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Wie die Linke die Arbeiterklasse für den Krieg mobilisierte
Vor 70 Jahren, im Mai 1936, brach spontan eine riesige Welle von Arbeiterkämpfen gegen die wachsende Ausbeutung aus, die von der Wirtschaftskrise und der Ausbreitung der Kriegswirtschaft ausgelöst wurde. Im Juli desselben Jahres begann die Arbeiterklasse in Spanien unvermittelt einen Generalstreik und erhob, als Reaktion auf den Militärputsch Francos, die Waffen. Viele Revolutionäre, einschließlich einige der bekanntesten wie Trotzki, interpretierten diese Ereignisse als den Beginn einer neuen internationalen revolutionären Welle. Tatsächlich aber ließen sie sich durch die begeisterte Unterstützung der Massen, durch ein oberflächliches Verständnis der vorhandenen Kräfte und durch den „radikalen“ Charakter einiger ihrer Reden in die Irre führen.
Auf der Grundlage einer klaren Analyse des Kräfteverhältnisses auf internationaler Ebene realisierte die Italienische Kommunistische Linke (in ihrer Zeitschrift Bilan), dass die Volksfronten alles andere als der Ausdruck einer sich entwickelnden revolutionären Bewegung waren. Im Gegenteil, diese deuteten an, dass sich die Klasse immer mehr in der nationalistischen und demokratischen Ideologie verfangen und vom Kampf gegen die Auswirkungen der historischen Krise des Kapitalismus abgelassen hatte. „Die Volksfront hat sich selbst als Auflösungsprozess des proletarischen Klassenbewusstseins erwiesen, als Waffe, die darauf abzielte, die Arbeiter auf dem Terrain des Schutzes der bürgerlichen Gesellschaft in jeglichem Aspekt ihres sozialen und politischen Lebens festzuhalten.“ (Bilan, Nr. 31, Mai – Juni 1936) In aller Eile setzten sich sowohl in Frankreich als auch in Spanien die Politapparate der „sozialistischen“ und „kommunistischen“ Linken an die Spitze dieser Bewegungen. Indem sie die Arbeiter in die falsche Alternative Faschismus/Antifaschismus einsperrten, sabotierten sie die Bewegung von innen, verpflichteten sie zur Verteidigung des demokratischen Staates und heuerten die Arbeiter in Frankreich und Spanien schließlich für das zweite weltweite imperialistische Gemetzel an.
Heute gibt es eine allmähliche Wiederbelebung des Klassenkampfes, und neue Generationen begeben sich auf die Suche nach radikalen Alternativen zum Kapitalismus, dessen Scheitern immer offenkundiger wird. In diesem Zusammenhang prangern „Antiglobalisierungs“bewegungen wie Attac den zügellosen Liberalismus und „die Diktatur des Marktes“ an, der „die politische Macht den staatlichen Händen und somit den Bürgern entrissen hat“, und rufen zur „Verteidigung der Demokratie gegen die Finanzdiktatur“ auf. Die „andere Welt“, die von den Anhängern der „Antiglobalisierung“ vorgestellt wird, nimmt häufig eine Form an, die von der Politik der 30er, 50er oder 70er Jahre inspiriert ist, als der Staat angeblich eine weitaus wichtigere Rolle als unmittelbarer Wirtschaftsfaktor gespielt hatte. Die Politik der Volksfrontregierungen, die mit ihren Programmen der staatlichen Kontrolle über die Wirtschaft, „der Einheit aller Schichten der arbeitenden Bevölkerung gegen die kapitalistische und faschistische Bedrohung“ eine „soziale Revolution“ in Gang gesetzt habe, wird schöngefärbt, um die Behauptung zu stützen, dass „eine andere Welt“, dass eine andere Politik innerhalb des Kapitalismus möglich sei.
Daher ist es absolut wichtig, anlässlich dieses 70. Jahrestages die Zusammenhänge und die Bedeutung der Ereignisse von 1936 in Erinnerung zu rufen:
- die tragischen Lehren aus diesen Erfahrungen ins Gedächtnis zurückzurufen, insbesondere die verhängnisvolle Falle, in die die Arbeiterklasse lief, als sie ihr Terrain, die kompromisslose Verteidigung ihrer spezifischen Interessen, verließ, um sich den Bedürfnissen des einen oder anderen bürgerlichen Lagers zu unterwerfen;
- die Lügen zu entlarven, die über die „Linke“ in Umlauf gesetzt werden und denen zufolge sie die Interessen der Arbeiterklasse während dieser Ereignisse verkörpert hatte, und aufzuzeigen, dass sie in Tat und Wahrheit ihr Henker war.
Die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren von der Niederlage der revolutionären Welle von 1917-23 und dem Triumph der Konterrevolution gekennzeichnet. Sie unterscheiden sich fundamental von der heutigen historischen Periode der Wiederbelebung der Kämpfe und der allmählichen Entwicklung des Bewusstseins. Dennoch stößt auch die neue Generation von Proletariern, die der konterrevolutionären Ideologie zu entkommen versucht, auf dieselbe „Linke“, dieselben Fallen und ideologischen Manipulationen, obgleich diese die neuen Kleider der „Antiglobalisierung“ tragen. Ihnen zu entgehen ist nur durch die Wiederaneignung der so teuer erkauften Lehren aus den vergangenen Erfahrungen des Proletariats möglich.
Stärkte die Volksfront den Kampf gegen die kapitalistische Ausbeutung?
Die Volksfronten behaupteten, dass sie die „Kräfte des Volkes gegen die Arroganz der Kapitalisten und den Aufstieg des Faschismus“ vereinigt hatten. Aber setzten sie wirklich eine Dynamik in Gang, die den Kampf gegen die kapitalistische Ausbeutung stärkte? Waren sie wirklich ein Schritt vorwärts in der Entwicklung der Revolution? Um darauf zu antworten, kann sich eine marxistische Vorgehensweise nicht darin erschöpfen, ausschließlich auf den radikalen Ton der Reden und auf die Gewalt der gesellschaftlichen Eruptionen zu achten, die etliche westeuropäische Länder damals erschütterten. Eine Analyse des Kräfteverhältnisses zwischen den Klassen auf internationaler Ebene und für die gesamte historische Periode muss die Grundlage einer solchen Methode sein. In welchem Kontext standen die Stärken und Schwächen des Proletariats und seines Todfeindes, der Bourgeoisie? In welchem Zusammenhang fanden die Ereignisse von 1936 statt?
Das Produkt der historischen Niederlage des Proletariats
Die mächtige revolutionäre Welle zwang die Bourgeoisie dazu, den Krieg zu beenden, brachte die Arbeiterklasse in Russland an die Macht und erschütterte die bürgerliche Herrschaft in Deutschland und in ganz Mitteleuropa bis in ihre Grundfesten. Was folgte, war eine Reihe von blutigen Niederlagen des Proletariats in den 20er Jahren. Die Niederschlagung des deutschen Proletariats erst 1919 und schließlich 1923 durch die Sozialdemokraten der SPD ebnete den Weg für Hitlers Aufstieg zur Macht. Die tragische Isolierung der Revolution in Russland war der Sargnagel für die Kommunistische Internationale und öffnete die Tür zum Triumph der stalinistischen Konterrevolution, die die gesamte alte Garde der Bolschewiki und die Lebenskräfte des Proletariats vernichtete. Schließlich wurde auch der letzte proletarische Funke, in China 1927, gnadenlos ausgelöscht. Der Kurs der Geschichte hatte sich gedreht. Die Bourgeoisie hatte entscheidende Siege über das internationale Proletariat erzielt, der Kurs zur Revolution machte einem unaufhaltsamen Marsch in den Weltkrieg Platz. Dies bedeutete den schrecklichsten Rückfall in die kapitalistische Barbarei.
Dennoch gab es immer noch, trotz dieser niederschmetternden Niederlagen der Bataillone der Avantgarde des Weltproletariats, zum Teil wichtige Episoden der Kampfbereitschaft in der Arbeiterklasse. Dies war besonders in jenen Ländern der Fall, in denen die Arbeiter keine direkte Niederlage, weder physisch noch ideologisch, im Kontext der revolutionären Konfrontationen von 1917-1927 erlitten hatten. So brach auf dem Höhepunkt der Krise in den 30er Jahren ein wilder Streik unter den Bergarbeitern Belgiens aus, der rasch die Dimensionen eines Aufstandes annahm. Er ging von einer Bewegung gegen Lohnkürzungen in den Bergwerken von Borinage aus. Als die Streikenden gefeuert wurden, verbreitete sich die Bewegung über die ganze Provinz, und es kam zu gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei. Von 1931 bis 1934 beteiligte sich die Arbeiterklasse in Spanien an einer Reihe von Kämpfen, die brutal unterdrückt wurden. Im Oktober 1934 befanden sich sämtliche Bergbauregionen Asturiens und der Industriegürtel von Oviedo und Gijon in einer selbstmörderischen Erhebung, die von der republikanischen Regierung und ihrer Armee zerschmettert wurde. Sie endete in einer brutalen Repression. Auch in Frankreich wurde eine gewisse Kampfbereitschaft an den Tag gelegt, obwohl die Arbeiterklasse durch die „linke“ Politik der KP tief demoralisiert war, derzufolge noch 1934 die Revolution unmittelbar bevorstand und es daher notwendig war, „überall Sowjets zu bilden“. Im Sommer 1935 fanden angesichts einer Gesetzgebung, die massive Lohnkürzungen für die Arbeiter im Staatssektor verordnete, eindrucksvolle Demonstrationen und gewaltsame Konfrontationen auf den Werften von Toulon, Tarbes, Lorient und Brest statt. In Brest gab es, nachdem Soldaten einen Arbeiter mit den Gewehrkolben totgeschlagen hatten, zwischen dem 5. und 10. August gewaltsame Demonstrationen und Ausschreitungen. Diese endeten mit drei Toten und Hunderten von Verletzten; Dutzende von Arbeiter wurden ins Gefängnis gesteckt.[i]
Diese Ausdrücke einer anhaltenden Militanz, die oftmals von Wut, Verzweiflung und politischer Desorientierung geprägt war, waren in Wahrheit „Ausbrüche der Verzweiflung“, die die Schwächen der Arbeiter in einer weltweiten Situation der Niederlage und Zerstreuung aufzeigten. Die Zeitschrift Bilan brachte dies im Falle Spaniens auf den Punkt: „Wenn die internationalen Kriterien etwas bedeuten, dann müssen wir sagen, dass angesichts der Tatsache einer sich ausbreitenden Konterrevolution auf der ganzen Welt die Orientierung in Spanien zwischen 1931 und 1936 nur in die gleiche Richtung zielen kann (nämlich hin zu einem konterrevolutionären Verlauf der Ereignisse), statt in die entgegen gesetzte Richtung einer revolutionären Bewegung. Die Revolution kann sich nur vollständig entwickeln, wenn sie das Resultat einer revolutionären Situation auf internationaler Ebene ist.“ (Bilan, Nr. 35, Januar 1937)
Doch um die Arbeiter jener Länder zu mobilisieren, in denen die revolutionäre Bewegung nicht zerschlagen worden war, waren die nationalen Bourgeoisien gezwungen, auf eine besondere Mystifikation zurückzugreifen. In den Ländern, in denen das Proletariat bereits in einer direkten Klassenkonfrontation niedergeschlagen worden war, war die spezifische Form der sich entwickelnden Konterrevolution die ideologische Kriegsmobilisierung für den Faschismus bzw. Nazismus oder für die stalinistische Ideologie der „Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes“. In den politischen Regimes, die „demokratisch“ geblieben waren, wurde dieselbe Mobilisierung im Namen des Antifaschismus unternommen. Die französische und spanische Bourgeoisie (und andere wie die belgische Bourgeoisie zum Beispiel) benutzten den Machtantritt der Linken, um die Klasse hinter dem Antifaschismus und der Verteidigung des „demokratischen“ Staates zu mobilisieren und die Kriegswirtschaft zu etablieren.
