Die Funktion der revolutionären Organisation

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1. Seit ihrer Gründung hat die IKS die entscheidende Bedeu­tung einer internationalen Organisation der Revolutionäre im neuen Aufschwung des weltweiten Klassenkampfes unterstrichen. Durch ihre Inter­vention im Kampf, so bescheiden diese auch ausfällt, durch ihre hartnäckigen Bemühungen, auf die Schaffung eines wirklichen Diskussionszentrums zwischen revolutionären Gruppen hinzuwirken, hat sie in der Praxis bewie­sen, daß ihre Existenz weder überflüssig noch eingebildet ist. Überzeugt davon, daß unsere Funktion einem grundlegenden Bedürfnis der Klasse entspricht, hat sie sowohl den Dilettantismus als auch den Größenwahn des revolutionären Milieus bekämpft, das noch stark von Verantwortungslosigkeit und Unreife geprägt ist. Diese Überzeugung beruht nicht auf einem religiösen Glauben, son­dern auf einer analytischen Methode: die marxistische Theorie. Die Gründe für das Entstehen der revolutionären Organisation können nicht außerhalb dieser Theorie verstanden werden, denn ohne sie kann es keine wirkliche revolutionäre Bewegung geben.
2. Die neulich in der IKS stattgefundenen Spaltungen sind keine tödliche Krise für die Organisation. Sie sind im wesentlichen Ausdrücke der Unfähigkeit, die Bedingungen, die Marschrichtung der Klassenbewegung zu verstehen, die revolutionäre Organisationen hervorbringt, nämlich:

  • daß der Kurs zur Revolution nicht ein lokales, sondern ein weltweites Phänomen ist;
  • daß der Umfang der Krise und der Kämpfe nicht automatisch eine unmittelbar revolutionäre Periode einleitet;
  • daß die Notwendigkeit einer Organisation nicht ein gelegentliches oder lokales Bedürfnis ist, sondern eine ganze historische Periode bis zum weltweiten Triumph des Kommunismus umfaßt;
  • daß folglich die Arbeit der Organisation nur als langfristig aufge­faßt werden kann und alle willkürlichen Abkürzungen der immediatistischen  Un­geduld  ver­meiden müssen, die eine reale Gefahr für die Organisation darstellen.

3. Das Unvermögen, die Funktion einer revolutionären Organisation zu verstehen, hat stets zur Verleugnung ihrer Notwendigkeit geführt:
Der anarchistischen und rätekommunistischen Auffas­sung zufolge wird die Organisation als eine Verletzung der Persönlichkeit eines jeden Arbeiters verstanden und auf ein rein zufälliges Konglomerat von Individuen reduziert.
Der klassische Bordigismus, der die Klasse mit der Partei gleichsetzt, lehnt diese Notwendigkeit indirekt ab, indem er die Funktion der revolutionären Organisation mit der Funktion der allgemeinen Organisationen der Klasse verwechselt.
4. Die Notwendigkeit einer revolutionären Organisation besteht heute nach wie vor. Weder die Konterrevolution noch der Ausbruch gewaltiger Kämpfe ohne die Präsenz einer revolutionären Fraktion (wie in Polen heute) beseitigen diese Notwendigkeit:

  • da seit der Konstituierung des Proletariats als Klasse im 19. Jahrhundert der Zusammenschluß der Revolutionäre eine lebenswichtige Notwendigkeit war und bleibt. Jede historische Klasse, die in sich das Potential zur Umwandlung der Gesellschaft trägt, muß eine klare Vorstellung von den Zielen und den Methoden des Kamp­fes haben, der sie zur Verwirklichung ihrer historischen Zie­le führt;   
  • da die kommunistischen Ziele des Proletariats eine politische Organisation erzeugen, die theoretisch (Programm) und praktisch (Aktivitä­ten) die allgemeinen Ziele des gesamten Proletariats vertritt;
  • da die revolutionäre Organisation als permanenter Ausfluß der Klasse die natürlichen Teilungen (geographisch und historisch) wie auch die künstlichen Spaltungen (Berufskategorien, Ort der Produktion) überwindet und somit negiert. So drückt sie die ständige Tendenz zur Entstehung eines einheitlichen Klassenbewußtseins aus, das sich gegen jegliche unmittelbare Spaltung wendet;
  • da in Anbetracht der systematischen Versuche der Bour­geoisie, das Klassenbewußtsein des Proletariats zu trüben und zu zerstören, die Organisation der Revolutionäre eine entscheidende Waffe im Kampf gegen die heimtückischen Auswirkungen der bürgerlichen Ideologie ist. Ihre Theorie (das kommunistische Programm) und ihr militantes Handeln in der Klasse sind ein starkes Gegenmittel gegen das Gift der der kapitalistischen Propaganda.

