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Seit mehr als einem Jahr kämpft die herrschende Klasse weltweit mit der Covid-19 Pandemie, ohne dass wirklich ein Licht am Ende des Tunnels in Sicht wäre. Bis jetzt waren es die ärmsten und unterentwickelten Länder, die den höchsten Preis für die Krankheiten, ob epidemisch oder endemisch, zahlten. Es sind nun die entwickelten Länder, die durch die Covid-19 Pandemie in ihren Grundfesten erschüttert werden.
Vor mehr als einem Jahrhundert bedeutete der Ausbruch des Ersten Weltkriegs den Eintritt des Kapitalismus in seine Periode der Dekadenz. Der Zusammenbruch des Ostblocks und die Auflösung des westlichen Blocks im Jahr 1990 und die darauffolgende globale Schockwelle mit tiefgreifenden Umwälzungen waren Symptome der globalen Zerbröckelung der Gesellschaft und signalisierten den Eintritt des Kapitalismus in die letzte Phase seiner Dekadenz, die des Zerfalls.
Und nach dem Kapitalismus? Wenn es dem Weltproletariat gelingt, den Kapitalismus zu stürzen, bevor er die Menschheit vernichtet, dann wird es die in der kommunistischen Gesellschaft vereinigte Menschheit sein, die angesichts der Probleme von Krankheiten und anderen Katastrophen eine Antwort geben kann, die nicht durch kapitalistische Ausbeutung, Konkurrenz und Anarchie untergraben wird.
Die Pandemie, ein soziales Phänomen dessen Grundlage der Zerfall der Welt ist
In den Vereinigten Staaten sind heute mindestens 25 Millionen Menschen infiziert und mehr als 410.000 sind gestorben. Es sind mehr Covid-Tote zu beklagen als amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg gefallen sind! Im vergangenen April hatte die Zahl bereits die Anzahl der Toten während des Vietnamkriegs übertroffen. In der großen Metropole Los Angeles ist einer von zehn Einwohnern kontaminiert. In Kalifornien sind die Krankenhäuser zum Bersten voll. Zu Beginn der Gesundheitskrise wurde die gesamte amerikanische Bevölkerung durch die riesigen Gräben aufgeschreckt, in denen im Bundesstaat New York, auf Hart Island, "nicht abgeholte" Tote aufbewahrt wurden. In Europa hatte Schweden, das einst für die "soziale Fürsorge" seiner Bürger bekannt war, zu Beginn der Pandemie daraufgesetzt, schnell Herdenimmunität zu erlangen. Schweden hat gerade einen nationalen Rekord gebrochen, den der Zahl der Todesfälle, der seit der großen Hungersnot von 1869 gehalten wurde.
Die Covid-19 Pandemie ist keine unvorhersehbare Katastrophe, die auf die undurchsichtigen Gesetze des Zufalls und der Natur basiert. Der Kapitalismus selbst ist für diese weltweite Katastrophe verantwortlich, für mehr als zwei Millionen Tote. Im Gegensatz zu den von Tieren ausgehenden Seuchen der Vergangenheit (z.B. die im Mittelalter durch Ratten eingeschleppte Pest) ist diese Pandemie heute im Wesentlichen auf den maroden Zustand des Planeten zurückzuführen. Die globale Erwärmung, die Abholzung der Wälder, die Zerstörung der natürlichen Territorien von Wildtieren sowie die Ausbreitung von Slums in unterentwickelten Ländern haben die Entwicklung aller Arten von neuen Viren und ansteckenden Krankheiten begünstigt.
Die Bourgeoisie wurde durch das Virus deshalb überrascht und gelähmt, weil die wissenschaftlichen Studien über Coronaviren vor etwa fünfzehn Jahren überall eingestellt wurden, weil die Entwicklung des Impfstoffs als "unrentabel" beurteilt wurde! Außerdem zielten die meisten wissenschaftlichen und technologischen Spitzenforschungen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, auf Produkte ab, für die ein lukrativer Markt garantiert war, oder sie waren im Wesentlichen dem militärischen Sektor gewidmet, einschließlich der Forschung für bakteriologischen Waffen.
