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MANIFEST DES 9. KONGRESSES DER IKS[1]
In Anbetracht all dessen, was auf dem Spiel steht, hat es nie zuvor in der Geschichte eine dramatischere und entscheidendere Situation gegeben als heute. Nie zuvor hat eine Gesellschaftsklasse vor einer vergleichbaren Verantwortung gestanden wie die, vor der jetzt die Arbeiterklasse steht. „Der Kommunismus ist tot“, „Arbeiter, ihr hofft vergeblich darauf, den Kapitalismus umstürzen zu können, dieses System hat seinen Todfeind endgültig niedergestreckt!” Das sind die Töne, die wir von den Herrschenden seit dem Zusammenbruch des Ostblocks hören. So wurde die größte Lüge der Geschichte, die Identifizierung des Kommunismus mit dem Stalinismus, d.h. einer der barbarischsten Formen der kapitalistischen Ausbeutung, uns erneut zu einem Zeitpunkt aufgetischt, wo dieser Stalinismus sich in Schmutz und Chaos auflöst. Für die herrschende Klasse in allen Ländern kommt es darauf an, ihre Ausgebeuteten zu überzeugen, dass „es vergeblich ist zu kämpfen, um die Welt zu verändern. Man muss sich mit dem zufrieden geben, was wir haben, denn es gibt nichts anderes. Und hütet euch, wenn der Kapitalismus umgestürzt werden sollte, würde die ihm nachfolgende Gesellschaft noch schlimmer sein“. Die ruhmlose Kapitulation des Stalinismus Anfang 1989, der Zusammenbruch des von ihm beherrschten Blocks, wurden uns als „große Siege der Demokratie und des Friedens“ dargestellt. Sie sollten zu einer „neuen Weltordnung“ führen, die mehr Wohlstand und Frieden bringen würde, in der die „Menschenrechte“ endlich respektiert werden würden.Kaum waren diese Reden verhallt, hatten die großen Länder, die sich „zivilisiert“ schimpfen, 1990 eine ungeheure Barbarei im Mittleren Osten ausgelöst, in der Hunderttausende von Menschen durch Bomben getötet, und der Irak mit Ruinen und Leichen übersät wurde. Damit musste die Bevölkerung dieses Landes auf grausame Art und Weise die „Strafe“ einstecken, die ihren Ausbeutern und Unterdrückern erteilt werden sollte. „Aber jetzt ist alles vorbei”, versichern uns die Herrschenden mit der Hand auf dem Herzen. „Dieser Krieg war notwendig”, - behaupten sie, damit es keine anderen Kriege mehr gebe. Indem wir für die Anerkennung des „internationalen Rechtes“ sorgen, machen wir eine solidarische Welt erst möglich, in der Konflikte auf friedliche Art und Weise unter der Führung der „Internationalen Gemeinschaft“ und der „Vereinten Nationen“ gelöst werden können“. Infolge dieser Umwälzungen und gegenüber dieser Woge von Barbarei und Lügen ist die Weltarbeiterklasse wie gelähmt geblieben. Hat die herrschende Klasse den Kampf endgültig gewonnen? Hat sie es geschafft, all die Widersprüche zu überwinden, die ihr System von Anfang an, insbesondere aber in den letzten Jahrzehnten befallen haben? Ist für sie das Gespenst der kommunistischen Revolution, das seit mehr als einem Jahrhundert die Herrschenden in Schrecken versetzt hat, gebannt? Das jedenfalls will sie den Ausgebeuteten eintrichtern. Aber man darf sich nichts vormachen. Die Welt und damit die Verhältnisse, die sie uns anbietet und die wir schützen sollen, werden nicht besser werden, sondern alles wird noch viel schlimmer kommen. Und die Arbeiterklasse ihrerseits hat noch nicht das letzte Wort gesprochen. Selbst wenn sie vorübergehend mundtot gemacht wurde, besitzt sie weiterhin die Kraft, um den Kapitalismus und die von ihm immer wieder hervorgebrachte Barbarei aus der Welt zu schaffen. Mehr als je zuvor ist ihr Kampf die einzige Hoffnung für die Menschheit, damit diese sich aus den Fesseln des Kapitalismus, der Misere, der Kriege und all des Elends befreit, unter denen sie bislang zu leiden hatte.Dies müssen die Revolutionäre ihrer Klasse sagen. Und dies möchte das hier vorliegende Manifest zum Ausdruck bringen.Gegenüber den widerwärtigen Kampagnen der bürgerlichen Propaganda besteht die erste Aufgabe der Revolutionäre darin, die Wahrheit wiederherzustellen und der Arbeiterklasse in Erinnerung zu rufen, was die kommunistische Revolution wirklich war und sein wird. Dieser wird ja heute vorgeworfen, sie sei für all das Übel verantwortlich, unter dem die Menschen heute leiden. Insbesondere ist es ihre Aufgabe, die gewaltigen Lügen zu entblößen, die diese Regime als „kommunistisch“ bezeichnen, die einen ganzen Teil der Erde jahrzehntelang beherrscht haben. Sie müssen aufzeigen, dass diese Regime kein Ergebnis, und auch kein noch so entarteter Überrest der proletarischen Revolution, sondern nur ihre Totengräber waren. Der Stalinismus ist nicht das Ergebnis der Revolution, sondern die Verkörperung der Konterrevolution Anfang dieses Jahrhunderts, während und nach dem 1. Weltkrieg war das Proletariat in gigantische Kämpfe eingetreten, die fast den Kapitalismus umgestürzt hätten. 1917 hatte die Arbeiterklasse die bürgerliche Macht in Russland gestürzt. Zwischen 1918 und 1923 trat sie in Deutschland, dem bedeutendsten europäischen Land, mehrfach in Sturmläufe gegen den Staat an, um zum gleichen Ziel zu gelangen. Diese revolutionäre Welle hatte Auswirkungen auf alle Teile der Erde, nämlich überall dort, wo es eine entwickelte Arbeiterklasse gab, von Italien bis Kanada, von Ungarn bis China. Dies war die Reaktion der Weltarbeiterklasse auf den Eintritt des Kapitalismus in seine Niedergangsperiode, deren erster großer Ausdruck der 1. Weltkrieg gewesen war. Diese Kämpfe waren ein auffallender Beweis für all die Voraussagen gewesen, die die Revolutionäre in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gemacht hatten: die Zeit war für die Arbeiterklasse gekommen, wie es das „Kommunistische Manifest“ 1848 angekündigt hatte, das Urteil der Geschichte gegen den Kapitalismus zu vollstrecken, gegen ein Produktionssystem, das nunmehr nicht mehr in der Lage war, der Menschheit irgendeinen Fortschritt anzubieten.
Die Niederlage der Arbeiterklasse und die kapitalistische KonterrevolutionAber die Weltbourgeoisie schaffte es, die gewaltige Bewegung der Arbeiterklasse, die die ganze Welt erschüttert hatte, in Griff zu kriegen. Sie überwand die Angst, die ihr durch die Aussicht auf ihr eigenes Verschwinden eingejagt worden war, und reagierte ganz wie ein angegriffenes Raubtier, das seine Kräfte in den Kampf warf. Dabei schreckte sie vor keinem Verbrechen zurück. Im Handumdrehen waren die imperialistischen Gegensätze, die sie zuvor vier Kriegsjahre lang gespalten hatten, beiseite geschoben, um gemeinsam gegen die Revolution vorzugehen. Durch List und Repression, Lügen und Massaker besiegte sie die aufständischen Arbeitermassen. Sie legte einen isolierenden Ring um das revolutionäre Russland, indem sie eine Blockade errichtete, die Millionen von Menschen dem Hungersnot auslieferte. Später schob sie die Schuld für diese Hungersnot der revolutionären Bewegung selber zu. Mittels des massiven Einsatzes von Menschen und Waffen, von den Weißen Armeen bis hin zum gestürzten Zaren entfaltete sie einen schrecklichen Bürgerkrieg, der für Millionen von Menschen den Tod brachte und die Wirtschaft vollständig ruinierte. Nach so vielen Verwüstungen und den Ruinen, aufgrund des Scheiterns der Weltrevolution isoliert, durch die Kämpfe und den Hunger geschwächt, konnte die Arbeiterklasse in Russland, obgleich sie die Armeen der Konterrevolution zurückgeschlagen und gar besiegt hatte, nicht die Macht in ihren Händen behalten, die sie im Oktober 1917 ergriffen hatte. Noch weniger war sie dazu in der Lage, "den Sozialismus aufzubauen“. In den anderen Ländern geschlagen, insbesondere in den großen Industriezentren Westeuropas und Nordamerikas, musste sie zwangsläufig auch in Russland selber besiegt werden.Der weltweite Sieg der Konterrevolution fand auch seinen Niederschlag in Russland. Nicht aber, indem dort der nach der Revolution entstandene Staat zerstört worden wäre, sondern durch den Niedergang dieses Staates. Weil die bürgerliche Klasse weltweit ihre Macht aufrechterhalten konnte, konnte es zu keiner Befreiung vom Kapitalismus in Russland kommen. Der Apparat dieses Staates stellte dann die neue Form der Bourgeoisie, deren Aufgabe es war, die Arbeiterklasse auszubeuten und den Interessen des nationalen Kapitals zu dienen. Nachdem sie an der Spitze der Revolution von 1917 gestanden hatte, war auch die Bolschewistische Partei in diesen Niedergang eingetreten, als sie sich zunehmend mit dem Staat identifizierte. Die besten Kämpfer der Revolution wurden Schritt für Schritt von den verantwortlichen Posten entfernt, ausgeschlossen, ins Ausland abgeschoben, ins Exil geschickt, ins Gefängnis gesteckt, schließlich von einer ganzen Reihe von Aufsteigern, Karrieremachern und Bürokraten erschossen, die in Stalin ihren besten Stellvertreter gefunden hatten. Diesen ging es nicht mehr um die Verteidigung der Interessen der Arbeiterklasse, sondern im Gegenteil um den Ausbau einer Diktatur mittels Lügen und Repression, um die neue Form des Kapitalismus, die in Russland errichtet worden war, zu schützen und befestigen.Die anderen Parteien der Internationale, die "Kommunistischen Parteien“, schlugen den gleichen Weg ein. Das Scheitern der Weltrevolution und die Verwirrung, die anschließend in den Reihen der Arbeiter auftrat, begünstigten die Entwicklung des Opportunismus in diesen Parteien, d.h. förderten eine Politik, die die