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Im ersten Teil dieses Artikels versuchten wir aufzuzeigen, dass der Charakter der Russischen Revolution nicht durch die besonderen Eigenschaften Russlands zur Zeit der Revolution bestimmt wurde, sondern durch die allgemeine Entwicklung des Weltkapitalismus, dessen Eintritt in die Epoche seines historischen Verfalls durch den imperialistischen Krieg von 1914 markiert wurde. Die objektiven Bedingungen für die proletarische Revolution bestanden international, und die Russische Revolution konnte nur ein Teil dieser Weltrevolution sein. Somit lehnten wir die Theorie der "Rätekommunisten" ab, aus deren Sicht die Russische Revolution eine "bürgerliche" Revolution war. Wir haben aufgezeigt, dass solch eine Analyse zu folgendem führt:
- entweder zur Auffassung der Menschewiki und Kautskys, die zu einem Verrat an der Arbeiterklasse führen
- oder zur stalinistischen Theorie der Möglichkeit des "Sozialismus in einem Land"
- oder zur anarchistischen Auffassung, die den Sozialismus mit der Arbeiterselbstverwaltung in einzelnen Unternehmen gleichsetzt,
- oder zur Auffassung der rechten Sozialdemokraten, für die die proletarische Revolution 1917 in keinem Land auf der Tagesordnung stand. -
Schließlich haben wir aufgezeigt, wie ihre Analyse die Rätekommunisten zu einer Abkehr vom Marxismus verleitet, obgleich sie selbst davon überzeugt sind, dass ihre Analyse auf dem Marxismus beruht.
Im Grunde sind die Verirrungen des Rätekommunismus ein elementarer Ausdruck des schrecklichen Gewichts, das auf all den proletarischen Strömungen der Klasse lastete und das von der längsten Periode der Konterrevolution ausging, die die Arbeiterklasse jemals durchlebt hat. Mit dem riesigen Staatsapparat konfrontiert, der sich in Russland nach der Degeneration der Revolution entwickelt hatte, und - im Gegensatz zu den Stalinisten und Trotzkisten - dazu gezwungen, das konterrevolutionäre Wesen dieses Staates zu brandmarken, hatten die verschiedenen Strömungen der kommunistischen Linken große Schwierigkeiten, die Ursprünge und Ursachen der Niederlage der Arbeiterklasse in Russland zu begreifen. Aber es wäre falsch anzunehmen, dass die Rätekommunisten die einzigen gewesen waren, die sich in dieser schwierigen Lage verirrt hätten. Wenn man einmal vom Trotzkismus und dessen Theorie des "Bonapartismus" zur Erklärung des stalinistischen Phänomens und gleichzeitig zur Rechtfertigung der fortdauernden Verteidigung der UdSSR absieht, muss man feststellen, dass auch die anderen Strömungen der Linkskommunisten sehr konfus in dieser Frage waren. So leistete zwar die Italienische Linke durch ihre Publikation BILAN viele wichtige Beiträge zu einem besseren Verständnis des nachrevolutionären Russland und blieb dennoch lange Zeit in der Auffassung von Russland als einem „entarteten Arbeiterstaat" gefangen. Eine der größten Konfusionen in der linkskommunistischen Bewegung kam jedoch mit dem Erscheinen der bordigistiscben Theorie der "Doppelrevolution" auf, die eine teilweise Rückkehr zu den Absurditäten der Rätekommunisten darstellte.
Die heilige Dualität gemäß der bordigistischen Doktrin
„So lautet die marxistische Erklärung der 'Degenerierung der UdSSR': die Oktoberrevolution, in der das kommunistische Proletariat die Macht ergriff, konnte nur die Überbleibsel des Feudalismus zertrümmern, die eine Barriere der kapitalistischen Entwicklung der Produktivkräfte waren. Politische Diktatur des Proletariats mit einer kapitalistischen Ökonomie: das beschreibt Russland zur Zeit der NEP. Mit der Unterstützung der Weltrevolution hätte die bolschewistische Partei die merkantile Wirtschaft verdrängen und danach den Sozialismus einführen können. Isoliert an der Spitze einer eindrucksvollen kapitalistischen Maschinerie, allein auf weiter Flur, wurde die bolschewistische Partei gezwungen, sich der merkantilen Maschinerie unterzuordnen, und wurde zu einem Rädchen im Getriebe der kapitalistischen Akkumulation". (PROGRAMME COMMUNISTE, Nr. 57, S. 39)[2]
Man erkennt auf den ersten Blick, was die "bordigistische" Auffassung von der "rätekommunistischen" unterscheidet. Für Letztgenannte sind die wirtschaftlichen und politischen Aspekte der Revolution eng miteinander verbunden: Die Installation des Kapitalismus zeichnet sich durch die Machtübernahme durch eine Partei aus, die der Rätekommunismus als bürgerlich bezeichnet. Für Erstgenannte hingegen sind die beiden Aspekte völlig unterschiedlich: Die Bordigisten erkennen den proletarischen Charakters des Oktobers auf politischer Ebene an, aber sie stimmen mit den Rätekommunisten überein, wenn sie behaupten, dass es sich auf wirtschaftlicher Ebene um eine bürgerliche Revolution handelte. Darüber hinaus könnte man eine ganze Reihe von Zitaten finden, die die Konvergenz der beiden Analysen demonstrieren, obgleich sich die Bordigisten stets sehr verächtlich über die Rätekommunisten äußern. Zum Beispiel:
"Wenn man überhaupt von einem 'Wendepunkt' im April 1917 reden kann, dann muss man dabei verstehen, dass dieser mit dem Prozess, der ein fortgeschrittenes kapitalistisches Land zur kommunistischen Revolution führt, nichts zu tun hat; er markiert nicht mehr als den entscheidenden Augenblick einer bürgerlichen und Volksrevolution in einem feudalen Land, das sich im fortgeschrittenen Stadium des Verfalls befindet." (PROGRAMME COMMUNISTE, Nr. 39, S. 21)
Man glaubt Pannekoek zu lesen! Und in der Tat erweist sich die bordigistische Auffassung der "Doppelrevolution" als prinzipiell doppeldeutig. Ihre Vertreter sind gezwungen, sich von einem Artikel zum anderen zu widersprechen, wenn nicht gar von einem Satz zum anderen. So stammt das obige Zitat aus einem Artikel mit dem Titel: "Die Aprilthesen des Jahres 1917: Programm der proletarischen Revolution in Russland." In dem gleichen Artikel liest man in dem Kommentar zur gleichen These:
"Lenin fügt hier kein Adjektiv dem Wort Revolution bei, aber wir können dies ohne Zögern tun (...) es handelt sich stets um eine bürgerliche und demokratische Revolution, um eine antifeudalistische Revolution und nicht um eine sozialistische". (S.24)
In einem anderen Artikel, genannt "Der Marxismus und Russland'' (S. 85 der deutschen Auflage) , kann man lesen: "Für uns war die Oktoberrevolution sozialistisch". Wir können also klar und eindeutig die bordigistische Auffassung in folgenden Worten zusammenfassen: Die Oktoberrevolution war eine nichtproletarische proletarische Revolution, eine nichtsozialistische sozialistische Revolution. Welche trübe Klarheit!
Doch die Widersprüchlichkeit und Inkohärenz, die diese Konzeption Bordigas und seiner Epigonen auszeichnen, stört Letztere nicht so sehr; sie sind daran gewöhnt. Dahingegen fällt es ihnen wirklich schwer zu ertragen, dass sie eine Interpretation der Oktoberrevolution vorstellen, die in direktem Widerspruch zu jener Lenins steht. Denn gemäß des bordigistischen Credos hat Lenin nur zwei Fehler in seinem Leben begangen (und dies waren "kleine", "taktische" Fehler: in den Fragen der "Einheitsfront" und des "revolutionären Parlamentarismus".
"Im April 1917 ging es nur darum, die sozialen Kräfte der antizaristischen Revolution zu gewinnen, nicht um mehr zu machen, als man sich 1905 vorgenommen hatte, sondern um die Tatsache zu berichtigen, dass bisher weniger erreicht worden war; das Programm der kapitalistischen Revolution unter der demokratischen Diktatur des Proletariats und der Bauern musste erst noch verwirklicht werden." (PROGRAMME COMMUNISTE, Nr. 39, S. 25)
Für Lenin dagegen kann "diese ganze Revolution überhaupt nur verstanden werden als ein Glied in der Kette der sozialistischen proletarischen Revolutionen, die durch den imperialistischen Krieg hervorgerufen werden." (Vorwort zu "Staat und Revolution") Für Lenin kam es somit darauf an, 1917 „mehr zu tun“ als 1905, deren Zielsetzungen er bescheidener definiert hatte:
"Ein solcher Sieg wird aus unserer bürgerlichen Revolution noch keineswegs eine sozialistische machen; die demokratische Umwälzung wird über den Rahmen der bürgerlichen gesellschaftlich ökonomischen Verhältnisse nicht unmittelbar hinausgehen; aber nichtsdestoweniger wird die Bedeutung eines solchen Sieges für die künftige Entwicklung sowohl Russlands als auch der ganzen Welt gigantisch sein." ("Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution", in Ausgewählte Werke, Band I, S. 567).
Man könnte noch viele andere Beispiele bringen, in denen die bordigistischen Schriften das Gegenteil der Leninschen Auffassungen behaupten. Wir wollen uns hier mit einer weiteren zufrieden geben:
"So darf die Partei des Proletariats den Sowjet nicht ablehnen, diese aus der bürgerlichen russischen Revolution entstandene historische Form (...) Sie (die Sowjets) drücken aus, was Lenin als demokratische Diktatur definiert hatte (...) Die besondere Form der antifeudalen russischen Revolution kann nicht eine parlamentarische Versammlung wie in Frankreich sein, sondern ein andersartiges Organ, das sich allein auf die Klasse der Arbeiter in den Städten und auf dem Lande stützt." (PROGRAMME COMMUNISTE, Nr. 39, S. 28)
Für Lenin dagegen:
"Nur muss eine praktische Form gefunden werden, die das Proletariat in den Stand setzt, seine Herrschaft zu verwirklichen. Diese Form ist das Sowjetsystem mit der Diktatur des Proletariats! Das war bisher Latein für die Massen. Mit der Ausbreitung des Sowjetsystems in der ganzen Welt ist dieses Latein in alle modernen Sprachen übersetzt worden: die praktische Form der Diktatur ist durch die Arbeitermassen gefunden." (Rede bei der Eröffnung des Kongresses, 2. März,S.469, Bd. 28)
"... die Form der Diktatur des Proletariats, die schon praktisch ausgearbeitet ist, d.h. die Sowjetmacht in Russland, das Rätesystem in Deutschland (...) und andere analoge Sowjet-Institutionen in anderen Ländern." ("Thesen und Referat über die bürgerlich Demokratie und die Diktatur des Proletariats", in: Ausgewählte Werke, Bd. 3, S. 17l).
Wir haben dem Leser die verschiedenen Zitate nicht aufgeführt, um uns hinter der Autorität Lenins zu verstecken, sondern um aufzuzeigen, dass der von den Bordigisten im Namen der Treue gegenüber den Positionen Lenins vorgebrachte Unfug mit den Auffassungen Lenins absolut nichts zu tun hat, auch wenn Lenin Fehler gemacht hat, auch wenn seine Auffassung über den Oktober 1917 in mancherlei Hinsicht zweideutig war.
Widerlegung der "Doppelrevolution"
Wir werden hier nicht das im vorausgegangenen Artikel Gesagte wiederholen, in dem wir gezeigt haben, dass in Russland wie im Rest der Welt 1917 die bürgerliche Revolution nicht mehr auf der Tagesordnung der Geschichte stand, da die materiellen Bedingungen der kommunistischen Revolution auf Weltebene bereits existierten. Was wir zu den rätekommunisten und mesnschewistischen Auffassungen gesagt haben, trifft auch auf die bordigistische Auffassung zu. Es ist jedoch notwendig, einige konfuse Ideen zurückzuweisen, die sich aus dem Begriff der "Doppelrevolution" ergeben.
Erstens: die Idee, dass das Proletariat die bürgerliche Revolution ausführt, ist falsch. Selbst wenn Marx solch eine Auffassung l848 vertreten konnte, die von Lenin 1905 wieder aufgegriffen wurde, gibt es in der Geschichte kein Beispiel, in dem eine Klasse eine andere Klasse bei der Erfüllung ihrer historischen Aufgaben ersetzen konnte. Eine Revolution ist ein Akt, bei dem eine Klasse, die zum Träger der neuen, durch die Entwicklung der Produktivkräfte notwendig gewordenen Produktionsverhältnisse geworden ist, die politische Macht übernimmt. Nun hat die Geschichte vielfach bewiesen, dass die revolutionäre Klasse die politische Macht allgemein erst ergreifen kann, nachdem die Notwendigkeit und die materiellen Bedingungen der Revolution lange offenkundig geworden sind. Es handelt sich hier um das klassische, vom Marxismus eindeutig demonstrierte Phänomen der langsamen Anpassung des gesellschaftlichen Überbaus an Veränderungen in seiner Infrastruktur. Insbesondere dieses Phänomen ermöglicht uns zu begreifen, warum es in der Geschichte der Menschheit Zeiträume der Dekadenz gegeben hat, in denen die alten Produktionsverhältnisse zu Fesseln der Entwicklung der Produktivkräfte geworden waren, während die als Träger der neuen Produktionsverhältnisse wirkende Klasse noch nicht genügend Macht - insbesondere politische Macht - erlangt hatte, um die alte, bestehende Gesellschaftsordnung zu zerstören. Das heißt, wenn eine Klasse ausreichend stark ist, um die politische Macht zu ergreifen, bestehen die ökonomischen und sozialen Aufgaben, vor denen sie steht, darin, die Produktionsverhältnisse zu entwickeln, deren historischer Träger sie ist, und nicht darin, anstelle der vorherigen historischen Klasse Aufgaben zu erfüllen, die faktisch nicht mehr auf der Tagesordnung stehen. Das Proletariat konnte sich wie die Bauern und Handwerker an den bürgerlichen Revolutionen beteiligen, aber nur als Hilfskraft, nie als der Hauptprotagonist. Das Proletariat hat selbst eine sehr aktive Rolle in der Radikalisierung dieser Revolutionen gespielt, indem es die energischsten Kräften der Bourgeoisie unterstützt hat. Doch sobald die eigenen Klasseninteressen sichtbar wurden, standen diese sofort den Interessen aller, einschließlich der radikalsten Fraktion der Bourgeoisie entgegen: die "Levellers" gegen Cromwell in der englischen Revolution, Babeuf gegen die Montagnards in der französischen Revolution, das Pariser Proletariat gegen die provisorische Regierung im Juni 1848.