Zudem ist die Welt noch weit davon entfernt, die aktuelle Pandemie in den Griff zu bekommen, während andere, noch schrecklichere Bedrohungen[1] - wie z. B. Nympha, dass die gleiche Ursache hat, - bereits identifiziert wurden, ohne dass eine dieser Krankheiten bisher Anlass zu Forschungsprojekten von Pharma-Unternehmen gegeben hätte.[2]
Die Bourgeoisie: von der ersten Welle überrascht, ratlos gegenüber den nachfolgenden Wellen
Mehrere Impfstoffe wurden bereits in Rekordzeit entwickelt; sie zeigen die technologischen Möglichkeiten, die zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden könnten. Dennoch stehen auch heute noch, wie zu Beginn der Pandemie, eine Reihe von Problemen der wirklichen Bewältigung der Krankheit im Wege, und sie sind die direkte Folge der Tatsache, dass dieses System eindeutig in den Diensten einer Ausbeuterklasse steht, der es nur insoweit um die Gesundheit der Bevölkerung geht, um die Arbeitskraft derer zu erhalten, die sie ausbeutet.
In der Tat ist das Gesundheitssystem damit völlig überfordert, da angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftskrise in allen Ländern die Regierungen sowohl der Rechten als auch der Linken seit Jahrzehnten ständig die Budgets für Soziales, Gesundheit und Forschung kürzen. Da das Gesundheitssystem nicht profitabel ist, wurde die Zahl der Betten reduziert, Krankenhausabteilungen geschlossen, Arztstellen gestrichen, die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals verschlechtert, Bestände an Masken vernichtet da sie als zu teuer im Unterhalt gelten, Beatmungsgeräte waren in vielen Krankenhäusern Mangelware.
Um die unkontrollierte Ausbreitung der Pandemie zu begrenzen, konnte die Bourgeoisie nicht mehr tun, als auf mittelalterliche Methoden wie Abschottungen (Kontaktreduzierungen usw.) zurückzugreifen. Überall musste sie Ausgangssperren, soziale Distanzierung und Maskenpflicht verhängen. Viele Grenzen sind verriegelt, öffentliche und kulturelle Einrichtungen sind in den meisten europäischen Ländern geschlossen. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg hatte die Menschheit eine solche Tortur erlebt.
Darüber hinaus ist die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Fraktionen der Bourgeoisie - sowohl international als auch in den einzelnen Ländern - welche durch die zugespitzte Wirtschaftskrise verschärft wurde, von Beginn der Pandemie an eindeutig ein Faktor für die Beschleunigung der Gesundheitskrise gewesen. Sie hat zum offenen Ausdruck von Rivalitäten geführt, die zeitweise so scharf sind, dass sie von den Medien als "Krieg" bezeichnet werden.
Der "Krieg der Masken" ist ein lehrreiches Beispiel für den zynischen und ungezügelten Wettbewerb, in den alle Staaten verwickelt sind, wobei jeder versucht, diese überlebenswichtige Ausrüstung durch das Bieten von noch höheren Beträgen bis hin zum unverhohlenen Diebstahl an sich zu reißen!
Ebenfalls "Krieg, um unter den Ersten zu sein, die einen wirksamen Impfstoff produzieren", in dem jedes Land im Wettbewerb mit allen anderen misstrauisch die Ergebnisse seiner Arbeit bewacht, um zu versuchen, in die Spitzengruppe derer zu kommen, die den lukrativen Markt teilen werden. Eine solche Situation des "Jeder für sich" verhindert jede internationale Koordination und Kooperation zur Ausrottung dieser Pandemie und verzögert die Herstellung eines Impfstoffs viel länger, als wenn er das Produkt einer internationalen Kooperation gewesen wäre.
Beim "Krieg um die Beschaffung von Impfstoffen in großen Mengen" steht viel auf dem Spiel. Die Länder, die Dank der Impfung zu den ersten gehören werden, die eine Herdenimmunität erreichen, werden auch die ersten sein, die mit dem Wiederankurbeln ihres Produktionsapparates und ihrer Wirtschaft beginnen können. Das Problem ist, dass der Impfstoff zwar in einer Reihe von Ländern in großen Mengen produziert wird, aber nicht in ausreichender Menge, um den Bedarf zu decken. Diese Situation hat zu erheblichen Spannungen z. B. zwischen der Europäischen Union und Großbritannien geführt, da letzteres nicht in der Lage war, die von der EU erteilten Aufträge für den Impfstoff von AstraZeneca (britisch-schwedischer Konzern) gemäß dem vertraglich festgelegten Mengen und Fristen zu erfüllen. Um dies zu tun, wäre es gezwungen gewesen, seine eigenen Impfstofflieferungen aus dieser Herstellung zu reduzieren. Daraufhin erhob die EU ihre Stimme und Deutschland ging so weit, Vergeltungsmaßnahmen anzudrohen und BioNTech-Pfizer Impfstoffe, die in der Europäischen Union hergestellt werden und für den Verkauf in Großbritannien bestimmt sind, „zurückzuhalten“. Infolge dieser Verschärfung sind neue Spannungen zwischen London und Brüssel über das "Nordirland-Protokoll" entstanden, einem entscheidenden Teil des Brexit-Vertrags[3].
