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Chronische Überproduktion - eine unvermeidliche Fessel der kapitalistischen Akkumulation
Die weltweite Verschuldung hat astronomische Proportionen erreicht, die es unmöglich machen, einen „Neustart" der Wirtschaft durch eine neue Schuldenspirale zu veranlassen, ohne die finanzielle Glaubwürdigkeit der Staaten und den Wert ihrer Währungen zu gefährden. Angesichts dieser Situation haben Revolutionäre die Verantwortung, eine in die Tiefe gehende Analyse darüber vorzunehmen, wie der Kapitalismus bis jetzt durch das „Austricksen" der eigenen Gesetze sein System künstlich am Leben gehalten hat. Dies ist die einzige Methode, um zu einer angemessenen Beurteilung der Sackgasse zu gelangen, der sich die Bourgeoisie heute gegenübersieht.
Mit der Untersuchung der als „Wirtschaftswunderjahre" bekannten Periode, die von der Bourgeoisie so gepriesen wird und der sie nachtrauert, wird sicherlich kein Neuland betreten. Natürlich müssen Revolutionäre die Interpretationen zurückweisen, die die Vertreter des Kapitalismus offerieren, insbesondere wenn sie uns überzeugen wollen, dass der Kapitalismus reformiert werden kann.[1] Gleichzeitig müssen sie sich solidarisch mit den verschiedenen Standpunkten auseinandersetzen, die innerhalb des proletarischen Lagers zu diesem Thema existieren. Dies ist der Zweck der Debatte, für die unsere Organisation ihre Seiten der Internationalen Revue seit zwei Jahren nun geöffnet hat.[2]
Die Sichtweise, die in unserer Broschüre Die Dekadenz des Kapitalismus entwickelt wurde, der zufolge die Zerstörung, die während des Zweiten Weltkriegs stattgefunden hat, und die dadurch ermöglichte Schaffung eines Wiederaufbau-Marktes die Quelle des Booms der 1950er und 1960er Jahre gewesen seien, ist einer Kritik in der IKS unterzogen worden, besonders seitens der Position der von uns vertretenen These, die sich auf die „außerkapitalistischen Märkte und die Verschuldung" bezieht. Wie ihr Name schon andeutet, behauptet diese These, dass es der Absatz auf außerkapitalistischen Märkten und der Verkauf auf Kredit gewesen seien, die den Motor für die kapitalistische Akkumulation während der 50er und 60er Jahre gebildet hatten, und nicht keynesianische Maßnahmen, wie in einer anderen These, der keynesianisch-fordistischen These, vertreten wird.[3] In der Internationalen Revue Nr. 45 gab es einen von Salome und Ferdinand unterzeichneten Beitrag, der die letztgenannte Auffassung vertritt und durch die Vorstellung einer Reihe von Argumenten, die noch nicht öffentlich diskutiert wurden, die Debatte wiederbelebt hat. Neben der Beantwortung der Argumente dieser beiden Genossen hat dieser Artikel folgende Ziele: die Fundamente der These von den außerkapitalistischen Märkten und der Verschuldung in Erinnerung zu rufen; einige statistische Elemente zu präsentieren, die unserer Auffassung nach die Gültigkeit der These illustrieren, und ihre Implikationen für den globalen Rahmen der IKS-Analysen der Periode der kapitalistischen Dekadenz zu untersuchen.[4]
Die theoretischen Hauptargumente
Die in der Dekadenz des Kapitalismus vertretene Analyse erblickt im Krieg eine gewisse ökonomische Rationalität (der Krieg hat positive wirtschaftliche Konsequenzen). In diesem Sinn steht sie in Widerspruch zu älteren Texten unserer Organisation, die argumentieren: „Was all diese Kriege auszeichnet, wie die zwei Weltkriege, ist, dass sie anders als diejenigen im vorausgegangenen Jahrhundert keinen Fortschritt in der Entwicklung der Produktivkräfte ermöglichten. Sie haben lediglich massive Zerstörungen und die Ausblutung der Länder, in denen sie stattfanden, zur Folge (ganz abgesehen von den schrecklichen Massakern".[5]
Unserer Auffassung nach ist der Fehler in unserer Broschüre auf eine hastige und irreführende Anwendung der folgenden Passage aus dem Kommunistischen Manifest zurückzuführen: „Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; anderseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung alter Märkte." Tatsächlich schreiben diese Zeilen der Zerstörung von Produktionsmitteln nicht die Tugend zu, neue zahlungsfähige Märkte zu eröffnen, um die Wirtschaftsmaschinerie wieder in Gang zu setzen. Es ist notwendig, in Übereinstimmung mit den ökonomischen Schriften von Marx die Auswirkungen der Kapitalzerstörung (oder vielmehr der Kapitalentwertung) als Hilfe zu interpretieren, um den existierenden Markt auszuweiten und dem tendenziellen Fall der Profitrate entgegenzuwirken.[6]
Die These, die sich auf den keynesianisch-fordistischen Staatskapitalismus bezieht, bietet eine Interpretation der „Wohlstands"-Jahre in den 50er und 60er Jahren an, die sich sowohl von jener, die in Die Dekadenz des Kapitalismus vorgestellt wird, als auch von der These der außerkapitalistischen Märkte und der Verschuldung unterscheidet. „Die garantierte Steigerung der Profite, der Staatsausgaben und der Anstieg der Löhne waren in der Lage, die Endnachfrage zu gewährleisten, die so entscheidend ist, wenn das Kapital seine Akkumulation fortsetzen will"[7]. Zwei Argumente sind in der Antwort auf diese Gedanken vorgebracht worden:
Vom kapitalistischen Standpunkt aus betrachtet, stellen steigende Löhne über das notwendige Maß der Reproduktion der Arbeitskraft hinaus eine pure, simple Verschwendung von Mehrwert dar, die in keiner Weise zum Akkumulationsprozess beitragen kann. Ferner: auch wenn es zutrifft, dass steigender Konsum durch die ArbeiterInnen (durch steigende Löhne) und eine Steigerung der Staatsausgaben einen Absatz für die gesteigerte Produktion schaffen können, so ist die vorrangige Konsequenz daraus eine Sterilisierung von Reichtum, die der Verwertung des Kapitals nicht dienlich sein kann.[8]
Unter den Verkäufen, die der Kapitalismus macht, entspricht nur der Teil, der der Akkumulation von Kapital gewidmet werden kann und der so an seiner Vermehrung beteiligt ist, den Verkäufen, die durch den Handel mit außerkapitalistischen Märkten (interne oder externe) realisiert werden. Dies ist der einzig effektive Weg, um dem Kapitalismus zu erlauben, zu vermeiden, sich in einer Situation wieder zu finden, in der „die Kapitalisten selbst nur unter sich ihre Waren austauschen und aufessen", was, wie Marx sagte, „keineswegs eine Verwertung des Kapitals erlaubt"[9].
