Der Kampf gegen den Opportunismus, eine entscheidende Herausforderung für die Revolution

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Die Kriege nehmen immer mehr zu und stürzen immer mehr Regionen der Welt in die schrecklichste Barbarei: Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen, Libanon, Ukraine, Gaza ... Hinter dieser wachsenden Liste von Ländern, die sich im Krieg befinden, stehen Millionen von Menschen, die sterben, hungern oder versuchen zu fliehen. Morgen könnten der Kosovo oder Taiwan an der Reihe sein.

Auch das Gangstertum schlägt zu und wütet. Im Norden Mexikos, in Venezuela und Haiti floriert der Drogen- und Prostitutionshandel, der eine unheilvolle Spur von Massenmord und Vergewaltigung hinterlässt.

Die Armut nimmt überall zu. In nicht irgendeinem Land, sondern in Großbritannien hat ein großer Teil der Bevölkerung keinen Zugang mehr zu zahnärztlicher Versorgung. In der Presse ist ein schrecklicher Ausdruck aufgetaucht, um diese Menschen zu beschreiben, deren Zahl in die Millionen geht: "die Zahnlosen".

Um es auf den Punkt zu bringen: Der Kapitalismus bedroht das Überleben der Menschheit. Wenn es der Arbeiterklasse nicht gelingt, den Kapitalismus zu stürzen, wird dieses dekadente System in Barbarei und Tod versinken. Die einzige Alternative ist die proletarische Weltrevolution. Um dies zu erreichen, muss unsere Klasse ihre Kämpfe, ihre Organisation und ihr Bewusstsein auf internationaler Ebene entwickeln.

Seit dem Sommer 2022, unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise, hat die Arbeiterklasse begonnen zu reagieren. Die Streiks, die im Großbritannien ausgebrochen sind, haben die Rückkehr des Proletariats auf das Terrain des Kampfes eingeläutet. Innerhalb von zwei Jahren fanden in Frankreich, den Vereinigten Staaten, Kanada, Schweden, Deutschland, Island, Bangladesch und weiteren Ländern Streiks statt, die von den Medien als "historisch" bezeichnet wurden. Aber das ist nur der Anfang, der erste Schritt. Die Arbeiterklasse hat noch einen sehr langen Weg zur Revolution vor sich. Es wird im Kampf lernen müssen, sich zu vereinigen und zu organisieren, die Fallen der Bourgeoisie zu erkennen, ihre "falschen Freunde" zu identifizieren: die Gewerkschaften und die Organisationen der Linken des Kapitals, die alles tun werden, um den revolutionären Prozess von "innen" zu sabotieren. Die Bourgeoisie ist eine durchtriebene machiavellistische Klasse; sie ist sogar die intelligenteste herrschende Klasse der Geschichte. Um ihre Privilegien zu bewahren, ist sie zu jedem Verbrechen, zu jeder Manipulation, zu jeder Lüge bereit. Die Arbeiterklasse wird ihren Bewusstseins- und Organisationsgrad erhöhen müssen, um diesem Gegner gewachsen zu sein. Mehr noch, sie wird ihren Bewusstseins- und Organisationsgrad auf das Niveau der neu zu errichtenden Gesellschaft anheben müssen, einer Weltgesellschaft, die mit der Zeit klassen- und grenzenlos sein wird, ohne Ausbeutung und Konkurrenz, ohne Staat. Die proletarische Revolution ist zweifelsohne der größte Schritt, den die Menschheit tun muss.

Die Rolle der revolutionären Organisationen

Die "Emanzipation der Arbeiterklasse [muss] durch die Arbeiterklasse selbst erobert werden" (Karl Marx, Statuten der Internationalen Arbeiterassoziation, 1864).

"[…] dass die Arbeiterklasse gegen diese Gesamtgewalt der besitzenden Klassen nur als Klasse handeln kann, indem sie sich selbst als besondere politische Partei konstituiert […], dass diese Konstituierung der Arbeiterklasse als politische Partei unerlässlich ist für den Triumph der sozialen Revolution und ihres Endziels – Abschaffung der Klassen“ (Beschlüsse der Delegiertenkonferenz der Internationalen Arbeiterassoziation, abgehalten zu London vom 17. bis 23. September 1871).