Die Position, die die Linke gegenüber den oben erwähnten Kämpfen einnahm, zeigt deutlich, dass die Volksfront keine Politik praktizierte, um die Dynamik der Arbeiterkämpfe zu stärken. Während der aufstandsartigen Kämpfe 1932 in Belgien weigerten sich der Parti Ouvrier Belge (Belgische Arbeiterpartei, POB) und seine Gewerkschaften, die Bewegung zu unterstützen. Dies führte dazu, dass die Wut der Arbeiter sich auch gegen die Sozialdemokratie richtete. Die Streikenden griffen das Maison du Peuple in Charleroi an und zerrissen oder verbrannten ihre POB- und Gewerkschaftsmitgliedsausweise. Ende 1933 stellte die POB den „Plan de Travail“ (Arbeitsplan) als „Volksalternative“ zur kapitalistischen Krise vor, um die Wut und Verzweiflung der Arbeiter zu kanalisieren.
Auch Spanien veranschaulicht deutlich, was das Proletariat von einer „republikanischen“ oder „linken“ Regierung zu erwarten hat. Von Anbeginn ihrer Existenz hatte die spanische Republik bewiesen, dass sie nichts von den faschistischen Regimes lernen musste, um Arbeiter zu massakrieren. Eine große Anzahl von Kämpfen in den 30er Jahren wurde von republikanischen Regierungen oder vom Partido Socialista Obrero Español (Spanische Sozialistische Arbeiterpartei, PSOE) zerschlagen. Der PSOE, der sich damals in der Opposition befand, zettelte mit seinem „revolutionären“ Gerede den selbstmörderischen Aufstand im Oktober 1934 in Asturien an. Anschließend isolierte er zusammen mit seiner Gewerkschaft, der UGT, die Bewegung vollständig, indem er jegliche Ausbreitung der Bewegung vereitelte. Damals entlarvte Bilan den Charakter der „linksdemokratischen“ Regimes überaus deutlich: „In der Tat schafft der ‚Linksrutsch‘ der spanischen Republik, der in der Zeit zwischen ihrer Gründung im April 1931 und dem Dezember 1931 stattfand – die Bildung der Azaña-Caballero-Lerroux-Regierung, die Amputation ihres rechten Flügels, der von Lerroux repräsentiert wurde, im Dezember 1931 –, keine günstigen Bedingungen für die Entwicklung von proletarischen Klassenpositionen oder für die Bildung von Organen, die in der Lage sind, den revolutionären Kampf anzuführen. Es geht keinesfalls darum, dass die republikanische oder radikalsozialistische Regierung alles zum Guten der (...) kommunistischen Revolution zu tun trachtet. Es geht darum, die Bedeutung dieses Wechsels zu den Linken oder den Rechtsextremen, diesen einstimmigen Chor der Sozialisten und Gewerkschafter für die Verteidigung der Republik zu analysieren. Hat dies die Bedingungen für eine Entwicklung von Arbeitererrungenschaften und für eine revolutionäre Ausrichtung des Proletariats geschaffen? Oder war dieser Linksrutsch vom kapitalistischen Bedürfnis diktiert, die Arbeiter zu betäuben, die von der weitgreifenden revolutionären Welle mitgerissen worden waren, sicherzustellen, dass sie nicht den Weg des revolutionären Kampfes einschlagen? Der Weg, den die Bourgeoisie im Oktober 1934 einschlug, wäre 1931 zu gefährlich gewesen...“ (Bilan Nr. 12, November 1934)
Schließlich ist es besonders aufschlussreich, dass die gewaltsamen Konfrontationen in Brest und Toulon im Sommer 1935 in dem Moment ausbrachen, als die Volksfront gebildet wurde. Da sie sich spontan gegen die Losungen der politischen und gewerkschaftlichen Führer entwickelten, zögerten Letztere nicht, jene als „Provokateure“ zu verunglimpfen, die die „republikanische Ordnung“ störten: „... weder die Volksfront noch die Kommunisten, die in der vordersten Reihe stehen, zerschlagen Fensterscheiben, plündern Cafés oder zerreißen die Nationalflagge“ (Humanité-Leitartikel, 7. August 1935).
So beruhten, wie Bilan in puncto Spanien seit 1933 aufzeigte, die Politik der Volksfront und der linken Regierungen in keiner Weise auf einer dynamischen Verstärkung des proletarischen Kampfes. Im Gegenteil, sie entwickelten sich gegen ihn, sie kollidierten bewusst mit jenen noch auf einem Klassenterrain befindlichen Arbeiterbewegungen, um diese letzten Ausbrüche des Widerstandes gegen die „totale Auflösung des Proletariats im Kapitalismus“ (Bilan Nr. 22, August – September 1935) zu ersticken: „In Frankreich wird die Volksfront, getreu ihrer verräterischen Tradition, nicht nachlassen, zur Ermordung jener aufzurufen, die sich weigern, sich der ‚französischen Entwaffnung‘ zu beugen, und die sich, wie in Brest und Toulon, weiterhin in Streiks für ihre eigenen Forderungen, in Klassenschlachten gegen den Kapitalismus und außerhalb des Zugriffs der Klauen der Volksfront engagieren.“ (Bilan Nr. 26, Dezember – Januar 1936)
Der Antifaschismus fesselt die Arbeiter an die Verteidigung des bürgerlichen Staates
Hat die Volksfront nicht wenigstens „die Kräfte des Volkes gegen den Aufstieg des Faschismus vereint“? Als Hitler Anfang 1933 in Deutschland an die Macht kam, nutzte die Linke den Erfolg der rechtsextremistischen und faschistischen Fraktionen in den „demokratischen“ Ländern, um zu zeigen, dass es notwendig sei, die Demokratie mit einer breiten antifaschistischen Front zu verteidigen. Diese Strategie wurde erstmals Anfang 1934 in Frankreich praktiziert und durch ein gigantisches Manöver in Gang gesetzt. Den Vorwand hierfür lieferte die gewaltsame Protestdemonstration am 6. Februar 1934 gegen die Auswirkungen der Krise und gegen die korrupten Regierungen der Dritten Republik. Neben Militanten der KP wurden auch Gruppen von Rechtsradikalen (Croix de Feu, Camelots du Roi) in diese Demonstration eingeschleust. Einige Tage später, nach einem Strategiewechsel seitens Stalin und der Dritten Internationale, änderte die KP ihre Haltung abrupt. Erstere hatten beschlossen, die Taktik der Klassenkonfrontation durch eine Politik der Annäherung an die sozialistischen Parteien zu ersetzen. Von diesem Augenblick an wurde der 6. Februar als eine „faschistische Offensive“ und als „versuchter Staatsstreich“ in Frankreich dargestellt.
Die Ausschreitungen am 6. Februar versetzten die Linke in die Lage, die Bedrohung durch den Faschismus zu übertreiben und eine breite Kampagne zu organisieren, um die Arbeiter im Namen der Verteidigung der „Demokratie“ zu mobilisieren. Der Generalstreik, zu dem sowohl die KP als auch die SFIO[ii] für den 12. Februar aufgerufen hatte, krönte den Antifaschismus mit der Parole „Einheit! Einheit gegen den Faschismus!“ Die französische KP machte sich die neue Ausrichtung rasch zu eigen, und auf der nationalen Konferenz in Ivry im Juni 1934 war der einzige Punkt auf der Tagesordnung „die Organisation der Einheitsfront des antifaschistischen Kampfes“.[iii] Diese Perspektive mündete schnell in der Unterzeichnung eines bilateralen Abkommens zwischen der KP und der SFIO im Juli 1934.