Der andere Aspekt des Begriffs der "Doppelrevolution" betrifft das bordigistische Verständnis der Art von ökonomischen Maßnahmen, die das Proletariat am Anfang der Revolution ergreifen kann. Die Bordigisten kritisieren zurecht die trotzkistische Auffassung, dass "Arbeitslosenunterstützung" oder die "Abschaffung des Privateigentums in der Großindustrie" sozialistische Maßnahmen sind. Für sie sind diese Maßnahmen nichts anderes als "Wohlfahrts"-Maßnahmen im ersten Fall und "staatskapitalistische" Maßnahmen im zweiten Fall. Die "sozialistische Ökonomie beginnt mit der Kapitalvernichtung" (PROGRAMME COMMUNISTE, Nr. 57, S. 25). In dieser Hinsicht haben die Bordigisten verstanden, dass die wirtschaftlichen Maßnahmen, die von der proletarischen Macht in Russland ergriffen wurden, noch immer kapitalistische Maßnahmen waren, und glorifizierten sie nicht als "sozialistisch", wie die Stalinisten und Trotzkisten es tun. Jedoch wird der bordigistische Irrtum in der folgenden Passage enthüllt:
"In den fortgeschrittenen Ländern wird die Diktatur des Proletariats in der Lage sein, sofort einen zahlenmäßig ausgearbeiteten Produktionsplan aufzustellen. In den anderen Ländern wird das Proletariat, während es auf die Ausdehnung der Revolution wartet, den Kapitalismus verwalten, wobei die Produktivkräfte soweit wie möglich in den Händen des Staates zusammengefasst und Schutzmaßnahmen für die lohnabhängige Klasse getroffen würden, alles Maßnahmen, die unter den gleichen Bedingungen unmöglich wären für eine bürgerliche Partei. In allen Fällen bedeutet die Machtübernahme durch das Proletariat nichts anderes als die erste Stufe der Weltrevolution, die siegen muss oder besiegt wird. Entweder generiert sie andere Revolutionen, oder sie wird im Bürgerkrieg untergehen, oder es wird, in dem Fall, wo das Proletariat einen jungen Kapitalismus verwalten muss, zu einer bürgerlichen Macht degenerieren." (PROGRAMME COMMUNISTE, Nr. 57, S. 36)
Da haben wir's! Nur in den Ländern, wo das "Proletariat einen jungen Kapitalismus verwalten muss" (als ob der Kapitalismus, dessen Senilität ein internationales Phänomen ist, irgendwo noch jung sein könnte!), "degeneriert die Revolution zu einer bürgerlichen Macht." So ist die Revolution in Russland degeneriert, weil sie in einem schwach industrialisierten Land (das KOMMUNISTISCHES PROGRAMM fälschlicherweise als "jungen Kapitalismus" bezeichnet) isoliert geblieben ist . Wäre die Revolution dagegen in einem hoch industrialisierten Land isoliert geblieben, wäre sie gemäß dieser Argumentationsweise nicht degeneriert und die etablierenden Produktionsverhältnisse wären auch nicht mehr kapitalistisch gewesen. Kurzum, Sozialismus in einem Land wäre möglich ... unter der Bedingung, dass es sich um einen "alten Kapitalismus" handelt. Ebenso wie bei den Rätekommunisten führt die Auffassung der Bordigisten, wenn man sie zu Ende denkt, zwangsläufig zu der stalinistischen These. Die Bordigisten müssen sich entscheiden: Entweder ist in allen Fällen "die Machtübernahme durch das Proletariat nichts anderes als die erste Stufe der Weltrevolution", oder sie ist es nur in bestimmten Fällen. Faktisch führt der Begriff der "Doppelrevolution" letztendlich zu einer "doppelten Auffassung": eine Auffassung, die zwischen Internationlismus und Nationalismus hin und her schwankt.
In Wirklichkeit ist es so: wie immer der Entwicklungsgrad der Länder sein mag, in denen das Proletariat die Macht ergreift, es kann nicht auf sofortige "sozialistische" Maßnahmen zu setzen. Es wird in der Lage sein, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, wie die Enteignung der Privatkapitalisten, gleiche Bezahlung, Unterstützung der Ärmsten, unentgeltliche Verteilung gewisser Konsumgüter, etc., die zu sozialistischen Maßnahmen führen, die aber in sich selbst perfekt geeignet sind, um vom Kapitalismus vereinnahmt zu werden. Solange die Revolution in einem Land oder in einer kleinen Anzahl von Ländern isoliert bleibt, wird die Wirtschaftspolitik, die sie verfolgen kann, überwiegend von den Wirtschaftsbeziehungen mit dem Rest der kapitalistischen Welt bestimmt sein, die dieses Land oder diese Länder aufrechterhalten muss/müssen. Diese Beziehungen können nur Handelsbeziehungen sein: Das Gebiet, in dem das Proletariat die Macht ergriffen hat, muss auf dem Weltmarkt einen Teil seiner Produkte verkaufen, um in der Lage zu sein, auf demselben Markt all die unerlässlichen Güter zu erwerben, die es nicht selbst herstellen kann.
Daher bleibt die gesamte Wirtschaft dieses Gebietes stark von der Notwendigkeit geprägt, Waren so billig wie möglich zu produzieren, um Käufer zu finden gegen die Konkurrenz durch die Waren, die in den Ländern hergestellt werden, in denen das Proletariat die Macht noch nicht ergriffen hat. Das bedeutet, dass diese Wirtschaft dem Konsum der Arbeiterklasse Beschränkungen auferlegen muss; Beschränkungen, deren Zweck es nicht nur ist, die zukünftige Weiterentwicklung der Produktivkräfte zu ermöglichen (die unverzichtbare Grundlage des Kommunismus), sondern auch und viel prosaischer, um einen Mehrwert zu erlangen, der auf dem Weltmarkt ausgetauscht werden und die Wettbewerbsfähigkeit erhalten kann. Es ist offensichtlich, dass die proletarische Macht eine größtmögliche Anzahl von Vorkehrungen gegen die korrumpierenden Auswirkungen treffen muss, die diese typisch kapitalistische Praxis im proletarischen Machtbereich und in ihren Institutionen unvermeidlich erzeugen wird. Aber es ist ebenso offensichtlich, dass der Fortbestand dieser Praxis im Falle einer andauernden Isolierung der Revolution nur zum Sturz der proletarischen Macht führen kann. Und was für den streng begrenzten Bereich der Ökonomie zutrifft, gilt auch für den militärischen Bereich. Allein auf weiter Flur, wird die Revolution dazu gezwungen, sich gegenüber den Versuchen des Kapitalismus, sie zu zerschlagen, zur Wehr zu setzen. Das bedeutet, dass von dem Tag an, an dem das Proletariat die Macht ergreift, viele Merkmale der kapitalistischen Gesellschaft zwangsläufig aufrechterhalten müssen: Waffenproduktion, die den Lebensstandard der Arbeiter drückt und die Entwicklung der materiellen Bedingungen des Kommunismus verhindert, die Existenz einer Armee, die auch als "Rote Armee" weiterhin eine Institution mit einem im Kern kapitalistischen Charakter bleibt: eine Maschinerie, die dazu bestimmt ist, auf organisierte und systematische Weise zu töten und Zwang auszuüben. Auch hier ist die Tragweite der Bedrohungen leicht zu verstehen, die solche Notwendigkeiten auf die proletarische Macht ausüben. All dies trifft sowohl auf die fortgeschrittenen als auch auf die rückständigen Länder zu. In Wirklichkeit ist ein hoch industrialisiertes Land sogar noch abhängiger vom kapitalistischen Weltmarkt. Es wäre nicht allzu absurd zu behaupten, dass die Revolution, wäre sie in einem Land wie Deutschland isoliert gewesen, noch schneller als in Russland degeneriert wäre. Es war also nicht schlicht die Rückständigkeit Russlands, die den kapitalistischen Charakter der wirtschaftlichen Maßnahmen erklärt, die in den ersten Jahren der Sowjetmacht ergriffen wurden. Wenn man die Maßnahmen, die in Deutschland im Falle eines proletarischen Sieges getroffen worden wären, untersucht, findet man eine große Ähnlichkeit:
"1. Konfiskation aller dynastischen Vermögen und Einkünfte für die Allgemeinheit;
2. Annullierung der Staats- und anderer öffentlichen Schulden sowie sämtlicher Kriegsanleihen, ausgenommen Zeichnungen von einer bestimmten Höhe an, die durch den Zentralrat der A(rbeiter)- und S(oldaten)-Räte festzusetzen ist)
3. Enteignung des Grund und Bodens aller landwirtschaftlichen Groß- und Mittelbetriebe, Bildung sozialistischer landwirtschaftlicher Genossenschaften unter einheitlicher zentraler Leitung im ganzen Reiche, bäuerliche Kleinbetriebe bleiben im Besitze ihrer Inhaber bis zu deren freiwilligem Anschluss an die sozialistischen Genossenschaften;
4. Enteignung aller Banken, Bergwerke, Hütten sowie aller Großbetriebe in Industrie und Handel durch die Räterepublik.
5. Konfiskation aller Vermögen von einer bestimmten Hohe an, die durch den Zentralrat festzusetzen ist;
6. Übernahme des gesamten öffentlichen Verkehrswesens durch die Räterepublik.
7. Wahl von Betriebsräten in allen Betrieben, die im Einvernehmen mit den Arbeiterraten die inneren Angelegenheiten der Betriebe zu ordnen, die Arbeitsverhältnisse zu regeln, die Produktion zu kontrollieren und schließlich die Betriebsleitung zu übernehmen haben." ("Was will der Spartakusbund?" (aus dem Programm des Spartakusbundes der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), zitiert aus dem Artikel von Rosa Luxemburg, "Was will der Spartakusbund?", in: Rosa Luxemburg, Gesammelte Werke, Bd. 4, S. 449)
Der große Fehler der Bordigisten ist es, davon auszugehen, dass die Welt in verschiedene geo-ökonomische Gebiete" aufgeteilt ist: in jene Gebiete, in denen der Kapitalismus reif und gar altersschwach geworden ist, und in jene, in denen der Kapitalismus "jung" oder "jugendlich" ist. Unfähig zu begreifen, dass der Kapitalismus als ein Weltsystem (und darin unterscheidet er sich von allen vergangenen Systemen) eine aufsteigende Phase und dann, seit 1914, eine dekadente Phase erlebt, sind sie gleichermaßen unfähig zu begreifen, dass seit 1914 die Aufgaben des Proletariats in allen Weltregionen die gleichen sind: den Kapitalismus zu zerstören und neue Produktionsverhältnisse zu etablieren. Für die Bordigisten gibt es einige Weltregionen, in denen eine "reine“, proletarische Revolution auf der Tagesordnung steht, und andere Regionen, wo die "Doppelrevolution" erforderlich ist. Dieses Schema beinhaltet, dass:
- einerseits die Aufgaben des Proletariats innerhalb eines Prozesses der sozialistischen Umwälzung der Gesellschaft in den verschiedenen Gebieten als unterschiedlich aufgefasst werden. Das Proletariat in den entwickelten Ländern kann sofort sozialistische Maßnahmen ergreifen, während das Proletariat in den rückständigen Ländern sich zunächst der Entwicklung des Kapitalismus widmen muss, um die Bedingungen für den Sozialismus zu schaffen;
- andererseits das Proletariat und die Revolutionäre kurzfristig die verschiedensten "nationalen Befreiungskämpfe" unterstützen muss, die die Bordigisten als die Grundlage für die Entwicklung eines "jugendlichen" Kapitalismus in diesen Ländern betrachten.
Erst kürzlich haben wir die Verirrungen gesehen, die aus letztgenannter Folgerung in der bordigistischen Auffassung entstehen: eine Rechtfertigung der von den Roten Khmer an der kambodschanischen Bevölkerung verübten Massaker, die als Ausdruck des "radikalen Jakobinertums" gewertet werden; Einstimmen in die stalinistischen und trotzkistischen Lobeshymnen für Che Guevara, jenem "lebenden Symbol der demokratischen, antiimperialistischen Revolution (...) von den Yankee-Imperialisten und ihren lateinamerikanischen Lakaien feige umgebracht" (P.C., Nr. 75, S. 51), und viele andere Beweise für ihre mehr oder weniger kritische Unterstützung dieses oder jenen Mitwirkenden in den jüngsten inter-imperialistischen Konflikten (Vietnam, Angola, Mosambique, etc.)