5. Das kommunistische Programm und die Prinzipien der militanten Aktivitäten sind das Fundament einer jeden revolutionären Organisation, die sich dieses Namens als würdig erweist. Ohne revolutionäre Theorie gibt es keine revolutionäre Funktion, d.h. keine Organisation zur Verwirklichung dieses Programms. Aus diesem Grunde hat der Marxismus immer jegliche immediatistischen und ökonomistischen Abwei­chungen abgelehnt, die dazu dienen, die historische Rolle der kommunistischen Organisation zu deformieren und zu verleug­nen.
6. Die revolutionäre Organisation ist ein Organ der Klasse. Ein Organ bedeutet ein lebendiges Mitglied eines le­benden Organismus. Ohne dieses Organ würde dem Leben der Klasse eine vitale Funktion fehlen; es wäre vorübergehend geschwächt und verstümmelt. Daher wird diese Funktion ständig wiedergeboren, wächst an, dehnt sich aus und schafft zwangsläufig das Organ, das sie braucht.  
7. Dieses Organ ist kein simples, physiologisches An­hängsel der Klasse, das darauf beschränkt bleibt, ihren unmittelbaren Impulsen zu folgen. Die re­volutionäre Organisation ist ein Teil der Klasse. Sie ist weder von ihr getrennt noch mit ihr identisch. Sie ist weder eine Vermittlung zwi­schen dem Sein und dem Bewußtsein der Klasse, noch ist sie die Totalität des Klassenbewußtseins. Sie stellt eine besondere Form des Klassenbewußtseins dar, den bewußtesten Teil. Sie sammelt daher nicht die gesamte Klasse um sich, sondern nur ihre bewußteste und aktivste Fraktion. Die Klasse ist nicht mehr Partei, wie die Partei Klasse ist.
8. Als ein Bestandteil der Klasse ist die Organisation der Revolutionäre weder die Summe ihrer Teile (die Militanten), noch ist sie eine Assoziation gesellschaftlicher Schichten (Arbeiter, Arbeitgeber, Intellektuelle). Sie entwickelt sich als ein lebendiges Ganzes, dessen verschiedene Zellen keine andere Funktion haben, als sicherzustellen, daß sie auf bestmögliche Weise arbeitet. Sie bevorzugt weder Individuen noch besondere Kategorien. Nach dem Bilde der Klasse tritt die Orga­nisation als kollektiver Organismus auf.
9. Die Bedingungen für die volle Entfaltung der Organisa­tion der Revolutionäre sind dieselben, die die revolutionäre Reifung des Proletariats ermöglichen:

  • ihre internationale Dimension: nach dem Bild der Klasse entsteht und lebt die Organisation, indem sie den na­tionalen Rahmen zerschlägt, der von der Bourgeoisie aufgezwungen wurde. Gegen den Nationalismus des Kapitals vertritt sie die Internationalisierung des Klassenkampfes in allen Ländern;  
  • ihre historische Dimension: die Organisation trägt als fortgeschrittenste Fraktion der Klasse eine historische Verantwortung gegenüber der Klasse. Denn sie hält das Gedächtnis der unersetzlichen Erfahrungen der vergangenen Arbeiterbe­wegung wach. Sie ist der bewußteste Ausdruck der allgemeinen, historischen Ziele des Weltproletariats.

Diese Faktoren verleihen sowohl der Klasse als auch ihrer po­litischen Organisation ihren Einheitscharakter.  
10. Die Aktivitäten der revolutionären Organisation können nur als ein einheitliches Ganzes aufgefaßt wer­den, deren Komponenten nicht voneinander getrennt, son­dern ineinandergreifend sind:

  • die theoretischen Aktivitäten, deren Ausgestaltung eine konstante Anstrengung sein muß und die niemals endgültig festgelegt oder vollständig ist. Sie sind sowohl notwendig als auch unersetzlich;  
  • die Aktivität der Intervention in den ökonomischen und politischen Kämpfen der Klasse. Dies ist eine Praxis par excellence für die Organisation, mit der die Theorie  durch Propaganda und Agitation in eine Waffe des Kampfes umgewandelt wird;
  • die organisatorische Aktivität, die zur Weiterentwicklung und Stärkung ihrer Organe, zur Bewahrung von organisatorischen Errungenschaften führt, ohne die die quantitative Weiterentwicklung (neue Mitglieder) nicht zu einer qualitativen Weiterentwicklung führt.

11. Viele der politischen und organisatorischen Missver­ständnisse, die in unserer Strömung zum Ausdruck kamen, rühren aus dem Vergessen des theoretischen Rahmens her, den die IKS zu ihrem Beginn ge­schaffen hat. Sie beruhen auf einer lückenhaften Assimilierung der Theorie der Dekadenz des Kapi­talismus und der praktischen Auswirkungen dieser Theorie in unserer Intervention.
12. Obgleich die Organisation der Revolutionäre nicht ihren prinzipiellen Charakter geändert hat, haben sich die Merkmale ihrer Funktion zwischen der aufsteigenden und dekadenten Phase des Kapitalismus qualitativ verändert. Die revolutionären Erschütterungen nach dem Ersten Weltkrieg haben einige Existenzformen der revolutionären Organisation obsolet gemacht, während andere Formen, die im 19. Jahrhundert nur in ihrer embryonalen Form auftraten, weiterentwickelt wurden.
13. Der aufsteigende Zyklus des Kapitalismus hat den revolutionären po­litischen  Organisationen eine besondere und damit vorübergehende Form verliehen:

  • eine Mischform: Kooperativen, Gewerkschaften wie auch die Parteien konnten in derselben Organisation existieren. Trotz der Bemühungen von Marx wurde die politische Funktion der Organisation in den Hintergrund geschoben, während der gewerkschaftliche Kampf zur Hauptbühne wurde;  
  • die Bildung von Massenorganisationen, die zum Sammelbecken signifikanter Fraktionen partikularer, gesellschaftlicher Kategorien (Jugendliche, Frauen, Mitglieder von Kooperativen) oder gar der Mehrheit der Arbeiterklasse in einigen Ländern wurden, verlieh der sozialistischen Organisation eine lose Form, die dazu neigte, ihre ursprüngliche Funktion als revolutionäre Organisation zu vernachlässigen.

Die Möglichkeit unmittelbarer Reformen sowohl politi­scher als auch ökonomischer Art verlagerte das Betätigungs­feld der sozialistischen Organisationen. Der unmittel­bare, gradualistische Kampf erhielt den Vorrang vor der allgemeinen Perspektive des Kommunismus, die im Kommu­nistischen Manifest aufgezeigt worden war.
14. Die Unreife der objektiven Bedingungen für die Revolu­tion führte zu einer Spezialisierung der organisch eng ver­bundenen Aufgaben, zu einer Atomisierung der Funktion der Organisation:

  • Theoretische Aufgaben blieben Spezialisten vorbehal­ten (Marxismusschulen, professionelle Theoretiker);  
  • Propaganda- und Agitationsaufgaben wurden von Gewerkschaf­tsvertretern und Parlamentsabgeordneten ("Berufsrevolutionäre")  ausgeführt;
  • Organisatorische Aufgaben wurden von Funktionären ausgeübt, die von der Partei bezahlt wurden.

15. Die Unreife des Proletariats, von dem große Massen vom Land oder aus dem Handwerk stammten, sowie die Entwicklung des Kapitalismus im Rahmen erst kürzlich gebil­deter Nationen haben die wirkliche Funktion der Or­ganisation der Revolutionäre überschattet:  

  • Das enorme Wachstum der proletarisierten Massen, die keine politischen und organisatorischen Traditionen hatten, noch von den religiösen Mystifikationen beeinflusst und Gefangene ihrer Sehnsüchte nach den alten Lebensumständen als unabhängige Produzenten waren, verlieh der  Organisations- und Erziehungsarbeit im Proletariat ein übermäßiges Gewicht. Die Funktion der Organisation wurde in dem Injizieren von Bewusstsein und "Wissenschaft" in eine Klasse gesehen, der es noch an Kultur mangelte und die unter den Illusionen ihrer frühen Kindheit litt.  
  • Das Wachstum des Proletariats im Rahmen der Industrienationen hat den internationalen Charakter des Sozialis­mus überschattet (man sprach mehr vom "deutschen Sozialismus" oder vom "englischen Sozialismus" als vom internationalen Sozialismus). Die Erste und Zweite Internationale fungierte mehr als eine Föderation nationaler Sek­tionen denn als ein einziger, zentralisierter Weltsozialismus.  
  • Die Funktion der Organisation wurde national aufgefaßt: Aufbau des Sozialismus in jedem Land, gekrönt von einer assoziierten Föderation "sozialistischer" Staaten (Kautsky).
  • Die Organisation wurde als eine Organisation des "demokratischen" Volkes betrachtet; ihre Aufgabe war es, das Volk durch Wahlen hinter das sozialistische Programm zu sammeln.

16. Die Übergangsmerkmale dieser historischen Periode verfälschten das Verhältnis zwischen Partei und Klasse:

  • Die Rolle der Revolutionäre schien es zu sein, die Führung im Sinne eines Generalstabs zu bilden. Die Haupttugend der Klasse schien es zu sein, sich militärisch gedrillt den Führern zu unterwerfen. Wie jede Armee konnte sie nicht ohne "Häuptlinge" existieren, an die die Erfüllung ihrer Ziele (Substitutionismus) und selbst ihre Kampfmethoden (Gewerkschaftstum) delegiert wurde. Die Partei war die Partei des "ganzen Volkes", das für die "sozialistische Demokratie" gewon­nen werden sollte. Der Klassenfunktion der Partei ver­schwand im Sumpf des Demokratismus.  
  • Die Linke in der II. Internationalen und in der frühen III. Internationalen bekämpfte diese Degeneration der Parteifunktion. Daß die KI (Kommunistische Internationale)gewisse Auffassungen der alten, bankrot­ten Internationalen übernommen hatte (Massenparteien, Einheitsfront, Substitutionismus usw.), ist eine Realität, die nicht als Beispiel für die Revolutionäre dienen darf. Der Bruch mit diesen Deformationen in der Funktion der Organisation ist eine vitale Notwendigkeit, die von der historischen Epoche der Dekadenz erzwungen wird.  