Auf diese Weise wurde der Antifaschismus zu dem Mittel schlechthin, um alle bürgerlichen Kräfte, die „in die Freiheit verliebt“ waren, hinter der Flagge der Volksfront zu sammeln. Er ermöglichte es auch, die Interessen des Proletariats an jene des nationalen Kapitals zu binden, indem er ein „Bündnis der Arbeiterklasse mit den Arbeitern der Mittelschichten“ bildete, um Frankreich die „Schande und die Krankheiten einer faschistischen Diktatur“ zu ersparen, wie Thorez es formulierte. Des weiteren verbreitete die französische KP die Leier von den „200 Familien, die Frankreich ausplündern und die nationalen Interessen ausverkaufen“. So leide jeder, mit Ausnahme dieser „Kapitalisten“, an der Krise und sei in Solidarität mit allen anderen verbunden. Auf diese Weise wurden die Arbeiterklasse und ihre Klasseninteressen im Volk und in der Nation im Kampf gegen „eine Handvoll von Parasiten“ ertränkt.
Andererseits wurde Tag für Tag der Faschismus hysterisch als einziges kriegstreiberisches Element angeprangert. Die Volksfront mobilisierte die Arbeiterklasse für die Verteidigung des Vaterlandes gegen die faschistischen Invasoren, und das deutsche Volk wurde mit dem Nazismus identifiziert. In ihren Parolen rief die französische KP jedermann dazu auf, nur „französische Waren zu kaufen“, und glorifizierte die nationale Versöhnung. So drängte die Linke mit den Mitteln des abscheulichsten Nationalismus, des schlimmsten Ausdrucks von Chauvinismus und Fremdenfeindlichkeit das Proletariat hinter das Staatsschiff.
Der Höhepunkt dieser intensiven Kampagne waren ein Wahlbündnis und die offizielle Bildung der Volksfront am 14. Juli 1935. Zu diesem Anlass wurden die Arbeiter dazu gebracht, unter den gemeinsamen Porträts von Marx und Robespierre die französische Nationalhymne zu singen und zu skandieren: „Lang lebe die französische Sowjetrepublik!“ Indem alle Handlungen auf die Entfaltung einer Wahlkampagne für die „Volksfront für Frieden und Arbeit“ konzentriert wurden, lenkte die Linke die Kämpfe vom Klassenterrain auf das Terrain der bürgerlichen parlamentarischen Demokratie, ertränkte das Proletariat in der formlosen Masse des „französischen Volkes“ und leitete seinen Kampf um in die Verteidigung der nationalen Interessen. „Dies war ein Resultat der neuen Positionen vom 14. Juli, die die logische Konsequenz aus der Politik des Antifaschismus waren. Die Republik war kein Kapitalismus, sie war das Reich der Freiheit, der Demokratie, die, wie wir wissen, die Plattform des Antifaschismus ist. Die Arbeiter schworen feierlich, diese Republik gegen innere wie äußere Unruhestifter zu verteidigen, während Stalin sie aufforderte, der Bewaffnung des französischen Imperialismus im Namen der Verteidigung der UdSSR zuzustimmen.“ (Bilan Nr. 22, August – September 1935)
Dieselbe Strategie zur Mobilisierung der Arbeiterklasse auf dem Terrain der Wahlen und für die Verteidigung der Demokratie wurde auch in vielen anderen Ländern praktiziert. Sie integrierte die Arbeiter in die Allgemeinheit der Volksschichten und mobilisierte sie für die Verteidigung der nationalen Interessen. In Belgien wurden bei der Mobilisierung der Arbeiter hinter die Kampagne für den „Plan de Travail“ Mittel der psychologischen Propaganda benutzt, die der nazistischen oder faschistischen Propaganda in nichts nachstanden. Am Ende trat der POB 1935 in die Regierung ein. Der antifaschistische Rausch, der insbesondere von der Linken des POB entfacht wurde, erreichte 1937 seinen Höhepunkt mit der Allianz zwischen Degrelle, dem Führer der faschistischen Königspartei, und dem Premierminister Van Zeeland, der die Unterstützung aller „demokratischen“ Kräfte einschließlich der belgischen KP genoss. Im gleichen Jahr bekräftigte Spaak, einer der Führer des linken Flügels des POB, den „nationalen Charakter“ des Programms der belgischen Sozialisten. Er schlug außerdem vor, dass die Partei zu einer Volkspartei werden solle, da sie die allgemeinen Interessen und nicht die Interessen einer einzigen Klasse vertrete!
Jedoch war Spanien das Land, in dem das französische Beispiel die Politik der Linken am nachhaltigsten inspirierte. Auch nach dem Massaker in Asturien konzentrierte der PSOE seine Politik auf die Propaganda für den Antifaschismus, für die „vereinigte Front aller Demokraten“, und rief zu einem Volksfrontprogramm gegen die faschistische Gefahr auf. Im Januar 1935 unterzeichnete er ein „Volksfrontbündnis“ mit der Gewerkschaft UGT, den republikanischen Parteien und der spanischen KP, mit kritischer Unterstützung der CNT[iv] und des POUM .[v] Diese „Volksfront“ rief offen zu einer Ersetzung des Arbeiterkampfes durch den Kampf auf bürgerlichem Terrain auf, gegen die faschistischen Fraktionen der Bourgeoisie und zugunsten ihres „antifaschistischen“ und „demokratischen“ Flügels. Der Kampf gegen den Kapitalismus wurde zugunsten eines illusorischen „Reformprogramms“ und einer „demokratischen Revolution“ des Systems aufgegeben. Mittels der Mystifikation der falschen antifaschistischen und demokratischen Front mobilisierte die Linke das Proletariat auf dem Terrain der Wahlen und errang darüber hinaus im Februar 1936 einen Wahltriumph: „Diese (die republikanisch-sozialistische Koalition 1931-33) war eine aufschlussreiche Demonstration, wie man die Demokratie als Manövriermasse für die Aufrechterhaltung des kapitalistischen Regimes einsetzt (...) auch 1936 ergab sich auf dieselbe Weise die Möglichkeit, das spanische Proletariat nicht hinter seinen Klasseninteressen aufzustellen, sondern hinter der Verteidigung der ‚Republik‘, des ‚Sozialismus‘ und des ‚Fortschritts‘ gegen Monarchismus, Klerikalfaschismus und Reaktion. Dies zeigt die tiefe Verwirrung der Arbeiter in Spanien, wo das Proletariat erst kürzlich seine Kampfbereitschaft und seinen Opfergeist bewiesen hatte.“ (Bilan Nr. 28, Februar – März 1936)
In der Tat gelang es der antifaschistischen Politik der Linken und der Bildung der „Volksfronten“, die Arbeiter zu atomisieren, innerhalb der Bevölkerung zu verwässern, sie für die demokratische Umwandlung des Kapitalismus zu mobilisieren, ja sie mit chauvinistischem und nationalistischem Gift zu durchtränken. Bilans Einschätzung erwies sich als richtig, als am 14. Juli 1935 die Volksfront offiziell verkündet wurde: „Eindrucksvolle Massendemonstrationen signalisieren die Auflösung des französischen Proletariats in das kapitalistische Regime. Trotz der Tatsache, dass Abertausende von Arbeitern durch die Straßen von Paris marschieren, gibt es keinen Arbeiterkampf für die eigenen Ziele mehr, genauso wenig wie in Deutschland. In diesem Zusammenhang markiert der 14. Juli einen entscheidenden Moment im Prozess der Desintegration des Proletariats und des Wiederaufbaus der heiligen Einheit der kapitalistischen Nation (...) Die Arbeiter trugen geduldig die Nationalfahne, sangen die Nationalhymne und applaudierten gar Daladier, Cot und anderen kapitalistischen Ministern, die zusammen mit Blum und Cachin[vi] feierlich geschworen hatten, ‚den Arbeitern Brot, den Jungen Arbeit und der Welt Frieden zu geben‘. Was bedeutete: Bleikugeln, Kasernen und imperialistischer Krieg für jedermann.“ (Bilan Nr. 21, Juli – August 1935)
Die ökonomischen Maßnahmen der Volksfront: Der Staat im Dienste der Arbeiter?
Aber hat die Linke die Schrecken der freien Konkurrenz des „Monopol“-Kapitalismus nicht zumindest gelindert durch ihre Maßnahmen zur Stärkung der staatlichen Kontrolle über die Wirtschaft? Hat sie somit nicht die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse verteidigt? Es ist einmal mehr notwendig, die von der Linken gerühmten Maßnahmen in den allgemeinen Rahmen der Situation des Kapitalismus zu stellen.
Zu Beginn der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts herrschte totale Unordnung in der kapitalistischen Produktion. Die weltweite Krise warf Millionen von Proletariern auf die Strasse. Die ökonomische Krise, hervorgerufen durch die Dekadenz des kapitalistischen Systems, manifestierte sich in der großen Depression der 30er Jahre (Börsenkrach 1929, rekordhohe Inflationsraten, Rückgang in Wachstum und industrieller Produktion, dramatische Beschleunigung der Arbeitslosigkeit). Dies drängte die siegreiche Bourgeoisie unerbittlich zum imperialistischen Krieg um die Neuaufteilung des übersättigten Weltmarktes. „Exportiere oder stirb“ wurde der Slogan jeder nationalen Bourgeoisie. Die nationalsozialistischen Führer drückten dies klar aus.
Auf dem Weg zum Krieg, die Entwicklung der Kriegswirtschaft
Nach dem Ersten Weltkrieg fand sich Deutschland durch den Versailler Vertrag seiner wenigen Kolonien beraubt und von Kriegsschulden und Reparationszahlungen niedergedrückt. Es war eingezäunt im Zentrum Europas und von diesem Zeitpunkt an wuchs dort das Problem heran, welches die Politik aller europäischen Länder für die nächsten zwei Jahrzehnte bestimmen sollte. Im Zuge des Wiederaufbaus seiner Wirtschaft war Deutschland gezwungen, neue Absatzmöglichkeiten für seine Güter zu finden, wobei seine Expansion nur im Rahmen Europas stattfinden konnte. Die Ereignisse beschleunigten sich, als Hitler 1933 an die Macht kam. Die ökonomischen Bedürfnisse, die Deutschland in den Krieg drängten fanden ihren Ausdruck in der nationalsozialistischen Ideologie: Die Ablehnung des Versailler Vertrages, die Forderung nach „Lebensraum“, der nur in Europa sein konnte.