Was die erstgenannte Folgerung angeht, so drückt sie die absurde bürgerliche Idee aus, dass das Proletariat eines jeden Landes, sobald es die Macht übernommen hat, sich um seine "eigenen Angelegenheiten kümmern muss". In Wirklichkeit ist es das gesamte Weltproletariat, das alle ökonomischen Probleme angehen muss, die sich in den vielen Weltregionen stellen. Diese Probleme sind durch die doppelte Aufgabe bestimmt, die sich dem Proletariat gleichzeitig stellt: die Produktivkräfte besonders in den rückständigen Gebieten weiterzuentwickeln und die Produktionsverhältnisse fortschreitend in Richtung Kommunismus zu transformieren. Sobald das Proletariat die Macht auf Weltebene übernommen hat, muss es somit nirgendwo auf der Welt kapitalistische Aufgaben erfüllen. Im Rahmen der sozialistischen Umwandlung der Gesellschaft beginnt das Proletariat die Produktivkräfte weiterzuentwickeln, die durch die historische Dekadenz der kapitalistischen Produktionsweise zur Stagnation verdammt waren. In diesem Rahmen muss das Proletariat die Überreste der vorkapitalistischen Gesellschaft auslöschen, die der Kapitalismus nicht integrieren konnte - durch die Integration der enormen Massen von agrarischen Kleinproduzenten und Handwerkern, die heute noch immer die breite Mehrheit der Weltbevölkerung bilden, in die assoziierte Produktion des vergesellschafteten Bereichs. Und diese Aufgabe muss nicht nur in den rückständigen Ländern durchgeführt wanden, sondern auch in einer ganzen Reihe von fortgeschrittenen Ländern wie Japan, Frankreich, Spanien oder Italien, wo zig Millionen von Kleinbauern und Landarbeiter unter gesellschaftlichen Bedingungen schmachten, die dem Feudalismus sehr nahekommen. Warum sprechen die Bordigisten nicht von der "Doppelrevolution" für diese Länder? So stellen sie einerseits dem Proletariat in den fortgeschrittenen Ländern, wo die Revolution noch isoliert ist, viel zu ehrgeizige Aufgaben und unterschätzen die historischen Aufgaben, denen sich das Proletariat gegenübersieht, sobald es überall auf der Welt die Macht übernommen hat, indem sie kapitalistische Bewegungen befürworten, und dies zu einer Zeit, wenn der Kapitalismus überall am Ende ist.
Im ersten Teil dieses Artikels haben wir gesehen, wie die Rätekommunisten, nachdem sie die Errungenschaften der Oktoberrevolution begrüßt hatten, in den sozialdemokratischen und anarchistischen Chor mit einstimmten, der diese Revolution denunzierte. Die Bordigisten hingegen verteidigen kompromisslos die Revolution. Sie haben, woran es den Rätekommunisten mangelt, ein Verständnis für den Vorrang der politischen über die ökonomischen Aspekte der Revolution, was gelegentlich klar zum Ausdruck kommt:
„Die Oktoberrevolution darf an erster Stelle nicht unter dem Blickwinkel der unmittelbaren Transformation der Gesellschaft (...) der Produktionsformen und ökonomischen Strukturen verstanden werden, sondern als eine Phase im internationalen politischen Kampf des Proletariats." (PROGRAMME COMMUNISTE, Nr. 68, S. 20)
Aber leider erweisen sie sich als unfähig, die menschewistische Behauptungen abzuweisen, die später von den Rätekommunisten wieder aufgegriffen wurden. Im Gegenteil, aufgrund einer religiösen Anhänglichkeit zu den Analysen Lenins (insbesondere in der nationalen Frage, deren Unrichtigkeit durch mehr als ein halbes Jahrhundert an Erfahrungen bewiesen worden ist) zeigen sie sich als unfähig, weder die grundlegenden Beiträge Lenins und der Bolschewiki noch die Bedeutung der Erfahrung der Oktoberrevolution für das proletarische Programm zu begreifen. Die Oktoberrevolution muss daher nicht nur die Lügen und die versuchte Vereinnahmung durch die Bourgeoisie, nicht nur die rätekommunistischen Angriffe erdulden, sondern auch die wohlmeinende, aber desaströse Analyse, die von ihren beflissensten Verteidigern, den Bordigisten, vorgebracht wird.
Charakter und Rolle der bolschewistischen Partei
Eine Verteidigung des proletarischen Charakters der Oktoberrevolution wäre unvollständig, wenn sie sich nicht mit dem Charakter der bolschewistischen Partei als einem der Hauptträger der Revolution befassen würde. Wie bei der Revolution selbst, bestanden auch über den Klassencharakter der Partei keinerlei Zweifel unter den damaligen revolutionären Strömungen. Erst später kam die Idee einer nicht-proletarischen, bolschewistischen Partei auf, anders als bei Kautsky und der Sozialdemokratie. Die rätekommunistischen "Thesen über den Bolschewismus" sind ziemlich deutlich in dieser Hinsicht:
"Der Bolschewismus ist in seinen Prinzipien, Taktiken und in seiner Organisation eine Bewegung der bürgerlichen Revolution in einem überwiegend bäuerlichen Land..." (These 66)[3]
Obgleich die Thesen einigermaßen widersprüchlich sind:
"Die russische sozialdemokratische Bewegung bildet in ihren berufs-revolutionären Führungselementen primär einen Bestandteil des revolutionären Kleinbürgertums." (These 66)
Ob bürgerlich, kleinbürgerlich oder "staatskapitalistisch" , die verschiedenen Versionen der rätekommunistischen Analysen stimmen alle in einem Punkt überein: jeglichen proletarischen Charakter der bolschewistischen Partei zu leugnen. Bevor wir fortfahren und die Gründe aufdecken, die hinter dieser Analyse stecken, ist es notwendig, einige elementare Gesichtspunkte über die Ursprünge und der Positionen der Bolschewiki sowie über die von ihnen gegen andere politische Tendenzen geführten Kämpfe in Erinnerung zu rufen.
Der Bolschewismus entstand als eine marxistische Strömung, als ein integaler Bestandteil der russischen Sozialdemokratie, die als solche erfolgreiche Schlachten kämpfte:
1. gegen die Volkstümler und den Agrarsozialismus;
2. gegen den legalen Marxismus und die Vertreter des russischen Liberalismus;
3. gegen den Terror als eine Kampfmethode, anstelle dessen sie den Massenkampf der Arbeiterklasse vertraten;
4. gegen den arbeitertümlerischen Ökonomismus, der den proletarischen Kampf einzig auf ökonomische Forderungen innerhalb des Kapitalismus reduzierte, anstelle dessen sie den globalen, politischen Kampf des Proletariats, die historischen Aufgaben des Marxismus vertraten;
5. gegen den Intellektualismus, die Intelligentsia, gegen die dilettantischen, zweifelhaften Mitläufer der Arbeiterbewegung und für die Verteidigung der Idee des militanten Engagements der Revolutionäre innerhalb der Klasse;
6. gegen den Menschewismus und seine als "Marxismus" verkleidete Unterstützung der liberalen Bourgeoisie in der Revolution von 1905;
7. gegen die "Liquidatoren", die nach der Zerschlagung der Revolution von 1905 begannen, die Notwendigkeit der politischen Organisation des Proletariats zu leugnen;
8. gegen die Vertreter des imperialistischen Krieges, für einen echten Internationalismus, der sich klar vom bloßen humanistischen Pazifismus abhob;
9. gegen die Provisorische Regierung, die aus der Februarrevolution von 1917 hervorging, gegen jegliche "kritische oder bedingte Unterstützung" für die Regierung und für den Schlachtruf: "Alle Macht den Räten".ENDE
Diese Punkte ermöglichen uns, uns ein genaueres Bild von der bolschewistischen Partei zu machen als das, das die Rätekommunisten vorgestellt haben. Tatsächlich befand sich die bolschewistische Fraktion immer auf der Seite der Arbeiterklasse. Dies gilt besonders für die Revolution 1905, die die russische Gesellschaft erschütterte. Die Bolschewiki spielten eine aktive Rolle:
- im Kampf für die Zerstörung des zaristischen Systems,
- in den Sowjets, an der Seite der Sowjets,
- im Aufstand gegen die Menschewiki, die sich gegen die Bewaffnung der Arbeiter aussprachen.
Gewiss ist die Analyse der Bolschewiki von 1905 (die sie als eine bürgerliche Revolution betrachteten) falsch. Aber ihre Analyse war eine genaue Kopie der Marxschen Position zur bürgerlichen Revolution in Deutschland l848: Sie betonten die aktive und autonome Rolle des Proletariats in der Revolution, anstatt es aufzurufen, sich hinter der Bourgeoisie einzuordnen. Dies markiert die Klassengrenze, und nicht das Verständnis, dass von da an keine bürgerliche Revolution mehr möglich war. Die Analyse der Bolschewiki hinkte der Realität hinterher, doch da dies ein Wendepunkt zwischen zwei Epochen war, war sich 1905 niemand darüber bewusst, dass man am Vorabend einer historischen Krise des Kapitalismus, seiner Niedergangsepoche stand. Erst 1910-11 warf Rosa Luxemburg die Frage einer Änderung in der historischen Perspektive auf.
Die Aktivitäten und die Positionen der Bolschewiki befassten sich nicht nur mit den in Russland aufgeworfenen Problemen. Zusammen mit der gesamten russischen Sozialdemokratie waren sie ein integraler Bestandteil der II. Internationalen, innerhalb derer sie Teil des linken Flügels in allen Hauptfragen waren, die zur Diskussion standen. Sie sprachen sich gegen den Reformismus, gegen den Revisionismus und den Kolonialismus aus. Insbesondere gehörten sie zur Vorhut im Kampf für den Internationalismus.
1907, auf dem Kongress in Stuttgart, unterzeichnete Lenin mit Rosa Luxemburg einen (später angenommenen) Ergänzungsentwurf, der einer etwas zaghaften Resolution über den Krieg Nachdruck verlieh und der als Grundlage für die Position der Internationalisten 1914 diente:
"Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, ist es die Pflicht der Sozialdemokratie, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben, die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur Aufrüttelung des Volkes auszunutzen und dadurch die Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft zu beschleunigen." (R. Luxemburg, Ges. Werke, Bd. 4, S. 130).
1912, auf dem Außerordentlichen Kongress in Basel, der sich mit der Gefahr eines imperialistischen Krieges auseinandersetzte, rief der linke Flügel die Arbeiter auf, sich der nationalen Verteidigung entgegenzustellen und am proletarischen Internationalismus festzuhalten.
1914 waren die Bolschewiki die ersten, die nach dem Zusammenbruch der II. Internationalen wieder auf die Beine kamen. Sie waren die ersten, die den Schlachtruf vorstellten, der den Sinn der Stuttgarter und der Baseler Resolutionen in die Praxis umsetzte: "Verwandelt den imperialistischen Krieg in einen Bürgerkrieg!". Sie waren die ersten, die die Notwendigkeit verstanden, nicht nur mit den sozialdemokratischen Chauvinisten, sondern auch mit den "Zentristen" wie Kautsky zu brechen, und eine neue Internationale aufzubauen, die frei von Opportunismus war, der die II. Internationale korrumpiert hatte, und deren unmittelbare Aufgabe es war, die sozialistische Revolution vorzubereiten.
1915, auf der Zimmerwalder Konferenz (5.-8. September), standen Lenin und die Bolschewisten an der Spitze der Linken, deren Antrag, der von Radek geschrieben und von Lenin berichtigt wurde, feststellte:
"Ohne Verbindung mit dem revolutionären Klassenkampf des Proletariats ist der Kampf für den Frieden nur eine pazifistische Phrase sentimentaler oder das Volk betrügender Bourgeois" (Lenin, Werke, Band 21, S. 379, "An die Internationale Sozialistische Kommission“).
Dieser Antrag wurde ohne Prüfung abgelehnt, und schließlich schloss sich die Linke (8 von 38 Delegierten) dem von Trotzki geschriebenen Manifest an (Trotzki war der Initiator des "Zentrums", dem damals auch die beiden Delegierten des Spartakus angehörten). Wobei sie jedoch ernste Vorbehalte gegenüber diesem Manifes äußerte: "ein zaghaftes, inkonsequentes Manifest" (aus dem Artikel "Der erste Schritt" in "Sozialdemokrat“ vom 11. Oktober 1915). Um die eigenen Positionen zu verteidigen, eröffnete die Linke ein "Ständiges Büro der Zimmerwalder Linken", das neben der "Kommission der Sozialistischen Internationalen" existierte. Dieses Büro wurde hauptsächlich von den Bolschewiki angeregt.
1916, auf der Kienthaler Konferenz (24. 4.), standen die Bolschewisten erneut an der Spitze der Linken, die ihr Position gestärkt hatte (12 von 43 Delegierten), hauptsächlich weil die Spartakisten zur Position der Linken gelangt waren, was die von ihr in Zimmerwald eingenommene Haltung bestätigte.
1917 wurde die Vorbereitung der Oktoberrevolution von Lenin direkt mit dem Kampf gegen den imperialistischen Krieg und für den proletarischen Internationalismus verknüpft:
"Man kann nicht aus dem imperialistischen Krieg herausspringen, man kann einen demokratischen, nicht auf Gewalt basierenden Frieden nicht erzielen ohne den Sturz der Herrschaft des Kapitals, ohne den Übergang der Staatsmacht an eine andere Klasse, an das Proletariat (...)
Die internationalen Pflichten der Arbeiterklasse Russlands treten gerade jetzt mit besonderem Nachdruck in den Vordergrund.
Es gibt nur einen wirklichen Internationalismus: die hingebungsvolle Arbeit an der Entwicklung der revolutionären Bewegung und des revolutionären Kampfes im eigenen Lande, die Unterstützung (durch Propaganda, durch moralische und materielle Hilfe) eben eines solchen Kampfes, eben einer solchen Linie und nur einer solchen allein, in ausnahmslos allen Ländern." (Aus "Die Aufgaben des Proletariats in unserer Revolution", April 1917, Lenin, in: Gesammelte Werke,Bd.2, S. 60, 67, 68).
"Dem russischen Proletariat wurde die große Ehre zuteil, zu beginnen, es darf aber nicht vergessen, dass seine Bewegung und seine Revolution nur ein Teil der internationalen, revolutionären, proletarischen Bewegung sind, die, wie zum Beispiel in Deutschland, von Tag zu Tag stärker und stärker wird. Nur unter diesem Gesichtswinkel können wir unsere Aufgaben bestimmen." (Eröffnungsrede zur 7. Gesamtrussischen Konferenz des SDAPR, April 1917).