17. Die revolutio­näre Periode nach dem Krieg bedeutete eine tiefgreifende, irreversible Änderung in der Funktion der Revolutionäre:

  • Die Organisation hat unabhängig davon, ob sie eine zahlenmäßig kleine Organisation oder eine große Partei ist, nicht mehr die Aufgabe, die Klasse und damit auch die Revolution vorzubereiten und zu organisieren, die die Tat der gesamten Klasse ist.  
  • Sie ist weder die Erzieherin noch ein Generalstab, der die Militanten der Klasse vorbereitet und anführt. Die Klasse erzieht sich selbst im revolutio­nären Kampf, und die "Erzieher" selbst müssen von der Klasse lernen.
  • Sie erkennt keine Partikulargruppen (Ju­gend, Frauen, Mitglieder von Kooperativen usw.) mehr an.

18. Die revolutionäre Organisation hat also einen unmittelbar einheitlichen Charakter, obwohl sie nicht die Ein­heitsorganisation der Klasse, die Arbeiterräte, ist. Sie ist eine Einheit innerhalb einer größeren Einheit - das Weltproletariat, das sie her­vorgebracht hat:

  • Sie entsteht nicht mehr auf nationaler Ebene, sondern auf Weltebene, als eine Totalität, die ihre verschie­denen "nationalen" Filialen ausscheidet.
  • Ihr Programm ist in allen Ländern das gleiche, im Osten wie im Westen, in der entwickelten wie in der unterent­wickelten Welt. Die heute bestehenden "nationalen" Be­sonderheiten, die aus der Ungleichheit der kapitalisti­schen Entwicklung und dem Fortbe­stand vorkapitalistischer Anachronismen herrühren , dürfen auf keinen Fall zur Ablehnung eines einheitlichen Programms führen. Das Programm ist weltweit gültig, oder es ist nichts.

19. Die Reifung der objektiven Bedingungen für die Revolu­tion (Konzentration des Proletariats, größere Homogenität im Bewußtsein einer Klasse, die einheitlicher sowie qualifizierter ist und über einen höheren Bildungs­stand und sowie eine größere Reife als die Arbeiter in den früheren Jahrhunderten  verfügt) hat die Form und die Ziele der Organisation der Revolutionäre grundlegend verändert:
a) in ihrer Form:  

  • Sie ist eine begrenztere Minderheit als in der Vergan­genheit, aber bewußter, ausgesuchter aufgrund ihres Pro­gramms und ihrer politischen Aktivitäten.  
  • Sie ist unpersönlicher als im 19. Jahrhundert und tritt nicht mehr als eine Organi­sation von Führern auf, die die Masse der Militanten dirigieren. Die Zeit der illustren Führer und großen Theoretiker ist vorbei. Die theoretische Weiterentwicklung ist zu einer wahrhaft kollektiven Aufgabe geworden. Nach dem Bilde von Millionen "anonymer" proletarischer Kämp­fer entwickelt sich das Bewußtsein der Organisation durch die Integration und Überflügelung des individuellen Bewußtseins in einem einzigen, kollektiven Bewußtsein.
  • Sie ist in ihrer Funktionsweise zentralisierter, im Gegensatz zur I. und II. Internationalen, die weitgehend nichts anderes waren als ein Nebeneinander von nationalen Sektionen. In einer historischen Epoche, in der die Revolution nur auf Weltebene stattfinden kann, ist sie der Ausdruck einer weltweiten Tendenz zur Umgruppierung der Revolutionäre. Im Gegensatz zur degenerierenden Auffassung der Kom­munistischen Internationalen nach 1921 bedeutet diese Zentralisierung nicht die Aufsaugung der weltweiten Aktivitäten der Revolutio­näre durch eine besondere nationale Partei. Die Selbst-Regulierung der Aktivitäten eines einzigen Organismus  existiert in einer Reihe von Ländern, ohne daß dabei ein Teil die anderen Teile dominiert. Die Vorherrschaft des Ganzen über die Teile bedingt das Leben eben dieser Teile.

b) in ihrer Vorgehensweise:  

  • In der historischen Phase der Kriege und Revolutionen entdeckt sie ihre wahre Bestimmung: für den Kommunismus nicht mehr mithilfe simpler Propaganda für ein langfristiges Ziel zu kämpfen, sondern durch ihr direktes Einbringen in den großen Kampf für die Weltrevolution.  
  • Wie die Russische Revolution bewies, existieren Revolutionäre nur durch die und in der Klasse, von der sie keine Rechte oder Privilegien zu erwarten haben. Sie setzen sich nicht selbst an die Stelle der Klasse; weder erlangen sie noch üben sie die Macht zu ihrem Gunsten aus.  
  • Ihre Rolle besteht hauptsächlich darin, in allen Kämp­fen der Klasse zu intervenieren und ihre unersetzliche Funktion bis nach der Revolution zu erfüllen - die Reifung des proletarischen Bewußtseins zu katalysieren.

