April 1939: Ende des spanischen Krieges und Prolog zum Zweiten Weltkrieg

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Vor achtzig Jahren ging eines der wichtigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts zu Ende: der spanische Krieg. Dieses Großereignis stand im Mittelpunkt der Weltsituation in den 1930er Jahren. Es steht seit einigen Jahren im Zentrum der internationalen politischen Aufmerksamkeit. Es war ein entscheidender Test für alle politischen Tendenzen, die behaupten, proletarisch und revolutionär zu sein. So erschien beispielsweise in Spanien der Stalinismus zum ersten Mal außerhalb der UdSSR in seiner Rolle als Henker des Proletariats. Ebenso geschah um die spanische Frage herum eine Dekantierung, eine Kristallisation innerhalb der Strömungen, die in den 1920er Jahren gegen die Degeneration und den Verrat der kommunistischen Parteien gekämpft hatten, eine Dekantierung zwischen denen, die dann während des Zweiten Weltkriegs eine internationalistische Position einnahmen, und denen, die sich an diesem Krieg beteiligten wie zum Beispiel die trotzkistische Bewegung. Auch heute noch sind die Ereignisse von 1936-1939 in Spanien in der Positionierung und Propaganda der Strömungen präsent, die für sich beanspruchen, Teil der proletarischen Revolution zu sein. Dies gilt insbesondere für die verschiedenen Tendenzen des Anarchismus und des Trotzkismus, die über ihre Unterschiede hinaus darin übereinstimmen, dass es 1936 in Spanien eine "Revolution" gegeben habe. Eine Revolution, die nach Ansicht der Anarchisten wegen der von der CNT, der anarchosyndikalistischen Gewerkschaftszentale, geförderten Bildung der “Kollektive“  viel weiter gegangen sei als die Revolution von 1917 in Russland. Eine Analyse, die damals von den verschiedenen Strömungen der Kommunistischen Linken, der Italienischen Linken und auch der Deutsch-Holländischen Linken abgelehnt wurde.

Die erste Frage, die wir daher beantworten müssen, lautet: Gab es 1936 in Spanien eine Revolution?

Was ist eine Revolution?

Bevor man diese Frage beantwortet, muss man sich natürlich darauf einigen, was unter "Revolution" zu verstehen ist. Es ist ein überbeanspruchter Begriff, da er sowohl von der extremen Linken (z.B. Mélenchon mit seiner "Bürgerrevolution") als auch von der extremen Rechten (mit ihrer "Nationalen Revolution") beansprucht wird. Sogar Macron gab seinem Buch, in dem er sein Programm vorstellt, den Titel "Révolution".

Tatsächlich steht dieser Begriff "Revolution" jenseits aller phantastischen Interpretationen historisch  für einen gewalttätigen Wechsel des politischen Regimes, der eine Umwälzung des Kräfterverhältnisses zwischen den sozialen Klassen zugunsten derjenigen ausdrückt, die den Fortschritt für die Gesellschaft darstellen. Dies war der Fall bei der Englischen Revolution der 1640er Jahre und der Französischen Revolution von 1789, die beide die politische Macht der Aristokratie im Interesse der Bourgeoisie angriffen.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts stellten die politischen Fortschritte der Bourgeoisie auf Kosten des Adels einen Fortschritt für die Gesellschaft insgesamt dar. Und zwar deshalb, weil der Kapitalismus zu dieser Zeit ein aufstrebendes System war, das die Welt erobern wollte. Aber diese Situation änderte sich im 20. Jahrhundert grundlegend. Die bürgerlichen Staaten hatten die Teilung der Welt beendet. Jede neue Eroberung, ob kolonial oder kommerziell, stieß auf die Einflusssphäre einer rivalisierenden Macht. Dies führte zu einer Zunahme des Militarismus und zu imperialistischen Spannungen, die den Ersten Weltkrieg bedingten. Diese Entwicklung ist ein Zeichen dafür, dass der Kapitalismus zu einem dekadenten und überholten System geworden ist. Die bürgerlichen Revolutionen sind nicht mehr angesagt. Die einzige Revolution auf der Tagesordnung ist die, die das kapitalistische System stürzen und eine neue Gesellschaft ohne Ausbeutung und Krieg, den Kommunismus, aufbauen soll. Das Subjekt dieser Revolution ist die Klasse der Lohnarbeiter*innen, der Produzent*innen des größten Teils des sozialen Reichtums, das Proletariat.