Seitdem hat sich diese Formulierung durch die historische Erfahrung des Proletariats präzisiert, die gezeigt hat, dass die politische Partei die Form einer Minderheit, der Partei der Vorhut der Klasse, annehmen wird.

Die grundlegende Schwierigkeit der sozialistischen Revolution liegt in dieser komplexen und widersprüchlichen Situation: Einerseits kann die Revolution nur durch die bewusste Aktion der großen Mehrheit der Arbeiterklasse verwirklicht werden; andererseits stößt diese Verwirklichung auf die Bedingungen, die den Lohnabhängigen in der kapitalistischen Gesellschaft auferlegt werden, Bedingungen, die die Verwirklichung der historischen revolutionären Mission der Arbeiter und Arbeiterinnen ständig verhindern und zerstören. Die Kämpfe der Arbeiterinnen und Arbeiter gegen die Bedingungen der kapitalistischen Ausbeutung können, wenn sie ihrer eigenen inneren Entwicklung überlassen werden, zu Explosionen von Aufständen führen, Reaktionen, die für eine gesellschaftliche Transformation absolut unzureichend sind. Über die Erfahrungen einzelner Kämpfe hinauszugehen, die historischen Erfahrungen des Proletariats zu sammeln, das Bewusstsein für die Ziele der Bewegung zu verteidigen und zu verbreiten, ist in erster Linie die entscheidende politische Aufgabe der revolutionären Partei. Die Partei bezieht ihre theoretische Substanz nicht aus den Zufälligkeiten und dem Partikularismus der wirtschaftlichen Lage der Arbeiterklasse, sondern aus der Bewegung der historischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten. Nur das Eingreifen dieses Faktors ermöglicht es der Klasse, von der Revolte zur Revolution überzugehen. Die Partei ist die unverzichtbare Waffe des Proletariats für den Erfolg seiner Revolution.

Im Moment kann es diese Partei nicht geben: Die Arbeiterklasse ist zu weit von einem revolutionären Prozess entfernt, ihr Bewusstsein und ihre Fähigkeit zur Organisation sind zu schwach. Der entschlossenste und klarste Teil des Proletariats, der sich seiner allgemeinen und historischen Ziele bewusst ist, kann sich nur in Form von kleinen revolutionären Organisationen zusammenschließen.

Diese kleinen revolutionären Organisationen haben jedoch eine immense und entscheidende Rolle für die Zukunft zu spielen. Sie müssen sich auf der Grundlage der historischen Interessen des Proletariats organisieren, um der Bewegung eine klare politische Orientierung zu geben und die Entwicklung des Klassenbewusstseins aktiv zu fördern. Sie müssen auch jetzt daran arbeiten, das Fundament der zukünftigen Partei vorzubereiten. Dazu müssen sie den Wahrheitsgehalt ihrer Analysen angesichts der sich wandelnden Ereignisse ständig überprüfen, ihre Positionen diskutieren und weiterentwickeln, wesentliche Lehren aus der Geschichte der Arbeiterbewegung ziehen, gegen das Eindringen der herrschenden Ideologie kämpfen und die Kräfte und Positionen verteidigen, um die herum die künftige Partei aufgebaut werden soll.

Die Verantwortung der Kommunistischen Linken

Die Geschichte hat gezeigt, wie schwierig es ist, eine Partei aufzubauen, die ihrer Verantwortung gerecht wird, eine Aufgabe, die viele und vielfältige Anstrengungen erfordert. Sie erfordert vor allem eine größtmögliche Klarheit über die programmatischen Fragen und die Prinzipien der organisatorischen Arbeit, eine Klarheit, die sich notwendigerweise auf alle bisherigen Erfahrungen der Arbeiterbewegung und ihrer politischen Organisationen stützt.