revolutionären Prinzipien und historischen Perspektiven der Arbeiterklasse der Illusion unmittelbarer „Erfolge“ opferte. Diese Entwicklung der kommunistischen Parteien machte den Weg frei für Leute, die mehr an ihre Karriere im Räderwerk der bürgerlichen Gesellschaft, im Parlament oder in den Verwaltungen dachten, als an den Kampf und die Interessen der Arbeiterklasse. Diese Parteien waren durch die Krankheit des Opportunismus befallen worden und unter die Kontrolle der karriereerpichten Bürokraten geraten und zusätzlich dem Druck des russischen Staates ausgesetzt, der diese Bürokraten mit Hilfe von Lügen und Einschüchterung in führende Stellungen brachte. Und nachdem diese Parteien die dem revolutionären Kampf treuesten Mitglieder aus ihren Reihen herausgeworfen und verjagt hatten, begingen sie auch Verrat und wechselten ins Lager der Bourgeoisie über. Gleich wie die vom Stalinismus beherrschte Bolschewistische Partei wurden sie zu Avantgarden der Konterrevolution in den jeweiligen Ländern, wo sie wirkten. Und diese Rolle konnten sie so gut erfüllen, weil sie sich als die Parteien der kommunistischen Revolution, die Erben des roten Oktobers darstellten. Genauso wie Stalin zur Sicherung seiner Macht in der niedergehenden bolschewistischen Partei und zur Bekämpfung der Mitglieder, die der Sache des Proletariats am treuesten und ergebensten waren, sich auf das Prestige Lenins berufen hatte, stützten sich die stalinistischen Parteien zum Zwecke der wirksameren Sabotage der Arbeiterkämpfe auf das Prestige, das die russische Revolution von 1917 und die Bolschewiki unter den Arbeitern der ganzen Welt genossen.Die Identifizierung des Stalinismus mit dem Kommunismus, die uns heute wieder präsentiert wird, ist sicherlich die größte Lüge der Geschichte. In Wirklichkeit ist der Stalinismus der schlimmste Feind des Kommunismus, seine Verwerfung selber.Der Kommunismus kann nur internationalistisch sein, der Stalinismus dagegen bedeutet den Sieg des Chauvinismus.So hat die kommunistische Theorie von Anfang an den Internationalismus, die internationale Solidarität aller Arbeiter der Welt zum obersten Prinzip gemacht: „Arbeiter aller Länder, vereinigt Euch“, war der Schlachtruf des Kommunistischen Manifestes gewesen, das von Marx und Engels, den beiden Hauptgründern dieser Theorie, verfasst worden war. Dieses Manifest hob hervor, dass die „Arbeiter kein Vaterland“ haben. Und wenn der Internationalismus immer solch eine Bedeutung für die Arbeiterbewegung gehabt hat, ist dies nicht auf die utopischen Auffassungen einiger falscher Propheten zurückzuführen, sondern weil die Revolution des Proletariats, die als einzige die kapitalistische Ausbeutung und jede Form der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abschaffen kann, nur international stattfinden kann. Mit Nachdruck war dies schon 1847 betont worden: „Die kommunistische Revolution wird daher keine bloß nationale, sie wird eine in allen zivilisierten Ländern ... gleichzeitig vor sich gehende Revolution sein ... Sie wird auf die übrigen Länder der Welt ebenfalls eine bedeutende Rückwirkung ausüben und ihre bisherige Entwicklungsweise ähnlich verändern und sehr beschleunigen. Sie ist eine universelle Revolution und wird daher auch ein universelles Terrain haben“. (Engels, Grundsätze des Kommunismus, in Marx/Engels Werke, Bd. 4, S. 374). Und dieses gleiche Prinzip wurde von den Bolschewiki zur Zeit der Revolution in Russland erbittert verteidigt: „Die russische Revolution ist lediglich einer der Trupps der internationalen sozialistischen Armee, von deren Aktion der Erfolg und der Triumph der von uns vollzogenen Umwälzung abhängt. Diese Tatsache wird von keinem von uns vergessen ... Das russische Proletariat ist sich bewusst, in der Revolution allein dazustehen, und erkennt klar, dass die vereinte Aktion der Arbeiter der ganzen Welt oder einiger in kapitalistischer Hinsicht fortgeschrittener Länder die notwendige Bedingung und grundlegende Voraussetzung seines Sieges ist“ (Lenin, 23. Juli 1918, Werke Bd. 27, S. 547). Deshalb war die These vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“, die Stalin 1925 nach dem Tod Lenins verbreitete, nichts anderes als ein schändlicher Verrat an den grundlegenden Prinzipien der Arbeiterbewegung. Anstelle des Internationalismus, für den die Bolschewiki und alle Revolutionäre insbesondere während des 1. Weltkriegs, der ja gerade wegen des Widerstandes der Arbeiter in Russland und in Deutschland beendet worden war, gekämpft hatten, traten Stalin und seine Komplizen als die schlimmsten Verteidiger des Nationalismus auf.In Russland wurden unter dem Vorwand der Verteidigung des „sozialistischen Vaterlandes“ die alten chauvinistischen Kampagnen wieder aufgewärmt, die einige Jahre zuvor den Weißen Armeen bei deren Kampf gegen die proletarische Revolution gedient hatten. Und während des 2. Weltkriegs brüstete sich Stalin mit der Beteiligung seines Landes an diesem imperialistischen Abschlachten, bei dem 20 Millionen Menschen für den „Sieg des Vaterlandes“ starben. In den anderen Ländern machten es sich die stalinistischen Parteien zur Aufgabe, die Nationalhymnen mit Tönen aus der Internationalen zu vermischen, die ja weltweit das Lied der Arbeiterklasse war. Die rote Fahne, die seit mehr als einem Jahrhundert das Banner der Arbeiterkämpfe war, wurde zu einem nationalistischen Drecklappen, der von den Bullen und Armeen bei den Massakern der Arbeiter zur Schau gestellt wurde. Und bei der nationalistischen Hysterie, die Ende des 2. Weltkriegs in den zuvor von Deutschland besetzten Ländern ausbrach, traten die stalinistischen Parteien stolz an die erste Stelle. Sie selbst wollten niemand anders die Aufgabe überlassen, all diejenigen umzubringen, die als „Verräter am Vaterland“ versucht hatten, ihre internationalistische Stimme zu erheben.Nationalismus gegen Internationalismus, damit war erneut der Beweis erbracht, wenn überhaupt noch einer erforderlich war, dass der Stalinismus nichts mit dem Kommunismus zu tun hatte. Aber das ist nicht alles. Der Kommunismus bedeutet die Abschaffung der Ausbeutung mit Hilfe der Diktatur des Proletariats, der Stalinismus bedeutet Diktatur über die Arbeiterklasse, um deren Ausbeutung aufrechtzuerhalten.Der Kommunismus kann nur errichtet werden, wenn die Arbeiterklasse ihre Diktatur ausübt, d.h. durch die Macht der Lohnabhängigen über die Gesellschaft. Diese Macht wird durch die Arbeiterräte ausgeübt, d.h. durch die unabhängigen Vollversammlungen der Arbeiter, die die wesentlichen Entscheidungen hinsichtlich der Entwicklungsrichtung der Gesellschaft treffen sollen, und die ständig diejenigen kontrollieren, die sie als Delegierte für die Aufgaben der Zentralisierung und Koordination erwählt haben. Diese Prinzipien waren 1917 durch die Sowjets (wie die Arbeiterräte auf Russisch heißen) eingeführt worden. Der Stalinismus verwarf all diese Prinzipien. Der Stalinismus trat nicht für die Diktatur des Proletariats, sondern für die Diktatur über das Proletariat durch eine kleine Minderheit von Bürokraten ein, die sich auf den schrecklichsten Terror, die Polizei, Denunzierungen, Konzentrations- und Arbeitslager stützte, und vor Massakern an Arbeitern, die es wagten, sich gegen ihn zu erheben, wie in Ungarn 1956, Polen 1970 und 1981, nicht zurückschreckte. Schließlich stellt der Kommunismus die Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen dar, das Ende der Spaltung der Gesellschaft zwischen einer privilegierten und ausgebeuteten Klasse, deren Arbeit vor allem dazu dient, die erste zu bereichern. In den stalinistischen Regimes wurden die Arbeiter weiter ausgebeutet. Ihre Arbeit, ihr Schweiß und ihre Opfer dienten nur dazu, es den führenden Stellen des Partei- und Staatsapparates zu ermöglichen, weiterhin ihre Privilegien auszukosten, in Luxuswohnungen zu leben, während die Arbeiterfamilien in winzigen Wohnungen hausten, die Bonzen sich in Spezialgeschäften versorgen konnten, wo es an nichts fehlte, während die Geschäfte für die Lohnabhängigen hoffnungslos leer waren, und die Arbeiter stundenlang für ein winziges, halb verfaultes Stück Fleisch Schlange stehen mussten. In der kommunistischen Gesellschaft ist die Produktion auf die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse ausgerichtet. In den „Übergangsländern zum Kommunismus“, die die UdSSR und andere Länder zu sein vorgaben, oder mehr noch in den offiziell kapitalistischen Ländern wird der Großteil der Produktion in die Rüstung gesteckt, d.h. in die höchst entwickelten und mörderischsten Zerstörungsmittel.Schließlich sieht man, dass die Regime, die im Namen des Kommunismus, des Sozialismus oder der Arbeiterklasse in einem Teil der Welt regiert haben, all die typischen Wesenszüge des Kapitalismus in sich tragen, ganz einfach, weil dies vollkommen kapitalistische Regime waren. Dabei ist unerheblich, dass es sich um besonders zerbrechliche Formen des Kapitalismus handelte, oder dass die „Privatbourgeoisie“, wie man sie in den westlichen Ländern kennt, von einer Staatsbourgeoisie ersetzt worden ist, und auch, dass die weltweit wirkende Tendenz zum Staatskapitalismus, die das ganze kapitalistische System in allen Ländern der Welt seit seinem Eintritt in seine Dekadenzphase erfasst, dort besonders karikaturale und abartige Formen angenommen hat.