Im März 1919 wurde die Kommunistische Internationale in Moskau gegründet. Ihre Hauptaufgabe wurde in dem Namen, den sie sich gegeben hatte, zusammengefasst: "Weltpartei der kommunistischen Revolution". Dies war der Höhepunkt der von den Bolschewisten seit Zimmerwald geleisteten Arbeit. Es war die bolschewistische Partei (die zur "Kommunistischen Partei Russlands" geworden war), die den Kongress einberief; es waren zwei Bolschewiki, Lenin und Trotzki, die die beiden Haupttexte schrieben: "Thesen und Referat über bürgerliche Demokratie und Diktatur des Proletariats" und das "Manifest". Und nicht nur weil die Revolution in Russland stattfand, zählten bereits zwei Mitglieder des Exekutivkomitees der Komintern (Lenin und Sinowjew) zu den drei Mitgliedern des "Ständigen Büros der Zimmerwalder Linken". Dies war schlicht ein Ausdruck des konsequenten und untadeligen Internationalismus, für den die Bolschewiki eingetreten waren, bis das Rückfluss der revolutionären Welle sie in das Lager des Feindes riss. So also handelten die Bolschewiki inmitten der Erschütterungen des kapitalistischen Systems am Anfang des Jahrhunderts. Und dennoch gibt es immer noch Revolutionäre, die behaupten, es habe sich um eine bürgerliche Strömung gehandelt. Untersuchen wir ihre Argumente.
1) Der "Substitutionismus" der Bolschewiki
"Das tragende Prinzip der Politik des Bolschewismus ist jakobinisch: Machtergreifung und Machtausübung der Organisation." ("Thesen über den Bolschewismus", These 21) "Als Führerbewegung der jakobinischen Diktatur hat der Bolschewismus in allen seinen Phasen konsequent den Gedanken der Selbstbestimmung der Arbeiterklasse bekämpft und die Unterwerfung des Proletariats unter die bürokratisierte Organisation verlangt." (These 42
Ehe wir fortfahren und um mit einigen Legenden aufzuräumen, wollen wir Lenin zitieren:
„Wir sind keine Utopisten. Wir wissen: Nicht jeder ungelernte Arbeiter und jede Köchin sind imstande, sofort an der Verwaltung des Staates mitzuwirken. Darin stimmen wir sowohl mit den Kadetten als auch mit der Breschkowsjkaja und mit Zereteli überein. Wir unterscheiden uns jedoch von diesen Bürgern dadurch, dass wir den sofortigen Bruch mit dem Vorurteil verlangen, als ob nur Reiche oder aus reichen Familien stammende Beamte imstande wären, den Staat zu verwalten, gewohnheitsmäßige, tägliche Verwaltungsarbeit zu leisten. Wir verlangen, dass die Ausbildung für die Staatsverwaltung von klassenbewussten Arbeitern und Soldaten besorgt und dass sie unverzüglich in Angriff genommen werden, d.h. dass unverzüglich begonnen werde, alle Werktätigen, die ganze arme Bevölkerung, in diese Ausbildung einzubeziehen."
"Selbstverständlich sind bei den ersten Schritten dieses neuen Apparats Fehler nicht zu vermeiden. Kann es denn einen anderen Weg geben, um das Volk zu lehren, sich selbst zu regieren, um Fehler zu überwinden, als den Weg der Praxis, als den sofortigen Übergang zu einer wirklichen Selbstverwaltung des Volkes? (...) Die Hauptsache ist, den Unterdrückten und Werktätigen Vertrauen in ihre eigenen Kräfte einzuflößen, ihnen in der Praxis zu zeigen, dass sie selbst die richtige, aufs strengste geregelte, organisierte Verteilung des Brotes, aller Nahrungsmittel, der Milch, der Kleidung, der Wohnungen usw. im Interesse der Armen in die Hand nehmen können und müssen (...) Nimmt man hingegen gewissenhaft, kühn und allerorts die Übergabe des Verwaltungswesens in die Hände der Proletarier und Halbproletarier in Angriff, so wird das einem in der Geschichte beispiellosen revolutionären Enthusiasmus in den Massen wecken und die Kräfte des Volkes im Kampf gegen das Elend derart vervielfachen, dass vieles von dem, was unsere alten, bürokratischen Kräften unmöglich erscheint, sich als durch führbar erweisen wird für die Kräfte der Millionenmasse, die beginnt, für sich selbst zu arbeiten, die nicht für den Kapitalisten, nicht für das Herrensöhnchen, nicht für den Bürokraten, nicht unter Zwang arbeitet." (Lenin, Gesammelte Werke, Band II, S. 470) zitiert aus: "Werden die Bolschewiki die Staatsmacht behaupten?")
Das sind die Worte Lenins, dem "Jakobiner"! "Aber", werden einige Leute sagen, "dies war vor der Oktoberrevolution. Diese Sprache war reine Demagogie und hatte keinen anderen Zweck, als das Vertrauen der Massen zu gewinnen, um die Macht anstelle der Massen zu übernehmen. Nachher war alles anders!" Schauen wir, was Lenin-Robespierre nach der Oktoberrevolution sagte:
"Mag die korrupte bürgerliche Presse jeden Fehler, den unsere Revolution begeht, in die Welt hinausposaunen. Wir fürchten unsere Fehler nicht. Mit Beginn der Revolution sind die Menschen nicht zu Heiligen geworden. Makel- und fehlerlos die Revolution zu Ende zu führen, das können die werktätigen Klassen nicht, die Jahrhunderte hindurch ausgebeutet, gewaltsam niedergehalten und in den Schraubstock der Not, der Unwissenheit und der Verwilderung gepresst wurden (...) Auf je hundert unserer Fehler, von denen die Bourgeoisie und ihre Speichellecker (unsere Menschewiki und die Rechtssozialrevolutionäre darunter) in die Welt hinausschreien, kommen zehntausend Heldenakte, die um so größer und um so heldenhafter sind, da sie einfach und unscheinbar sind, sich im Alltag des Fabrikviertels oder des entlegenen Dorfes abspielen und von Menschen vollbracht werden, die nicht gewohnt sind (und auch keine Möglichkeit dazu haben), jeden ihrer Erfolge in die Welt hinauszutrompeten.
Aber wenn auch das Gegenteil der Fall wäre, (...) wenn selbst auf hundert unserer richtigen Schritte zehntausend Fehler entfielen, ja, auch dann noch wäre unsere Revolution groß und unbesiegbar; und sie wird auch vor der Weltgeschichte groß und unbesiegt dastehen, denn zum ersten Mal geschieht es, dass nicht die Minorität, nicht die Reichen und Gebildeten, sondern die wirklichen Volksmassen, die ungeheure Majorität der Werktätigen selbst, ein neues Leben aufbauen, selbst, aus eigener Erfahrung, über die schwierigsten Fragen sozialistischer Organisation entscheiden.
Ein jeder Fehler in dieser Arbeit, in dieser gewissenhaftesten und aufrichtigsten Mitwirkung von zehn Millionen einfacher Arbeiter und Bauern an der Neugestaltung ihres ganzen Lebens -, ein jeder solcher Fehler wiegt Tausende und Millionen 'fehlerloser' Erfolge der ausbeutenden Minorität auf (...) denn nur an diesen Fehlern werden die Arbeiter und die Bauern lernen, das neue Leben aufzubauen, werden lernen, ohne die Kapitalisten auszukommen; nur so werden sie sich den Weg, durch tausend Hindernisse hindurch, zum siegreichen Sozialismus bahnen." (Lenin, in: "Brief an die amerikanischen Arbeiter", 20. August 1918, in "Die Kommunistische Internationale", Nr. 31-32, S. 53).
Dies mag das übliche Bild Lenins als dem bösen Buben abschwächen, dem es allein darum ging, seine eigene diktatorische Macht aufrechtzuerhalten und "konsequent den Gedanken der Selbstbestimmung der Arbeiterklasse zu bekämpfen". Man könnte Dutzende von anderen Texten aus den Jahren 1917, 19l8, 1919 zitieren, die die gleiche Idee ausdrücken. Allerdings trifft es zu, dass Lenin und die Bolschewiki der irrigen Auffassung waren, die Ergreifung der politischen Macht durch das Proletariat bedeute die Machtergreifung durch seine Partei - ein Schema, das von der bürgerlichen Revolution stammte. Diese Auffassung wurde jedoch von allen Strömungen der II. Internationalen vertreten - den linken Flügel eingeschlossen. Gerade die Erfahrung der Revolution in Russland und ihrer Degeneration ermöglichte es, den grundlegenden Unterschied zwischen der proletarischen und der bürgerlichen Revolution zu begreifen. Zum Beispiel vertrat Rosa Luxemburg , deren Differenzen mit den Bolschewiki über die Organisationsfrage wohlbekannt sind, bis an ihr Lebensende im Januar 1919 die gleiche falsche Auffassung:
"Der Spartakusbund wird nie anders die Regierungsgewalt übernehmen als durch den klaren, unzweideutigen Willen der großen Mehrheit der proletarischen Masse." ("Was will der Spartakusbund?", in: Gesammelte Werke, Bd. 4, S. 450).
Muss man daraus schließen, dass auch Rosa Luxemburg eine "bürgerliche Jakobinerin" war? Doch für welche Art von "bürgerlicher Revolution" kämpfte sie und die Spartakisten im industrialisierten Deutschland von 1919? Vertrat sie vielleicht diese Position, weil sie selbst Führerin einer Partei gewesen war, nämlich der SDKP (Sozialdemokratie des Königreiches Polen), die ihre Aktivitäten in den polnischen und litauischen Provinzen des zaristischen Russlands ausübte, "wo allein eine bürgerliche Revolution auf der Tagesordnung war"? So lächerlich dieses Argument sein mag, es ist nicht lächerlicher als jenes, das Lenin, der die meiste Zeit seines Lebens als Militanter in Deutschland, der Schweiz, England und Frankreich (d.h. in den damals am weitesten entwickelten Ländern) verbracht hatte , als ein "reines Produkt der russischen Erde" und der bürgerlichen Revolution porträtiert, mit der dieses Land angeblich schwanger ging.
2) Die Agrarfrage
"Sie (die Bolschewiki, d.Red.) drückten in ihrer Agrarpraxis und ihren Bauernlosungen (Friede und Land) vollkommen das Interesse der um Sicherung von Kleinprivatbesitz, also auf kapitalistischer Linie kämpfenden Bauern aus und waren so in der Agrarfrage rückhaltlos Verfechter des kleinkapitalistischen, also nicht des sozialistisch-proletarischen Interesses gegen den feudalen und kapitalistischen Großgrundbesitz." (These 46).
Auch hier müssen wir einige Dinge gerade rücken. Wenn die Bolschewiki in dieser Frage Fehler begangen haben, müssen wir ihre tatsächlichen Positionen kritisieren, so wie es Rosa Luxemburg in ihrer Schrift "Die Russische Revolution" getan hat, und nicht ihnen eine Position unterstellen, um die Richtigkeit eines Arguments zu beweisen. Dies stand in dem "Dekret über Grund und Boden", ein von Lenin eingebrachter Antrag, der auf dem 2. Gesamtrussischen Sowjetkongress genau am Tag des Oktoberaufstandes angenommen wurde:
„1. Das Privateigentum an Grund und Boden wird für immer aufgehoben, der Boden darf weder verkauft noch gekauft, weder in Pacht gegeben noch verpfändet, noch auf irgendeine andere Weise veräußert werden.
Der gesamte Boden: die Staatsapanage-, Kabinetts-, Kloster-, Kirchenland usw. wird entschädigungslos enteignet, zum Gemeineigentum des Volkes erklärt und allen, die ihn bearbeiten, zur Nutzung übergeben (...)
3. Ländereien mit hoch entwickelten Wirtschaften: Gärten, Plantagen, Pflanzschulen, Baumschulen, Gewächshäuser usw., unterliegen nicht der Aufteilung, sondern werden in Musterwirtschaften umgewandelt und je nach ihrer Größe und Bedeutung dem Staat oder den Gemeinden zur ausschließlichen Nutzung übergeben." (Gesammelte Werke, Band II, S. 536, Abschnitt über "Bäuerlicher Wählerauftrag zur Bodenfrage")
Dies unterscheidet sich vollkommen von der Vertretung des "Kleinprivatbesitzes auf kapitalistischer Linie". Diese waren "für immer aufgehoben".
Die Verordnungen dieses Dekrets sind eine Konkretisierung des "Modell-Dekrets", das im August 1917 auf der Grundlage von 242 lokalen Bauernmandaten entworfen wurde. In seinem Bericht erklärt Lenin:
"Hier werden Stimmen laut, das Dekret selbst und der Wählerauftrag seien von den Sozialrevolutionären abgefasst worden. Sei's drum. Es ist einerlei, von wem sie abgefasst worden sind; als demokratische Regierung können wir einen Beschluss der Volksmassen nicht umgehen, selbst wenn wir mit ihm nicht einverstanden wären. Wenn die Bauern das Dekret in der Praxis anwenden und an Ort und Stelle durchführen, so werden sie in der lebendigen Wirklichkeit selbst erkennen, wo die Wahrheit liegt (...) Das Leben ist der beste Lehrmeister, es wird sich zeigen, wer recht hat; mögen die Bauern an die Lösung dieser Frage von dem einen Ende herangehen und wir von dem anderen." (ebenda, S. 537)
Die Position der Bolschewiki war eindeutig: Falls sie den Bauern Zugeständnisse machten, dann deshalb, weil sie ihr Programm nicht mit Zwangsmitteln durchsetzen wollten; doch sie gaben es damit nicht auf. Ferner hatten die Bauern in dem Augenblick, als das Dekret angenommen wurde, schon fast überall angefangen, das Land aufzuteilen. Was den Ruf "Das Land den Bauern" angeht, war es kein Produkt "skrupelloser Vertreter der kleinkapitalistischen Interessen", sondern ein Versuch, alle bürgerlichen und versöhnlerischen Parteien zu entlarven, die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre, die die Bauern mit dem Versprechen der Landreform schlicht täuschen wollten, denn sie hatten weder die Absicht noch die Mittel, diese Reform durchzuführen. In dieser Hinsicht bestätigten diese Parteien nur das, was Lenin und die ganze marxistische Linke seit Jahren sagten: Die Bourgeoisie in den unterentwickelten Ländern war unfähig geworden, irgendeine "fortschrittliche" historische Aufgabe zu erfüllen, insbesondere die der Eliminierung der feudalen Strukturen und Gesetze und der Erzwingung von bäuerlichen Eigentum an Grund und Boden, so wie es die Bourgeoisie in den fortgeschrittenen Ländern zu Beginn des Kapitalismus gemacht hatte. Jedoch beging Lenin den Fehler, davon auszugehen, dass diese von der Bourgeoisie unvollendeten Aufgaben vom Proletariat übernommen werden konnten. Die Bourgeoisie war unfähig geworden, diese Aufgaben zu erfüllen, weil diese Aufgaben historisch nicht mehr realisierbar waren; sie entsprachen nicht mehr einer Notwendigkeit, der Entwicklung der Produktivkräfte, und standen im Grunde in Widerspruch zu den neuen Aufgaben, vor denen die Gesellschaft stand. Rosa Luxemburg betonte zurecht, dass die Aufteilung von Grund und Boden "vor der Umgestaltung der Agrarverhältnisse im sozialistischen Sinne unüberwindliche Schwierigkeiten auftürmte" (Ges.Werke, Bd. 4,S. 343).