In jeder Phase der Geschichte der Arbeiterbewegung hat sich die kommunistische Linke als beste Vertreterin dieser Klarheit hervorgetan und einen entscheidenden Beitrag für die Zukunft des Kampfes geleistet. “Es war die Linke in Gestalt der marxistischen Strömung, die die Kontinuität zwischen der Ersten und Zweiten Internationalen gegen proudhonistische, bakunistische, blanquistische und andere korporatistische Strömungen sicherstellte. Es war ebenfalls die Linke, die, indem sie den Kampf gegen die reformistische Strömung und dann gegen die "Sozialpatrioten" aufnahm, während des Krieges mit der Gründung der Kommunistischen Internationale die Kontinuität zwischen der Zweiten und Dritten Internationale sicherstellte. Und es war wieder die Linke, die "Linkskommunisten", die sich die revolutionären Errungenschaften, welche von der sozialdemokratischen und stalinistischen Konterrevolution mit Füßen getreten worden waren, wieder aneignete und weiterentwickelte.“ (Internationale Revue Nr. 50, 1987, englischsprachige Ausgabe)

Die kommunistische Weltpartei, die an der Spitze der proletarischen Revolution von morgen stehen wird, muss sich auf die Erfahrungen und das Denken all dieser linken Strömungen, auf all diese historischen Wurzeln stützen. Gerade weil die Kommunistische Linke in dieser Tradition verwurzelt ist, weil sie stets bestrebt ist, die wesentlichen Prinzipien dieser Strömungen zu respektieren, war sie angesichts der Nagelprobe des Zweiten Weltkriegs die einzige, die dem Internationalismus treu blieb.

Bereits 1920 entstehen in verschiedenen Ländern (Russland, Deutschland, Italien, Holland, Großbritannien, Belgien usw.) Gruppen der Kommunistischen Linken. Sie erreichten nicht alle das gleiche Maß an Klarheit und Kohärenz, und die meisten von ihnen waren nicht in der Lage, der schrecklichen kapitalistischen Konterrevolution zu widerstehen. Sie verschwanden als Opfer des Zusammenwirkens von stalinistischer und faschistischer Unterdrückung, Demoralisierung und Verwirrung. In den 1930er Jahren überlebten nur die kohärentesten Gruppen, und unter ihnen war die Italienische Kommunistische Linke die klarste und konsequenteste. Die Gruppe Internationalisme (Publikation der Gauche Communiste de France, 1945-52), die aus ihr hervorging, schaffte eine kritische und kohärente Synthese der weit verstreuten Arbeit der verschiedenen Gruppen der Kommunistischen Linken:

- Das Wesen der UdSSR: Es gab nichts Proletarisches oder "Sozialistisches" am russischen Staat, der keine Kontinuität mit der Oktoberrevolution von 1917 zum Ausdruck brachte, sondern im Gegenteil der Vollstrecker der Konterrevolution war. Die UdSSR war genauso kapitalistisch wie die Vereinigten Staaten oder Großbritannien, eine Karikatur (totale Verstaatlichung der Wirtschaft) der weltweiten Tendenz zum Staatskapitalismus.

- Die Dekadenz des Kapitalismus: Das in der UdSSR eingeführte System war keineswegs eine neue Produktionsweise oder eine "fortschrittlichere" Form des Kapitalismus, sondern im Gegenteil Ausdruck der historischen Dekadenz des Kapitalismus, die durch eine infernalische Kette von zwei Weltkriegen gekennzeichnet war, zwischen denen es zur tiefsten wirtschaftlichen Rezession der Geschichte kam, gefolgt von der Rückkehr der Weltwirtschaftskrise Ende der 60er Jahre, die sich seitdem nur noch verschärft hat. Für Internationalisme sind der "liberale" Kapitalismus des Westens und der extreme, staatlich kontrollierte Kapitalismus des Ostens die beiden Facetten desselben dekadenten Systems, das das Proletariat beider Seiten zerstören muss.

