Bilanz des 24. internationalen IKS-Kongresses: Die historische Lage begreifen und die Zukunft vorbereiten

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Trotz der durch die Pandemie verursachten Schwierigkeiten hat die IKS ihren 24. internationalen Kongress abgehalten, und wir ziehen eine positive Bilanz. Wie wir es immer getan haben und wie es der Praxis der Arbeiterbewegung entspricht, berichten wir über seine Arbeit mit dieser umfassenden Stellungnahme und durch eine Reihe von Dokumenten, die unsere Aktivitäten und Interventionen in den nächsten zwei Jahren leiten werden, Berichte und Resolutionen, die bereits seit einigen Monaten auf unserer Website veröffentlicht sind.[1] Der Kongress fand im vollen Bewusstsein der daran Teilnehmenden statt, dass die Weltlage ernst ist, insbesondere aufgrund des Fortbestehens einer der gefährlichsten Pandemien der Geschichte, die bei weitem noch nicht überwunden ist.

Das Schlimmste wäre, diese Lage zu unterschätzen, wie es zum einen die Regierungen tun, die verkünden, dass "alles unter Kontrolle ist" und "wir wieder zur Normalität zurückgekehrt sind", während auf der anderen Seite eine Schar von Negationisten und Impfgegnerinnen (mit ihren Lügen als Ergänzung zu denjenigen der Regierungen) die Wirklichkeit der Pandemie bestreiten, indem sie von "Verschwörungen" und "dunklen Machenschaften" sprechen und eine reale Tatsache – die Stärkung der totalitären Kontrolle des Staates – dazu benutzen, sie im Namen der "Verteidigung der demokratischen Freiheiten" hochzuspielen und damit die Bedeutung der Gefahren, die die Pandemie für das menschliche Leben darstellt, zu verschleiern.

Das Ärgste an der Pandemie ist die Art und Weise, wie alle Staaten darauf reagiert haben: völlig unverantwortlich, mit widersprüchlichen und chaotischen Maßnahmen, ohne den geringsten Plan, ohne jegliche Koordination, zynischer denn je mit dem Leben von Millionen von Menschen spielend.[2] Und das nicht in den Staaten, die gewöhnlich als "Schurkenstaaten" bezeichnet werden, sondern in den Vereinigten Staaten, Deutschland, China, den "fortschrittlichsten" Ländern, in denen es angeblich "Zivilisation und Fortschritt" gibt. Die Pandemie hat die Dekadenz und den Zerfall des Kapitalismus, die Fäulnis seiner sozialen und ideologischen Strukturen, die Unordnung und das Chaos, das von seinen Produktionsverhältnissen ausgeht, die Zukunftslosigkeit einer Produktionsweise, die von immer heftigeren Widersprüchen beherrscht wird, die sie nicht überwinden kann, deutlich gemacht.

Schlimmer noch: Was die Pandemie ankündigt, sind neue und tiefere Erschütterungen in allen Ländern, noch mehr imperialistische Spannungen, ökologische Zerstörung, Wirtschaftskrise... Das Weltproletariat darf sich nicht durch vage Versprechen einer "Rückkehr zur Normalität" täuschen lassen. Es muss der Realität ins Auge sehen, um zu verstehen, dass die Pandemie das Gesicht der Barbarei deutlich gezeichnet hat und diese in Zukunft noch stärker ausgeprägt sein wird.

Beschleunigter kapitalistischer Zerfall

Der 24. Kongress der IKS fand, wie die Kongresse der revolutionären Organisationen im Laufe der Geschichte, in einem Rahmen der Brüderlichkeit und tiefgreifender Debatten statt und hatte die Aufgabe, den Analyserahmen des Zerfalls des Kapitalismus zu bestätigen und mögliche Fehler oder nicht ausreichend ausgearbeitete Einschätzungen zu korrigieren. Der Kongress beantwortete eine Reihe von notwendigen Fragen:

- Entspricht der Begriff des Zerfalls und seiner fortschreitenden Ausbreitung völlig der Methode des Marxismus?

- Wie äußern sich die Auswirkungen des Zerfalls, ihrer Beschleunigung, Vervielfältigung und Verkettung mit den anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, vor allem mit der Wirtschaft?

- Wie wirkt sich der Zerfall auf den Klassenkampf aus, und welche Perspektive hat er?

- Und schließlich: Welche Rolle spielt die Organisation in dieser Situation? Und wie bereitet sie sich angesichts dieser Herausforderungen auf die Zukunft vor?