Dies überzeugte gewisse Teile der französischen Bourgeoisie, dass der Krieg unvermeidlich war und dass Sowjetrussland ein guter Alliierter sei, die pangermanischen Aspirationen abzuwehren. Dies umso mehr, als die Situation auf internationaler Ebene immer klarer wurde: Deutschland verließ den Völkerbund und die UdSSR trat ihm bei. Ehemals hatte diese die deutsche Karte gegen die Kontinentalblockade der westlichen Demokratien ausgespielt. Aber dann wurde die Beziehung Deutschlands zu den USA besser, als diese vermehrt in die deutsche Wirtschaft investierten, die dank dem Dawes-Plan[vii] wieder in Fahrt kam, und so den ökonomischen Wiederaufbau einer westlichen „Bastion“ gegen den Kommunismus förderten. An diesem Punkt orientierte das stalinistische Russland seine Außenpolitik neu in Richtung eines Bruches dieser Allianz. In der Tat glaubten wichtige Teile der Bourgeoisie in den westlichen Ländern bis zu einem späten Zeitpunkt, dass sich der Krieg mit Deutschland mit Hilfe von wenigen Konzessionen und vor allem, indem man Deutschlands notwendige Expansion in den Osten lenkte, verhindern ließe. München 1938 brachte dieses kontinuierliche Unverständnis der Situation und des kommenden Krieges zum Ausdruck.
Die Reise des französischen Außenministers Laval nach Moskau unterstrich 1935 mit der französisch-russischen Annäherung dramatisch diese Aufstellung der imperialistischen Bauern auf dem europäischen Schachbrett. Stalins Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages implizierte die Anerkennung der französischen Verteidigungspolitik und ermutigte die französische KP, für die Militärkredite zu stimmen. Wenige Monate später, im August 1935, zog der VII. Kongress der Komintern für Russland die politischen Konsequenzen einer möglichen Allianz mit den westlichen Ländern zwecks Konfrontation des deutschen Imperialismus. Dimitrow benannte den neuen Feind, den es zu bekämpfen galt: Faschismus. Die Sozialisten, welche bis anhin heftig kritisiert wurden, wurden zu einer demokratischen Kraft (unter anderen) mit welcher man sich, wenn es galt, den faschistischen Feind zu besiegen, verbünden musste. Die stalinistischen Parteien in anderen Ländern folgten der 180-Grad-Drehung des großen Bruders, der KPdSU, und wurden so die feurigsten Verteidiger der imperialistischen Interessen des so genannten „Sozialistischen Vaterlandes“.
Kurz gesagt fühlten alle industrialisierten Länder einen großen Drang, ihre Kriegsökonomie zu entwickeln; nicht nur die Rüstungsproduktion, sondern auch die ganze Infrastruktur, welche für diese Produktion nötig war. Alle Großmächte, sowohl die „demokratischen“ wie die „faschistischen“, entwickelten eine ähnliche Politik der großen öffentlichen Werke unter Staatskontrolle und einer Rüstungsindustrie, welche gänzlich auf die Vorbereitung eines zweiten Weltkrieges ausgerichtet war. Darum herum organisierte sich die Wirtschaft, sie erzwang eine Reorganisation der Arbeit, von welcher der „Taylorismus“ der vorzüglichste Sprössling war.
Die Linke und die Maßnahmen zur staatlichen Kontrolle
Eine der Hauptcharakteristiken „linker“ Wirtschaftspolitik war die Stärkung staatlicher Maßnahmen mit dem Zweck, die krisengeschüttelte Wirtschaft zu unterstützen, und die staatliche Kontrolle über verschiedene Sektoren der Wirtschaft. Dies rechtfertigte Maßnahmen „einer ‚kontrollierten Wirtschaft’, eines ‚Staatssozialismus’, der die Bedingungen reifen lässt, welche es den ‚Sozialisten’ erlauben sollen, ‚friedlich’ und stufenweise die Mühlen des Staates zu erobern“ (Bilan Nr. 3, Januar 1934). Solche Maßnahmen wurden allgemein von der ganzen europäischen Sozialdemokratie gepriesen. Sie wurden in das Wirtschaftsprogramm der Volksfront in Frankreich aufgenommen, bekannt als Jouhaux-Plan. In Spanien beinhaltete das Programm der Volksfront eine breite Politik von Agrarkrediten, einen Plan für weitläufige öffentliche Investitionen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie eine Arbeitsgesetzgebung, welche zum Beispiel einen Minimallohn festsetzte. Wir können deren eigentliche Bedeutung erkennen, indem wir eines ihrer Vorbilder untersuchen, den „New Deal“, welcher in den USA unter Roosevelt nach der Krise von 1929 eingeführt wurde. Ebenfalls analysiert werden sollte die best entwickelte theoretische Konkretisierung dieses „Staatssozialismus“, der „Plan de Travail“ des belgischen Sozialisten Henri De Man.
Der „New Deal“, in Kraft gesetzt in den USA ab 1932, war ein Plan des wirtschaftlichen Wiederaufbaus und des „sozialen Friedens“. Die Intervention von Seiten der Regierung zielte ab auf die Wiederherstellung des Gleichgewichts des Bankensystems, die Wiederbelebung des Finanzmarktes, die Umsetzung bedeutender öffentlicher Investitionen (Dammbauten durch die Behörden des Tennessee Valleys gehen auf diese Zeit zurück) und bestimmter sozialer Programme (Pensionssystem, Arbeitslosenversicherung, usw.). Die Rolle der neuen Bundesagentur, der „National Recovery Administration“ (NRA, etwa „Nationale Wiederaufschwungsverwaltung“), bestand darin, Preise und Löhne in Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und Gewerkschaften zu stabilisieren. Sie schuf die „Public Works Administration“ (PWA, Verwaltung öffentlicher Bauten) zur Förderung einer Politik großer öffentlicher Investitionen.
Hat die Regierung von Roosevelt, ohne es zu wissen, den Arbeiterparteien den Weg bereitet, die wichtigsten Hebel der staatlichen Macht zu erobern? Für Bilan war das Gegenteil wahr: „Die Intensität der Wirtschaftskrise akkumulierte zusammen mit der Arbeitslosigkeit und dem Elend von Millionen die Gefahr eines ernsthaften sozialen Konflikts, welche der amerikanische Kapitalismus mit allen möglichen Mitteln entschärfen oder ersticken musste“ (Bilan Nr. 3, Januar 1934). So gesehen waren diese Maßnahmen alles andere als förderlich für das Wohl der Arbeiter, die Maßnahmen für den „sozialen Frieden“ waren direkte Angriffe auf die Klassenautonomie des Proletariats. „Roosevelt hatte nicht vor, die Arbeiterklasse in die Klassenopposition zu führen, sondern dieselbe innerhalb des kapitalistischen Regimes und unter der Kontrolle des kapitalistischen Staates aufzulösen. So konnten soziale Konflikte nicht mehr aus dem realen (Klassen-)Kampf zwischen den Arbeitern und den Unternehmern heraus entstehen, sondern wurden auf den Gegensatz zwischen Arbeiterklasse und NRA, einem staatskapitalistischen Organ begrenzt. So mussten die Arbeiter jegliche Initiative in diesem Kampf aufgeben und ihr Schicksal dem Gegner überlassen“ (ebenda).
Einer der Hauptarchitekten dieser Maßnahmen der Staatskontrolle und geistiger Vater einer Mehrzahl derselben war Henri De Man. Er war der Kopf des Institutes der POB-Kader sowie Vizepräsident und führende Figur der Partei ab 1933. Seine Maßnahmen wurden sowohl von der Volksfront als auch von faschistischen Regimes (Mussolini war einer seiner großen Bewunderer) in die Praxis umgesetzt. Für De Man, der detaillierte Studien über industrielle und soziale Entwicklung in den USA und in Deutschland durchgeführt hatte, mussten „alte Dogmas“ überwunden werden. Für ihn war die Grundlage des Klassenkampfes das Gefühl einer sozialen Minderwertigkeit der Arbeiter. So sollte der Sozialismus weniger auf die Befriedigung der materiellen Bedürfnisse einer Klasse (der Arbeiter), sondern vor allem auf universelle geistige Werte wie Gerechtigkeit, Respekt der menschlichen Persönlichkeit und die Sorge um das „Allgemeinwohl“ ausgerichtet werden. So wurden die unvermeidlichen und unversöhnlichen Gegensätze zwischen der Arbeiterklasse und den Kapitalisten beseitigt. Nicht nur musste die Revolution abgelehnt werden, sondern auch der „alte Reformismus“, welcher in Perioden der Krise nicht anwendbar war. Es mache keinen Sinn, ein immer größeres Stück eines konstant schwindenden Kuchens zu verlangen. Ein neuer und größerer Kuchen musste gebacken werden. Das war das Ziel seiner so genannten „konstruktiven Revolution“. Innerhalb dieses Rahmens entwickelte er 1933 für den „Weihnachts“-Kongress des POB seinen „Plan de Travail“, welcher „strukturelle Reformen“ des Kapitalismus anstrebte:
- Verstaatlichung der Banken, welche weiter existieren, jedoch einen Teil ihrer Aktien einer staatliche Kreditinstitution verkaufen und die Richtlinien des wirtschaftlichen Plans befolgen sollten;
- die gleiche Kreditinstitution sollte Anteile großer Monopole in einigen zentralen Industriesektoren (zum Beispiel dem Energiesektor) kaufen, so dass diese zu gemischten Unternehmen unter der gemeinsamen Kontrolle der Kapitalisten und des Staates würden;
- Neben diesen „assoziierten“ Unternehmen sollte ein freier kapitalistischer Sektor weiter existieren, der vom Staat gefördert und unterstützt würde;
- die Gewerkschaften sollten mit Hilfe einer „Arbeiterkontrolle“ direkt in die Koordination dieser gemischten Ökonomie eingebunden werden – eine Richtlinie, die De Man auf der der Grundlage von Erfahrungen in großen US-amerikanischen Fabriken verteidigte.