- "Demokratie" und "liberaler" Kapitalismus: Internationalisme war sich darüber im Klaren, dass die Alternative nicht zwischen "Demokratie" und Faschismus oder zwischen "Demokratie" und stalinistischem Totalitarismus besteht, sondern zwischen kapitalistischer Barbarei und kommunistischer Weltrevolution, d.h. zwischen dem kapitalistischen Staat, ob totalitär oder "demokratisch", und der weltweiten Macht der Arbeiterräte, die die direkte und kollektive Macht der arbeitenden Massen errichtet. Internationalisme unterstrich die Tatsache, dass der "liberale" Kapitalismus im Westen eine effizientere und subtilere Form des Staatskapitalismus war. Der Großteil der Produktion wurde in die Kriegswirtschaft gelenkt, jedoch mit größerer Flexibilität, indem der "freie" Markt durch alle möglichen Manipulationen (steuerlich, monetär, durch Kredite...) genutzt wurde.

- Die Autonomie des Proletariats, der Kampf für die kommunistische Revolution: Aus all diesen Positionen leitete Internationalisme ab, dass der Kapitalismus keine wirklichen und dauerhaften Verbesserungen der Lebensbedingungen des Proletariats mehr bieten konnte. Die Aufgabe des Proletariats sei es, für die kommunistische Revolution zu kämpfen. Die notwendigen Kämpfe des Widerstands gegen die Ausbeutung konnten nicht mehr im Kontext der Erlangung politischer und wirtschaftlicher Reformen innerhalb des Kapitalismus geführt werden (wie es zur Zeit der Zweiten Internationale der Fall war, als solche Ziele insofern gültig waren, als sie als eine notwendige historische Etappe und nicht als das endgültige Ziel des Kampfes der Arbeiterklasse verstanden wurden), sondern in der Perspektive einer revolutionären Offensive für die Zerstörung des Kapitalismus in allen Ländern und die Errichtung des Kommunismus im Weltmaßstab. Um seine eigene Perspektive durchsetzen zu können, muss das Proletariat jederzeit seine Klassenautonomie bewahren, ohne die es zum Spielball der verschiedenen konkurrierenden kapitalistischen Banden werden und der grausamsten Ausbeutung und brutalsten Unterdrückung ausgesetzt sein wird. Ebenso wird es durch die gewerkschaftlichen und parlamentarischen Formen, die es an den Kapitalismus ketten, immer wieder auf Ohnmacht, Spaltung und Niederlage reduziert. Das Proletariat muss sich, auch in seinen unmittelbaren Kämpfen, auf dem Terrain des direkten Massenkampfes, seiner Solidarität und Klasseneinheit, der unnachgiebigen Verteidigung seiner Forderungen gegen die Interessen des nationalen Kapitals behaupten.

Diese Positionen der Kommunistischen Linken sind der notwendige Ausgangspunkt für den gesamten kommenden revolutionären Prozess. Als Ausdruck des historischen Kampfes des Proletariats ist ihre Wiederaneignung durch die arbeitenden Massen die unabdingbare Voraussetzung für ihren Kampf um eine revolutionäre Lösung der hoffnungslosen Krise des Weltkapitalismus. Die künftige Weltpartei muss, wenn sie einen wirklichen Beitrag zur kommunistischen Revolution leisten will, ihr Programm und ihre Arbeit auf die Erfahrungen und das Erbe der Kommunistischen Linken stützen.

Wir greifen damit die Worte unserer Vorgänger auf: "Die historische Kontinuität zwischen der alten und der neuen Klassenpartei kann nur durch den Weg der Fraktion erreicht werden, deren historische Funktion darin besteht, eine politische Bestandsaufnahme der Erfahrungen vorzunehmen, durch marxistische Kritik die Fehler und Unzulänglichkeiten des gestrigen Programms zu sichten, aus der Erfahrung die politischen Prinzipien zu extrahieren, die das alte Programm vervollständigen und die Voraussetzung für eine fortschrittliche Position des neuen Programms sind, eine unabdingbare Voraussetzung für die Bildung der neuen Partei. So wie die Fraktion ein Ort der ideologischen Gärung ist, das Laboratorium des revolutionären Programms in der Zeit des Rückzugs, so ist sie auch das Lager, in dem die Kader geschmiedet werden, in dem das menschliche Material geformt wird, die Kämpfer der zukünftigen Partei" (L'Etincelle, Zeitung der GCF, Nr. 10, Januar 1946). 

