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Wir haben eine Einladung zur Teilnahme an einer „Werkstatt für empörte Beschäftigte“ erhalten, die von der Asamblearios-TIA () veranstaltet wird. Wir unterstützen und beteiligen uns aktiv an dieser Initiative.
Wir sind der Ansicht, dass solche Werkstätten einem wirklichen Interesse an der Klärung von wesentlichen Fragen des politischen Verständnisses des Kapitalismus und der Suche nach Alternativen zu demselben dienen. Von den konkreten und unmittelbaren Kämpfen ausgehend haben die GenossInnen die Schlussfolgerung gezogen, dass es notwendig ist, die Wirklichkeit tiefgreifend zu verstehen, um die revolutionäre Theorie zu verstärken. Wir unterstützen diese Initiative enthusiastisch, weil damit eine Gelegenheit zu Diskussionen geschaffen wird, in denen wir alle die Wirklichkeit genauer erfassen und über Mittel diskutieren können, diese umzuwälzen.
Natürlich verfügen wir über kein Rezept und keine magische Formel, um die aufgeworfenen Fragen zu lösen. Aber wir sind davon überzeugt, dass es notwendig ist, in den Kämpfen zu intervenieren. Dabei müssen wir uns auf ein tieferes Verständnis stützen, auch um nicht in die Fallen des Gegners zu laufen und um Demoralisierung und Frustration zu vermeiden.
Was ein wundervolles Spinnennetz von der Arbeit eines Architekten unterscheidet, ist die Tatsache, dass der Mensch, bevor er solch ein Projekt erstellt, einen Plan in seinem Gehirn und die Mittel zur Umsetzung dieses Plans entwickelt.
Diese Fähigkeit, gemeinsam ein Ziel zu verfolgen oder ein Vorhaben anzupacken, das sich auf unser Verständnis der Realität stützt, ist das, was man „Theorie“ nennt. Die Theorie hat wesentlich zur Entwicklung der Menschheit mit beigetragen. Ohne die Fähigkeit zur Analyse, Schlussfolgerungen zu ziehen und in Übereinstimmung mit unseren Notwendigkeiten und den angestrebten Zielen zu handeln, würden wir sicherlich weiterhin in primitiven Jäger- und Sammlergesellschaften leben.
Die Theorie ist keinesfalls – und aus der Sicht der Arbeiterklasse noch weniger – das Ergebnis eines abstrakten Denkprozesses, der von der Praxis oder den unmittelbaren Bedürfnissen losgelöst ist. Die Theorie ist im Gegenteil Bestandteil derselben Praxis der Revolutionäre. Ohne Theorie kann es keine revolutionäre Praxis geben.
Der Kapitalismus ist die Gesellschaft, in der sich die Warenwirtschaft ausgebreitet hat, in welcher der Tauschwert in Geld verwandelt wurde, das die menschlichen Beziehungen bestimmt, auch im Bereich der Gefühle und Emotionen. Infolgedessen entspricht die gesellschaftliche Produktion den Notwendigkeiten der Warengesellschaft, anstatt die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, so dass diese materielle Wirklichkeit der Produktion eine herrschende Ideologie bestimmt, die als „gesunder Menschenverstand“ betrachtet wird. Jegliche Infragestellung der kapitalistischen Gesellschaft erfordert die Untersuchung und Kritik des herrschenden „gesunden Menschenverstandes“, der in Wirklichkeit nichts anderes als der Versuch der herrschenden Klasse ist, eine Denkweise aufzuzwingen, die den Anschein erweckt, eine „natürliche“ und die einzig mögliche und gültige zu sein. Ohne einen gründlichen Denkprozess ist diese Infragestellung des Kapitals nicht möglich.
Aber die „Theorie“ ist auch nicht das Werk von begnadeten Genies oder eines dogmatischen Katechismus. Im Gegenteil, die revolutionäre Theorie kann nur das kollektive und historische Werk einer ausgebeuteten Klasse sein, die in ihrem Wesen schon Trägerin einer zukünftigen, ausbeutungsfreien Gesellschaft ist. Diese theoretische Erarbeitung kann nur das Werk einer gemeinsamen Kultur des Nachdenkens und der Debatte sein, die dazu in der Lage ist, den „gesunden Menschenverstand“ der herrschenden Klasse in Frage zu stellen und eine Theorie zu erarbeiten, die uns ermöglicht, mit der Ausbeutung der Mehrheit durch eine Minderheit aufzuräumen.