Rosa Luxemburg rief zur "Nationalisierung des großen und mittleren Grundbesitzes und zur Vereinigung von Industrie und Landwirtschaft" auf. Statt die Bolschewiki als die "Vertreter von kleinkapitalistischen Interessen" anzuprangern, schrieb sie ganz richtig:
"Dass die Sowjetregierung in Russland diese gewaltigen Reformen nicht durchgeführt hat - wer kann ihr das zum Vorwurf machen? Es wäre ein übler Spaß, von Lenin und Genossen zu verlangen oder zu erwarten, dass sie in der kurzen Zeit ihrer Herrschaft, mitten im reißenden Strudel der inneren und äußeren Kämpfe, von zahllosen Feinden und Widerständen ringsherum bedrängt, eine der schwierigsten, ja, wir können ruhig sagen, die schwierigste Aufgabe der sozialistischen Umwälzung lösen oder auch nur in Angriff nehmen sollten! Wir werden uns, einmal zur Macht gelangt, auch im Westen und unter den günstigsten Bedingungen an dieser harten Nuss manchen Zahn ausbrechen, ehe wir nur aus den gröbsten der tausend komplizierten Schwierigkeiten dieser Riesenaufgabe heraus sind." ("Zur Russischen Revolution", in: Ges.Werke, Bd. 4, S. 343).
3) Die nationale Frage
"Der Appell des Bolschewismus an die internationale Arbeiterschaft war nur eine Seite einer großangelegten Politik der internationalen Stützung der russischen Revolution. Die andere Seite war die Politik und Propaganda der 'nationalen Selbstbestimmung' der Völker, in der der Klassenanschauung noch stärker als im Begriff der 'Volksrevolution' zu Gunsten eines allgemeinen Appells an alle Klassen bestimmter Völker aufgegeben wurde." ("Thesen über den Bolschewismus", These 46).
Es fällt schwer zu glauben, dass die russische Sozialdemokratie (nicht nur die Bolschewiki) seit ihrer Gründung 1898 sich, der Führung der internationalen Sozialdemokratie folgend, den Schlachtruf vom "Recht auf nationale Selbstbestimmung" schlicht und einfach als eine Taktik zu eigen gemacht hat, um eine Revolution zu verteidigen, die erst 1917 stattfinden sollte, und dies in einem Land und auf eine Weise, das bzw. die niemand vorhergesehen hatte. Sollen wir glauben, dass Gorter und Pannekoek, die die Position Lenins in dieser Frage kritisierten, eine zukünftige Verteidigung der "bürgerlichen Revolution in Holland" vor Augen hatten, als sie eine Ausnahme in ihrer Analyse machten und zur Selbstbestimmung von Niederländisch-Indien aufriefen?
Was die Aufgabe von "Klassenperspektiven" angeht, sehen wir einmal nach, was Lenin inmitten seiner Auseinandersetzung mit Rosa Luxemburg zu dieser Frage meinte:
"Die Sozialdemokratie als Partei des Proletariats betrachtet es als ihre Hauptaufgabe, an der freien Selbstbestimmung nicht der Völker und Nationen, sondern der des Proletariats einer jeden Nationalität mitzuwirken. Wir haben stets das engste Bündnis des Proletariat aller Nationalitäten bedingungslos unterstützt und nur in besonderen, in Ausnahmefällen können wir Forderungen nach einem neuen Klassenstaat oder nach der Ersetzung einer umfassenden politischen Einheit des Staats durch eine lose föderative Union vortragen." (ISKR, Nrf. 44, Übersetzung von IKS)
Nach dieser notwendigen Richtigstellung - und es ist bemerkenswert, dass jene, die den Bolschewismus als bürgerlich denunzieren, meist noch weniger über ihn wissen als jene, die ihn buchstabengetreu verteidigen - ist festzustellen, dass das "Recht auf nationale Selbstbestimmung" entschieden zurückgewiesen werden muss, wegen seines unrichtigen theoretischen Gehalts und erst recht weil die Erfahrung gezeigt hat, was dieser Schlachtruf in der Praxis bedeutet hat. Die IKS hat eine Reihe von Texten dieser Frage gewidmet (insbesondere die Broschüre "Nation oder Klasse"), sodass es nicht notwendig ist, hier erneut darauf einzugehen. Jedoch ist es wichtig, darauf hinzuweisen, welche Bedeutung dieser Schlachtruf für die Bolschewiki hatte, um den fundamentalen Unterschied zwischen einem Fehler und einem Verrat aufzuzeigen. Lenin und die Mehrheit der Bolschewiki, die von den Interessen der sozialistischen Weltrevolution ausgingen, glaubten, dass es möglich sei, die Position des "Rechts auf Selbstbestimmung" gegen den Kapitalismus zu verwenden. In dieser Hinsicht haben sie sich vollständig getäuscht. Doch die Renegaten und Verräter aller Art, von den Sozialisten bis zu den Stalinisten, haben diese Position benutzt, um ihre konterrevolutionäre Politik zu vertreten, um den nationalen und internationalen Kapitalismus zu bewahren und zu stärken. Hier liegt der Unterschied. Aber dieser Unterschied ist so schwerwiegend, dass er eine Klassengrenze ausmacht.
Es ist ganz natürlich, dass Renegaten und Verräter versuchen, sich zu tarnen, indem sie diese oder jene falsche Aussage Lenins nutzen; doch sie enden bei Schlussfolgerungen, die dem revolutionären Geist völlig entgegengesetzt sind, von dem Lenins Handlungen sein ganzes Leben lang geleitet waren. Es ist jedoch geradezu dumm, wenn Revolutionäre auch noch dabei helfen, den Unterschied zwischen diesen Kanaillen und Lenin zu verwischen, und behaupten, dass Lenin das Recht auf "Selbstbestimmung" der Völker bis hin zur Loslösung von Russland gefordert hätte, um die nationalen Interessen der "bürgerlichen Revolution" zu verteidigen. Wenn wir sagen, dass die "Befreiung" der Kolonien, ihre formale "Unabhängigkeit" mit den Interessen der Kolonialmächte nicht unvereinbar ist, so meinen wir damit, dass der Imperialismus sich sehr gut an diese formale Unabhängigkeit anpassen kann. Das heißt aber keineswegs, dass der Imperialismus diese Politik gutwillig oder gleichgültig verfolgt. All diese "Befreiungen" waren das Ergebnis interner Kämpfe, der Interessenkollisionen zwischen verschiedenen Bourgeoisien und der internationale Intrigen der antagonistischen imperialistischen Mächte gewesen. Stalin zeigte später auf blutige Weise, dass die Interessen Russlands nicht gerade der Unabhängigkeit der angrenzenden Länder entsprachen; im Gegenteil, diese Interessen verlangten die gewaltsame Einverleibung dieser Länder in das Großrussische Reich.
Erklären heißt nicht rechtfertigen. Aber jene, die, um eine falsche Position zu missbilligen, zwischen dem Recht der Völker auf Abspaltung und der gewaltsamen Einverleibung, die zwischen Lenin und Stalin eine Verbindung herstellen, verstehen überhaupt nichts und machen aus der Geschichte einen formlosen, faden Brei. Lenin sah im "Recht der Nationen auf Selbstbestimmung" vor allem eine Möglichkeit zur Verurteilung des Imperialismus - nicht so sehr des Imperialismus anderer Länder als vielmehr den "seines" eigenen Landes, seiner eigenen Bourgeoisie. Dass diese Position Lenins zu Widersprüchen führte, ist nicht zu leugnen, wie der folgende Abschnitt zeigt:
"Die Lage ist zweifellos sehr verwirrt, aber es gibt aus ihr einen Ausweg, bei dem alle Beteiligten Internationalisten bleiben: die russischen und die deutschen Sozialdemokraten, indem sie die bedingungslose 'Freiheit der Lostrennung' Polens verlangen, und die polnischen Sozialdemokraten, indem sie für die Einheit des proletarischen Kampfes in einem kleinen Lande und den großen Ländern kämpfen, ohne für die gegebene Epoche oder die gegebene Periode die Losung der Unabhängigkeit Polens aufzustellen." (Lenin: "Die Ergebnisse der Diskussion über die Selbstbestimmung", in Gesammelte Werke, Bd. 22, S. 359).
Doch dieser Abschnitt hebt auch hervor, dass die Widersprüche, die "sehr verwirrte Lage", zu der ihn seine Analyse führte, zweifellos von einem kompromisslos internationalistischen Bestreben ausgelöst wurde. Als Lenin diesen Text verfasste, war die Sozialdemokratie die wichtigste konterrevolutionäre Kraft. Er nannte sie "Sozialimperialisten", "sozialistisch in Worten, imperialistisch in Taten." Ohne die Hilfe der Sozialdemokratie hätte der Kapitalismus die Arbeiter nie in das große Gemetzel des Weltkrieges führen können. Diese "Sozialisten" rechtfertigten den Krieg im Namen der nationalen Interessen, die die Arbeiter angeblich mit der Bourgeoisie gemeinsam hätten. Für sie bedeutete der imperialistische Krieg die Verteidigung der Demokratie, der Freiheiten und Errungenschaften der Arbeiter, die von den bösartigen "ausländischen Imperialisten" bedroht seien. Diese Lügen und die falschen Sozialisten zu entlarven war die erste Pflicht, die unumgängliche Aufgabe eines jeden Revolutionärs. Für Lenin war das Recht der Völker auf Selbstbestimmung Teil dieser Aufgabe, nicht für die Interessen Russlands, sondern gegen die Beteiligung am imperialistischen Krieg. Was diese Losung zur Rechtfertigung der Beteiligung am imperialistischen Krieg anbelangte, so antwortete Lenin ziemlich deutlich:
"Wer sich jetzt auf Marx' Stellungnahme zu den Kriegen in der Epoche der fortschrittlichen Bourgeoisie beruft und Marx`s Worte 'die Arbeiter haben kein Vaterland' vergisst - diese Worte, die sich gerade auf die Epoche der reaktionären, überlebten Bourgeoisie beziehen, auf die Epoche der sozialistischen Revolution -, der fälscht Marx schamlos und ersetzt die sozialistische Auffassung durch die bürgerliche." (Lenin, "Sozialismus und Krieg", Gesammelte Werke, Bd. 21, S. 310).
4) Der "taktische" Internationalismus
"Ihr revolutionärer Internationalismus war jedoch ganz ebenso von ihrer Taktik im Kampf um die russische Revolution bestimmt, wie etwa später ihre Umstellung zur NEP-Politik in Russland selbst" (Thesen... Nr.50)
"Die einzige wirkliche Gefahr, die der russischen Revolution drohte, war die Gefahr des Eingriffs der imperialistischen Mächte (...) Das Problem der aktiven Gegenwehr des Bolschewismus gegen den Weltimperialismus bestand also darin, den Angriff auf ihn in den Zentren seiner Macht selbst vorzutragen. Das geschah durch die doppelseitige internationale Politik des Bolschewismus." (Nr. 51).
"Der Begriff der 'Weltrevolution' hat für die Bolschewiken also einen ganz anderen Klasseninhalt. Er hat nichts mehr mit dem Gedanken der internationalen proletarischen Revolution gemein." (Nr. 54)
Das ist eine weitere gängige Legende über die Bolschewiki: danach war ihr Internationalismus nur "taktisch" und dazu bestimmt, erstens das Vertrauen der kriegsmüde gewordenen Volksmassen zu gewinnen und zweitens die Arbeiterbewegung der ganzen Welt einer Politik der Verteidigung des russischen kapitalistischen Staates zu unterwerfen.