Die „Demokratien“ - Komplizen des Stalinismus Weil das Regime, das in Russland nach dem Scheitern der Revolution die Macht übernommen hatte, nur eine besondere Spielart des Kapitalismus und gar die Speerspitze der Konterrevolution war, erhielt es Unterstützung von allen Bürgerlichen, die Jahre zuvor mit aller Heftigkeit die Macht der Arbeiterräte bekämpft hatten. 1934 nahmen diese gleichen Kapitalisten die UdSSR in den Völkerbund (Vorläuferorganisation der UNO) auf, der von den Revolutionären wie Lenin bei seiner Gründung als Gangsterbande bezeichnet wurde. Dies war der Beweis dafür, dass Stalin in den Augen der herrschenden Klasse aller Länder „akzeptabel“ geworden war. Es waren die gleichen Kapitalisten gewesen, die 1917 ein Bild der Bolschewiki als „Barbaren mit Messern zwischen den Zähnen“ gezeichnet hatten. Die Imperialisten erkannten Stalin als einen der ihren an. Und von da an wurden die Revolutionäre, die den Stalinisten Widerstand leisteten, auch von der ganzen internationalen Bourgeoisie verfolgt. So wurde Trotzki[2], einer der Hauptführer der Revolution von 1917, zu einem der Gejagten in der ganzen Welt. 1928 aus der UdSSR und später von einem Land nach dem anderen ausgewiesen, dann von allen Behörden polizeilicher Überwachung unterstellt, wurde er darüber hinaus auch noch zur Zielscheibe gewaltiger Verleumdungskampagnen, die zudem von den westlichen Medien weiter getragen wurden. So wurden auf den von 1936 an von Stalin organisierten „Moskauer Prozessen“ alte Weggefährten Lenins, die durch die Folter gebrochen worden waren, vorgeführt, die sich selbst der schlimmsten Verbrechen beschuldigten und exemplarische Strafen verlangten. Und die internationale Bourgeoisie behauptete noch dreist, „es gibt keinen Rauch ohne Feuer“. Mit Schützenhilfe der Bourgeoisie aller Länder konnte Stalin seine schrecklichen Verbrechen begehen, als er in den Gefängnissen und in den Lagern Hunderttausende Kommunisten, insgesamt mehr als 10 Millionen Arbeiter und Bauern umbringen ließ. Und am eifrigsten halfen Stalin die „demokratischen“ Teile der Bourgeoisie, insbesondere die Sozialdemokratie, d.h. die Gleichen, die heute am lautstärksten die stalinistischen Verbrechen an den Pranger stellen und sich selbst als tugendhaft darstellen. Die Komplizenschaft der „Demokratien“ gegenüber den Taten des Stalinismus, die sie heute vertuschen wollen, sind aber nicht ihre einzigen Verbrechen. Tatsächlich ist die bürgerliche Demokratie ebenso Expertin bei den Grausamkeiten wie die anderen Formen der kapitalistischen Regime, der Stalinismus oder der Faschismus.
Die Demokratie ist die heuchelnde Maske der blutigen Herrschaft der BourgeoisieImmer schon haben die Revolutionäre das Lügengebäude der Demokratie in der kapitalistischen Gesellschaft entlarvt. Diese Regierungsform, bei der offiziell die Macht dem „Volke“ gehört, angeblich allen Bürgern, war in Wirklichkeit nie etwas anderes als ein Machtinstrument seitens der Herrschenden gegenüber den von ihnen ausgebeuteten Klassen.Von Anfang an verrichtete die bürgerliche Demokratie ihre Drecksarbeit. So hielt die große amerikanische Demokratie um Washington, Jefferson & Co., die als so modellhaft dargestellt wird, die Sklaverei bis 1864 aufrecht. Und als sie sich für deren Abschaffung entschied, weil die Ausbeutung von Arbeitern profitabler war als die Sklavenarbeit, war es eine andere beispielhafte Demokratie, England, die die Südstaaten der USA gegen den Norden unterstützte, da diese die Sklaverei aufrechterhalten wollten. Und während der gleichen Zeit zeichnete sich die andere große Stellvertreterin der bürgerlichen Demokratie, die sich auf das Erbe der Revolution von 1789 und die „Erklärung der Menschenrechte“ berief, durch die Niederschlagung der Pariser Kommune von 1871 aus. Bei diesem Massaker kamen innerhalb einer Woche mehrere Zehntausend Arbeiter um. Aber diese Verbrechen der Demokratie sind nur Kleinigkeiten, wenn man sie mit den Taten im 20. Jahrhundert vergleicht.
Die Verbrechen der bürgerlichen Demokratie im 20. Jahrhundert Die vollkommen „demokratischen“ Regierungen waren mit der eifrigen Unterstützung der meisten „sozialistischen“ Parteien die Hauptstützen für die Fortsetzung des 1. Weltkriegs, in dem mehr als 20 Millionen Menschen ums Leben kamen. Die gleichen Regierungen schlugen mit Unterstützung, wenn nicht gar mit direkter Regierungsführung der „Sozialisten“ die revolutionäre Welle von Kämpfen blutig nieder, die den 1. Weltkrieg zu Ende gebracht hatte. Unter dem Vorwand, einen Fluchtversuch stoppen zu wollen, wurden im Januar 1919 in Berlin Karl Liebknecht mit einem Nackenschuss und Rosa Luxemburg mit Kolbenhieben durch Soldaten unter dem Befehl des Sozialdemokraten Noske umgebracht. Gleichzeitig massakrierte die sozialdemokratische Regierung Tausende von Arbeitern mit Hilfe der 16.000 Maschinengewehre, die das siegreiche Frankreich Deutschland schnell zur Verfügung gestellt hatte. Die gleichen „Demokratien“, insbesondere die USA, Großbritannien und Frankreich unterstützten von 1918 an bedingungslos die Truppen des Zaren, d.h. ein Regime, das eines der brutalsten und rückständigsten in der damaligen Zeit beim Kampf gegen das revolutionäre Proletariat in Russland war.Und in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen beging dann die tugendhafte „Demokratie“ ebenso viele Verbrechen. Unter anderem nahmen die Massaker in den Kolonien stark zu, und das Musterland der Demokratie, England, leitete 1925 eine Reihe von Bestialitäten ein, die man später dem „Henker von Bagdad“, Saddam Hussein, vorwarf: den Einsatz von Giftgasen gegen die kurdische Bevölkerung. Aber während des 2. Weltkrieges, der ja angeblich als ein Feldzug gegen die Diktatur und die Nazischreckensherrschaft geführt werden sollte, bewies dann die Demokratie erneut ihr wahres Gesicht.Die Propaganda der „Alliierten“ nach dem 2. Weltkrieg stellte unermüdlich die „Kriegsverbrechen“ seitens der Deutschen in den Vordergrund. Das war natürlich ein leichtes Spiel: Mit einer Polizeidiktatur und Konzentrationslagern, die dem Stalinismus alle Ehre machten, stellten die Nazis mit dem Stalinismus den Gipfel der Barbarei dar, den der dekadente Kapitalismus hervorgebracht hatte. Nachdem er von der gleichen deutschen Bourgeoisie - die die Sozialdemokratie zehn Jahre zuvor an die Macht gebracht hatte, um die Arbeiterrevolution niederzuschlagen - auf „demokratische“ Art und parlamentarisch „abgesichert“ eingesetzt worden war, stellte der Nationalsozialismus mit dem Holocaust von 6 Millionen Juden das Symbol der Schreckensherrschaft dar, die die herrschende Klasse ausüben kann, wenn sie sich bedroht fühlt. Die Beteiligten der Naziverbrechen wurden in Nürnberg vor Gericht gestellt und einige wurden erschossen. Aber es gab keine Gerichtsverhandlung, keinen Prozess gegen Churchill, Roosevelt oder Truman sowie gegen die Militärs der Alliierten, die verantwortlich waren unter anderem für die systematische Bombardierung der deutschen Städte, insbesondere der Arbeiterviertel in diesen Städten, in denen jeweils mehrere Zehntausende von Zivilisten umkamen. Weil es sich um die Siegermächte handelte, gab es keinen Prozess gegen diejenigen, die die Bombardierung Dresdens für den 13. und 14. Februar 1945 angeordnet hatten, bei der innerhalb weniger Stunden ca. 200.000 Menschen in einem Flammenmeer zu Tode gekommen waren, obgleich diese Stadt schon militärisch als erobert galt und Hunderttausende von Flüchtlingen und Verletzten sich dort aufhielten. Auch die große amerikanische Demokratie benutzte zum ersten und einzigen Mal bislang im August 1945 die Atombombe gegen die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki, wodurch in einer Sekunde jeweils 75.000 und 40.000 Tote zu beklagen waren - und natürlich noch viel mehr an den schrecklichen Folgen. Diese gleichen Demokraten, die Churchills und Roosevelts wussten über die Auslöschung von Millionen von Juden durch das Nazi-Regime genau Bescheid. Aber sie unternahmen nichts, um sie zu retten, wobei sie sich gar kategorisch weigerten, über die Vorschläge der deutschen Regierung und deren Verbündeten zur Freilassung von Hunderttausenden zu verhandeln. Und diese „Humanisten“ verteidigten ihre Haltung mit dem größten Zynismus: Den Transport und die Aufnahme all dieser Juden zu organisieren, hätte die Kriegsbemühungen verlangsamt und geschwächt.