Deshalb hat die IKS als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine zusammen mit Internationalist Voice und dem Istituto Onorato Damen einen gemeinsamen Aufruf an alle Organisationen der Kommunistischen Linken gerichtet. Ausgehend vom Erbe der Zimmerwalder Konferenz wollte die IKS mit diesem Appell nicht nur das internationalistische Banner hochhalten, sondern auch ganz allgemein die historische Linie, die Prinzipien und die Arbeitsweise der Kommunistischen Linken verteidigen. Dieser Appell sollte ein Meilenstein auf dem Weg zur Revolution und zur Partei sein und ist es auch. Ein Meilenstein zur Vorbereitung auf die Zukunft.

Der notwendige Kampf gegen den Opportunismus

Dieser gemeinsame Aufruf wurde vom Rest der Kommunistischen Linken abgelehnt. Die verschiedenen "Internationalen Kommunistischen Parteien" (Programma Comunista, Il Partito Comunista, Le Prolétaire/Il Comunista) haben ihn aus Sektierertum ignoriert. Die zweitwichtigste Organisation der Kommunistischen Linken, die Internationalistische Kommunistische Tendenz ICT, zog das Abenteuer der Komitees "No war but the class war" diesem Aufruf vor, weil es ihrer Meinung nach "notwendig war, über die 'Kommunistische Linke' hinauszuschauen".

Die Weigerung, mit anderen Gruppen der Kommunistischen Linken zusammenzuarbeiten, die die historischen Prinzipien dieser Strömung verteidigen, zugunsten einer Zusammenarbeit mit den Kräften des "Sumpfes" (der verworrenen Zone zwischen proletarischen Positionen und denen der Linken der Bourgeoisie) hat einen Namen: Opportunismus. Diese Politik ist besonders gefährlich, weil sie dazu führt, dass alle organisatorischen Lehren, die die Kommunistische Linke für sich in Anspruch nimmt, zunichte gemacht werden. Sie wendet sich von der Hauptverantwortung ab, die uns zukommt, nämlich den Aufbau einer zukünftigen Partei vorzubereiten, die mit dem Besten aus der Tradition der Arbeiterbewegung und dem Kampf aller ihrer aufeinander folgenden kommunistischen Linken ausgestattet ist.

Diese opportunistische Dynamik der Gruppe Internationalistische Kommunistische Tendenz ICT führt auch dazu, dass sie heute die entscheidenden Lehren aus dem Kampf der marxistischen Strömung innerhalb der Ersten Internationale gegen das tödliche Gift des politischen Parasitismus, das historisch von Bakunin repräsentiert wurde, beiseiteschiebt, um ihre Öffnung für die aktuellen parasitären Gruppen zu rechtfertigen. Schlimmer noch, sie zögert nicht mehr, offen mit einer Organisation zusammenzuarbeiten, die eine systematische Politik der Verräterei betreibt, der, wie sich großartig nennen, Internationalen Gruppe der Kommunistischen Linken (IGCL, ex-FICCI).