In ihrem Artikel in der Internationalen Revue Nr. 45 kommen die Genossen Salome und Ferdinand auf dieses Thema zurück. Sie machen hier eine Präzisierung, eine völlig richtige in unseren Augen, bezüglich dessen, was sie als Rahmen dieser Debatte betrachten: „Darauf könnte man antworten, dass eine solche Vergrößerung des Marktes nicht genüge, um den ganzen für die Akkumulation bestimmten Teil des Mehrwertes zu realisieren. Dies trifft sicher zu, wenn man die Frage allgemein und für einen längeren Zeitraum stellt. Wir, die diese These keynesianisch-fordistischer Staatskapitalismus vertreten, meinen nicht, wir hätten die Lösung für die inneren Widersprüche des Kapitalismus gefunden - eine Lösung, die nach Gutdünken immer wieder aus dem Hut gezaubert werden könnte".
Daraufhin veranschaulichen sie auf dem Wege eines Schemas (basierend auf jenem von Marx verwendeten Schema im zweiten Band des Kapital, wo er das Problem der erweiterten Reproduktion darlegte), wie die Akkumulation trotz der Tatsache fortgesetzt werden kann, dass ein Teil des Mehrwerts in Form von Lohnerhöhungen bewusst an die ArbeiterInnen zurückgegeben wird. Von ihrem Standpunkt aus erklärt dieselbe zugrundeliegende Logik, warum ein außerkapitalistischer Markt nicht unerlässlich ist für die Weiterentwicklung des Kapitalismus: „Wenn die Bedingungen, die die Schemata voraussetzen, erfüllt sind und wenn wir die Konsequenzen daraus akzeptieren (Bedingungen und Konsequenzen, die separat untersucht werden können), kann zum Beispiel eine Regierung, die die gesamte Wirtschaft kontrolliert, diese so organisieren, dass die Akkumulation gemäß dem Schema funktioniert".
Für die Genossen ist die Bilanz dieser Wiederaufteilung des Mehrwerts, auch wenn sie die Akkumulation verlangsamt, nichtsdestotrotz positiv, da sie es ermögliche, den internen Markt zu vergrößern: „Wenn dieser Profit genügend hoch ist, können die Kapitalisten gleichzeitig die Löhne anheben, ohne den ganzen Zuwachs an abgepresstem Mehrwert zu verlieren (...) Die einzige ‚schädliche‘ Wirkung dieser ‚Verschwendung von Mehrwert‘ ist, dass die organische Zusammensetzung des Kapitals langsamer zunimmt, als dies theoretisch möglich wäre".
Wir stimmen der Beobachtung der Genossen hinsichtlich der Auswirkungen der „Verschwendung von Mehrwert" zu. Doch sie sagten zu diesem Thema auch: „... man kann nicht behaupten, dass diese ‚Verschwendung von ‚Mehrwert‘ kein Bestandteil des Akkumulationsprozesses sein könne. Im Gegenteil: Diese Aufteilung der Gewinne aus der Erhöhung der Produktivität geht vollumfänglich in die Akkumulation ein". Es ist klar, dass, wie die Genossen selbst anerkennen, die fragliche Verschwendung nicht - etwa durch das Einspritzen von Kapital in den Produktionsprozess - zum Akkumulationsprozess beiträgt. In der Tat lenkt sie Kapital, das akkumuliert werden könnte, weg vom kapitalistischen Ziel der Akkumulation. Zweifellos gibt sie einen zeitweiligen Nutzen für die Bourgeoisie her, da sie erlaubt, einen bestimmten Grad der Wirtschaftsaktivitäten künstlich aufrechtzuerhalten oder gar zu steigern. Sie verschiebt somit das Problem des Mangels an ausreichenden Märkten für die kapitalistische Produktion. Dies ist die Funktion der keynesianischen Maßnahmen; doch noch einmal: sie tragen nicht zum Akkumulationsprozess bei. Vielmehr sind sie ein Bestandteil des Produktionsprozesses unter den Bedingungen der Dekadenz des Kapitalismus, wenn das System, das immer weniger imstande ist, „normal" zu funktionieren, unproduktive Ausgaben erhöhen muss, um die Wirtschaftsaktivitäten am Laufen zu halten. Diese Verschwendung fügt sich in dem bereits enormen Umfang an Verschwendungen ein, die sich aus den Militärausgaben und den Kosten für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Kontrolle zusammensetzen. Von der Notwendigkeit veranlasst, einen künstlichen inneren Markt zu erschaffen, sind diese Ausgaben genauso irrational und unproduktiv wie die beiden letztgenannten.
Zwar erlaubten keynesianische Maßnahmen in den 50er und 60er Jahren ein sehr wichtiges Wachstum des BSP in den Hauptindustrieländern und verbreiteten so die Illusion einer dauerhaften Rückkehr zum Wohlstand in der aufsteigenden Phase des Kapitalismus, doch wuchs das Vermögen, das tatsächlich während dieser Periode gemacht wurde, in einem Rhythmus, der notwendigerweise weitaus bescheidener war, da ein bedeutender Anteil des Wachstums des BSP sich aus unproduktiven Ausgaben zusammensetzte.[10]
Um diesen Teil zu beenden, werden wir eine weitere Konsequenz aus der Begründung der Genossen untersuchen, die besagt, dass es „so gesehen (...) keine außerkapitalistischen Märkte" brauche. Im Gegensatz zu dem, was die Genossen ankündigen, haben wir hier nicht ein einziges neues Argument gefunden, das die Notwendigkeit von Käufern außerhalb der kapitalistischen Produktionsverhältnisse in Frage stellt. Das Schema, das sie vorstellen, ist das „einer Regierung, die die gesamte Wirtschaft kontrolliert", und dies in einer Weise, die die Erweiterung der Produktion (durch die Steigerung der Produktions- und Konsummittel) gestattet, ohne Zuflucht zu nehmen zu einem externen Käufer, sondern durch die Bezahlung der ArbeiterInnen über die notwendigen gesellschaftlichen Reproduktionskosten ihrer Arbeitskraft hinaus. Sehr gut, aber dies stellt noch keine erweiterte Akkumulation dar, wie sie der Kapitalismus praktiziert. Präziser, die erweiterte Akkumulation kann im Kapitalismus nicht auf diese Weise praktiziert werden, wie immer der Grad der Staatskontrolle über die Gesellschaft beschaffen ist, und dies trifft zu, einerlei ob die ArbeiterInnen Extralöhne erhalten oder nicht.
Die Erklärung, warum dies unmöglich ist, die Rosa Luxemburg in ihrer Schilderung des endlosen Karussells anbietet, das in den Schemata der erweiterten Reproduktion (erarbeitet von Marx in Band 2 des Kapital) enthalten ist, bezieht sich auf die konkreten Bedingungen der kapitalistischen Produktion. „Nach dem Marxschen Schema geht die Bewegung von der Abteilung I aus, von der Produktion der Produktionsmittel. Wer braucht diese vermehrten Produktionsmittel? Das Schema antwortet: Die Abteilung II braucht sie, um mehr Lebensmittel herstellen zu können. Wer aber braucht die vermehrten Lebensmittel? Das Schema antwortet: eben die Abteilung I, weil sie jetzt lediglich mehr Arbeiter beschäftigt. Wir drehen uns offenbar im Kreise. Lediglich deshalb mehr Konsummittel herstellen, um mehr Arbeiter erhalten zu können, und lediglich deshalb mehr Produktionsmittel herstellen, um jenes Mehr an Arbeitern zu beschäftigen, ist vom kapitalistischen Standpunkt eine Absurdität".[11]
Auf dieser Stufe unserer Reflexionen bietet es sich an, eine Bemerkung näher zu untersuchen, die von den Genossen gemacht wurde: „Wenn es keine Kredit gäbe und wenn man die jährliche Produktion auf einmal auf dem Markt in Geld umwandeln müsste, so wäre tatsächlich ein Käufer nötig, der sich außerhalb der kapitalistischen Produktion befände. Aber so verhält es sich nicht ".