Nach dem 2. Weltkrieg hat die „Demokratie“ ihre Verbrechen fortgesetzt Während die Siegermächte überall Moralpredigten hielten, von der Freiheit, dem Völker- und dem Menschenrecht schwafelten, die sie der Barbarei der Nazis entgegenhielten, zögerten sie zu keinem Zeitpunkt, die gleichen Methoden einzusetzen, die sie den Nazis vorwarfen. Z.B. massive Unterdrückung gegen die Zivilbevölkerung hatten nicht nur die Angeklagten der Nürnberger Prozesse begangen, sondern sie waren Alltagsgeschehen in den Kolonial- oder Neokolonialkriegen, die von den verschiedenen „demokratischen“ Ländern geführt wurden, wie z.B. von den USA, dem Vorzeigestaat der „freien Welt“, oder Frankreich, dem „Vaterland der Menschenrechte“. Am Tag der Kapitulation Hitlerdeutschlands, am 8.Mai 1945, befahl die französische Regierung, an der sich christliche Demokraten, „Sozialisten“ und „Kommunisten“ beteiligten, die Bombardierung der algerischen Städte Setif und Constantine, wo ein Teil der Bevölkerung die Reden der Regierung über „nationale Befreiung“ allzu wörtlich genommen hatte. Ergebnis: über 20.000 Tote! Zwei Jahre später wiederholte die französische Regierung dieses Massaker auf Madagaskar, dieses Mal mit mehr als 80.000 Toten. Und was die Folter durch die Gestapo angeht, die „Verschwundenen“, die jetzt den „Militärs“ in Chile und Argentinien zur Last gelegt werden, so haben die französischen Behörden die gleichen Methoden in Indochina und Algerien mit solch einer Intensität betrieben, dass viele Polizisten und Militärs davon angeekelt wurden und ihren Dienst quittierten. Auch die widerwärtigen Massaker der amerikanischen Armee in Vietnam sind uns noch in Erinnerung: mit Napalm verbrannte Dörfer, Bauern von Hubschraubern aus mit MGs beschossen, Auslöschung der Bevölkerung des Dorfes My Lai, Frauen, Alte, Kinder eingeschlossen ... das waren die Heldentaten der Meister der „Demokratie“. Letztendlich unterscheidet sich die Demokratie in ihrem Wesen nicht von den anderen Regierungsformen. Sie steht den anderen Formen in nichts nach, wenn es darum geht, die Ausgebeuteten zu unterdrücken, die Bevölkerung zu massakrieren, die Opposition zu foltern, diejenigen zu belügen, die sie regiert. Aber gerade auf dieser Ebene erweist sie sich den offenen „Diktaturen“ überlegen. Während der Faschismus und der Stalinismus auf systematische Art und Weise mit Lügen arbeiten und regieren, geht die Demokratie noch weiter: Sie begeht genau die gleichen Verbrechen wie die oben Genannten; sie lügt wie sie in einem ungeheuren Ausmaß, obgleich sie behauptet, das Gegenteil zu tun. Dabei legt sie sich aber das Gewand der Tugendhaftigkeit, des Rechts, der Wahrheit an. Die Demokratie ist nichts anderes als das Feigenblatt, das die erbarmungslose und blutige Diktatur der Bürgerlichen verdecken soll. Deshalb stellt sie für die Arbeiterklasse eine große Gefahr dar. Deshalb dürfen heute die Arbeiter sich nicht durch die Kampagnen über den angeblichen „Sieg der Demokratie über den Kommunismus“ blenden lassen. Ebenso müssen sie die Lügen verwerfen, wonach es eine „neue Weltordnung“ geben werde, die Frieden und Wohlstand bringen würde.
Mehr als je zuvor ist die vom Krieg geprägte Barbarei die einzige „Perspektive“, die der Kapitalismus der Menschheit anzubieten hatDer Krieg zwischen dem Irak und der „Koalition“, die von den USA angeführt wurde, hat uns erneut gezeigt, was die ganzen Reden über die Demokratie wert sind. Erneut haben wir die „zivilisierten“ Länder am Werk gesehen: Hunderttausende von Toten im Irak, der Einsatz von immer tödlicheren und barbarischeren Waffen wie die 7-Tonnen-Bomben und die Brandbomben, die ihre Opfer ersticken und die noch „wirkungsvoller“ waren als die Giftgaseinsätze des Saddam Hussein. Wir haben gesehen, wie diese „demokratischen und fortschrittlichen Länder“ in einem gewaltigen Masse Hungersnöte und Epidemien unter den Überlebenden hervorgerufen haben, als sie systematisch zivile Ziele wie Weizensilos, Nahrungsmittelfabriken, Wasserwerke und Krankenhäuser zerstörten. Dann mussten wir im nachhinein erfahren, dass die berühmten Bilder vom „sauberen Krieg“, die wochenlang von den unterworfenen Medien ausgestrahlt wurden, die Wirklichkeit eines Krieges verdeckten, der ebenso „dreckig“ war wie alle anderen: lebendig begrabene, verschüttete Soldaten, Bombenteppiche, die in drei von vier Fällen ihr Ziel verfehlten, aber ein wahres Massaker an der Bevölkerung ausübten, der Mord an 800 Personen in einem Luftschutzbunker in Bagdad, das Massaker an flüchtenden Soldaten oder gar Zivilisten, wie auf der Strasse von Kuwait nach Basra am letzten Tag des Krieges. Wir haben auch gesehen, wie zynisch die „demokratische“ Bourgeoisie sein kann, als sie den Henker Saddam die kurdische Bevölkerung angreifen ließ, die zuvor von den westlichen Staaten ermuntert worden war, sich um die nationalistischen Cliquen zu sammeln. Und zu welchem Zynismus war sie fähig, als sie später - als das Massaker beendet war - eine so genannte „humanitäre Hilfe“ organisierte. Der Golfkrieg hat auch den ganzen lügenhaften Charakter der „demokratischen Regierungen“ über die „Presse- und Informationsfreiheit“ aufgezeigt. Während des ganzen Krieges wurde nur eine „Wahrheit“ präsentiert, nämlich die, welche die USA „durchließ“; nur eine Art Bilder wurde veröffentlicht: die von den Militärs zugelassenen. Die angebliche „Pressefreiheit“ hat sich als das entpuppt, was sie wirklich ist: eine heuchlerische Verzierung. Und nachdem die ersten Bomben geworfen waren, wurde die Pressefreiheit in allen Medien den Regierungsanweisungen unterworfen. Wiederum musste die Demokratie ihr wahres Gesicht als ein Instrument der Diktatur der herrschenden Klasse über die Ausgebeuteten zeigen. Und unter all diesen Lügen, mit denen wir bombardiert wurden, gehört der Lüge, die dieses Abschlachten als „Krieg für den Frieden“ mit dem Ziel des „Aufbaus einer neuen friedlichen und blühenden Weltordnung“ darstellte, die Krone aufgesetzt. Dies ist eine der verabscheuenswürdigsten abgedroschensten bürgerlichen Lügen. Jedes Mal, wenn der dekadente Kapitalismus ein neues imperialistisches Abschlachten ausübte, hörten wir von den Herrschenden das gleiche Lied. Der 1. Weltkrieg mit seinen 20 Millionen Toten sollte der letzte aller Kriege sein; 20 Jahre später war der Krieg noch verheerender: 50 Millionen Tote. Die Sieger dieses Krieges stellten diesen Krieg als einen „endgültigen Sieg der Zivilisation“ dar. Aber die Kriege seit dem 2. Weltkrieg hinterließen genauso viele Toten - die anderen, damit verbundenen Katastrophen wie Hungersnöte und Epidemien gar nicht mitgezählt.Die Arbeiterklasse darf nicht in diese Falle laufen: Im Kapitalismus kann der Krieg nicht abgeschafft werden. Es geht nicht um eine „gute“ oder „schlechte“ Politik der Regierungen, und es hängt auch nicht von der „Weisheit“ oder dem „Irrsinn“ der Staatsführer ab. Der Krieg ist vom kapitalistischen System nicht mehr loszulösen, diesem System, das auf der Konkurrenz zwischen verschiedenen Teilen des Kapitals fußt. Das endgültige wirtschaftliche Scheitern des Systems führt zu wachsenden Rivalitäten zwischen den verschiedenen Teilen. Der Handelskrieg, in den die verschiedenen Länder eingetreten sind, kann nur in den bewaffneten Krieg münden. Man darf sich nicht täuschen: Die wirtschaftlichen Ursachen beider Weltkriege sind nicht verschwunden. Im Gegenteil: Noch nie zuvor steckte die kapitalistische Wirtschaft in solch einer Sackgasse. Diese Sackgasse bedeutet, dass das kapitalistische System auf den Schrotthaufen der Geschichte gehört, dass es umgestürzt werden muss wie all die anderen Gesellschaften, die ihm vorausgingen: die Sklavengesellschaft und der Feudalismus. Das Überleben dieses Systems ist eine totale Absurdität für die Menschheit, eine Absurdität so groß wie der imperialistische Krieg selber, der all die Reichtümer der Wissenschaft und der menschlichen Arbeit einspannt, nicht um den Menschen zu nützen, sondern um im Gegenteil diese Reichtümer zu zerstören, womit die Ruinen und Leichenberge angehäuft werden. Und niemand solle uns weismachen wollen, dass der Zusammenbruch des sowjetischen Reiches, das Ende der Spaltung der Welt in zwei feindlich sich gegenüberstehende Blöcke das Ende der Kriege bedeuten würde. Ein neuer Weltkrieg, in dem sich zwei Supermächte und ihre jeweiligen Alliierten gegenübertreten würden, steht zur Zeit nicht auf der Tagesordnung. Aber das Ende der Blöcke hat nicht die Widersprüche des Kapitalismus aus der Welt geschafft. Die Wirtschaftskrise ist immer noch da. Verschwunden ist vielmehr die Disziplin, die die Supermächte den von ihnen abhängigen Staaten auferlegten. Und weil die Widersprüche zwischen den Nationen sich nur aufgrund der Zuspitzung der Weltkrise verschärfen können, ist die neue Perspektive sicher nicht die einer „neuen Weltordnung“, sondern einer „Weltunordnung“, eines immer katastrophaleren Chaos.