Es gibt grundlegende Unterschiede zwischen bürgerlichen und proletarischen Revolutionen. Eine bürgerliche Revolution, d.h. die Übernahme der politischen Macht durch die Vertreter der bürgerlichen Klasse eines Landes, ist das Ergebnis einer ganzen historischen Periode, in der die Bourgeoisie durch die Entwicklung von Handel und Produktionstechniken ein entscheidendes Gewicht im wirtschaftlichen Bereich erlangt hat. Die politische Revolution, die Abschaffung der Privilegien des Adels, stellt einen wichtigen (wenn auch nicht unerlässlichen) Schritt in der wachsenden Kontrolle der Bourgeoisie über die Gesellschaft dar, die es ihr ermöglicht, diesen Prozess der Kontrolle zu erleichtern und zu beschleunigen.

Die proletarische Revolution steht keineswegs am Ende des wirtschaftlichen Transformationsprozesses der Gesellschaft, sondern im Gegenteil ganz am Anfang. Die Bourgeoisie war in der Lage, Inseln der bürgerlichen Wirtschaft in der feudalen Gesellschaft, in Handelsstädten, Handelsnetzen zu bilden, die sich allmählich erweiterten und stärkten. Nichts davon gilt für das Proletariat. Inseln des Kommunismus in einer vom Kapitalismus und seinen Handelsbeziehungen dominierten Weltwirtschaft sind unmöglich. Das war zwar der Traum von utopischen Sozialisten wie Fourier, Saint-Simon oder Owen. Aber trotz all ihres guten Willens und ihrer oft tiefgreifenden Analysen der Widersprüche des Kapitalismus brachen ihre Träume angesichts der Realität der kapitalistischen Gesellschaft zusammen und ihre Projekte scheiterten. Tatsächlich besteht die erste Stufe der kommunistischen Revolution in der Übernahme der politischen Macht durch das Proletariat auf globaler Ebene. Von der Ausübung dieser politischen Macht wird es abhängen, ob die revolutionäre Klasse in der Lage sein wird, die gesamte Wirtschaft allmählich zu transformieren, indem sie sie sozialisiert, indem sie das private Eigentum an den Produktionsmitteln und den Warentausch abschafft.

Es gibt noch zwei weitere grundlegende Unterschiede zwischen bürgerlichen und proletarischen Revolutionen:

  • Erstens, während bürgerliche Revolutionen zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden haben, abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung jedes Landes (es verstrich mehr als ein Jahrhundert zwischen der englischen und der französischen Revolution), muss die proletarische Revolution in ein und derselben historischen Periode stattfinden. Wenn sie in einem einzigen Land oder in einigen Ländern isoliert bleibt, ist sie zur Niederlage verurteilt. Das haben wir am Beispiel der Russischen Revolution von 1917 gesehen.
  • Zweitens behielten bürgerliche Revolutionen, selbst extrem gewalttätige, den größten Teil des Staatsapparats der feudalen Gesellschaft (Armee, Polizei, Justiz, Bürokratie) bei. Tatsächlich bestanden bürgerliche Revolutionen darin, den bestehenden Staatsapparat zu modernisieren und zu perfektionieren. Dies war möglich und notwendig, denn diese Art der Revolution bedeutete, dass zwei Ausbeuterklassen, der Adel und die Bourgeoisie, an der Spitze der Gesellschaft einander ablösten. Das Gegenteil gilt für die proletarische Revolution. Auf keinen Fall kann das Proletariat, die besonders ausgebeutete Klasse in der kapitalistischen Gesellschaft, zu ihrem Vorteil einen Staatsapparat nutzen, der so konzipiert und organisiert ist, dass er diese Ausbeutung garantiert und die Kämpfe gegen diese Ausbeutung unterdrückt. Die erste der Aufgaben des Proletariats während der Revolution besteht darin, sich zu rüsten, um den Staatsapparat von oben nach unten zu zerstören und eigene Machtorgane auf der Grundlage seiner einheitlichen Massenorganisationen zu schaffen, wobei gewählte Delegierte von den Vollversammlungen jederzeit abberufen werden können: die Arbeiterräte.

1936: eine Revolution in Spanien?