Wie führten diese von De Man angepriesenen „Strukturreformen“ zur Verteidigung des Klassenkampfes der Arbeiter? Für Bilan wollte De Man „zeigen, dass sich der Kampf der Arbeiter natürlich begrenzen musste auf nationale Ziele in Form und Inhalt und dass Sozialisierung fortschreitende Verstaatlichung der kapitalistischen oder gemischten Wirtschaft bedeutete. Unter dem Deckmantel der „unmittelbaren Aktion“ predigte De Man eine nationale Anpassung der Arbeiter an die „einzigartige und unteilbare Nation“ und stellte dies dar als die äußerste Zuflucht der von der kapitalistischen Reaktion gehemmten Arbeiter.“ Schließlich „zielen die strukturellen Reformen von H. De Man darauf ab, den realen Kampf der Arbeiter – und das ist deren einziges Ziel - in den Bereich des Irrealen zu verbannen. Sie schließen jeglichen Kampf für die Verteidigung unmittelbarer oder historischer Interessen des Proletariats im Namen einer strukturellen Reform aus, welche, was ihre Konzeption und Mittel betrifft, der Bourgeoisie nur helfen konnte, ihren Klassenstaat zu stärken, indem die Arbeiterklasse auf ihre Ohmacht reduziert wurde.“ (Bilan Nr. 4, Februar 1934).
Aber Bilan ging noch weiter und setzte den „Plan de Travail“ in den Kontext der Rolle, welche die Linke im damaligen historischen Rahmen spielte. „Der Aufstieg des Faschismus in Deutschland beendete eine bestimmende Periode von Arbeiterkämpfen. (...) Die Sozialdemokratie, welche ein wesentliches Element in diesen Niederlagen war, war auch ein Element in der organischen Reformation des Lebens des Kapitalismus. (...) Sie benutzte eine neue Sprache, um mit ihren Aufgaben fortzufahren. Sie lehnte verbal den Internationalismus ab, da dieser nicht länger notwendig war und ging über zu einer offenen ideologischen Vorbereitung der Arbeiter zur Verteidigung „ihrer Nation“. (...) Hier findet sich der wahre Ursprung von De Mans Plan. Dieser ist ein konkreter Versuch, mit Hilfe einer adäquaten Mobilisation, die Niederlage des revolutionären Internationalismus genau so zu sanktionieren wie die ideologische Vorbereitung einer Integration des Proletariats in den Kampf des Kapitalismus Richtung Krieg. Deswegen spielt ihr nationaler Sozialismus dieselbe Rolle wie der National-Sozialismus der Faschisten.“ (Bilan Nr. 4, Februar 1934).
Die Analyse des New Deals und von De Mans Plan zeigt gut, dass diese Maßnahmen in keiner Weise in Richtung einer Stärkung des proletarischen Kampfes gegen den Kapitalismus gingen. Im Gegenteil, sie zielten darauf ab, das Proletariat in die Ohnmacht zu treiben, es den Bedürfnissen der nationalen Verteidigung zu unterwerfen. Wie Bilan sagte, kann De Mans Plan auf keine Weise unterschieden werden von den Programmen der Staatskontrolle der faschistischen und Naziregimes oder von denen der stalinistischen Fünfjahrespläne, welche von 1928 an in den UdSSR durchgesetzt wurden und anfangs die Demokraten in den USA inspirierten.
Solche Maßnahmen wurden allgemein verbreitet, weil sie den Bedürfnissen eines dekadenten Kapitalismus entsprachen. In dieser Periode war die allgemeine Tendenz zum Staatskapitalismus eine der dominanten Charakteristiken des sozialen Lebens. „Da in dieser Epoche kein nationales Kapital in der Lage ist, sich uneingeschränkt zu entwickeln, und jedes von ihnen mit einer unbarmherzigen imperialistischen Konkurrenz konfrontiert ist, wird jedes Nationalkapital gezwungen, sich so effektiv wie möglich zu organisieren, um sich nach außen, gegen seine Rivalen, ökonomisch und militärisch bestmöglich zu wappnen und um im Innern der wachsenden Zuspitzung der gesellschaftlichen Widersprüche Herr zu werden. Die einzige Kraft in der Gesellschaft, die diese Aufgaben durchführen kann, ist der Staat.
Nur der Staat kann:
- die Volkswirtschaft global und zentral kontrollieren und die innere Konkurrenz reduzieren, welche die Wirtschaft schwächt. Dabei lautet seine oberste Maxime, die Konkurrenzfähigkeit der nationalen Wirtschaft zu stärken, um der Konkurrenz auf dem Weltmarkt vereint zu begegnen;
- die militärischen Vorkehrungen treffen (Aufbau von militärischen Streitkräften), welche für die Verteidigung der Interessen des nationalen Kapitals in Anbetracht der Verschärfung der internationalen Gegensätze notwendig sind;
- schließlich dank eines ständig verstärkten Unterdrückungsapparates und seiner Bürokratie den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft stärken, welcher durch den sich beschleunigenden Verfall ihrer ökonomischen Grundlagen bedroht ist. (...)“ (Plattform der IKS).
In Tat und Wahrheit waren alle diese Programme der Reorganisation nationaler Produktion unter Staatskontrolle gänzlich auf den ökonomischen Krieg und die Vorbereitung eines neuen weltweiten Schlachtens (Kriegswirtschaft) ausgerichtet. Sie entsprachen genauestens den Bedürfnissen der Bourgeoisie, innerhalb des Kapitalismus in seiner dekadenten Periode zu überleben.
Der Sieg der Volksfront: Die „soziale Revolution“ auf dem Vormarsch?
Aber wurden diese pessimistischen Analysen nicht hinweggefegt von den massiven Streiks im Mai und Juni 1936 in Frankreich, von den sozialen Maßnahmen, welche die Volksfrontregierung ergriff, und von der „spanischen Revolution“, welche im Juli 1936 begann? Bestätigen diese Ereignisse nicht im Gegenteil, dass der Ansatz der „antifaschistischen“ oder „Volksfront“ korrekt war? Waren diese nicht sogar ein konkreter Ausdruck der „sozialen Revolution“ in Aktion? Untersuchen wir das Wesen dieser Ereignisse.
Mai bis Juni 1936 in Frankreich: Die Arbeiter mobilisierten hinter dem demokratischen Staat
Die große Streikwelle, welche unmittelbar auf den Antritt der Volksfrontregierung nach ihrem Wahlsieg am 5. Mai 1936 folgte, sollte die Grenzen der Arbeiterbewegung aufzeigen. Diese Grenzen waren abgesteckt durch die Niederlage der revolutionären Welle und das Gewicht der Konterrevolution.
Die „Errungenschaften“ von 1936
Am 7. Mai brach eine Streikwelle in der Flugzeugindustrie aus, gefolgt von der Bau- und der Automobilindustrie. Begleitet wurde sie von spontanen Fabrikbesetzungen. Trotz ihrer kämpferischen Natur waren diese Auseinandersetzungen ein Zeichen der beschränkten Fähigkeit der Arbeiter, den Kampf auf ihrem eigenen Klassenterrain auszufechten. In den ersten Tagen der Bewegung war die Linke erfolgreich darin, die Ablenkung der Kampfbereitschaft der Arbeiter auf das Terrain der nationalen Interessen als „Sieg der Arbeiter“ darzustellen. Es stimmt zwar, dass zu dieser Zeit die ersten Fabrikbesetzungen überhaupt in Frankreich stattfanden, aber es war auch das erste Mal, dass man Arbeiter gleichzeitig die Marseillaise und die Internationale singen hörte oder sie sowohl hinter der roten Fahne als auch der nationalen „Trikolore“ marschieren sah. Der Kontrollapparat der KP und die Gewerkschaften blieben Herren der Situation und konnten die Arbeiter erfolgreich in ihren Fabriken eingeschlossen halten, zu der besänftigenden Musik des Akkordeons. Währenddessen wurde an der Spitze über ihr Schicksal entschieden, in den Verhandlungen, welche zum Matignon-Abkommen führen sollten. Einheit bestand zwar, aber diejenige des bourgeoisen Kontrollapparates über die Arbeiterklasse, und nicht die Einheit der Arbeiterklasse. Als sich eine kleine Menge Widerspenstiger weigerte zu verstehen, dass es nach der Unterzeichnung des Abkommens Zeit war, wieder an die Arbeit zu gehen, erklärte ihnen die Humanité, dass es „notwendig war, zu wissen, wie man einen Streik stoppt... es sogar notwendig war zu wissen, wie man einen Kompromiss eingeht“ (Maurice Thorez, Rede im Juni 1936) und dass „wir unsere radikalen Freunde nicht erschrecken dürfen“.