Die Zukunft des Kapitalismus: immer mehr kriegerische BarbareiDie Entfaltung der imperialistischen Appetite aller Länder, ob groß oder klein, das Motto des „Jeder-für-sich“ seitens der Herrschenden, die mit allen Mitteln, vor allem militärischen, versuchen, ihre Interessen auf Kosten der anderen zu verteidigen, um ihnen den geringsten Marktanteil wieder abzujagen, aber auch das geringste Territorium, die geringste Einflusszone - das steht heute auf der Tagesordnung. Tatsächlich ist die Zukunft, die der Kapitalismus der Menschheit anzubieten hat, die des größten Chaos in der Geschichte. Und wenn die erste Weltmacht heute die „Polizistenrolle“ spielen will, um diese „Ordnung zu schützen“, dann kann sie auch nur noch mehr Unordnung und eine blutige Barbarei auslösen, wie sie es im Nahen Osten Anfang des Jahres 1991 mit dem Golfkrieg getan hat. Der Kreuzzug der USA gegen den Irak wurde als ein Kampf um das „Recht“, das „internationale Gesetz“, die „Weltordnung“ dargestellt. Aber in Wirklichkeit handelte es sich um eine Strafexpedition, die es dem stärksten Gangster - den USA - möglich machen sollte, das Recht für sich in Anspruch zu nehmen, auf Kosten der anderen Gangster - wie Saddam Hussein - zu töten, und ihr eigenes Gesetz, das des Stärkeren aufzuzwingen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die klassischen Gangster sich untereinander töten, in kleinem Maßstab, während die Staatsführer hauptsächlich die Bevölkerung umbringen, die von ihren Gegnern beherrscht wird, und dass dies alles im größeren Umfang geschieht. Was die „Weltordnung“ angeht, haben wir seit dem Golfkrieg sehen können, wie diese „geschützt“ wurde. Im Nahen Osten selber hat der Krieg eine neue „Unordnung“ wie den Aufstand der Schiiten und der Kurden hervorgerufen. Deren Aktivitäten bedrohen die Stabilität der ganzen Region, des Irans, der Türkei, Syriens, des Südens der UdSSR. Und nur durch ein Massaker an der dortigen Bevölkerung konnte diese Bedrohung abgeschwächt werden. In den anderen Teilen der Welt hat das Chaos auch nur zugenommen, wie deutlich auf dem afrikanischen Kontinent zu sehen, der in den Blutbädern der ethnischen Konflikte und Massaker versinkt, ganz abgesehen von den Hungersnöten und Epidemien. Und dieses Chaos macht auch vor Europa nicht mehr Halt, denn Jugoslawien fällt auseinander, mit blutigen Konflikten versteht sich, und die aufgeblähte UdSSR liegt auch in ihren Todeszuckungen. Ein Putsch wie in einer Bananenrepublik, die Abspaltung der meisten Republiken, die Explosion des Nationalismus, all das führt zu Zusammenstössen wie in Jugoslawien auf der Ebene eines ganzen Kontinents. Hinzu kommen jedoch die Zehntausenden von Atomwaffen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie in die Hände der Unverantwortlichsten der Bourgeoisie, gar der lokalen Mafiosi fallen.Schließlich fangen die verschiedenen Mächte des ehemaligen westlichen Blockes selber an, sich zu zerreißen. So goss mit der Komplizenschaft der österreichischen die deutsche Bourgeoisie Öl aufs Feuer in Jugoslawien, indem die slowenischen und kroatischen Unabhängigkeitsbewegungen unterstützt wurden, während die anderen westlichen Bourgeoisien versuchten, die Aufrechterhaltung der Einheit Jugoslawiens zu verteidigen. Zwischen den Verbündeten von gestern, d.h. zwischen denjenigen, die mit dem Zusammenbruch der UdSSR und damit auch ihrer militärischen Stärke es nicht mehr nötig haben, die Reihen zusammenzuschließen, werden die imperialistischen Rivalitäten, der Heißhunger nach der geringsten Einflusszone, ob wirtschaftlich, politisch oder militärisch, zu immer heftigeren Streitereien führen. Deshalb haben die USA letztendlich dem Irak solch große Zerstörungen beifügen wollen. Aber nicht nur dieses Land war eine Zielscheibe der USA. Die Zurschaustellung der amerikanischen militärischen Macht, die in keinem Verhältnis steht zu der des Besiegten, das Auffahren der höchstentwickelten und mörderischsten Waffen, all das war nicht nur an den Irak oder andere zweitrangige Länder gerichtet. Es ging darüber hinaus. Denn die USA richteten eigentlich ihre „Botschaft“ an ihre „eigenen Alliierten“, die sie mit in den Krieg gezerrt haben (wie z.B. Frankreich, Italien oder Spanien) oder die sie dazu gezwungen haben, seine Kosten zu übernehmen (wie Japan und Deutschland). All diejenigen seien gewarnt, die die „Weltordnung“ stören und umwerfen, die die gegenwärtigen Kräfteverhältnisse in Frage stellen möchten, d.h. letzten Endes die Vorherrschaft der ersten Weltmacht herauszufordern gedenken.Hinter den großen Reden über die „Weltordnung“, den „Frieden“, „die Zusammenarbeit“ zwischen den Nationen, die „Solidarität“ und die „Gerechtigkeit“ gegenüber den am meisten benachteiligten Völkern, laufen Auseinandersetzungen, wo „jeder für sich“ kämpft, die imperialistischen Rivalitäten sich zuspitzen, wo jeder gegen jeden Krieg führt. Natürlich trifft dies vor allem auf den Wirtschaftskrieg, aber auch immer mehr auf den bewaffneten Krieg zu. Und gegenüber dem jetzt schon vorhandenen blutigen Chaos, das noch mehr zunehmen wird, wird der Versuch der Aufrechterhaltung der „Weltordnung“ nur zu einem immer häufigeren und brutaleren Einsatz militärischer Gewalt führen, der Entfaltung von Massakern durch die grossen imperialistischen Mächte, und vor allem durch das leuchtende Beispiel der „Demokratie“, des Weltpolizisten - der USA.Letztendlich beweist all das Chaos, das sich heute entfaltet (die Zunahme von kriegerischen Konflikten, das Versinken ganzer Länder in blutige Zusammenstöße zwischen Nationalitäten, die barbarischen und absurden Massaker), dass heute die Welt in eine neue historische Periode eingetreten ist, die von immer stärkeren Erschütterungen erfasst wird. Insbesondere möchte uns die „demokratische“ Bourgeoisie glauben machen, dass der brutale Zusammenbruch der stalinistischen Regime, die von ihr als „kommunistisch“ dargestellt werden, nur auf die Sackgasse zurückzuführen ist, in der diese Regime steckten, dass es sich um das endgültige Scheitern ihrer Wirtschaft handele. Wieder eine Lüge! Es stimmt, dass die stalinistische Form des Staatskapitalismus besonders abartig, zerbrechlich und schlecht gegenüber der Wirtschaftskrise gerüstet war. In Anbetracht des Auseinanderbrechens eines ganzen imperialistischen Blocks innerhalb weniger Wochen im Herbst 1989 und nunmehr des schnellen Zusammenbruchs des ehemaligen Blockführers UdSSR, die vor zwei Jahren noch die zweite Militärmacht der Welt gewesen war, zeigt all das nicht nur den Grad der Fäulnis der stalinistischen Regime, sondern auch und vor allem des gesamten kapitalistischen Systems.