Am 18. Juli 1936, angesichts des Militärputsches von Franco gegen die Regierung der Volksfront, griff das Proletariat zu den Waffen. Es gelang ihm, das kriminelle Unternehmen unter der Führung von Franco und seinen Komplizen in den meisten Großstädten zu besiegen. Hat das Proletariat diese Situation, seine Position der Stärke genutzt, um den bürgerlichen Staat anzugreifen? Einen bürgerlichen Staat, der sich seit der Gründung der Republik 1931 bereits in der blutigen Unterdrückung der Arbeiterklasse, insbesondere in Asturien 1934 mit 3.000 Toten, ausgezeichnet hatte. Auf keinen Fall!

Die Reaktion der Arbeiter*innen war sicherlich zunächst eine Aktion der Klasse, die den Erfolg des Putsches verhinderte. Aber leider wurde die Energie der Arbeiter*innen schnell kanalisiert und ideologisch mit der verschleiernden Parole des "Antifaschismus" hinter der Fahne des Staates und der Volksfront gefangen. Weit davon entfernt, den bürgerlichen Staat anzugreifen und zu zerstören, wie es im Oktober 1917 in Russland der Fall war, wurden die Arbeiter*innen von ihrem Terrain weggebracht und für die Verteidigung des republikanischen Staates rekrutiert. In dieser Tragödie spielte die anarchistische CNT, die mächtigste Gewerkschaftszentrale, in der Tat eine führende Rolle, indem sie die Arbeiter*innen politisch entwaffnete und sie dazu drängte, den Boden des Klassenkampfes zu verlassen und sich dem bürgerlichen Staat anzuvertrauen. Anstatt den Staat anzugreifen, um ihn zu zerstören, wie sie es immer behauptet haben, haben Anarchist*innen Ministerposten angenommen, wie Federica Montseny, anarchistische Ministerin der republikanischen Regierung, die erklärte: "Heute ist die Regierung als Instrument der Kontrolle über die Staatsorgane nicht mehr ein Unterdrückungsinstrument gegen die Arbeiterklasse, so wie der Staat nicht mehr eine Organisation darstellt, die die Gesellschaft in Klassen teilt. Beide werden das Volk nun sogar weniger unterdrücken, nachdem Mitglieder der CNT interveniert haben.“ Die Anarchist*innen, die behaupten, die besten "Staatsfeinde" zu sein, waren daher dank dieser Art von Rhetorik in der Lage, die spanischen Arbeiter*innen schlicht und einfach zur Verteidigung des demokratischen Staates auszubilden. Die Arbeiterklasse wurde von ihren eigenen politischen Zielen abgelenkt, um die "demokratische" gegen die "faschistische" Fraktion der Bourgeoisie zu unterstützen. Daran können wir das volle Ausmaß des politischen, moralischen und historischen Bankrotts des Anarchismus erkennen. Der auf der iberischen Halbinsel politisch dominante Anarchismus hat dort seine völlige Unfähigkeit gezeigt, eine Klassenpolitik der Emanzipation des Proletariats zu verfolgen. Seine Politik führte lediglich dazu, es zur Verteidigung der demokratischen Bourgeoisie, des kapitalistischen Staates, zu drängen. Aber der Bankrott des Anarchismus hörte damit nicht auf. Indem er behauptete, für die Revolution seien "lokale Aktionen" zu bevorzugen, die zu den "Kollektivierungen" von 1936 führten, erwies er dem bürgerlichen Staat einen weiteren großen Dienst:

  • Erstens ermöglichten sie es, die spanische Wirtschaft zugunsten der Kriegsanstrengungen des republikanischen Staates, d.h. des Vertreters der demokratischen Bourgeoisie, gegen die "faschistische" Fraktion derselben Bourgeoisie zu reorganisieren.
  • Zweitens lenkten sie das Proletariat von international ausgerichteten politischen Aktionen ab zugunsten dieser unmittelbaren Verwaltung der Produktionseinheiten, auch dies zum Nutzen des Staates und damit der Bourgeoisie. Die von den "Kollektiven" rekrutierten Arbeiter, die sich mit der täglichen Produktion auseinandersetzen mussten, waren gezwungen, sich von jeder globalen politischen Aktivität abzuwenden und sich für das Management lokaler Unternehmen zu entscheiden, ohne Verbindungen zwischen ihnen oder zu den tatsächlichen Bedürfnissen der Arbeiterklasse.