Die europäischen Medien hatten die gute Leistung Europas angesichts des wirtschaftlichen Erdbebens, das durch den Ausbruch der Pandemie ausgelöst wurde, begrüßt, insbesondere dank bestimmter Vereinbarungen: z.B. die Vergemeinschaftung neuer Schulden innerhalb der EU, oder die, welche den Kauf von für die Mitgliedstaaten bestimmten Impfstoffen an die Europäische Kommission delegiert. Hinter den Kulissen unterzeichneten jedoch einige Mitgliedstaaten, nicht zuletzt Deutschland, separate Verträge mit BioNTech-Pfizer, Moderna und Curevac, die "ein Erdbeben in Brüssel auslösten "[4].
Unerwartet begann Deutschland, das bis dahin mit einer Sterblichkeitsrate die weit unter der aller Industrieländer lag, sehr gut abgeschnitten hatte, ebenso furchterregende Opferzahlen zu registrieren wie andere sogenannt entwickelte Länder wie Frankreich, Großbritannien oder die Vereinigten Staaten. "Mit fast 2,1 Millionen Infektionen in einem Jahr hat Deutschland eine Sterblichkeitsrate von 2,4 %, die der von Frankreich entspricht..."[5], und die Hälfte der Übersterblichkeit während der beiden Pandemiewellen in Deutschland ist auf die Infektion älterer Menschen zurückzuführen.
Als die ersten Impfstoffe auf den Markt kamen, gab es nur wenige Industrieländer, in denen kapitalistische Anarchie und administrativer Kleingeist bei der katastrophalen Verwaltung ihrer Verteilung an die verschiedenen Impfzentren nicht vorherrschten. Dasselbe galt für Spritzen und medizinische Geräte. Als Zeichen dafür, dass in der Gesellschaft etwas nicht stimmt, mussten die Regierungen in einer Reihe von Ländern auf das Militär zurückgreifen, um die medizinischen Dienste zu unterstützen, sich um die Logistik der Verteilung zu kümmern, die Bestellungen zu verfolgen, aber auch die Impfstoffe vor Diebstahl zu schützen.
Während in den stärker industrialisierten Ländern ein Mangel an Impfstoffen besteht, fehlen diese in den ärmeren Ländern. Dort stehen hauptsächlich chinesische Impfstoffe[6] zur Verfügung, deren Wirksamkeit nicht eindeutig belegt ist. Wenn umgekehrt der Staat Israel in der Lage war, die für die Impfung seiner gesamten Bevölkerung erforderlichen Dosen zu beschaffen, dann deshalb, weil er den Impfstoff von Pfizer 43 % teurer gekauft hat als den von der Europäischen Union ausgehandelten Preis.
Die Agonie des Kapitalismus in seiner letzten Phase des Zerfalls verpestet die Gesellschaft
Millionen von Arbeitern haben weltweit ihren Job verloren, die Armut hat sich dramatisch ausgebreitet und vertieft. Umzingelt von der Gefahr der Ansteckung, der Realität der Arbeitslosigkeit und dem Absturz in die Armut versinken große Teile der Weltbevölkerung, große Massen von Menschen in prekären Situationen, in Verzweiflung. In den industrialisierten Metropolen wirkt sich die erzwungene Isolation infolge der verschiedenen Kontaktbeschränkungen auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung aus, was sich im Ansturm auf die psychiatrischen Dienste und in der Zunahme von Selbstmorden zeigt.