Der Zerfall: die letzte Phase der Dekadenz des KapitalismusDie Dekadenz des Kapitalismus, so wie sie seit dem Anfang des Jahrhunderts gewütet hat, erweist sich jetzt schon als die tragischste Periode der Geschichte der Menschheit. Nie zuvor hatte es so viele Gemetzel von dem Ausmaß gegeben wie während der beiden letzten Weltkriege. Nie zuvor war der Fortschritt der Wissenschaft in solch einem Masse für Zerstörungen, für Massaker eingesetzt worden. Nie zuvor hatte solch eine Anhäufung von Reichtümern solch eine Reihe von Hungersnöten und Leiden hervorgerufen wie die, die seit Jahrzehnten in den Ländern der 3. Welt zu verzeichnen sind. Aber scheinbar hat die Menschheit noch nicht das Schlimmste hinter sich. Denn die Dekadenz des Kapitalismus bedeutet auch Todeskampf dieses Systems. Dieser Todeskampf selber hat eine Geschichte: Heute sind wir in seine Endphase eingetreten, die des allgemeinen Zerfalls der Gesellschaft, ihres Verfaulens. Denn wir haben es hier sehr wohl mit dem Verfaulen der Gesellschaft zu tun. Nach dem 2. Weltkrieg hatte es der Kapitalismus geschafft, die barbarischsten und schlimmsten Auswirkungen seiner Dekadenz auf die unterentwickelten Länder abzuwälzen. Aber heute entfalten sich diese Ausdrücke der Barbarei in den höchst entwickelten Ländern, im Zentrum selber. So schienen die absurden ethnischen Konflikte, in denen die Bevölkerung sich gegenseitig abschlachtete, weil man nicht die gleiche Religion hatte oder die gleiche Sprache sprach, und weil sie die verschiedenen ethnischen Traditionen fortsetzten, seit Jahrzehnten auf die Länder der „3. Welt“ wie Afrika, Indien oder den Nahen Osten beschränkt zu sein. Jetzt aber gibt es solche absurde Kämpfe in Jugoslawien, nur wenige Hundert Kilometer von den Industriezentren Norditaliens oder Österreichs entfernt. Und man soll nur nicht behaupten, diese nationalistischen Bewegungen, wie man sie sich jetzt in diesen Ländern oder im alten russischen Reich entfalten sieht, eine „gerechte Forderung nach Freiheit“, für die „Herstellung eines fortschrittlichen Nationalstaates“ darstellen, der von den Fesseln befreit wäre, die vorher seine Entwicklung behinderten. Im letzten Jahrhundert trugen bestimmte nationale Bewegungen in der Tat diese fortschrittlichen Merkmale, wenn sie den Weg zur Bildung von lebensfähigen territorialen Einheiten eröffneten, die ermöglichten, die Zerstückelung und all die vom Feudalismus übrig gelassenen Überreste zu überwinden. Dies traf insbesondere auf die verschiedenen Bewegungen zu, die die Bildung eines Nationalstaates in Deutschland und Italien ermöglichten. Aber seit Anfang dieses Jahrhunderts, seitdem der Kapitalismus in die Periode seiner Dekadenz eingetreten ist, haben die Kämpfe um die „nationale Unabhängigkeit“ jeden früheren „fortschrittlichen“ Charakter verloren. Sie sind mittlerweile vor allem zu Figuren auf dem Schlachtfeld der Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten geworden, zwischen den imperialistischen Blöcken. Obgleich diese Bewegungen heute auf dem Balkan oder in Mitteleuropa von der einen oder anderen Macht unter der Hand angefacht werden, weisen sie allesamt eine noch größere Absurdität auf. Zu dem Zeitpunkt, als sich in der Weltwirtschaft heute eine noch nie dagewesene weltweite Verflechtung entwickelt hat, wo die Herrschenden der fortgeschrittenen Länder erfolglos versuchen, einen größeren Rahmen als den der Nation aufzubauen - Beispiel EG -, um ihre Wirtschaft zu verwalten, ist der Zerfall und das Auseinanderbrechen der aus dem 2. Weltkrieg hervorgegangenen Staaten in eine Reihe von kleinen Staaten ein reiner Widersinn - selbst vom Standpunkt der Kapitalisten aus. Und die Lage der Bevölkerung in diesen Teilen der Welt wird sich nicht verbessern, sondern im Gegenteil noch verschlechtern: wachsendes wirtschaftliches Chaos, Unterwerfung unter chauvinistische und fremdenfeindliche Demagogen, gewaltsame Austragung von Konflikten und Pogromen zwischen Bevölkerungsgruppen, die bislang friedlich zusammengelebt hatten, und vor allem eine tragische Spaltung zwischen den verschiedenen Teilen der Arbeiterklasse. Noch mehr Armut wird es geben, noch mehr Unterdrückung, Terror, Zerstörung der Klassensolidarität zwischen den Arbeitern gegenüber ihren Ausbeutern: Das bedeutet heute Nationalismus. Und die Explosion des heutigen Nationalismus ist der Beweis dafür, dass der dekadente Kapitalismus einen neuen Schritt hinein in die Barbarei und die Fäulnis vollzogen hat.Aber die Entfaltung der nationalistischen Hysterie in einigen Teilen Europas ist nicht das einzige Merkmal dieses Zerfalls. Auch die fortgeschrittenen Länder werden von der Barbarei erfasst, die der Kapitalismus zuvor meist auf die Peripherie hatte abwälzen können.
Die Barbarei erreicht das Zentrum des KapitalismusUm den Arbeitern der höchstentwickelten Länder glauben zu machen, dass es für sie keinen Anlass gebe sich zu erheben, zeigten die Medien früher Reportagen aus den Slums von Bogota oder Manila über die Kriminalität und die Kinderprostitution. Im reichsten Land der Erde, in den USA, verkaufen heute 12-Jährige in New York, Los Angeles, Washington ihren Körper oder begehen Totschlag für einige Gramm Crack. Die Zahl der Obdachlosen ist in den USA auch in die Hunderttausende gestiegen. Wenige Schritte von der Wall Street - dem Tempel der Finanzwelt - entfernt, schlafen viele Menschen auf Pappkartons auf den Bürgersteigen - genau wie in Calcutta. Früher erschienen Unterschlagung und Untreue gegenüber dem Staat als Besonderheiten der Herrscher der „3. Welt“. Heute vergeht kein Monat ohne Skandale, die die Bestechlichkeit des ganzen politischen Apparates der „hochentwickelten“ Länder aufzeigen: in Japan immer wieder Rücktritte von Regierungsmitgliedern, wodurch es mittlerweile unmöglich wird, einen „präsentierfähigen“ Politiker mit „weißer Weste“ aufzutreiben, der ein Ministerium übernehmen könnte; Beteiligung der CIA am Drogenhandel, die Mafia hat den ganzen Staatsapparat von oben bis unten in Italien durchdrungen, französische Abgeordnete haben sich selbst eine Amnestie ausgesprochen, um Gefängnisstrafen wegen ihrer Schandtaten zu vermeiden ... Selbst in der Schweiz, wo die Sauberkeit zu einer Legende geworden war, waren ein Innen- und Justizminister in Geldwaschangelegenheiten bei Drogengeschäften verwickelt. Die Korruption war immer ein Teil der bürgerlichen Gesellschaft, aber sie hat heute ein nie gekanntes Niveau erreicht; sie ist soweit ausgedehnt, dass man auch zu der Schlussfolgerung kommen muss, dass die Dekadenz auf einer neuen Stufe der Fäulnis angelangt ist.Tatsächlich ist das gesamte Gesellschaftsleben vollständig auseinander geraten, versinkt im Dreck und in der Hoffnungslosigkeit. In allen Kontinenten riecht man, wie die Fäulnis aus den Poren der Gesellschaft aufsteigt. Die Hungersnöte dehnen sich in den Ländern der 3. Welt aus, und sie werden auch bald in den Ländern zu vermelden sein, die angeblich „sozialistisch“ waren. Gleichzeitig vernichtet man in Westeuropa und in Nordamerika die landwirtschaftlichen Güter massenweise, und bezahlt man den Bauern Gelder, damit weniger angebaut und geerntet wird. Sie werden bestraft, wenn sie mehr als die auferlegten Quoten produzieren. In Lateinamerika töten Epidemien wie die Cholera Tausende von Menschen, obgleich diese Geißel schon lange zuvor gebannt worden war. Zehntausende von Menschen fallen weiterhin innerhalb weniger Stunden Überschwemmungen und Erdbeben zum Opfer, obgleich die Gesellschaft eigentlich in der Lage ist, Deiche und erdbebensichere Häuser zu bauen. Man darf eigentlich gar nicht die Tücken oder „Fatalitäten“ der Natur erwähnen, wenn wie in Tschernobyl 1986 die Explosion eines AKWs Hunderte (eigentlich Tausende) Menschen tötet und noch vielmehr in vielen Provinzen radioaktiv bestrahlt. Typisch ist es, dass sich in den höchstentwickelten Ländern tödliche Unfälle häufen: 60 Tote in einem Pariser Bahnhof, 100 Tote bei einem Brand in der Londoner U-Bahn. Dieses System hat sich als unfähig erwiesen, der Zerstörung der Natur entgegenzutreten, den sauren Regen, die Verschmutzungen jeder Art und insbesondere die durch Atomkraftwerke, den Treibhauseffekt, die zunehmende Verwüstung zu bekämpfen; d.h. alles Faktoren, die das Überleben der Menschheit selber bedrohen.Gleichzeitig hat eine gewaltige Verschlechterung des Gesellschaftslebens eingesetzt: Abgesehen von der Kriminalität und der Gewalt in den Städten, die überall zunehmen, fordert die Drogenabhängigkeit viele Opfer, insbesondere unter den jüngeren Generationen. All das spiegelt die Hoffnungslosigkeit, die Isolierung, die Atomisierung in der Gesellschaft wider.