Die Bewegung des 15M (15.Mai 2011) war eine spontane Bewegung, die die Unzufriedenheit und die Empörung der Ausgebeuteten zum Ausdruck brachte; zudem hob sie die Notwendigkeit, den Kampf massiv zu führen, auf eine neue Stufe. Nach dem 15M und ähnlichen Ausdrücken in anderen Ländern sind Gruppen entstanden, die sich der Notwendigkeit bewusst sind, dass man tiefergehend nachdenken muss Die Praxis hat es schon bewiesen: Wenn es an Theorie mangelt, kann man leicht in die Fallen laufen, die der Staatsapparat aufstellt, um uns dazu bewegen, uns für die Interessen des Feindes zu opfern. Diese kleinen Gruppen sind sich bewusst, dass der revolutionäre Kampf eine „theoretische Dimension“ erfordert; es entstehen Diskussionsforen, auf denen diskutiert wird, wie und wofür wir kämpfen. Solche Fragen zu stellen ist eine Notwendigkeit der revolutionären Praxis.
Wie die Asembalearios-TIA schreiben, ist die Selbstorganisierung der Beschäftigten der einzige Weg, um unser Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Die Systematisierung der Diskussionen, in denen wir alle die politischen Fragen des Kampfes zu klären versuchen, ist die Form der notwendigen Selbstorganisierung in diesen Zeiten der „latenten“ Kämpfe.
Die Krise des Kapitalismus zeigt zum einen auf, wie wir immer mehr in Armut, Barbarei und Zerstörung des Planeten abrutschen, zum anderen wird die Schwierigkeit ersichtlich, eine alternative Gesellschaft zu errichten, in der all die Widersprüche des kapitalistischen Systems überwunden sind. Die Herausforderung ist sehr groß. Deshalb ist es unverzichtbar, dem Kampf eine historische und internationale Perspektive zu verleihen, wodurch wir die Mittel und unser Ziel in der Tiefe begreifen können. Die Schaffung von wirklichen Diskussionsräumen und Orten des Nachdenkens ist die Aufgabe der Stunde für die zukünftigen KämpferInnen. Wir ermutigen die Minderheiten, die überall auf der Welt entstehen, dass sie diese Diskussionsräume und Orte des Nachdenkens schaffen und sich die revolutionäre Theorie aneignen, die unerlässlich ist für die Überwindung des Kapitalismus und die Errichtung einer neuen Gesellschaft.
Nachfolgend stellen wir den Aufruf der GenossInnen vor, wir für einen Liste von Literaturvorschlägen hinzu. Wir wünschen eine fruchtbare Debatte! IKS 27.12.2012
Werkstätten für empörte Beschäftigte
Alles, was ihr schon immer über den Arbeiterkampf diskutieren wolltet,
aber nie gewagt habt zu tun.
Alicante 2013
Wer sind wir?
Wir sind Beschäftigte, Arbeitslose, StudentInnen... wie du. Menschen, die unter diesem Ausbeutungssystem leiden. Wir haben uns in einer Gruppe organisiert, die sowohl handeln als auch diskutieren möchte. Unsere Gruppe nennt sich „Asamblearias-TIA“ (Empörte und selbstorganisierte Beschäftigte).
Was steckt hinter den Werkstätten?
Mit den Werkstätten, die wir organisieren werden, wollen wir einen Ort des Nachdenkens und des Zusammenkommens schaffen, in denen wir unsere Erfahrung, unser Wissen austauschen. Unter den gegenwärtigen Bedingungen, wo wir aufgrund der tagtäglichen Angriffe des Kapitals in die Enge getrieben werden, halten wir die Schaffung von Orten des Nachdenkens für nötig, die dazu dienen, besser voranzukommen bei der Umsetzung unserer Ziele.
Welche Ziele verfolgen wir?
Es war immer unser Anliegen, die Analyse zu vertiefen und unsere Wirklichkeit mit der geschichtlichen Erfahrung der Bewegung der Ausgebeuteten zu verbinden. Wir glauben an die Notwendigkeit theoretischer, historischer Anstrengungen als eine Waffe, um die Welt zu ändern; eine Waffe, die uns aus den Händen gerissen und in die Hände unseres „Feindes“ gelegt wurde. Diese Werkstätten sollen einen Beitrag in diesem Sinne leisten. Ihr Inhalt und ihre Form drehen sich um die Bewegung der Leute von „Unten“; sie gehen von dieser Bewegung aus und beteiligen sich an ihr. Es geht nicht um irgendwelche Vorlesungen, die irgendein schlauer Professor hält, sondern es geht darum, die Geschichte und eine Theorie zu ergründen, um die Welt zu verändern. Nicht mehr und nicht weniger.