Die Methode der Analyse des kapitalistischen Zerfalls

Dieser Kongress bestätigte, dass die Analyse des Zerfalls in der Kontinuität des Marxismus steht. 1914, mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, stellten die Marxisten fest, dass der Kapitalismus in seine Epoche der Dekadenz eingetreten war, eine Analyse, die 1919 von den Richtlinien der Kommunistischen Internationale bestätigt wurde, die von der "Epoche der Auflösung des Kapitalismus, seiner inneren Zersetzung" sprach. Getreu diesem Ansatz hat die IKS vor mehr als drei Jahrzehnten eine spezifische und letzte Phase der Dekadenz des Kapitalismus identifiziert: seinen Zerfall. Diese Zerfallsphase ist die Anhäufung einer Reihe von Widersprüchen, die die kapitalistische Gesellschaft nicht zu lösen vermochte, wie wir in Punkt 3 der Thesen zum Zerfall[3] sagten: "In dem Maße, wie die Widersprüche und Erscheinungsweisen der Dekadenz des Kapitalismus, die nacheinander die verschiedenen Momente dieser Dekadenz markieren, nicht mit der Zeit verschwinden, sondern sich aufrechterhalten und gar noch zuspitzen, erscheint die Zerfallsphase als das Ergebnis einer Anhäufung all dieser Charakteristiken eines im Sterben liegenden Systems, das ein dreiviertel Jahrhundert lang einer in Agonie befindlichen Produktionsweise vorstand, die von der Geschichte abgeurteilt worden war. Konkret: nicht nur, daß der imperialistische Charakter aller Staaten, die Drohung eines neuen Weltkriegs, die Absorption der Gesellschaft durch den staatlichen Moloch, die permanente kapitalistische Wirtschaftskrise in der Zerfallsphase fortbestehen, sie erreichen in Letzterer eine Synthese und einen ultimativen Abschluß.

Diese Analyse, die erstmals vor 30 Jahren entwickelt wurde, hat sich in ihrer ganzen Tragweite bestätigt, so dass wir in der Resolution zur internationalen Lage des 24. Kongresses feststellen, „dass die wichtigsten Entwicklungen der letzten drei Jahrzehnte in der Tat die Gültigkeit dieses Rahmens bestätigt haben, wie die Verschärfung des "Jeder für sich" auf internationaler Ebene, das "Zurückschlagen" der Zerfallsphänomene in die Kernländer des Weltkapitalismus durch die Zunahme des Terrorismus und der Flüchtlingskrise, wie der Aufstieg des Populismus und der Verlust der politischen Kontrolle durch die herrschende Klasse, die fortschreitende Fäulnis der Ideologie durch die Verbreitung von Sündenbockdenken, religiösem Fundamentalismus und Verschwörungstheorien zeigen. Und so, wie die Zerfallsphase der konzentrierte Ausdruck aller Widersprüche des Kapitals ist, vor allem in seiner Epoche des Niedergangs, so ist die gegenwärtige Covid-19-Pandemie ein Destillat aller wichtigsten Erscheinungen des Zerfalls – und ein aktiver Faktor bei seiner Beschleunigung.[4]

Seitdem unser Kongress seine Arbeit abgeschlossen hat, haben sich die Ereignisse mit einer noch nie dagewesenen Heftigkeit überschlagen, was unsere Analyse eindeutig bestätigt: imperialistische Kriege in Äthiopien, der Ukraine, im Jemen und in Syrien; die Verschärfung der Konfrontation zwischen den USA und China; die enorme Auswirkung der ökologischen Krise auf der ganzen Welt, insbesondere durch die Vervielfachung von katastrophalen Überschwemmungen und Waldbränden. Heute erlebt die Pandemie eine neue Welle von Infektionen und die sehr gefährliche Bedrohung durch die Omikron-Variante; gleichzeitig verschärft sich die Wirtschaftskrise. – Die Verteidigung des marxistischen Rahmens des Zerfalls ist heute notwendiger denn je angesichts der Blindheit anderer Gruppen der Kommunistischen Linken und des Eindringens aller Arten von modernistischen, skeptischen, nihilistischen Positionen in das revolutionäre Milieu, das seine Augen vor der Realität der Situation verschließt. In diesem Moment erleben wir in einer Reihe von Ländern die Entfaltung entschlossener Arbeiterkämpfe, die mehr denn je die Kraft und Klarheit dieses Analyserahmens brauchen.

Bündelung und Beschleunigung der Auswirkungen des Zerfalls

Der 24. Kongress konnte die Beschleunigung des kapitalistischen Zerfalls feststellen, indem er die Ursachen und Folgen der Pandemie eingehend untersuchte: „Die Covid-19-Pandemie, die erste von solchem Ausmaß seit dem Ausbruch der Spanischen Grippe 1918, ist der wichtigste Moment in der Entwicklung der kapitalistischen Zerfallsperiode seit der endgültigen Eröffnung der Periode im Jahr 1989. Die Unfähigkeit der herrschenden Klasse, die daraus resultierenden sieben bis zwölf Millionen und mehr Todesfälle zu verhindern, bestätigt, dass das kapitalistische Weltsystem, sich selbst überlassen, die Menschheit in den Abgrund der Barbarei und in ihre Zerstörung zieht und dass nur die proletarische Weltrevolution dieses Abgleiten aufhalten und die Menschheit in eine andere Zukunft führen kann.“ (ebenda) – Die Pandemie hat die folgenden Tatsachen bestätigt:

- Der Kapitalismus ist zwar das erste System in der Geschichte, dessen Produktionsverhältnisse sich weltweit ausgebreitet haben und herrschend sind, doch diese Herrschaft ist eminent chaotisch, da sie auf einem Todeskampf um die Vorherrschaft auf dem Weltmarkt zwischen den kapitalistischen Staaten beruht. Der globale Charakter des Kapitalismus erlaubt ihm kein organisiertes und koordiniertes Handeln auf globaler Ebene – was die einzige rationale und wirksame Antwort auf Phänomene wie die COVID-Pandemie wäre – , da er nicht global eine Einheit und zentralisiert ist. Im Gegenteil, der Todeskampf um die Märkte und die imperialistische Kontrolle der Welt hat zu immer abwegigeren und gefährlicheren Verhaltensweisen der Staaten geführt, die die Menschen der Pandemie schutzlos ausgeliefert haben und sie sogar dramatisch verschlimmert haben. China verbarg den ursprünglichen Pandemieherd in Wuhan absichtlich zwei Monate lang. Anschließend reagierten große Länder wie die USA aus Angst, ihre Wirtschaft zu lähmen, nur sehr langsam, was die Gefährlichkeit der Pandemie massiv verschärfte und zu übereilten und unorganisierten extremen Maßnahmen wie Lockdowns usw. zwang.

- Die kapitalistischen Staaten sind ausnahmslos auf die gleiche Weise gegen die Arbeiterklasse vorgegangen: Restriktionen ohne jegliche Planung mit Hilfe von Repression; Schließung von Versorgungszentren ohne Rücksicht auf die wirtschaftlichen Bedingungen der Arbeiter; Aufrechterhaltung von Produktions- und Dienstleistungsarbeiten ohne Rücksicht auf das Leben der Arbeiter*innen, wie es bei den Beschäftigten des Gesundheitswesens in allen Ländern der Fall war (es wird geschätzt, dass 17.000 Beschäftigte des Gesundheitswesens an COVID gestorben sind und allein in Amerika 570.000 infiziert wurden.[5]

- Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die WHO (Weltgesundheitsorganisation) gegründet, die eine gewisse Koordinierung zwischen den Staaten bei der Bekämpfung von Epidemien ermöglichte; angesichts der Pandemie wurde die WHO jedoch ignoriert, und jeder Staat ging seinen eigenen Weg, was zu mehr Ansteckungen und Todesfällen führte und ein organisiertes Vorgehen verhinderte. Dies ist ein deutlicher Ausdruck des Fortschreitens des kapitalistischen Zerfalls.[6]

- Der Streit um die Herstellung und Verteilung des Impfstoffs ist Ausdruck des Chaos und der Fäulnis der Bourgeoisie. Angesichts der Wirtschaftskrise werden solche Konflikte um unmittelbare Interessen zwischen den bürgerlichen Fraktionen noch schärfer zu Tage treten.

Der 24. Kongress kam zum Schluss, dass die Pandemie nicht lediglich eine "Katastrophe" ist oder nur als Gesundheitskrise betrachtet werden kann (wie sie in vorkapitalistischen Produktionsweisen und selbst noch im Kapitalismus des 19. Jahrhunderts periodisch auftraten). Es handelt sich um eine globale Krise – gesundheitlich, wirtschaftlich, sozial und politisch, aber auch moralisch und ideologisch, bei allem, was sie offenbart hat. Es handelt sich um eine Krise des kapitalistischen Zerfalls als Produkt der Akkumulation von Widersprüchen des Systems in den letzten 30 Jahren, wie es in unserem Bericht über Pandemie und Zerfall für den 24. Kongress[7]  heißt. Konkret ist die Pandemie das Ergebnis:

- des Abbaus des Gesundheitssystems in allen Ländern der Welt. Zudem wussten die Staaten seit Beginn des 21. Jahrhunderts um die Ausbreitung von Epidemien wie EBOLA, SARS usw., dennoch wurden die Budgets für Gesundheitsdienste und wissenschaftliche Forschung gekürzt. Dies steht im Gegensatz zu der exorbitanten Erhöhung der Rüstungsetats und der Aufstockung der Repressionskräfte.
- Viruserkrankungen wie COVID-19 sind auch die Folge der Lebensbedingungen großer Teile der Arbeiterklasse in allen Ländern, da diese Proletarisierten gezwungen sind, in überfüllten und unhygienischen Räumen zu leben.

- Die Irrationalität der kapitalistischen Produktion, bei der ausschließlich der Profit im Vordergrund steht, verwüstet Wälder, Flüsse und Meere. Insbesondere die Zerstörung der Wälder verändert auf gefährliche Weise die "biologische Kette" zwischen Tieren, Pflanzen und Menschen mit unvorhersehbaren Folgen. – Die meisten Wissenschaftler führen die Entstehung von COVID 19 auf diese Ursache zurück.