Während des Riom-Prozesses, den das Vichy-Regime führte, um die Verantwortlichen für die „moralische Dekadenz Frankreichs“ zu bestrafen, erklärte Léon Blum persönlich, wie die Fabrikbesetzungen in die nationale Mobilisierung hinein passten: „Die Arbeiter waren da als Wächter, Aufseher und in einem gewissen Sinne auch als Mitbesitzer. Und vom speziellen Gesichtspunkt aus, der Sie interessiert, führt die Feststellung, dass es gegenüber dem nationalen Kulturgut eine Gemeinschaft von Rechten und Pflichten gibt, nicht zur Sicherung und Vorbereitung seiner gemeinsamen und einhelligen Verteidigung? (...) auf diese Weise schafft man Schritt für Schritt für die Arbeiter ein gemeinsames Eigentum im Vaterland; auf diese Weise lehrt man sie das Vaterland zu verteidigen.“
Die Linke kriegte was sie wollte: Sie brachte die Kampfbereitschaft der Arbeiter auf den unfruchtbaren Boden des Nationalismus, des nationalen Interesses. „Die Bourgeoisie ist gezwungen, sich an die Volksfront zu wenden, um den unvermeidlichen Ausbruch des Klassenkampfes zu ihrem Wohl zu kanalisieren, speziell da die Volksfront als Ausfluss der Arbeiterklasse erscheint und nicht als die kapitalistische Macht, welche das Proletariat auflöste, um es für den Krieg zu mobilisieren“ (Bilan Nr. 32, Juni-Juli 1936). Um jeglichem Arbeiterwiderstand ein Ende zu setzen, benutzten die Stalinisten ihre Knüppel gegen jene, welche „sich selbst zu kurzsichtigen Aktionen provozieren ließen“ (M. Thorez, 8. Juni 1936), und die Volksfront holte 1937 die Polizei herbei, um die Arbeiter in Clichy niederzuschießen. Indem sie die letzten Reste an aufsässigen Arbeitern zusammenschlug oder tötete, zwang die Bourgeoisie das ganze französische Proletariat in die Verteidigung der Nation.
Im Wesentlichen gab es im Programm der Volksfront nichts, um was sich die Bourgeoisie hätte Sorgen machen müssen. Am 16. Mai versicherte Daladier, der Präsident der Radikalen Partei: „Kein Artikel des Volksfrontprogramms enthält irgendetwas, was die legitimen Interessen irgendeines Bürgers beeinträchtigen, Investoren beunruhigen oder die gesunde Kraft der französischen Arbeit schädigen könnte. Es gibt keinen Zweifel, dass es viele derjenigen, die es so leidenschaftlich bekämpfen, noch nicht einmal gelesen haben“ (L’Oeuvre, 16. Mai 1936). Nichtsdestotrotz musste die Linke, um ihre antifaschistische Ideologie zu verbreiten und in ihrer Rolle als Verteidiger des Vaterlandes und des kapitalistischen Staates glaubwürdig zu bleiben, ein paar Krümel verteilen. Die Matignon-Abkommen und der Pseudoerfolg von 1936 machten es möglich, die Linke an der Macht als „großen Sieg der Arbeiter“ darzustellen und deren Vertrauen in die Volksfront und in ihre Verteidigung des bürgerlichen Staates sogar in Kriegszeiten zu gewinnen.
Dieses berühmt berüchtigte Matignon-Abkommen, unterzeichnet am 7. Juni 1936, von der CGT gefeiert als ein „Sieg über die Armut“ und bis heute dargestellt als ein Vorbild für „soziale Reformen“, war somit der Köder, mit Hilfe dessen den Arbeitern die Volksfront verkauft wurde. Was hat es konkret gebracht? Unter dem Anschein von „Konzessionen“ an die Arbeiterklasse, wie zum Beispiel Lohnerhöhungen, der 40-Stundenwoche und von bezahlten Ferien, sicherte die Bourgeoisie vor allem die Produktion unter der Führung eines „unparteiischen“ Staates, wie der CGT-Führer Léon Juhaux aufzeigte: „(...) der Beginn einer neuen Ära (...), der Ära direkter Beziehungen zwischen den beiden großen organisierten wirtschaftlichen Kräften des Landes (...). Entscheidungen wurden gänzlich unabhängig getroffen, unter der Schirmherrschaft der Regierung, welche nötigenfalls die Rolle eines Schiedsrichters übernahm, was ihrer Rolle als Repräsentant des allgemeinen Interesses entspricht“ (Radioansprache des 8. Juni 1936). Das Ziel war, die Arbeiter dazu zu bringen, beispiellose Produktionsbeschleunigungen durch Einführung neuer Methoden der Arbeitsorganisation zu akzeptieren, welche das Ziel hatten, die stündliche Produktivität speziell in der Rüstungsindustrie zu verzehnfachen. Dies bedeutete die Verallgemeinerung des Taylorismus, der Fließbandproduktion und die Diktatur der Stoppuhr in den Fabriken.
Es war Léon Blum persönlich, der den „sozialen“ Schleier lüftete, welcher die Gesetze von 1936 verdeckte, und zwar in seiner Rede vor dem Riom-Prozess 1942, welcher die Schuld an der Niederlage gegen die Nazis der Volksfront und der 40-Stundenwoche in die Schuhe schieben wollte: „Was liegt hinter der Stundenproduktivität? (...) Sie hängt ab von der guten Koordination und Anpassung der Bewegungen des Arbeiters an die Maschine; sie hängt ebenso vom moralischen und physischen Zustand des Arbeiters ab.
Es gibt in Amerika eine ganze Denkschule, die Schule von Taylor und den Bedeau-Ingenieuren, welche man auf Inspektion am Fabrikband sehen kann. Diese unternahmen gründliche Studien der materiellen Organisationsmethoden, welche die Stundenproduktion einer Maschine maximieren, was genau ihre Absicht war. Aber es gibt auch die Gilbreth-Schule, welche Daten zur physischen Verfassung der Arbeiter untersuchte, damit diese Steigerung erreicht werden kann. Der Hauptpunkt ist, die Erschöpfung des Arbeiters zu beschränken (...) Glauben sie nicht, dass all unsere soziale Gesetzgebung darauf hinauslief, diese moralische und physische Verfassung zu verbessern: Der kürzere Arbeitstag, mehr Muße, bezahlte Ferien, das Gefühl, eine gewisse Würde und Gleichheit erobert zu haben - all dies sollten Elemente sein, um die Stundenproduktivität, die der Arbeiter aus der Maschine herausholen konnte, zu erhöhen.“
Aus diesen Gründen und auf diese Weise waren die „sozialen“ Maßnahmen der Volksfrontregierung notwendig, um das Proletariat in die neuen Produktionsmethoden einzubinden, welche auf eine schnelle Wiederbewaffnung der Nation abzielten, bevor der Krieg ausbrach. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass bezahlte Ferien in der einen oder anderen Form in allen kriegswilligen entwickelten Ländern gleichzeitig garantiert wurden und so ihren Arbeitern derselbe Produktionsrhythmus aufgezwungen wurde.
Im Juni 1936 brach in Belgien unter dem Eindruck der Bewegung in Frankreich ein Dockarbeiterstreik aus. Nachdem die Gewerkschaften zuerst versucht hatten, ihn zu stoppen, anerkannten sie schließlich die Bewegung und richteten sie auf Forderungen aus, die denen der französischen Volksfront glichen: Lohnerhöhungen, die 40- Stundenwoche und eine Woche bezahlten Urlaubs. Am 15. Juni breitete sich die Bewegung aus auf Borinage und die Regionen von Liège und Limburg: Im ganzen Land standen 350'000 Arbeiter im Streik. Das Hauptresultat der Bewegung war die Verbesserung sozialer Konsultation durch die Einsetzung der nationalen Arbeitskonferenz, in der sich Bosse und Gewerkschaften auf den nationalen Plan zur Optimierung der Wettbewerbsfähigkeit der belgischen Industrie einigten.
Sobald einmal die Streiks beendet und ein bleibender Zuwachs der Stundenproduktivität erreicht waren, hatte die Volksfrontregierung freie Hand, wieder zurück zu nehmen, was sie gewährt hatte. Die Lohnerhöhungen wurden innerhalb von Monaten von der Inflation weggefressen (die Nahrungsmittelpreise stiegen zwischen 1936 und 1938 um 54%), die 40-Stundenwoche wurde ein Jahr später von Blum selbst in Frage gestellt und dann komplett vergessen, sobald Daladiers radikale Regierung 1938 die ganze wirtschaftliche Maschinerie in Vorbereitung des Krieges beschleunigte: Abschaffung der Extrazahlungen für die ersten 250 Überstunden sowie der Arbeitsverträge, welche Akkordarbeit verboten, und Bestrafung all jener im Namen der nationalen Verteidigung, welche Überstunden ablehnten. „Fabriken, welche für die nationale Verteidigung arbeiteten, wurden ohne weiteres von der Auflage der 40-Stundenwoche befreit. In den meisten anderen Dingen erhielt ich 1938 von den Arbeiterorganisationen die Zustimmung für eine 45-Stundenwoche in Fabriken, welche direkt oder indirekt für die nationale Verteidigung arbeiteten“ (Blum während des Riom-Prozesses). Schlussendlich erhielten die Bosse mit Unterstützung der Regierung Blum und der Zustimmung der Gewerkschaften ihre bezahlten Ferien zurück. Weihnachten und Neujahr wurden in die bezahlte Ferienzeit integriert. Dem folgte die Abschaffung von allen existierenden öffentlichen Feiertage: das Ganze summierte sich auf 80 Stunden Extraarbeit auf, welche genau den von der Volksfront gewährten zwei Wochen bezahlter Ferien entsprachen.
Was die Anerkennung der Gewerkschaftsdelegierten und der Tarifverträge betrifft, symbolisierte dies nichts mehr als die Stärkung des gewerkschaftlichen Zugriffs auf die Arbeiter durch die Verstärkung ihrer Präsenz in den Fabriken. Léon Juhaux, Sozialist und Gewerkschaftsführer, erklärte diesen Zweck mit folgenden Worten: „Die Arbeiterorganisationen (d.h. die Gewerkschaften) wollen sozialen Frieden. Zum einen, um die Volksfrontregierung nicht in Verlegenheit zu bringen, und zum andern, um die Wiederaufrüstung nicht zu behindern.“ Wenn die Bourgeoisie den Krieg vorbereitet, muss der Staat die ganze Gesellschaft kontrollieren, um all ihre Energie auf dieses blutige Ziel zu konzentrieren. Und in den Fabriken sind es die Gewerkschaften, welche es dem Staat erlauben, die Arbeitskraft zu überwachen.
Wenn es einen Sieg gab, dann war es der Unheil verkündende Sieg des Kapitals, welches seine einzige „Lösung“ der Krise vorbereitet: den imperialistischen Krieg.