Hinsichtlich des Inhaltes und der Methode wollen wir uns bemühen, die Sachen tiefer zu verstehen; wir wollen zu Aktionen anregen, die sich auf einen Denkprozess stützen, und wir wollen unsere Geschichte und unsere Sprache wiederentdecken. Wir sind ambitiös, weil wir wissen, dass wir obwohl zahlenmäßig wenig, nicht alleine dastehen. Wir wissen, dass wir viele sind in den Reihen dieser „gewaltigen Mehrheit, die eine gewaltige Mehrheit repräsentiert.“
Wie werden wir vorgehen?
Wir wollen uns um Jahre 2013 monatlich zu den Werkstätten treffen, mit Ausnahme der Monate Juli und August. Die vorgeschlagene Methode setzt die Beteiligung der Teilnehmer voraus, womit wir sicherstellen wollen, dass alle Standpunkte mit eingebracht werden können. Wir werden an die Teilnehmer zum entsprechenden Thema Vorbereitungstexte schicken; wir wollen jeweils Einleitungen zum Thema machen, die auf die Vorbereitungstexte eingehen. Dann wollen wir in die Debatte einsteigen.
In der Debatte werden wir auf Begriffe und Wörter stoßen, von denen wir ein Glossar erstellen wollen. Das Glossar wird all diese Begriffe definieren, die uns für die Debatte wichtig erscheinen; dabei wollen wir auf alle möglichen Bedeutungen eingehen.
Worüber wollen wir reden und wann?
- 11.Januar: „Vorstellung der Werkstätten“
- 25. Januar: „Was ist eine Krise und wie dagegen kämpfen?
- 15. Februar: „Der Klassenkampf“
- 15. März: „Selbstorganisierung und Arbeiterautonomie“
- 12. April: „Internationalismus“
- 17. Mai: „Soziale Revolution“
- 14. Juni: „Was meinen wir mit Nationalismus?“
- 20. September: „Demokratie und Befreiung“
- 18. Oktober: „Selbstverwaltung“
-15. November „Syndikalismus“
-13. Dezember: „Parlamentarismus“
Wie kannst du dich beteiligen und wo finden die Werkstätten statt?
Um teilzunehmen, melde dich an unter: [email protected]
Schicke uns deinen Namen, die Werkstätten, an denen du dich beteiligen willst (eine, mehrere, alle) und eine Kontakt-Mailadresse. Wir werden mit allen TeilnehmerInnen eine Einführungsveranstaltung machen, um uns zu organisieren und kennenzulernen. Sie findet am 11. Januar in den Räumen des ASIA statt.
Muss man etwas zahlen?
Um den Raum (und die dort stattfindenden Aktivitäten) zu finanzieren, müssen wir fünf Euro Teilnehmerkosten erheben. Um es deutlich zu sagen, alle eingesammelten Gelder werden für die Selbstverwaltung des ASIA verwendet (Selbstverwaltete ganzheitliche medizinische Hilfe). Wir warten auf Euch. Für weitere Kontaktaufnahmen: [email protected]
Eine Übersicht über die Werkstätten
11. Januar: „Vorstellung der Werkstätten“
Wir verschaffen uns einen Überblick und teilen uns die Themen auf, besprechen Methode und Inhalt, gehen auf Vorschläge und mögliche Änderungsvorschläge ein. Wir wollen auch über die Themenauswahl und die Namensbezeichnung reden.
25. Januar: „Was ist eine Krise und wie kämpft man dagegen?“
Was ist eine Krise? Ist sie Wesensbestandteil des Kapitalismus? Welche Theorien über die Krise gibt es? „Krise“ ist der am häufigsten verwendete Begriff, die Krise rechtfertigt alles. Der Kapitalismus scheint in der Krise zu stecken. Handelt es sich um eine Niedergangskrise? Wenn dies der Fall ist, erfordert dies, auf eine revolutionäre Umwälzung als einziger Ausweg für die Menschheit hinzuarbeiten?