Während das Proletariat im Juli 1936 sich der Straßen bemächtigte, wurde es in weniger als einem Jahr von der Koalition republikanischer politischer Kräfte unterworfen. Am 3. Mai 1937 unternahm es einen letzten Versuch, sich diesem Vorhaben zu widersetzen. An diesem Tag versuchten die "Sturmtruppen" – Polizeieinheiten der Regierung, der Generalitat, von Katalonien, in der Tat die Instrumente der Stalinisten, die die Kontrolle über sie übernommen hatten – die Telefonzentrale von Barcelona, die sich in den Händen der CNT befand, zu besetzen. Der kämpferischste Teil des Proletariats reagierte auf diese Provokation, indem er die Straße eroberte, Barrikaden errichtete, in den Streik trat, der fast ein Generalstreik wurde. Das Proletariat war gut mobilisiert, hatte sicherlich Waffen, blieb aber ohne Perspektive. Der demokratische Staat war intakt geblieben. Er war immer präsent und in der Offensive, im Gegensatz zu dem, was die Anarchist*innen sagten, und er hatte keineswegs darauf verzichtet, proletarische Widerstandsversuche zu unterdrücken. Während die Truppen Francos freiwillig ihre Offensive an der Front einstellten, schlugen die Stalinisten und die republikanische Regierung dieselben Arbeiter*innen nieder, die im Juli 1936 den faschistischen Staatsstreich verhindert hatten. In diesem Moment forderte Federica Montseny, die prominenteste anarchistische Ministerin, die Arbeiter*innen auf, den Kampf einzustellen und die Waffen niederzulegen! Es war also ein richtiger Schlag in den Rücken der Arbeiterklasse, ein echter Verrat und eine vernichtende Niederlage. Die Zeitschrift Bilan, die Publikation der Italienischen Kommunistischen Linken, schrieb bei dieser Gelegenheit: "Am 19. Juli 1936 schlugen die Proletarier von Barcelona mit ihren nackten Fäusten den Angriff von Francos Bataillonen zurück, die bis zu den Zähnen bewaffnet waren. Am 4. Mai 1937 ließen dieselben Proletarier, die nun selber bewaffnet waren, viel mehr Opfer auf der Strasse zurück als im Juli, als sie Franco abwehren mussten, und es war die antifaschistische Regierung (einschließlich sogar der Anarchisten, mit denen die POUM indirekt solidarisch war), die das Gesindel der Repressionskräfte auf die Arbeiter losliess."

In der allgemeinen Repression nach der Niederlage des Aufstands vom Mai 1937 arbeiteten die Stalinisten hart daran, die "störenden Elemente" physisch zu beseitigen. So zum Beispiel den italienischen anarchistischen Militanten Camilo Berneri, der die Klarheit und den Mut hatte, in einem "Offenen Brief an die Genossin Federica Montseny" Kritik an der Politik der CNT und dem Handeln der anarchistischen Minister*innen zu üben.

Zu sagen, dass das, was 1936 in Spanien geschah, eine Revolution gewesen sei, die gegenüber derjenigen von 1917 in Russland „überlegen“ gewesen sei, kehrt nicht nur der Realität völlig den Rücken, sondern stellt auch einen großen Angriff auf das Bewusstsein des Proletariats dar, indem es die wertvollsten Erfahrungen der Russischen Revolution verschüttet und negiert: insbesondere die der Arbeiterräte (der Sowjets), die Zerstörung des bürgerlichen Staates und die Erfahrung des proletarischen Internationalismus, da diese Revolution als erste Stufe der Weltrevolution begriffen wurde und der Gründung der Kommunistischen Internationale Impulse gab. Ein proletarischer Internationalismus, der der anarchistischen Bewegung trotz anderslautender Behauptungen ziemlich fremd war, wie wir gleich sehen werden.