Wir stimmen den Genossen zu, dass die Intervention eines externen Käufers nicht in jedem Produktionszyklus notwendig ist, solange der Kredit existiert. Dies schafft jedoch nicht das Problem aus der Welt, sondern dehnt es in seiner zeitlichen Dauer einfach aus, damit sicher stellend, dass es sich weniger häufig, aber ein jedes Mal auf schwerwiegendere Weise stellt.[12] Ist erst einmal ein Käufer vorhanden, zum Beispiel nach zehn Akkumulationszyklen, die die Kooperation zwischen Sektor I und II mit sich brachte, und kauft er die Produktions- oder Konsummittel, die benötigt werden, um die Schulden zu erstatten, die er in jenen zehn Akkumulationszyklen aufgenommen hat, dann geht für den Kapitalismus alles gut. Doch wenn es in letzter Instanz keinen externen Käufer gibt, können die angehäuften Schulden niemals erstattet werden, es sei denn um den Preis neuer Anleihen. Die Schulden schwellen dann unweigerlich und unermesslich an, bis zum Ausbruch einer neuen Krise, die den bloßen Effekt hat, die Schuldenspirale weiter zu erhöhen. Exakt diesen Prozess haben wir mit unseren eigenen Augen in wachsendem Ausmaß seit dem Ende der 60er Jahre erlebt.
Die Umverteilung eines Teils des extrahierten Mehrwerts in Form von Lohnerhöhungen erhöht letztendlich nur die Kosten der Arbeitskraft. Doch dies eliminiert keineswegs das Problem des endlosen Karussells, auf das Rosa Luxemburg hingewiesen hat. In einer Welt, die sich nur aus Kapitalisten und ArbeiterInnen zusammensetzt, gibt es keine Antwort auf die Frage, die sich Marx im Band 2 des Kapital immer wieder gestellt hatte: „Doch woher stammt das notwendige Geld, das notwendig ist zur Finanzierung der Ausweitung der Produktionsmittel sowie der Konsumtion"? In einer anderen Passage in Die Akkumulation des Kapitals greift Rosa Luxemburg dieses Problem auf und stellt die Frage auf ganz einfache Weise: „Einen Teil des Mehrwerts verzehrt die Kapitalistenklasse selbst in Gestalt von Lebensmitteln und behält in ihrer Tasche das dafür gegenseitig ausgetauschte Geld. Wer aber nimmt ihr die Produkte ab, in denen der andere, kapitalisierte Teil des Mehrwerts verkörpert ist? Das Schema antwortet: zum Teil die Kapitalisten selbst, indem sie neue Produktionsmittel herstellen behufs Erweiterung der Produktion, zum Teil neue Arbeiter, die zur Anwendung jener neuen Produktionsmittel nötig sind. Aber um neue Arbeiter mit neuen Produktionsmitteln arbeiten zu lassen, muss man - kapitalistisch - vorher einen Zweck für die Erweiterung der Produktion haben, eine neue Nachfrage nach Produkten, die anzufertigen sind (...) Wo kommt das Geld zur Realisierung des Mehrwerts her unter Voraussetzung der Akkumulation, d.h. des Nichtverzehrs, der Kapitalisierung eines Teils des Mehrwerts?"[13] In der Tat sorgte Marx selbst für eine Antwort auf diese Frage, indem er auf die „fremden Märkte" verwies.[14]
Luxemburg zufolge löst der Einsatz eines Käufers, der sich außerhalb der kapitalistischen Produktionsverhältnisse befindet, das Problem der Ermöglichung der Akkumulation. Es löst auch den anderen Widerspruch in den Marxschen Schemata, der aus dem unterschiedlichen Entwicklungstempo der organischen Zusammensetzung des Kapitals in den beiden Sektoren (Produktionsmittel und Konsumtionsmittel) resultiert.[15] In ihrem Text kommen die beiden Genossen auf diesen Widerspruch zurück, der von Rosa Luxemburg bemerkt wurde: „Diese Aufteilung der Gewinne aus der Erhöhung der Produktivität geht vollumfänglich in die Akkumulation ein. Und nicht bloß dies - sie schwächt genau das Problem ab, das R. Luxemburg im 25. Kapitel ihrer Akkumulation des Kapitals analysierte, wo sie überzeugend nachwies, dass die Tendenz zur Erhöhung der organischen Zusammensetzung des Kapitals langfristig einen Austausch zwischen den beiden Hauptabteilungen der kapitalistischen Produktion (Produktion von Produktionsmitteln auf der einen Seite, von Konsumtionsmitteln auf der anderen) verunmöglicht." In diesem Zusammenhang machen die Genossen folgenden Kommentar: „F. Sternberg meinte, dass dies der stärkste Punkt der Position Luxemburgs sei, auf den einzugehen sich, alle diejenigen, die Rosa Luxemburg kritisiert haben, (...) eifrigst gehütet hätten". Auch hier teilen wir nicht die Position der Genossen, auch nicht die von Sternberg, die der Weise, in der Rosa Luxemburg das Problem stellt, nicht wirklich gerecht werden.
Laut Luxemburg wird dieser „Widerspruch" in der Gesellschaft gelöst, indem „eine größere Portion des zu kapitalisierenden Mehrwerts in der Abteilung der Produktionsmittel statt in derjenigen der Konsumtionsmittel angelegt wird. Da die beiden Abteilungen der Produktion nur Zweige derselben gesellschaftlichen Gesamtproduktion oder, wenn man will, Teilbetriebe des Gesamtkapitalisten darstellen, so ist gegen die Annahme einer solchen fortschreitenden Übertragung eines Teils des akkumulierten Mehrwerts - den technischen Erfordernissen gemäß - aus der einen Abteilung in die andere nichts einzuwenden, sie entspricht auch der tatsächlichen Praxis des Kapitals. Allein diese Annahme ist nur so lange möglich, wie wir den zur Kapitalisierung bestimmten Mehrwert als Wertgröße ins Auge fassen."[16] Dies setzt die Existenz „externer Käufer" voraus, die regelmäßig in die aufeinanderfolgenden Akkumulationszyklen intervenieren.