15. Februar: „Der Klassenkampf“
Was ist Klassenkampf? Gibt es ihn heute noch? Ist der Kampf „zentral“, der Dreh- und Angelpunkt? Was versteht man unter Arbeiterklasse? Warum sprechen wir von Klasse? Sind nur Beschäftigte im „Blaumann“ ArbeiterInnen? Gegenüber dem angeblich „modernen“ Staatsbürger als gesellschaftliche Kraft wollen wir auf das historische Subjekt par excellence zurückkommen: die Arbeiterklasse, das Proletariat, die Ausgebeuteten.
15. März: „Selbstorganisierung und Arbeiterautonomie“
Was ist Selbstorganisierung? Warum ist sie so notwendig? Wie können wir sie erreichen? An wen müssen wir uns wenden? Wir bestehen auf der Selbstorganisierung der Versammlungen, auf der Autonomie der Arbeiterklasse. Die Geschichte zeigt uns, dass Selbstorganisierung und Autonomie wesentliche Bestandteile für die Entwicklung der Arbeiterbewegung waren. „Die Befreiung der Arbeiterklasse muss das Werk der Arbeiterklasse selbst sein“ (Marx und Engels, MEW 19, S. 165, 1879).
12. April: „Internationalismus“
Was ist Internationalismus? Kann es einen Internationalismus geben, der kein proletarischer ist? Warum ist er für die Arbeiterbewegung so grundlegend? Wie hat er sich in der Geschichte entwickelt? Der Internationalismus ist für die Entwicklung einer wirklichen Bewegung der Ausgebeuteten von grundsätzlicher Bedeutung. Die Befreiung der ArbeiterInnen kann nur weltweit erfolgen.
17. Mai: „Soziale Revolution“
Was ist eine Revolution? Was ist eine Revolution der Arbeiterklasse? Ist die Revolution möglich? Ist sie unvermeidbar? Welche Gesellschaft wollen wir errichten? Wir alle meinen, dass dieses System unhaltbar ist, und viele denken darüber nach, was wir ändern müssen, um in einer Gesellschaft zu leben, die die Bedürfnisse der Menschheit befriedigt.
14. Juni: „Was meinen wir mit Nationalismus?“
Was ist der Nationalismus? Wessen Klasseninteresse spiegelt die nationalistische Ideologie wider? Gibt es eine Verbindung zwischen Nationalismus und Internationalismus? Die nationalistischen Konflikte nehmen immer mehr an Schärfe zu (vor allem in Zeiten der „Krise“). Wir müssen einen Klassenstandpunkt gegenüber dieser Frage einnehmen, die die imperialistischen Konflikte immer mehr aufstachelt.
20. September: „Demokratie und Befreiung“
Was ist Demokratie? War oder ist der Demokratismus eine Befreiungsbewegung der Menschheit? Warum verwendet man diesen Begriff Demokratie so häufig? Wirkliche Demokratie, partizipative Demokratie, direkte Demokratie... In Anbetracht der vielen Verwendungen und Missbräuche des Begriffs der „Demokratie“ müssen wir klären: Was ist die Demokratie und wem dient sie? Was meinen wir in Wirklichkeit, wenn wir von Demokratie reden und warum benutzen wir diesen Begriff nicht?
18. Oktober: „Selbstverwaltung“
Was ist Selbstverwaltung? Warum gibt es solch unterschiedliche Definitionen? Ist Selbstverwaltung das gleiche wie Selbstorganisierung? Ist die Selbstverwaltung eine revolutionäre Waffe für die Arbeiter?
15. November: „Syndikalismus“
Was ist der Syndikalismus? Wie entwickelte er sich in der Arbeiterklasse? Ist er für die Arbeiterklasse weiterhin eine Waffe? Wenn nicht, warum ist das so? Worin unterscheiden sich Selbstorganisierung/Arbeiterautonomie und Syndikalismus? Intuitiv wird dieser Aktivitä von Arbeitern häufig kritisiert, aber die Gewerkschaften haben immer noch einen großen Einfluss in der Arbeiterklasse. Die Gewerkschaften sind nicht mehr nützlich, sie führen uns in die Niederlage. Warum ist das so?
13. Dezember: Parlamentarismus“
Wie entstand der Parlamentarismus? Ist er heute zu etwas nützlich? Welche Entscheidungen werden im Parlament getroffen? Kann der Parlamentarismus reformiert werden? Ebenso wie der Syndikalismus werden heute die Politiker und Wahlen ernsthaft von der Bevölkerung infrage gestellt. Diese zunehmende Infragestellung hat eine tiefere Bedeutung, die wir ergründen müssen.