Während für große Teile der Arbeiterklasse die sich aus der Pandemie ergebende Situation eine unwiderrufliche Anklage gegen die Bourgeoisie darstellt, wird andererseits bei vielen Teilen der Bevölkerung jedes Nachdenken durch alle möglichen Verschwörungstheorien behindert. Dies ist insbesondere in den Vereinigten Staaten der Fall, dem am weitesten entwickelten Land der Welt, das an der Spitze der Wissenschaft steht. Während die Pandemie bereits begonnen hatte über den amerikanischen Kontinent zu fegen, bildete sich ein großer Teil der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten ein, dass Covid-19 nicht existiert und dass es sich um ein Komplott handelt, um Trumps Wiederwahl zu torpedieren! Andere, weniger extreme Sichtweisen, die aber ebenso skurrile Theorien darstellen, haben ihre Blüten getrieben und sehen hinter den Maßnahmen, die die Bewegungsfreiheit einschränken, die Hand derer, die uns manipulieren und nach einem Vorwand suchen, um uns "einzusperren" oder den Pharmakonzernen zu erlauben, Profite einzustreichen. In einigen Ländern haben Demonstrationen zu diesem Thema stattgefunden. In Spanien skandierten die Teilnehmer "Krankenhäuser sind leer", und in Israel demonstrierten ultraorthodoxe Juden. Auch die extreme Rechte beteiligte sich an einigen dieser Demonstrationen, vor allem in den Niederlanden. In diesem Land gab es regelrechte Unruhen mit vereinzelten gewaltsamen Aktionen, die sich gegen medizinische Einrichtungen richteten.
Diese Krise ist das Produkt der gegenwärtigen Zerfallsphase innerhalb der Dekadenz des Kapitalismus und eine Illustration seiner Erscheinungsformen. Der Verlust der Kontrolle der herrschenden Klasse über ihr eigenes System, die beispiellose Verschärfung des "Jeder für sich", das Aufkommen der irrationalsten Thesen und Ideologien, das sind die Hauptmerkmale der Situation, die durch den Ausbruch dieser Pandemie entstanden ist. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks 1989 sind sie in die Gesellschaft eingedrungen. Sie sind geprägt durch das Aufkommen der irrationalsten, reaktionärsten und meist obskurantistischen Ideologien, den Aufstieg des religiösen Fanatismus und des Islamischen Staates und seiner jungen Selbstmordattentäter, die im Namen Allahs zum "Heiligen Krieg" angeworben werden.
All diese reaktionären Ideologien waren auch der Nährboden, der die Entwicklung von Fremdenfeindlichkeit und Populismus in den zentralen Ländern, insbesondere in den Vereinigten Staaten, ermöglicht hat. Dies gipfelte in der Erstürmung des Capitols am 6. Januar durch Trumps Stoßtruppen. Dieser verwirrende Angriff auf den Tempel der amerikanischen Demokratie vermittelte der ganzen Welt ein desaströses Bild von der führenden Weltmacht. Das Land der Demokratie und Freiheit erschien als eine vulgäre Bananenrepublik (wie der ehemalige Präsident George Bush selbst einräumte) mit dem Risiko bewaffneter Zusammenstöße unter der Zivilbevölkerung.[7]
Die Anhäufung all dieser Zerfallserscheinungen im globalen Maßstab und auf allen Ebenen der Gesellschaft zeigt, dass der Kapitalismus in den letzten dreißig Jahren tatsächlich in eine neue historische Periode eingetreten ist: die letzte Phase seiner Dekadenz, die des Zerfalls.
Mehr denn je hängt das Überleben der Menschheit von der Fähigkeit des Proletariats ab, den Kapitalismus zu stürzen, bevor er jede Form des sozialen Lebens auf dem Planeten unmöglich macht. Darüber hinaus werden die Eigenschaften einer zukünftigen kommunistischen Gesellschaft es unmöglich machen, dass die Gesellschaft für Krankheiten so anfällig ist wie heute angesichts der Covid-19 Pandemie.
Wie eine zukünftige kommunistische Gesellschaft mit Pandemien umgehen wird
Es ist nicht möglich, im Rahmen dieses kurzen Artikels auf Überlegungen einzugehen wie “Warum wäre heute eine solche Gesellschaft möglich, wenn sie in der Vergangenheit nicht verwirklicht wurde?", oder "Wie das revolutionäre Proletariat den Sturz des Kapitalismus im Weltmaßstab und die Umgestaltung der Produktionsverhältnisse in die Hand nehmen kann?". Die IKS hat dieser Frage bereits viele Artikel gewidmet. Wir können nicht sagen, wie das Leben der von der Entfremdung der Klassengesellschaften befreiten Gesellschaftsmitglieder aussehen würde, aber wir können unzweifelhaft feststellen, dass die Entfremdung und das „Jeder für sich“ selbst immer brutalere und unmenschlichere Formen im dahinsiechenden Kapitalismus annehmen. Wir beschränken uns hier auf den wirtschaftlichen Aspekt und seine direkten sozialen Folgen.