Vorbereitung auf den Krieg
In Frankreich wurde die Verteidigung der imperialistischen Interessen der französischen Bourgeoisie seit dem Beginn der Volksfront mit ihrer Parole „Frieden, Brot, Freiheit“ und über den Antifaschismus und den Pazifismus hinaus mit den demokratischen Illusionen vermischt. Auf diesem Hintergrund nützte die „Linke“ geschickt die Kriegsvorbereitung, die in internationalem Maßstab stattfand, aus, um zu zeigen, dass die „faschistische Gefahr vor den Türen des Landes“ stehe, indem sie zum Beispiel eine Kampagne über den italienischen Angriff auf Äthiopien vom Zaun riss. Noch offensichtlicher teilten sich die SFIO und die KP die Arbeit hinsichtlich des spanischen Bürgerkrieges: Während die SFIO die Intervention in Spanien im Namen des „Pazifismus“ ablehnte, propagierte die KP genau diese Intervention im Namen des „antifaschistischen Kampfes“.
Wenn somit das französische Kapital der Volksfrontregierung dankbar sein muss, so ist es insbesondere dafür, die Aufgabe der Kriegsvorbereitung übernommen zu haben. Sie hat dies auf dreierlei Arten bewerkstelligt:
- Zuerst einmal konnte die Linke die riesigen Arbeitermassen, die sich im Streik befanden, als Druckmittel gegen die rückständigsten Kräfte der Bourgeoisie benützen, indem sie ihnen die notwendigen Maßnahmen zum Schutz des nationalen Kapitals angesichts der Krise aufzwang und dies gleichzeitig als einen Sieg der Arbeiterklasse verkaufte.
- Weiter setzte die Volksfront ein Rüstungsprogramm um, das die Verstaatlichung der Kriegsindustrie beinhaltete und über das Blum später während des Riom-Prozesses zu Protokoll geben sollte: „Ich habe ein großes Steuerpaket unterbreitet (…), das darauf abzielte, alle Kräfte der Nation auf die Rüstung zu konzentrieren, und das diese intensiven Rüstungsanstrengungen zur Bedingung selbst, zum eigentlichen Element eines endgültigen industriellen und wirtschaftlichen Aufschwungs machte. Es ließ die liberale Wirtschaftspolitik hinter sich und stellte sich auf die Ebene einer Kriegswirtschaft.“
Tatsächlich war sich die Linke des kommenden Krieges bewusst; allen voran sie drängte auf ein französisch-russisches Bündnis, sie griff die Münchener Tendenzen innerhalb der französischen Bourgeoisie aufs Schärfste an. Die „Lösungen“, die sie angesichts der Krise durchsetzt, waren nicht anders als diejenigen im faschistischen Deutschland, in den USA mit ihrem New Deal oder im stalinistischen Russland: Entwicklung des unproduktiven Sektors der Waffenindustrie. Welches auch immer die Maske war, hinter der sich das nationale Kapital versteckte, waren die ergriffenen wirtschaftlichen Maßnahmen die gleichen. Wie Bilan feststellte: „Es ist kein Zufall, dass die großen Streiks in der Metallindustrie ausbrachen und da in den Flugzeugfabriken begannen (…) es sind diese Sektoren, die heute aufgrund der im ganzen Land befolgten Rüstungspolitik voll ausgelastet sind. Dies spüren die Arbeiter und sie mussten ihre Bewegung auslösen, um den brutalen Rhythmus des Fliessbandes zu bremsen (…)“.
- Schließlich und vor allem führte die Volksfront das Proletariat auf das schlimmste Terrain, nämlich auf dasjenige seiner Niederlage und Vernichtung: des Nationalismus.
Mittels der vaterländischen Hysterie, die die Linke in der Form des Antifaschismus lostrat, wurde das Proletariat dazu gebracht, eine Fraktion der Bourgeoisie gegen die andere zu verteidigen, die demokratische gegen die faschistische, einen Staat gegen einen anderen, Frankreich gegen Deutschland. Die KPF verkündete: „Die Stunde der Umsetzung der allgemeinen Volksbewaffnung hat geschlagen, der Umsetzung der radikalsten Reformen, die eine Verzehnfachung der Kraft der militärischen und technischen Mittel des Landes erlauben werden. Die Armee des Volkes, die Armee der in Reih und Glied stehenden Arbeiter und Bauern, die wohl ausgebildet, wohl geführt werden durch der Republik treue Offiziere“. Im Namen dieses „Ideals“ feierten die „Kommunisten“ Jeanne d’Arc, „die große Befreierin Frankreichs“, rief die KP zur Bildung einer Französischen Front auf und übernahm die Losung, die noch ein paar Jahre zuvor diejenige der extremen Rechten gewesen war: „Frankreich den Franzosen!“ Unter dem Vorwand, die durch den Faschismus bedrohten demokratischen Freiheiten zu verteidigen, brachten sie die Proletarier dazu, die für die Gesundheit des französischen Kapitals nötigen Opfer zu erbringen und schließlich das eigene Leben im Gemetzel des Zweiten Weltkrieges zu opfern.
Für diese Henkersaufgabe fand die Volksfront effiziente Verbündete bei ihren Kritikern auf der Linken: der Sozialistischen Arbeiter- und Bauernpartei (PSOP) von Marceau Pivert, Trotzkisten und Anarchisten. Diese spielten die Rolle der Einpeitscher gegenüber den kämpferischsten Teilen der Arbeiterklasse und warfen sich in die Pose der „Radikaleren“, doch waren sie nur „radikaler“ in der Verblendung der Arbeiter. Die Sozialistischen Jugendorganisationen der Seine, wo die Trotzkisten eines Craipeau oder Roux Entrismus betrieben, waren die ersten, die auf antifaschistische Milizen setzten und sie organisierten, die Freunde Piverts, die dem PSOP beitraten, kritisierten am lautesten die „Feigheit“ von München. Alle waren sie einmütig in der Verteidigung der spanischen Republik, Seite an Seite mit den Antifaschisten, und alle sollten später am interimperialistischen Blutbad als Teil der Résistance teilnehmen. Alle leisteten ihren Beitrag zum Schutze des nationalen Kapitals, sie machten sich verdient um das Vaterland!
Spanien, Juli 1936: das Proletariat zur Schlachtbank geschickt
Mit der Bildung der Volksfront (Frente Popular) und ihrem Sieg in den Wahlen vom Februar 1936 brachte die Bourgeoisie das Gift der "demokratischen Revolution" in die Arbeiterklasse und es gelang ihr so, die Arbeiterklasse an die Verteidigung des "demokratischen" bürgerlichen Staates zu binden. Als unmittelbar nach den Wahlen eine neue Streikwelle ausbrach, bremsten und sabotierten sie die Linken und die Anarchisten, weil sie angeblich „Wasser auf die Mühlen der Unternehmer und der Rechten“ war. Diese Politik fand während des militärischen Putsches vom 18. Juli 1936 einen konkreten und tragischen Ausdruck. Die Arbeiter reagierten auf den Staatsstreich sofort mit Streiks, der Besetzung von Kasernen und der Entwaffnung der Soldaten, und zwar gegen die Anweisungen der Regierung, die zur Ruhe aufrief. Dort wo die Aufrufe der Regierungen befolgt wurden ("die Regierung befiehlt, die Volksfront gehorcht"), übernahm das Militär das Kommando, worauf eine blutige Unterdrückung folgte.
"Der bewaffnete Kampf an der imperialistischen Front ist das Grab des Proletariats" (Bilan Nr. 34)
Doch die Illusion der "spanischen Revolution" wurde verstärkt durch das vermeintliche „Verschwinden“ des republikanischen Kapitalistenstaates und die Nichtexistenz der Bourgeoisie, wo sich alle hinter einer „Pseudoarbeiterregierung“ und hinter „noch linkeren“ Organisationen wie dem „Zentralkomitee der Antifaschistischen Milizen“ oder dem „Zentralrat der Wirtschaft“ versteckten, welche die Illusion einer Doppelmacht aufrechterhielten. Im Namen dieses „revolutionären Wechsels“, der so leicht errungen war, verlangte und erhielt die Bourgeoisie von den Arbeitern den Burgfrieden mit dem alleinigen Ziel, Franco zu schlagen. Aber „die Alternative ist nicht diejenigen zwischen Azaña und Franco, sondern zwischen Bourgeoisie und Proletariat; ob der eine oder der andere der beiden Partner geschlagen wird, der wirkliche Verlierer ist in jedem Fall das Proletariat, das den Preis eines Sieges entweder von Azaña oder von Franco bezahlt“ (Bilan n°33, Juli-August 1936).
Sehr schnell lenkte die republikanische Regierung der Volksfront mit Hilfe der CNT (3) und des POUM (4) die Reaktion der Arbeiter auf den franquistischen Staatsstreich um auf den Weg eines antifaschistischen Kampfes. Sie manövrierte, damit der soziale, wirtschaftliche und politische Kampf gegen die gesamten Kräfte der Bourgeoisie einer militärischen Konfrontation in den Schützengräben Platz machte, die nur gegen Franco gerichtet war. Und die Bewaffnung der Arbeiter fand nur statt, damit sie an die militärische Front des „Bürgerkrieges“ ins Gemetzel geschickt werden konnten, weit weg von ihrem Klassenterrain. „Man könnte annehmen, dass die Bewaffnung der Arbeiter vom politischen Gesichtspunkt her an sich eine gute Sache ist und dass die Arbeiter, wenn sie einmal bewaffnet sind, ihre verräterischen Führer in die Wüste schicken und den Kampf auf eine höhere Stufe bringen könnten. Nichts dergleichen ist passiert. Der Volksfront ist es gelungen, die Arbeiter mit der Bourgeoisie zu verbinden, denn sie kämpfen nun unter der Führung und für den Sieg einer der bürgerlichen Fraktionen; somit berauben sich die Arbeiter der Möglichkeit, auf der Grundlage von Klassenpositionen zu wachsen“ (Bilan Nr. 33, Juli-August 1936).