20. Der Triumph der Konterrevolution und die totalitäre Herrschaft des Staates erschwerten die Existenz der revolutio­nären Organisationen und begrenzten die Reichweite ihrer Interventionen. In diesem Zeitraum des breiten Rückzugs erlangte ihre theoretische Funktion die Oberhand über ihre Interventionsfunktion und erwies sich als überlebenswichtig für die Bewahrung der revolutionären Prinzi­pien. Der Zeitraum der Konterrevolution hat gezeigt:

  • daß die revolutionäre Organisation in Gestalt kleiner Zirkel, Kerne, winziger oder unbedeutender Minderheiten, die isoliert von der Klasse sind, sich nur weiterentwickeln kann, wenn ein neuer historischer Kurs zur Revolution eröffnet wird;
  • daß die "Rekrutierung" um jeden Preis zu einem Verlust der Funktion der Organisation führt, indem Prinzipien der Schimäre der Mitgliederzahlen geopfert werden. Jene, die eintreten, müssen dies freiwillig in bewußter Übereinstimmung mit einem Programm tun;
  • daß die Existenz der Organisation nur durch ein verbindliches und kraftvolles Bekenntnis zum marxistischen theoretischen Rahmen gewährleistet werden kann. Was sie an Quantität verliert, gewinnt sie an Qualität durch eine strenge theoretische, politische und militante Auswahl;  
  • daß sie mehr als in der Vergangenheit das Zentrum des Wi­derstandes der schwachen proletarischen Kräfte gegen den gigantischen Druck eines Kapitalismus ist, der durch die 50 Jahre der konterrevolutionären Herrschaft gestärkt ist.

Obgleich die Organisation nicht für sich selbst existiert, ist es äußerst wichtig, die Organisation zu bewahren, die von der Klasse hervorgebracht wurde, sie zu stärken und auf eine Umgruppierung der Revolutionäre auf Weltebene hinzuarbeiten.  
21. Das Ende der Konterrevolution hat die Existenzbedingungen der revolutionären Gruppierungen ver­ändert. Eine neue Zeit brach an, die die Umgruppierung der Revolutionäre begünstigte. Dennoch ist diese neue Periode immer noch eine Zwischenphase, in der die notwendigen Be­dingungen für die Entstehung der Partei noch nicht aus­reichend vorhanden sind - wozu es einen realen Qualitätssprungs bedarf.
Deshalb werden sich noch eine ganze Zeit lang revolu­tionäre Gruppen entwickeln, die durch die Konfrontation der Ideen, durch gemeinsame Aktionen und schließlich durch ihren Zusammenschluß die Tendenz zur Gründung der Weltpartei manifstieren werden. Die Verwirklichung die­ser Tendenz hängt sowohl von der Eröffnung des Kurses zur Revolution als auch von dem Bewußtsein der Revolu­tionäre selbst ab.
Auch wenn seit 1968 ein gewisses Niveau erreicht wurde, auch wenn es eine Auslese innerhalb des revolutionären Milieus gegeben hat, sollte angesichts der langsamen Entwicklung des Klassenkampfes und des immer noch unreifen Charakters des revolutionären Milieus klar sein, daß die Entstehung der Partei weder ein Automatismus noch reine Willenssache ist.
22. In der Tat erwies sich das revolutionäre Milieu nach dem historischen Wiedererstarken des Proletariats 1968 als zu schwach und unreif, um mit der neuen Periode umzugehen. Das Verschwinden oder die Verknöcherung der alten Kommunistischen Linken, die während der gesamten Konterrevolution gegen den Strom gekämpft hatten, war ein negativer Fak­tor bei der Reifung neuer revolutionärer Organisationen. Mehr noch als die theoretischen Errungenschaften der Kommunistischen Linken, die langsam wieder entdeckt und aufge­griffen wurden, mangelte es an den organisatori­schen Errungenschaften (organische Kontinuität). Doch ohne diese Errungenschaften bleibt die Theorie fruchtlos. Die Funktion der Organisation, ja ihre Notwendigkeit an sich, wurde oft nicht verstanden, wenn nicht gar der Lächerlichkeit preisgegeben.
23. Mangels dieser organischen Kontinuität waren die Elemente, die nach 1968 auftauchten, dem vernichtenden Druck der Studentenbewegung und ihrer alles in Frage stellenden Haltung ausgesetzt  ausgesetzt, und zwar in Gestalt:

  • von individualistischen Theorien des All­tagslebens und der Selbstverwirklichung,  
  • des Akademismus der Studienkreise, in denen die marxistische Theo­rie entweder als "Wissenschaft" oder als "persönliche Ethik" aufgefaßt wird,
  • von Aktivismus/Immediatismus, wo der Ouvrierismus nur dünn die Unterwerfung unter dem Druck der Linksextremisten verdeckte.