Was das erste Argument angeht, verweisen wir die Leser auf die Stellungnahmen der Bolschewiki lange vor Kriegsausbruch, insbesondere auf den internationalen Kongressen 1907 und 1912. Ferner hatte der Kampf gegen den Krieg in der Konzeption der Bolschewiki nichts mit den Positionen der pazifistischen Bourgeoisie zu tun, die einige Sektoren der Arbeiterbewegung beeinflussten. Anstatt einen "demokratischen Frieden ohne Annexionen" zu fordern, "dem Krieg den Krieg zu erklären", waren sie die ersten in der Arbeiterbewegung, die den wahrhaft revolutionären Schlachtruf "Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen Bürgerkrieg" vorbrachten und unnachgiebig jegliche Illusion des Pazifismus anprangerten. Falls ihre einzige Sorge gewesen wäre, "die Massen zu gewinnen, um die Macht zu übernehmen", warum haben sie es dann für notwendig gehalten, Schlachtrufe aufzugreifen, die sie von den Massen, die in der Idee des "Kämpfens bis zum Ende" gefangen waren - zunächst in der chauvinistischen Form und danach in der Gewand der "revolutionären Verteidigung" - isolierten? Die Verleumder der Bolschewiki antworten: "Weil sie vorausgesehen hatten, dass sich die Massen, ermüdet vom Krieg und vom Unglück, das er mit sich brachte, ihnen letztlich zuwenden würden." Aber warum haben dann Plechanow, die Menschewiki, die Sozialrevolutionäre, Kerenski - alle Fraktionen der Bourgeoisie, die ebenfalls die Macht ergreifen wollten - nicht ebenso zum "revolutionären Defätismus" aufgerufen, d.h. erklärt, dass es auch im Interesse der russischen Arbeiter sei, dass ihr Land den Krieg verliert? Diese Strömungen hätten ebenfalls die "internationalistische" Karte spielen müssen, da diese die einzige Trumpfkarte war, die nicht mit den Interessen des russischen Kapitals kollidierte. Immerhin hatten diese Leute doch angeblich dieselben elementaren Interessen wie die Bolschewiki. Ist der Unterschied zwischen den Bolschewiki und all den anderen kein Klassenunterschied, sondern schlicht ein Unterschied in der Scharfsichtigkeit, der Intelligenz? Darauf läuft die Analyse dieser professionellen Verräter hinaus. Doch wie konnte es dann sein, dass all die fortschrittlichen Elemente des Weltproletariats (die Spartakisten und die Gruppe "Arbeiterpolitk" in Deutschland, die Elemente, die sich in Frankreich um Loirot gruppierten, die Gruppe von Russel Williams oder die "Trade Unionisten" in England, MacLean in Schottland, die "Sozialistische Arbeiterpartei" in den USA, die Gruppe "De Tribune" in Holland, die sozialistische Linke oder die sozialistische Jugend in Schweden, die "Tesnjaki" - Engherzigen - in Bulgarien, das "Nationale Büro" und das "allgemeine Büro" in Polen, die Linkssozialisten in der Schweiz, die Gruppe des "Karl-Marx-Klubs" in Österreich usw.), von denen die große Mehrheit an der Spitze der großen Klassenkämpfe nach dem Krieg stand - wie konnte es aloso sein, dass all diese Elemente (die zukünftigen "Rätekommunisten" eingeschlossen) gleiche oder ähnliche Positionen wie die Bolschewiki in der Frage des Krieges vertraten? Warum haben all diese Elemente mit den Bolschewiki innerhalb der Zimmerwalder und der Kienthaler Linken zusammengearbeitet?
Im allgemeinen bestreiten die Rätekommunisten den proletarischen Charakter dieser Strömungen nicht (dies mit gutem Grund). Warum aber behaupten sie, dass das, was die Bolschewisten von den Menschewisten unterschied, nur eine Frage der Intelligenz war, während der gleiche Gegensatz zwischen den Spartakisten und der Sozialdemokratie eine Klassengrenze ausdrückte? Deutschland, ein viel älterer, weitaus mächtigerer und erprobter Kapitalismus als Russland, war nicht in der Lage, das zu tun, was seinem viel schwächeren Rivalen gelungen war: eine politische Strömung hervorzubringen, die geschickt genug war, schon 1907 und insbesondere 1914 internationalistische Losungen vorzustellen, die es ihr im rechten Augenblick ermöglichten, die Unzufriedenheit der Massen zu ihrem Vorteil und zum Vorteil des nationalen Kapitals zu nutzen. Das ist die logische Schlussfolgerung der Idee des "taktischen" Internationalismus. Und dieses Paradoxon ist noch größer, wenn man bedenkt, dass es diese bürgerliche Partei war, die in Zimmerwald die korrekteste Position vertrat, während die proletarischen Spartakisten in den Konfusionen des "Zentrums" versanken. Und wenn die große Revolutionärin Rosa Luxemburg diese Konfusion in ihre Broschüre gegen den Krieg, die „Junius Broschüre", hineinschreibt:
"Ja, die Sozialdemokraten sind verpflichtet, ihr Land in einer großen historischen Krise zu verteidigen. Und darin liegt gerade eine schwere Schuld der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, dass sie in ihrer Erklärung vom 4. August 1914 feierlich verkündete: 'Wir lassen das Vaterland in der Stunde der Gefahr nicht im Stich', ihre Worte aber im gleichen Augenblick verleugnete (...) Denn die erste Pflicht gegenüber dem Vaterland in jener Stunde war, ihm den wahren Hintergrund dieses imperialistischen Krieges zu zeigen, das Gewebe von patriotischen und diplomatischen Lügen zu zerreißen, womit dieser Anschlag auf das Vaterland umwoben war (...),dem imperialistischen(...) Programm des Krieges das alte wahrhaft nationale Programm der Patrioten und Demokraten von l848, das Programm von Marx, Engels und Lassalle, die Losung der einigen großen deutschen Republik, entgegenzustellen" (Rosa Luxemburg, Ges.V., Bd. 4, S. 147)
... dann ist es wirklich überraschend, dass gerade der "bürgerliche" Lenin diese Fehler wie folgt kritisiert:
"Das Irrige seiner Ausführungen springt in die Augen (...) Er schlägt vor, dem imperialistischen Krieg ein nationales Programm 'entgegenzustellen'. Der fortschrittlichen Klasse schlägt er vor, sich der Vergangenheit und nicht der Zukunft zuzuwenden! (...) Jetzt ist für die führenden, größten Staaten Europas die objektive Lage eine andere (als 1793 und 1848 - IKS). Die Vorwärtsentwicklung - wenn man von möglichen, vorübergehenden Rückschlägen absieht -, ist zu verwirklichen nur in der Richtung der sozialistischen Gesellschaft, der sozialistischen Revolution." (Lenin, Ges. Werke, Bd. 22, S. 321, "Über die Junius-Broschüre")
Schließlich läuft die These des "taktischen" Internationalismus auf die Behauptung hinaus, dass die Haltung gegenüber dem imperialistischen Krieg damals ein zweitrangiger Punkt des proletarischen Programms gewesen sei, der sich ebenso im Programm einer bürgerlichen Partei hätte befinden können. Das ist vollkommen falsch. In Wirklichkeit steht von 1914 an das Problem des Krieges im Mittelpunkt des Lebens des Kapitalismus. In dieser Frage werden all seine Widersprüche aufgedeckt. Der Krieg bewies, dass das System in die Phase seines historischen Niedergangs eingetreten war, eine Fessel für die Entwicklung der Produktivkräfte geworden war, das ohne fortlaufende Holocausts, ohne wiederholte und immer katastrophalere Zerstörungen nicht überleben konnte. Wie immer auch die Interessensgegensätze zwischen den verschiedenen Teilen der Bourgeoisie in einem Land aussehen mochten, der Krieg zwang all diese Fraktionen der Bourgeoisie dazu, sich für die Verteidigung des gemeinsamen Erbes zu mobilisieren: das nationale Kapital und seinen höchsten Repräsentanten, den Staat. Deshalb trat 1914 ein Phänomen in Erscheinung, das kurz zuvor noch undenkbar schien: der "Burgfrieden", der Parteien und Organisationen zusammenband, die sich jahrzehntelang bekämpft hatten. Und auch wenn während des Krieges weiterhin Konflikte innerhalb der herrschenden Klasse aufkamen, so stellten sie nie die Notwendigkeit in Frage, soviel wie möglich vom imperialistischen Kuchen zu ergreifen; sie gingen nur um die Frage, wie dies in Angriff genommen werden soll. So gab die bürgerliche Provisorische Regierung, die nach der Februarrevolution die Macht übernommen hatte, keine der Zielsetzungen auf, die in den diplomatischen Vereinbarungen zwischen dem zaristischen Russland und den Ländern der Entente getroffen worden waren. Im Gegenteil, weil sie erkannte, dass das zaristische Regime den Krieg zusammen mit Frankreich und England nicht entschlossen genug führte, dass der Zar versucht war, seine Bündnisse aufzukündigen und zu einer Vereinbarung mit Deutschland zu kommen, half die Fraktion der Bourgeoisie, die die Provisorische Regierung dominierte, mit, Nikolaus II. loszuwerden. Wenn die Oktoberrevolution wirklich eine „bürgerliche“ Revolution gewesen wäre, mit dem Ziel, das nationale Kapital noch wirkungsvoller zu verteidigen, hätte sie nicht unmittelbar den Frieden als notwendig erklärt, die Veröffentlichung der diplomatischen Geheimverträge durchgeführt und auf alle darin enthaltenen Kriegsziele verzichtet. Sie hätte im Gegenteil sofort die notwendigen Maßnahmen für eine wirkungsvollere Kriegsführung ergriffen. Wenn die bolschewistische Partei bürgerlich gewesen wäre, hätte sie nicht an der Spitze aller damaligen proletarischen Parteien gestanden, den imperialistischen Krieg angeprangert und die Arbeiter dazu aufgerufen, dem Krieg durch die sozialistische Revolution ein Ende zu setzen. Im imperialistischen Krieg ist der Internationalismus kein zweitrangiger Punkt für die Arbeiterbewegung . Im Gegenteil: er bildet die Klassengrenze zwischen dem proletarischen und dem bürgerlichen Lager. Und dies war nur die Veranschaulichung einer allgemeineren Wahrheit: Der Internationalismus gehört zur Arbeiterklasse. Sie ist die einzige Klasse in der Geschichte, die kein Eigentum besitzt und deren Herrschaft über die Gesellschaft das Ende aller Eigentumsformen beinhaltet. Als solche ist sie die einzige Klasse, die über die territorialen Spaltungen (regional für den Adel, national für die Bourgeoisie) hinauszugehen fähig ist, die der geopolitische Ausdruck der Existenz von Privateigentum sind, der Rahmen, innerhalb dessen die herrschende Klasse ihr Eigentum schützt und verteidigt. Und wenn die Bildung von Nationen dem Sieg der Bourgeoisie über den Adel entsprach, so kann die Abschaffung der Nationen nur mit dem Sieg der Arbeiterklasse über die Bourgeoisie zustande gebracht werden.
Dies führt uns zum zweiten Argument, das die Rätekommunisten vorbringen, um zu zeigen, dass der Internationalismus der Bolschewiki nur "taktisch" gewesen sei, dass er nur ein Schlachtruf war, der darauf abzielte, die Arbeiterbewegung auf der ganzen Welt einer Politik der Verteidigung des russischen kapitalistischen Staates zu unterwerfen, und dass die Kommunistische Internationale seit ihrer Gründung schlicht und einfach ein Instrument der sowjetischen Diplomatie gewesen sei. Solch eine Auffassung wird auch von G.Sabatier, Mitglied der Gruppe "PIC" (Für eine kommunistische Intervention) in seiner Schrift "Der Vertrag von Brest-Litovsk 19l8: Rückschlag der Revolution" vertreten. Für diesen Genossen (der immerhin nicht dem Menschewismus der Rätekommunisten bezüglich des "bürgerlichen" Charakters der Russischen Revolution anheimfällt) wurde die "III. Internationale (...) mit der unmittelbaren Aufgabe der Verteidigung des russischen Staates in allen Ländern verbunden und als Unterstützung der traditionellen Diplomatie auf gefasst." (S.32)
Obwohl Sabatier zugibt, dass: "... etliche Texte das Vordringen der internationalen proletarischen Bewegung widerspiegeln, wie z.B. das von Trotzki verfasste Manifest 'An die Proletarier der ganzen Welt'", geht er davon aus, dass "der vom Kongress verbreitete Aufruf 'An die Arbeiter aller Länder' das bedeutendste Dokument (...) hinsichtlich der tatsächlichen Rolle (war), die diese Organisation hinter einer Nebelwand von Glaubensbekenntnissen einnahm: Die Arbeiter wurden zuallererst dazu aufgerufen, den Kampf des von kapitalistischen Staaten bedrohten proletarischen Staates vorbehaltlos zu unterstützen; und um dies zu tun, sollten die Arbeiter alle Mittel einsetzen, um Druck auf ihre Regierungen auszuüben, 'einschließlich, falls notwendig, revolutionärer Mittel (sic!)'. Ferner betonte dieser Aufruf die 'Dankbarkeit', die 'dem revolutionären russischen Proletariat und seiner führenden Partei, der kommunistischen Partei der Bolschewiki' geschuldet sei, und bereitete so den Boden für die 'Verteidigung der UdSSR', für den Kult des Parteistaates." (S.34)
Wenn man einen Hund totschlagen will, muss man nur sagen, dass er tollwütig ist! Es ist etwas kurios, zu denken, dass das "bedeutendstes Dokument" insichtlich der tatsächlichen Rolle der KI ein simples Memorandum war, das von Sadoul als Erklärung der franzosischen Delegation auf dem Kongress eingereicht wurde; es ist verlogen, diesen Text als einen "vom Kongress lancierten Appell" darzustellen, weil er nicht einmal zur Billigung dem Kongress vorgelegen hat. Somit soll die KI in einem zweitrangigen Text als Hauptaufgabe des Weltproletariats die Verteidigung des russischen Staates ausgegeben haben! Dabei vertraten die wesentlichen Texte des Kongresses (verfasst von Bolschewiki, wie das "Manifest" von Trotzki, die "Thesen über die bürgerliche Demokratie und die proletarische Diktatur" von Lenin, die "Plattform" von Bucharin und Albert, die "Resolution über die Position bezüglich sozialistischer Strömungen und der Berner Konferenz" von Sinowjew) folgende Positionen:
- eine Anprangerung der sozialistischen Parteien als Agenten der Bourgeoisie und die absolute Notwendigkeit des Bruchs mit ihnen;
- die Anprangerung aller demokratischen und parlamentarischen Illusionen, die noch auf die Arbeiter einwirkten;
- die Notwendigkeit der gewaltsamen Zerstörung des kapitalistischen Staates;
- die Machtübernahme durch die Arbeiterräte auf Weltebene und die Einrichtung der Diktatur des Proletariats.
