolution verunmögliche. Die Technik wird durch die Menschen gemacht, sie gehorcht einer bestimmten Politik. Die Führung der imperialistischen Politik bleibt eng gebunden an die Unterwerfung der Arbeiterklasse, was uns die Entwicklung des zweiten Weltkrieges gezeigt hat. Nun nach dem historischen Wiedererwachen des Proletariats Ende der 60er Jahre steht alles gleichzeitig auf dem Spiel, auch wenn das Proletariat daraus noch nicht alle Lehren gezogen hat. Da, wo der Krieg nicht wütet, vertieft sich die wirtschaftliche Krise immer mehr, verzehnfacht das Elend und offenbart den Bankrott des Kapitalismus.
Die revolutionären Minderheiten müssen deshalb die früheren Erfahrungen genau untersuchen. Es war "Mitternacht des Jahrhunderts" im Herzen des grössten Verbrechens, das die Menschheit je gesehen hatte, aber es wäre noch verbrecherischer, daran zu glauben, dass die Menschheit die Gefahr der totalen Zerstörung gebannt hätte. Die gegenwärtigen Kriege zu denunzieren, genügt nicht, die revolutionären Minderheiten müssen fähig sein, die Machenschaften der imperialistischen Politik der Weltbourgeoisie zu analysieren, nicht um vorzugeben, es mit einem Militarismus aufzunehmen, der die Welt heute in unzähligen Kriegen verwüstet, sondern um dem Proletariat zu zeigen, dass der Kampf vielmehr im Hinterland als an der Front geführt wird.
Den allgegenwärtigen imperialistischen Krieg bekämpfen, sich gegen die Angriffe der bürgerlichen Wirtschaftskrise wehren, bedeutet, eine Reihe von Kämpfen und Erfahrungen zu entwickeln, die zur Phase des revolutionären Bürgerkriegs führen werden, dorthin, wo sich die Bourgeoisie im Frieden wähnt. Eine lange Periode von Klassenkämpfen ist noch notwendig, nichts wird einfach sein.
Das Proletariat hat keine Wahl. Der Kapitalismus führt die Menschheit unweigerlich in den Untergang, wenn sich das Proletariat erneut als unfähig erweist, ihn zu zerstören.
Damien
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref1" name="_edn1">[i] Bericht der Konferenz der Gauche Communiste de France im Juli 1945 über die internationale Situation, in: Revue Internationale, Nr. 59.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref2" name="_edn2">[ii]Grégoire Madjarian, Conflits, pouvoirs et société à la Libération, weiter ist auch die Arbeit von Stéphane Courtois, Le PCF dans la guerre, interessant.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref3" name="_edn3">[iii] Erinnerungen von Auguste Lecoeur, ehemalige rechte Hand des französischen Stalinistenchefs Thorez, nach dem Krieg ausgeschlossen und dadurch freier in der Beschreibung der Kämpfe als zur Zeit, da er mit den anderen über die Notwendigkeit des nationalen Kampfes log.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref4" name="_edn4">[iv] Die Bewegung war verfrüht und isoliert ausgebrochen, sie konnte keine derartige Resonanz wie die massiven Kämpfe der italienischen Arbeiter 1943 finden. Man muss dennoch den Unterschied zwischen der ängstlichen Besetzung durch die deutschen Soldaten (die Offiziere wagten niemals, in die Minen hinabzusteigen) und der durch die PCF ausgeübten Diktatur über die Minenarbeiter bei der Befreiung erkennen. Eine Fernsehsendung des dritten französischen Kanals im Monat August 94 zeigte verblüffende Enthüllungen einiger Minenarbeiter, die die Produktionsschlacht überlebt hatten. Valets von der gaullistischen Regierung und die stalinistischen Minister forderten eine beträchtliche Anstrengung, sodass es ein richtiges Blutbad wurde ... und dies in der Nachkriegszeit. Tausende ihrer Kumpel waren an Staublunge gestorben. Dies war auf die zunehmende Mechanisierung und Ausbeutung zurückzuführen. Die Arbeiter wurden also weder Opfer der Deutschen noch des Kampfes gegen die Deutschen, sondern der Anordnungen für den nationalen Wiederaufbau des stalinistischen Ministers Thorez. Dieser zögerte nicht zu sagen: "Wenn die Minenarbeiter an der Arbeit sterben, so ersetzen sie ihre Frauen." Es war also nicht nur im totalitären Russland so, dass die Lebenserwartung von sehr kurzer Dauer war.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref5" name="_edn5">[v]Mark Shipway, Anti-Parliamentary Communism: The Movement for Workers' Councils 1917-45.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref6" name="_edn6">[vi] "Rapport sur la situation internationale", Juli 1945,(in R.I. Nr.59)
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref7" name="_edn7">[vii] In der "Revue International" Nr.75 (engl./franz./span.) sind wir genauer auf diese Ereignisse 1943 in Italien eingegangen.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref8" name="_edn8">[viii] "La Paix" in "L'Etincelle" Nr.5, Mai 1945, Organ der Gauche Communiste de France.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref9" name="_edn9">[ix] "La rééducation des prisonniers allemands en Angleterre, de 1945 à 1948", Henry Faulk, Chatto & Windus, London 1977.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref10" name="_edn10">[x] Auszüge aus dem "Rapport sur la situation internationale", Gauche Communiste de France, Juli 1945, wiederveröffentlicht in der "Revue Internationale", Nr.59, 1989.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref11" name="_edn11">11 Es ist hier nicht der Ort, um im Detail auf die Debatten in der Italienischen Fraktion oder die Meinungsverschiedenheiten zwischen den verschiedenen Gruppen einzugehen, aber die Geschichte der Kommunistischen Linken Italiens steht unseren Lesern zur Verfügung
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref12" name="_edn12">12 Vgl. die Artikel in der engl./frz./span. Ausgabe der Internationale Revue: "Les ambiguïtés de Battaglia Comunista sur la question des 'partisans'", Revue internationale Nr. 8, Dez. 1976, "Le PCI à ses origines: tel qu'il prétend être, tel qu'il est", Revue Internationale Nr. 32, 1. Quartal 1983 und "A propos des origines du PCI", Revue internationale Nr. 34, 3. Quartal 1983.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref13" name="_edn13">13 Zur Geschichte dieser Gruppen vgl. Die Italienische Kommunistische Linke und die Revue internationale (engl./frz./span.) Nr. 34, 35, 38, 39, 64, 65, 66.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref14" name="_edn14">14 Zitiert in Internationalisme Nr. 36, 1948, reprint in der Revue Internationale Nr. 36, 1. Quartal 1984.
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref15" name="_edn15">15 Zur Zeit des Golfkrieges haben wir gezeigt, welch schlechten Gebrauch vom "revolutionären Defätismus" die Strömungen machen können, die sich auf die Italienische Linke beziehen und aufrufen zur "Verbrüderung zwischen irakischen und westlichen Soldaten" (vgl. unseren Artikel "Le milieu politique prolétarien face à la guerre du Golfe" in der engl./franz./span. Revue internationale Nr. 64, 1. Quartal 1991). In einer Region und unter Bedingungen, wo das das Proletariat äusserst schwach ist, kommt es anarchistischem Voluntarismus gleich, solche Parolen in den Luft zu lassen, die bestenfalls individuelle Desertionen im Wert steigern können. Diese Genossen sollten sich fragen, warum die Bourgeoisie in der Lage ist, lokale Kriege zu führen, ohne durch das Proletariat gestört zu werden, und warum sie umgekehrt nicht in der Lage ist, einen Krieg im Herzen der Metropole zu beginnen. Im schlimmeren Fall dienen diese Parolen, die gerne von allen Sekten der bürgerlichen Linken aufgegriffen werden, als Feigenblatt für die Unterstützung des Imperialismus der kleinen Länder, die durch die grossen unterdrückt werden. So titelte der Prolétaire in seiner Nr. 427 scheinheilig: "Impérialisme français hors d'Afrique et du Rwanda!" ("Französischer Imperialismus raus aus Afrika und Ruanda!") und meinte dies als Parole. Dass der französische Imperialismus ein Schlächter ist in seinem Widerstand gegen die Fusstritte, mit denen ihm der amerikanische Imperialismus in den Rücken fällt, und dass er dabei die schwerste Verantwortung für das Massaker an den 500.000 Menschenleben in Ruanda trägt, das anzuprangern sind wir die ersten. Aber wir hätten Hemmungen die Parole aufzugreifen, die sich der amerikanische Imperialismus zu eigen gemacht hat! Eine solche Parole hat für die IKP sicher einen sehr "defätistischen" Unterton - und dann? Der französische Imperialismus ist in der Tat in Ruanda "défait" (hier angeschlagen), aber hat das das Klassenbewusstsein der Arbeiter in Frankreich auch nur einen Schritt vorangebracht?
. Weltkrieg, Krieg, Jahrestag#_ednref16" name="_edn16">16 Albert Camus