Der spanische Krieg – Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg

Das erste Element, das uns zeigt, dass der spanische Krieg nur ein Auftakt zum Zweiten Weltkrieg und keine soziale Revolution war, ist das Wesen des Kampfes zwischen den verschiedenen bürgerlichen Fraktionen des Staates, Republikanern und Faschisten sowie zwischen Nationen. Der Nationalismus der CNT veranlasste sie, ausdrücklich zum Weltkrieg aufzurufen, um die "spanische Nation" zu retten: "Das freie Spanien wird seine Pflicht tun. Was werden Demokratien angesichts dieser heroischen Haltung tun? Es ist zu hoffen, dass das Unvermeidliche nicht lange auf sich warten lässt. Die provokative und primitive Haltung Deutschlands wird bereits unerträglich. (....) Jeder weiß, dass Demokratien letztendlich mit ihren Geschwadern und Armeen eingreifen müssen, um den Durchmarsch dieser Horden von Narren zu verhindern…" (Solidaridad obrera, Zeitung der CNT, 6. Januar 1937, zitiert in Révolution prolétarienne Nr. 238, Januar 1937). Die beiden kämpfenden bürgerlichen Fraktionen suchten sofort nach externer Unterstützung: Es gab nicht nur eine massive militärische Intervention faschistischer Staaten, die den Frankisten moderne Flugzeuge und Panzer brachten, sondern auch die UdSSR war durch Waffenlieferungen und ihre "Militärberater" in den Konflikt verwickelt. Auf der ganzen Welt gab es eine enorme politische und mediale Unterstützung für das eine oder andere bürgerliche Lager. Umgekehrt hatte keine der großen kapitalistischen Nationen die russische Revolution von 1917 unterstützt! Im Gegenteil, sie alle hatten daran teilgenommen, sie zu isolieren und militärisch zu bekämpfen, indem sie versuchten, sie im Blut zu ertränken.

Eines der spektakulärsten Beispiele für die Rolle des spanischen Krieges bei der Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg ist die Haltung vieler anarchistischer Aktivisten zu ihm. So engagierten sich in den Jahren darauf viele von ihnen in der Résistence, d.h. in der Organisation, die das anglo-amerikanische imperialistische Lager auf dem von Deutschland besetzten französischen Territorium vertrat. Einige traten sogar der regulären französischen Armee bei, insbesondere der Fremdenlegion oder der 2. Panzerdivision von General Leclerc, dem gleichen Leclerc, der seine Karriere im Kolonialkrieg in Indochina fortsetzte. So wurden die ersten Panzer, die am 24. August 1944 in Paris eintrafen, von spanischen Tankern angeführt und zeigten das Porträt von Durruti, einem anarchistischen Führer, der die berühmte "Durruti-Kolonne" befehligt hatte und im November 1936 vor Madrid gefallen war.

All jene, die sich, obwohl sie behaupten, Teil der proletarischen Revolution zu sein, für die Republik, des "demokratischen Lagers" einsetzten, taten dies im Allgemeinen im Namen des "geringeren Übels" und des Kampfes gegen die "faschistische Gefahr". Anarchisten waren die Förderer dieser demokratischen Ideologie im Namen ihrer "antiautoritären" Prinzipien. Sie sind der Meinung, dass die "Demokratie", selbst wenn sie zugeben, dass sie eine der Ausdrucksformen des Kapitals ist, im Vergleich zum Faschismus ein "geringeres Übel" darstelle, weil sie offensichtlich weniger autoritär ist. Das ist totale Blindheit! Demokratie ist kein "kleineres Übel". Im Gegenteil! Gerade weil sie in der Lage ist, mehr Illusionen zu erzeugen als faschistische oder autoritäre Regimes, stellt sie die bevorzugte Waffe der Bourgeoisie gegen das Proletariat dar.

Außerdem ist die Demokratie bei der Unterdrückung der Arbeiterklasse nicht zu übertreffen. Es waren die "Demokraten", und selbst die "Sozialdemokraten" Ebert und Noske, die Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sowie Tausende von Arbeiter*innen während der deutschen Revolution 1919 ermorden ließen, um die Ausbreitung der Weltrevolution zu stoppen. Im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg sind die Gräueltaten des "faschistischen Lagers" bekannt und mediatisiert, aber das "demokratische Lager" stand nicht abseits: Es war nicht Hitler, der zwei Atombomben auf die Zivilbevölkerung von Hiroshima und Nagasaki warf, sondern der "demokratische" Truman, Präsident der großen amerikanischen "Demokratie".