In keinem dieser Texte findet man die geringste Spur eines Aufrufs zur "Verteidigung der UdSSR", nicht weil es ein Fehler gewesen wäre, die Arbeiter anderer Länder dazu aufzurufen, der Hilfe ihrer Regierungen an die Weißen Armeen und deren direkte Beteiligung am Bürgerkrieg entgegenzutreten, sondern weil dies nganz simpel nicht die Hauptfunktion der KI, die sich als "das Instrument für die internationale Räterepublik" und als "die Internationale der offenen Massenaktion, der revolutionären Verwirklichung, die Internationale der Tat" ("Manifest") begriff. Vielleicht behauptet man jetzt, Sadoul sei von den Bolschewiki "ferngesteuert" oder "manipuliert“ worden, um den Proletariern ihre Pflicht der "Verteidigung der UdSSR" aufzuzeigen, während die Bolschewiki das Kommando übernahmen und eine "Nebelwand kommunistischer Glaubensbekenntnisse" schufen. Dies wäre ein weiterer Beweis für die viel gepriesene Doppelrolle der Bolschewiki. Doch wenn eine solche Hypothese zutreffend gewesen wäre, so ist es immer noch notwendig zu erklären, warum die Bolschewiki solch eine Taktik benutzt haben sollten. Wenn das wahre Ziel hinter der Gründung der Internationalen gewesen wäre, die Arbeiter für die "Verteidigung der UdSSR" zu mobilisieren, wäre es da nicht der bessere Weg zur Erlangung dieses Ziels gewesen, die Losung in die offiziellen Texte der Kongresses einzufügen und all ihre Autorität (eine Autorität, die beachtlich war unter den Arbeitern der ganzen Welt) dafür zu verwenden. Ist es wirklich plausibel, dass solch eine Losung mehr Einfluss auf die proletarischen Massen ausgeübt haben, wo sie fast schon vertraulich in einem zweitrangigen Dokument auftauchte, noch dazu von einem Militanten präsentiert, der nicht sehr bekannt war und der nicht einmal ein offizieller Delegierter war (der Repräsentant von Zimmerwald war Guilbeaux)? Die Schlichtheit dieser Argumentation ist ein weiterer Beweis für die Unhaltbarkeit der These, dass die Kommunistische Internationale von Anfang an ein Instrument der russischen kapitalistischen Diplomatie war.
Nein, Genosse Sabatier! Nein, liebe Bolschewiki-Verleumder! Die KI war bei ihrer Gründung nicht bürgerlich, sie ist es erst geworden. Doch damit starb sie als eine Internationale, weil es keine Internationale der Bourgeoisie geben kann. Niemals hat eine bürgerliche Revolution eine Internationale hervorgebracht: die "bürgerliche" Revolution von 1917 wäre die einzige Ausnahme. Da die Rätekommunisten wie die Stalinisten die russische Revolution auf die gleiche Stufe wie die so genannte chinesische „Revolution“ von 1949 stellen (siehe die"Thesen über die chinesische Revolution" von Cajo Brendel), schulden sie uns eine Erklärung dafür, warum die chinesische Revolution keine neue Internationale hervorgebracht hat.
Und wenn die KI von Anfang an nichts anderes als eine kapitalistische Institution war, so muss erklärt werden, warum sich all die vitalen Kräfte des Weltproletariats in ihr versammelt haben, einschließlich jener Elemente, die später die Kommunistische Linke werden sollten? Wurde das Büro der KI in Westeuropa nicht von Pannekoek und seinen Freunden geleitet? Wie konnte ein bürgerlicher Organismus diese kommunistischen Fraktionen absondern, die inmitten der fürchterlichsten Konterrevolution in der Geschichte die einzigen waren, die die Verteidigung proletarischer Prinzipien fortsetzten? Sollen wir uns vorstellen, dass während der großen revolutionären Welle nach dem Krieg Millionen von im Kampf befindlichen Arbeitern sowie all die bewusstesten und aufgeklärtesten Militanten der Arbeiterbewegung ganz einfach an der falschen Tür geklopft haben, als sie sich der Kommunistischen Internationalen anschlossen? Der Rätekommunismus hat eine Anzwort auf diese Fragen:
5) Der "Machiavellismus" der Bolschewiki
"... haben die Bolschewiki auch Parolen in die Arbeiterschaft geschleudert wie z.B. die Räteparole. Entscheidend für ihre Taktik war lediglich der momentane Erfolg einer Parole, die durchaus nicht als prinzipielle Verpflichtung der Partei gegenüber den Massen betrachtet wurde, sondern als propagandistisches Mittel einer Politik, die die Machtergreifung der Organisation zum letzten Inhalt erhebt." (Thesen... Nr. 31)
"Die Aufrichtung des Sowjet-Staates war die Aufrichtung der Herrschaft der Partei des bolschewistischen Machiavellismus." (Th.57).
Der Rätekommunismus hat sich die Idee des "Machiavellismus" der Bolschewiki und Lenins nicht selbst ausgedacht. Die Bourgeoisie hat sie 1917 in die Welt gesetzt. Erst danach stimmten die Rätekommunisten, gefolgt von den Anarchisten, in diesem Chor mit ein. Vorweg sei gesagt, dass solch ein Standpunkt die Geschichtsauffassung eines Polizisten verrät, die charakteristisch ist für ausbeutende Klassen, für die jegliche soziale Bewegungen schlicht das Werk von "Manipulationen" oder "Rädelsführern" sind. Diese Auffassung ist vom marxistischen Standpunkt aus (und die Rätekommunisten nennen sich selbst Marxisten) so absurd, dass wir uns auf einige Zitate und Tatsachen über die Handlungen der Bolschewiki beschränken werden, um zu zeigen, wie unzutreffend sie ist. Geschah es aus "Demagogie" oder "Machiavellismus", als Lenin im April 1917 erklärte:
"Glaubt nicht an Worte. Lasst euch nicht von Versprechungen ködern. Überschätzt eure Kräfte nicht. Organisiert euch in jedem Betrieb, in jedem Regiment, in jeder Kompanie, in jedem Häuserblock. Arbeitet täglich und stündlich an der Organisation, arbeitet daran selber, dieser Arbeit darf man niemanden anderen anvertrauen (…) Das ist der grundlegende Inhalt aller Beschlüsse dieser Konferenz. Das ist die Hauptlehre aus dem ganzen Verlauf der Revolution. Das ist die einzige Gewähr für den Erfolg.
Genossen Arbeiter ! Wir rufen euch zu schwerer, ernster, unermüdlicher Arbeit auf, die das klassenbewusste, revolutionäre Proletariat aller Länder zusammenschweißt. Dieser und nur dieser Weg ist der Ausweg aus der Sackgasse, nur er führt zur Erlösung der Menschheit von den Schrecken des Krieges, von dem Joch des Kapitals." (Einleitung zu den Resolutionen der 7. Gesamtrussischen Konferenz der SDAPR/Aprilkonferenz, Lenin, Ges. Werke, Bd. II, S. 156)
"Es kommt nicht auf die Zahl an, sondern auf den richtigen Ausdruck der Ideen und der Politik des wirklich revolutionären Proletariats (...) Lieber zu zweit bleiben, wie Liebknecht, und das heißt beim revolutionären Proletariat bleiben." (Die Aufgaben des Proletariats in unserer Revolution, Lenin Ges. Werke, Band II, S.75,77)
Die Bolschewiki sagten nicht nur, dass es notwendig sei, im Stande zu sein, sich in die Isolation zu begeben; sie taten es auch jedes Mal, wenn die Arbeiterklasse auf dem Terrain der Bourgeoisie mobilisiert wurde.
Doch es geschah wohl aus reiner "Demagogie", dass sie sich zusammen mit dem Proletariat oder an der Spitze der Klasse wiederfanden, als diese zur Revolution schritt. All das war reine "Taktik"; seit 1903 haben sie jeden zu täuschen versucht:
- das russische Proletariat, um an die Macht zu kommen;
- das Weltproletariat, um es zur Verteidigung ihrer Macht auszunutzen;
- die russischen Bauern, indem sie ihnen das Land gaben, um es ihnen später wieder besser wegzunehmen;
- die nationalen Minderheiten;
- die russische Bourgeoisie;
- die Weltbourgeoisie.
Und in Wirklichkeit war ihr "Machiavellismus" so groß, dass ihnen sogar die Glanzleistung gelang, sich selbst zu täuschen... Pannekoek kam dahinter, als er schrieb: „Lenin ("natürlich ein Schüler Marxens") hat den wirklichen Marxismus nie gekannt.“ (Pannekoek, „Lenin als Philosoph“)
Die Entwicklung des Klassenbewusstseins
Wir haben die Verteidigung des proletarischen Charakters der Bolschewiki und der Oktoberrevolution nicht unternommen, um ihr Andenken in frommen Ehren zu halten. Wir taten dies, weil die Auffassung des bürgerlichen Charakters der Bolschewiki oder der Oktoberrevolution einen Bruch mit dem Marxismus bedeutet, dem unverzichtbaren theoretischen Instrument des Klassenkampfes, ohne dem ein Sieg des Proletariats über den Kapitalismus undenkbar ist. Wir haben bereits gesehen, wie die rätekommunistische oder gar die bordigistische Auffassung über die Oktoberrevolution von 1917 zu menschewistischen oder stalinistischen Verirrungen führt. Gleichfalls verhindert jede Auffassung der Bolschewiki als eine bürgerliche Partei das Verständnis des lebendigen Prozesses der Bewusstseinsentwicklung des Proletariats. Die Revolutionäre haben die Aufgabe, diesen Prozess zu beschleunigen, zu vertiefen und zu verallgemeinern. Dafür müssen sie diesen Prozess aber so klar wie möglich verstehen.
An diejenigen, die die Oktoberrevolution als proletarisch, die bolschewistische Partei jedoch als bürgerlich betrachten, oder die sagen, die beide bourgeois waren, dennoch nicht leugnen können, was Anton Pannekoek einst sagte:
"Die russische Revolution bildete eine wichtige Episode in der Entwicklung der Arbeiterbewegung. Erstens, wie bereits erwähnt, durch die Entfaltung neuer Formen des politischen Streiks als eines Werkzeuges der Revolution. Und dann noch in höherem Maße durch das erstmalige Erscheinen neuer Formen der Selbstorganisierung der kämpfenden Arbeiter , die als Sowjets, d.h. Räte, bekannt geworden sind" (Pannekoek, „Die Arbeiterräte“, S. 98, Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit)...
... an all jene Leute richten wir diese Frage: Wie drückte sich in einem so bedeutungsvollen Ereignis für das Leben und den Kampf der Arbeiterklasse das Klassenbewusstsein aus? Ist es möglich, dass solch ein Ereignis nicht von irgendeiner Entwicklung des Klassenbewusstseins begleitet war? Dass sich die proletarischen Massen in Bewegung gesetzt haben, ganz neue, unbekannte Kampf- und Organisationsformen hervorgebracht haben und gleichzeitig dem Gewicht der bürgerlichen Ideologie so wie zuvor unterworfen blieben? Die Frage allein zeigt schon die Absurdität einer solchen Vorstellung. Aber fand diese Bewusstseinsentwicklung dann in aller Stille statt? In welchen Militanten, Zeitungen und Flugblättern hat es seinen Ausdruck gefunden? Geschah die Ausbreitung durch Gedankenübertragung oder durch bloße Addition von Millionen identischer individueller Erfahrungen? War es möglich, dass alle Mitglieder und Bereiche der Klasse sich auf eine homogene, gleichartige Weise entwickelten? Selbstverständlich nicht! Aber ist es dann möglich, dass die fortgeschrittensten Elemente und Bereiche isoliert, atomisiert blieben, ohne zu versuchen, sich zusammenzuschließen, um ihre Positionen zu vertiefen und aktiv im Kampf und im allgemeinen Prozess der Bewusstwerdung einzugreifen? Selbstverständlich nicht! Welche Organisation oder Organisationen (abgesehen von den Räten, die die ganze Klasse und nicht nur die am weitesten fortgeschrittenen Elemente zusammenfassten) drückten diesen Bewusstwerdungsprozess aus und halfen, das Bewusstsein zu erweitern und zu vertiefen?
Die bolschwistische Partei? Manche von jenen Leuten, die denken, dass sie eine bürgerliche Partei ist, meinen, dass diese Partei "selbst dann" oder auf "verzerrte Weise" dieses Bewusstsein ausdrückte. Solch eine Analyse ist unhaltbar. Entweder ist diese Partei ein Ausfluss des Kapitalismus, oder sie ist ein Ausfluss der Arbeiterklasse oder irgendeiner anderen Klasse in der Gesellschaft. Doch falls sie wirklich aus dem Kapitalismus hervorgegangen ist (in welcher Form auch immer), könnte sie nicht gleichzeitig das Leben des Todfeindes des Kapitalismus (des Proletariates) widerspiegeln. Sie könnte nicht die bewusstesten Elemente dieser Klasse zusammenschließen, sondern im Gegenteil nur die am meisten mystifizierten Elemente.
Die anarchistische Strömung? Diese Strömung war sehr zersplittert und heterogen. Zwischen einem Kropotkin, der zum Kampf gegen die "preußische Barbarei" aufrief, und einem Volin, der selbst während der schlimmsten Zeit des II. Weltkrieges ein Internationalist blieb, besteht eine große Kluft. Unfähig, sich zu organisieren, zersplittert in seine individualistischen, syndikalistischen und kommunistischen Varianten und ungeachtet seiner großen Anhängerschaft hinkte der Anarchismus entweder den Ereignissen hinterher oder verfolgte bis 1917 die gleiche Politik wie die Bolschewiki. Wenn die bewusstesten Elemente der Klasse sich schon innerhalb der bolschewistischen Partei nicht zusammenschließen konnten, konnten sie es noch weniger in der anarchistischen Strömung.
Die linken Sozialrevolutionäre? Auch hier dasselbe: das Beste, was diese Strömung geleistet hat, war, dass sie zusammen mit den Bolschewiki zusammen gekämpft ha: Sie kämpfte gegen die provisorische Regierung Kerenskis, beteiligte sich am Oktoberaufstand, verteidigte die Macht der Räte. Doch ansonsten betrachtete sie sich hauptsächlich als Vertreter der Kleinbauern. Nach 1917 kehrte diese Strömung schnell zu ihren Ursprüngen zurück: dem Terrorismus. Falls die Bolschewisten keine Militanten der Klasse waren, dann waren es die linken Sozialrevolutionäre noch weniger.
Sollen wir somit die bewusstesten Elemente in den Parteien suchen, die an der bürgerlichen provisorischen Regierung teilgenommen hatten, bei den Sozialrevolutionären und den Menschewiki? Vielleicht halten die Rätekommunisten, die die Analysen der Menschewiki übernommen haben, diese Partei für den besten Ausdruck des proletarischen Bewusstseins?
In Wirklichkeit sind die Rätekommunisten vollkommen unfähig, irgendeine dieser Fragen zu beantworten; die einzige Schlussfolgerung, die sie ziehen können, ist, dass:
- entweder die Ereignisse von 1917 überhaupt kein Klassenbewusstsein hervorgebracht oder ausgedrückt haben,
- oder dieses Bewusstsein vollkommen sprachlos, atomisiert und "individuell" blieb.
Aber dies sind nicht die einzigen Abwege, inn die die rätekommunistische Auffassung führt. Wie wir gesehen haben, stützt sich ihre Analyse des "bürgerlichen" Wesens der bolschewistischen Partei darauf, dass die Bolschewiki in bestimmten Fragen bürgerliche Positionen vertraten:
- in der Frage des Substitutionismus,
- in der Agrarfrage,
- in der nationalen Frage.
Obwohl der Rätekommunismus, wie wir gesehen haben, den Bolschewiki Positionen zuschreibt, die diese niemals vertreten haben (zumindest nicht bis 1917 und auch nicht in den ersten Jahren der Revolution), obgleich sie zwischen diesen Positionen einen Zusammenhang sehen, die völlig gegensätzlich zu dem ist, was die Bolschewiki wirklich vertraten, ist es notwendig, die Irrtümer der Bolschewiki anzuerkennen und nicht zu verstecken, wie es die Bordigisten beispielsweise tun. Die Bolschewiki waren die ersten, die ihre Fehler zugaben, insofern sie sich ihrer bewusst wurden. Doch der Rätekommunismus weigert sich gerade anzuerkennen, dass diese Positionen Irrtümer waren: Aus seiner Sicht handelt es sich um die klare Verdeutlichung des "bürgerlichen Charakters" der bolschewistischen Partei.
Man bemerke die systematische Voreingenommenheit der Rätekommunisten: Wenn in einem bestimmten Punkt die Bolschewiki von einem proletarischen Standpunkt aus die korrekteste Position vertraten (Bruch mit der Sozialdemokratie, Zerstörung des kapitalistischen Staates, Macht der Arbeiterräte, Internationalismus), dann geschah dies aus reinem "Zufall" oder aus "taktischen Gründen". Wenn sie jedoch eine Position vertraten, die weniger korrekt als die anderer revolutionärer Strömungen war (Agrarfrage, nationale Frage), dann ist dies ein Beweis ihres "bürgerlichen Charakters". Im Grunde wird man, wenn man den Kriterien der Rätekommunisten folgt, zur Schlussfolgerung verleitet, dass alle damaligen proletarischen Parteien der Kapitalistenklasse angehörten.
Für die Rätekommunisten waren die III. Internationale und die Parteien, die ihr angehörten, von Anfang an kapitalistische Organe. Was muss man dann von der II. Internationalen halten? Vertrat sie in den angeführten Punkten richtigere Positionen als die III. Internationale und die Bolschewiki? Was war ihre Position z.B. in der nationalen Frage und insbesondere in der polnischen Frage, die im Mittelpunkt der Kontroverse zwischen Lenin und Luxemburg stand? Die Antwort wird klar, wenn wir uns entsinnen, dass Lenin sich in dieser Debatte gerade auf die Resolutionen des Kongresses der Internationalen stützte, die Luxemburg so vehement bekämpfte. In der Frage der Machtübernahme durch das Proletariat ging die offizielle Position der Internationalen davon aus, dass dies die Aufgabe der Arbeiterpartei sei; in dieser Hinsicht haben weder Lenin noch Rosa etwas Neues erfunden. Dagegen waren sich die sozialistischen Parteien alle nicht sehr klar über die Notwendigkeit, den kapitalistischen Staat zu zerstören. Wir könnten noch viele weitere Beispiele nennen, um zu zeigen, dass die unrichtigen Positionen der Bolschewiki lediglich ein Erbe von der II. Internationalen waren. Der Analyse der Rätekommunisten zufolge war daher auch diese Internationale ein bürgerliches Organ: Arme Engels, Luxemburg, Liebknecht, Pannekoek und Gorter, die so viele Jahre ihres militanten Lebens in einer Institution verbrachten, die den Kapitalismus verteidigte! Darüber hinaus ist es schwer begreiflich, warum die I. Internationale mehr "Arbeiterklasse" ist als ihre Nachfolger. Möglicherweise verlieh ihr die Anwesenheit der Positivisten, Proudhonisten und der Anhänger Mazzinis eine proletarische Aura, die ihren Nachfolgern so sehr fehlte? Oder sollen wir bis zum Bund der Kommunisten zurückgehen, um eine wirklich proletarische Strömung zu finden? Einige Rätekommunisten vertreten tatsächlich diese Idee. Wir empfehlen ihnen, das Manifest von 1848 noch einmal zu lesen. Sie könnten schockiert darüber sein, dass Klasse und Partei miteinander identifiziert werden und dass das Programm der konkreten Maßnahmen, das vorgeschlagen wurde, eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Staatskapitalismus hat. Letztendlich führt die rätekommunistische Auffassung zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass es nie eine organisierte Arbeiterbewegung gegeben hat. Oder vielmehr, dass eine solche Bewegung erst mit ihnen begann. Und außerdem hat es niemals vor ihnen Revolutionäre gegeben. Marx und Engels? Sie waren nur bürgerliche Demokraten. Wie sonst ist die Position Engels in der Frage der Machteroberung durch das Parlament in einer Einleitung aus dem Jahre l895 zu den "Klassenkämpfen in Frankreich" zu verstehen oder die Rede von Marx zum gleichen Thema auf dem Haager Kongress im Jahre 1872, sein Glückwunschtelegramm an Lincoln, die Haltung von Marx und Engels während der Revolution l848 , als sie sich vom Bund der Kommunisten entfernten und mit der "Demokratischen Gesellschaft" einließen...?
Wie die bordigistische Analyse, für die es seit 1848 ein "invariantes", "unveränderbares" Programm gibt, ist die rätekommunistische Vorgehensweise vollkommen ahistorisch, weil sie nicht einsehen will, dass das Bewusstsein und die politischen Positionen des Proletariats Erzeugnisse seiner historischen Erfahrung sind. Die Auffassung, dass jeder Fehler, jegliche bürgerliche Position innerhalb einer politischen Organisation die Zugehörigkeit dieser Organisation zur Bourgeoisie bedeutet, beruht auf der absurden Idee, dass ein voll ausgeprägtes kommunistisches Bewusstsein auf Anhieb existieren kann. Dies ist für einen marxistischen Standpunkt völlig abwegig. Das Klassenbewusstsein ist das Ergebnis eines langen Reifeprozesses, in dem theoretische Reflexionen und Praxis eng miteinander verbunden sind und in dem die Arbeiterbewegung sich vorwärtstastet und -kämpft, sich selbst prüft:
"Proletarische Revolutionen kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in ihrem eigenen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder von neuem anzufangen, verhöhnen grausamgründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärmlichkeiten ihrer ersten Versuche, scheinen ihren Gegner nur niederzuwerfen, damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und sich riesenhafter ihnen gegenüber wieder aufrichte, schreckend stets von neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit ihrer eignen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht..." (Marx "Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte", MEW Bd. 8, S. 118).
Als Ausdruck der Verwirrungen einer kommunistischen Strömung während der schrecklichsten Konterrevolution der Geschichte scheinen die rätekommunistischen Auffassungen zu einem Refugium für skeptische Akademiker geworden zu sein (es ist kein Zufall, dass Rätekommunisten vom Schlage eines Paul Mattick, Cajo Brendel oder Maximilian Rubel mehr daran interessiert sind, Bücher zu verfassen, Konferenzen abzuhalten und Marxologie zu betreiben, statt kommunistische Gruppen zu animieren). Daran ist nichts Ungewöhnliches: Ist diese Art, Geschichte zu beurteilen, nicht geradezu typisch für jene Intellektuellen, die vom Elfenbeinturm herab und auf der Grundlage nachträglicher Kriterien, im Rückblick die Irrtümer und Unzulänglichkeiten des Proletariats und der Revolutionäre verurteilen, statt die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, um den zukünftigen Kampf zu stärken? Der Rätekommunismus "entdeckte" hinterher, dass die Oktoberrevolution und die bolschewistische Partei bürgerlich waren, indem sie Kriterien verwendeten, die erst im Nachhinein etabliert wurden, und größtenteils dank der Erfahrung dieser "bürgerlichen" Oktoberrevolution.
Wir haben in diesem und anderen, in unserer INTERNATIONALEN REVUE veröffentlichten Artikeln (besonders "Die Degeneration der Russischen Revolution" in Nr. 3 - engl., franz., span. Ausgabe) gesehen, dass die Existenz eines kapitalistischen Regimes in der UdSSR keinesfalls aus dem rückständigen Zustand dieses Landes 1917 und auch nicht aus der von den Bolschewiki nach der Machtübernahme ausgeübten Politik abgeleitet werden kann, auch wenn diese beiden Faktoren die spezifische Form des Kapitalismus in der UdSSR sowie dessen ideologische Rechtfertigung beeinflusst haben. Wir haben weiterhin gesehen, dass die Degeneration und das Scheitern der Revolution nicht das Resultat eines Mangels an "objektiven materiellen Bedingungen" war; Letztere existierten, weil der Kapitalismus in seiner Gesamtheit in seine Niedergangsepoche eingetreten war. Vielmehr liegen die Ursachen für das Scheitern der Revolution in der Unreife der "subjektiven Bedingungen", d.h. im Bewusstseinsgrad des Proletariats. Soll das heißen, dass das Proletariat zu früh die Revolution in Russland in Gang gesetzt hat, dass die Bolschewiki einen Fehler gemacht haben, als sie die Arbeiterklasse in diese Richtung drängten?
Nur akademische Philister und Reformisten können dies bejahen. Revolutionäre können diese Frage nur verneinen. Erstens, weil das einzige Kriterium für die Beurteilung des Bewusstseinsniveaus in der Klasse, ihre Fähigkeit, sich der Situation zu stellen, die Tat und Praxis der Klasse selbst ist. Und zweitens, weil dieses Bewusstseinsniveau nur in und durch die Handlung verändert werden kann, wie Rosa Luxemburg in ihrer Polemik gegen Bernstein schrieb:
"... lässt sich das 'verfrühte' Ergreifen der Staatsgewalt auch deshalb nicht vermeiden, weil diese 'verfrühten' Angriffe des Proletariats eben selbst ein, und zwar sehr wichtiger Faktor sind, der die politischen Bedingungen des endgültigen Sieges schafft, dass sie eben auch den Zeitpunkt des endgültigen Sieges mit herbeiführen und mitbestimmen. Von diesem Standpunkte erscheint der Begriff selbst einer verfrühten Eroberung der politischen Macht durch das arbeitende Volk als ein politischer Widersinn, der von einer mechanischen Entwicklung der Gesellschaft ausgeht und einen außerhalb und unabhängig vom Klassenkampf bestimmten Zeitpunkt für den Sieg des Klassenkampfes voraussetzt." (Rosa Luxemburg, "Sozialreform oder Revolution", l899 , in Gesammelten Werken, Bd.l, S. 435).
Die einzige Möglichkeit, dass die "verfrühte" Machtergreifung durch das Proletariat 1917, seine Erfahrungen und Irrtümer (und damit auch jene der Boolschewiki) zu einem "wichtigen Faktor im endgültigen Sieg" der Arbeiterklasse werden können, liegt in der schonungslosen Kritik dieser Erfahrungen und Fehler durch das Proletariat und die heutigen Revolutionäre. Eine der ersten, die dies noch vor den späteren Rätekommunisten tat, war Rosa Luxemburg mit ihrer Schrift "Die Russischen Revolution". Doch dies heißt, dass wir uns ihre Haltung gegen alle bösen Zungen der Oktoberrevolution und den Bolschewiki zu eigen machen müssen:
"... und wir sollen es nie vergessen, wenn man uns mit den Verleumdungen gegen die russischen Bolschewiki kommt, darauf zu antworten: Wo habt Ihr das Abc Eurer heutigen Revolution gelernt? Von den Russen habt Ihr's geholt: die Arbeiter- und Soldatenräte." (Rede auf dem Gründungsparteitag der KPD 1918/1919, in Ges. Werke, Bd. 4, S. 496.)
"Was eine Partei in geschichtlicher Stunde an Mut, Tatkraft, revolutionärem Weitblick und Konsequenz aufzubringen vermag, das haben die Lenin, Trotzki und Genossen vollauf geleistet. Die ganze revolutionäre Ehre und Aktionsfähigkeit, die der Sozialdemokratie im Westen gebrach, war in den Bolschewiki vertreten. Ihr Oktoberaufstand war nicht nur eine tatsächliche Rettung für die russische Revolution, sondern auch eine Ehrenrettung des internationalen Sozialismus." (Die Russische Revolution", S. 341)
"In diesem Sinne bleibt ihnen das unsterbliche geschichtliche Verdienst, mit der Eroberung der politischen Gewalt und der praktischen Problemstellung der Verwirklichung des Sozialismus dem internationalen Proletariat vorangegangen zu sein und die Auseinandersetzunh zwischen Kapital und Arbeit in der ganzen Welt mächtig vorangetrieben zu haben: in Russland konnte das Problem nur gestellt werden. Es konnte nicht in Russland gelöst werden: es kann nur international gelöst werden. Und in diesem Sinne gehört die Zukunft überall dem 'Bolschewismus'." (ebenda, S. 365)
(Übersetzt aus der IINTERNATIONAL REVIEW, Nr.13, 1978)
[1] Siehe Internationale Revue Nr.5
[2] Alle Übersetzungen der Zitate aus Programme Communiste wurden von der IKS angefertigt.
[3]Thesen über den Bolschewismus- aus: Rätekorrespondenz, Nr.3, August 1954 .