- Der Kommunismus ist nicht nur ein alter Menschheitstraum oder das einfache Produkt des menschlichen Willens, sondern er stellt die einzige Gesellschaft dar, die in der Lage ist, die Widersprüche zu überwinden, die die kapitalistische Gesellschaft ersticken. Jedoch müssen seine wirtschaftlichen Merkmale wie folgt aussehen:
- das einzige Motiv der Produktion ist die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse;
- die produzierten Güter werden nicht mehr Waren, Tauschwerte sein, sondern nur noch Gebrauchswerte; mit anderen Worten, sie werden für die Bedürfnisse der Menschen und nicht für den Markt produziert;
- Das Privateigentum an den Produktionsmitteln, ob individuell wie im ursprünglichen Kapitalismus oder als Staatseigentum wie im dekadenten Kapitalismus (in seiner stalinistischen, faschistischen oder demokratischen Version), wird vergesellschaftet. Das heißt, das Ende allen Eigentums, und damit aller Existenz von sozialen Klassen und damit aller Ausbeutung.
Wenn man die Faktoren betrachtet, die den sehr großen Schwierigkeiten der Gesellschaft bei der Abwehr der Covid-19 Pandemie und auch bei der Bewältigung ihrer tragischen sozialen Folgen zugrunde liegen, kann man nicht umhin, sich zu fragen, welches Gewicht die gleichen Faktoren in einer kommunistischen Gesellschaft gehabt hätten. In der Tat wären sie nicht vorhanden gewesen:
- Wir wissen, dass am Ursprung der Pandemie der Zustand der schrittweisen Zerstörung des Planeten steht, der sich mit der Dekadenz des Kapitalismus verschlimmerte, insbesondere seit dem Zweiten Weltkrieg: "Jedoch war es im wesentlichen der gegenwärtigen Epoche des Kapitalismus, der Epoche, die seit 1914 von den Marxisten als Dekadenz dieser Produktionsweise definiert wurde, überlassen, daß die rücksichtslose Zerstörung der Umwelt durch das Kapital eine andere Stufe und Qualität erreichte, während sie gleichzeitig jede historische Legitimation verlor. Dies ist die Epoche, die alle kapitalistischen Nationen dazu zwingt, miteinander auf einem gesättigten Weltmarkt zu konkurrieren; eine Epoche der ständigen Kriegswirtschaft also (…) eine Epoche, die charakterisiert ist durch eine irrationale, verschwenderische Vervielfältigung von Industriekomplexen in jeder nationalen Einheit, durch das verzweifelte Ausplündern der natürlichen Rohstoffe durch eine jede Nation in ihrem Versuch, in der gnadenlosen Hetzjagd auf dem Weltmarkt zu überleben.“[8] Sobald die Bourgeoisie auf globaler Ebene politisch besiegt ist, wird eine vorrangige Aufgabe darin bestehen, die Schäden zu reparieren, die der Kapitalismus dem Planeten zugefügt hat, und damit das Gedeihen des Lebens auf der Erde möglich zu machen. Damit wird auch die Möglichkeit des Auftretens von Pandemien vom Typ Covid-19 ausgeschlossen.
- Es gibt jedoch keine Garantie dafür, dass in Zukunft nicht andere Pandemien mit einem anderen Ursprung als Covid-19 auftreten werden. Aus Sorge um das Überleben und das Wohlergehen ihrer Mitglieder wird die neue Gesellschaft daher ihre wissenschaftlichen Kenntnisse weiterentwickeln, um das Auftreten möglicher unbekannter Krankheiten bestmöglich vorhersehen zu können. Eine solche Anstrengung der Gesellschaft kann im Vergleich zu dem, wozu der Kapitalismus fähig ist, beträchtlich sein, da dies nicht mehr der Gewinnerzielung unterworfen, sondern auf die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse ausgerichtet sein wird. Dazu bedarf es der Verbreitung und Zentralisierung allen Wissens auf der ganzen Welt und nicht dem "Hüten" und Zurückhalten von Wissen infolge der Realisierung von Profit und Wettbewerb. Krankheiten und die damit verbundenen Risiken werden nicht mehr versteckt, damit "die Wirtschaft weiterlaufen kann", sondern es wird kollektiv und verantwortlich reagiert, ohne Unterwerfung unter wirtschaftliche Gesetze, die die Menschen beherrschen.
- Dieser letzte Faktor bedeutet, dass medizinische Einrichtungen, die im Gegensatz zur jetzigen Situation ständig nicht dem Gesetz des Gewinns unterliegen, verbessert werden können und nicht dem Verfall preisgegeben werden.
- Aber auch in einer kommunistischen Gesellschaft ist nicht auszuschließen, dass die Menschheit trotz der Bedeutung, die dann der Vorbeugung beigemessen wird, mit Unerwartetem fertig werden muss, z. B. durch die Notwendigkeit, so schnell wie möglich einen Impfstoff oder Medikamente zur Behandlung von Krankheiten herzustellen. Aus den Merkmalen der kommunistischen Gesellschaft, die nicht von Konkurrenz geplagt wird, geht hervor, dass sie dann die assoziierten Kräfte der gesamten Menschheit für dieses Ziel mobilisieren könnte, ganz im Gegensatz zu dem, was heute bei der Herstellung eines Impfstoffs gegen Covid-19 geschah. Es ist in der Tat keine Spekulation zu behaupten, dass die Menschheit sehr realen Gefahren ausgesetzt sein wird, die sich aus den (möglicherweise irreversiblen) Schäden ergeben, die der dekadente und verfallende Kapitalismus den zukünftigen Generationen hinterlässt. Angesichts dieser Gefahren wird das Proletariat alle notwendigen Maßnahmen zur Sanierung der Gesundheit und der Umwelt durchführen müssen, damit die Menschheit frei von den blinden Gesetzen des Kapitalismus leben kann.
- Und wenn die Menschheit trotz immer größerer Anstrengungen zur Vorbeugung gegen alles, was die menschliche Spezies bedrohen könnte, vor großen Herausforderungen stehen wird, wird sie sich ihnen solidarisch, in gemeinsamer Anstrengung stellen und nicht, indem sie einen Teil der Menschheit ihrem brutalen Schicksal überlässt lässt, wie heute Millionen von Menschen, die von den "Vorteilen" des Kapitalismus ausgeschlossen werden.
Zwischen dem Moment, in dem das Proletariat beginnt, die politische Macht der Bourgeoisie in einer Reihe von Ländern, dann im Weltmaßstab (eine Welt ohne Grenzen) zu stürzen, und dem Moment, in dem eine Gesellschaft ohne soziale Klassen, ohne Ausbeutung, ohne Geld entsteht, muss das Proletariat die Übergangsgesellschaft in diese Richtung führen. Und das wird lange Zeit dauern. Dennoch, auch wenn es nicht möglich ist, mit der Umwälzung der Gesellschaft vor der Ergreifung der politischen Macht im Weltmaßstab zu beginnen, wird das Proletariat an der Macht eine komplett andere Einstellung zur Krankheit haben als die Bourgeoisie. Dies wird durch den von uns veröffentlichten Artikel "Gesundheitsversorgung in Sowjetrussland" veranschaulicht, der sich auf die Maßnahmen der Sowjetregierung zwischen Juli 1918 und Juli 1919 bezieht
Ja Also! Eine kommunistische Umwälzung ist notwendig, aber auch die Revolution ist möglich!
Wir haben bisher die Gefahren betont, die der Zerfall des Kapitalismus für die Gesellschaft und für die Möglichkeit einer proletarischen Revolution selbst darstellt. Das ist unsere Verantwortung, denn es ist die Aufgabe der Revolutionäre, sich klar und deutlich gegenüber Arbeiterklasse auszudrücken, ohne ihr die Schwierigkeiten zu verheimlichen denen sie gegenüberstehen wird. Aber es ist ebenso unsere Aufgabe, besonders angesichts der vorherrschenden Skepsis, aufzuzeigen, dass es die Möglichkeit eines revolutionären Auswegs aus der gegenwärtigen Situation gibt. Dies ergibt sich einerseits aus der Tatsache, dass die Arbeiterklasse, obwohl sie große Schwierigkeiten erlebt, keine große Niederlage erlitten hat, die sie daran hindert, wie in den 1930er Jahren auf die Angriffe der Bourgeoisie zu reagieren. Und diese Angriffe hageln bereits auf die Arbeiterklasse nieder, und das ist erst der Anfang.
In der Tat kann die Pandemie die Wirtschaftskrise nur noch weiter verschärfen. Und wir sehen es schon an den Pleiten von Unternehmen und den Massenentlassungen seit Beginn dieser Pandemie. Angesichts des sich verschlimmernden Elends, der Verschlechterung all ihrer Lebensbedingungen in allen Ländern, wird die Arbeiterklasse keine andere Wahl haben, als gegen die Angriffe der Bourgeoisie zu kämpfen. Selbst wenn sie heute den Schock dieser Pandemie erleidet, und selbst wenn der soziale Zerfall es ihr sehr viel schwerer macht ihre Kämpfe zu entwickeln, wird sie keine andere Wahl haben als ums Überleben zu kämpfen. In Anbetracht der Explosion der Arbeitslosigkeit in den meisten entwickelten Ländern heißt es: kämpfen oder sterben. Das ist die einzige Alternative für die wachsenden Massen der Proletarier und die jungen Generationen!
In seinen zukünftigen Kämpfen, auf seinem eigenen Klassenterrain und inmitten des Dunstkreises des sozialen Zerfalls, muss das Proletariat erneut seinen Weg einschlagen, um seine revolutionäre Perspektive zu finden und zu stärken.
Trotz all des Leids, das sie hervorruft, bleibt die Wirtschaftskrise auch heute noch der beste Verbündete des Proletariats. Wir müssen also nicht nur das Elend sehen, sondern auch die Bedingungen für die Überwindung dieses Elends.
Sylver 17.02.2021
[1]Nipah trat in den Jahren 1995/1999 in Malaysia und Singapur unter Schweinezüchtern auf. 2011 tauchte es episodisch in Bangladesch und Ostindien auf, 2012 in Kambodscha (vor allem um die touristischen Tempel von Angkor Wat) und 2020 in China und Thailand, also in Gebieten der asiatischen Tropenwälder. Es wird durch den Urin oder Speichel von Flughunden übertragen, die aus ihrer natürlichen Umgebung (aufgrund von Bränden, Dürre, Abholzung, landwirtschaftlichen Praktiken) in die nahe menschliche Umgebung vertrieben werden, und es wird über Schweinefarmen auf den Menschen übertragen. Neben ähnlichen Symptomen wie Covid-19 verursacht es eine Blitz-Enzephalitis (die Sterblichkeitsrate schwankt tatsächlich zwischen 40 und 75 %). Seine Inkubations- und Infektionszeit, die sehr breit ist, kann von 5 bis 45 Tagen variieren. Quelle WHO, Nipah-Virus
[2]Quelle: La fondation néerlandaise. Pharmariesen nicht bereit für die nächste Pandemie
[3]Zeitschrift Le Monde: Neue Spannungen zwischen London und Brüssel wegen des 'Nordirland-Protokolls', einem entscheidenden Teil des Brexit-Vertrags.
[4]Zeitschrift Le Monde vom 3. Februar 2021: "Es wird festgelegt, dass sich die Teilnehmer verpflichten, keine Einzelverträge mit denselben Laboratorien abzuschließen. Deutschland hat jedoch eingeräumt, Verträge mit BioNTech-Pfizer, Moderna und Curevac abgeschlossen zu haben.", Artikel Covid-19: Nach Ungarn könnte der russische Impfstoff Sputnik weitere europäische Länder verführen...
[5]Zeitschrift Les Echos vom 12. Februar 2021. Coronavirus: Die 50.000 Todesfälle, die Deutschland erzittern lassen
[6]"Bereits im September schätzte die Nichtregierungsorganisation Oxfam, dass die reichen Länder, die nur 13% der Weltbevölkerung repräsentieren, mehr als die Hälfte (51%) der Dosen der wichtigsten untersuchten Impfstoffe in die Hände bekommen haben.“ Zeitung Le Monde: Klinische Studien, Produktion, Auslieferung... Die sechs Herausforderungen im Rennen um den Covid-19-Impfstoff
[7]Zur Situation in den Vereinigten Staaten siehe unseren Artikel Die Vereinigten Staaten und der globale Kapitalismus in der Sackgasse
[8] Ökologie: Der Kapitalismus vergiftet die Erde. Internationale Revue Nr. 13 https://de.internationalism.org/Umwelt_13