Während solch ein „Widerspruch" in der Tat das Risiko enthält, den Austausch zwischen den beiden Sektoren der Produktion zu verunmöglichen, ist er wichtig in der abstrakten Welt der Schemata der erweiterten Reproduktion, sobald der „externe Käufer" aus der Gleichung genommen wird: „Was durch unsere obigen Versuche mit dem Marxschen Schema lediglich illustriert werden sollte, ist folgendes. Die fortschreitende Technik muss sich nach Marx selbst in dem relativen Wachstum des konstanten Kapitals im Vergleich mit dem variablen äußern. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer fortschreitenden Verschiebung in der Einteilung des kapitalisierten Mehrwerts zwischen c und v". Oder: „Die Kapitalisten des Marxschen Schema sind aber gar nicht in der Lage, diese Einteilung beliebig vorzunehmen, denn sie sind bei ihrem Geschäft der Kapitalisierung von vornherein an die Sachgestalt ihres Mehrwerts gebunden. Da nach der Marxschen Annahme die ganze Produktionserweiterung ausschließlich mit den eigenen kapitalistisch hergestellten Produktions- und Konsumtionsmitteln vorgenommen wird...".[17]
In der Tat denken wir, dass die Genossen niemals überzeugt waren von Rosa Luxemburgs Demonstration der Notwendigkeit eines äußeren Käufers, um dem Kapital die Akkumulation zu erlauben, (oder, wenn nicht vorhanden, einer Flucht in den Kredit, der jedoch nicht rückerstattbar ist). Auf der anderen Seite haben wir noch nicht aufgezeigt, wie die Einwände, die sie vorbringen und die auf den Argumenten von Sternberg beruhen (von dem wir allen Anlass haben anzunehmen, dass auch er den Kern der Luxemburgschen Akkumulationstheorie nicht richtig verarbeitet hat)[18], faktisch die Hauptpositionen dieser Theorie in Frage stellen.
Wie wir bereits in früheren Beiträgen unterstrichen haben, reicht die Tatsache, dass Extralöhne für die ArbeiterInnen nicht dazu dienen, konstantes oder variables Kapital zu vermehren, aus, um den Schluss zu ziehen, dass diese Ausgaben vom Standpunkt der kapitalistischen Rationalität aus eine völlige Verschwendung sind. Vom strikt ökonomischen Standpunkt aus würden dieselben Effekte durch das Wachstum der persönlichen Ausgaben der Kapitalisten eintreten. Doch um zu dieser Schlussfolgerung zu gelangen, ist es nicht notwendig, auf Rosa Luxemburg zu schauen.[19] Wenn wir es für notwendig erachten, auf die Einwände der Genossen gegen die Akkumulationstheorie zu antworten, dann geschieht dies, weil wir meinen, dass uns die Debatte über diese Frage dabei hilft, uns mit einer solideren Grundlage für das Verständnis nicht nur des Phänomens der Wirtschaftswunderjahre, sondern auch der Überproduktion auszustatten, die angesichts der gegenwärtigen Schwierigkeiten des Kapitalismus schwer zu leugnen ist.
Die Rolle der außerkapitalistischen Märkte und die Schulden in der Akkumulation der 50er und 60er Jahre
Zwei Faktoren sind maßgeblich für den Anstieg des BSP in diesem Zeitraum:
- eine Vermehrung des realen Reichtums der Gesellschaft durch den Prozess der Kapitalakkumulation;
- eine ganze Reihe von unproduktiven Ausgaben, die infolge der Entwicklung des Staatskapitalismus und insbesondere der keynesianischen Maßnahmen, die ergriffen worden waren, anstiegen.
In diesem Abschnitt sind wir daran interessiert, in welcher Weise die Akkumulation stattfand. Ausgangspunkt der mächtigen Expansionsphase des Kapitalismus während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Phase, die erst vom I. Weltkrieg zum Halten gebracht wurde, war der Beginn einer verschärften Ausbeutung der außerkapitalistischen Märkte. Die Periode der kapitalistischen Dekadenz ist dagegen global von der relativen Unzulänglichkeit dieser Märkte im Verhältnis zum stetig wachsenden Bedürfnis für den Warenabsatz gekennzeichnet. Doch können wir daraus folgern, dass außerkapitalistische Märkte in der durch den Krieg 1914 eröffneten Periode des Kapitalismus nur noch eine marginale Rolle in der Akkumulation spielten? Wenn dies der Fall wäre, dann könnten diese Märkte nicht einmal teilweise die Akkumulation erklären, die in den 50er und 60er Jahren stattfand. Dies ist die Erwiderung, die die Genossen in ihrem Beitrag äußern: „Für uns ist das Rätsel des ‚Wirtschaftswunders‘ nicht erklärbar mit Überresten von außerkapitalistischen Märkten, denn diese vermögen schon seit dem Ersten Weltkrieg den Akkumulationsbedürfnissen, die der Kapitalismus erreicht hat, nicht mehr genügen". Wir denken unsererseits im Gegenteil, dass diese außerkapitalistischen Märkte eine wichtige Rolle in der Akkumulation spielten, besonders zu Beginn der 50er Jahre, und dann bis zum Ende der 60er Jahre immer mehr schwanden. Je unzureichender sie wurden, desto mehr übernahmen die Schulden die Rolle des externen Käufers für die Kapitalisten; doch offensichtlich waren dies Schulden einer „neuen Qualität", da es keine Aussicht darauf gab, dass sie jemals vermindert werden. Tatsächlich müssen wir auf diese Periode zurückblicken, um den Ursprung für das Phänomen der explodierenden Weltverschuldung ausfindig zu machen, die wir heute erleben, selbst wenn der Wert der Schulden in den 50er und 60er Jahren, verglichen mit den heutigen Schulden, eher lächerlich war.
Außerkapitalistische Märkte
Statistisch betrachtet, erlebte das Jahr 1953 den Höhepunkt der Exporte aus den entwickelten Ländern in die Kolonien, dargestellt als prozentualer Anteil an den Weltexporten (siehe Abb. 1, wo die Kurve der Importe aus den Kolonien denselben Verlauf wie die Kurve der Exporte aus den entwickelten Ländern haben sollte). Die Rate von 29 Prozent, die damals erreicht wurde, war also ein Indikator für die Bedeutung der Exporte in die außerkapitalistischen Märkte in den Kolonien, denn zu dieser Zeit waren die Kolonialmärkte zu einem großen Umfang noch außerkapitalistisch. Danach reduzierte sich der prozentuale Anteil der Exporte auf 22 Prozent im Jahr 1966. In Wirklichkeit ging das Schrumpfen dieses Anteils im Verhältnis zum BSP (und nicht der Exporte) viel schneller vonstatten, da das BSP in dieser Zeit schneller als die Exporte wuchs.> Grafik 1
Grafik 1: Importe aus den Kolonialmärkten als prozentualer Anteil an den Weltimporten (Tabellen aus dem BNP-Guide Staistique, 1972. Quelle: P. Baroich, ob. zit., OECD-Kommuniqué, November 1970)
Zu den Exporten in Richtung außerkapitalistischer Märkte der Kolonien sollten wir den Absatz in kapitalistischen Ländern wie Frankreich, Japan, Spanien, etc. hinzufügen, der in Bereichen wie der Landwirtschaft erzielt wurde, die allenfalls teilweise in die kapitalistischen Produktionsverhältnisse integriert waren. Auch in Osteuropa gab es noch immer einen außerkapitalistischen Markt, da die Folgen des Ersten Weltkriegs die kapitalistische Expansion in diesen Ländern zum Stillstand verdammt hatten.[20]
Wenn wir also alle Verkäufe berücksichtigen, die von Regionen, die von den kapitalistischen Produktionsverhältnissen dominiert waren, gegenüber jenen getätigt wurden, die noch unter vor-kapitalistischen Verhältnissen produzierten - ob diese nun äußere oder innere Märkte waren -, dann sehen wir, dass sie einen bedeutenden Anteil des realen Wachstums zu fördern imstande waren, der während der Wirtschaftswunderjahre stattgefunden hatte, zumindest zu Beginn jener Periode. Im letzten Teil dieses Artikels werden wir auf die Einschätzung des Sättigungsgrades der Märkte zu der Zeit zurückkommen, als der Kapitalismus in seine Dekadenzepoche eintrat, um diese präziser zu charakterisieren.