Die IKS steht mehr oder weniger allein mit der Verteidigung der Theorie des Zerfalls. Andere Gruppen der kommunistischen Linken lehnen sie völlig ab, entweder, wie im Fall der Bordigisten, weil sie nicht akzeptieren, dass der Kapitalismus ein System im Niedergang ist (oder bestenfalls in diesem Punkt inkonsequent und zweideutig sind); oder, wie im Fall der Internationalistischen Kommunistischen Tendenz, weil das Reden über eine "letzte" Phase des Kapitalismus viel zu apokalyptisch klinge, oder weil die Definition des Zerfalls als Abstieg ins Chaos eine Abweichung vom Materialismus sei, der nach Ansicht der IKT die Wurzeln jedes Phänomens in der Wirtschaft und vor allem in der Tendenz zum Fall der Profitrate zu finden versucht.“ (Resolution zur internationalen Lage, 24. Kongress der IKS, Punkt 2).

Die Resolution zu den Aktivitäten des 24. Kongresses unterstreicht, dass "die Covid-19-Pandemie, die Anfang 2020 begann, die Beschleunigung der Auswirkungen des gesellschaftlichen Zerfalls des Kapitalismus auf eindrucksvolle Weise bestätigt".

Im Zusammenhang mit der Pandemiekrise zeigt sich, dass der Zerfall weiter fortgeschritten ist: 1) er hat die zentralen Länder, insbesondere die USA, erfasst; 2) es gibt eine Kombination und Gleichzeitigkeit zwischen den Auswirkungen des Zerfalls, im Gegensatz zu früheren Perioden, als sie lokal begrenzt waren und sich nicht gegenseitig beeinflussten. Das Jahrzehnt der 2020er Jahre ist voller großer Ungewissheiten, häufigerer und zusammenhängender Katastrophen, das Abgleiten des Kapitalismus in die Barbarei wird ein immer erschreckenderes Gesicht bekommen.

Die Perspektive des Klassenkampfes

Die Perspektiven für das Proletariat müssen im Rahmen des kapitalistischen Zerfalls analysiert werden. In der von unserem letzten Kongress angenommenen Resolution zum Kräfteverhältnis zwischen den Klassen[8] wurden die Schwierigkeiten und Schwächen der Arbeiterklasse in den letzten 30 Jahren aufgezeigt. Die IKS hat erkannt, dass seit den 1990er Jahren, nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und mit dem Beginn des Zerfalls, die Zunahme der Schwierigkeiten des Proletariats, die Kampagnen über den "Tod des Kommunismus", das "Verschwinden der Arbeiterklasse" und die Auswirkungen des Zerfalls Auswirkungen auf die Identität der Klasse hatten. Aber die IKS hat auf ihrem 24. Kongress wie schon auf früheren Kongressen bekräftigt, dass die Arbeiterklasse nicht geschlagen ist:

„Trotz der enormen Probleme, vor denen das Proletariat steht, lehnen wir die Vorstellung ab, dass die Klasse bereits im Weltmaßstab besiegt sei oder kurz vor einer solchen Niederlage stehe, die mit der der Konterrevolution vergleichbar wäre, einer Niederlage, von der sich das Proletariat möglicherweise nicht mehr erholen könne. Das Proletariat als ausgebeutete Klasse kann nicht umhin, durch die Schule der Niederlagen zu gehen, aber die zentrale Frage ist, ob das Proletariat bereits so sehr vom unerbittlichen Vormarsch der Zerfallsphase überwältigt worden ist, dass sein revolutionäres Potenzial effektiv untergraben worden ist. Die Einschätzung einer solchen Niederlage in der Zerfallsphase ist eine weitaus komplexere Aufgabe als in der Periode vor dem Zweiten Weltkrieg, als sich das Proletariat offen gegen den Kapitalismus erhoben hatte und durch eine Reihe von schweren Niederlagen zerschlagen wurde (...)(Resolution zur internationalen Lage, 24. Kongress, Punkt 28).

Es liegt auf der Hand, dass wir unsere analytischen Fähigkeiten schärfen müssen, um diese Situation des "no return" zu erkennen, denn „Wie wir bereits in Erinnerung gerufen haben, birgt die Zerfallsphase in der Tat die Gefahr, dass das Proletariat einfach nicht reagiert (...)(ebenda).

Demgegenüber behaupten wir, „dass es immer noch genügend Beweise gibt, die zeigen, dass trotz des unzweifelhaften "Voranschreitens" der Zerfallsphase, trotz der Tatsache, dass die Zeit nicht mehr zugunsten der Arbeiterklasse läuft, das Potential für eine tiefgreifende proletarische Wiederbelebung – die zu einer Wiedervereinigung zwischen der ökonomischen und der politischen Dimension des Klassenkampfes führt – nicht verschwunden ist“.

Der Kongress analysierte die "kleinen, aber bedeutsamen Anzeichen einer unterirdischen Reifung des Bewusstseins, die sich in einem Versuch des globalen Nachdenkens über das Scheitern des Kapitalismus und der Notwendigkeit einer anderen Gesellschaft in einigen Bewegungen zeigte (insbesondere in derjenigen der Indignados 2011), aber auch durch das Auftauchen von jungen Leuten, die nach Klassenpositionen suchen und sich dem Erbe der Kommunistischen Linken zuwenden“.
Wir müssen auch bedenken, dass die Lage der Arbeiterklasse nicht dieselbe ist wie nach dem Zusammenbruch des russischen Blocks und der Bestätigung des Zerfalls durch die Ereignisse im Jahr 1989. Damals konnte die Bourgeoisie diese Ereignisse als Beweis für den Tod des Kommunismus, für den Sieg des Kapitalismus und den Beginn einer strahlenden Zukunft für die Menschheit darstellen. Dreißig Jahre Zerfall haben diese ideologische Täuschung ernsthaft untergraben, und insbesondere die Pandemie hat die Verantwortungslosigkeit und Fahrlässigkeit aller kapitalistischen Regierungen und die Realität einer Gesellschaft offenbart, die von tiefen wirtschaftlichen Spaltungen geplagt ist und in der wir keineswegs "alle in einem Boot sitzen". Im Gegenteil, die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen haben die Bedingungen der Arbeiterklasse offengelegt, sowohl als Hauptopfer der Gesundheitskrise als auch als Quelle aller Arbeit und aller materiellen Produktion und insbesondere als Erfüllerin der Grundbedürfnisse der Menschheit. Dies kann die Grundlage für eine zukünftige Wiederherstellung der Klassenidentität sein. Zusammen mit der zunehmenden Einsicht, dass der Kapitalismus eine völlig überholte Produktionsweise ist, hat dies bereits zur Entstehung von politisierten Minderheiten beigetragen, deren Anliegen vor allem darin besteht, die dramatische Situation der Menschheit zu verstehen.
Trotz der sozialen Atomisierung aufgrund des Zerfalls, trotz der bewussten Versuche, die Arbeitskräfte durch Strategeme wie die grüne Wirtschaft oder ideologische Kampagnen aufzuspalten, die darauf abzielen, die besser ausgebildeten Teile des Proletariats als "Mittelschicht" und in Richtung Individualismus Neigende darzustellen, bleiben die Arbeiter und Arbeiterinnen eine Klasse, die in den letzten Jahren zahlenmäßig zugenommen hat und global vernetzt ist, doch mit dem Voranschreiten  des Zerfalls ist es auch wahr, dass die Atomisierung und soziale Isolation zunimmt. Dies ist ein Faktor, der es der Arbeiterklasse vorerst erschwert, ihre eigene Klassenidentität zu erleben. Nur durch die Kämpfe der Arbeiterklasse auf ihrem eigenen Klassenterrain wird sie in der Lage sein, ihre kollektive Aktion zu entfalten, welche die kollektive Kraft ankündigt, die das Proletariat im Weltmaßstab haben muss, um den Kapitalismus zu stürzen.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter werden vom Kapital im Produktionsprozess zusammengebracht, die assoziierte Arbeit findet dort zwar unter Zwang statt, aber der revolutionäre Charakter des Proletariats beinhaltet, diese Bedingungen in einem kollektiven Kampf dialektisch aufzuheben. Der kollektive Kampf gegen die Ausbeutung, der von dem aus dem Proletariat hervorgehenden kommunistischen Bewusstsein geleitet wird, enthält das Potenzial für die Befreiung des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit, denn eine Gesellschaft, die das gesamte Potenzial der assoziierten Tätigkeit bewusst nutzen kann und für die das Weltproletariat kämpfen muss, ist die kommunistische Gesellschaft.

Die Debatte – eine Stärke der revolutionären Organisation

„Im Gegensatz zur bordigistischen Auffassung darf die Organisation der Revolutionäre nicht "monolithisch" sein. Wenn es Divergenzen in ihren Reihen gibt, spiegelt das die Tatsache wider, daß es sich um eine lebendige Organisation handelt, die nicht immer eine unmittelbare, fest geformte Antwort auf die Probleme hat, vor denen die Klasse steht. Der Marxismus ist weder ein Dogma, noch ein Katechismus. Er ist ein theoretisches Instrument einer Klasse, die mittels ihrer Geschichte und im Hinblick auf ihre historische Zukunft schrittweise - Höhen und Tiefen durchlaufend - zu einer Bewußtwerdung hin voranschreitet, die die unabdingbare Vorbedingung ihrer Befreiung ist.“[9]

Seit dem 23. Internationalen Kongress der IKS wurden Meinungsverschiedenheiten zu verschiedenen Fragen diskutiert: führen die imperialistischen Spannungen zu einem neuen Weltkrieg, ist das Proletariat bereits besiegt? Was ist die Aufgabe der Organisation im Moment? Dies führt zu der Frage, was die Aktivität ähnlich einer Fraktion[10] in der gegenwärtigen Zerfallsphase bedeutet.

Die Divergenzen bei der Analyse der internationalen Lage fanden ihren ersten öffentlichen Ausdruck in dem Dokument „Divergenzen mit der Resolution zur internationalen Lage auf dem 23. Kongress der IKS“[11]. Die Resolution zu den Aktivitäten unseres jüngsten Kongresses unterstreicht: "Die Organisation hat sich auf allen Ebenen – auf dem Kongress, auf Sitzungen der Zentralorgane, auf Sektionstreffen und in etwa 45 Einzelbeiträgen in internationalen Bulletins in den letzten vier Jahren – bemüht, auf die Divergenzen der Genossinnen und Genossen einzugehen, und hat auch begonnen, die Debatte nach außen zu veröffentlichen. Das Bemühen der Organisation, den Divergenzen in dieser Zeit zu begegnen, ist Ausdruck eines positiven Willens, die Verteidigung ihrer Positionen und Analysen in Polemiken zu verstärken".

Die Divergenzen wurden auf dem 24. Kongress weiter erläutert:

- Bereitet die Polarisierung der imperialistischen Spannungen, vor allem zwischen den USA und China, nicht den Weg zu einem Dritten Weltkrieg?

- Sind die brutalen Maßnahmen, die von den Staaten ergriffen werden, nicht ein verdecktes Mittel, um die Bevölkerung auf einen imperialistischen Weltkrieg vorzubereiten?

- Ist die Pandemie ein "gesellschaftlich-natürliches" Phänomen, das die Staaten zur Kontrolle der Bevölkerung ausnutzen können, oder drückt sie vor allem den allgemeinen Zerfall des Kapitalismus aus und beschleunigt ihn?

- Wie kann das Proletariat diese schwierige historische Lage bewältigen? Braucht es zunächst ein klares Bewusstsein darüber, was der Kommunismus ist? Oder ist die Entwicklung seiner Kämpfe auf seinem Klassenterrain nötig, wodurch die Reifung seines Bewusstseins und die Stärkung der Interventionsfähigkeit seiner kommunistischen Organisationen ermöglicht werden?

Diese und andere Fragen wurden auf dem Kongress erörtert und werden im Bemühen um größtmögliche Klarheit in Diskussionspapieren öffentlich dargelegt. Dies ist eine Praxis der Arbeiterbewegung, die die IKS sehr ernst genommen hat, wie der oben zitierte Text zeigt:

Weil die Debatten, die in der Organisation stattfinden, im allgemeinen die ganze Arbeiterklasse betreffen, müssen diese auch nach Außen getragen werden, wobei aber die folgenden Bedingungen eingehalten werden müssen:

- Diese Debatten betreffen allgemeine politische Fragen und sie müssen einen ausreichenden Reifegrad erreicht haben, damit ihre Veröffentlichung einen wirklichen Beitrag zur Bewußtseinsentwicklung der Arbeiterklasse liefert.

- Die Bedeutung und der Raum für diese Debatten darf das allgemeine Gleichgewicht der Publikationen nicht stören.

- Die Organisation als Ganzes entscheidet und übernimmt die Veröffentlichung dieser Publikationen entsprechend den gültigen Kriterien, die auch für das Schreiben irgendeines anderen Artikels in der Presse angewandt werden: der Grad der Klarheit und der Redaktionsform, das Interesse, das er für die Arbeiterklasse darstellt.“ (Bericht zur Struktur und Funktionsweise der Organisation der Revolutionäre)

Die Säulen für den Aufbau der Organisation

Der Kongress zog eine positive Bilanz der Tätigkeit der Organisation in den letzten zwei Jahren und hob insbesondere die Solidarität mit allen Genossen hervor, die von der Pandemie oder von den schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen der Zwangsmaßnahmen betroffen waren (eine ganze Reihe von Genossinnen und Genossen verlor ihre Existenzgrundlage).

Diese positive Bilanz sollte uns nicht dazu veranlassen, unsere Wachsamkeit zu verringern. Die kommunistische Organisation steht unter mehrfachem Druck, Errungenschaften – die teuer erkauft wurden – können schnell verloren gehen. In der vom Kongress verabschiedeten Aktivitätenresolution heißt es: "Die Beschleunigung des Zerfalls wirft wichtige Probleme auf der Ebene der Militanz, der Theorie und der Organisationsstruktur auf".

Diese Probleme sind nicht neu, sie sind Ausdruck der Auswirkungen des Zerfalls auf das Funktionieren und die Militanz der kommunistischen Organisationen, denn: „Die verschiedenen Elemente, die die Stärke des Proletariats ausmachen, stoßen direkt mit den verschiedenen Facetten dieses ideologischen Zerfalls zusammen:

- Das kollektive Handeln und die Solidarität stoßen mit der Atomisierung, dem "Jeder für sich", dem "Frechheit zahlt sich aus" zusammen.

- Das Bedürfnis nach Organisierung steht dem gesellschaftlichen Zerfall entgegen, der Zerstörung von Beziehungen, die erst ein gesellschaftliches Leben ermöglichen.

- Die Zuversicht in die Zukunft und in die eigenen Kräfte wird ständig untergraben durch die allgemeine Hoffnungslosigkeit, die in der Gesellschaft durch den Nihilismus, durch die Ideologie des "No future" immer mehr überhand nimmt.

- Das Bewußtsein, die Klarheit, die Kohärenz und Einheit im Denken, der Sinn für Theorie müssen sich mühsam ein Weg bahnen inmitten der Flucht in Trugbilder, der Drogen, Sekten, des Mystizismus, der Verweigerung des Nachdenkens und der Zerstörung des Denkens, die unsere Epoche charakterisieren.“ (Der Zerfall: die letzten Phase der Dekadenz des Kapitalismus, These 13)

Angesichts dieser Gefahren besteht unsere Aufgabe vor allem darin, uns auf die Zukunft vorzubereiten. Das grundlegende Ziel der IKS, eine Brücke zur künftigen kommunistischen Weltpartei des Proletariats zu schlagen, wurde auf ihrem Gründungskongress 1975 festgelegt und auf dem 23. Kongress bekräftigt. Aber der Charakter dieses Ziels hat sich in den letzten Jahren durch mehrere Faktoren verschärft: die Beschleunigung des Zerfalls und die Schwierigkeiten des Klassenkampfes des Proletariats verschärfen zunehmend die Herausforderungen für die Organisation der Revolutionäre; die Überalterung und gleichzeitig das Auftauchen neuer Mitglieder, die sich der Organisation im Rahmen des Zerfalls anschließen; die zunehmenden Angriffe des politischen Parasitentums gegen die Organisation; das Gewicht des Opportunismus und Sektierertums in den Gruppen, die der Kommunistischen Linken entstammen.

Der 24. Kongress der IKS war in der Lage, die Perspektive, die Schwierigkeiten und die Gefahren zu erkennen, mit denen sie konfrontiert ist, und hat eine Reihe von Pfeilern für ihre Rolle bei der Transmission definiert, die die Orientierung für den nächsten Zeitraum sein werden. Angesichts dieser Situation kann die Vorbereitung der Zukunft jedoch nur so verstanden werden, dass wir gegen den Strom schwimmen müssen.

Historisch gesehen, konnte sich die marxistische Bewegung nur entwickeln, indem sie sich erfolgreich mit bedeutsamen Ereignissen auseinandersetzte. Und sie war daher auf einen Kampfgeist angewiesen, auf den Willen, alle Hindernisse zu überwinden, die die bürgerliche Gesellschaft ihr in den Weg stellt. Die Erfahrung der IKS ist in dieser Hinsicht nicht anders. Die Organisationen, die in der Geschichte eine überragende Rolle spielen sollen, mussten sich in echten Feuerproben bewähren: Die marxistische Strömung in der Mitte des 19. Jahrhunderts war trotz der Inhaftierung, des Exils und der großen Armut ihrer Mitglieder nach der Niederlage von 1848 das Sprungbrett für die Gründung der Ersten Internationale in den 1860er Jahren. Bilan und die GCF (Gauche Communiste de France) haben die Prüfungen der Konterrevolution des Stalinismus der 1930er, 40er und 50er Jahre, Faschismus und Antifaschismus und den imperialistischen Zweiten Weltkrieg durchgestanden, um die revolutionäre Flamme für künftige Generationen am Leben zu erhalten. Es ist klar, dass die Zerfallsphase der Lackmustest für die IKS ist.

Die Fähigkeit, die Welt und die historische Situation zu analysieren, ist eine der Säulen unserer unmittelbaren Perspektive; die marxistische Methode des historischen Materialismus und die ständige Bezugnahme auf das Erbe früherer Errungenschaften sowie die Auseinandersetzung mit den Divergenzen sind Teil der Vorbereitung auf die Zukunft. Kurz gesagt, die Säulen der Intervention, der theoretischen Vertiefung, der Stärkung und der Verteidigung der Organisation stehen im Zusammenhang mit der Rolle der Transmission bei der Vorbereitung der zukünftigen kommunistischen Weltpartei des Proletariats.

Zur Vorbereitung auf die Zukunft gehört auch der kompromisslose Kampf gegen den politischen Parasitismus. Die Anstrengungen der letzten Jahre zeigen die Notwendigkeit, den Kampf gegen den politischen Parasitismus fortzusetzen und ihn bloßzustellen, so wie es die IKS vor der Arbeiterklasse, unseren Kontakten und dem Milieu der Kommunistischen Linken getan hat.

Der Kampf gegen den Opportunismus in den Organisationen der Kommunistischen Linken, verknüpft mit dem Kampf gegen den politischen Parasitismus[12], wird in der nächsten Zeit wichtig sein. Es besteht die große Gefahr, dass das Potenzial der zukünftigen Einheit der Revolutionäre verloren geht und verkümmert. Die Erfahrung der Verteidigung der Organisation gegen Angriffe und zum Durchbrechen des Sperrrings um die IKS während der letzten zwei Jahre zeigt, dass der Kampf gegen Opportunismus und Sektierertum gleichbedeutend ist mit der Verteidigung unserer Geschichte und der Kenntnis dieser Geschichte.

In der kommenden Zeit will die IKS die Presse verbessern. In den letzten Jahrzehnten hat das Bemühen um Polemiken mit dem proletarischen politischen Milieu in unseren Reihen nachgelassen. In der nächsten Zeit beabsichtigt die Organisation, diese Situation wenden, und unsere fraktionsähnliche Arbeit beinhaltet auch die Vorbereitung auf die Zukunft, indem wir die Polemik ausweiten und uns von der ersten Phase von Iskra oder den ersten Ausgaben von Internationalisme inspirieren lassen, die der Polemik gegen Vercesi und seiner opportunistischen Strömungen gewidmet waren. Als Antwort auf die Fäulnis der bürgerlichen Ideologie, auf den Obskurantismus ihrer Mystifikationen, muss unsere Presse als Orientierung der wissenschaftlichen Theorie und Rationalität fungieren, um der Arbeiterklasse eine konkrete Perspektive für den Sturz des Kapitalismus zu bieten. Wir müssen unseren Vertrieb sowohl der Papierpresse wie der digitalen Publikationen verstärken.

Die Perspektive des Kommunismus liegt in der Vorbereitung auf die Zukunft

Durch das Ziehen von Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit, durch den unerbittlichen Kampf gegen das politische Parasitentum und den Opportunismus, durch das frühzeitige Erkennen der ständigen Entwicklungen der historischen Entwicklung, durch die Verteidigung der Organisation und ihrer einheitlichen, vereinigten und zentralisierten Arbeitsweise, hat der 24. Kongress sich die Vorbereitung auf die Zukunft zur Aufgabe gesetzt. Dies setzt aber voraus, dass man sich kritisch auf die historische Kontinuität der kommunistischen Organisationen beruft, wie es in der Aktivitätsresolution des Kongresses heißt:

Im stürmischen Übergang in die Zukunft der "Kriege und Revolutionen" erklärte Rosa Luxemburg auf dem Gründungskongress der Kommunistischen Partei Deutschlands 1919, dass die Partei unter das Banner des Marxismus‘ zurückkehre. Als sich die Arbeiterklasse in Russland zum ersten Mal in der Geschichte darauf vorbereitete, den bürgerlichen Staat zu stürzen, erinnerte Lenin an die Errungenschaften von Marx und Engels in Staat und Revolution zur Frage des Staates. (...) Die IKS muss, während sie sich auf die beispiellose Instabilität und Unvorhersehbarkeit der Fäulnis des Weltkapitalismus vorbereitet, das Erbe, das kämpferische Beispiel und die organisatorische Erfahrung von Marc Chirik[13], dreißig Jahre nach seinem Tod, zurückgewinnen. Das heißt, zur Tradition und Methode der Kommunistischen Linken zurückkehren (...) Diese Tradition lebt weiter und muss kritisch wieder aufgegriffen werden, sie ist in der Tat die einzige, die die IKS und die Arbeiterklasse durch die bevorstehende Feuerprobe führen kann.

IKS, Dezember 2021

 

 

[1] Wir hielten es für sinnvoll, den Kongressunterlagen einen Bericht über die imperialistischen Konflikte beizufügen, der kürzlich auf einer Sitzung des internationalen Zentralorgans der IKS angenommen wurde.

[2] Alle Ausbeutungsformen, die dem Kapitalismus vorausgingen (Sklaverei, Feudalismus, asiatische Despotie), haben auf verbrecherische Weise mit dem Leben Tausender von Menschen gespielt, aber der Kapitalismus hat diese Barbarei zu ihren extremsten Ausprägungen gebracht. Was ist ein imperialistischer Krieg? Millionen von Menschen werden als Kanonenfutter für die schmutzigen wirtschaftlichen und imperialistischen Interessen von Nationen, Staaten, Kapitalisten benutzt, d.h. sie sind Spielzeug in den Händen des Kapitalismus. Es ist daher nichts Neues, wenn die Regierungen die Handhabung der Pandemie als ein Spiel betrachten, bei dem sie verantwortungslos mit dem Leben von Millionen von Menschen umgehen.

[6] Der Kapitalismus basiert, wie wir oben festgestellt haben, auf dem Wettbewerb bis zum Tod zwischen Staaten und zwischen Kapitalisten, daher ist das "Jeder für sich" in seine DNA eingeschrieben, aber dieses Merkmal hat sich mit der kapitalistischen Zerfallsphase in einem noch nie dagewesenen Ausmaß verschärft.

[11] Interne Debatte in der IKS über die internationale Lage, zu finden auf unserer Webseite unter IKSonline 2021

[13] Marc Chirik: Wichtigster Mitgründer der IKS, der sich vor allem durch seine Fähigkeit auszeichnete, die theoretischen Errungenschaften der revolutionären Bewegung am Leben zu erhalten, insbesondere die von der Linksfraktion der Kommunistischen Partei Italiens ausgearbeiteten. So konnte er sich bei der Analyse der Entwicklung der Weltlage kritisch und klar orientieren. Dieses politische "Gespür", das auf der umfassenden Analyse des Kräfteverhältnisses zwischen den Klassen beruhte, ermöglichte es ihm, bestimmte "Dogmen" der Arbeiterbewegung in Frage zu stellen, ohne dabei vom marxistischen Ansatz und der Methode des historischen Materialismus abzurücken, sondern sie vielmehr in der Dynamik der Entwicklung der konkreten historischen Realität zu verankern. Vgl. dazu unsere Artikel: MARC: Von der Oktoberrevolution 1917 bis zum 2. Weltkrieg (IKSonline Dezember 2006) und MARC: Vom 2. Weltkrieg bis zur Gegenwart, International Review 66 (engl./frz./span. Ausgabe).

Rubric: 

Internationale Revue 57