Der Opportunismus, der in der Vergangenheit die größte Gefahr für proletarische Organisationen darstellte, ist Ausdruck des Eindringens fremder, bürgerlicher und vor allem kleinbürgerlicher Ideologien. Er zeichnet sich durch die Neigung aus, die allgemeinen und historischen Interessen des Proletariats zugunsten von illusorischen unmittelbaren und punktuellen "Erfolgen" zu opfern. Eine der Triebkräfte des Opportunismus ist die Ungeduld, die die Sicht einer Gesellschaftsschicht zum Ausdruck bringt, die in sich selbst zur Ohnmacht verurteilt ist und im Maßstab der Geschichte keine Zukunft hat. "Der Opportunismus will den gesellschaftlichen Verhältnissen Rechnung tragen, die noch nicht ausgereift sind. Er will den 'sofortigen Erfolg'. Der Opportunismus versteht es nicht, zu warten, und deshalb kommen ihm große Ereignisse immer unerwartet", schrieb Trotzki 1905.

Der Opportunismus ist ein tödliches Gift, das ständig versucht, die Reihen der revolutionären Organisationen zu unterwandern. Um ihm zu widerstehen, müssen wir daher einen ebenso ständigen und entschlossenen Kampf dagegen führen und die Waffe der Theorie ständig schärfen:

- Nach der Pariser Kommune von 1871 erhob sich die revolutionäre Linke gegen die wachsenden Kräfte des Opportunismus, die von Lassalles Strömung verkörpert wurden, indem sie die Organisationsprinzipien der Arbeiterklasse verteidigte, vor allem durch Karl Marx' Kritik des Gothaer Programms und Friedrich Engels Anti-Dühring. Nach dem Erfurter Kongress von 1891 schrieb Engels: "Die Dinge müssen vorangetrieben werden. Wie notwendig dies ist, zeigt heute der Opportunismus, der sich in einem großen Teil der sozialdemokratischen Presse zu verbreiten beginnt. [...] Dieses Vergessen der großen wesentlichen Erwägungen vor den flüchtigen Interessen des Tages, dieser Wettlauf um flüchtige Erfolge und den Kampf, der ringsum geführt wird, ohne Rücksicht auf die späteren Folgen, dieses Aufgeben der Zukunft der Bewegung, die der Gegenwart geopfert wird, all das mag ehrliche Motive haben. Aber es ist und bleibt Opportunismus. Und der 'ehrliche' Opportunismus ist vielleicht der gefährlichste von allen".

- Um 1900 wehrte sich die revolutionäre Linke gegen den Opportunismus, der die Zweite Internationale durch die Strömung Bernsteins oder der Menschewiki weiterhin plagte, mit einem kompromisslosen und tiefgreifenden Kampf, wie er in Rosa Luxemburgs Sozialreform oder Revolution oder in Lenins Was tun? und Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück zum Ausdruck kommt. Während dieses Kampfes schrieb Lenin seinen berühmten Satz "Ohne revolutionäre Theorie kann er auch keine revolutionäre Bewegung geben", der Rest ist weniger bekannt: "Dieser Gedanke kann nicht genügend betont werden in einer Zeit, in der die zur Mode gewordene Predigt des Opportunismus sich mit der Begeisterung für die engsten Formen der praktischen Tätigkeit paart." Es war dieser Opportunismus, der den späteren Verrat der sozialdemokratischen Parteien bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs weitgehend erklärte.

- Ab den 1920er Jahren fiel die bolschewistische Partei allmählich dem Opportunismus zum Opfer, den sie anfangs so vehement bekämpft hatte. Die Isolierung der Russischen Revolution und das Erstarken der konterrevolutionären Kräfte im Innern sollten sich vor allem in diesem Opportunismus manifestieren, der sich in der Dritten Internationale ausbreitete. Aber auch dort führte ein revolutionärer linker Flügel den Kampf an. Genau hier hat unsere Strömung, die Kommunistische Linke, ihre Wurzeln. Bordiga war damals der höchste Vertreter dieses Kampfes für proletarische Organisationsprinzipien. So sagte er 1926 vor der Exekutive der Kommunistischen Internationale: "Nein, die Erfahrung zeigt, dass der Opportunismus stets unter dem Schein der Einigkeit in unsere Reihen eindringt. Es liegt in seinem Interesse, eine möglichst große Klasse zu beeinflussen, er macht seine gefährlichen Vorschläge stets hinter dem Schein der Einigkeit."[1]