Der Zerfall der Studentenbewegung, ihre Desillusionierung angesichts des langsamen, ungleichen Tempos des Klassenkampfes wurden in Gestalt des Modernismus theoretisiert. Die reale revolutionäre Bewegung jedoch hat sich dieser unverbindlichsten und unseriösesten Elemente entledigt, war doch für diese die militante Arbeit entweder eine mönchische Tätigkeit oder die höchste Stufe der Entfremdung.
24. Trotz der vor allem seit den Massenstreiks in Polen erdrückenden Beweise, daß die Krise einen Kurs zu im­mer größeren Klassenauseinandersetzungen einleitet, haben sich revolutionäre Organisationen, die IKS eingeschlos­sen, nicht von einer weiteren Gefahr befreien können, die nicht weniger tückisch ist als der Modernismus und Akademismus: der Immediatismus, dessen zwei Erscheinungsweisen der Di­lettantismus und der Individualismus sind. Die revolutionäre Organisation muß in der Lage sein, sich diesen Geißeln heute zu widersetzen, um sie schließlich endgültig zu liquidieren.
25. Die IKS hat in den letzten Jahren unter den katastrophalen Auswirkungen des Immediatismus leiden müssen, der typischsten Form der kleinbürgerlichen Ungeduld, der finalen Inkarnation des konfusen Geistes des Mai '68. Die auffallendsten Formen dieses Immediatismus waren:

  • der Aktivismus, der in den Interventionen in Erscheinung tritt und in der voluntaristischen Auffassung des "Rekrutierens" theoretisiert wird. Es war vergessen worden, daß die Organisation nicht willkürlich entwickelt werden kann, sondern organisch, durch eine strenge Auswahl auf Grundlage der Plattform. Die "numerische" Weiterentwicklung ist nicht die Frucht des bloßen Willens, sondern der Reifung der Klasse und der Elemente, die sie hervorbringt.
  • der Lokalismus, der in besonderen Interventionen an die Oberfläche kommt. Einige Genossen der IKS präsentierten "ihre" lo­kale Sektion, als sei sie ihr persönlicher Besitz, als sei sie eine autonome Einheit, obwohl jede lokale Sektion nur Teil eines Ganzen sein kann. Die Notwendigkeit für eine internationale Organisation wurde gar geleugnet und lächerlich gemacht, manche betrachteten sie nur als "Bluff" oder bestenfalls als eine Reihe von vagen "Verknüpfungen" zwischen den Sektionen.  
  • der Ökonomismus, den Lenin einst bekämpft hatte und der in der Neigung zum Ausdruck kommt, jeden Streik für sich selbst zu betrachten statt im Rahmen des weltweiten Klassenkampfes. Oft wurde die politische Funktion unserer Organisation in den Hinter­grund gedrängt. Wenn Revolutionäre als "Wasserträger" oder "Techniker" des Kampfes im Dienste der Arbeiter betrachtet werden, enden sie in der materiellen Vorbereitung des künftigen Kampfes.
  • das Mitläufertum, die finale Verkörperung dieser Mißverständnisse über die Rolle und Funktion der Organisation, welche die Form der Tendenz annahm, den Streiks einfach zu folgen, ohne selbst Farbe zu bekennen. Man schreckte davor zurück, klar und kompromißlos alle versteckten Formen des Gewerkschaftstums anzuprangern. Prinzipien wurden beiseitegeschoben, um an der Bewegung dran zu bleiben und ein sofortiges Echo zu suchen - alles, um koste-es-was-es-wolle von der Klasse anerkannt zu werden.
  • der Ouvrierismus, die finale Synthese dieser Verirrungen. Wie bei den Linksextremisten kultivierten einige Elemente die gröbste Art von Demagogie über "Arbeiter" und "Intellektuelle", über die "Führung" und die "Basis" innerhalb der Organisation.

Der Austritt einer gewissen Anzahl von Genossen beweist, daß der Immediatismus eine sehr ernste Krankheit ist und daß er zwangsläufig zur Verleugnung der politi­schen Funktion der Organisation, ihrer theoretischen und programmatischen Grundlage führt.  
26. All diese typisch linksextremistischen Abweichungen sind nicht auf die theoretischen Unzulänglichkeiten der Plattform der Organisation zurückzuführen. Sie drücken eine lückenhafte Assimilierung unseres theoretischen Rahmens und insbesondere der Theorie der Dekadenz des Kapitalismus aus, die die Formen der Aktivitäten und Interventionen von Grund auf ändert, welche für die revolutionären Organisation zugänglich sind.
27. Daher muß sich die IKS vehement jeglichem Verzicht auf den programmatischen Rahmen widersetzen, weil dies nur zum Immediatismus in der politischen Analyse führen kann. Sie muß entschlossen kämpfen:

  • gegen den Empirismus, dessen Fixierung auf die unmittelbaren Ereignisse und Phänomene unausweichlich zur altbekannten Auffassung der "besonderen Fälle" führt, eine unendliche Quelle des Opportunismus;  
  • gegen alle Neigungen zur Oberflächlichkeit, die die Form des Routinismus oder der intellektuellen Lässigkeit annehmen;  
  • gegen ein bestimmtes Mißtrauen oder Zaudern gegen­über der theoretischen Arbeit. Die "graue Theorie" darf nicht nicht den "rosigen" Farben der Intervention gegenübergestellt werden. Die Theorie darf nicht als etwas angesehen werden, das den Marxismus-Experten vorbehalten ist. Sie ist das Ergebnis eines kollektiven Denkprozesses und der Teilnahme aller an diesem Nachdenken.