Außerdem war es nicht ein „Bürgerkrieg“, sondern schnell ein ganz normaler Konflikt zwischen Imperialisten und damit eine Hauptprobe für den Zweiten Weltkrieg. Während die Demokratien und Russland sich auf die Seite der Republikaner schlugen, unterstützten Italien und Deutschland die Falangisten. „Anstelle von Klassengrenzen, die allein die Regimente Francos hätten auflösen und den durch die Rechte terrorisierten Bauern Vertrauen geben können, sind andere Grenzen gezogen worden, die wesentlich kapitalistischen, und der Burgfrieden wurde ausgerufen für das imperialistische Gemetzel, Region gegen Region, Stadt gegen Stadt in Spanien, und durch die Ausweitung Staaten gegen Staaten in den beiden Blöcken, in dem demokratischen und dem faschistischen. Dass der Weltkrieg noch nicht begonnen hat, heißt nicht, dass die Mobilisierung des spanischen und internationalen Proletariats für das gegenseitige Abschlachten unter den imperialistischen Fahnen des Faschismus und des Antifaschismus nicht bereits abgeschlossen wäre.“ (Bilan n°34, August-September 1936).
Die Fata Morgana einer „gesellschaftlichen Revolution“
Doch der Krieg in Spanien hat noch einen weiteren Mythos hervorgebracht. Indem die Volksfront den Klassenkampf des Proletariats gegen den Kapitalismus durch den Krieg zwischen „Demokratie“ und „Faschismus“ ersetzte, entstellte sie das Wesen der Revolution: Seine zentrale Zielsetzung ist nun nicht mehr die Zerstörung des bürgerlichen Staates und die Ergreifung der politischen Macht durch das Proletariat, sondern die Maßnahmen der angeblichen Sozialisierung und der Arbeiterselbstverwaltung in den Fabriken. Es sind vor allem die Anarchisten und bestimmten Tendenzen, die sich als rätistisch verstehen, welche diesen Mythos besonders pflegen und so weit gehen zu behaupten, dass in diesem republikanischen, antifaschistischen und stalinistischen Spanien die Eroberung sozialistischer Positionen weiter gegangen sei als das, was die Oktoberrevolution in Russland zustande gebracht habe.
Ohne diese Frage hier aufzurollen, muss doch gesagt werden, dass diese Maßnahmen, selbst wenn sie radikaler gewesen wären, als sie es wirklich waren, nichts an dem grundlegend konterrevolutionären Wesen des Prozesses in Spanien geändert hätten. Für die Bourgeoisie wie für das Proletariat kann der zentrale Punkt der Revolution nichts anders als die Zerstörung oder die Bewahrung des kapitalistischen Staates sein.
Es ist nicht so, dass sich der Kapitalismus bloß vorübergehend mit der Selbstverwaltung oder angeblichen Sozialisierungen (der Schaffung von Kooperativen/Genossenschaften) in der Landwirtschaft abfände, während er nur darauf wartete, sie bei der nächst besten Gelegenheit wieder rückgängig zu machen; vielmehr kann er sie durchaus zur Verschleierung und Ablenkung der proletarischen Energien einführen, damit diese sich in illusorischen Siegen verflüchtigen und das Proletariat von seinem zentralen Ziel abgebracht wird, das mit der Revolution unauflöslich verbunden ist: das der Zerstörung der kapitalistischen Herrschaft, des Staates.
Das Loblied auf die so genannten sozialen Maßnahmen als höchsten Punkt der Revolution ist nichts als Verbalradikalismus, der das Proletariat abbringen soll von seinem revolutionären Kampf gegen den Staat die Mobilisierung als Kanonenfutter im Dienste der Bourgeoisie versteckt. Nachdem das Proletariat sein Klassenterrain verlassen hatte, wurde es in die antifaschistischen Milizen der Anarchisten oder der POUM eingepackt und als Kanonenfutter ins Massaker an der Front geschickt; damit einher ging eine gnadenlose Überausbeutung in immer mehr Opfer im Namen der Produktion für den „Befreiungskrieg“, der antifaschistischen Kriegswirtschaft: Lohnsenkungen, Inflation, Rationierungen, Militarisierung der Arbeit, Verlängerung des Arbeitstages. Und als sich im Mai 1937 das Proletariat in Barcelona verzweifelt erhob, unterdrückten die Volksfront und die Generalitat von Barcelona, an der die Anarchisten aktiv teil hatten, offen den Aufstand, metzelten die Arbeiterklasse dieser Stadt nieder, während die Franquisten ihre Feindseligkeiten einstellten, um die linken Henker ihre Bluttat vollenden zu lassen.
Von den Sozialdemokraten bis zu den Linksextremen sind sich alle einig darüber (und dazu gehören selbst gewisse Fraktionen der bürgerlichen Rechten), dass die Übernahme der Regierungsgeschäfte durch die Linke 1936 in Frankreich und Spanien (aber auch, obwohl zweifellos in weniger spektakulärem Maßstab, in anderen Ländern wie Schweden und Belgien) ein großer Sieg der Arbeiterklasse und ein Zeichen seiner Kampfbereitschaft und Stärke während der dreißiger Jahre gewesen sei. Gegenüber diesen ideologischen Verdrehungen müssen die Revolutionäre heute wie ihre Vorgänger von der Zeitschrift Bilan klar und deutlich den benebelnden Charakter der Volksfronten und ihrer so genannten "Sozialrevolutionen" aufzeigen. Der Einzug der Linken in die Regierung brachte damals vielmehr die Tiefe der Niederlage des Weltproletariats zum Ausdruck und ermöglichte der Bourgeoisie, die Arbeiterklasse in Frankreich und Spanien auf den imperialistischen Krieg auszurichten, den die gesamte Bourgeoisie vorbereitete, indem sie die Arbeiter massenhaft in die antifaschistische Ideologie einlullte.
„(…) Und ich dachte vor allem, dass es ein großartiges Ergebnis und ein großartiges Verdienst war, diese Massen und diese Arbeiterelite zur Liebe und zum Pflichtgefühl gegenüber dem Vaterland geführt zu haben“ (Erklärung von Blum im Riom-Prozess).
1936 ist für die Arbeiterklasse eine der finstersten Zeiten der Konterrevolution, als ihr die schlimmsten Niederlagen als Siege verkauft wurden; als die Bourgeoisie dem Proletariat, das nach der Niederlage der 1917 begonnenen revolutionären Welle noch ohnmächtig darniederlag, fast ohne Opposition ihre „Lösung“ der Krise - den Krieg aufzwingen konnte.
Jos
[i] s. B. Kermoal, "Colère ouvrière à la veille du Front populaire", Le Monde diplomatique, Juni 2006, S. 28.
[ii] Abkürzung für: Section Française de l’Internationale Ouvrière, Französische Sektion der Arbeiterinternationale, gemeint der II. Internationalen, die das Proletariat 1914 verriet.
[iii] Die Zitate betreffend die Volksfronten stammen normalerweise aus: L. Bodin und J. Touchard, Front populaire 1936, Paris: Armand Colin, 1985.
[iv] Confederación Nacional de Trabajo, anarcho-syndikalistische Zentrale.
[v] Partido Obrero de Unificación Marxista, eine kleine, auf Katalonien konzentrierte Partei, die die „radikale“ extreme Linke der Sozialdemokratie darstellte. Sie war Teil des „Londoner Büros“, das international die linken sozialistischen Strömungen (die deutsche SAPD, den französischen PSOP, die britische Independent Labour Party etc.) zusammenfasste.
[vi] Edouard Daladier: Führer der Radikalen Partei, ab 1924 immer wieder Minister (insbesondere zuständig für die Kolonien bzw. die Verteidigung), Regierungschef in den Jahren 1933, 1934 und 1938. In dieser Funktion unterschrieb er am 30. September 1938 das Münchner Abkommen. Pierre Cot: Er begann seine politische Laufbahn als Radikaler und beendete sie als Weggefährte der KPF. Er wurde 1933 von Daladier zum Luftfahrtminister ernannt. Léon Blum: Historischer Führer der SFIO (der sozialistischen Partei) nach der Spaltung am Kongress von Tours 1920, wo die Kommunistische Partei gegründet wurde. Marcel Cachin: Sagenumwobene Figur der KPF, Direktor der Humanité von 1918-1958. Sein Leistungsausweis spricht für sich: Während des Ersten Weltkrieges gehörte er zu den unnachgiebigen Vaterlandsverteidigern, so dass er von der französischen Regierung zu Mussolini geschickt wurde, der damals noch Sozialist war, um diesem das nötige Geld zuzustecken, das er für die Gründung der Zeitung Il popolo d’Italia brauchte, um damit Propaganda für den Kriegseintritt Italien zu treiben. 1917 wurde er nach der Februarrevolution nach Russland geschickt, um die Provisorische Regierung davon zu überzeugen, den Krieg fortzusetzen. Er rühmte sich später, dass er 1918 vor Freude geweint habe, als nach dem Sieg Frankreichs über Deutschland in Strassburg wieder die französische Fahne im Wind geflattert habe. 1920 trat er der KPF bei, wo er zusammen mit Frossard den rechten Flügel der Partei repräsentierte. Während seines ganzen Lebens zeichnete er sich durch Strebertum und Unterwürfigkeit aus, was es ihm erlaubte, alle Kursänderungen der KPF spielend mitzumachen.
[vii] Dieser Plan wurde auf Vorschlag des amerikanischen Bankiers Charles Dawes im August 1924 durch die Londoner Konferenz angenommen, wo sich die Siegermächte und Deutschland versammelt hatten. Dieser Plan sah vor, Deutschland von den „Reparationszahlungen“, die es den Siegern (insbesondere Frankreich) leisten musste, zu entlasten, was ihm eine Wiederankurbelung seiner Wirtschaft und den Amerikanern Investitionen erlauben sollte.