Indem sich die Internationale Kommunistische Tendenz heute im Opportunismus suhlt, indem sie den aufeinanderfolgenden Kämpfen der revolutionären Linken seit Marx und Engels den Rücken kehrt, steht sie in einer langen Tradition, die immer in die Katastrophe geführt hat. Sie hat diese verhängnisvolle Politik verfolgt, weil sie sich bis heute geweigert hat, ihre ursprünglichen Fehler zu kritisieren, und sich damit selbst dazu verdammt hat, denselben opportunistischen Ansatz immer wieder zu wiederholen, nur schlimmer. Als  ihre Vorgängerin, die Internationalistische Kommunistische Partei (IKP), 1943 gegründet wurde, nahm sie unkritisch Mitglieder der Minderheit der italienischen Arbeiterpartei in ihre Reihen auf:

- Mitglieder der Minderheit der Italienischen Fraktion, die an der Seite der Republikaner im Spanischen Krieg 36-38 gekämpft hatten;

- Vercesi und all jene, die während des Zweiten Weltkriegs im Brüsseler Komitee der Antifaschistischen Koalition mitgearbeitet hatten.

Um den Aufbau der zukünftigen Partei vorzubereiten, die eine unverzichtbare Waffe für den Erfolg der Revolution ist, muss der Kampf des linken Flügels gegen den Opportunismus fortgesetzt werden. Dazu dient die Veröffentlichung dieser von uns vorgestellten Artikelserie. Dies ist ein kompromissloser politischer Kampf, der innerhalb des revolutionären Lagers stattfindet. Wir rufen daher alle unsere Leserinnen und Leser auf, sich mit den historischen Wurzeln dieses Kampfes auseinanderzusetzen, sich diese Tradition und die Verteidigung proletarischer Organisationsprinzipien zu eigen zu machen und sich an dieser Vorbereitung auf die Zukunft zu beteiligen. Wir rufen auch die Internationale Kommunistische Tendenz auf, sich diesen von Rosa Luxemburg so gut dargelegten proletarischen Grundsatz zu eigen zu machen: "Der Marxismus ist eine revolutionäre Weltanschauung, die immer nach neuen Entdeckungen streben muss, die die Starrheit einmal gültiger Thesen völlig verachtet und deren lebendige Kraft am besten im intellektuellen Kampf der Selbstkritik und im Durcheinander der Geschichte bewahrt wird" (Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals, eine Antikritik, 1915).

Erinnern wir uns daran, wie Lenin 1903 humorvoll auf den lächerlichen verletzten Stolz der zukünftigen Menschewiki hinwies: "Die Mentalität des Zirkelwesens und einer erstaunlichen Unreife in Parteidingen, die außerstande ist, den frischen Wind in aller Öffentlichkeit geführter Diskussionen zu ertragen, offenbarte sich hier anschaulich […] Man stelle sich bloß vor, dass in der deutschen Partei ein solcher Unsinn, ein solches Gezänk möglich wäre wie die Beschwerde über eine ‚falsche Beschuldigung des Opportunismus‘! Proletarische Organisation und Disziplin haben dort längst mit der intelligenzlerischen Waschlappigkeit Schluss gemacht […] Nur das verknöchertste Zirkelwesen mit seiner Logik: Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag’ ich dir den Schädel ein, konnte wegen einer gegen die Mehrheit der Gruppe ‚Befreiung der Arbeit‘ erhobenen ‚falschen Beschuldigung des Opportunismus‘ zu Hysterie, Gezänk und Parteispaltung führen.[2]

Internationale Kommunistische Strömung, März 2024

 

[1] Amadeo Bordiga, Rede vor dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale, 23.02.1926, veröffentlicht unter https://www.sinistra.net/lib/bor/art/borerekkid.html#u2

[2] Wladimir I. Lenin, Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück, Kapitel Die unschuldigen Opfer der falschen Beschuldigung des Opportunismus, Werke Bd. 7, S. 284/285

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Der Kampf gegen den Opportunismus