28. Um die theoretischen und organisatorischen Errun­genschaften zu bewahren, müssen wir die Reste des Dilettantismus liquidieren, jene infantile Form des Individua­lismus:

  • das unsystematische Arbeiten, ohne Methode und kurzfristig;
  • das individuelle Arbeiten, Ausdruck des handwerklichen Di­lettantismus;
  • die politische verantwortungslose Gründung verfrühter oder willkürlicher Tendenzen;  
  • die Resignation oder die Flucht vor der Verantwortung.  

Die Organisation steht nicht im Dienst der Militanten in deren Alltagsleben; im Gegenteil, die Militanten führen einen täglichen Kampf, um sich in die umfassende Arbeit der Organisation einzubringen.
29. Ein klares Verständnis der Funktion der Organisation in der Epoche der Dekadenz ist die notwendige Vorbedin­gung für unsere eigene Weiterentwicklung in der entscheidenden Phase der 80er Jahre. Obgleich die Revolution keine Fra­ge der Organisation ist, muß sie Organisationsfragen lö­sen, mangelndes Verständnis ausräumen, damit die Minderheit der Revolutionäre als Organismus der Klasse funktio­nieren kann.
30. Die Existenz der IKS kann nur durch eine Wiederaneignung der marxistischen Methode gewährleistet werden, die ihren sichersten Kompaß für das Verständnis der Ereignisse und ihrer Interven­tionen darstellt. Die gesamte Arbeit der Organisation kann nur auf langfristiger Basis gesehen und entwickelt werden.  Ohne Methode, ohne kollektiven Geist, ohne die ständigen Bemühungen aller Militanten, ohne eine beharrliche Haltung, die jegliche immediatistische Ungeduld ausschließt, kann es keine wirkliche revolutionäre Organisation geben. Mit der IKS hat das Weltproletariat ein Organ geschaffen, dessen Existenz ein notwendiger Faktor in den zukünftigen Kämpfe ist.
31. Im Gegensatz zum vergangenen Jahrhundert gestaltet sich heute die Aufgabe der revolutionären Organisationen viel schwieriger. Sie erfordert mehr von jedem ihrer Mitglieder; sie lei­det noch immer unter den letzten Auswirkungen der Konterrevo­lution und den Nachwirkungen eines Klassenkampfes, der noch immer von Fortschritten und Rückschlägen gekennzeichnet ist.
Obgleich sie nicht mehr unter der erdrückenden, zer­störerischen Atmosphäre der langen Nacht der Konterrevolution leidet, obgleich sie ihre Aktivitäten in einer Periode durchführt, die den Klassenkampf und den Ausbruch von Massenbewegungen auf Weltebene begünstigt, muß die Organisation wissen, wie man sich geordnet zurückzieht, falls es einen zeitweiligen Rückschlag in der Klassenbewegung gibt.
 Daher muß die revolutionäre Organisation bis zur Revolution wissen, wie sie gegen die Wogen der Unsicherheit und Demoralisierung kämpfen muß, die über die Klasse fluten. Die wichtigste Aufgabe ist die Verteidigung der Integrität der Organisation, ihrer Prinzipien und ihrer Funktion. Lernen, wie man Widerstand leistet, ohne Schwäche, ohne sich in sich selbst zurückzuziehen - dies ist der Weg, auf den die Revolutionäre die Bedingungen für den künftigen Triumph vorbereiten können. Dies erfordert einen erbitterten Kampf gegen immediatistische Verirrungen, so daß die revolutionäre Theorie die Massen ergreifen kann.
Indem die Reste des Dilettantismus über Bord geworfen und die lebendigen Traditionen des Marxismus wiederangeeignet werden, die von der Kommunistischen Linken bewahrt und bereichert wurden, wird die Organisation in der Praxis demonstrieren, daß sie ein unersetzliches Instrument für das Proletariat ist, damit dieses seinen geschichtlichen Aufgaben gewachsen ist.

 