Und wenn wir auf den Fall des spanischen Krieges zurückblicken, dürfen wir nicht vergessen, wie sehr die Französische Republik, Verfechterin der "Menschenrechte" und von "Liberté-Égalité-Fraternité", die 400.000 Flüchtlinge willkommen hieß, die im Winter 1939 nach dem Ende des „Bürgerkriegs“ aus Spanien flohen. Die meisten von ihnen wurden wie Vieh in Konzentrationslager gesperrt, die von Stacheldraht umgeben waren, unter der bewaffneten Aufsicht der Gendarmen der französischen Demokratie.

Das Proletariat muss die Lehren aus dem spanischen Krieg ziehen

  • Im Gegensatz zu denen, die das Proletariat abschreiben wollen und versuchen, seinen Kampf zu diskreditieren, und denen, die der Meinung sind, dass die Tradition der Kommunistischen Linken "veraltet" sei, dass es notwendig sei, sich von der revolutionären Vergangenheit des Proletariats zu befreien, dass Spanien eine "überlegene" revolutionäre Erfahrung gewesen sei, dass es endlich notwendig sei, die Vergangenheit zu vergessen, um "etwas Neues zu erfahren", bestehen wir darauf, dass der Kampf des Proletariats der einzige Weg für die Zukunft der Menschheit bleibt. Deshalb müssen wir das Vermächtnis der Arbeiterklasse und ihre Traditionen des Kampfes unbedingt verteidigen. Insbesondere die Notwendigkeit der Klassenautonomie – kompromisslos für ihre eigenen Interessen zu kämpfen, auf ihrem Klassenterrain, mit ihrer eigenen Kampfmethode, ihren eigenen Prinzipien.
  • Eine proletarische Revolution hat nichts mit dem "antifaschistischen" Kampf und den Ereignissen in Spanien in den 1930er Jahren zu tun. Im Gegenteil, sie muss sich auf das politische Terrain des bewussten Arbeiterkampfes stellen, der auf der politischen Kraft der Arbeiterräte beruht. Das Proletariat muss seine Selbstorganisation, seine politische Unabhängigkeit von allen Fraktionen der Bourgeoisie, von allen Ideologien, die ihm fremd sind, bewahren. Das ist es, was das Proletariat in Spanien nicht tun konnte, da es sich im Gegenteil mit den linken Parteien des Kapitals verbunden und sich ihnen unterworfen hat!
  • Der spanische Krieg zeigt auch, dass es nicht möglich ist, mit dem "Aufbau einer neue Gesellschaft zu beginnen", durch lokale Initiativen, auf wirtschaftlichem Gebiet, wie Anarchisten es glauben wollen. Revolutionärer Klassenkampf ist in erster Linie eine internationale politische Bewegung und nicht auf wirtschaftliche Reformen oder Maßnahmen beschränkt (selbst wenn es sich um sehr radikale "Experimente" handeln sollte). Die erste Aufgabe der proletarischen Revolution ist, wie die Russische Revolution gezeigt hat, eine politische: die Zerstörung des bürgerlichen Staates und die Übernahme der Macht durch die Arbeiterklasse auf internationaler Ebene. Ohne sie ist die Revolution zwangsläufig zur Isolation und zur Niederlage verdammt.
  • Schließlich ist die demokratische Ideologie die gefährlichste unter allen, die vom Klassenfeind propagiert werden. Am schädlichsten ist die Ideologie, die den kapitalistischen Wolf wie ein harmloses Lamm aussehen lässt, das die Arbeiter*innen beschütze und ihnen "günstig" gesinnt sei. Antifaschismus war daher die perfekte Waffe in Spanien und anderswo und wurde von den Volksfront-Regierungen eingesetzt, um die Arbeiter in den imperialistischen Krieg zu schicken, um sie niederzumetzeln. Der Staat, gerade mit seiner "Demokratie" als heuchlerischem und hinterlistigem Ausdruck des Kapitals, bleibt unser Feind. Der demokratische Mythos ist nicht nur eine Maske des Staates und der Bourgeoisie, um ihre Diktatur, soziale Dominanz und Ausbeutung zu verschleiern, sondern auch und vor allem das mächtigste und schwierigste Hindernis für das Proletariat. Die Ereignisse von 1936/37 in Spanien zeigen dies eindrucksvoll und sind eine Lehre für die künftigen Kämpfe.
IKS, Juni 2019

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Spanien 1936