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Wir veröffentlichen nachfolgend ein Flugblatt der Gruppe Enternasyonalist Kommunist Sol (Internationale Linkskommunisten) aus der Türkei, das von der Gruppe in Reaktion auf den Krieg im Libanon verfasst wurde. Das Auftreten einer internationalistischen Stimme in der Türkei ist besonders bedeutsam, angesichts der Stärke des Nationalismus in diesem Land (mit dem besonders die so genannte Linke hausieren geht) und der Tatsache, dass die Türkei tief in den interimperialistischen Rivalitäten verstrickt ist, welche eine derartige Verwüstung in dieser Region angerichtet haben. Der türkische Staat ist im Begriff, eine neue Offensive gegen die nationalistische kurdische PKK zu eröffnen - eine Militärkampagne, die ideologisch natürlich mit der jüngsten Welle von terroristischen Angriffen in einer Reihe von türkischen Städten, die den nationalistischen kurdischen Fraktionen zugeschrieben wurden, gerechtfertigt wird. Die kurdische Frage ist direkt mit der Lage im Irak, Iran und in Syrien verknüpft, und die Türkei ist eine der wenigen Staaten in der Region, die enge Beziehungen zu Israel unterhalten. Der Libanonkrieg befindet sich also "nahe" an der Arbeiterklasse in der Türkei, und gleichzeitig kann die türkische Arbeiterklasse, die eine lange Tradition des militanten Kampfes besitzt, eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer proletarischen Alternative zum imperialistischen überall in der Region spielen.
Flugblatt von EKS
Über die Lage im Libanon und in Palästina
Am 12. Juli, unmittelbar nach dem Kidnapping israelischer Soldaten durch die Hisbollah, versprach der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert dem Libanon eine "sehr schmerzhafte und weitreichende Antwort". In den Morgenstunden des 13. Juli begann der Staat Israel eine Invasion und stieß seine Arbeiterklasse in einen weiteren nationalistischen und imperialistischen Krieg. Der israelische Staat begann diese Invasion aus eigenem Interesse und ohne sich um das Blut zu sorgen, das dadurch fließen würde. In fünfzehn Tagen verloren ungefähr fünfhundert libanesische Zivilisten ihr Leben. Nicht einmal die gegenwärtige Feuerpause garantiert, dass die Massaker nicht wieder von vorn beginnen, wie der israelische Staat deutlich machte, als er androhte, dass er alles zerstören werde, was seine eigenen Interessen bedroht, und dies nicht nur im letzten Konflikt, sondern auch in der anhaltenden Folterung der Palästinenser.
Doch sollte nicht übersehen werden, dass Israel nicht die einzige verantwortliche Partei in diesem Konflikt ist. Weder die Hisbollah, die mit dem Kampf, den sie sich mit den Israelis liefert, mit einer Gewaltsamkeit, die letzterer ebenbürtig ist, noch die PLO oder die Hamas, die seit Jahren einen nationalistischen Krieg führen, können als "sauber" betrachtet werden. Die Hisbollah, die der Vorwand war, den Israel vor Beginn des Konflikts der Welt präsentierte, tötete israelische Zivilisten mit Raketen, die von Syrien und vom Iran während des gesamten Krieges geliefert wurden. Die Hisbollah ist eine antisemitische und religiös-fundamentalistische Organisation. Schlimmer noch: im Gegensatz zu dem, was manche denken, kämpfte die Hisbollah nicht, um die Libanesen zu beschützen; stattdessen zwang die Hisbollah die libanesische Arbeiterklasse dazu, sich der nationalistischen Front aus eigenem Interesse anzuschließen, und sie kämpfte lediglich um die Gebiete, die sie kontrollierte, und um ihre Autorität, die sie besaß. Die PLO, die die palästinensische Arbeiterklasse aus dem Klassenkampf in die Klauen ihrer eigenen Bourgeoisie drängte, und die Hamas, die eine Organisation ist, die reaktionär, gewalttätig, antisemitisch und religiös-fundamentalistisch wie die Hisbollah ist, handeln ebenfalls nur aus eigenem Interesse.
An diesem Punkt ist es notwendig, kurz den Imperialismus zu beschreiben. Im Gegensatz zu dem, was die meisten Menschen denken, ist der Imperialismus nicht eine Politik starker Nationalstaaten, um die Ressourcen schwacher Nationen zu übernehmen. Er ist vielmehr die Politik eines Nationalstaates - oder einer Organisation, die wie ein Nationalstaat funktioniert-, der bestimmte Territorien, Ressourcen in diesen Territorien kontrolliert und seine Autorität über die Bevölkerung in jenen Territorien ausübt. Um es einfach zu formulieren: der Imperialismus ist die natürliche Politik eines jeden Nationalstaates und einer jeden Organisation, die wie ein Nationalstaat funktioniert. Wie wir im letzten Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah gesehen haben, haben Nationalstaaten - oder Organisationen, die wie Nationalstaaten funktionieren - in bestimmten Situationen einander widersprechende Interessen, und ihr Zusammenprall erreicht schließlich die Ebene eines imperialistischen Krieges.
Bei einer Situation wie dieser erweist sich das, was die Linksextremisten in der Türkei und in der Welt sagen, noch lächerlicher und zusammenhangloser. Sowohl in der Türkei als auch in der übrigen Welt gewährte eine große Mehrheit der Linksextremisten der PLO und der Hamas völlige Unterstützung. Im letzten Konflikt sagten sie einstimmig: "Wir alle sind Hisbollah". Der Logik "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" folgend, umarmten sie innig diese gewalttätige Organisation, die ihre Arbeiterklasse in einen katastrophalen nationalistischen Krieg stieß. Die Unterstützung, die die Linksextremisten dem Nationalismus gewährten, zeigt uns, warum Linksextremisten nicht viel anderes sagen als Parteien wie die MHP (Partei der Nationalistischen Bewegung - die faschistischen Grauen Wölfe), und dies nicht nur über Hisbollah, PLO und Hamas, sondern auch über viele andere Themen. Besonders in der Türkei haben die Linksextremisten überhaupt keine Ahnung von dem, worüber sie sprechen.
Sowohl der Krieg zwischen der Hisbollah und Israel als auch der Krieg in Palästina ist ein interimperialistischer Konflikt, und alle Seiten benutzen den Nationalismus, um die Arbeiter ihrer Territorien auf ihre Seite zu ziehen. Je mehr die Arbeiter vom Nationalismus aufgesaugt werden, desto mehr werden sie die Fähigkeit verlieren, als Klasse zu handeln. Daher dürfen Israel, die Hisbollah, die PLO oder die Hamas unter keinen Umständen unterstützt werden. Was in diesem Konflikt unterstützt werden muss, ist der Überlebenskampf der Arbeiter, nicht nationalistische Organisationen oder Staaten, die sie nur töten. Noch wichtiger: was in der Türkei getan werden muss, ist, für Klassenbewusstsein und Klassenkampf, die sich hier entwickeln werden, zu arbeiten. Der Imperialismus und der Kapitalismus verbinden alle Länder; daher ist die nationale Unabhängigkeit unmöglich. Allein der Arbeiterkampf für die eigenen Bedürfnisse kann eine Antwort liefern.
Für den Internationalismus und den Arbeiterkampf!
Enternasyonalist Kommunist Sol