A N H A N G

In Zeiten generalisierter Kämpfe und revolutionärer Bewegungen haben die Aktivitäten der Revolutionäre einen direkten, gar entscheidenden Einfluß:
weil die Arbeiterklasse ihrem Todfeind dann die Stirn bieten muß. Entweder sie setzt ihre Perspektive durch oder sie macht den Weg frei für Mystifikationen und Provokationen und läßt es zu, von der Bourgeoisie vernichtet zu werden;
weil die Klasse in ihren Versammlungen und Räten der Sabotage und Untergrabung ausgesetzt ist, ausgeführt von den Agenten der Bourgeoisie, die alle verfügbaren Mittel nutzen, um den Kampf zu verlangsamen und in eine andere Richtung zu lenken.  
Die Anwesenheit von Revolutionären, die klare Orientierungen für die Bewegung vorstellen und den Prozeß der Homogenisierung des Klassenbewußtseins beschleunigen müssen, kann dann ein entscheidender Faktor sein, der das Gleichgewicht in die eine oder andere Richtung kippt, wie  in der deutschen und russischen Revolution deutlich wurde. Insbesondere müssen wir uns die fundamentale Rolle in Erinnerung rufen, die auf diesem Gebiet von den Bolschewiki gespielt wurde, wie Lenin sie in seinen Aprilthesen definierte:
“Anerkennung der Tatsache, daß unsere Partei in den meisten Sowjets der Arbeiterdeputierten in der Minderheit, vorläufig sogar in einer schwachen Minderheit ist gegenüber dem Block aller kleinbürgerlichen opportunistischen Elemente, die dem Einfluß der Bourgeoisie erlegen sind und diesen Einfluß in das Proletariat hineintragen (...) Aufklärung der Massen darüber, daß die Sowjets der Arbeiterdeputierten die einzig mögliche Form der revolutionären Regierung sind und daß daher unsere Aufgabe, solange sich diese Regierung von der Bourgeoisie beeinflussen lässt, nur in geduldiger, systematischer, Beharrlichkeit, besonders den praktischen Bedürfnissen der Massen angepaßter Aufklärung über die Fehler ihrer Kritik bestehen kann" (Über die Aufgaben des Proletariats in der gegenwärtigen Revolution, These Nr. 4).
Ab heute stellen die Existenz der IKS und die Verwirklichung ihrer gegenwärtigen Aufgaben eine unverzichtbare Vorbereitung dar, um den künftigen Aufgaben gewachsen zu sein. Die Fähigkeit der Revolutionäre, ihre Rolle in Zeiten generalisierter Kämpfe auszuüben, hängt von ihrer gegenwärtigen Aktivität ab.
1) Diese Fähigkeit entsteht nicht spontan, sondern ent­wickelt sich in einem Prozeß der politischen und organisatorischen Ausbildung. Kohärente und klar formulier­te Positionen sowie die organisatorischen Fähigkeiten, um sie verteidigen, zu verbreiten und zu vertiefen, fallen nicht vom Himmel, sondern müssen unverzüglich vorbereitet werden. So lehrt uns die Geschichte, wie die Fähigkeit der Bolschewiki, ihre Position weiterzuentwickeln, indem sie die Erfahrungen der Klasse n(von 1905 bis zum Krieg) berücksichtigten, und ihre Organisation zu stärken, es ihnen im Gegensatz zu den Revolutionären in Deutschland beispielsweise er­möglichte, eine entscheidende Rolle in den revolutio­nären Schlachten der Klasse zu spielen.
In diesem Rahmen muß eines der Hauptziele für eine kommunistische Gruppe sein, über das handwerkliche Niveau der Aktivität und Organisation hinauszugehen, das im allgemeinen die anfängliche Phase des politischen Kampfes auszeichnet. Die Weiterentwicklung, die Systematisierung, die regelmäßige Erfüllung ihrer Interventionsaufgaben, der Publikationsarbeit, des Vertriebs, der Diskussionen und Korrespondenz mit nahestehenden Elementen müssen im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen. Dies beinhaltet eine Weiterentwicklung der Organisation durch Funktionsregeln und spezifische Organe, die es der Organisation ermöglichen, nicht als eine Summe zerstreuter Zellen zu handeln, sondern als ein einziger Organismus mit einem ausgeglichenen Stoffwechsel.
2) Heute stellt die Organisation der Revolutionäre einen kohärenten, internationalen politi­schen Umgruppierungspol für die politischen Grup­pen, Diskussionszirkel und Arbeitergrup­pen dar, die mit der Weiterentwicklung der Kämpfe überall in der Welt entstehen. Die Existenz einer internationalen kommunistischen Organisation mit einer Presse und einer Intervention ermöglicht es diesen Gruppen, durch die Konfrontation der Positionen und Erfahrungen sich selbst besser einzuschät­zen, die revolutionäre Kohärenz ihrer Positionen zu ver­stärken und gegebenenfalls der internationalen kommunistischen Organisation beizutreten. Fehlt solch ein Pol, ist es weitaus wahrscheinlicher, daß solche Gruppen der Zersplitterung anheimfallen, entmutigt werden und degenerieren  (z.B. durch Lokalismus, Aktivismus, Korporatismus usw.). Mit der Weiterentwicklung der Kämpfe und dem Nahen einer Periode revolutionärer Zusammenstöße wird dieser Pol noch an Bedeutung gegenüber den Elementen gewinnen, die direkt aus den Klassenkämpfen hervorgehen.
Mehr und mehr wird die Arbeiterklasse dazu gezwungen, ihrem Todfeind entgegenzutreten. Selbst wenn der Umsturz der bürgerlichen Macht nicht sofort verwirklicht werden kann, werden die Schocks gewalttätig und entscheidend für den weiteren Verlauf des Klassenkampfes sein.  Deshalb müssen die Revolutionäre sofort, mit welchen Mitteln auch immer, in den Kämpfen inter­venieren:
um die Arbeiterkämpfe soweit wie möglich nach vom zu drängen, damit das gesamte Potential ausgeschöpft werden kann,
um sicherzustellen, daß soviel Fragen wie möglich gestellt, daß soviel Lehren wie möglich im Rahmen der allgemeinen politischen Perspektiven gezogen werden.  

IKS Januar 1982 (Erstveröffentlichung in Internationale Revue Nr. 9, engl. Ausgabe: International Review Nr. 29, Frühjahr 1982)

Theoretische Fragen: 

Erbe der kommunistischen Linke: