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Ende Mai führte Südkorea Flottenmanöver im großen Maßstab entlang der nordkoreanischen Grenze durch. Als Reaktion darauf antwortete die nordkoreanische Regierung, dass es sich seitens Seoul um „eine absichtliche Provokation handele, die einen weiteren militärischen Konflikt im Gelben Meer und somit eine neue Kriegsphase herbeiführen solle.“ Nordkorea drohte damit, „militärische Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Hoheitsgewässer zu verteidigen, Südkorea muss für die Konsequenzen die Verantwortung übernehmen.“
Die militärischen Spannungen zwischen den beiden Erzfeinden auf der koreanischen Halbinsel sind nicht jüngeren Datums. Am Ende des 2. Weltkriegs und im Kontext des Jalta-Abkommens, bei der die UdSSR und die USA jeweils ihre Einflussgebiete absteckten, hatten die beiden 1948 beschlossen, Korea entlang dem 38. Breitengrad zu spalten. Aber unter dem Vorwand der „Befreiung“ Koreas vom japanischen Joch warfen sich die beiden russischen und amerikanischen Blockführer auf das kleine Land, um dort ihre imperialistischen Interessen auszufechten, denn die Kontrolle Koreas ist mitentscheidend für die Kontrolle in dieser Region der Welt (der Ferne Osten und Südostasien). Dies brachte sehr schnell einen direkten und mörderischen Konflikt hervor, und fachte die Spannungen zwischen dem pro-russischen Nordkorea und dem pro-amerikanischen Süden weiter an.
Der Koreakrieg, der ein finsteres Vorspiel zum Vietnamkrieg darstellte, lieferte eine blutige und klare Verdeutlichung dessen, was die beiden Blockführer unter der „Befreiung“ Koreas verstanden, denn diese meinten, sie könnten über Leben und Tod der ‚schutzbedürftigen‘ Bevölkerung entscheiden. Zwischen 1950-53 warfen die USA jeden Monat fast 13.000 Tonnen Bomben auf den Norden (1), viermal mehr als seinerzeit auf Japan. Auf der anderen Seite unterstützten die russische und chinesische Armee den Norden. Das einzige Ergebnis des Krieges, bei dem die Grenzen zwischen dem Norden und dem Süden um keinen Zentimeter verschoben wurde, war die Bekräftigung der militärischen US-Vorherrschaft und dessen erklärter Willen, Japan fest im Griff zu halten.
All das zum Preis von zwei Millionen Toten, davon ¾ in Nordkorea. Diese Phase der Zeit nach dem 2. Weltkrieg wirft ein Licht auf die strategische Rolle Koreas auf dem imperialistischen Schachbrett, die seit 50 Jahren weiterhin anhält. Schon vor dem Zusammenbruch der UdSSR hat China, das zuvor ein Spielzeug Russlands gewesen und mittlerweile zur aufsteigenden Macht in den endlosen und sadistischen internationalen Konflikten zwischen den Supermächten geworden war, die unvermeidbare Nachfolgerolle Moskaus übernommen. Peking war mit dem Ende des Vietnamkriegs an die Seite des amerikanischen Blocks getreten. Aber dies geschah nicht zum Vorteil der USA, weil China sich jederzeit das Recht vorbehielt, Nordkorea als seinen Hinterhof anzusehen und als Druckmittel gegen seinen neuen Mentor im Weißen Haus einzusetzen.
In den1990er Jahren erklärte deshalb auch Washington, um einen gewissen indirekten Druck auf China auszuüben, Nordkorea zu einem der Schurkenstaaten, welche die „Demokratie“ im Auge behalten müsse. Seit 2001 wurde Nordkorea dann als Terroristenstaat eingestuft.
Und die letzten Ereignisse vom Frühjahr in dem zweigeteilten Land sind nur eine weitere Episode bei den verdeckten Zusammenstößen zwischen den USA und China, von dem man weiß, dass es das Regime in Pjöngjang kontrolliert. Nachdem Nordkorea drohte, Atomwaffen gegen den Süden einzusetzen, wurde von den USA „diplomatischer“ Druck auf Nordkorea aufgebaut, um die Lage zu beruhigen. Dies geschah als Reaktion auf den Untergang der südkoreanischen Korvette (Cheonun), bei dem am 26. März 46 Matrosen durch ein Torpedo ums Leben kamen, welches sicherlich von einem nordkoreanischen U-Boot abgefeuert wurde.
Diese Episode (wie Hillary Clinton sie bezeichnete), ist nur eine weitere in der Reihe von Zusammenstößen zwischen den beiden koreanischen Staaten; sie offenbart eine Zuspitzung der militärischen und imperialistischen Spannungen zwischen den beiden Staaten – und damit auch zwischen den sie unterstützenden Staaten. Aber weder China noch die USA haben ein Interesse daran, dass sich die Lage über eine gewisse Stufe zuspitzt. China verfügt nicht über die Mittel einer militärischen Offensive gegenüber einem Feind, welcher nur die USA sein kann. Und trotz der wiederholten Drohungen gegen Südkorea haben auch die USA kein Interesse an einer Provozierung eines mit China verbündeten Landes, was zu einer unwiderruflichen und klaren Destabilisierung dieser Region führen würde.
Aber während die großen “Patenstaaten” die Lage im Griff zu halten versuchen, birgt der wachsende Druck, den sie auf die Regierungen vor Ort ausüben, die Gefahr in sich, dass diese in eine völlig irratonale Spirale des „jeder für sich“ und in eine kriegerische Flucht nach vorne gedrängt werden. Insbesondere eine weitere Isolierung Nordkoreas würde dazu führen, wie die Drohung des Atomwaffeneinsatzes zeigt. Die gegenwärtige Lage verstärkt und verdeutlicht das Klima des Terrors, das wie ein Damoklesschwert über der Bevölkerung vor Ort und über der ganzen Menschheit hängt.
So bleibt das strategische Gleichgewicht auf der Halbinsel aufgrund des permanenten Drucks der jeweils als Hintermänner agierenden Mächte sehr zerbrechlich. Das bedeutet, dass das starke Gewicht der Armee und die quasi Militarisierung der Gesellschaft seit mehr als 60 Jahren in Nord- und Südkorea einen ständigen und unerträglichen Druck auf die Arbeiterklasse in den beiden Landesteilen ausübt. Auf diesem Hintergrund sind die Kämpfe der Arbeiterklasse in dieser Region umso mehr Zeichen des Mutes. Mulan 7.6.10
1) Während des Vietnamkrieges wurden noch mal dreimal so viele Bomben jeden Monat abgeworfen.