Schulden
Gleich zu Beginn unserer internen Debatte argumentierten jene, die die keynesianisch-fordistische These vertreten und unsere Hypothese ablehnen, dass Schulden eine Hauptrolle bei der Unterstützung der Nachfrage in den 50er und 60er Jahren spielten, dass „die Gesamtverschuldung wuchs während der Periode von 1945-1980 praktisch nicht, sie explodierte erst als Antwort auf die Krise. Die Verschuldung kann also nicht das enorme Wachstum der Nachkriegszeit erklären". Die ganze Frage ist, was hinter diesem „praktisch nicht" steckt und ob dies trotz allem genug war, um den Akkumulationsprozess entlang der außerkapitalistischen Märkte zu vervollständigen.
Es ist ziemlich schwierig, für die meisten Länder statistische Daten über die Schuldenentwicklung in den 50er und 60er Jahren zu finden, ausgenommen die USA.
Wir haben allerdings die jährlichen Zahlen für die Entwicklung der Gesamtschulden und des amerikanischen BSP zwischen 1950 und 1969. Die Untersuchung dieser Daten (Abb. 2) sollte uns in die Lage versetzen, auf die folgende Frage zu antworten: Ist es möglich, dass das alljährliche Wachstum der Schulden ausreichend war, um den Teil der Vermehrung des BSP zu bewältigen, der sich nicht mit den Verkäufen deckte, die in die außerkapitalistischen Märkte gingen? Wie wir bereits gesagt haben, sind es die Schulden, die die Rolle des Käufers außerhalb der kapitalistischen Produktionsverhältnisse spielen, sobald diese Märkte nicht mehr verfügbar sind.[21]
Year |
49 |
50 |
51 |
52 |
53 |
54 |
55 |
56 |
57 |
58 |
59 |
60 |
61 |
62 |
63 |
64 |
65 |
66 |
67 |
68 |
69 |
||
GNP |
257 |
285 |
328 |
346 |
365 |
365 |
398 |
419 |
441 |
447 |
484 |
504 |
520 |
560 |
591 |
632 |
685 |
750 |
794 |
866 |
932 |
||
Debt |
446 |
486 |
519 |
550 |
582 |
606 |
666 |
698 |
728 |
770 |
833 |
874 |
930 |
996 |
1071 |
1152 |
1244 |
1341 |
1435 |
1567 |
1699 |
||
%annual Debt/GNP |
|
171 |
158 |
159 |
160 |
166 |
167 |
167 |
165 |
172 |
172 |
174 |
179 |
178 |
181 |
182 |
182 |
179 |
181 |
181 |
182 |
||
%over the period Δ Debt /ΔGNP |
185% |
||||||||||||||||||||||
Δ annual GNP |
|
28 |
44 |
17 |
19 |
0 |
33 |
21 |
22 |
6 |
36 |
20 |
16 |
40 |
30 |
42 |
53 |
65 |
44 |
72 |
67 |
||
Δ annual Debt |
|
40 |
33 |
31 |
31 |
24 |
60 |
33 |
30 |
41 |
63 |
41 |
56 |
66 |
75 |
81 |
93 |
97 |
94 |
132 |
132 |
||
(Δ annual Debt- Δ annual GNP) |
|
12 |
-11 |
14 |
12 |
24 |
27 |
11 |
8 |
35 |
27 |
21 |
40 |
26 |
45 |
39 |
40 |
32 |
50 |
60 |
65 |
||
Grafik 2: Vergleich der Entwicklung des BSP und der Schulden der USA zwischen 1950 und 1969
% jährliche Schulden=(Schulden/BSP)*100; % über die Periode Δ Schulden/ΔBSP = (Schulden 1969 - Schulden 1949) / (BSP 1969 - BSP 1949)*100; Δ jährliches BSP = BSP in (n) - BSP in (n-1); Δ jährliche Schulden im Jahr (n) = Schulden im Jahr n - Schulden im Jahr (n-1).
(Quelle: Federal Reserve Archival System for Economic Research)https://fraser.stlouisfed.org/publications/scb/page/6870 (1) https://fraser.stlouisfed.org/publications/scb/page/6870/1615/download/6... (2)
Die Steigerung des Wertes der Schulden als prozentualer Anteil an der Steigerung des BSP beträgt für den fraglichen Zeitraum 18 Prozent. Mit anderen Worten, die Steigerung des Schuldenwertes ist in zwanzig Jahren fast doppelt so hoch wie die Steigerung des Wertes des BSP gewesen. Tatsächlich zeigt dieses Resultat, dass die Schuldenentwicklung in den USA dergestalt war, dass die Schulden während des gesamten Zeitraums ganz allein das Wachstum im BSP der USA sicherten (und gar eine wichtige Rolle im Wachstum in anderen Ländern spielten), ohne die Notwendigkeit, auf den Absatz auf außerkapitalistischen Märkten zurückzugreifen. Ferner können wir sehen, dass mit Ausnahme von 1951 die Steigerung der Schulden alljährlich höher ist als die des BSP (erst 1951 war die Differenz zwischen dem Schuldenwachstum und der Steigerung des BSP negativ). Dies bedeutet, dass in all diesen Jahren, außer einem, die Schulden für die Steigerung des BSP gesorgt haben. Diese waren höher, als es angesichts des Beitrages, den die außerkapitalistischen Märkte damals noch leisten konnten, notwendig gewesen wäre.
Die Schlussfolgerung aus dieser Betrachtung ist folgende: Die theoretische Analyse, die davon ausgeht, dass die Flucht in den Kredit an die Stelle der Verkäufe auf außerkapitalistischen Märkte trat, um die Akkumulation stattfinden zu lassen, wird von den realen Entwicklung der Schulden in diesen Ländern nicht widerlegt. Und auch wenn eine solche Schlussfolgerung nicht automatisch für alle Industrieländer verallgemeinert werden kann, verleiht die Tatsache, dass es die größte Wirtschaftsmacht der Welt betrifft und dass dies vom Beispiel Westdeutschlands bestätigt wird, dem Ganzen eine gewisse Allgemeingültigkeit. Im Falle Westdeutschlands verfügen wir über Statistiken zur Schuldenentwicklung im Verhältnis zum BSP (Abb. 3), die die gleiche Tendenz veranschaulichen.
Year |
50 |
55 |
60 |
65 |
70 |
%annual Debt/GNP |
22 |
39 |
47 |
67 |
75 |
Grafik 3: Entwicklung der Schulden in Westdeutschland zwischen 1950 und 1970. Quelle: Survey of Current Business (07/1975) - Monthly Review (Bd. 22, Nr. 4, 09/190, S. 6)
Worin bestehen die Folgen für unsere Analyse der Dekadenz? Wie war der Sättigungsgrad der Märkte 1914 beschaffen?
Der Erste Weltkrieg brach inmitten einer Prosperitätsphase der kapitalistischen Weltwirtschaft aus. Ihm ging keine offene Wirtschaftskrise voraus; dennoch war es das wachsende Ungleichgewicht zwischen der Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse, die die Quelle des Weltkonflikts und, damit einhergehend, des Eintritts des Kapitalismus in seine Dekadenz war. Die Entwicklung dieses Systems war bedingt gewesen durch die Eroberung außerkapitalistischer Märkte, und das Ende der kolonialen und ökonomischen Eroberung der Welt durch die großen kapitalistischen Metropolen führte Letztere in eine Konfrontation um ihre jeweiligen Märkte.
Im Gegensatz zur Interpretation der Genossen Salome und Ferdinand beinhaltet eine solche Situation nicht, dass „die außerkapitalistischen Märkte (...) seit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr genügen, gemessen an den Bedürfnissen der im Kapitalismus erreichten erweiterten Akkumulation". Wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte sich die Krise auf rein ökonomischer Ebene vor 1914 manifestiert.
Diese Charakteristiken der Periode (imperialistische Rivalitäten rund um die verbliebenen nicht-kapitalistischen Territorien) wurden in folgender Passage von Luxemburg sehr präzise zum Ausdruck gebracht: „Der Imperialismus ist der politische Ausdruck des Prozesses der Kapitalakkumulation in ihrem Konkurrenzkampf um die Reste des noch nicht mit Beschlag belegten nichtkapitalistischen Weltmilieus. Geographisch umfaßt dieses Milieu heute noch die weitesten Gebiete der Erde"[22]. Bei etlichen Gelegenheiten kam Luxemburg auf den Zustand der Welt in dieser Zeit zurück: „In Wirklichkeit gibt es neben alten kapitalistischen Ländern noch in Europa selbst Länder, in denen bäuerliche und handwerkmäßige Produktion bis jetzt sogar stark überwiegen, wie Russland, der Balkan, Skandinavien, Spanien. Und endlich gibt es neben dem kapitalistischen Europa und Nordamerika gewaltige Kontinente, auf denen die kapitalistische Produktion erst auf wenigen zerstreuten Punkten Wurzeln geschlagen hat, während im Übrigen die Völker jener Kontinente alle möglichen Wirtschaftsformen von der primitiv kommunistischen bis zur feudalen, bäuerlichen und handwerkmäßigen aufweisen." [23]. Tatsächlich: „ (...) weil der Erste Weltkrieg, der zwar an sich ein Produkt der ökonomischen Widersprüche des Systems war, ausbrach, bevor sich diese Widersprüche auf einer „rein" ökonomischen Ebene entfalten konnten. Die Krise von 1929 war die erste Weltwirtschaftskrise in der Periode der Dekadenz des Kapitalismus".[24]
Wenn 1929 die erste bedeutende Manifestation der Unzulänglichkeit der außerkapitalistischen Märkte in der Epoche der Dekadenz gewesen war, bedeutet dies, dass nach diesem Zeitpunkt es für sie nicht mehr möglich war, eine bedeutsame Rolle bei der kapitalistischen Prosperität zu spielen?
In den zehn Jahren, die 1929 folgten, war es nicht möglich gewesen, die weiten vorkapitalistischen Zonen „auszutrocknen", die 1914 in der ganzen Welt noch existierten: Es war eine Periode, die sich nicht durch intensive Wirtschaftsaktivitäten auf Weltebene auszeichnete. Noch während der 30er Jahre und einem Gutteil der 40er Jahre verlangsamten sich die Wirtschaftsaktivitäten. Daher signalisierte die Krise von 1929, auch wenn sie die Grenzen der außerkapitalistischen Märkte enthüllte, nicht das Ende jeglicher Möglichkeit für Letztere, eine wichtige Rolle bei der Akkumulation des Kapitals zu spielen.
Die Ausbeutung eines jungfräulichen, außerkapitalistischen Marktes oder die bessere Ausbeutung eines alten hängt zu einem großen Teil von Faktoren ab wie die Arbeitsproduktivität in den zentralen kapitalistischen Ländern, die die Konkurrenzfähigkeit der von ihnen produzierten Waren bestimmen, und die für das Kapital verfügbaren Transportmittel, um die Warenzirkulation sicherzustellen. Diese Faktoren bilden den Motor der Expansion des Kapitalismus in der ganzen Welt, wie bereits vom Kommunistischen Manifest hervorgehoben wurde.[25] Darüber hinaus machte der Prozess der Entkolonialisierung gewisse außerkapitalistische Märkte weitaus profitabler, da er den Handel von der Bürde der Aufrechterhaltung des Apparates der kolonialen Vorherrschaft entlastete.
Der Zyklus „Krise-Krieg-Wiederaufbau" ist in Frage gestellt
Vor einiger Zeit korrigierte die IKS die falsche Interpretation, dass der Erste Weltkrieg die Folge einer offenen Wirtschaftskrise gewesen sei. Wie wir gesehen haben, muss Ursache und Wirkung im Verhältnis zwischen Krise und Krieg erkannt werden, indem der Begriff Krise in seiner weiteren Bedeutung als Krise der Produktionsverhältnisse gesehen wird.
Was den Verlauf „Krieg - Wiederaufbau - neue Krise" anbetrifft, so haben wir ebenfalls gesehen, dass diese Analyse nicht in der Lage war, die Prosperität der 50er und 60er Jahre mit zu berücksichtigen, die nicht dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschrieben werden kann. Es verhält sich genauso wie mit dem Wiederaufleben nach dem Ersten Weltkrieg, als der Kapitalismus wieder an die Vorkriegs-Dynamik anknüpfte und sich dabei auf der Ausbeutung der außerkapitalistischen Märkte stützte, allerdings in einem viel geringeren Umfang. Es gab in der Tat einen Wiederaufbauprozess nach dem Krieg; er war allerdings wegen der Folgen der Zerstörungen, die durch den Krieg angerichtet worden war, weit entfernt davon, die Akkumulation zu erleichtern, und Bestandteil der Nebenkosten, die benötigt wurden, um die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen.
Und seit 1967, als der Kapitalismus einmal mehr in eine Periode wirtschaftlicher Turbulenzen trat, ist eine Krise nach der anderen eingetreten. Der Kapitalismus hat den Planeten verwüstet, indem sich die imperialistischen Konflikte multipliziert haben, ohne im Entferntesten die Bedingungen für einen Wiederaufbau zu schaffen, der synonym für eine Rückkehr zur Prosperität, selbst in einem limitierten und temporären Sinn, wäre.
Wie die IKS aufgezeigt hat und wie die Fortsetzung des Wachstums nach 1914 und heute bewiesen hat, bedeutet der Eintritt des Kapitalismus in die Dekadenz nicht das Ende der Akkumulation, obgleich dieses Wachstum in seinen Proportionen gegenüber den schnellsten Phasen der aufsteigenden Periode (der größte Teil der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1914) zweitrangig erscheint. Die Fortsetzung der Akkumulation basierte auf der Ausbeutung von außerkapitalistischen Märkten bis zu deren Erschöpfung. Es waren schließlich nicht-rückzahlbare Schulden, die den Stab aufnahmen, wenngleich sie gleichzeitig zunehmend unüberwindliche Widersprüche aufhäuften.
Somit, und im Gegensatz zu dem, was die Formulierung „Krise - Krieg - Wiederaufbau - neue Krise" beinhaltete, waren es nicht die Mechanismen von Zerstörung und Wiederaufbau, die die Bourgeoisie in die Lage versetzten, das Leben des Kapitalismus zu verlängern, weder nach dem Ersten Weltkrieg noch nach dem Zweiten. Die Hauptinstrumente solch eines Unterfangens, der Keynesianismus und vor allem Schulden, sind, auch wenn sie durch eine Hinauszögerung der Folgen der Überproduktion eine unmittelbare Wirkung ausüben, keineswegs eine wundersame Antwort. Der auffälligste Beweis dafür ist der Verzicht auf keynesianische Maßnahmen in den 1980er Jahren und die gegenwärtige Sackgasse allgemeiner, bodenloser Schulden.
Silvio, 1. Quartal 2010
[1] Angesichts der Krise gibt es einen vielstimmigen Chor auf der „Linken" (und selbst eines Gutteils der Rechten heutzutage), der nach einer Rückkehr zu keynesianischen Maßnahmen ruft, wie aus der folgenden Passage ersichtlich wird, die einem Arbeitsdokument von Jacques Gouverneur, einem Lehrer an der Katholischen Universität von Louvin in Belgien, entnommen ist. Wie der Leser sehen kann, beinhaltet die Lösung, die er vorstellt, die Nutzung der Produktivitätssteigerungen, um keynesianische Maßnahmen und eine alternative Politik zu installieren... wie jene, die von der Linken des Kapitals als Antwort auf die Verschlimmerung der wirtschaftlichen Lage Ende der 60er Jahre befürwortet wurde, mit der Absicht, Verwirrung in der Arbeiterklasse über die Möglichkeit der Reformierung des Systems zu stiften. „Sollten wir, um aus der Krise zu gelangen und das Problem der Arbeitslosigkeit zu lösen, Löhne, Sozialleistungen (Arbeitslosengelder, Krankengeld, Familienbeihilfen), öffentliche Ausgaben (Bildung, Kultur, öffentliche Arbeiten...) reduzieren - oder sollten wir sie im Gegenteil steigern? Mit anderen Worten: sollten wir mit der restriktiven Politik fortfahren, die vom Neoliberalismus inspiriert wurde (wie wir dies seit Beginn der 80er Jahre getan haben), oder sollten wir im Gegenteil zu der expansiven Politik zurückkehren, die vom Keynesianismus angeregt und in der Wachstumsperiode zwischen 1945 und 1975 angewendet wurde? Mit anderen Worten: können Unternehmen gleichzeitig ihre Profite und ihren Absatz steigern? Dafür sind zwei Bedingungen notwendig. Die erste ist ein allgemeines Wachstum der Produktivität, in dem Sinn, dass die Wirtschaft mit derselben Anzahl von Arbeitern (oder Einwohnern) ein größeres Volumen von Waren und Dienstleistungen produziert. Um es in einem Bild auszudrücken, jede Steigerung in der Produktivität in einem bestimmten Zeitraum (...) vergrößert den Umfang des produzierten ‚Kuchens‘, vergrößert die Zahl der Kuchenstücke, die ausgeteilt werden. In einem Zeitraum, in dem die Produktivität steigt, ist die Etablierung keynesianischer Maßnahmen die zweite Bedingung für die Unternehmen, um größere Profite und mehr Absatz zu machen (...) Die Beibehaltung der neoliberalen Politik wird die gesellschaftlichen Dramen multiplizieren und zu einem ökonomischen Hauptwiderspruch führen: Sie akzentuiert die Scheidung zwischen der globalen Steigerung der Profite und der globalen Steigerung des Absatzes. Doch sie begünstigt Unternehmen und die vorherrschenden Gruppen: Letztere werden fortfahren, wirksamen Druck auf die öffentlichen Behörden (nationale oder supranationale) auszuüben, um diese schädliche Politik zu verlängern. Die Rückkehr zur keynesianischen Politik setzt eine Veränderung des gegenwärtigen Gleichgewichts der Kräfte voraus: Es wird jedoch nicht ausreichen, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu lösen, die von der Strukturkrise des kapitalistischen Systems beleuchtet wurden. Die Lösung dieser Probleme erfordert eine andere Politik: eine Erhöhung öffentlicher Steuern (im Wesentlichen auf Profite), um gesellschaftlich nützliche Produktion zu finanzieren, die Reduzierung der Arbeitszeit, um Ebenen der Beschäftigung und der Freizeit zu entwickeln, eine gleitende Zusammensetzung der Löhne, um Solidarität zu fördern."
https://www.capitalisme-et-crise.info/telechargements/pdf/FR_JG_Quelles_... (unsere Hervorhebungen)
[2] Die Darstellung dieser Debatte und der drei wichtigsten involvierten Positionen können in dem Artikel „Die Gründe für das „Wirtschaftswunder" nach dem Zweiten Weltkrieg" in der Internationalen Revue Nr. 42 nachgelesen werden; wir veröffentlichten anschließend die folgenden Artikel: „Die Ursprünge, Dynamiken und Grenzen des keynesianisch-fordistischen Staatskapitalismus" in Internationale Revue Nr. 43, „Die Grundlagen der kapitalistischen Akkumulation" und „Kriegswirtschaft und Staatskapitalismus" in Internationale Revue Nr. 44, „Zur Verteidigung der These keynesianisch-fordistischer Staatskapitalismus" in Internationale Revue Nr. 45.
[3] „Zur Verteidigung der These keynesianisch-fordistischer Staatskapitalismus, Antwort auf Silvio und Jens" in Internationale Revue Nr. 45.
[4] Wenn dieser Beitrag keinen Blick auf die Antwort von Salome und Ferdinand auf die Thesen der Kriegswirtschaft und des Staatskapitalismus wirft, dann geschieht dies deshalb, weil wir die von Letzteren aufgeworfene Diskussion als weniger prioritär betrachten, auch wenn es notwendig ist, darauf zurückzukommen. Dies deshalb, weil diese These nicht in erster Linie von einer besonderen Auffassung über den Akkumulationsprozess bestimmt ist, sondern eher von den geopolitischen Bedingungen, unter denen die Akkumulation stattfindet.
[5] „Krieg, Militarismus und imperialistische Blöcke in der Dekadenz des Kapitalismus", Internationale Review Nr. 52, 1988 (engl./franz./span. Ausgabe), zitiert im Artikel, der diese Debatte in der Internationalen Revue Nr. 42 einleitete.
[6] Siehe „Die Dekadenz des Kapitalismus. Die tödlichen Widersprüche der bürgerlichen Gesellschaft", in der vorliegenden Nr. der Internationalen Revue.
[7] „Ursprünge, Dynamiken und Grenzen des keynesianisch-fordistischen Staatskapitalismus", Internationale Revue Nr. 43.
[8] Siehe „Die Grundlagen der kapitalistischen Akkumulation", Internationale Revue Nr. 44.
[9] Siehe den Abschnitt über die These der außerkapitalistischen Märkte und Verschuldung in „Die Gründe für das „Wirtschaftswunder" nach dem Zweiten Weltkrieg" in Internationale Revue Nr. 42. Die Bezüge auf Marx sind vom Kapital, Bd. 3, Teil III, Kap. XV, Überfluss an Kapital bei Überfluss an Bevölkerung.
[10] Zu diesem Punkt siehe den Abschnitt über außerkapitalistische Märkte und Verschuldung in dem Artikel in Internationale Revue Nr. 42.
[11] Die Akkumulation des Kapitals, Kap. 7, „Analyse des Marxschen Schemas der erweiterten Reproduktion"
[12] Es ist unbestreitbar, dass der Kredit eine regulierende Rolle spielt und es ermöglicht, das Bedürfnis nach außerkapitalistischen Märkten in jedem Zirkel zu dämpfen. Doch er macht keinesfalls das grundlegende Problem ungeschehen, das, wie Rosa Luxemburg es formuliert hat, durch die Untersuchung eines abstrakten Zyklus‘, der aus den elementaren Zyklen des diversen Kapitals resultiert, betrachtet werden kann: „Element der erweiterten Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals ist - genau wie bei der früher vorausgesetzten einfachen - die Reproduktion des Einzelkapitals. Geht doch die Gesamtproduktion - ob sie als einfache oder als erweiterte betrachtet wird - tatsächlich nur unter der Form von zahllosen selbständigen Reproduktionsbewegungen privater Einzelkapitale vor sich". (Die Akkumulation des Kapitals, Kap. 6). Ebenso liegt es auf der Hand, dass nur in bestimmten dieser Zyklen ein externer Käufer interveniert.
[13] Diese beiden Passagen sind aus den Kapiteln 7 und 9.
[14] Diese Antwort kann unter anderem im Kapital, Bd. 3, gefunden werden: „Wie könnte es sonst an Nachfrage für dieselben Waren fehlen, deren die Masse des Volks ermangelt, und wie wäre es möglich, diese Nachfrage im Ausland suchen zu müssen, auf fernern Märkten, um den Arbeitern zu Hause das Durchschnittsmaß der notwendigen Lebensmittel zahlen zu können? Weil nur in diesem spezifischen, kapitalistischen Zusammenhang das überschüssige Produkt eine Form erhält, worin sein Inhaber es nur dann der Konsumtion zur Verfügung stellen kann, sobald es sich für ihn in Kapital rückverwandelt. Wird endlich gesagt, daß die Kapitalisten ja selbst nur unter sich ihre Waren auszutauschen und aufzuessen haben, so wird der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion vergessen und vergessen, daß es sich um die Verwertung des Kapitals handelt, nicht um seinen Verzehr." (Bd. 3, 15. Kapitel: Entfaltung der inneren Widersprüche des Gesetzes, Abschnitt 3: Überfluß an Kapital bei Überfluß an Bevölkerung)
[15] Die steigende organische Zusammensetzung des Kapitals (d.h. das größere Wachstum des konstanten Kapitals im Verhältnis zum variablen Kapital) im Produktionsgütersektor ist im Durchschnitt schneller als im Konsumgütersektor, angesichts der technologischen Charakteristiken dieser beiden Sektoren.
[16] Die Akkumulation des Kapitals, „Widersprüche des Schemas der erweiterten Reproduktion".
[17] Ebenda.
[18] Trotz der exzellenten Illustrationen und Interpretationen der Entwicklung des Weltkapitalismus, die er aus der Theorie von Rosa Luxemburg zog, insbesondere in Kapitalismus und Sozialismus vor dem Weltgericht, müssen wir uns dennoch fragen, ob Sternberg diese Theorie in ihrer Tiefe wirklich verarbeitet hat. So analysiert Sternberg im gleichen Buch die Krise der 30er Jahre als ein Resultat der Unfähigkeit des Kapitalismus während dieser Periode, die wachsende Produktion mit dem wachsenden Konsum in Einklang zu bringen: „Der Test, auf Basis der kapitalistischen Profitwirtschaft ohne größere äußere Expansion die Steigerung der Produktion und der Produktivität mit der Steigerung des Konsums zu synchronisieren, wurde nicht bestanden. Das Ergebnis war die Krise." (Sternberg, Kapitalismus und Sozialismus vor dem Weltgericht, Rowohlt 1951, S. 240). Dies führt uns zur Auffassung, dass solch ein Einklang im Kapitalismus möglich ist, was der Beginn der Abkehr von der Stringenz und Kohärenz von Rosa Luxemburgs Theorie ist. Dies wird von Sternbergs Untersuchung der Periode nach dem Zweiten Weltkrieg bestätigt, wo er den Gedanken entwickelt, dass es möglich sei, die Gesellschaft durch Verstaatlichungen umzuwandeln und die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse zu verbessern. Die folgende Passage gibt uns eine Ahnung davon: „Die Erschütterung des Kapitalismus zwischen den beiden Weltkriegen und im Zweiten Weltkrieg selbst schuf die Basis für ein derartiges Programm. Die englische Labour-Partei ging mit ihm in die Wahlen, die 1945 stattfanden. (...) Mit der Durchführung dieses Programms wäre ein wesentlicher Schritt in der sozialistischen Umgestaltung der englischen Wirtschaft und Gesellschaft getan, und zwar ein Schritt, der weitere Schritte auf dem gleichen Wege erleichtern würde. (...) Die Labour-Partei begann in den Jahren nach dem Krieg das Mandat, das sie vom englischen Volk durch die Wahlen erhielt, durchzuführen. Es geschah hier ein erster, großer, wichtiger Schritt in der Richtung auf eine radikale Umgestaltung des kapitalistischen Staates, der kapitalistischen Gesellschaft und Wirtschaft, und zwar auf demokratischer Basis." (ebenda, S. 434/435). Das Ziel hier ist es nicht, Sternbergs Reformismus einer radikalen Kritik zu unterziehen. Es geht einfach darum, aufzuzeigen, dass seine reformistische Vorgehensweise notwendigerweise eine beträchtliche Unterschätzung der ökonomischen Widersprüche einschließt, die die kapitalistische Gesellschaft überfallen, eine Unterschätzung, die kaum vereinbar ist mit Rosa Luxemburgs Theorie, wie sie in Die Akkumulation des Kapitals entwickelt wurde.
[19] Wie in unserem Text „Die Grundlagen des Kapitalismus" veranschaulicht, der sich auf die Schriften von Paul Mattick stützt. Für Letztgenannten ist, im Unterschied zu Rosa Luxemburg, die Intervention von Käufern außerhalb kapitalistischer Produktionsverhältnisse für die Ermöglichung der Akkumulation nicht notwendig.
[20] Fritz Sternberg, Kapitalismus und Sozialismus vor dem Weltgericht, siehe Teil 3: Die Stagnation des Kapitalismus, 1. Kapitel: Der Stop der kapitalistischen Expansion - Der Stop der äußeren Expansion des Kapitalismus, Rowohlt, S. 177
[21] Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass die Funktion der Schulden nicht nur darin besteht, einen künstlichen Markt zu schaffen.
[22] Die Akkumulation des Kapitals, Kapitel 31, Schutzzoll und Akkumulation (unsere Hervorhebungen)
[23] Antikritik, Rosa Luxemburg, Gesammelte Werke, Bd. 5 S. 429 (unsere Hervorhebungen)
[24] „Resolution über die internationale Situation", 16. IKS-Kongress, Internationale Revue, Nr. 36
[25] „Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterte Kommunikation alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß der Barbaren zur Kapitulation zwingt." (unsere Hervorhebung) Manifest, 1. Kapitel: Bourgeois und Proletarier