Der Kapitalismus in der Sackgasse kann nur zur Zerstörung der Menschheit führenWenn die Gesellschaft es geschafft hat, solch eine Stufe der Fäulnis zu erklettern, wenn die Hoffnungslosigkeit, die Stimmung des „no future“ in diesem Maße zum vorherrschenden Gefühl geworden sind, dann deshalb, weil der Kapitalismus heute in einem viel stärkeren Maße als je in der Vergangenheit unfähig ist, der Menschheit auch nur die geringste Perspektive anzubieten. Seit mehr als 20 Jahren wird dieses System von einer zugespitzten und unüberwindbaren Wirtschaftskrise heimgesucht. In den 30er Jahren hatte die Wirtschaftskrise zum Weltkrieg geführt. Dies war keine „Lösung“ für die Krise. Aber weil die Arbeiterklasse gerade die schlimmste Niederlage ihrer Geschichte eingesteckt hatte und damit nicht in der Lage war, die Pläne der Herrschenden zu durchzukreuzen, konnten diese die gesamte Gesellschaft, die politischen und ökonomischen Kräfte im Hinblick auf den imperialistischen Krieg organisieren und mobilisieren. Aber heute steht dem Kapitalismus diese Möglichkeit nicht offen. Als die Wirtschaftskrise Ende der 60er Jahre wieder auftauchte, rief sie eine unmittelbare Reaktion der Weltarbeiterklasse hervor: Streiks von ca. 9 Millionen Arbeitern im Mai 1968 in Frankreich, die Maibewegung 1969 in Italien, der Arbeiteraufstand von Cordoba in Argentinien im gleichen Jahr, die massiven Streiks der polnischen Arbeiter während des Winters 1970-71, und viele andere große Kämpfe in zahlreichen Ländern. Dies war der Beweis, dass die Arbeiterklasse die Konterrevolution überwunden hatte, und dass sie nunmehr in der Lage war, mittels ihrer Kämpfe und ihrer Weigerung, die von ihr verlangten Opfer zu erbringen, den Weg zu einem neuen Weltkrieg zu versperren. Denn die Arbeiter, die Opfer für die Volkswirtschaft verweigern, sind noch weniger bereit, ihr Leben für das Kapital zu opfern. Aber während die Arbeiterklasse die Kraft besaß, die Auslösung eines neuen Weltkrieges zu verhindern, besaß sie noch nicht die Kraft, ihre eigene Perspektive durchzusetzen: die der Abschaffung des Kapitalismus und des Aufbaus einer kommunistischen Gesellschaft. Damit konnte sie die Ausbreitung der Auswirkungen der Dekadenz des Kapitalismus nicht verhindern. In dieser vorübergehenden Blockierung des Kräfteverhältnisse zwischen der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse ist aber die Geschichte keinen Augenblick stehen geblieben. Zwei Jahrzehnte lang hat die Gesellschaft die Zuspitzung und Anhäufung der Auswirkungen der Dekadenz hinnehmen müssen, die durch die Zuspitzung der Wirtschaftskrise hervorgerufen wurden. Gleichzeitig erwies sich die herrschende Klasse jeden Tag unfähiger, diese Krise zu überwinden. Das einzige, was diese Klasse der Gesellschaft insgesamt anbieten kann, besteht darin, von einem Tag zum nächsten, ohne Hoffnung auf Erfolg, dem unaufhaltsamen Zusammenbruch der kapitalistischen Produktionsweise zu widerstehen. Weil sie über keine gesellschaftliche Mobilisierungskraft mehr verfügt - selbst so etwas Selbstmörderisches wie der Weltkrieg konnte von ihr nicht ausgelöst werden - kann die kapitalistische Gesellschaft nur auf der Stelle verfaulen, eine fortgeschrittene Stufe des gesellschaftlichen Zerfalls, der allgemeinen Hoffnungslosigkeit bewirken. Und diese Hoffnungslosigkeit kann nur noch zunehmen, denn die Welt offenbart heute jeden Tag mehr, dass es innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft keine Perspektive für die Menschheit mehr gibt - außer eben einer wachsenden Barbarei und an deren Ende die Zerstörung, die Auslöschung der Menschheit. Denn man darf sich keine Illusionen machen! Wenn der Kapitalismus bestehen bleibt, nicht aus der Welt geschafft wird, wird er - wenn es keinen Weltkrieg gibt - die Menschheit zerstören durch eine Reihe von lokalen Kriegen, Epidemien, Zerstörung der Umwelt, Hungersnöte und andere Katastrophen, die als „natürlich“ dargestellt werden.
Die kommunistische Revolution – einzige Hoffnung für die MenschheitProletarier, nie zuvor waren die Aussagen der Revolutionäre aus dem letzten Jahrhundert so aktuell wie heute. Sie sprachen damals von „Sozialismus oder Barbarei“. Wenn es keine proletarische Weltrevolution gibt, wird die Barbarei sich überall ausdehnen und das Überleben der Menschheit selber bedrohen. Mehr als je zuvor besteht die einzige Hoffnung, die einzig mögliche Zukunft in der Abschaffung dieses kapitalistischen Systems, in dem Aufbau neuer gesellschaftlicher Verhältnisse, die frei sind von den Widersprüchen, die jetzt die Gesellschaft ersticken.Der Kapitalismus versinkt in eine unüberwindbare Krise, die die eigentliche Ursache der gegenwärtigen Erschütterungen ist. Wachsende Menschenmassen werden in die Misere und Hungersnöte gestürzt, weil er keine Absatzmärkte für seine Produkte findet. Gleichzeitig werden Fabriken geschlossen, Felder brachgelegt und Arbeiter entlassen. All das geschieht deshalb, weil er nicht produziert, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, sondern um auf einem Markt zu verkaufen, um Profit zu machen. Dieser Markt ist heute aber gesättigt; nicht weil die Bedürfnisse der Menschen befriedigt wären, sondern weil sie über kein Geld verfügen, um die produzierten Güter zu kaufen, und weil der Kapitalismus unfähig ist, ihnen solche Mittel zur Verfügung zu stellen - es sei denn, er gräbt sein eigenes Grab und verleugnet sich selbst: Ein Kapitalismus, der seinen Käufern Geld gäbe, um seine Produkte zu kaufen, wäre kein Kapitalismus mehr. Auch die Kreditpolitik, die seit vielen Jahren betrieben wird, ändert daran nichts. Indem ein umfangreicher Schuldenberg angehäuft wird, werden die Widersprüche auch nur angehäuft und auch nur explosiver. Die bürgerlichen ideologischen Kampagnen singen heute Loblieder auf den Markt, der angeblich alle Probleme der Weltwirtschaft lösen könnte. Aber das ist eine riesige Täuschung. Gerade weil der Kapitalismus auf der Warenproduktion beruht, d.h. der Herstellung von Tauschwerten und nicht von Gebrauchswerten, versinkt seine Wirtschaft im Sumpf. Wenn die stalinistischen Regime und ihre Wirtschaft so kläglich gescheitert sind, dann nicht, weil sie den Kapitalismus und den Markt abgeschafft hätten, sondern weil sie versucht haben, auf großer Ebene diese zu manipulieren, damit zu tricksen. Die Gesetze des Marktes konnten sie aber nie außer Kraft setzen. Der einzige Weg zur Überwindung des Kapitalismus besteht nicht darin, „noch mehr Kapitalismus“ einzuführen oder „weniger zu haben“ oder in einer Reformierung dieses Systems. Nein, diese Gesetze, die den Kapitalismus beherrschen, müssen abgeschafft werden, und das heißt den Kapitalismus selber über Bord schmeißen.
Nur die Arbeiterklasse kann den Kapitalismus abschaffenSolch eine Umwälzung kann nur von der Arbeiterklasse verwirklicht werden. Sie ist als einzige in der Gesellschaft daran interessiert, die Wurzeln des Kapitalismus selber auszureißen, und an erster Stelle die Warenproduktion, die im Mittelpunkt der Krise dieses System steht. Denn gerade der Markt, die Herrschaft der Waren in der kapitalistischen Produktion, ist die Grundlage der Ausbeutung. Im Gegensatz zu anderen Kategorien von Produzenten wie den Bauern oder den Handwerken ist es das Merkmal der Arbeiterklasse, dass sie über keine Produktionsmittel verfügt und gezwungen ist, ihre Arbeitskraft an die Besitzer dieser Produktionsmittel zum Überleben zu verkaufen: an die privaten Kapitalisten oder an den Staat. Weil im kapitalistischen System die Arbeitskraft selber eine Ware geworden ist, und gar die Hauptware, werden die Arbeiter ausgebeutet. Deshalb trägt der Arbeiterkampf die Abschaffung der Lohnarbeit und damit auch die Abschaffung aller Warenformen wie einen Keim in sich. Darüber hinaus produziert die Arbeiterklasse jetzt schon alle Reichtümer der Gesellschaft. Sie macht dies in einem gemeinsamen Rahmen mittels der assoziierten Arbeit, die der Kapitalismus selber entwickelt hat. Aber dieses System hat die Vergesellschaftung der Produktion nicht bis an ihr Ende treiben können, die es ja gegen die individuelle Kleinproduktion eingeleitet hatte. Und hierin liegt einer der Hauptwidersprüche des Kapitalismus: Unter seiner Herrschaft ist die Produktion weltweit geworden, aber die Produktionsmittel bleiben zerstreut in den Händen von verschiedenen Besitzern, Privatkapitalisten oder Nationalstaaten, die die produzierten Waren verkaufen und kaufen. Die Abschaffung des Marktes geht somit nur durch die Enteignung aller Kapitalisten, indem die Gesellschaft die Gesamtheit dieser Produktionsmittel gemeinsam, kollektiv in die Hände nimmt. Und diese Aufgabe kann nur von der Arbeiterklasse verwirklicht werden, weil sie die einzige Klasse ist, die keine Produktionsmittel besitzt, obwohl sie diese alle assoziiert erschafft. Diese Idee ist aber nicht neu: Seit anderthalb Jahrhunderten stand sie auf allen Fahnen der Arbeiterkämpfe gegen die Ausbeutung geschrieben: „Die Befreiung der Arbeiter kann nur das Werk der Arbeiter selbst sein.“ Dies war der zentrale Slogan des Programms der Ersten Internationale, der Internationalen Arbeiterassoziation, die 1864 gegründet worden war. Seitdem ist sie von den darauf folgenden Internationalen jeweils wieder aufgegriffen worden: von der 1889 gegründeten II. Internationalen, von der Kommunistischen Internationalen, die 1919 inmitten der revolutionären Welle gegründet worden war. Und diese Idee ist dann vom Stalinismus 1928 erwürgt worden. Gegenwärtig versuchen die bürgerlichen Kampagnen glauben zu machen, dass es sich um eine reine Utopie handele, die aber gefährlich sei, weil sie nur die Schrecken des Stalinismus hervorbringen könne. Aber natürlich können die Bourgeoisie und ihre Medien diesbezüglich nur Lügen hervorbringen. Tatsächlich nämlich ist all das, was die Arbeiterbewegung seit ihren Anfängen behauptet hat, gültig geblieben. Ungeachtet seiner Veränderungen hat der Kapitalismus die Arbeiterklasse nicht abgeschafft, wie es einige systemtreue Soziologen behaupten. Dieses System lebt weiterhin - und dies ist sein Hauptwesenszug - von der Ausbeutung der Lohnarbeit. Und die Klasse der lohnabhängigen Produzenten, ob sie nun in den Fabriken oder in den Büros, in Schulen oder in Krankenhäusern arbeiten, bleibt weiterhin der einzige Träger der Zukunft der Menschheit.Der Beweis selber, dass die kommunistische Revolution des Proletariats immer noch gültig bleibt, ist das Ausmaß der Kampagnen der Herrschenden zum Thema „Ende des Kommunismus“ und „Ende des Marxismus“, d.h. der revolutionären Theorie des Proletariats. Wenn die bürgerliche Klasse keine Angst mehr gegenüber ihren Ausgebeuteten zu haben bräuchte, wenn sie wirklich meinte, dass die Arbeiterklasse nie mehr eine Rolle in der Weltgeschichte spielen würde, würde sie nicht mit soviel Aufwand versuchen, die Arbeiter davon zu überzeugen, dass sie nichts von der Revolution erwarten und erhoffen können. Dann würde sie nicht mit allen Mitteln versuchen, ihnen ein Gefühl der Hilflosigkeit einzuflössen.
Die heutigen Schwierigkeiten haben nicht zur Niederlage der Arbeiterklasse geführt, denn die Arbeiterklasse ist weiterhin dazu in der Lage, den Kapitalismus zu überwindenEs stimmt, dass die gigantische Kampagne um die Ereignisse der letzten beiden Jahre, das Auseinanderfliegen des ehemaligen „sozialistischen Blocks“, der Zusammenbruch des stalinistischen Regimes in der UdSSR selber (dem Land, wo vor einem Dreivierteljahrhundert die Arbeiterrevolution ausgelöst worden war), die Arbeiterklasse geschwächt hat. Der Stalinismus war die Speerspitze der bürgerlichen Konterrevolution gewesen. Mit seinem Absterben erweist er den Herrschenden einen letzten Dienst, weil dadurch die Arbeiterklasse seinen Leichengeruch noch mal einatmen muss. Dabei hatte sie ohnehin schon mit den Schwierigkeiten zu kämpfen, die durch den allgemeinen Zusammenbruch des Kapitalismus hervorgerufen wurden. Heute werden viele Arbeiter zu Opfern der bürgerlichen Kampagnen. Viele von ihnen haben die Hoffnung aufgegeben, die Welt eines Tages umzuwälzen und die kapitalistische Ausbeutung abzuschaffen. In den Ländern des ehemaligen Ostblocks, dort, wo die Arbeiter unter den extremsten Formen der Konterrevolution gelitten haben, haben sie nicht die Kraft, sich der Entfaltung der bürgerlichen Ideologien, selbst der anachronistischsten, entgegenzustellen. Um sich gegen den „proletarischen Internationalismus“ zu wehren, der ein Deckmantel des Stalinismus für dessen imperialistische Politik war, haben sie sich von der nationalistischen Hysterie anstecken lassen. Als Reaktion auf den vom Stalinismus gepredigten Atheismus haben sie sich in die Arme der Kirche treiben lassen. Aber die Arbeiter in Osteuropa sind nicht die entscheidenden Teile der Weltarbeiterklasse. Diese Teile der Weltarbeiterklasse befinden sich in den am höchst entwickelten kapitalistischen Ländern, d.h. im Westen. Insbesondere in diesem Teil der Welt, in Westeuropa leben, arbeiten und kämpfen die am stärksten konzentrierten Bataillone der Arbeiterklasse, die aber auch am erfahrensten sind. Und dieser Teil des Proletariats ist nicht besiegt worden. Während die Arbeiter zwar durch die gegenwärtigen Lügenkampagnen verwirrt wurden, sind sie nicht hinter den bürgerlichen, nationalistischen oder demokratischen Fahnen hermarschiert. Insbesondere während des Golfkrieges haben die Herrschenden der westlichen Länder nur Berufssoldaten eingesetzt. Dies war ein Beweis dafür, dass sich die Herrschenden des Zustands der Rekruten (dort, wo es welche gibt) bewusst waren. D.h. die Arbeiter in Uniform sind nicht bereit, ihr Leben für die „Verteidigung des Rechts oder der Demokratie“ zu lassen. Und dieser Krieg hat in den Augen der Arbeiterklasse auch den wahren Charakter der Demokratie und ihrer Lügen über die „neue Weltordnung“ bloßgestellt. Gegenwärtig beteiligen sich immer weniger Arbeiter an den Hochämtern der Demokratie, den Wahlen. Das gleiche Phänomen bei den Gewerkschaften, diesen bürgerlichen Staatsorganen, die dazu dienen, die Ausgebeuteten zu überwachen und zu kontrollieren, um deren Kämpfe zu sabotieren. Auch wird die unaufhaltsame Zuspitzung der Wirtschaftskrise immer mehr die Illusionen beiseite fegen, dass die kapitalistische Wirtschaftsform „überlegen“ sei, und gleichzeitig wird dies die Arbeiterklasse dazu zwingen, den Weg breiterer und vereinter Klassenkämpfe wieder einzuschlagen. Denn auf diesem Weg hatte sie seit dem Ende der 60er Jahre viele Fortschritte gemacht, insbesondere Mitte der 80er Jahre, wobei sie während der letzten beiden Jahre dabei eine Zeitlang auf große Schwierigkeiten gestoßen war. Obwohl die Herrschenden aufatmen und so tun, als könne der Marxismus begraben werden, steht jetzt schon fest, dass der Marxismus nicht gescheitert ist, sondern im Gegenteil: Die gegenwärtige Zuspitzung der Krise, die nur der Marxismus vorhersehen und erklären kann, zeigt auf, wie lebendig diese Theorie ist. Und ihre Vitalität wird durch das Wiedererstarken der Arbeiterkämpfe nur noch verstärkt.Bei diesen Bemühungen der Arbeiterklasse zur Entwicklung ihrer Kämpfe und ihres Bewusstseins wird die Rolle der am meisten fortgeschrittenen Elemente, der wirklichen Kommunisten von größter und ausschlaggebender Bedeutung sein. Heute wie damals ist es so, dass die Kommunisten „in den verschiedenen Entwicklungsstufen, welche der Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie durchläuft, ... die von der Nationalität unabhängigen Interessen des gesamten Proletariats hervorheben und zur Geltung bringen“ und dass sie „stets das Interesse der Gesamtbewegung vertreten...“ (Manifest der Kommunistischen Partei, Marx/Engels, MEW Bd. 4, S. 474). In Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht, d.h. des Ernstes der gegenwärtigen historischen Lage, in Anbetracht der Entfaltung der bürgerlichen Lügen und im Hinblick auf die Reifung des Bewusstseins der Arbeiterklasse sowie der Entwicklung ihrer Kämpfe, ist es heute die Aufgabe der gegenwärtig bestehenden, noch schwachen revolutionären Kräfte, ihre alten Spaltungen und jedes Sektierertum zu überwinden, zwischen ihnen eine brüderliche Debatte zu eröffnen, die es ihnen ermöglicht, ihre Analysen zu klären, und mit immer mehr vereinten Kräften die kommunistischen Positionen im Proletariat zu verteidigen. Das Proletariat braucht seine Einheit im Kampf; und dieser gleiche Geist der Einheit, der nur durch Klarheit hergestellt werden kann, muss heute den Kräften der Avantgarde, den Kommunisten, bei ihrer Arbeit als Leitmotiv dienen. PROLETARIER! Nie zuvor in der Geschichte standen wir vor so einer dramatischen und entscheidenden Entwicklung wie heute. Nie zuvor musste eine gesellschaftliche Klasse solch eine vergleichbare Verantwortung übernehmen wie die, die heute auf der Arbeiterklasse ruht. Wenn die Arbeiterklasse ihre Verantwortung nicht erfüllen kann, wird die Zivilisation, gar die Menschheit zerstört werden. Jahrtausende von Fortschritt, Arbeit und Denken werden für immer vernichtet werden. Zwei Jahrhunderte Arbeiterkämpfe, Millionen Märtyrer aus den Reihen der Arbeiter wären vergeblich gewesen. Um all die kriminellen Manöver der Bourgeoisie abzuwehren, um sich durch all die verabscheuungswürdigsten Lügen nicht übers Ohr hauen zu lassen, und um eure Arbeiterkämpfe in Richtung kommunistischer Weltrevolution zu entwickeln, um die Herrschaft der Notwendigkeit zu überwinden und zur Herrschaft der Freiheit zu gelangen:
Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! Juli-September 1991
[1] Dieses Manifest wurde im Sept. 1991 fertiggestellt. Seine Prinzipien und sein Inhalt waren auf dem 9. Kongress der IKS im Juli 1991 beschlossen worden.
[2] Man darf Trotzki nicht mit den verschiedenen politischen Organisationen verwechseln, die sich heute auf den „Trotzkismus“ berufen. Trotzki war ein großer Revolutionär, ungeachtet der Tatsache, dass sein Kampf gegen den Stalinismus von politisch falschen Auffassungen und Konzessionen geprägt war wie z.B., dass es in der UdSSR „Errungenschaften für die Arbeiter“ gebe und damit die Notwendigkeit, dass die Arbeiter diese angeblichen „Errungenschaften verteidigen“. Aber die Strömungen, die sich nach seiner Ermordung durch einen stalinistischen Agenten 1941 und nach dem 2. Weltkrieg weiterhin auf Trotzki und seine Positionen berufen, wobei sie die Arbeiter dazu aufgefordert hatten, sich im 2. Weltkrieg gegenseitig abzuschlachten, haben endgültig das Lager der Arbeiterklasse verlassen und sich dem Stalinismus im Lager der Kapitalisten angeschlossen.